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Was sind Gotteserfahrungen?
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magnusfe
MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :

Beitrag(#1294985) Verfasst am: 26.05.2009, 01:48    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.evangeliums.net/lebensberichte/suche.php

www.wunder-heute.de
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Wer meine Worte klaut wird schlau
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Werner Otto
Humanist



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 63
Wohnort: Kaitaia/Neuseeland

Beitrag(#1294991) Verfasst am: 26.05.2009, 02:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo alle

Ich habe zwar nur 1/3 der Beiträge gelesen und kann somit nicht auf alles eingehen, will aber trotzdem mal meinen Senf dazu geben.

Was ist heilig`Was ist ein heiliges Buch, ein heiliger Mensch?

Ganz einfach: Ein Buch ist dann heilig für jemanden, der es als heilig betrachtet. Ein Mensch ist ein Heiliger, wenn andere Menschen ihn zum Heiligen machen. Ein Guru wird verehrt, weil Menschen an seine Lehre glauben.

All das beweit keine Heiligkeit, sondern lediglich, dass Menschen etwas GLAUBEN.
Aber glauben heißt nicht wissen, wie ein altes Sprichwort sagt. Also wozu sollte man etwas glauben???
Zwar kann jeder glauben, was er oder sie will, aber das hat weiter keine Bedeutung.
Ich kann zum Beispiel glauben, dass es morgen regnet.
Das kann eintreten oder auch nicht. Der Glaube, ob es regnen wird oder nicht, ist somit sinnlos. Etwas sinnvoller wäre der Wetterbericht, obwohl auch dieser leider nicht immer stimmt. Aber es ist immerhin wahrscheinlicher, dass die Vorhersage eitnritt, während beim Glauben alles offen ist.

Ich habe vor vielen Jahren die Bibel sehr sogfältig gelesen. Ja, in vielen Monaten wirklich studiert. Von vorn bis hinten, auch das AT. Bis dahin hatte ich einen Gottesglauben. Nach dem Studium der Bibel hat sich jedoch mein Leben von Grund auf geändert und ich bin seitdem glücklicher Atheist. Die Veränderung kam daher, dass ich das sogenannte "Heilige Buch" wirklich kritisch gelesen habe und nicht mit irgendwelchen Voruteilen. Mit Vorurteilen überliest man nämlich diese Stellen, die nicht in das vorgefasste Konzept passen.

Nun gibt es allerdings offensichtlich viele Menschen, die einen Glauben brauchen. Er macht sie offensichtlich glücklich und hilft diesen Menschen sogar, das Leben leichter zu meistern.
Die Frage drängt sich somit auf, warum so viele Menschen nach diesem Glauben suchen.

Meine Forschungen über viele Jahre hin brachten mich zu folgendem Ergebnis:

Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das eine unglaublich lange Kindheit hat. Nur der Mensch ist viele Jahre total abhänig von seinen Eltern oder anderen Pflegepersonen. Ohne diese elterliche Fürsorge würde der Mensch nicht einmal als 6-Jähriger überleben und sogar als 14-Jähriger würde er Probleme haben. Und sogar ein Student übe 20 Jahre ist immer noch nicht vollkommen selbständig. Er braucht in aller Regel jemand, der für seinen Unterhalt sorgt, und wenn es nur der Staat ist, der entsprechende Hilfen zur Verfügung stellt.
Es geht jetzt nicht darum, dies als gut oder nicht gut hinzustellen. Diese Feststellungen sind rein sachlich und wertfrei. Sie geben jedoch einen sehr wichtigen Aufschluss, warum Menschen an einen Gott glauben wollen.
Um dies zu beweisen, müssen wir uns die Ergebnisse der psychologischen Forschung etwas genauer ansehen. Und zwar wissen wir heute, dass gerade die ersten Lebensjahre prägend für die Persänlichkeitsentwicklung für das ganze Leben sind. Die Prägungen - besonders wenn sie nicht später hinterfragt und dann vielleicht korrigiert oder überwunden werden - halten ohne diese Korrektur und ohne die Erkenntnis, dass wir geprägt wurden, ein Leben lang an. Ganz stark ist das erste Lebensjahr prägend, aber immer noch relativ stark die ersten 3 Jahre. Und selbst in der Schule - besonders in den ersten Klassen - findet eine intensive Prägung statt ("Die Lehrerin hat gesagt......")

Was erlebt nun ein Kind in diesen besonders prägenden 3 Jahren?

Es erlebt, dass es geborgen ist, dass jemand für alles Notwendige sorgt, dass Liebe und Zuwendung gegeben wird. Und zwar in aller Regel in diesen frühen Jahren ohne jede Bedingung. Das Kind wird geliebt ohne Gegenleistung erbringen zu müssen.

Diese schöne Kinderzeit, ohne Sorgen, ohne Notwendigkeit, etwas tun zu müssen, immer geliebt zu werden, immer jemand zu haben, zu dem man flüchten kann, ist in extremer Weise prägend.
Die Sehnsucht nach diesem Kindheitsparadies bleibt bei vielen Menschen ein Leben lang erhalten.
Aus dieser Sehnsucht nach den sogenfreien Kindertagen heraus ist der Glaube an einen Gott, ist das Verlangen nach einem Art Elternersatz geboren. Gott ist jemand, dem man sich anvertrauen kann, der für uns sorgt, der schon weiss, was für uns gut ist usw....

Nur dies ist der Grund für den Gottesglauben. Nur dies und keine sogenannte Gotteserfahrung. Denn diese sogenannte Gotteserfahrung ist geboren aus dem Wunsch nach Geborgenheit.
Wir können tatsächlich Erfahrungen der Geborgenheit und Liebe auch machen, wenn wir Drogen nehmen. Oder wenn wir uns in Trance schaukeln, in Trance versenken durch Meditation und dergleichen mehr. All diese Dinge sind Versenkungen in unsere tiefsten Seelenwünsche, die aus unserer Kindheit stammen. Gotteserfahrung ist ein Fantasie, ein Wunschbild. Es kann so stark erlebt werden, dass man glaubt, Gott sei wirklich vorhanden.

Noch etwas ist bei diesen Überlegungen interessant: Das Gottesbild entspricht immer dem, was eine Gesellschaft oder eine religiöse Glaubensgemeinschaft kreiert hat (z.B. in der Tadition, in dem Glauben, den andere vorleben, oder auch aus einem sogenannten "Heiligen Buch" heraus, aus einer "Lehre").
Interessant ist ferner, dass bei Nahtoderfahrungen ebenfalls immer eine Erfahrung gemacht wird, die dem geprägten Gottesbild entspricht. So sieht ein Mohammedaner den Propheten Mohammed oder ein Christ wird eine göttliche Lichtgestalt oder einen Engel sehen oder die Hl. Maria. Oder ein Wicca-Anhänger wird vielleicht eine Göttin sehen. Alles immer im Kontext dessen, was man als Prägung in sich trägt. Zwar behaupten solche Menschen dann, diese Erfahrungen würden die Präsenz eines göttlichen Wesens beweisen, jedoch ist es vielmehr das Gegenteil. Denn wie könnte dann immer die Gottheit in der Gestalt erscheinen, die man sich schon vorher immer vorgestellt hat oder nach der man geprägt wurde?

Aber wer einen Glauben haben will und ihn braucht, der wird sich auch von solchen sachlichen Überlegungen nicth abbringen lassen. Denn wer will schon sein Kindheitspradies verlieren? Es ist so schön, sich in diesen Fantasien zu verlieren und sich geborgen und versorgt zu wissen, so wie wir geborgen im Arm der Mutter lagen, nur Wärme, Gegorgenheit und den absoluten Schutz empfanden. Mit anderen Worten: Das absolute Glück!
Interessanter Weise ist die Loslösung von diesen Kindheitsfantasien ein sehr erhebendes und auch fröhlich stimmendes Erlebnis. Man ist plötzlich frei von all diesen kindlichen Vorstellungen. Man ist wirklich erwachsen und selbständig geworden. Und man muss nicht mehr an ein ewiges Weiterleben des kleinen und unbedeutenden ICH glauben und kann - ganz ohne Angst und Furcht - den Tod als das Ende der eigenen Persönlich akzeptieren. Denn es gibt nichts zu fürchten. Es ist nicht schlimm und nicht zum Fürchten, nicht mehr vorhanden zu sein. Diese Angst haben uns die Religionen eingetrichtert, damit sie dann mit ihrer Lehre und dem ewigen Leben aufwarten können. Das ist im Prinzip ein ganz fauler Trick! Erst Angst machen und dann eine vermeintliche Pille gegen diese künstlich erzeugte Angst anbieten! Und deshalb halte ich Religionen für gefährlich und irreführend. Obwohl ich auch sehen kann, dass viele Menschen noch nicht erwachsen genug sind, um sich daovn frei zu machen. Deise Dinge sind also sehr ambivalent!

Ganz kurz möchte ich noch auf das eingehen, was in vorhergenden Beiträgen auch angesprochen wurde: Gibt es eine "nicht-materielle Seinsform"? Ich meine jetzt nicht Gott oder eine schöpferische und leitende Kraft, sondern einfach nur etwas, das es gibt, ohne dass wir es fassen, beschreiben oder erforschen können. Wäre diese "andere Seinsform" dann doch so etwas wie ein Gott?

