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Danol registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.04.2007 Beiträge: 3027
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(#1289031) Verfasst am: 14.05.2009, 23:03 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Es gibt Kritiker von efq und überhaupt indirekten bzw. Widerspruchsbeweisen. Ich weiß allerdings nicht, ob die nicht alle eher Esoteriker sind. |
Naja, Tertium non datur ist prinzipiell innerhalt eines Axiomensystems beweisbar, insofern kann man dieses Prinzip in der Tat allein nicht ablehnen. (Hinweis: Ich lehne efq nicht ab, sondern sage lediglich dass mir diese Aussage unzugänglich ist und ich ihre Verwendung lieber umgehen möchte). Ein Prof hat mir aber mal ein Buch empfohlen, in dem diverse klassische Wiederpsruchsbeweise direkt geführt werden, in dem wurden auch diverse Kritikpunkte an diesem Konzept erläutern und eine alternative Logik, die letztlich auf dieselben Ergebnisse führt, angegeben. Insofern kann ich diese Kritiker schon irgendwo verstehen. Wenn ich das Buch noch wiederfinde poste ich morgen den Titel
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1289033) Verfasst am: 14.05.2009, 23:07 Titel: |
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Ich habe auch ein besseres Gefühl bei direkten Beweisen, aber ich kann schon verstehen, dass die Widerspruchsbeweise als schöner angesehen werden von einigen. Übrigens auch interessant: bei uns der Analysisprof bzw. zumindest seine Übungsleiter etc. meckern sogar, wenn man einen Beweis direkt macht, wo es auch andersrum geht (zumindest wenn das dann angeblich eleganter ist), während ich beim Beutelspacher Buch über LinA lesen durfte, dass er empfielt, immer wenn möglich einen direkten Beweis zu machen.
Danol hat folgendes geschrieben: |
Naja, Tertium non datur ist prinzipiell innerhalt eines Axiomensystems beweisbar, insofern kann man dieses Prinzip in der Tat allein nicht ablehnen. |
Nicht in jedem.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Danol registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.04.2007 Beiträge: 3027
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(#1289035) Verfasst am: 14.05.2009, 23:11 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Ich habe auch ein besseres Gefühl bei direkten Beweisen, aber ich kann schon verstehen, dass die Widerspruchsbeweise als schöner angesehen werden von einigen. Übrigens auch interessant: bei uns der Analysisprof bzw. zumindest seine Übungsleiter etc. meckern sogar, wenn man einen Beweis direkt macht, wo es auch andersrum geht (zumindest wenn das dann angeblich eleganter ist), während ich beim Beutelspacher Buch über LinA lesen durfte, dass er empfielt, immer wenn möglich einen direkten Beweis zu machen. |
Tja, das sind dann eben die letzten Geschmacksfragen in der Mathematik. Muss es auch mal geben
Jetzt lass deinen Perfektionismus mal sein. Ich habe nie behauptet hier eine Präzise mathematische Aussage gemacht zu haben, sondern nur gezeigt das ein einseitiges Ablehnen von Wiederspruchsbeweisen in den meisten Fällen inkonsequent wäre.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
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(#1289040) Verfasst am: 14.05.2009, 23:19 Titel: |
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Danol hat folgendes geschrieben: | Nun, das ein Axiomensystem Wiederspruchsfrei sein sollte leuchtet mir ein (bzw. tats schon lange bevor ich von efq gehört habe). efq ist mir aber, mal abgesehen davon dass ich dir formale Korrektheit deines Beweises nachvollziehen kann, absolut unzugänglich. Das nimmt für mich derzeit eine Stellung ein wie der Satz von Banach-Tarski: Ich kann es formal nachvollziehen, mit einem Begreifen tue ich mich aber sehr schwer. | Ich habe oben noch etwas ediert. Wenn du diesen Fehler nicht unterliegst hast du schon halb gewonnen.
Die nächste Fehlerquelle: Variable Werte von p
Wenn ich im Lotto gewinne, dann ist die Erde ein Dreieck.
p... Ich gewinne im Lotto
q.... Erde ist ein Dreieck
p ist variabel
q ist immer falsch.
p->q ist also nur solange wahr, solange ich nicht im Lotto gewinne, der efq sagt nicht, dass wenn ich im Lotto gewinne die Erde ein Dreieck ist, denn dann kann ich ihn gar nicht mehr anwenden.
