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Schnädelbach über das Christentum und die Religion allgemein
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1290842) Verfasst am: 18.05.2009, 01:25    Titel: Schnädelbach über das Christentum und die Religion allgemein Antworten mit Zitat

DIE ZEIT, Ausgabe 20, 2000:
Der Fluch des Christentums
Die sieben Geburtsfehler einer alt gewordenen Weltreligion. Eine kulturelle Bilanz nach zweitausend Jahren

(von Herbert Schnädelbach)

http://www.zeit.de/2000/20/200020.christentum_.xml

Folgetext: http://www.zeit.de/2000/30/200030.schnaedel_.xml

Und noch ein anderer Text: http://www.zeit.de/2005/33/ReligionWiederkehr

P.S.: Buchtipp: http://hpd.de/node/7016
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1290847) Verfasst am: 18.05.2009, 05:47    Titel: Antworten mit Zitat

Den Schnädelbach kenne ich von meiner Zeit, als ich in Hamburg Philosophie studierte, auch wenn ich keine Seminare bei ihm besucht habe. Auf dem Philosophenklo stand dann immer der Satz: Der Schnädelbach, der Schnädelbach, der hat nichts unterm Schädeldach. Dies nur als kleine Glosse am Rande. Wobei Schnädelbach sicherlich ein professioneller Philosoph ist, wozu ichs nie gebracht habe.

Das absolut ärgerliche an Schnädelbachs Artikel ist die Verworrenheit seiner Gesprächsposition. Er will eine kulturelle Bilanz des Christentums, er redet von Fehlern im Christentum. Gut. Was er damit im Grunde macht und zwar eigentlich sehr deutlich macht, ist eine Einklammerung der Wahrheitsfrage. Darauf beruht die Perspektive seiner Artikel. Nur hält er diese Perspektive wirklich durch? Abgesehen davon: Kann ein Christ die Wahrheitsfrage wirklich einklammern? Muß man sich darüber wundern, wenn ein Christ, der gegen Schnädelbach argumentiert, es nicht unbedingt mit den Mitteln der Einklammerung der Wahrheitsfrage tun kann? Dann redet er an irgend einer Stelle von der Wahrhaftigkeit, die ihm "heilig" ist und dergleichen. Begreift er nicht, daß diese Form der Einklammerung der Wahrheitsfrage, die dann letzlich doch nicht eingeklammert wird und bei der er dann über die Unredlichkeit seines christlichen Gegenübers klagt, selbst zutiefst unredlich ist?

Ansonsten kann Schnädelbach gerne seine Positionen haben. Ich sehe sie weitestgehend anders. Wenn er etwa sagt, daß die Höllenfurcht, in der die Menschen vor der Religion gehalten werden, gegen die Jenseitshoffnung gar nicht in Betracht kommen, so ist das nichts weiter als die Privatmeinung von Herrn Schnädelbach. Ich habe eine andere Erfahrung und eine andere Meinung. Was Schnädelbach da sagt, sind völlig unbewiesene Behauptungen. Ich sehe es jedenfalls anders. Ich sehe auch das, was Schnädelbach "Vergiftung des Diesseits" nennt, völlig anders - da halte ich es mit der "Gnade des Lebens" in diesem Petrusbrief. Ich halte die Sexualfeindlichkeit des Christentums auch für eine grobe Vereinfachung. Ich halte die Jungfräulichkeit Mariens nicht für eine Entwürdigung der Frau. Ich finde den Gedanken ans Jenseits schön und ich finde den Begriff des "Heiligen" schön - ein Begriff, der fürs Christentum vollkommen essentiell ist und den Schnädelbach gar nicht diskutiert. Ich finde auch den christlichen Begriff der "Gnade" wichtig und essentiell.

In all diesen Dingen darf Schnädelbach gerne eine andere Meinung haben. Nur kann man seine Positionen so lange schlecht diskutieren, solange er von einer unklaren Gesprächsposition aus diskutiert. Aber ich werde Schnädelbach in meine Gebete einschließen.

Gruß Malcolm
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Konrad
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Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#1290883) Verfasst am: 18.05.2009, 08:41    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
...Aber ich werde Schnädelbach in meine Gebete einschließen.

Gruß Malcolm


Bist du der Uberzeugung, dass dein Gebetseinschluss für Herrn Schnädelbach irgendwie von Vorteil sein könnte? Und wenn ja in welcher Form sollte diese positive Auswirkung sich manifestieren?
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beachbernie
male Person of Age and without Color



Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1290892) Verfasst am: 18.05.2009, 09:03    Titel: Antworten mit Zitat

Konrad hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
...Aber ich werde Schnädelbach in meine Gebete einschließen.

Gruß Malcolm


Bist du der Uberzeugung, dass dein Gebetseinschluss für Herrn Schnädelbach irgendwie von Vorteil sein könnte? Und wenn ja in welcher Form sollte diese positive Auswirkung sich manifestieren?


Malcolm fuehlt sich vielleicht danach irgendwie besser und ich goenne ihm das!

Manifestiert sich daneben auch eine negative Auswirkung? Dann muesste man abwaegen, was schwerer wiegt. zwinkern

Gruss, Bernie
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DeHerg
nun schon länger Ranglos



Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock

Beitrag(#1290897) Verfasst am: 18.05.2009, 09:27    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Ich finde auch den christlichen Begriff der "Gnade" wichtig und essentiell.
oh ja die habt ihr natürlich erfunden Mit den Augen rollen
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
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Beitrag(#1290911) Verfasst am: 18.05.2009, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Also ob ich nun bete oder nicht bete ist ja wohl meine Privatsache ( Thierse hat auf die Frage eines Journalisten, ob er als Katholik bete, geantwortet: "Dies ist eine sehr indiskrete Frage" und Recht hatte er) Viel wichtiger wäre mir gewesen, auf meine grundsätzliche Kritik einzugehen. Warum also kritisiert Schnädelbach das Christentum als "Kulturphänomen" letzlich unter Ausklammerung der Wahrheitsfrage und wundert sich dann darüber, daß es ein Kulturphänomen ist? Ich nannte diese Haltung unredlich - aber leider scheint diese grundsätzliche Kritik an Schnädelbach hier ja nicht angekommen zu sein?

Schnädelbach stellt sich nämlich nicht hin und sagt: Ich glaube diesen ganzen Quatsch nicht und das ist alles absurd und das kann man alles gar nicht glauben. Diese Ebene berührt er anscheinend nicht. Vielmehr übt er sich vornehm in Kulturkritik. Diese Kulturkritik impliziert das Ausschließen der Wahrheitsfrage, sie versteift sich völlig auf eine "moralische Kritik" am Christentum. Dieses ist auch in Ordnung - nur soll er nicht, wenn er selber die Wahrheitsfrage nicht stellt, dann plötzlich in der Auseinandersetzung mit seinen Kritikern den "Wahrhaftigen" spielen. Das finde ich perfide. Und vielleicht ist es auch ganz einfach ein bißchen feige.

