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Ehrenamt

 
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frausch
Wurschtist



Anmeldungsdatum: 04.02.2009
Beiträge: 370
Wohnort: Thoiry

Beitrag(#1285916) Verfasst am: 10.05.2009, 11:32    Titel: Ehrenamt Antworten mit Zitat

Anlässlich der ARD-Woche des Ehrenamtes stelle ich mir die Frage, ob die Tatsache, dass es so viel ehrenamtliches Engagement gibt überhaupt so erfreulich ist. Es zeigt doch, dass offensichtlich Arbeit, die der Herstellung von mehr oder weniger sinnvollen Konsumgütern dient bezahlt wird, aber für die Tätigkeiten von Ehrenamtlichen kein Geld da ist.

Schließlich beschränkt sich die Tätigkeit von Ehrenamtlichen nicht auf die Buchführung von Kaninchenzüchterverein, sondern beinhaltet teilweise sehr wichtige aufgaben im sozialen Bereich und auch im Bereich der Notfallhilfe.

Ich habe da den Eindruck, dass angesichts von 3-4 Millionen Arbeitslosen, die Notwendigkeit des Ehrenamtes ein Symptom ist, dass in unserem Wirtschaftssystem irgend etwas faul ist.
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Ich bin kein Troll, ich denke wirklich so!

Ich brauch kein Gegenargument, Ich bin ja selber dagegen (Gerhard Polt).
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1285921) Verfasst am: 10.05.2009, 11:41    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

Ehrenamtliche sind überall dort ein Problem, wo sie Qualifizierten Konkurrenz machen und der öffentlichen Hand einen Grund geben, letztere eben nicht zu beschäftigen.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1285924) Verfasst am: 10.05.2009, 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

Ergänzung: sie sind auch dort ein Problem, wo Aufgaben,die eigentlich der Staat leisten müsste, an Ehrenamt lich Tätige und deren übergeordnete Verbände wie etwa den Kirchen delegiert.

Mal krass gesagt: Um Arbeit/ Arbeitslosengeld beim neutralen Staat (der nur die relevanten Fakten bewerten darf) betteln zu müssen, ist erniedrigend genug. Siehe Erfahrungsbericht der deaktivierten Holly Blue; und die wurde bestimmt nicht so behandelt, weil sie wie ein ungepflegter, arbeitsunwilliger Suffkopf wirkt.

Wenn sowas aber in Form von Armenfürsorge beispielsweise an christliche Institutionen unter der Aufsicht eines fiktiven mildtätigen toleranten Christen - ich nenn ich jetzt mal Waagler, damit ihr auch wisst was ich meine - delgiert wird, dann Gnade einem buchstäblich Gott.

Oder besser gesagt: die Wahl ist dann verhungern oder sich selbst jeglicher Würde zu berauben.

Nun ist es so weit ja noch nicht, aber in anderen bereichen ist es so.
Beispielsweise bei der Kindergartenplatzsuche.
Gut, das ist jetzt vllt offtopic, weil es dort ehrenamtlich tätige Mütter auch in anderen Kitas gibt und die in städtischen Einrichtungen vielleicht nicht derart mißbraucht werden, wie ich es in einer christlichen erlebt habe.

Aber das Problem ist dasselbe: derStaat zeiht sich zurück und delegiert die Aufgaben an jene, die willig sind sie vermeintlich kostengünstig zu leisten, ohne an die Folgekosten zu denken, die nicht nur im Ideeellen (<- schreibt man das jetzt so ?) um ein vielfaches höher sind.
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frausch
Wurschtist



Anmeldungsdatum: 04.02.2009
Beiträge: 370
Wohnort: Thoiry

Beitrag(#1285938) Verfasst am: 10.05.2009, 12:22    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Ehrenamtliche sind überall dort ein Problem, wo sie Qualifizierten Konkurrenz machen und der öffentlichen Hand einen Grund geben, letztere eben nicht zu beschäftigen.