Auch kannst aus p falsch p->q nicht auf q wahr schließen. Das funktioniert nur, wenn p wahr ist.(Wie dir aus Beweisen vertraut ist).
Das heißt in einem mathematischen Beweis wird der eqf in etwa der Form verwendet:
Sei p falsch und (p->q)->r. Nachdem eqf ist demnach r richtig.
Mit
p= x e {} (falsch), q=x e M (Wahrheitswert unbekannt), r= {} Teilmenge von M
folgt also {} Teilmenge von M.
_________________ Trish:(
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
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(#1289041) Verfasst am: 14.05.2009, 23:21 Titel: |
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Danol hat folgendes geschrieben: | Ein Prof hat mir aber mal ein Buch empfohlen, in dem diverse klassische Wiederpsruchsbeweise direkt geführt werden, in dem wurden auch diverse Kritikpunkte an diesem Konzept erläutern und eine alternative Logik, die letztlich auf dieselben Ergebnisse führt, angegeben. Insofern kann ich diese Kritiker schon irgendwo verstehen. Wenn ich das Buch noch wiederfinde poste ich morgen den Titel | Das Problem ist, dass es sich die Existenz von einem Haufen mathematischer Objekte nicht direkt zeigen lässt.
Zudem ist die Einschränkung auf direkte Beweise willkürlich und "unnatürlich".
Weswegen sollten wir unser Paradies verlassen?
_________________ Trish:(
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
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(#1289042) Verfasst am: 14.05.2009, 23:23 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Übrigens auch interessant: bei uns der Analysisprof bzw. zumindest seine Übungsleiter etc. meckern sogar, wenn man einen Beweis direkt macht, wo es auch andersrum geht (zumindest wenn das dann angeblich eleganter ist), |
Keine Angst. Wenn du es indirekt machst und es geht direkt eleganter, dann wird auch gemeckert.
_________________ Trish:(
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Danol registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.04.2007 Beiträge: 3027
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(#1289048) Verfasst am: 14.05.2009, 23:30 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist, dass es sich die Existenz von einem Haufen mathematischer Objekte nicht direkt zeigen lässt.
Zudem ist die Einschränkung auf direkte Beweise willkürlich und "unnatürlich".
Weswegen sollten wir unser Paradies verlassen? |
Sag ich doch nicht? Ich sage nur ich kann dieses Standpunkt prinzipiell nachvollziehen, selber diesen Einschränkungen auferlegen würde ich mich nicht wollen. Was dabei herauskommt find ich dennoch faszinierend.
Grundsätzlich kann man aber den Standpunkt vertreten dass Wiederspruchsbeweise bereits gewisse Eigenschaften eines logischen Systems voraussetzen und daher eine Einschränkung darstellen. Ob das Zielführend ist, ist mir in dem Moment ziemlich egal ...
Über deinen anderen Beitrag denk ich morgen mal in Ruhe nach. ^^
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
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(#1289063) Verfasst am: 15.05.2009, 00:00 Titel: |
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Danol hat folgendes geschrieben: |
Grundsätzlich kann man aber den Standpunkt vertreten dass Wiederspruchsbeweise bereits gewisse Eigenschaften eines logischen Systems voraussetzen und daher eine Einschränkung darstellen. | Zweiwertigkeit,Konjunktion, Negation. Braucht es mehr?
Scheint mir wesentlich leichter, als eine Logik ohne dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten zu schaffen.
Ganz interessant dazu finde ich dazu
http://de.wikipedia.org/wiki/Intuitionismus
Und insbesondere folgendes Resultat: Zitat: | 1933 zeigte Kurt Gödel eine Übersetzungsmöglichkeit von klassischer in intuitionistische Logik auf. |
Das ganze ist im Kontext der Grundlagenkrise zu sehen.