Gruß Malcolm
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DeHerg
nun schon länger Ranglos



Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
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Beitrag(#1290915) Verfasst am: 18.05.2009, 10:25    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Schnädelbach stellt sich nämlich nicht hin und sagt: Ich glaube diesen ganzen Quatsch nicht und das ist alles absurd und das kann man alles gar nicht glauben. Diese Ebene berührt er anscheinend nicht. Vielmehr übt er sich vornehm in Kulturkritik. Diese Kulturkritik impliziert das Ausschließen der Wahrheitsfrage, sie versteift sich völlig auf eine "moralische Kritik" am Christentum. Dieses ist auch in Ordnung - nur soll er nicht, wenn er selber die Wahrheitsfrage nicht stellt, dann plötzlich in der Auseinandersetzung mit seinen Kritikern den "Wahrhaftigen" spielen. Das finde ich perfide. Und vielleicht ist es auch ganz einfach ein bißchen feige.
begibst du dich nicht eigentlich regelmäßig noch eine Ebene tiefer indem du dieser moralischen Kritik die formale Schönheit(aus deiner sicht) gegenüberstellst um sie(mK) zu relativieren?
(betreibst die selbe Ebenenvermischung die du anklagst nur eine Stufe tiefer)
Beispiel:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Keine Frage, daß Dinge wie die Scharia übel und auch gefährlich sind, nur kann man den Islam darauf eben keinesfalls reduzieren. Ich persönlich finde den Koran schon hochinteressant und sprachgewaltig. Goethe hat das Buch durchaus fasziniert.
....
Und trotz aller Probleme mit irgendwelchen Hinterweltlern und auch mir nicht ganz klaren politischen Strukturen, finde ich die Türkei ein unheimlich faszinierendes Land. Ich war ungeheuer gerne in Istanbul und das hat sogar mein Sexleben beflügelt ...

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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
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Beitrag(#1290920) Verfasst am: 18.05.2009, 10:33    Titel: Antworten mit Zitat

Ja und? Ich habe niemals Wahrhaftigkeit für mich in Anspruch genommen - Schnädelbach schon.
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Konrad
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Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#1290921) Verfasst am: 18.05.2009, 10:33    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Also ob ich nun bete oder nicht bete ist ja wohl meine Privatsache ...


Es geht nicht um deine Beterei an sich. Sondern dass du explizit geäussert hast für diesen Herrn zu beten. Da ist doch die Frage legitim was du mit dem Gebet bei Schnädelbach bewirken willst, bzw. mit was für Wünschen du an Gott bezüglich Schnädelbach gelangst.
Ich kenne bspw. Christen die der Überzeugung sind, einen missliebigen Prediger aus der Gemeinde "weggebetet" zu haben.

Malcolm hat folgendes geschrieben:

Schnädelbach stellt sich nämlich nicht hin und sagt: Ich glaube diesen ganzen Quatsch nicht und das ist alles absurd und das kann man alles gar nicht glauben. Diese Ebene berührt er anscheinend nicht. Vielmehr übt er sich vornehm in Kulturkritik. Diese Kulturkritik impliziert das Ausschließen der Wahrheitsfrage, sie versteift sich völlig auf eine "moralische Kritik" am Christentum. Dieses ist auch in Ordnung - nur soll er nicht, wenn er selber die Wahrheitsfrage nicht stellt, dann plötzlich in der Auseinandersetzung mit seinen Kritikern den "Wahrhaftigen" spielen. Das finde ich perfide. Und vielleicht ist es auch ganz einfach ein bißchen feige.

Gruß Malcolm


Offensichtlich bist du ja sauer über diesen Herrn und es würde meinem tieferen Verständnis des Christentums dienen wenn du mitteilen könntest, in welcher Absicht du diesen Herrn in deine Gebete einschliesst.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1290924) Verfasst am: 18.05.2009, 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

Gut, dann werde ich eben nicht für den Schnädelbach beten. Wüßte auch eigentlich nicht warum.
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1291021) Verfasst am: 18.05.2009, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Ich halte die Sexualfeindlichkeit des Christentums auch für eine grobe Vereinfachung. Ich halte die Jungfräulichkeit Mariens nicht für eine Entwürdigung der Frau.


Tatsächlich?

Erst kommt durch Geschlechtlichkeit die sexuelle Fortpflanzung ins Spiel der Welt - ausgelöst freilich durch die Erbsünde, die von der Frau verursacht wird, und dann ist diese Sexualität aber so Igitt, dass die Mutter Gottes nichts damit zu tun gehabt haben darf.
Jede "ehrbare" Frau soll aber dann bitte sehr nur mit einem Mann im Leben, der dann wohl ihr irdischer Gott sein soll, so eine Sauerei je begehen, nur um schwanger zu werden, und ohne Gefallen daran zu finden.
Maria, hat nichts gemerkt davon, dass sie schwanger wurde, das musste ihr einer sagen, und so sollte das eigentlich bei "heiligen" Frauen offensichtlich sein.

Nach dem Motto: "Schließ die Augen, denk an England" geht Sexualität - im Dunkeln - für die Frau grade noch, Kinder sollen ja sein, aber Spaß darf sie der Frau nicht machen, anderes ist unehrenhaft, und der Mann muss sie andauernd überreden, oder zwingen, oder muss zu "unehrenhaften" Frauen gehen, wenn ihm das zu blöde ist.

Sex haben sollen um Kinder zu kriegen, aber nicht mit dem oder denen, auf die sie Lust hat, und Lust soll sie auch mit dem nicht haben, mit dem sie muss und soll (weil verheiratet)...........

Sorry, ich seh' da doch ne Reihe von nicht vereinbaren Widersprüchen, die eine Frau nur als Mutter zulassen, sofern sie je Sex hat, als irgendwie eigenständigen Menschen mit eigenen Gedanken und Wünschen sowieso nicht, und das würde ich nun mal eine Herabwürdigung der Frau nennen.

Davon abgesehen, dass diese geforderte Haltung gegenüber der Sexualität auch Männer so oder so herabwürdigt.

Wenn du in dieser Spaltung der Frauen in Heilige (ganz ohne Sex, oder aber ohne jeden Spaß daran, und ohne eigenen Willen und Wunsch dazu) und Huren (eine die sich an Heilige nicht hält, in welchen Punkten und warum auch immer) nicht als Herabwürdigung der Frau siehst, dann würde ich ja gerne wissen was dann - von irgendeiner Logik dieser Spaltung mal ganz abgesehen.

Da hätte dieser Gott bei der nichtgeschlechtlichen Vermehrung bleiben sollen, so ist es ja nicht, dass es die nicht gäbe in seiner "Schöpfung".
Der überschlägt sich geradezu dabei sich Sündhaftes auszudenken, und die Frau an sich ist durch ihre bloße Existenz schon die Verkörperung der Sünde, die allzeit in Schach gehalten werden muss.

Mit diesem Frauen- und ja auch Männerbild leben wir ja heute noch, und bestimmt nicht zugunsten von Menschen.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1291049) Verfasst am: 18.05.2009, 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Ansonsten kann Schnädelbach gerne seine Positionen haben. Ich sehe sie weitestgehend anders.


Interessant.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1291664) Verfasst am: 19.05.2009, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Reza,

Deine Argumentation ist wirklich rein rationalistisch. Nun ist gegen Ratio nichts zu sagen - dort wo sie angebracht ist. Nur ist der Mensch nicht unbedingt rational. Ihn nur unter dem Gesichtspunkt der Rationalität zu betrachten, heißt die Tatsache auszublenden, daß er nicht unbedingt rational ist und auch gar nicht unbedingt glücklich ist nur rational sein zu wollen.

Worin besteht der Rationalismus Deiner Argumentation? Du argumentierst so: Menschen haben Vergnügen am Sex, das ist also etwas gutes, keinen Sex haben zu wollen ist also völlig unvernünftig. Es ist nur erklärbar durch ein System der Angst, daß sie von ihrer natürlichen Veranlagung abbringt. Diese Auffassung ist aber rein rationalistisch.