Meine Antwort zu dieser Frage ist: Wir wissen nicht, ob es so etwas gibt. Denn wir sind Materie und mit Materie (also mit wissenschaftlichen Mitteln) können wir nur Materie erforschen. Also ist auch dies mehr oder weniger eine Frage des Glaubens.
Allerdings kommt die Wissenschaft heute zu der Meinung, dass es etwas gibt, das man im wissenschaftlichen Kontext als "Information" bezeichnet. Was jedoch Information ist, wie und warum sie da ist, was sie tut (tut sie überhautp etwas ???), ist alles noch offen. Dass es etwas gibt, das jenseits unseres Vorstellungsvermögenes liegt, ist möglich. Aber es ist nicht zu beweisen. Jedenfalls ist es für mich klar: Selbst wenn es eine nicht-materielle Seinsform gibt, ist es mit Sicherheit nicht das, was wir als göttlich, als übergeordnet und höher, als erschaffend, als leitend und als eine Art von Supergehirn verstehen können. Denn ein Gehirn braucht Materie. Gehirn IST Materie und kein Gott! Sollte es wirklich etwas geben, das nicht-materiell ist, dann hat es keine der von uns einem göttlichen Wesen angedichtete menschliche Eigenschafte. Denn diese Dinge sind von uns nicht erfahrbar. Deshalb nämlich erfinden wir sie. Und das ist dann das, was wir "Gott" nennen.
Nicht Gott hat die Menschen erschaffen, sondern die Menschen haben Gott erschaffen!


Schöne atheistische Grüße
Werner
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Ich weiss, dass ich nicht weiss
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Querdenker
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Anmeldungsdatum: 27.05.2005
Beiträge: 1830
Wohnort: NRW

Beitrag(#1294992) Verfasst am: 26.05.2009, 05:12    Titel: Antworten mit Zitat

Werner Otto hat folgendes geschrieben:
...


Daumen hoch!

Nicht schlecht, Du hast Dir wirklich ne menge Gedanken gemacht. Hört sich äußerst schlüssig und vernünftig an.
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Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. (Johann Wolfgang von Goethe)

Die Bibel: Ein Buch, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden (frei nach Tolkien)

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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1295003) Verfasst am: 26.05.2009, 07:41    Titel: Antworten mit Zitat

Querdenker hat folgendes geschrieben:
Werner Otto hat folgendes geschrieben:
...


Daumen hoch!

Nicht schlecht, Du hast Dir wirklich ne menge Gedanken gemacht. Hört sich äußerst schlüssig und vernünftig an.


Dem schließe ich mich vorbehaltlos an
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Werner Otto
Humanist



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 63
Wohnort: Kaitaia/Neuseeland

Beitrag(#1296377) Verfasst am: 28.05.2009, 01:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo
Als Ergänzung zu meinem vorigen Posting möchte ich noch ein paar Gedanken nachschicken:

Ich weiss nicht, wie die Situation in Deutschland ist. Bei uns in Neuseeland sehe ich seit einigen Jahren eine gewaltige Zunahme an allen möglichen Sekten und Religionsgemeinschaften. Nicht nur christliche Sekten, sondern alles nur Denkbare. Auffallend dabei ist, dass die Anhänger dieser Gruppen sehr intensiv und sogar fanatisch ihre Religion leben.
Gleichzeitig nimmt die Gruppe der Atheisten und auch der Agnostiker laufend zu. Nach dem letzten vom Staat (in Neuseeland) durchgeführten Census gehört etwa die Hälte der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an und laut einer weiteren späteren Umfrage glauben wiederum etwa die Hälte der Bevölkerung nicht an einen Gott oder eine göttliche Lenkung.
Auch in den USA ist zu beobachten, dass religiöse Gruppen zunehmen und diese Menschen ihren Glauben sehr intensiv betreiben.

Nun frage ich mich, warum heute in auffallender Weise diese Spaltung erfolgt. Die einen brauchen keinen Gott (mehr), die anderen suchen verzweifelt nach ihm.
Ich nehme mal an, dass viele Menschen kritischer geworden sind und sich deshalb von den Religionen abwenden. Das ist somit die eine Gruppe.
Warum aber suchen ebenso viele Menschen fast schon verzweifelt nach einer Religion und warum finden auch sehr lächerliche Gruppen wie z.B. die Anhänger von Osho und ähnlich geartete Gruppen so großen Zulauf?

Es hat offensichtlich damit zu tun, dass viele Menschen die in meinem vorigen Posting beschriebene Zuflucht suchen, den beschützenden Vater. Aber warum ausgerechnet in unserer Zeit in solch erstaunlicher Intensität?

Meine Antwort ist folgende: Wir leben heute in eienr Zeit, in der der Individualismus besonders gefragt ist. Man könnte fast sagen, es ist das Jahrhundert des Individualismus. Gefördert wird und wurde diese Entwicklung durch das moderne Leben. Und dieses moderne Leben wiederum ist eine Folge der Technisierung. Die Welt ist klein geworden, wir leben einmal hier, einmal dort und sogar am anderen Ende der Welt, wie ich das ja selbst auch tue. Dies hat zur Folge, dass alte Lebensmuster - nämlich ein Leben in der Familie oder sogar der Großfamilie - nicht mehr existieren. Die Menschen sind somit viel mehr auf sich selbst gestellt ohne die Hilfe von Famlienangehörigen oder gar dem Stammesverband noch früherer Zeiten. Sicherlich ist weiterhin als Folge dieser Individualisierung auch das Unvermögen, lang anhaltende Partnerschaften zu leben, erwachsen. Wir sind zu starke Individuen geworden, um uns ganz einer Gemeinschaft anzuschliessen und wenn es auch nur eine Zweiergemeinschaft ist.
Das ist jetzt alles sehr vereinfacht ausgedrückt, aber ich will ja auch hier keine wissenschaftliche Arbeit abliefern, sondern lediglich auf eine Grundströmung in unserer Gesellschaft hinweisen und die Folgen näher betrachten.

Dass diese neue Lebensweise nicht nur Vorteile, sondern auch große Nachteile mit sich bringt, ist offensichtlich. So fehlt uns heute das Gefühl des Zusammengehörens und der Sicherheit in einer Gruppe. Einsamkeit ist oft eine Folge davon. Und zwar oft erst in späteren Lebensjahren, wenn wir unsere Spannkraft verlieren, nicht mehr so aktiv im Berufsleben stehen oder auch keine Energie mehr für Hobbies oder andere Aktivitäten haben, welche uns mit Menschen zusammenführen. Dies kann allerdings schon im mittleren Leben eintreten, denn das Berufsleben und die Hektik und der Stress fordert eine Menge von uns und wir verlieren dadurch oft schon relativ früh unsere Leistungsfähigkeit und auch unser soziales Engagement. Depressionen sind dann oft die Folge. Depression ist meistens eine Folge vom Gefühl des Verlassenseins, der Unwichtigkeit und Nutzlosigkeit. Noch nie gab es so viele einsame und auch depressive Menschen wie heute.

All dies ist ein Grund, sich einer religiösen Gruppe anzuschliessen. Denn sie bietet das, wonach viele Menschen suchen: Gegorgenheit, Sicherheit, Zugehörigkeitsgefühl.
Wenn eine Religion nur die Geborgenheit, die Sicherheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl geben würde, dann wäre ja eigentlich nichts dagegen einzuwenden. Denn wer nun mal so geartet ist, dass er oder sie dies braucht, dann würde eine religöse Gemeinschaft dieses Bedürfnis abdecken und somit eigentlich keinen Schaden, sondern sogar nur Gutes anrichten.
Aber nun kommt der Haken bei dieser Sache: Es bleibt nicht bei dem Abdecken dieser Bedürfnisse. Denn es gibt keine Religion (jedenfalls wüsste ich nun wirklich keine), die nicht gleichzeitig einen Machtanspruch anstrebt. Dieser kann sehr versteckt sein, sodass es niemand merkt. Jedoch entsteht aus jeder Lehre eine Institution und diese hat Strukturen. Und diese Strukturen werden zur Beeinflussung verwendet. Die wichtigste negative Beeinflussung ist: "Wir wissen, was richtig ist! Wir haben die richtige Weltsciht, wir sind besser als die anderen, weiter voraus, höher entwickelt, das auserwählte Volk, die Glücklichen, Gott liebt uns ganz besonders," etc...... Dazu kommt dann noch der Lohn im späteren Leben.
Und schon haben wir Trennungen. Und selbst wenn eine Religion (wie z.B. die Bahai) sagt, sie würden alle anderen Meinungen auch akzeptieren und sogar versuchen, Elemente aus anderen Religionen in ihre Lehre mit aufzunehmen, dann grenzen sie sich immer noch gegen nicht-religiöse Menschen ab. Und auch bei den Bahai (ich kenne einige davon!) steht sehr stark im Vordergund, dass sie meinen, die Menschen zu sein, die nun wirklich wissen, wie man sich verhalten muss und dass ihr Glaube der am weitesten fortgeschrittene ist. Andere Religionen werden mit hereingenommen, denn die Bahai sagen, die anderen seien alle auf dem richtigen Weg und das sei ja icht verkehrt, jedoch sei Bahai dann das, wonach alle anderen bisher gesucht haben.
Das ist extrem überheblich! Der Trick, zu behaupten, sie würden alle anderen Religion in ihrer Religion mit aufnehmen, ist ein ganz fauler Trick, der leider viele Menschen, welche nicth kritisch genug sind, die wahren Bestrebungen einer subitlen Macht zu erkennen, sehr beeindruckt.