_________________ Trish:(
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1289072) Verfasst am: 15.05.2009, 00:28 Titel: |
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Danol hat folgendes geschrieben: |
Jetzt lass deinen Perfektionismus mal sein. Ich habe nie behauptet hier eine Präzise mathematische Aussage gemacht zu haben, sondern nur gezeigt das ein einseitiges Ablehnen von Wiederspruchsbeweisen in den meisten Fällen inkonsequent wäre. |
Ungenau über verschiedene Logiken sprechen erscheint mir ehrlich gesagt nicht sehr sinnvoll. Allerdings sind wir sowieso dermaßen informell, dass es wahrscheinlich keine Rolle mehr spielt.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1289300) Verfasst am: 15.05.2009, 16:06 Titel: |
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Ich fand diesen wiki Artikel sehr informativ zu diesem Thema: http://en.wikipedia.org/wiki/Paraconsistent_logic <- das sind die ohne efq
Besonders erhellend fand ich:
Zitat: | It should be emphasized that paraconsistent logics are propositionally weaker than classical logic; that is, they deem fewer propositional inferences valid. The point is that a paraconsistent logic can never be a propositional extension of classical logic, that is, propositionally validate everything that classical logic does. In that sense, then, paraconsistent logic is more conservative or cautious than classical logic. It is due to such conservativeness that paraconsistent languages can be more expressive than their classical counterparts including the hierarchy of metalanguages due to Tarski et. al. According to Feferman [1984]: “…natural language abounds with directly or indirectly self-referential yet apparently harmless expressions—all of which are excluded from the Tarskian framework.” This expressive limitation can be overcome in paraconsistent logic. | (Meine Hervorhebung)
Wenn man versucht Widersprüche bei der logischen Formalisierung eines Diskursbereichs zuzulassen muss man efq mindestens abschwächen. Anwendungsgebiete für solche Logiken sind natürliche Sprache, Softwareengineering, KI, deontische Logik, also dort wo die Formalisierung aller möglichen Widersprüche (im Sinne des Anwendungsgebiets) einfach als logische Inkonsistenz im Sinne der propositionalen Logik mit efq nicht weiterhilft.
Das klingt nicht so als würde die Mathematik auf efq verzichten. In der Mengenlehre probiert man bestimmt ob mal ob man mit parakonsistenter Logik zu interressanten Ergebnissen kommt. Aber sonst wird das wohl nicht viel bringen.
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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1289342) Verfasst am: 15.05.2009, 17:10 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | ... Aber sonst wird das wohl nicht viel bringen. |
Das heißt ? In einer normalen Diskussion können wir von efq als valide ausgehen.
Ich halte es manchmal für sinnvoll, auch mal die Grundlagen zu hinterfragen, aber man sollte dann schon wieder zu einem pragmatischen Ansatz zurück finden.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1289353) Verfasst am: 15.05.2009, 17:31 Titel: |
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ballancer hat folgendes geschrieben: | Yogosh hat folgendes geschrieben: | ... Aber sonst wird das wohl nicht viel bringen. |
Das heißt ? In einer normalen Diskussion können wir von efq als valide ausgehen. |
Ich meinte da die sonstige Mathematik ausser der Mengentheorie und der mathematischen Logik, weil man da (im Moment) keinen Bedarf an differenzierterem Umgang mit Widersprüchen hat.
Über normale Diskussionen über andere Themen sagt das erstmal gar nichts. Mich hatte bloß interessiert, wofür solche alternativen Logiken entwickelt werden. Logiker machen das zuweilen ja auch einfach bloß aus Interesse.
Wenn man Logiken hätte, mit denen man Rechte, Paradoxien oder Interessensgegensätze besser (bzw. überhaupt) beschreiben kann, dann wär das sicherlich sehr hilfreich und der Verlust von eqf sogar eine Erleichterung. Auf das, was wir einen Widerspruch oder Konflikt zwischen Rechten nennen, wendet man eqf ja ohnehin nicht an. Aber auch in diesen Logiken hätte man sich gegen die Wand argumentiert, wenn man plötzlich widersprüchliche Fakten behauptet.
In dem Sinne also ja: Wenn man die logische Formalisierung eines Satzes mit einer Logik, die eqf enthält, für adequat hält, dann sollte man ruhig weiter von dessen Gültigkeit ausgehen. Meistens geht ein Streit aber nicht um die Gültigkeit von eqf sondern darum, ob eine bestimmte logische Formalisierung mit einer bestimmten Logik überhaupt angemessen ist.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1289389) Verfasst am: 15.05.2009, 18:13 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Wenn man Logiken hätte, mit denen man Rechte, Paradoxien oder Interessensgegensätze besser (bzw. überhaupt) beschreiben kann, dann wär das sicherlich sehr hilfreich und der Verlust von eqf sogar eine Erleichterung.
| Läuft das letztendes nicht darauf hinaus Widersprüche schlicht zu akzeptieren?
(Abgesehen von irgendwelchen Softwareproblemen scheint mir das nicht sinnvoll). Zitat: |
Auf das, was wir einen Widerspruch oder Konflikt zwischen Rechten nennen, wendet man eqf ja ohnehin nicht an. | Handelt es sich dabei um echte Widersprüche oder bloß um Konflikte?