Schon das was "das Heilige" oder "der Heilige" oder "die Heilige" ist, ist aber rein rationalistisch nicht wirklich zu ergründen. Heiligkeit meint nicht einfach die Abwesenheit des Sexualtriebs - dies wäre sehr banal. Heiligkeit meint nicht einfach, daß man seinen Sexualtrieb "im Griff" hat. Wobei Heiligkeit ja ohnehin nicht auf die Sexualität beschränkt bleibt. Heiligkeit ist eher ein Konzept der "Entrückung" "Verklärung" eines Menschen, der allem Irdischen entrückt ist. Ob dieses Konzept praktisch funktioniert oder nicht vielmehr vollkommene Fiktion bleibt, ist eine andere Frage. Vermutlich funktioniert es nicht, genauso wie die "Erleuchtung" im Buddhismus eine reine Fiktion ist. Solche Fiktionen können aber kulturell sinnstiftend wirken.

Abgesehen davon gebe ich Dir aber recht, daß das Christentum oft in plumpster Weise sexualfeindlich war und auch noch ist. Und vermutlich wird man dies auch nicht völlig weg bekommen. Daß das Christentum aber auch eine Rolle gespielt hat, bei der Sublimierung des Sexuellen, seiner emotionalen Anreicherung, halte ich auch nicht für von der Hand zu weisen.

Gruß Malcolm
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Louseign
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Anmeldungsdatum: 02.06.2006
Beiträge: 5585

Beitrag(#1291742) Verfasst am: 19.05.2009, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Also ob ich nun bete oder nicht bete ist ja wohl meine Privatsache ( Thierse hat auf die Frage eines Journalisten, ob er als Katholik bete, geantwortet: "Dies ist eine sehr indiskrete Frage" und Recht hatte er)

Ich hoffe, es war dir eine Lehre, und du überlegst dir das nächste Mal vorher, was du über deine Privatangelegenheiten ins Forum schreibst, und was nicht. zynisches Grinsen
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1291780) Verfasst am: 19.05.2009, 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Louseign hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Also ob ich nun bete oder nicht bete ist ja wohl meine Privatsache ( Thierse hat auf die Frage eines Journalisten, ob er als Katholik bete, geantwortet: "Dies ist eine sehr indiskrete Frage" und Recht hatte er)

Ich hoffe, es war dir eine Lehre, und du überlegst dir das nächste Mal vorher, was du über deine Privatangelegenheiten ins Forum schreibst, und was nicht. zynisches Grinsen


Ja, ich nehme es mir sehr zu Herzen.
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alex6
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Anmeldungsdatum: 22.12.2005
Beiträge: 750

Beitrag(#1292545) Verfasst am: 21.05.2009, 01:47    Titel: Recht haste Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Also ob ich nun bete oder nicht bete ist ja wohl meine Privatsache (Thierse hat auf die Frage eines Journalisten, ob er als Katholik bete, geantwortet: "Dies ist eine sehr indiskrete Frage" und Recht hatte er)


Dein Wort in Gottes haarigen Gehörgang! Ich bin so oft davon genervt, daß in der Öffentlichkeit herumgebet wird oder "Prominente" (damit meine ich jetzt nicht Dich) damit hausieren für wen sie schon wieder meinen beten zu müssen. Herr Obama mitsamt Gattin beten für irgendein Kriminalitätsopfer. Bei einem Volksfest (was mit Religion ansonsten nichts zu tun hat) gibt es ein öffentliches Gebet usw. Steht in der Bibel nicht irgendwo, daß man gefälligst auf dem stillen Örtchen beten soll? (Bibelstelle weiß ich gerade nicht.) Hätte ich nicht gedacht, daß ich jemals "Ayatollah" Thierse zustimmen würde.
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Brigitte
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Anmeldungsdatum: 23.12.2005
Beiträge: 575
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Beitrag(#1292581) Verfasst am: 21.05.2009, 09:24    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Den Schnädelbach kenne ich von meiner Zeit, als ich in Hamburg Philosophie studierte, auch wenn ich keine Seminare bei ihm besucht habe. Auf dem Philosophenklo stand dann immer der Satz: Der Schnädelbach, der Schnädelbach, der hat nichts unterm Schädeldach.


Du hättest auch mal nach links schauen sollen, dort stand: "Der Schnädelbach, der Schnädelbach, der hat viel unterm Schädeldach."
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1292701) Verfasst am: 21.05.2009, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Reza,

Deine Argumentation ist wirklich rein rationalistisch. Nun ist gegen Ratio nichts zu sagen - dort wo sie angebracht ist.

Ach, und hier, wenn ich mir nen alten Mythos dahingehend ansehe, von außen wohlgemerkt, was der für gesellschaftliche Strukturen propagiert, insbesondere für die Verhältnisse zwischen Frauen und Männern, dann ist Rationalismus nicht angebracht?

Zitat:
Nur ist der Mensch nicht unbedingt rational. Ihn nur unter dem Gesichtspunkt der Rationalität zu betrachten, heißt die Tatsache auszublenden, daß er nicht unbedingt rational ist und auch gar nicht unbedingt glücklich ist nur rational sein zu wollen.

Wo hab ich dazu was geschrieben?


Zitat:
Worin besteht der Rationalismus Deiner Argumentation? Du argumentierst so: Menschen haben Vergnügen am Sex, das ist also etwas gutes, keinen Sex haben zu wollen ist also völlig unvernünftig. Es ist nur erklärbar durch ein System der Angst, daß sie von ihrer natürlichen Veranlagung abbringt. Diese Auffassung ist aber rein rationalistisch.

Ja, was spricht dagegen?
Es geht ja um die Analyse von Gesellschaftstrukturen, und nicht um die Analyse einer privaten Beziehung.
Davon abgesehen, dass natürlich solche gesellschaftlichen Strukturen zwischen Frauen und Männern, dann in die privatesten Beziehungen und bis hin zum Sex hineinreichen - das ist ja das Problem, das wir bis heute haben.
Sex ist eben mit Schuld verbunden, wenn er nicht genau auf die propagierte Weise abläuft, und das gilt ganz besonders für Frauen, die eben "illegitime" Kinder haben können.

Kannst du mir auf vernünftige Weise erklären, "emotional" erklären, was ein illegitimes Kind ist?

Das ist nur dann o.k. wenn es von diesem Gott ist, sonst ist es ein Bastard, ein Bankert?

Und der wird wie die Mutter ordentlich bestraft, auf verschiedenste Weisen, bis hin zum Tod für die (potentielle) Mutter, damit es am besten gar keine Bastarde gibt.

Zitat:
Das Kirchenrecht hat das uneheliche Kind einst "Bankert" genannt - weil es, so die Geistlichkeit, sündhaft, nämlich auf der Ofenbank, und nicht im Ehebett gezeugt worden sei. Die gesellschaftliche Herabsetzung unehelicher Kinder als Bankert, Bastard oder Mantelkind spiegelte sich noch bis 1969(!) im Bürgerlichen Gesetzbuch wider: Bis dahin galt, ungeachtet des Grundgesetzes, das uneheliche Kind mit seinem Vater als nicht verwandt.

http://www.sueddeutsche.de/politik/165/399948/text/

Bis 69 war das Bankert also mit seinem Vater nicht einmal verwandt, und bis 98 hat es nicht voll geerbt, wenn der Vater verheiratet war.
Es ist also grade mal 10 Jahre her, dass nichteheliche Kinder ehelichen wirklich gleichgestellt sind (wie manche anderen Beziehungen zwischen Frauen und Männern rechtlich regelnde Gesetze auch)

Das ist nicht gerade lange her sollte man meinen, als dass es allen Leuten hierzulande unbekannt sein müsste.
Ein BVG Urteil war nötig , dass in punkto Kinder überhaupt etwas passierte, weil die Herren Politiker das offensichtlich nicht anders geregelt haben wollten - obwohl es ja nun im GG seit 49 anders steht!
Aber das war bei der ganzen Gesetzgebung zur Gleichberechtigung so, von selbst ging in der Regel gar nichts, das lief über Petitionen, Grundsatzurteile etc. ohne die bewegte sich gar nichts in dieser Republik - obwohl das wie gesagt im GG gestanden hätte, aber das auch auch nur auf den breiten Widerstand der weiblichen Öffentlichkeit hin, als die Aufnahme des Artikels abgelehnt worden war, durch die Herren des Parlamentarischen Rates.