Ich sagte vorher, dass es nicht falsch sei, nach Zusammengehörigkeit und Schutz suchenden Menschen einen Halt zu geben. Soweit ist diese Aussage zwar richtig. Jedoch sollte man nun trotzdem noch etwas weiter denken. Wenn man die Menschen in ihrem kindlichen Wunsch nach Schutz auch im erwachsenen Leben ständig nachkommt, wird man mit ziemlicher Sicherheit verhindern, dass diese Menschen auch wirklich erwachsen werden und das Leben so erkennen und auch akzeptieren können, wie es wirklich ist. Dass es leider nicht immer so kommt, wie wir es gerne hätten, dass es Katastrophen geben kann, dass es das Leid gibt. Wer jedoch in seiner kindlichen Weise nur Schutz sucht, der kommt nicht so leicht zur Erkenntnis, dass wir selbst es sind, die das Leid auf der Welt mindern könnten. Indem wir unseren Egoismus einschränken, uns um die Allgemeinheit kümmern und tätig mitarbeiten, die Welt tatsächlich zu einem Ort machen, an dem alle Menschen ihr Auskommen haben können. Die große Aufgabe der Menschheit für die Zukunft wird sein, sich mit den neuen Umweltbdingungen auseinander zu setzen und vollkommen neue Lebensformen und Gesellschaftsstrukturen zu entwickeln. Das Hauptproblem dabei wird sein: Wie können wir unser Bedürfnis nach Gemeinschaft auch ohne Familie (oder nur in einer kleinen Familie) befriedigen, ohne allzu egoistisch NUR unsere individuellen Wünsche und Bedürfnisse und deren Befriedigung zu sehen?
Meines Erachtens können wir diese Aufgabe nur dann meistern, wenn wir wirklich reife und erwachsene Menschen werden, die aus Einsicht heraus handeln und nicht nach persönlichen egoisten Bedürfnissen. Dass uns eine Religion dabei helfen wird, halte ich für unmöglich. Ja, ich halte Religionen sogar für ein Hindernis für die Ausbreitung eines echten weltumspannenden Humanismus. Wenn wir das nicht in absehbarer Zeit schaffen, sehe ich tatsächlich sehr schwierige Zeiten auf uns zukommen.

So viel mal noch als Nachspann zu meinem vorigen Posting.
Schöne Grüße
Werner
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Ich weiss, dass ich nicht weiss
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1296627) Verfasst am: 28.05.2009, 17:31    Titel: Antworten mit Zitat

Nur steht im Moment nichts weniger auf der Tagesordnung als die Abschaffung der Religionen. Aber noch einmal zurück zur ursprünglichen Frage nach Gotteserfahrungen:

Zuerst: Gotterfahrungen sind subjektiv, persönlich, niemand außer mir sieht den brennenden Dornbusch. Wir müssen also unterscheiden zwischen eigenen Erfahrungen und denen anderer.

Beginnen wir mit letzteren: Ja, es gibt sie. Wir haben gar keine Wahl als festzustellen, daß Menschen unterscheidlicher Zeiten und Kulturen von eigenen Gotteserfahrungen berichten. Mose (vermutlich keine historische Person) und Mohammed sind nur zwei Beispiele, wenn man großzügig ist, auch Martin Luther mit seinem Tintenfaß (auch wenn das eher eine Teufelserfahrung war). Und schließlich das Daimonion des Sokrates. Wenn wir das nicht alles für Lügen erklären wollen, müssen wir feststellen, daß es Gotteserfahrungen gibt, und zwar von ganz unterschiedlichen Göttern.

Was sagt das über die Existenz von Göttern (denn das war ja wohl die eigentliche Fragestellung)? Nun, eine Gotteserfahrung belegt so wenig die Existenz eines Gottes, wie eine Begriff garantiert, daß es auch das gibt, was damit begriffen werden soll. Es belegt nur, daß Menschen in der Lage sind, Erfahrungen zu manchen, die ihnen als göttlich erscheinen. Und zwar Erfahrungen von allen denkbaren Göttern.

Und was ist mit mir selbst? Nun, ich meditiere seit einigen Jahren. Und dabei macht man interessante Erfahrungen, auch solche, die religiöse Menschen als Gotteserfahrungen interpretieren würden. Asiatische Meditationslehrer halten diese Erlebnisse eher für Ablenkungen auf dem Weg zu innerer Stille. Ich denke, solche Erlebnisse sind Träumen nicht unähnlich, Bilder aus uns selbst heraus, die uns doch gegenübertreten als etwas, was von uns unabhängig zu sein scheint.

Im Mittelalter hätten einen übrigens die Behauptung einer persönlichen Gotteserfahrung schnurstracks vor die Inquisition gebracht, es sei denn, man wäre ein anerkannter Heiliger gewesen! zwinkern

Eine ganz andere Frage ist, warum gegenwärtig Glauben wie Unglauben zunehmend zur Schau getragen werden als, sagen wir, noch vor 20 Jahren.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1296656) Verfasst am: 28.05.2009, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Werner Otto hat folgendes geschrieben:
Interessanter Weise ist die Loslösung von diesen Kindheitsfantasien ein sehr erhebendes und auch fröhlich stimmendes Erlebnis. Man ist plötzlich frei von all diesen kindlichen Vorstellungen. Man ist wirklich erwachsen und selbständig geworden. Und man muss nicht mehr an ein ewiges Weiterleben des kleinen und unbedeutenden ICH glauben und kann - ganz ohne Angst und Furcht - den Tod als das Ende der eigenen Persönlich akzeptieren. Denn es gibt nichts zu fürchten. Es ist nicht schlimm und nicht zum Fürchten, nicht mehr vorhanden zu sein. Diese Angst haben uns die Religionen eingetrichtert, damit sie dann mit ihrer Lehre und dem ewigen Leben aufwarten können. Das ist im Prinzip ein ganz fauler Trick! Erst Angst machen und dann eine vermeintliche Pille gegen diese künstlich erzeugte Angst anbieten! Und deshalb halte ich Religionen für gefährlich und irreführend. Obwohl ich auch sehen kann, dass viele Menschen noch nicht erwachsen genug sind, um sich daovn frei zu machen. Deise Dinge sind also sehr ambivalent!


Hallo Werner,

Deine Beiträge haben verschiedene Aspekte, aber auf diesen möchte ich doch noch mal eingehen. Ich verstehe schlicht nicht, daß man sich so in die Tasche lügen kann wie Du. Todesangst etwa gehört zu den Grunderfahrungen des Menschen. Daß es in der Todesangst kein eigentliches "wovor" der Angst gibt ist klar. Der Tod ist das Ende, das Nichts - er bedeutet kein eigentliches Wovor einer Furcht vor irgendetwas, dem Zahnarzt oder was weiß ich. Dieser Aspekt ist auch immer gesehen worden, nur ist es denke ich sehr naiv zu glauben, daß uns die Todesangst die Religionen eingetrichtert haben. Wenn Dir jemand eine Kanone an den Kopf hält, hast Du Angst, wenn Du ins Krankenhaus mußt, um Dich einer sehr riskanten Operation zu unterziehen, bei der Deine Chancen bei 50% liegen, wirst Du große Angst haben, auch wenn Du von Deinem eigenen Ableben kaum etwas mit bekommst.

Todesangst ist im übrigen ein eigenartiges Phänomen, daß irgendwie "aufbrechen" kann und zu einem Gefühl völliger Panik führt und daß dann anderseits auch mal "wie weggeblasen" ist. Wenn Du glaubst, daß es die Todesangst schlicht "nicht gibt" und daß sie die Religionen erfunden haben, dann lügst Du Dir nur einfach ganz furchtbar in die Tasche.

Auch wenn Du von Deinem "kleinen unbedeutenden Ich" sprichst, lügst Du Dir in die Tasche. Woher weißt Du eigentlich daß Dein Ich "klein und unbedeutend" ist, wer sagt Dir das und bitteschön "klein und unbedeutend" in Bezug zu was? Auch das ist nur ein durchschaubarer Trick - man macht sich "klein und unbedeutend" und versucht sich dabei einzureden, daß auch der eigene Tod dann ja irgendwie nicht so wichtig ist.

Ich will Dir dabei nun durchaus nicht irgendwelche Ängste einreden, prima, wenn Du keine hast - nur besonders mutig ist dieses schlichte "Wegdeuten" existentieller Grundtatsachen nicht.

Gruß Malcolm
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Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.

"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1296658) Verfasst am: 28.05.2009, 18:35    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Werner Otto hat folgendes geschrieben:
Interessanter Weise ist die Loslösung von diesen Kindheitsfantasien ein sehr erhebendes und auch fröhlich stimmendes Erlebnis. Man ist plötzlich frei von all diesen kindlichen Vorstellungen. Man ist wirklich erwachsen und selbständig geworden. Und man muss nicht mehr an ein ewiges Weiterleben des kleinen und unbedeutenden ICH glauben und kann - ganz ohne Angst und Furcht - den Tod als das Ende der eigenen Persönlich akzeptieren. Denn es gibt nichts zu fürchten. Es ist nicht schlimm und nicht zum Fürchten, nicht mehr vorhanden zu sein. Diese Angst haben uns die Religionen eingetrichtert, damit sie dann mit ihrer Lehre und dem ewigen Leben aufwarten können. Das ist im Prinzip ein ganz fauler Trick! Erst Angst machen und dann eine vermeintliche Pille gegen diese künstlich erzeugte Angst anbieten! Und deshalb halte ich Religionen für gefährlich und irreführend. Obwohl ich auch sehen kann, dass viele Menschen noch nicht erwachsen genug sind, um sich daovn frei zu machen. Deise Dinge sind also sehr ambivalent!