_________________ Trish:(
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1289411) Verfasst am: 15.05.2009, 18:47 Titel: |
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@Wolf:
Ich denke dass ein Sinn dieser parakonsitenten Logiken darin besteht zwischen verschiedenen Arten von Widerspüchen formal unterscheiden zu können. Nicht darin sie alle einfach zuzulassen. Für welchen Diskursbereich sollte das auch angemessen sein?
In manchen Bereichen ist so eine Unterscheidung sinnvoll, z.B. um eben die Unterscheidung zwischen einem "echtem Widerspruch", den man auf jeden Fall zu vermeiden hat und einem bloßen Konflikt, den es zu lösen oder auszuhalten gilt zu formalisieren.
Eine andere Differenzierung zwischen verschiedenen Arten von Widersprüchen braucht es vielleicht in der KI: Norton hat dieses schöne Bild vom Pinoccio gepostet, wo der behauptet, dass seine Nase wachsen werde. Wenn die Maschine darauf nicht mit einer drögen Terminator Stimme so was wie 'Inkonsistenter Input. Bitte wiederholen Sie die Eingabe' sagen soll, dann wird sie diesen Widerspruch irgendwie von klassischen Widersprüchen bei mathematischen Aussagen unterscheiden können müssen.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1289438) Verfasst am: 15.05.2009, 19:39 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | In manchen Bereichen ist so eine Unterscheidung sinnvoll, z.B. um eben die Unterscheidung zwischen einem "echtem Widerspruch", den man auf jeden Fall zu vermeiden hat und einem bloßen Konflikt, den es zu lösen oder auszuhalten gilt zu formalisieren. | Dazu reicht die klassische Logik.
Zitat: |
Eine andere Differenzierung zwischen verschiedenen Arten von Widersprüchen braucht es vielleicht in der KI: Norton hat dieses schöne Bild vom Pinoccio gepostet, wo der behauptet, dass seine Nase wachsen werde.
| In einer inkonsistente Logik kann der Satz als wahr angenommen werden, der Widerspruch bleibt jedoch erhalten. Einen wirklichen Gewinn sehe ich nicht.
(Abgesehen, davon das ich ja bereits zustimmte das in Programmen inkonsistente Logiken sinnvoll sein, da aufgrund schlampiger Programmierei und diverser Fehlerquellen, es zu Widersprüchen kommen kann und ein Weg gefunden werden muss damit umzugehen.
Zitat: |
Wenn die Maschine darauf nicht mit einer drögen Terminator Stimme so was wie 'Inkonsistenter Input. Bitte wiederholen Sie die Eingabe' sagen soll, dann wird sie diesen Widerspruch irgendwie von klassischen Widersprüchen bei mathematischen Aussagen unterscheiden können müssen. |
Inwiefern unterscheidet er sich von einem klassischen mathematischen Widerspruch?
Gut wir können den mathematischen Widerspruch als (p und nicht p) auffassen.
Aber wie fassen wir den Pinoccio-Widerspruch auf? p wahr, wenn p falsch
p falsch <=> nicht p wahr also hat er die Form (p und nicht p).
_________________ Trish:(
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1289617) Verfasst am: 16.05.2009, 00:25 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Dazu reicht die klassische Logik. |
Das wäre mir neu und ich fände es sehr erstaunlich. Wie würdest Du denn die Rechtsprechung und unsere Überlegungen, Schlussfolgerung und Abwägungen zu sagen wir mal einem Konflikt zwischen dem Persönlichkeitsrecht eines Prominenten und dem Recht auf freie Meinungsäußerung eines Klatschreporters mit den Mitteln der klassischen Logik ausdrücken? Dazu scheint mir das eine viel zu arme Sprache zu sein. Man kann mit ihr ja noch nicht mal über Sollen, Dürfen, Müssen etc. reden. Dafür braucht es ja schon Modallogik und selbst die ist noch nicht ausgereift genug. War sie jedenfalls von etwa 15 Jahren nicht. Ich habe nicht verfolgt was seitdem passiert ist.