Zitat:
Schon das was "das Heilige" oder "der Heilige" oder "die Heilige" ist, ist aber rein rationalistisch nicht wirklich zu ergründen. Heiligkeit meint nicht einfach die Abwesenheit des Sexualtriebs - dies wäre sehr banal. Heiligkeit meint nicht einfach, daß man seinen Sexualtrieb "im Griff" hat. Wobei Heiligkeit ja ohnehin nicht auf die Sexualität beschränkt bleibt. Heiligkeit ist eher ein Konzept der "Entrückung" "Verklärung" eines Menschen, der allem Irdischen entrückt ist. Ob dieses Konzept praktisch funktioniert oder nicht vielmehr vollkommene Fiktion bleibt, ist eine andere Frage. Vermutlich funktioniert es nicht, genauso wie die "Erleuchtung" im Buddhismus eine reine Fiktion ist. Solche Fiktionen können aber kulturell sinnstiftend wirken.


Dass mich das Heilige "an sich" nicht interessiert, das wirst du ja nachvollziehen können.

Sinnstiftend, allerdings, ja es bringt für diesen Glauben samt der daraus hervorgehenden "Kultur" offenbar großen Sinn und praktischen Nutzen, die Frauen in Gute (Heilige) und Böse (Huren) zu spalten, und mit letzterem ist bestimmt nicht die Profession der Hure gemeint, sondern die Frau, die vom rechten Pfade abweicht.
Es ist ja auch nicht so, dass einfach nur ne Moral gepredigt wird, die Frau einhält oder nicht, es ist ja auch mit Schmackes Sanktion dahinter, wenn diese Moral nicht eingehalten wird.


Dass das alles über die Veränderung/Verschärfung der Sozialgesetzgebung nun seit diesen 10 Jahren durch die Hintertür wieder zurückkommt, muss ich das erwähnen?


Zitat:
Abgesehen davon gebe ich Dir aber recht, daß das Christentum oft in plumpster Weise sexualfeindlich war und auch noch ist. Und vermutlich wird man dies auch nicht völlig weg bekommen. Daß das Christentum aber auch eine Rolle gespielt hat, bei der Sublimierung des Sexuellen, seiner emotionalen Anreicherung, halte ich auch nicht für von der Hand zu weisen.


Diese Sexualfeindlichkeit beschränkt sich aber nicht auf die privaten Beziehungen, Sublimierung oder verklemmten Sex, sondern schaffte und schafft Strukturen in der Gesellschaft, die frauen- und kinderfeindlich sind - die letztendlich menschenfeindlich sind.

Die Spaltung in die Frau beherrschende Männer (du wirst ja wohl nicht leugnen, dass auch im Christentum die Frau dem Manne untertan zu sein hat, ihm und SEINEN Kindern dienen soll), und dann noch einmal in "gute" Frauen, die sich diesem Modell unterwerfen, und "schlechte", die es nicht tun, oder nicht vollständig tun - wie willst du die "wegbekommen"?

Das ist ja offensichtlich nicht mal aus der Denke von Nichtgläubigen wegzubekommen, geschweige denn von Gläubigen, deren Glauben das ja immanent ist.
Diese Dichotomie ist in der christlichen Bibel in keinster Weise widersprüchlich dargestellt Eva, die Sünderin, (Lilith ist ja ganz draus verschwunden) Maria die aufopfernde Mutter, wer wird da wohl das Vorbild für die "gute" Frau sein?

Du klammerst ja nun einfach in dem was du schreibst alles aus, was ganz pragmatisch durch diese Geschichten ausgesagt, bzw. in der Zeit als erstrebenswert dargestellt wird, und begibst dich in höhere Sphären.
Das wird gern gemacht, um den irdischen Nutzen von Gesellschaftsstrukturen ins Reich der Emotionen zu verschieben, und somit irgendwie ungreifbar zu machen, zu verschleiern.

Gefühle, haben die Menschen auch ohne (solchen) Glauben, und vorgeschriebene kulturellen Fixierungen, aber so verdreht und hirnrissig wären sie vermutlich nicht, denn das was hier alles zusammengehört, per definitionem, müsste nicht zusammengehören, und hat auf diese idiotische Weise sicher die allerlängste Zeit in der Menschheitsgeschichte so nicht zusammengehört - da muss man wirklich erst drauf kommen, einen dreifachen Rittberger rückwärts eingesprungen, als das natur - und gottgegebene Modell für die Sozialstruktur von Gesellschaften auszugeben.

Das haben die Griechen trotz heftigstem Patriarchat, nicht so perfide hingekriegt, da waren es schlicht Machtverhältnisse, die die Strukturen gesetzt haben.
Nun ja, Zeus ist ja auch nicht gerade ein Asket im Verhältnis zu dem neuen männlichen Eingott, Zeus, zeugt wenn er Menschen "erschafft" immerhin höchstselbst, und DIE Menschheit hat er nicht erschaffen, so omnipotent ist er trotz guter Potenz nicht, der Zeus, im Gegensatz zum Herrn Gott, der sublimiert sich offenbar mit Hingabe einen durch töpfern und wieder zerschlagen und dergleichen.

Seit dem Christentum ist es die "Liebe", die Liebe zum rechten Tun. Man wird nicht unterdrückt, man unterdrückt sich selbst in Glaube, Liebe und Hoffnung (worauf auch immer). zynisches Grinsen
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Yogosh
Leisetreter ...und Klugscheisser



Anmeldungsdatum: 19.03.2009
Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1292972) Verfasst am: 22.05.2009, 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab das Buch gerade gelesen und fand es sehr gut. Wer etwas in Richtung "The God Delusion" oder "God Is Not Great" erwartet wird wohl enttäuscht. Es handelt sich um einzelne Essays, die unabhängig voneinander entstanden sind. Ausserdem ist Schnädelbach ein emeritierter Philosophieprofessor und schreibt auch so. Das heißt erst mal, dass man viele Kapitel gut langsam und zweimal lesen kann. Einige liest man aber auch einfach so runter.

Der Gewinn, den man aus diesem Buch ziehen kann ist meiner Ansicht nach nicht eine oder mehrere besonders überraschende These(n) sondern sehr viel sehr saubere Begriffsarbeit, Begriffshistorie und die Übersetzung von theologisch in philosophisch und teilweise sogar deutsch. Viele Zitate könnten direkt in den Sinnfreie-Theistensprüche-Thread, aber Schnädelbach erklärt einem (na ja, mir jedenfalls) den Sinn bzw. die Motivation oder die innere Notwendigkeit dieser Vernebelungen. Das allein fand ich schon sehr informativ.

Edit: Grammatik


Zuletzt bearbeitet von Yogosh am 22.05.2009, 12:10, insgesamt einmal bearbeitet
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Malcolm
Ekelpaket



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Beitrag(#1293009) Verfasst am: 22.05.2009, 02:47    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="Reza" postid=1292701]
Zitat:

Zitat:
Nur ist der Mensch nicht unbedingt rational. Ihn nur unter dem Gesichtspunkt der Rationalität zu betrachten, heißt die Tatsache auszublenden, daß er nicht unbedingt rational ist und auch gar nicht unbedingt glücklich ist nur rational sein zu wollen.