Hallo Werner,

Deine Beiträge haben verschiedene Aspekte, aber auf diesen möchte ich doch noch mal eingehen. Ich verstehe schlicht nicht, daß man sich so in die Tasche lügen kann wie Du. Todesangst etwa gehört zu den Grunderfahrungen des Menschen. Daß es in der Todesangst kein eigentliches "wovor" der Angst gibt ist klar. Der Tod ist das Ende, das Nichts - er bedeutet kein eigentliches Wovor einer Furcht vor irgendetwas, dem Zahnarzt oder was weiß ich. Dieser Aspekt ist auch immer gesehen worden, nur ist es denke ich sehr naiv zu glauben, daß uns die Todesangst die Religionen eingetrichtert haben. Wenn Dir jemand eine Kanone an den Kopf hält, hast Du Angst, wenn Du ins Krankenhaus mußt, um Dich einer sehr riskanten Operation zu unterziehen, bei der Deine Chancen bei 50% liegen, wirst Du große Angst haben, auch wenn Du von Deinem eigenen Ableben kaum etwas mit bekommst.

Todesangst ist im übrigen ein eigenartiges Phänomen, daß irgendwie "aufbrechen" kann und zu einem Gefühl völliger Panik führt und daß dann anderseits auch mal "wie weggeblasen" ist. Wenn Du glaubst, daß es die Todesangst schlicht "nicht gibt" und daß sie die Religionen erfunden haben, dann lügst Du Dir nur einfach ganz furchtbar in die Tasche.

Auch wenn Du von Deinem "kleinen unbedeutenden Ich" sprichst, lügst Du Dir in die Tasche. Woher weißt Du eigentlich daß Dein Ich "klein und unbedeutend" ist, wer sagt Dir das und bitteschön "klein und unbedeutend" in Bezug zu was? Auch das ist nur ein durchschaubarer Trick - man macht sich "klein und unbedeutend" und versucht sich dabei einzureden, daß auch der eigene Tod dann ja irgendwie nicht so wichtig ist.

Ich will Dir dabei nun durchaus nicht irgendwelche Ängste einreden, prima, wenn Du keine hast - nur besonders mutig ist dieses schlichte "Wegdeuten" existentieller Grundtatsachen nicht.

Gruß Malcolm

Das passt schon so wie er es sagt... Vorm Sterben hat man in der Regel Angst, aber nicht vor dem Tod. Das ist ein Unterschied.
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Malcolm
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Beitrag(#1296674) Verfasst am: 28.05.2009, 19:06    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

Das passt schon so wie er es sagt... Vorm Sterben hat man in der Regel Angst, aber nicht vor dem Tod. Das ist ein Unterschied.


Und das ist wiegesagt ein bloßes In die Tasche lügen. Ob ich eine Blinddarmoperation über mich ergehen lasse oder eine Operation vor mir habe, bei der meine Chancen bei 10% liegen, macht einen Riesenunterschied. Kein Mensch hat da vorm Sterben Angst - wenn Du stirbst liegst Du in Vollnarkose, aber sehr wohl vorm Tod. Gut, wenn man besser damit leben kann, daß man sich einredet, es wäre anders, prima - nur weiß ich nicht, inwiefern ein solcher Aberwitz in irgend einer Weise besser ist als Religion.

Und mal angenommen, wir kennten uns persönlich und Du hättest eine absolut lebensgefährliche Operation vor Dir, und ich würde Dich da beim Wort nehmen und sagen: Wieso Blindarm oder Herzverpflanzung - wo ist da der Unterschied? wäre ein solches Verhalten doch nur extrem taktlos. Oder würdest Du ein solches Verhalten "normal" finden?

Gruß Malcolm
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1296684) Verfasst am: 28.05.2009, 19:15    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

Das passt schon so wie er es sagt... Vorm Sterben hat man in der Regel Angst, aber nicht vor dem Tod. Das ist ein Unterschied.


Und das ist wiegesagt ein bloßes In die Tasche lügen. Ob ich eine Blinddarmoperation über mich ergehen lasse oder eine Operation vor mir habe, bei der meine Chancen bei 10% liegen, macht einen Riesenunterschied. Kein Mensch hat da vorm Sterben Angst - wenn Du stirbst liegst Du in Vollnarkose, aber sehr wohl vorm Tod.


Diese Todesangst ist aber recht akute und konkrete Angst in einer ganz konkreten Situation, in der ganz konkret der eigene Tod droht.

Was Werner Otto hingegen kritisiert, ist die allgegenwärtige Angst vorm Tod bei manchen religiösen Menschen, auch wenn diese selbst noch kerngesunde Kinder sind!

Jüngere Kinder haben solche Ängste von alleine normalerweise nicht. Sie entwickeln sie nur, wenn sie selbst konkrete Todeserfahrungen hatten, etwa wenn sie das Ableben Verwandter mitbeobachten, aber auch dann kommen sie schnell darüber hinweg, wenn man sie lässt.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1296686) Verfasst am: 28.05.2009, 19:16    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

Das passt schon so wie er es sagt... Vorm Sterben hat man in der Regel Angst, aber nicht vor dem Tod. Das ist ein Unterschied.


Und das ist wiegesagt ein bloßes In die Tasche lügen.


Nein.

Zitat:
Ob ich eine Blinddarmoperation über mich ergehen lasse oder eine Operation vor mir habe, bei der meine Chancen bei 10% liegen, macht einen Riesenunterschied. Kein Mensch hat da vorm Sterben Angst - wenn Du stirbst liegst Du in Vollnarkose, aber sehr wohl vorm Tod. Gut, wenn man besser damit leben kann, daß man sich einredet, es wäre anders, prima - nur weiß ich nicht, inwiefern ein solcher Aberwitz in irgend einer Weise besser ist als Religion.


In der Situation hätte ich weder vorm einen noch vor dem anderen Angst: Das Sterben würde ich nicht miterleben, und vor dme Tod habe ich tatsächlich keine Angst. In dem Fall würde ich mir um die verlorene Lebenszeit Sorgen machen - das betrachte ich als dritten Faktor. Den will ich auch überhaupt nicht kleinreden, ich hoffe ich habe mit 107 Jahren immer noch die Sorge, ich könnte zu früh sterben.

Zitat:
Und mal angenommen, wir kennten uns persönlich und Du hättest eine absolut lebensgefährliche Operation vor Dir, und ich würde Dich da beim Wort nehmen und sagen: Wieso Blindarm oder Herzverpflanzung - wo ist da der Unterschied? wäre ein solches Verhalten doch nur extrem taktlos. Oder würdest Du ein solches Verhalten "normal" finden?


Nein. Ich hänge an meinem Leben und würde es gerne noch ein paar Jahrhunderte länger genießen. Aber all die Dinge um die ich mich da Sorge sind weder der Tod noch das Sterben. Es sind verpasste Gelegenheiten, ungesagte Dinge, trauernde Hinterbliebende und vieles Mehr.
_________________
Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Malcolm
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Beitrag(#1296694) Verfasst am: 28.05.2009, 19:33    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:

Diese Todesangst ist aber recht akute und konkrete Angst in einer ganz konkreten Situation, in der ganz konkret der eigene Tod droht.

Was Werner Otto hingegen kritisiert, ist die allgegenwärtige Angst vorm Tod bei manchen religiösen Menschen, auch wenn diese selbst noch kerngesunde Kinder sind!

Jüngere Kinder haben solche Ängste von alleine normalerweise nicht. Sie entwickeln sie nur, wenn sie selbst konkrete Todeserfahrungen hatten, etwa wenn sie das Ableben Verwandter mitbeobachten, aber auch dann kommen sie schnell darüber hinweg, wenn man sie lässt.


Also wenn das Werner so gemeint haben sollte, ist das eine andere Sache. Ich habe das anders verstanden. Ob allerdings religiöse Menschen eine "allgegenwärtige Angst" vorm Tod haben und nicht religiöse nicht - ist eine ganz andere Sache. Ich halte das für bloße Behauptungen, die einfach in die Welt gesetzt werden. Wer sich über die langweilige Predigt des Pastors ärgert oder sich über den Tannenbaum freut oder sich darüber ärgert, wenn der Kirchenchor mal wieder den Einsatz versemmelt, lebt doch nicht in einer allgegenwärtigen Angst vor dem Tod. Bei "manchen religiösen" Menschen mag das anders sein, bei manchen Atheisten allerdings auch. Ich hatte als junger Katholik nicht die geringste Angst vor dem Tod, während mein atheistischer bester Freund, der aus einer atheistischen Familie kam und durchaus nicht an Gott glaubte, das heftige Problem hatte, sich ständig einzubilden, das er Krebs hatte und deswegen ständig zum Arzt lief. Er lebte in einem Gefühl dabei auch noch vollkommen unbegründeter ständiger Todesangst. Man kann alles behaupten, aber dann soll man es auch belegen.
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Malcolm
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Beitrag(#1296705) Verfasst am: 28.05.2009, 19:44    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:

In der Situation hätte ich weder vorm einen noch vor dem anderen Angst: Das Sterben würde ich nicht miterleben, und vor dme Tod habe ich tatsächlich keine Angst.