Wolf hat folgendes geschrieben: | Inwiefern unterscheidet er sich von einem klassischen mathematischen Widerspruch? |
Im Diskursbereich über Pinoccio und seiner Nase mit den entsprechenden Axiomen die mir sagen, was dessen Nase macht wenn er lügt, unterscheidet sich das vielleicht nicht. Im Diskursbereich über Menschen, die in Foren schreiben ist der Unterschied gewaltig. Wenn Norton einfach p und nicht p geschrieben hätte würde ich ... wahrscheinlich gar nichts schlussfolgern. Bei dem Bild schlussfolgere ich was über seinen Humor und seinen Bildungshintergrund.
Ich vermute mal, dass Dir jetzt so was wie: 'Aber das hat doch alles mit Logik nichts zu tun' auf der Zunge liegt. Wenn ja, dann haben wir vielleicht bloß aneinander vorbei geredet.
Ich schätze dass Du Logik im engeren, mathematischen Sinn meintest und ich an philosophische Logik im weiteren Sinn gedacht habe. Durchaus auch formalisiert, bloß eben für Diskursbereiche gedacht, in denen wir bislang höchstens Ansätze von erfolgreicher Formalisierung haben. Der ganz große Preis wäre die Formalisierung der natürlichen Sprache selbst. Dazu kommt es glaube ich nicht, aber dieses Ziel gibt die Richtung vor.
Ich bin jetzt erst mal für eine Woche weg, finde das Thema aber spannend
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1289738) Verfasst am: 16.05.2009, 12:41 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: | Dazu reicht die klassische Logik. |
Das wäre mir neu und ich fände es sehr erstaunlich. Wie würdest Du denn die Rechtsprechung und unsere Überlegungen, Schlussfolgerung und Abwägungen zu sagen wir mal einem Konflikt zwischen dem Persönlichkeitsrecht eines Prominenten und dem Recht auf freie Meinungsäußerung eines Klatschreporters mit den Mitteln der klassischen Logik ausdrücken? |
Nun wie wird der Widerspruch aufgelöst, wenn zwei Rechte kollidieren?
Im Allgemeinen wohl so, dass das ein Recht höher als das andere wiegt.
Sagen wir in unserem Fall wiegt das Persönlichkeitsrecht höher als das Recht des Tratsches.
Recht auf Tratsch hat folgendes geschrieben: | (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. |
Durch 2) wird die Hierarchie geregelt, dass ganze lässt sich auf verschiedene weise formal darstellen.
Der Gesetztext enthält in der Tat einen Widerspruch, denn: "Eine Zensur findet nicht statt."
widerspricht natürlich der Eingeschränktheit. Aber den Juristen stört das nicht, denen geht's ja mehr darum wie es gemeint ist und nicht wie es da steht.
_________________ Trish:(
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1289755) Verfasst am: 16.05.2009, 13:15 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: | Inwiefern unterscheidet er sich von einem klassischen mathematischen Widerspruch? |
Im Diskursbereich über Pinoccio und seiner Nase mit den entsprechenden Axiomen die mir sagen, was dessen Nase macht wenn er lügt, unterscheidet sich das vielleicht nicht. Im Diskursbereich über Menschen, die in Foren schreiben ist der Unterschied gewaltig. Wenn Norton einfach p und nicht p geschrieben hätte würde ich ... wahrscheinlich gar nichts schlussfolgern. Bei dem Bild schlussfolgere ich was über seinen Humor und seinen Bildungshintergrund.
| Den Humor wirst du auch nicht mit einer inkonsistenten Logik zu fassen kriegen.
Zitat: |
Ich vermute mal, dass Dir jetzt so was wie: 'Aber das hat doch alles mit Logik nichts zu tun' auf der Zunge liegt. Wenn ja, dann haben wir vielleicht bloß aneinander vorbei geredet.
Ich schätze dass Du Logik im engeren, mathematischen Sinn meintest und ich an philosophische Logik im weiteren Sinn gedacht habe.
| So leicht lässt sich dies nicht trennen. Zitat: |
Durchaus auch formalisiert, bloß eben für Diskursbereiche gedacht, in denen wir bislang höchstens Ansätze von erfolgreicher Formalisierung haben. Der ganz große Preis wäre die Formalisierung der natürlichen Sprache selbst. Dazu kommt es glaube ich nicht, aber dieses Ziel gibt die Richtung vor. |
Beim durchstöbern von Wiki bin ich auf eine interessante inkonsistente Logik gestoßen:
Relevanzlogik hat folgendes geschrieben: | Der Grundgedanke ist immer, dass das Antezedens für das Sukzedens "relevant" sein soll (daher der Name).