Wo hab ich dazu was geschrieben?


Gar nichts, aber Du argumentierst so.

Zitat:
Es geht ja um die Analyse von Gesellschaftstrukturen, und nicht um die Analyse einer privaten Beziehung.

Ich weiß nicht, was Du mit Gesellschafststrukturen meinst - Glaube oder Unglaube sind heute zumindestens weitestgehend private Dinge.

Zitat:
Davon abgesehen, dass natürlich solche gesellschaftlichen Strukturen zwischen Frauen und Männern, dann in die privatesten Beziehungen und bis hin zum Sex hineinreichen - das ist ja das Problem, das wir bis heute haben.

Ich kann immer noch nicht erkennen, was Du mit "gesellschaftlichen Strukturen" meinst. Selbstverständlich reicht der Glaube auch in die Privatheit privater Vorstellungen hinein. Was hast Du dagegen?

Zitat:
Bis 69 war das Bankert also mit seinem Vater nicht einmal verwandt, und bis 98 hat es nicht voll geerbt, wenn der Vater verheiratet war.

Die Sache mit dem Bankert ist widerwärtig, zumal es die Stigmatisierung eines Kindes ist, daß nicht einmal nach den Maßstäben der Religion etwas dafür kann, daß es "illegitim" ist. Was willst Du von mir hören? Aber die Sache ist vorbei - nicht lange, aber sie ist vorbei.

Zitat:
Dass mich das Heilige "an sich" nicht interessiert, das wirst du ja nachvollziehen können.


Nein, ich kann das nicht "nachvollziehen". Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen. Dann bitte nehme aber auch zur Kenntnis, daß ich darüber anders denke.

Zitat:
Sinnstiftend, allerdings, ja es bringt für diesen Glauben samt der daraus hervorgehenden "Kultur" offenbar großen Sinn und praktischen Nutzen, die Frauen in Gute (Heilige) und Böse (Huren) zu spalten, und mit letzterem ist bestimmt nicht die Profession der Hure gemeint, sondern die Frau, die vom rechten Pfade abweicht.

So einfach ist das lange nicht mehr - wenn es denn überhaupt einmal so einfach war. Du bedienst da nur atheistische Klischees. Eine christliche Ehefrau ist keine Heilige und eine Ehebrecherin nicht unbedingt eine Hure.

Zitat:
Es ist ja auch nicht so, dass einfach nur ne Moral gepredigt wird, die Frau einhält oder nicht, es ist ja auch mit Schmackes Sanktion dahinter, wenn diese Moral nicht eingehalten wird.


Staatliche Sanktionen ja wohl nicht und daß die Kirche den Ehebruch ablehnt ist ja wohl ihr gutes Recht. Ich weiß nur nicht, was Du am Ehebruch so toll findest. Was bedeutet Ehebruch denn? Entweder findet er im Geheimen statt und unterhöhlt eine Beziehung oder er bedeutet einen Vertrauensbruch und bedeutet Scheidung und läßt isolierte Menschen und traumatisierte Kinder zurück. Findest Du das wirklich so toll? Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.

Zitat:
Diese Sexualfeindlichkeit beschränkt sich aber nicht auf die privaten Beziehungen, Sublimierung oder verklemmten Sex, sondern schaffte und schafft Strukturen in der Gesellschaft, die frauen- und kinderfeindlich sind - die letztendlich menschenfeindlich sind.


Ich weiß wieder nicht, was Du mit "gesellschaftlichen Strukturen" meinst, das ist begrifflicher Dünnpfiff und sagt überhaupt nichts.

Zitat:
Die Spaltung in die Frau beherrschende Männer (du wirst ja wohl nicht leugnen, dass auch im Christentum die Frau dem Manne untertan zu sein hat, ihm und SEINEN Kindern dienen soll), und dann noch einmal in "gute" Frauen, die sich diesem Modell unterwerfen, und "schlechte", die es nicht tun, oder nicht vollständig tun - wie willst du die "wegbekommen"?


Dazu kann ich nur ganz ironisch anmerken, daß ich es doch sehr hoffe, daß unsere ach so christliche Bundeskanzlerin ihrem Mann gehorcht - ich würde vor Albträumen nicht mehr schlafen können, wenn ich wüßte, daß es nicht so wäre. Hoffentlich wird der Mann nicht ernsthaft krank - Deutschland stände führungslos da ... Lachen

Zitat:
Diese Dichotomie ist in der christlichen Bibel in keinster Weise widersprüchlich dargestellt Eva, die Sünderin, (Lilith ist ja ganz draus verschwunden) Maria die aufopfernde Mutter, wer wird da wohl das Vorbild für die "gute" Frau sein?

Sicher ist Eva die Sünderin und wenn sie gekonnt hätte, wäre sie sicher fremd gegangen, aber da sie ja nun mit Adam allein auf der Welt war ... Sehr glücklich

Zitat:
Du klammerst ja nun einfach in dem was du schreibst alles aus, was ganz pragmatisch durch diese Geschichten ausgesagt, bzw. in der Zeit als erstrebenswert dargestellt wird, und begibst dich in höhere Sphären.

Also pauschal in höhere Sphären gebe ich mich durchaus nicht - nur existieren diese höheren Sphären durchaus im Christentum. Die niederen Sphären mögen etwas archaischer sein, bieten den Menschen aber eine einfache Moral.

Zitat:
Das wird gern gemacht, um den irdischen Nutzen von Gesellschaftsstrukturen ins Reich der Emotionen zu verschieben, und somit irgendwie ungreifbar zu machen, zu verschleiern.

Das ist eine Position vollkommener Verblendung. Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber das erinnert mich an Stammtischproleten, die sich fürchterlich aufregen, daß der Bundeskanzler Mercedes fährt und sie nur Volkswagen. Daß es in diesem Bereich auch "irdischen Nutzen" gibt, ist gar nicht zu bestreiten. Nur das Christentum darauf zu reduzieren, ist wirklich vollkommene Verblendung, weil es sehr viele Menschen auch in höheren Positionen gibt, die vom Christentum durchaus überzeugt sind.

Zitat:
Gefühle, haben die Menschen auch ohne (solchen) Glauben,


Wie? Du hast Gefühle? Wäre ich jetzt nicht drauf gekommen. Allerdings werden das nicht unbedingt meine Gefühle sein und damit mußt Du Dich leider abfinden.

Zitat:
und vorgeschriebene kulturellen Fixierungen, aber so verdreht und hirnrissig wären sie vermutlich nicht,


Was weißt Du schon darüber, inwiefern Christen "verdreht und hirnrissig" sind?


Zitat:
denn das was hier alles zusammengehört, per definitionem, müsste nicht zusammengehören, und hat auf diese idiotische Weise sicher die allerlängste Zeit in der Menschheitsgeschichte so nicht zusammengehört -


Gut, mit Begriffen wie "idiotisch" kommen wir also in den Bereich der Schimpfkanonaden.


Code:
Das haben die Griechen trotz heftigstem Patriarchat, nicht so perfide hingekriegt, da waren es schlicht Machtverhältnisse, die die Strukturen gesetzt haben.


Sicher, die ollen Griechen. Nun starb auch Sokrates, weil man ihm "Gotteslästerung" zur Last legte - nebst anderen Dingen. Ob die ollen Griechen in Punkto Religion wirklich so tolerant waren?