Also entschuldige mal, warst Du schon mal in einer solchen Situation? Die Sache mit der verlorenen Lebenszeit ist wieder eine Rationalisierung. Kein psychisch normaler Mensch erlebt Todesangst als einen normalen Zustand. Es gibt den Alltag und es gibt die Freizeit - man denkt über solche Dinge auch gar nicht nach. Daß Du vor dem Tod keine Angst hast, weißt Du doch gar nicht - in wievielen absolut lebensgefährlichen Situationen warst Du denn schon? Ich persönlich in noch keiner. Deshalb habe ich wirkliche Todesangst auch noch nicht erlebt. Aber deshalb würde ich trotzdem nicht behaupten, daß ich vor dem Tod, vor diesem Gefühl, vor einem Nichts zu stehen, in einer wirklich konkreten Situation keine Angst hätte.
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Mo.
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Beitrag(#1296731) Verfasst am: 28.05.2009, 20:11    Titel: Antworten mit Zitat

Nur wer glaubt, dass es ein "Leben nach dem Tod" gäbe, sorgt sich um dieses und fürchtet es vielleicht auch. Und nicht nur in Bezug auf sich, sondern auch hinsichtlich der Menschen, die ihm nahestehen. Und die Sorge um das nächste Leben, das ja dann auch noch ewig sein soll, was die Sorge noch verstärkt, nimmt mitunter großen Raum ein in diesem Leben und kann es ganz erheblich belasten. (ich spreche hier aus Erfahrung).
Wer daran nicht glaubt, sorgt sich um den Verlust des Lebens vor dem Tod, das einzige, das er hat.
Eigentlich gehts gar nicht um Angst vor dem Tod, sondern um Angst bzw. Sorge um das "Leben nach dem Tod"*. Und wer daran nicht glaubt, kann davor nunmal keine Angst haben bzw. sich drum Sorgen machen.

*ich muss das in Anführungszeichen setzen, weil es so absurd ist.
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Malcolm
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Beitrag(#1296774) Verfasst am: 28.05.2009, 21:13    Titel: Antworten mit Zitat

Mo. hat folgendes geschrieben:
Nur wer glaubt, dass es ein "Leben nach dem Tod" gäbe, sorgt sich um dieses und fürchtet es vielleicht auch. Und nicht nur in Bezug auf sich, sondern auch hinsichtlich der Menschen, die ihm nahestehen. Und die Sorge um das nächste Leben, das ja dann auch noch ewig sein soll, was die Sorge noch verstärkt, nimmt mitunter großen Raum ein in diesem Leben und kann es ganz erheblich belasten. (ich spreche hier aus Erfahrung).
Wer daran nicht glaubt, sorgt sich um den Verlust des Lebens vor dem Tod, das einzige, das er hat.
Eigentlich gehts gar nicht um Angst vor dem Tod, sondern um Angst bzw. Sorge um das "Leben nach dem Tod"*. Und wer daran nicht glaubt, kann davor nunmal keine Angst haben bzw. sich drum Sorgen machen.

*ich muss das in Anführungszeichen setzen, weil es so absurd ist.


Wenn ich Furcht vor der Hölle habe, ist das Furcht. Nur habe ich keine Furcht vor der Hölle. Heidegger unterscheidet ja auch die beiden Phänomen Angst und Furcht. Furcht gilt etwas konkretem. Angst ist die Angst vor dem Tod. Inwieweit das auf Heideggerschem Mist gewachsen ist, weiß ich nicht.

Natürlich ist Todesangst in gewisser Hinsicht auch absurd. Vor der Tatsache, daß ich nach dem Tod nicht mehr sein werde, kann ich schlicht nicht Angst haben, denn die Tatsache, daß ich nicht mehr bin, werde ich kaum mitbekommen.

Trotzdem sind die Argumentationen hier reichlich kurz gegriffen: Sie argumentieren derart, daß die Angst vor dem Tod absurd ist, und daß man deshalb keine Angst vor dem Tod habe. Nur sind das eben zwei grundverschiedene Dinge: Ich kann die Angst vor dem Tod für völlig sinnlos halten, aber das bedeutet überhaupt nicht, daß ich in einer konkreten Bedrohungsituation keine Angst vor dem Tod habe.

Das Sterben kann von daher immer verschieden ausfallen. Der eine schreit verzweifelt: Ich will nicht sterben. Der andere sieht die Sache vielleicht vollkommen gelassen. Gibt in der Sache einfach keine Maßstäbe.
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Roody
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Beitrag(#1296777) Verfasst am: 28.05.2009, 21:17    Titel: Todesangst Antworten mit Zitat

Tut mir ja wirklich leid, einige Thesen zum Thema Todesangst zu bezweifeln. Is aber ein Thema, das mich seit frühester Kindheit beschäftigt hat. Und ich bin atheistisch erzogen!
Erinnere mich an ein Erlebnis mit 7,8 Jahren. Ich war allein und dachte darüber genauer nach, was nach dem Ableben passiert. Ohne Ereignis, das mich darauf stieß.
Die Vorstellung des völligen Verschwindens, des Endes meiner vollständigen Existenz stürzte mich in eine unglaubliche Verzweiflung!!! Ich vermied dann immer wieder, weiter übers Thema zu grübeln.
Ich wäre zu diesem Zeitpunkt gerne religiös gewesen. Der Kommunismus prophezeit zwar in religiöser Manier eine tolle Zukunft im Diesseits, aber keine mögliche Existenz im Jenseits.

Das alles macht Religionsvorstellungen trotzdem nicht wahrscheinlicher, ich versteh aber sehr gut den Sinn Ihrer Existenz.
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Malcolm
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Beitrag(#1296804) Verfasst am: 28.05.2009, 21:43    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Roody hat folgendes geschrieben:
Tutu mir ja wirklich leid einige Thesen zum Thema Todesangst zu bezweifeln. Is aber ein Thema, das mich seit frühester Kindheit beschäftigt hat. Und ich bin atheistisch erzogen!
Erinnere mich an ein Erlebnis mit 7,8 Jahren. Ich war allein und dachte darüber genauer nach, was nach dem Ableben passiert. Ohne Ereignis, das mich darauf stieß.
Die Vorstellung des völligen Verschwindens, des Endes meiner vollständigen Existenz stürzte mich in eine unglaubliche Verzweiflung!!! Ich vermied dann immer wieder, weiter übers Thema zu grübeln.
Ich wäre zu diesem Zeitpunkt gerne religiös gewesen. Der Kommunismus prophezeit zwar in religiöser Manier eine tolle Zukunft im Diesseits, aber keine mögliche Existenz im Jenseits.

Das alles macht Religionsvorstellungen trotzdem nicht wahrscheinlicher, ich versteh aber sehr gut den Sinn Ihrer Existenz.


Und diese Position kann ich absolut nachvollziehen. Ich komme wiegesagt aus einem christlichen Elternhaus, aber natürlich kommt man auch mit anderen Kindern in Berührung. Da gibt es dann diese Position: Mit dem Tod ist alles aus, dann verwese ich, dann ist einfach Schluß und fertig. Diese Position: "Mit dem Tod ist alles aus" habe ich aber immer als unglaublich brutal empfunden. In gewisser Hinsicht hat die Todesangst nämlich schon einen konkreten Bezug. Es ist diese durchaus nicht so irrationale Angst: Es wird möglicherweise irgendeine menschliche Zukunft geben, aber ich werde nicht dabei sein, ich werde nicht mehr existieren, ich werde sozusagen "ausgelöscht" und es wird danach so sein, als hätte es mich nie gegeben.

Mit dieser Position habe ich mich nie abfinden können. Gut, als Kind habe ich ans Himmelreich geglaubt und mir seine Freuden ausgemalt ( an Hölle dachte ich nie) und dann selbst noch als junger Mann habe ich die Auferstehungssinfonie von Mahler gehört und damit wirklich viel verbunden. Aber dann natürlich, irgendwann wird man älter. Und ich erinnere mich an Mahlers 4. und ich habe "Das himmlische Leben" gehört, eine Sinfonie, in der klar ist, im Gegensatz zu seiner 2., daß Mahler an diese Ewigkeit nicht mehr glaubt und ich habe Rotz und Wasser geheult, weil ich den Glauben ans Himmelreich verloren hatte.

Wenn Kinder das aber glauben können finde ich es gut und wenn Menschen so ihr ganzes Leben auf dem Stadium eines Kindes verharren können, finde ich es auch gut.

Nur was ich hier einfach registriere ist eine Position vollkommenen Wegdiskutierens. Todesangst, Verlustängste etwa bei Menschen, die einem nahe stehen, all das wird letzlich einfach nur wegdiskutiert. Und auch der Materialismus ist ja so eine Position. Das Ich ist sowieso eine Illusion, was "wirklich" existiert, ist Materie. Das ist auch eine Position vollkommenen Wegdiskutierens.

Jedenfalls glaube ich heute nicht mehr ans Himmelreich, aber daß mit dem Tod "alles aus" ist, das glaube ich auch nicht. In irgendeiner Hinsicht bin ich auch bezüglich des Todes Optimist und was das nun genau bedeutet, Wiedergeburt oder was weiß ich, das kann ich auch nicht sagen. Und irgendwie beziehe ich auch heute noch aus dem Christentum einen gewissen Optimismus - auch wenn ich da nicht klar sagen kann, inwiefern er besteht.