Warum nur den Qualifizierten? Gerade unter den wenig Qualifizierten ist das Risiko der arbeitslos zu werden sehr hoch.

@Noseman: Die Frage nach der Würde kommt noch dazu: Eine Erungenschaft eines Sozialstaates ist es, dass Menschen, die in Not geraten ein Recht haben, dass ihnen Geholfen wird, und nicht um Almosen betteln müssen.
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1286206) Verfasst am: 10.05.2009, 20:56    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

frausch hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Ehrenamtliche sind überall dort ein Problem, wo sie Qualifizierten Konkurrenz machen und der öffentlichen Hand einen Grund geben, letztere eben nicht zu beschäftigen.


Warum nur den Qualifizierten? Gerade unter den wenig Qualifizierten ist das Risiko der arbeitslos zu werden sehr hoch.


Mag sein, aber man findet vielleicht auch schneller was neues. Ob nun jemand Parks säubert oder Wohnungen putzt, ist ja kein so großer Unterschied.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1286358) Verfasst am: 11.05.2009, 02:56    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
frausch hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Ehrenamtliche sind überall dort ein Problem, wo sie Qualifizierten Konkurrenz machen und der öffentlichen Hand einen Grund geben, letztere eben nicht zu beschäftigen.


Warum nur den Qualifizierten? Gerade unter den wenig Qualifizierten ist das Risiko der arbeitslos zu werden sehr hoch.


Mag sein, aber man findet vielleicht auch schneller was neues. Ob nun jemand Parks säubert oder Wohnungen putzt, ist ja kein so großer Unterschied.


Das ist ein Unterschied. In Wohnungen lässt man nur Leuten rein, denen man vertraut, und putzen lässt man auch nur die, denen man das zutraut.
Arbeit im Park wiederum ist körperlich nicht ganz unanstrengend und witterungsbedingt auch nicht für jeden leistbar, insbesondere oft nicht für ältere Menschen.

Viele Langzeitsarbeitslose erhalten schon allein deswegen keine Jobs, weil man allein aufgrund der längeren Arbeitslosigkeit ihnen nicht einmal geringstqualifizierte Tätigkeiten zugetraut werden.

Und die Konkurrenz auf einen Job mit niedriger Qualifikation besteht prinzipiell aus allen Arbeitslosen, weil jeder ja zumutbare Jobs annehmen muss und auch schon bei ALG I die Qualifikation bei der Beurteilung der Zumutbarkeit keine Rolle spielt.
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vrolijke
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Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1286414) Verfasst am: 11.05.2009, 09:55    Titel: Antworten mit Zitat

Heute abend 17.05 Uhr im Forum auf SDR2 gehts um Ehrenamt.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
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Beitrag(#1286461) Verfasst am: 11.05.2009, 11:36    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

frausch hat folgendes geschrieben:
Ich habe da den Eindruck, dass angesichts von 3-4 Millionen Arbeitslosen, die Notwendigkeit des Ehrenamtes ein Symptom ist, dass in unserem Wirtschaftssystem irgend etwas faul ist.


Wenn staatliche Aufgaben, die eigentlich für reguläre Beschäftigungsverhältnisse geeignet sind, an Ehrenämter delegiert werden, liegt das nur mittelbar am Wirtschaftssystem und zwar über den Umweg des Staats-/der Länderhaushalte/s. Die Tätigkeiten von Ehrenamtlichen sind m.E. - auch vom Volumen her - in dieser Hinsicht unser geringstes Problem.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1286482) Verfasst am: 11.05.2009, 12:15    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
frausch hat folgendes geschrieben:
Ich habe da den Eindruck, dass angesichts von 3-4 Millionen Arbeitslosen, die Notwendigkeit des Ehrenamtes ein Symptom ist, dass in unserem Wirtschaftssystem irgend etwas faul ist.