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Kommt dem Alltagssprachgebrauch vielleicht näher.
_________________ Trish:(
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1289763) Verfasst am: 16.05.2009, 13:25 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: |
Sagen wir in unserem Fall wiegt das Persönlichkeitsrecht höher als das Recht des Tratsches.
(...)
Durch 2) wird die Hierarchie geregelt, dass ganze lässt sich auf verschiedene weise formal darstellen.
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Nein, das bedeutet nur, durch was die Meinungsfreiheit überhaupt eingeschränkt werden darf; eine allgemein Hierarchie: Persönlichkeitsrecht wiegt höher als Meinungsfreiheit gilt so nicht.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1289764) Verfasst am: 16.05.2009, 13:29 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: |
Sagen wir in unserem Fall wiegt das Persönlichkeitsrecht höher als das Recht des Tratsches.
(...)
Durch 2) wird die Hierarchie geregelt, dass ganze lässt sich auf verschiedene weise formal darstellen.
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Nein, das bedeutet nur, durch was die Meinungsfreiheit überhaupt eingeschränkt werden darf; eine allgemein Hierarchie: Persönlichkeitsrecht wiegt höher als Meinungsfreiheit gilt so nicht. |
_________________ Trish:(
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1289766) Verfasst am: 16.05.2009, 13:35 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: |
Sagen wir in unserem Fall wiegt das Persönlichkeitsrecht höher als das Recht des Tratsches.
(...)
Durch 2) wird die Hierarchie geregelt, dass ganze lässt sich auf verschiedene weise formal darstellen.
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Nein, das bedeutet nur, durch was die Meinungsfreiheit überhaupt eingeschränkt werden darf; eine allgemein Hierarchie: Persönlichkeitsrecht wiegt höher als Meinungsfreiheit gilt so nicht. | |
Aber wie willst Du mit klassicher Logik ausdrücken, wann welches Recht höher wiegt? Du hast die Auflösung des Widerspruchs ja schon völlig informell eingeführt.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1289918) Verfasst am: 16.05.2009, 18:30 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Aber wie willst Du mit klassicher Logik ausdrücken, wann welches Recht höher wiegt? Du hast die Auflösung des Widerspruchs ja schon völlig informell eingeführt. |
Du hast natürlich recht.
Zitat: | Nun wie wird der Widerspruch aufgelöst, wenn zwei Rechte kollidieren?
Im Allgemeinen wohl so, dass das ein Recht höher als das andere wiegt. |
Symbolisch lässt sich dies vielleicht so andeuten: Recht1, Recht2
Recht1->p, Recht2->nicht p Recht1>Recht2
Recht1 und Recht2 -> p , nicht(Recht1 und Recht2 ->nicht p)
Hat also erstmal nichts mit der klassischen Logik zu tun.
Sehen wir uns das ganze Mal an einem Beispiel an.
Sei Recht1 die Pressefreiheit, Recht2 das Persönlichkeitsrecht. p Recht auf die Darstellung der Privatssphäre einer "Person des öffentlichen Lebens" in den Medien.
Schränken wir das Recht2 so ein, dass der Schutz vor der öffentlichen Darstellung in den Medien nicht mehr für "Personen des öffentlichen Lebens" gilt, lässt sich nicht p aus Recht2 nicht mehr folgern und Recht1 und Recht2 kollidieren nicht mehr.
Wir können Recht1>Recht2 also so auffassen, dass Recht2 nur eingeschränkt gilt. Damit haben wir eine Übersetzungsmöglichkeit in die klassische Logik. Das ganze ist natürlich sehr salopp. Weiters zu beachten ist, dass aus Recht1>Recht2 für den Fall Personen des öffentlichen Lebens nicht folgt Recht1>Recht2 für alle Fälle.
Noch salopper: Die Gesetzestexte sollten konsistent sein. Was natürlich zu vielen Fallunterscheidungen führt.
Ein Unterschied besteht allerdings: ich verlange von einer Sammlung von Rechten, dass im Gesetzestext festgelegt ist für welche Fälle ein Recht > als ein anderes ist und es nicht von richterlicher Willkür abhängt.
Einigermaßen verständlich?
Hoffentlich liest kein Logiker mit.