Gruß Malcolm
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Mo.
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Beitrag(#1296809) Verfasst am: 28.05.2009, 21:47    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Roody hat folgendes geschrieben:
Tutu mir ja wirklich leid einige Thesen zum Thema Todesangst zu bezweifeln. Is aber ein Thema, das mich seit frühester Kindheit beschäftigt hat. Und ich bin atheistisch erzogen!
Erinnere mich an ein Erlebnis mit 7,8 Jahren. Ich war allein und dachte darüber genauer nach, was nach dem Ableben passiert. Ohne Ereignis, das mich darauf stieß.
Die Vorstellung des völligen Verschwindens, des Endes meiner vollständigen Existenz stürzte mich in eine unglaubliche Verzweiflung!!! Ich vermied dann immer wieder, weiter übers Thema zu grübeln.
Ich wäre zu diesem Zeitpunkt gerne religiös gewesen. Der Kommunismus prophezeit zwar in religiöser Manier eine tolle Zukunft im Diesseits, aber keine mögliche Existenz im Jenseits.

Das alles macht Religionsvorstellungen trotzdem nicht wahrscheinlicher, ich versteh aber sehr gut den Sinn Ihrer Existenz.

Tja nun, ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Ich wurde sehr religiös erzogen und habe während meiner Kindheit Mutter und Bruder verloren. Und ich kann dir sagen, der Glauben wurde zur Hölle. Die Religion sagt nämlich nicht, was dann genau sein wird und ob du deine Angehörigen wiedersehen wirst.
Das Trauma, das ich aufgrund des Glaubens zu dieser Zeit durchlitten habe, wünscht du dir nicht wirklich.
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fräulein rottenmeier
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Beitrag(#1296814) Verfasst am: 28.05.2009, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Analog dem Energieerhaltungssatz in der Physik, der besagt, dass eine Energieform sich in eine andere Energieform umwandeln kann, Energie aber nicht vernichtet werden kann - glaube ich daran, dass sich mein Bewusstsein beim Tod in eine andere Form umwandeln wird, aber nicht verloren gehen wird.

Was Himmelreich und Hölle betrifft - in dem Sinn, besonders das Himmelreich, wie es in den Evangelien beschrieben wird - brauch ich nicht zu glauben, die dort beschriebenen Phänomene erlebe ich ja regelmässig. Es steht auch nirgends etwas davon geschrieben, dass das erst nach dem Tod in Kraft treten sollte, Himmel und Hölle sind Realitäten des irdischen Lebens.

Und Angst davor... mal gucken, wenn es irgendwann soweit ist. Im Moment habe ich eindeutig noch ein paar Dinge hier auf der Erde zu erledigen, Sterben ist keine Option.

grüsse, das fräulein
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Roody
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Beitrag(#1296830) Verfasst am: 28.05.2009, 22:05    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Mo. hat folgendes geschrieben:
Roody hat folgendes geschrieben:
Tutu mir ja wirklich leid einige Thesen zum Thema Todesangst zu bezweifeln. Is aber ein Thema, das mich seit frühester Kindheit beschäftigt hat. Und ich bin atheistisch erzogen!
Erinnere mich an ein Erlebnis mit 7,8 Jahren. Ich war allein und dachte darüber genauer nach, was nach dem Ableben passiert. Ohne Ereignis, das mich darauf stieß.
Die Vorstellung des völligen Verschwindens, des Endes meiner vollständigen Existenz stürzte mich in eine unglaubliche Verzweiflung!!! Ich vermied dann immer wieder, weiter übers Thema zu grübeln.
Ich wäre zu diesem Zeitpunkt gerne religiös gewesen. Der Kommunismus prophezeit zwar in religiöser Manier eine tolle Zukunft im Diesseits, aber keine mögliche Existenz im Jenseits.

Das alles macht Religionsvorstellungen trotzdem nicht wahrscheinlicher, ich versteh aber sehr gut den Sinn Ihrer Existenz.

Tja nun, ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Ich wurde sehr religiös erzogen und habe während meiner Kindheit Mutter und Bruder verloren. Und ich kann dir sagen, der Glauben wurde zur Hölle. Die Religion sagt nämlich nicht, was dann genau sein wird und ob du deine Angehörigen wiedersehen wirst.
Das Trauma, das ich aufgrund des Glaubens zu dieser Zeit durchlitten habe, wünscht du dir nicht wirklich.


Wär es für Dich leichter gewesen zu wissen, daß sie für immer weg sind?
Is wie immer beim Thema Tod und Gott - höchst individuell. Ich glaube nur, daß Kinder es besser haben, wenn der Tod wenigstens ein Rätsel bleibt - und nicht das entgültige Aus..

Erwachsene können sich natürlich viel besser eine Möglichkeit bauen, daherum zu denken.

Übrigens Fräulein. Energieerhaltungssatz hin und Energieerhaltungssatz her - wennick die Laterne ausschalt - isse aus!
Nüscht für unjut.
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fräulein rottenmeier
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Beitrag(#1296833) Verfasst am: 28.05.2009, 22:08    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Roody hat folgendes geschrieben:

Übrigens Fräulein. Energieerhaltungssatz hin und Energieerhaltungssatz her - wennick die Laterne ausschalt - isse aus!
Nüscht für unjut.


du darfst selbstverständlich glauben, was immer du willst. Genauso wie ich auch. Ich lad dich dann auf Wolke Nr. 358 b zu einem Ambrosia ein, abgemacht? Smilie

grüsse, das fräulein
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Beitrag(#1296834) Verfasst am: 28.05.2009, 22:08    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Mo. hat folgendes geschrieben:

Tja nun, ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Ich wurde sehr religiös erzogen und habe während meiner Kindheit Mutter und Bruder verloren. Und ich kann dir sagen, der Glauben wurde zur Hölle. Die Religion sagt nämlich nicht, was dann genau sein wird und ob du deine Angehörigen wiedersehen wirst.
Das Trauma, das ich aufgrund des Glaubens zu dieser Zeit durchlitten habe, wünscht du dir nicht wirklich.


Hallo Mo,

Du mußt dann aber auch genau aufschlüsseln, was da eigentlich passiert ist. Der Verlust von Mutter und Bruder wäre für Dich in jedem Fall eine vollkommen traumatische Erfahrung gewesen. Du glaubst doch wohl nicht, daß Du die Sache ohne Religion in irgend einer Weise leicht genommen hättest, du glaubst doch wohl nicht, daß, wenn Dir jemand gesagt hätte, Deine Mutter und Dein Bruder verrotten halt im Sarg und mehr ist zu der Sache nicht zu sagen, das Dich dies in die Lage versetzt hätte, Deine traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten.

Ansonsten mag die Sache auch religiös schlecht verlaufen sein. Ich kenne diesen Glauben aber nicht, ich kenne nur den Glauben: Die Oma ist jetzt im Himmel und wenn Du da auch hinkommst, wirst Du sie wiedersehen. Wenn das so geklappt hätte und Du als Kind in der Lage gewesen wärst, das zu glauben, hätte Dir das vielleicht weiter helfen können. Aber es läuft in der Religion auch jede Menge schief.

Gruß Malcolm
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Beitrag(#1296837) Verfasst am: 28.05.2009, 22:09    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Roody hat folgendes geschrieben:

Übrigens Fräulein. Energieerhaltungssatz hin und Energieerhaltungssatz her - wennick die Laterne ausschalt - isse aus!
Nüscht für unjut.


du darfst selbstverständlich glauben, was immer du willst. Genauso wie ich auch. Ich lad dich dann auf Wolke Nr. 358 b zu einem Ambrosia ein, abgemacht? Smilie

grüsse, das fräulein


Prost Fräulein. Grüß dit Heidi. Saufgelage
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fräulein rottenmeier
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Beitrag(#1296843) Verfasst am: 28.05.2009, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat

... oder bist du möglicherweise im Münchner Hofbräuhaus besser aufgehoben? Halleluja! Lachen Prost
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Mo.
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Beitrag(#1296856) Verfasst am: 28.05.2009, 22:36    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Mo. hat folgendes geschrieben:

Tja nun, ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht. Ich wurde sehr religiös erzogen und habe während meiner Kindheit Mutter und Bruder verloren. Und ich kann dir sagen, der Glauben wurde zur Hölle. Die Religion sagt nämlich nicht, was dann genau sein wird und ob du deine Angehörigen wiedersehen wirst.
Das Trauma, das ich aufgrund des Glaubens zu dieser Zeit durchlitten habe, wünscht du dir nicht wirklich.


Hallo Mo,

Du mußt dann aber auch genau aufschlüsseln, was da eigentlich passiert ist. Der Verlust von Mutter und Bruder wäre für Dich in jedem Fall eine vollkommen traumatische Erfahrung gewesen. Du glaubst doch wohl nicht, daß Du die Sache ohne Religion in irgend einer Weise leicht genommen hättest, du glaubst doch wohl nicht, daß, wenn Dir jemand gesagt hätte, Deine Mutter und Dein Bruder verrotten halt im Sarg und mehr ist zu der Sache nicht zu sagen, das Dich dies in die Lage versetzt hätte, Deine traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten.

Ansonsten mag die Sache auch religiös schlecht verlaufen sein. Ich kenne diesen Glauben aber nicht, ich kenne nur den Glauben: Die Oma ist jetzt im Himmel und wenn Du da auch hinkommst, wirst Du sie wiedersehen. Wenn das so geklappt hätte und Du als Kind in der Lage gewesen wärst, das zu glauben, hätte Dir das vielleicht weiter helfen können. Aber es läuft in der Religion auch jede Menge schief.