Wenn staatliche Aufgaben, die eigentlich für reguläre Beschäftigungsverhältnisse geeignet sind, an Ehrenämter delegiert werden, liegt das nur mittelbar am Wirtschaftssystem und zwar über den Umweg des Staats-/der Länderhaushalte/s. Die Tätigkeiten von Ehrenamtlichen sind m.E. - auch vom Volumen her - in dieser Hinsicht unser geringstes Problem.


Bei einem Ehrenamt wie "Schöffe" ists sinnvoll, wenn es von Leute wahrgenommen wird die sonst ganz was anderes machen. Die sind auf jeden Fall nicht "betriebsblind".
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frausch
Wurschtist



Anmeldungsdatum: 04.02.2009
Beiträge: 370
Wohnort: Thoiry

Beitrag(#1287087) Verfasst am: 12.05.2009, 08:50    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
frausch hat folgendes geschrieben:
Ich habe da den Eindruck, dass angesichts von 3-4 Millionen Arbeitslosen, die Notwendigkeit des Ehrenamtes ein Symptom ist, dass in unserem Wirtschaftssystem irgend etwas faul ist.


Wenn staatliche Aufgaben, die eigentlich für reguläre Beschäftigungsverhältnisse geeignet sind, an Ehrenämter delegiert werden, liegt das nur mittelbar am Wirtschaftssystem und zwar über den Umweg des Staats-/der Länderhaushalte/s. Die Tätigkeiten von Ehrenamtlichen sind m.E. - auch vom Volumen her - in dieser Hinsicht unser geringstes Problem.


Ich sehe das Durchaus als ein Problem unseres Wirtschaftssystems. Denn es gehört zu diesem System, dass Investmentbanker und Werbetexter für ihre Tätigkeit hoch bezahlt werden, aber für einige Tätigkeiten im Sozialbereich und in der Notfallhilfe kein Geld da ist.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1287121) Verfasst am: 12.05.2009, 10:21    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

frausch hat folgendes geschrieben:
Ich sehe das Durchaus als ein Problem unseres Wirtschaftssystems. Denn es gehört zu diesem System, dass Investmentbanker und Werbetexter für ihre Tätigkeit hoch bezahlt werden, aber für einige Tätigkeiten im Sozialbereich und in der Notfallhilfe kein Geld da ist.


Nein, es gehört in der Tat zwingend zum System, dass einige Arbeiten schlechter bezahlt werden als andere. Welche das sind ist aber mehr oder weniger optional, insbesondere wenn man so Dinge behauptet wie "für XYZ ist kein Geld da".

(Eigentlich sollte das System ja dafür Sorge tragen, dass für dinge die gebraucht werden auch Geld da ist ... hier denke ich liegt es eher daran, wer glaubt, was zu brauchen.)
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1287550) Verfasst am: 12.05.2009, 20:42    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

frausch hat folgendes geschrieben:
Ich sehe das Durchaus als ein Problem unseres Wirtschaftssystems. Denn es gehört zu diesem System, dass Investmentbanker und Werbetexter für ihre Tätigkeit hoch bezahlt werden, aber für einige Tätigkeiten im Sozialbereich und in der Notfallhilfe kein Geld da ist.


Das meinte ich mit "mittelbar". Allerdings ist nicht jedes Ehrenamt ein potentieller bezahlter Arbeitsplatz und diejenigen, die es sind, schlagen sicher nicht besonders durch, angesichts deutlich gravierender Auswirkungen dieses Wirtschaftssystems.
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1287608) Verfasst am: 12.05.2009, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt auch andere wenig bis gar nicht bezahlte Tätigkeiten.