_________________ Trish:(
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1292993) Verfasst am: 22.05.2009, 00:52 Titel: |
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Die Übersetzung eines rechtsphilosophischen oder juristischen Diskurses in eine formale Logik ist aber nur dann erfolgreich, wenn die Rechtsphilosophen oder Juristen darin keine Sprachverarmung sehen, sondern einen Beitrag zur Klärung der Argumentation bzw. eine sinngemäße Übersetzung ihrer Art zu argumentieren und zu schlussfolgern. Eine simple Hierarchisierung von Rechten und Gesetzen wäre eine solche Sprachverarmung. Auf die Idee wären die Juristen wohl schon selber gekommen, wenn sie denn adäquat wäre.
Bei Deinem Versuch der Formalisierung hast Du schon recht frei von eingeschränkter Gültigkeit gesprochen, was aber ganz klar in die Semantik einer Sprache gehört. Bei Deinen Fallunterscheidungen läuft die Sache wohl auf eine ziemlich endlose Liste hinaus. Es soll aber gerade nicht jeder einzelne Fall separat geregelt werden, weil das unmöglich wäre.
Ob oder wie eine solche adäquate Übersetzung in parakonsistente oder überhaupt irgendeine formale Logik geht, weiss kein Mensch. Aber wenn man sich den Prosabrei anguckt, den Euklid produziert hat und mit einer modernen Formulierung seiner Arbeiten vergleicht, kann man jedenfalls einigermaßen begründet davon ausgehen, dass gewaltige Fortschritte in der Logik und der Formalisierung möglich sind. Vielleicht gelingt es ja mal neben der Mathematik auch noch einen anderen Bereich des Schlussfolgerns zu formalisieren.
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3638
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(#1293006) Verfasst am: 22.05.2009, 02:31 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Die Übersetzung eines rechtsphilosophischen oder juristischen Diskurses in eine formale Logik ist aber nur dann erfolgreich, wenn die Rechtsphilosophen oder Juristen darin keine Sprachverarmung sehen, sondern einen Beitrag zur Klärung der Argumentation bzw. eine sinngemäße Übersetzung ihrer Art zu argumentieren und zu schlussfolgern. |
Für die Rechtswissenschaft ist die deontische Logik von besonderem Interesse:
http://plato.stanford.edu/entries/logic-deontic
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1293056) Verfasst am: 22.05.2009, 10:54 Titel: |
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[quote="Yogosh" postid=1292993]Bei Deinen Fallunterscheidungen läuft die Sache wohl auf eine ziemlich endlose Liste hinaus. Zitat: |
Es soll aber gerade nicht jeder einzelne Fall separat geregelt werden, weil das unmöglich wäre. |
Wie wird diese Fallunterscheidung denn in der Justiz vorgenommen?
Schlampige Formulierung->Rechte kollidieren->Gerichtsverhandlung->richterliche Willkür.
Äußerst unbefriedigend.
Es ist von entscheidenden Vorteil Widerprüche im vorhinein zu vermeiden und dies ist keinenfalls unmöglich oder sich einer Logik bedient die mit diesen auftretenden Widersprüchen umzugehen vermag, und nicht von richterlicher Willkür abhängt.
_________________ Trish:(
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1293057) Verfasst am: 22.05.2009, 11:01 Titel: |
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@wolf: Das mag unbefriedigend sein, aber dass man diesen Umstand durch klassische Logik verbessern könnte erscheint mir ein etwas gewagte These. Das klingt für mich so als würdest Du Dir anmaßen den juristischen und rechtsphilosophischen Diskurs besser zu verstehen als die, die ihn eigentlich führen.
Ich sehe Logik eher als die Dienerin eines Diskurses, nicht als die Gesetzgeberin. Das ist vielleicht der Unterschied zwischen uns.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1293063) Verfasst am: 22.05.2009, 11:39 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | @wolf: Das mag unbefriedigend sein, aber dass man diesen Umstand durch klassische Logik verbessern könnte erscheint mir ein etwas gewagte These. Das klingt für mich so als würdest Du Dir anmaßen den juristischen und rechtsphilosophischen Diskurs besser zu verstehen als die, die ihn eigentlich führen.
| Gesetze sollte so gestaltet sein, dass sie von jenen die sich daran halten sollen verstanden werden, und das sie möglichst unabhängig von richterlicher Willkür sind.
Beides scheint mir der Zeit nicht der Fall.
Zitat: |
Ich sehe Logik eher als die Dienerin eines Diskurses, nicht als die Gesetzgeberin. Das ist vielleicht der Unterschied zwischen uns. |
Nein.
_________________ Trish:(
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