Gruß Malcolm

Bei meinem Bruder drehte es sich v.a. darum, dass ein Suizid im Raum stand und er somit nicht bei Gott ankommen würde. Und wenn Mutter und Bruder nicht am gleichen Ort weiterleben, würde ich auch nur einen wiedersehen. Insgesamt habe ich mich gefragt, was Gott mir sagen will bzw. was ich angestellt habe, dass er mir diese geliebten Menschen nimmt.

Wenn man Kinder in einem Glauben erzieht, dass "Leben nach dem Tod" Belohnung, aber auch Strafe sein kann (ja, ich weiß, die Hölle wird so nicht mehr gelehrt Mit den Augen rollen aber ewiger Liebesentzug "Gott=Liebe" ist schlimme Strafe), dann kann eben ne ganze Menge schief gehen. Ohne das Gut-Böse-Belohnug-Strafe-Ding funktioniert das Christentum aber nunmal nicht und ich weiß nicht, ob irgendeine Religion ohne dieses funktioniert oder ob sich da nicht manche was vormachen.

Zitat:
Die Oma ist jetzt im Himmel und wenn Du da auch hinkommst, wirst Du sie wiedersehen.
Da haben wir es doch: wenn du da hinkommst. Das ist aber keinesfalls sicher und noch schlimmer ist es eben, wenn du befürchten musst, dass die Oma da nicht hinkommt.
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Zynix
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Beitrag(#1296877) Verfasst am: 28.05.2009, 23:15    Titel: Antworten mit Zitat

@Werner Otto

Vielen herzlichen Dank für deine Beiträge
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1294991#1294991
und
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1296377#1296377

Diese Sichtweise erschießt mir ein weiteres Feld in Gott-Glaubensangelegenheiten. Seit Jahren schon spüre ich den Unterschieden zwischen gläubigen und ungläubigen Menschen hinterher und habe diesen für mich neuen Aspekt als große Bereicherung aufgenommen.

Dass Gläubige sich diese Sichtweise kaum zu Eigen machen, ist mehr als verständlich zwinkern

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass viele versuchen, dieses Kind-Bleiben-Wollen hinter einer intellektuellen Maske von wissenschaftlicher Bibelexegese zu verschanzen. Cool
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1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."

LG
Zynix
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Malcolm
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Beitrag(#1296903) Verfasst am: 29.05.2009, 00:55    Titel: Re: Todesangst Antworten mit Zitat

Mo. hat folgendes geschrieben:

Bei meinem Bruder drehte es sich v.a. darum, dass ein Suizid im Raum stand und er somit nicht bei Gott ankommen würde. Und wenn Mutter und Bruder nicht am gleichen Ort weiterleben, würde ich auch nur einen wiedersehen. Insgesamt habe ich mich gefragt, was Gott mir sagen will bzw. was ich angestellt habe, dass er mir diese geliebten Menschen nimmt.


Ja, solche religiöse Engstirnigkeit ist widerwärtig. Und natürlich ist die Sache mit der Religion zwiespältig. Etwa wer sich von Gott in irgendeiner Weise "beschützt" fühlt, kann damit prima leben, aber wenn dann tatsächlich eine Katastrophe eintritt, bricht auch sein Weltbild zusammen. Wer weiß, daß er im Leben auf alles gefaßt sein muß, lebt ohne diesen "Schutzschild", aber er kann dann vielleicht doch mit Unglücksfällen auch besser umgehen. Es hat alles seine Für und Widers. Aber möglicherweise hast Du eben schon als Kind die Religion sehr rational betrachtet. Viele Menschen finden gerade in solchen Unglückslagen besonderen Trost in der Religion. Das ist nicht unbedingt rational, aber bei manchen Menschen funktionierts. Das ändert nichts an der Widerwärtigkeit von solchen religiösen Vorstellungen, daß Selbstmörder nicht in den Himmel kommen.

Zitat:
Wenn man Kinder in einem Glauben erzieht, dass "Leben nach dem Tod" Belohnung, aber auch Strafe sein kann (ja, ich weiß, die Hölle wird so nicht mehr gelehrt Mit den Augen rollen aber ewiger Liebesentzug "Gott=Liebe" ist schlimme Strafe), dann kann eben ne ganze Menge schief gehen. Ohne das Gut-Böse-Belohnug-Strafe-Ding funktioniert das Christentum aber nunmal nicht und ich weiß nicht, ob irgendeine Religion ohne dieses funktioniert oder ob sich da nicht manche was vormachen.


Richtig, das grundsätzliche System kriegst Du auch nicht geändert. Für mich steht aber immer sehr die Frage der Religionspraxis im Vordergrund. Alle Menschen kriegst Du in der Religion sowieso nie unter einen Hut. Der eine sucht in ihr bloß Trost, der andere will von ihr angeleitet werden usw. usw. Mich würde es halt freuen, wenn Leute, wenn sie in die Kirche gehen, dies wirklich gerne tun und nicht weil sie glauben sie müßten es. Meine Eltern gehen sehr oft zur Kirche und auch sehr gerne. Nur glaubt meine Mutter gelegentlich nicht an Gott und mein Vater nicht an den Himmel und Paulus hat das Christentum verdorben und viele Dinge derart und woran sie denn überhaupt glauben, weiß ich auch nicht. Aber sie gehen gerne zur Kirche und dann ist es doch auch OK, oder? Ich finde, das ist wirklich wichtig, man muß Religion auch irgendwie mögen, wenn man sich zur Kirche hin quält oder in der Bibel liest, nur weil man sich davon "Belohnungen" verspricht, dann ist das für mich irgendwie ein versautes Leben. Und in dieser Hinsicht ist das Lohn Strafe Prinzip schon sehr abgeschwächt. Bei mir war es einfach ein wichtiger Lernprozeß, daß Menschen am Glauben unheimlich hängen und das Du ihn ihnen auch nicht weg nehmen solltest.

Zitat:
Zitat:
Die Oma ist jetzt im Himmel und wenn Du da auch hinkommst, wirst Du sie wiedersehen.
Da haben wir es doch: wenn du da hinkommst. Das ist aber keinesfalls sicher und noch schlimmer ist es eben, wenn du befürchten musst, dass die Oma da nicht hinkommt.


Ja, aber wenn Du das glaubst, kann das eventuell schon sehr gut für Dich sein. Und so wirklich gläubige Leute beneide ich auch irgendwie. Daß Du das wirklich beeinflussen kannst, was nach dem Tod passiert, glaube ich nicht. Und manche Dinge glaubt man auch gerne, weil man sie glauben möchte. Und ist das nur ein religiöses Phänomen?
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Beitrag(#1296913) Verfasst am: 29.05.2009, 01:56    Titel: Antworten mit Zitat

Es wurde seit meinem gestrigen Posting so viel geschrieben, dass ich auf diese vielen Gedanken gar nicht eingehen kann, obwohl ich es gerne täte. So wird mein jetziges Posting nur aus einigen weiteren Gedanken von mir bestehen und nicht wirklich ein Antworten oder Bezugnehmen auf die vorigen sehr interessanten Postings sein.

Die Frage, ob man Angst vor dem Tod oder vor dem Sterben hat, ist nicht einfach zu beantworten. Für mich kann ich klar sagen, dass ich keine Angst vor dem Tod habe.
Die Angst vor dem Sterben mag vorkommen, wenn es so weit ist. Ich hab dies zwar einmal in meinem Leben selbst erlebt, aber ich war damals noch ein Kind und weiss nur, dass ich Angst hatte. Wovor eigentlilch, dass wurde mir damals nicht klar. Und ob ich heute Angst hätte, wenn mir jemand eine Pistole vor den Kopf hält, weiss ich nicht. Wenn man jung ist, wird man vielleicht mehr Angst haben, denn alle Hoffnungen und Wünsche, die man an sein Leben stellt, sind dann bedroht. Man denkt dann sicher nicht weiter in dieser bedrängenden Situation und wird nicht mit klarem Kopf überlegen, dass man ja nichts mehr will, wenn man tot ist. Sicherlich ist in einem solchen Fall die Todesangst eine Reaktion, welche uns helfen sollte, unsere Energie zu mobilisieren und etwas gegen ein drohendes Unheil zu unternehmen. Und in der Tat können wirklich infolge des Adrenalinausstosses in solchen Situation fast übermenschliche Dinge getan werden.
Ob man bei anderen, nicht so krassen Beispielen wie der direkten ausweglosen Bedrohung wie soeben beschrieben (Pistole am Kopf!) handeln und denken wird, ist schwer zu sagen. Es wird von den Umsänden abhängen. Wenn man die Umständen nicht kennt, wird man schwer sagen können, ob man Angst haben wird oder nicht Auch weiss jeder, dass die Umstände des Sterbens wirklich grausam sein können und davor kann man sicherlich Angst haben. Das ist aber dann keine Angst vor dem Tod, sondern die Angst vor den Schmerzen.
Nachdem niemand weiss, wie man sterben wird, sehe ich eine gewisse Berechtigung der Angst vor dem Sterben aus diesem Fakt. Jedoch eine Angst vor dem Tod läßt sich hieraus nicht ableiten. Das halte ich für sehr wichtig zu unterscheiden!