In Österreich gibt es viele ausgezeichnete Chöre, deren Chorleiter das zum Spaß oder für ein symbolisches Taschengeld machen. Andere Leute engagieren sich ehrenamtlich bei Volksfesten, Faschingsumzügen, Organisation/Geldauftreiben für verschiedenste Vereine oder wohltätige Zwecke usw. Ich finde eine Kultur, in der Dinge für die Gemeinschaft ohne Bezahlung gemacht werden, wichtig, das muß natürlich mit einer Gesellschaft einhergehen, die genügend Muße und Ortsfestigkeit für derartige Dinge ermöglicht.
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Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Femina
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.07.2005
Beiträge: 1038

Beitrag(#1287624) Verfasst am: 12.05.2009, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

Das mag sein, dass eine gewisse Quote von Ehrenamtlichen für das System gesund sind. Weil, wenn grundsätzlich jeder nur noch für Geld arbeitet, ist das auch eine traurige Gesellschaft.

Andererseits ist ein Ehrenamt doch immer die kostenlose Hingabe der Arbeitskraft. Und irgendjemand profitiert auch davon. Wenn sich also eine arbeitslose Mutter in der Schule ihres Kindes engagiert (wir haben bei uns Lesemütter und Mütter in der Schulbücherei), dann tut sie das kostenlos für die Kinder der Eltern, die arbeiten gehen und dafür bezahlt werden. (Und deshalb abends vielleicht nicht mehr die Zeit haben, dem Kind was vorzulesen). Man macht sowas ja gern für die Kinder. Allerdings sind das dann die Kinder, die mit teuren Klamotten und Spielen rumlaufen, während das eigene Kind weniger gut materiell ausgestattet ist. Gerecht ist das nicht.

Ich fände es besser, wenn solche Aufgaben in richtige Jobs umgewandelt werden könnten und dafür müsste dann eben jeder Arbeitende höhere Sozialbeiträge leisten. In irgendeiner Form bekommt man es ja zurück. Interessant wäre auch ein System, in dem jeder so und so viele Stunden ehrenamtlich arbeiten muss oder eben der Gesellschaft einen Gegenwert dafür vergütet. Dann könnte jeder seinen Beitrag zum Ehrenamt leisten.
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Wraith
diskordianischer Papst



Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 3189
Wohnort: Regensburg

Beitrag(#1287625) Verfasst am: 12.05.2009, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Es gibt auch andere wenig bis gar nicht bezahlte Tätigkeiten.

In Österreich gibt es viele ausgezeichnete Chöre, deren Chorleiter das zum Spaß oder für ein symbolisches Taschengeld machen. Andere Leute engagieren sich ehrenamtlich bei Volksfesten, Faschingsumzügen, Organisation/Geldauftreiben für verschiedenste Vereine oder wohltätige Zwecke usw. Ich finde eine Kultur, in der Dinge für die Gemeinschaft ohne Bezahlung gemacht werden, wichtig, das muß natürlich mit einer Gesellschaft einhergehen, die genügend Muße und Ortsfestigkeit für derartige Dinge ermöglicht.


Sobald eine Tätigkeit bezahlt wird ändert sich ihr ganzer Charakter.
Ich bin z.B. ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig und wir bekommen eine Aufwandsentschädigung (ca. 30€/Tag). Der Beirat der ehrenamtlichen Mitarbeiter spricht sich regelmässig gegen (zu starke) Erhöhungen dieser Aufwandsentschädigung aus um zu verhindern, dass Leute kommen die das nur wegen dem Geld machen und nicht (auch) weil es ihnen Spass macht.
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"Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
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vrolijke
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Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1287642) Verfasst am: 12.05.2009, 22:50    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:
frausch hat folgendes geschrieben:
Ich habe da den Eindruck, dass angesichts von 3-4 Millionen Arbeitslosen, die Notwendigkeit des Ehrenamtes ein Symptom ist, dass in unserem Wirtschaftssystem irgend etwas faul ist.


Wenn staatliche Aufgaben, die eigentlich für reguläre Beschäftigungsverhältnisse geeignet sind, an Ehrenämter delegiert werden, liegt das nur mittelbar am Wirtschaftssystem und zwar über den Umweg des Staats-/der Länderhaushalte/s. Die Tätigkeiten von Ehrenamtlichen sind m.E. - auch vom Volumen her - in dieser Hinsicht unser geringstes Problem.