Zitat:
Nun ja, Zeus ist ja auch nicht gerade ein Asket im Verhältnis zu dem neuen männlichen Eingott, Zeus, zeugt wenn er Menschen "erschafft" immerhin höchstselbst, und DIE Menschheit hat er nicht erschaffen, so omnipotent ist er trotz guter Potenz nicht, der Zeus, im Gegensatz zum Herrn Gott, der sublimiert sich offenbar mit Hingabe einen durch töpfern und wieder zerschlagen und dergleichen.


Mit dem Judentum gibt es auch eine Akzentverschiebung. Jean Paul schrieb mal vom "Abgrund des christlichen Glaubens", gegenüber dem die Gottesvorstellung des Griechentums nur eine "Kinderei" gewesen sei. Die Vorstellung Gottes als "Asketen" ist vollkommen albern - wirklich kein Christ betrachtet Gott als irgendeinen Asketen, der zum Frühstück nur Knäckebrot ißt und am Sonntag dann auch mal ein Ei. Der Vergleich von Zeus und dem christlichen Gott ist von daher einfach Quatsch - das sind nicht nur verschiedene Götter, das sind auch unterschiedliche religiöse Konzepte.

Gruß Malcolm
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Reza
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Beitrag(#1293078) Verfasst am: 22.05.2009, 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Der Vergleich von Zeus und dem christlichen Gott ist von daher einfach Quatsch - das sind nicht nur verschiedene Götter, das sind auch unterschiedliche religiöse Konzepte.


Ach, das dann doch?
Verschiedene religiöse Konzepte negierst du immerhin nicht?

Dass solche verschiedene Auswirkungen auf Moralvorstellungen der sie umgebenden Gesellschaften haben könnten, es somit verschiedene Möglichkeiten geben könnte, wie die Verhältnisse zwischen den Gesellschaftsmitgliedern geregelt werden, insbesondere auch die zwischen Männern und Frauen - sofern diese Moralvorstellungen diesbezüglich unterschiedliche Vorgaben enthalten - das aber negierst du?

Glauben war immer reine Privatsache, und hatte nie das geringste mit den Verhältnissen in solchen Gesllschaften, geschweige denn deren Regeln, Normen und Werten zu tun?

Nun gibt es rein weltliches Recht ja noch nicht so furchtbar lange bei uns - aber der Glaube, das regional vorherrschende religiöse Konzept, dessen Moralvorschriften, hatten keinen Einfluss auf die umgebende Welt, bzw. die Menschen darin?

Und wenn ein winziges bißchen, dann ist das Schnee von gestern, weil sich Gesellschaften ja grundlegend von heute auf morgen komplett verändern, wenn ein anderes religiöses oder nicht, egal, Konzept verkündet wird?

Man hört ja oft davon, dass das bei Männern mit dem Austausch der beiden Gehirnhälften untereinander nicht so doll sein soll.
Ich hätt ja nicht gedacht, dass das soweit gehen kann, dass sozusagen jede Verbindung von irgendwas zu was anderem dann nicht nachvollzogen werden kann.
Tja, da kann man dann wohl nichts machen.
Dann hat eben nichts mit nichts zu tun.

Warum noch mal darf ich am Sonntag nicht lautstark Rasen mähen?
Oder darf ich doch, weil ich glaub ja nix, ist doch eigentlich Privatsache, wann ich Bock habe, oder?
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Gott_der_Luecke
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Beitrag(#1293093) Verfasst am: 22.05.2009, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Staatliche Sanktionen ja wohl nicht und daß die Kirche den Ehebruch ablehnt ist ja wohl ihr gutes Recht. Ich weiß nur nicht, was Du am Ehebruch so toll findest. Was bedeutet Ehebruch denn? Entweder findet er im Geheimen statt und unterhöhlt eine Beziehung oder er bedeutet einen Vertrauensbruch und bedeutet Scheidung und läßt isolierte Menschen und traumatisierte Kinder zurück. Findest Du das wirklich so toll? Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.


Moral ist sowohl rational als auch individuell. Religion hat da nicht das Geringste mitzureden!

Wenn ein Mann und eine Frau (oder Mann und Mann oder Frau und Frau) heiraten wollen und dennoch eine offene Beziehung führen wollen, halte ich das für fortschrittlich, obwohl es ja nach der Kirche "Ehebruch" ist. Wenn die Eltern Kinder haben und beide trotzdem irgendwann auseinandergehen in Frieden und sich das mit den Kinder gut regeln lässt, dann ist dagegen auch überhaupt nix einzuwenden.
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Surata
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Beitrag(#1293217) Verfasst am: 22.05.2009, 16:23    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.


Deine Verteidigung der Denkfaulheit und deine extrem lethargische Haltung sind erschreckend.
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Yogosh
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Beitrag(#1293233) Verfasst am: 22.05.2009, 16:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Malcolm: Was meinst Du eigentlich mit 'Einklammerung der Wahrheitsfrage'?
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Malcolm
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Beitrag(#1293288) Verfasst am: 22.05.2009, 18:44    Titel: Antworten mit Zitat

Surata hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.


Deine Verteidigung der Denkfaulheit und deine extrem lethargische Haltung sind erschreckend.


Es geht nicht darum, "Denkfaulheit" verteidigen zu wollen. Es geht nur darum, daß viele Menschen extrem denkfaul sind. Daß sie teilweise auch nicht sehr denkfähig sind. Wer dies nicht sehen will, argumentiert für mich egalitär - und das ist nicht meine Haltung.

Die Aufweichung des Ehebruchverbrots sehe ich eben als problematisch an. Ich habe selber geschrieben, daß ich die christliche Sexualmoral auch für "ethisch anfechtbar" halte. Nicht von jedem Christen wirst Du ein solches Bekenntnis erwarten können.

Und übrigens ist diese ganze Ehebruchsgeschichte ja nun wirklich nicht "rein christlich". Viele auch nichtchristliche oder kaum christliche Paare folgen de Fakto dieser Moral und finden einen "Seitensprung" oder "Untreue" für "unmoralisch". Sie müssen dabei noch nicht einmal gesetzlich verheiratet sein.

Ethische Anfechtung finde ich eben nicht unproblematisch. Ich finde manche Haltungen hier dann etwas naiv. Es wird immer in Richtung eines "selbständige ethischen" Denkens argumentiert. Gegen "selbständiges ethisches Denken" habe ich auch nichts, sehe darin nur einen unheimlich hohen Anspruch, den ich zum Beispiel für mich selber gar nicht für mich in Anspruch nehmen würde. Es tut mir leid, ich sehe in der Richtung einer "Ehebruch ist ethisch anfechtbar" eine Position, die vollkommen die Tatsache ausblendet, daß viele am "selbständigen Denken" nur die Tatsache interessiert, ob das irgendwie "erlaubt" ist. Wenn jemand sich wirklich ernsthaft und selbständig die Frage vorlegt, ob das in Ordnung ist, wenn er seinen Ehepartner betrügt, kann ich dies als aufgeklärter Mensch nicht schlecht finden.

Nur wenn Gott der Lücke hier etwa "offene Beziehungen" "fortschrittlich" findet, finde ich eine solche Haltung eben auch extrem denkfaul - akzeptiere das vollkommen, wenn jemand so lebt, finde aber die Argumentation, daß das irgendwie "fortschrittlich" ist unter aller Kanone. Und wenn Reza die Tatsache bitter beklagt, daß er am Sonntag nicht Rasen mähen darf, finde ich das auch extrem denkfaul - weil der Sonntag für mich auch eine zivilisatorische Errungenschaft ist, deren religiöser Hintergrund für mich eher sekundär ist, deren religiöse Abstützung ich aber für sehr wichtig halte. Es ist doch schlicht albern, zu glauben, daß es beim sonntäglichen Ruhegebot nur darum ginge, "den Herrn zu ehren". Nein, es gibt nun einmal einen Tag in der Woche, an dem man nicht arbeiten muß, an dem auch - soweit möglich - alle nicht arbeiten müssen und der von daher auch ein Tag sozialer Begegnung ist, ein Tag, der nicht dem "Konsum" gewidmet ist, und auch ein Tag der Ruhe, bei dem man kein religiöser Fanatiker oder sogar auch überhaupt nicht religiös sein muß, wenn es einen einfach aufregt, wenn der Nachbar ausgerechnet am Sonntag Rasen mähen muß.