Bei einem Ehrenamt wie "Schöffe" ists sinnvoll, wenn es von Leute wahrgenommen wird die sonst ganz was anderes machen. Die sind auf jeden Fall nicht "betriebsblind".


In dieser Sendung, die ich leider nicht ganz gehört habe, sprach man darüber, daß häufiger erst dingen durch Ehrenamtliche Helfer erledigt wurden die später durch bezahlte Kräften ersetzt wurden.
Geschichtlich gesehen kann man sagen, daß die Ehrenamtlichen den Staat vorgemacht haben wies gemacht werden soll.
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schnorch
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Anmeldungsdatum: 06.05.2008
Beiträge: 22

Beitrag(#1288023) Verfasst am: 13.05.2009, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Jegliche Ehrenämter haben auf der anderen Seite deren Profiteure. Ehrenamtliche Tätigkeiten ist wie jede andere Tätigkeit weder unsinnig noch überflüssig und sogar oft anspruchs- und verantwortungsvolle Arbeit im sozialen oder seelsorgerischen Bereich, wofür ausgebildete angestellte Leute zu Recht gutes Geld haben wollen.

Hinter diesem allgemeinen Ehrenamt-Gesülze dürften seitens der sich im stillen eher ins Fäustchen lachenden Profiteure meist weniger „ehrenhafte“ Absichten stecken, nämlich Versuche, die „Ehrenamtlichen“ statt sie zu entlohnen sie einzuseifen, ihnen glaubend zu machen, ihnen gebühre „Ehre“ für ihre Selbstlosigkeit, das sei „Belohnung“ genug.
Im Umkehrschluss suggeriert dies aber auch, dass gegen Entgelt arbeitende (der gesunde Normalfall), unehrenhaft handeln. Denen soll damit ein schlechtes Gewissen eingeredet werden, weil sie so unverschämt sind, für ihre Arbeit auch noch Geld zu verlangen, obwohl es doch die anderen umsonst machen. Mit solchen Psychospielchen kann man auch zu hohe Lohnansprüche im Zaume halten.
Die Ehrenamtlichen könnten von solchen Titeln und Ehrerweisungen allein natürlich nicht satt werden, macht ja nichts, das übernimmt ja die Rente oder der reguläre Arbeitslohn. Demnach lassen die Profiteure, statt selbst den Lohn zu zahlen, die Rentenkassen bzw. Arbeitgeber die Ehrenämter subventionieren. Dies scheint der Hauptzweck des ganzen zu sein, schön verpackt in ein romantisch verklärtes Ehrendeckmäntelchen.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1288038) Verfasst am: 13.05.2009, 15:56    Titel: Antworten mit Zitat

Und obendrein wird ehrenamtliche Tätigkeit gar nicht wirklich anerkannt, sondern man ist sogar noch das doofe Arsch, wenn man was (wenn auch nur vermeintlich!) verkehrt macht. Lorbeeren gibt es wenig, aber Anfeindungen genug.

Daher an dieser Stelle echt mal herzlichen Dank an Mods und Admins dieses Forums und auch an die ehrenamtlich Tätigen des Betreibervereins!
Mein Held
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Surata
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Anmeldungsdatum: 29.03.2005
Beiträge: 17383

Beitrag(#1288041) Verfasst am: 13.05.2009, 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:

Daher an dieser Stelle echt mal herzlichen Dank an Mods und Admins dieses Forums und auch an die ehrenamtlich Tätigen des Betreibervereins!
Mein Held
So ists recht... komm her kleiner
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vrolijke
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Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1288057) Verfasst am: 13.05.2009, 16:29    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Und obendrein wird ehrenamtliche Tätigkeit gar nicht wirklich anerkannt, sondern man ist sogar noch das doofe Arsch, wenn man was (wenn auch nur vermeintlich!) verkehrt macht. Lorbeeren gibt es wenig, aber Anfeindungen genug.