Von daher lasse ich mich nun wirklich ungern über "Denkfaulheit" belehren.

Gruß Malcolm
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Yogosh
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Beitrag(#1293303) Verfasst am: 22.05.2009, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

Schädelbach hat folgendes geschrieben:
Mir sagte jemand einmal: "Wir brauchen doch die Religion, damit die Menschen einen Halt haben und wissen, wo es langgeht." Auf die Rückfrage ob er selbst deswegen die Religion bräuchte, erhielt ich die Antwort: "Ich nicht, aber die Leute."

Herbert Schnädelbach - Religion in der modernen Welt, Fischer 2009, S.76
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Pfaffenschreck
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Beitrag(#1293313) Verfasst am: 22.05.2009, 19:19    Titel: Antworten mit Zitat

Schädelbach hat folgendes geschrieben:
...auf sieben Geburtsfehler des Christentums verweisen, die es gar nicht beheben kann, weil dies bedeutete, sich selbst aufzuheben. Vielleicht aber ist diese Selbstaufgabe der letzte segensreiche Dienst, den das Christentum unserer Kultur nach 2000 Jahren zu leisten vermöchte; wir könnten es dann in Frieden ziehen lassen.

Hach wär das schön. Frage ist nur, wohin ziehen lassen? In die Höhle zurück, aus der es einst gekrochen kam?
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Merkwürdig, ich kann mich nicht erinnern, jemals einer kirchlichen Vereinigung beigetreten zu sein. Und doch mußte ich erst austreten, um Nichtmitglied zu werden!
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Und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
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Reinschauen, mitmachen, mitgestalten und etwas bewegen.
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Reza
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Beitrag(#1293350) Verfasst am: 22.05.2009, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Surata hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.


Deine Verteidigung der Denkfaulheit und deine extrem lethargische Haltung sind erschreckend.


Es geht nicht darum, "Denkfaulheit" verteidigen zu wollen. Es geht nur darum, daß viele Menschen extrem denkfaul sind. Daß sie teilweise auch nicht sehr denkfähig sind. Wer dies nicht sehen will, argumentiert für mich egalitär - und das ist nicht meine Haltung.


Na da kommen wir der Sache doch schon näher, nicht wahr? Nicht "egalitär ist deine Haltung",was heißt denn das genau?

Was is nu beispielsweise mit den Negern, und den Negerfrauen gar, oder sind es nur die Unterschichtsdepperl, wer isses, der nicht denken kann, oder will?

Und was ja was ganz anderes ist, hat nicht jede/r, so ungleich die einzelnen dann immer sein mögen, den Anspruch auf die gleichen Rechte, und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis?

Ich meine, ich hätte da mal was gehört.

Zitat:
Die Aufweichung des Ehebruchverbrots sehe ich eben als problematisch an. Ich habe selber geschrieben, daß ich die christliche Sexualmoral auch für "ethisch anfechtbar" halte. Nicht von jedem Christen wirst Du ein solches Bekenntnis erwarten können.


Och, es soll ja viele geben, die die "Aufweichung" problematisch finden, obwohl sie sich nie um die Einhaltung gekümmert haben, jedenfalls nicht bei sich selber.

Zitat:
Und übrigens ist diese ganze Ehebruchsgeschichte ja nun wirklich nicht "rein christlich". Viele auch nichtchristliche oder kaum christliche Paare folgen de Fakto dieser Moral und finden einen "Seitensprung" oder "Untreue" für "unmoralisch". Sie müssen dabei noch nicht einmal gesetzlich verheiratet sein.


Ja so sitzt diese Moral dann drin, gelle?
Und erst die Bilder von Männlein und Weiblein, wie sie ganz und gar unterschiedlich zu sein haben, zuallererst bei der "Treue"...........

Blablabla, nur nix Konkretes..............das allerdings ist dein Hauptvermögen.




Dann doch noch ein paar harte Fakten zu dem was hier im christlich abendländischen Deutschland so Gesetz war.
Du hast es nicht mit Fakten, schon klar, ich aber.
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Staatliche Sanktionen ja wohl nicht und daß die Kirche den Ehebruch ablehnt ist ja wohl ihr gutes Recht.


Das gute Recht der Kirche, hat und hatte mit Staat nichts zu tun?

Keine Sanktionen?
Ja, gesteinigt wird man nicht mehr hierzulande, auch als Frau nicht.


Staatliche Sanktionen für "Ehebruch" gab es in der BRD prinzipiell bis 1977, von denen in allererster Linie Frauen betroffen waren, weil sie jeglichen Unterhaltsanspruch verloren, auch nach 30 Jahren Ehe und 5 großgezogenen Kindern, über die sie die "elterliche Gewalt", heute "elterliche Sorge" genannt, ohnehin auch vorher nicht hatten, nach einer Scheidung sowieso nicht,
was nicht hieß, dass der ehemann sich dann selber um die Kinder kümmern musste, also so alltäglich, den lästigen Kleinkram halt.

Frauen hatten bis dahin nach geltendem Recht, keinerlei Entscheidungsbefugnis in einer Ehe, ohne den Ehemann, und der hatte die Letztentscheidung in allen Belangen, auch denen der Kinder - und ihren, also denen der Frau, alleine, auch ohne deren Zustimmung.

Einen Arbeitsvertrag der Frau konnte ein Ehemann bis 1977 alleine kündigen, wenn er meinte sie würde ihre Pflichen als Hausfrau und Mutter vernachlässigen durch eine Erwerbsarbeit, und auch nach dem neuen Gesetz war immer noch sie alleine gehalten, diese Pflichten mit einer Erwerbsarbeitarbeit unter einen Hut zu bringen.
Dass beide für beides verantwortlich sind, wurde erst in den 90er Jahren gesetzlich formuliert.

Auch das Nichterfüllen der ehelichen Pflicht war ein schuldiger Scheidungsgrund, oder verließ eine Frau den Ehemann, weil er sie seit Jahren schlug, das war böswilliges Verlassen - die Frau wurde "schuldig" geschieden, mit den entsprechenden Konsequenzen.


Nichteheliche Kinder erhielten automatisch einen Vormund, das Jugendamt zumeist, wenn eine Frau nicht verheiratet war, auch bei verwitweten Frauen, konnte ein Vormund für die Kinder eingesetzt werden, schon vom Ehemann, für den Fall .............



Und noch heute gibt es ja in Deutschland staatliche Sanktionen dafür, wenn man eben nicht heiratet.

Es gibt Geld dafür, dass man eine staatliche Ehe eingeht, und zwar je mehr, je mehr eine Person ausschließlich "Hausmensch" ist, also nicht erwerbstätig.

Mit vorhandenen Kindern hat das übrigens gar nichts zu tun, trotzdem gibt es diese Kohle nicht bei gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. erstaunlich, oder?

Gut, dass das alles nun so gar nichts mit christlichen Moralvorstellungen zu tun hat.

Übrigens, ich finde staatliche Ehe Scheiße generell, das ist doch privateste Privatsache.
Wer will, kann unter den Augen seines Gott ja versprechen was er will, wem er will - was geht das den Staat an?

Was geht es den gar an, wenn man nicht mehr mit jemanden zusammen sein will, da muss man einen Antrag stellen, dass man sich trennen darf, bzw. dann auch offiziell getrennt ist, sonst gelten ja sogar spätere Kinder noch als ehelich, ach und blechen und Regeln einhalten muss man auch damit man überhaupt geschieden wird, etc. etc......................

Soll sich der Staat auf die Rechte von Kindern beschränken, die kann er regeln und schützen, meine Bettgeschichten gehen den nichts an - wäre er ein säkularer Staat


Zitat:
Was bedeutet Ehebruch denn? Entweder findet er im Geheimen statt und unterhöhlt eine Beziehung oder er bedeutet einen Vertrauensbruch und bedeutet Scheidung und läßt isolierte Menschen und traumatisierte Kinder zurück. Findest Du das wirklich so toll?


Ach, bei nicht wenigen Ehen soll ja eine Scheidung isolierte Menschen und traumatisierte Kinder aufheben, schon davon gehört?
Und Ehebruch muss nicht die Ursache solcher trauriger Beziehungen sein.

Außerhalb göttlich und staatlich legitimierter Paarbeziehungen kannst du offenbar tatsächlich nicht einmal denken.
Der Mensch, der nur mit einer Beziehung zu einer anderen Person auskommen soll, und da geht es gar nicht um sexuelle Beziehungen, der kann einem leid tun, wenn er tatsächlich glaubt, dass das möglich ist.
Das aber ist die Leitlinie der "romantischen Zweierbeziehung", die dann ganz selbstverständlich in einer in der Regel (praktisch) ausgesprochen unromantische Ehe führt.

Ich persönlich finde ja Romantik und Alltag passt nicht so recht zusammen, aber wer wer das glaubt, mich stört es nicht, sofern er das rein privat hält.

Zitat:
Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.

Och, das Christentum hat allenfalls die Doppelmoral erfunden, Moral bestimmt nicht, aber DIE Moral, von der immer noch alles Zusammenleben und insbesondere Frauen- und Männerbilder massiv geprägt ist.

Aber wie Frauen in dieser christlichen "Moral" gesehen werden, nämlich schlicht aber ganz praktisch und "privat" als Dienerin und Untertanin des Ehemannes, das scheint dir ja offensichtlich vollkommen legitim - so moralisch gesehen.
Und das allerdings ist heute nicht anders, nur wird es nicht mehr in vollem Umfang durchgesetzt, weil es nicht mehr in jeder Beziehung durchsetzbar war.
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Malcolm
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Anmeldungsdatum: 25.07.2007
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Beitrag(#1293439) Verfasst am: 22.05.2009, 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

Reza hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Surata hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.


Deine Verteidigung der Denkfaulheit und deine extrem lethargische Haltung sind erschreckend.


Es geht nicht darum, "Denkfaulheit" verteidigen zu wollen. Es geht nur darum, daß viele Menschen extrem denkfaul sind. Daß sie teilweise auch nicht sehr denkfähig sind. Wer dies nicht sehen will, argumentiert für mich egalitär - und das ist nicht meine Haltung.


Na da kommen wir der Sache doch schon näher, nicht wahr? Nicht "egalitär ist deine Haltung",was heißt denn das genau?

Was is nu beispielsweise mit den Negern, und den Negerfrauen gar, oder sind es nur die Unterschichtsdepperl, wer isses, der nicht denken kann, oder will?



Das Niveau Deiner polemischen Argumentation ist einfach unterirdisch. Ich bin hier nie als Rassist aufgetreten und ich schreibe hier nicht nur erst seit gestern. Genausowenig als jemand, der einen Klassen- oder "Schichten" Standpunkt vertritt. Was soll diese Scheiße - auf so einem Niveau habe ich keine Lust, mich auseinanderzusetzen.

Nicht egalitär meint die ganz einfache Tatsache, daß Menschen verschieden sind. Aber mir sind immer Leute begegnet, die einen egalitären Standpunkt vertreten - ich halte einen solchen Standpunkt für vollkommen bescheuert, aber das gibt es. Ganz extrem mal, als ich einem "linken" Bekannten von meinem geistig behinderten Bruder erzählte ( Downsyndrom) und der dann furchtbar über das Schweinesystem schimpfte und geistig Behinderte könnten genauso Atomphysik studieren wie jeder andere, das läge alles am System. Vollkommen albern - kann sein, daß mein Bruder Atomphysik hätte studieren könnnen, wenn er gesund gewesen wäre, aber er ist es nun mal nicht. Aber sicher ein so intelligenter Mann wie der Komponist Johann Sebastian Bach hat mal gesagt, er sei halt sehr "fleißig" gewesen und wer ebenso fleißig sei wie er, könne es ebenso weit bringen. Sicher und wenn Dieter Bohlen ein bißchen fleißiger gewesen sei, hätte er Sinfonien schreiben können. Oder der sicher sehr einflußreiche Nachkriegsphilosoph Adorno vertrat den allerdings spekulativen Standpunkt, daß er vermute, daß unterschiedliche Musikalität nur eine Sache "frühkindlicher Prägung" und anderer Prägung sei - letzlich auch egalitär, wobei das Faszinierende einer solchen Haltung ist, daß die Leute auf einer egalitären Grundlage argumentieren, aber dabei in unerträglichster Weise elitär auftreten - nur daß das dann nicht elitär sein soll. Aber auch in meinem privaten Freundeskreis sind mir egalitäre Haltungen - in welch abgeschwächter Form auch immer begegnet.

Egalitarismus ist so gesehen, in welch abgeschwächter Form auch immer, eine weit verbreitete Haltung. Sie widerspricht jedem gesunden Menschenverstand - aber moralisch ist man damit immer auf der sicheren Seite.

Gruß Malcolm
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"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1293503) Verfasst am: 22.05.2009, 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Reza hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Surata hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Klar ist die christliche Haltung auch ethisch anfechtbar - aber wenn wir alles ethisch anfechten wollen, kommen wir nie zu einer Moral.


Deine Verteidigung der Denkfaulheit und deine extrem lethargische Haltung sind erschreckend.


Es geht nicht darum, "Denkfaulheit" verteidigen zu wollen. Es geht nur darum, daß viele Menschen extrem denkfaul sind. Daß sie teilweise auch nicht sehr denkfähig sind. Wer dies nicht sehen will, argumentiert für mich egalitär - und das ist nicht meine Haltung.


Na da kommen wir der Sache doch schon näher, nicht wahr? Nicht "egalitär ist deine Haltung",was heißt denn das genau?

Was is nu beispielsweise mit den Negern, und den Negerfrauen gar, oder sind es nur die Unterschichtsdepperl, wer isses, der nicht denken kann, oder will?



Das Niveau Deiner polemischen Argumentation ist einfach unterirdisch. Ich bin hier nie als Rassist aufgetreten und ich schreibe hier nicht nur erst seit gestern. Genausowenig als jemand, der einen Klassen- oder "Schichten" Standpunkt vertritt. Was soll diese Scheiße - auf so einem Niveau habe ich keine Lust, mich auseinanderzusetzen.


Das tust du sowieso nicht, du gehst nie mit einem Wort auf irgendetwas ein, nur an Nebensätzen festklammern und da ausufern.............
Das ist mir allerdings auch schon länger aufgefallen.

Was haben Männer- und Frauenbilder, ungleiche Rechtssituationen, christliche staatliche Ehegesetze etc. mit dem Down Syndrom und Atomphysik zu tun?

Du bleibst ja offensichtlich durch Schweigen zum Wesentlichen auf der moralisch sicheren Seite, oder kannst du es nicht erfassen, was da stand?
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