Daher an dieser Stelle echt mal herzlichen Dank an Mods und Admins dieses Forums und auch an die ehrenamtlich Tätigen des Betreibervereins!
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1288059) Verfasst am: 13.05.2009, 16:34    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Und obendrein wird ehrenamtliche Tätigkeit gar nicht wirklich anerkannt, sondern man ist sogar noch das doofe Arsch, wenn man was (wenn auch nur vermeintlich!) verkehrt macht. Lorbeeren gibt es wenig, aber Anfeindungen genug.

Daher an dieser Stelle echt mal herzlichen Dank an Mods und Admins dieses Forums und auch an die ehrenamtlich Tätigen des Betreibervereins!
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Wann werden die endlich mal ersetzt durch staatlich bezahlte?


Wieso sollten sie?
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Uriziel
Herpiderpi



Anmeldungsdatum: 22.12.2007
Beiträge: 1728

Beitrag(#1288179) Verfasst am: 13.05.2009, 19:36    Titel: Re: Ehrenamt Antworten mit Zitat

frausch hat folgendes geschrieben:

Ich habe da den Eindruck, dass angesichts von 3-4 Millionen Arbeitslosen, die Notwendigkeit des Ehrenamtes ein Symptom ist, dass in unserem Wirtschaftssystem irgend etwas faul ist.



Ehrenämter haben es schwer ---> denn sie stehen dem Zins/Profitsystem im Weg. Ehrenamtliche Menschen würden sogar ermordet werden, wenn sie extrem viel Einfluss haben. Ups, vielleicht habe ich zuviel gesagt ^^ *Schnell wegrenn*
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Rasmuss Kroemker
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Anmeldungsdatum: 09.07.2008
Beiträge: 387

Beitrag(#1288265) Verfasst am: 13.05.2009, 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Eigentlich stehe ich der Arbeit im Ehrenamt positiv gegenüber- eigentlich.
Ich bin z.B. in einem Beratungs und Infozentrum für Schwule ehrenamtlich tätig.
Auch könnte ich mir vorstellen, für "Die Tafel" tätig zu werden.
Aus meiner Arbeit in der Krankenpflege kenne ich die sog. "Grünen Damen".
Eigentlich eine tolle Sache, das sind Frauen und Männer, die Patienten mit Leistungen versorgen, für die das Pflegepersonal keine Zeit mehr hat.
Ist ja eigentlich nichts dagegen einzuwenden, nur sind die meisten Kliniken und Krankenhäuser heute ja private Wirtschaftsunternehmen, die unternehmerisch denken.
Da wird das Personal brutal ausgenutzt, bis zum Anschlag ausgewrungen wie ein Schwamm..
Für die Arbeit am Patienten, sprich soziale Pflege holt man sich dann ehrenamtliche Kräfte in das Haus, eigentlich nicht Sinn der Sache.

Ich habe Ende der 90er Jahre den Übergang von Krankenhäusern zu privaten Wirtschaftsunternehmen kennen gelernt.
Was vorher ein akzeptabler Beruf war ist kaputt gemacht worden zur Menschenmaschinerie verkommen, es ist echt schade und traurig, weil der pflegerische Beruf echt mal Spaß gebracht hat.
Heute wird man in dem Job so ausgebeutet, dass man immer an der Grenze jeglicher Belastbarkeit arbeitet und das hält ned jeder durch..

Zu diese blöden Kampagne, ich kann sie nicht mehr hören und sehen, fällt mir auch noicht nur die reine Menschlichkeit ein.
Natürlich geht es auch darum, gerade die Löcher die in sozialen Berufen durch Stellenabbau geschaffen worden sind, mit fleißigen Helfern zu stopfen.

Und dann an das Gewissen appelieren, eigentlich pervers!
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