Ich glaube, dass ein normaler Tod im Alter nicht sehr schmerzhaft sein muss. Ich bin inzwischen 71 Jahre alt und habe schon sehr viele Menschen sterben sehen, denn ich hatte einige ältere Freunde, die inzwischen gestorben sind. Auch Familienangehörige sind verstorben und ich war bei einigen dabei, als sie starben. Fast alle diese Menschen, die im höheren Alter starben, schliefen friedlich ein. Anders ist es, wenn man in jungen Jahren mitten aus dem Leben gerissen wird. In jungen Jahren ist man voll Energie und in diesem Zustand ist es unnatürlich, sich von dem Leben und dieser vollen Energie des Lebens zu lösen. Wenn man älter wird, ist dies anders. Der Körper stirbt ja eigentlich langsam. Ich kann heute von mir sagen, dass mein Sterben schon jetzt begonnen hat. Wahrscheinlich schon vor einigen Jahren. Ich klebe immer weniger am Leben, obwohl ich trotzdem noch viel Freude am Leben habe und jeden Tag geniesse und auch noch einige Dinge tun will, z.B. an meinem nächsten Buch arbeiten. Jedoch bin ich heute in der Lage, dass all diese Dinge zwar schön sein werden und mir sicher auch noch einige Befriedigung geben werden, aber sie sind nicht sooo wichtig, dass ich sie unbeingt noch erledigen muss. Wenn ein Buch weniger geschrieben ist, dann wird dieses Buch niemand vermissen!
Somit ist meine Einstellung ledigllich aufgrund meines Alters anders geworden. Der natürlilche Vorgang ist nun mal so, dass der Körper langsam abbaut, dass man dies und jenes nicht mehr so gut machen kann wie früher und dass man auch eher müde wird. Irgendwann einmal wird man so müde sein, dass man einschläft und nicht mehr aufwachen wird und das ist dann vollkommen in Ordnung. So betrachtet ist das Altwerden ein Segen und keine Plage. Das Altwerden und der Abbau unseres Körpers und seiner Leistungsfähigkeit bereitet uns auf das Sterben vor und kann uns auf diese Weise viel helfen. Leider haben viele Menschen grosse Angst vor dem Alter. Aber diese Angst ist Prinzip die Angst vor dem Sterben. In China kennen die Leute so etwas nicht. Da freut man sich am Alter, was sehr viel mehr Sinn macht als unsere dämliche Hinwendung an das jugendlliche Aussehen. Das ist wirklich lächerlich und macht uns nur Sorgen und bringt sätndige neue Ängste auf. Aber dies alles ist von uns selbst produziert. Wenn wir umdenken würden, wären wir sicher vile zufriedener und glücklicher.

Auch in den Tagen vor dem Sterben, wo man sicher fühlt, dass man bald weg sein wird , ist es dann nicht bedrückend, dass man bald sterben wird.. Eine gute Freundin starb vor 3 Jahren im Alter von 87 Jahren. Als sie auf dem Sterbebett lag, erlebte ich, wie sie einen Anruf einer Freundin erhielt. Elzee, unsere Freundin, sagte ihr ganz gelassen: "Ich sterbe jetzt!" Die Freundin wollte ihr Mut machen und ihr einreden, dass sie ja wieder gesund werden könnte. Ein solches wirklich dummes Verhalten findet man leider sehr oft. Der Gund ist sicher darin zu suchen, dass wir den Tod nicht als normale Gegebenheit, sondern als ein furchtbares Geschehen betrachten. Unsere Freundin hörte sich eine kurze Weile diese dummen Reden an, aber dann sagte sie: "Ich sterbe und zwar schon sehr bald und es ist gut. Es gibt dazu nichts weiter zu sagen und es ist auch nicht schlimm!!" Sie lächelte dabei, zwinkerte mir verstehend zu und war überhaupt nicht niedergeschlagen. Wenige Tage später schlief sie friedlich ein.

Alte Menschen welken oft dahin wie eine Blume. Das ist natürlilch und nichts ist zu fürchten.
Meine Lebenserfahrungen zeigen mir auch, dass ein Mensch, der ein erfülltes und glückliches Leben hatte, viel leichter stirbt als jemand, der ständig unzufrieden ist. Und das können wir wirklich selbst in die Hand nehmen. Ein erfülltes Leben heisst ja nicht, dass man viel erreicht oder auch viel besessen hat. Ein erfülltes Leben wird jemand haben, der mit dem zufrieden ist, was er hat und was er erreichen kann. Wer nach den Sternen greift, wird immer nur enttäuscht werden.
Ja, ich weiss, dies klilngt alles sehr einfach. Aber es ist in der Tat einfach. Wir selbst sind es meistens, die wir uns das eigenen Leben schwierig machen.
Statt eine Religion zu lehren sollten wir anfangen, Lebensweisheit zu lehren. Bescheidenheit und Zufriedenheit zu lehren. Das wäre wirklich hilfreich.

Kurz noch etwas zu der Kritik an meiner Ausage, dass mein Ich "klein und unbedeutend ist". Malcolm hat dies als Lüge in die eigene Tasche bezeichnet und er fragt, was dies schon bedeuten soll.

Die Antwort ist doch ganz einfach: Wenn ich nicht mehr da bin, geht die Welt ebenso weiter wie bisher. Wer wird mich vermissen? Ein paar Freunde vielleicht für ein oder zwei Tage. Vielleicht werden sie sich gelegentlich an mich erinnern. Meine Kinder und Enkel werden sicher ein wenig traurig sein. Aber ihr Leben wird auch ohne mich weiter gehen. Nur meine Frau wird dann sehr einsam sein und sie wird am meisten leiden. Das tut mir wirklich sehr leid, denn ich möchte nicht, dass sie leidet. Aber auch ihr Leben wird weiter gehen und langsam wird sie sich daran gewöhnen, dass ich nicht mehr da bin. Also bin ich doch nicht so extrem wichtig! Wenn man sich wichtig vorkommt, dann schafft man sich allein aus dieser Wichtigkeit heraus viele Leiden. Die Angst, nicht mehr wichtig zu sein, weil man tot ist, ist hier an erster Stelle. Wenn man sich jedoch mit der Frage der Wichtigkeit mal ernsthaft auseiner setzt, dann könnte man schon zu dem Schluss kommen, dass all diese Wichtigkeit nur eingebildet ist. Wir bauen uns ein eigenes Ego auf. Es ist ein Gedankengebilde, eine Fantasie, ein Wunschbild.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, warum die meisten Menschen sich so wichtig nehmen. Unglaublich viele Menschen wollen etwas Besonderes leisten. Filmschauspieler sein, ein guter Sänger, ein Dichter vielleicht oder die Miss World. Ruhm will man ernten. Denn der Ruhm zeigt, wie wichtig man ist. Man freut sich daran, im Mittelpunkt zu stehen. So weit alles klar, Die Menschen lieben dies. Aber warum lieben sie es??? Das ist doch die Kardinalfrage.

Um diese Frage zu beantworten, sollte man ein wenig hinterfragen, ob dies in allen Kulturen gleich ist. Meines Erachtens ist es in der westllichen Welt besonders ausgeprägt. Und wieder die bohrende Frage: Warum gerade hier? Warum leben sogenannte "Naturvölker" viel zufriedener und im Einklang mit der Natur, im Einklang mit ihrem Stamm und ihrer Familie. Nicht alle Naturvölker sind zwar so, aber doch recht viele. Selbst hier in Neuseeland beobachte ich bei den Maori (mit denen ich lange Jahre in engem Kontakt war) eine andere Mentalität. Sie tun nicht sehr viel für sich selbst, sondern mehr für die Familie. Wenn jemand seinen Doktor macht, dann ist das wichtig für die ganze Familie und alle werden angesehen und nicht nur der Doktor. In der weistlichen Welt ist dies anders. Da steht das Individuum im Mittelpunkt. Und warum???
Ich habe auch hierfür eine Antwort. Oder denke zumindest, dass ich eine Antwort habe. Aber diese Antwort ist nicht in ein paar Sätzen hingeschrieben. Deshalb hebe ich mir dies für ein anderes Posting auf. Nur so viel heute noch: Es hat etwas mit der christlichen Lehre zu tun. Ob auch eine Vererbung der westlichen Menschen mit eine Rolle spielt, ist natürlich ebenfalls möglich. Vielleicht beides zusammen. Aber darüber ein anderes Mal.

Schöne Grüße
Werner
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Werner Otto
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Beitrag(#1296974) Verfasst am: 29.05.2009, 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nochmals

Mir ist inzwischen noch eingefallen, dass unser Fräulein eine interessante Anmerkung wegen der Energie, die nicht verloren gehen kann, gemacht hat.

Ja, das ist nun wieder so ein Fall, wo jemand die moderne Wissenschaft zitirt ohne genau hinzuschauen, was das eigentlich bedeutet.

Ich bin ebenfalls sicher, dass Energie nicht verloren geht, sondern ständig umgewandelt wird. Alles wird schließlich umgewandelt und alles verändert sich ständig.
Aber ist dies nun ein Beweis, dass mein ICH ständig weiterlebt?
Nein, ganz das Gegenteil. Jede Individualität ändert sich ständig und sogar so weit, dass sie dann als eigenständige Individualität aufhört. Denn wenn ich einen Stein zermahle zu Staub, dann ist die Individaulität des ehemaligen Steins nicht mehr gegeben. Und wenn ein Baum umfällt, weil er alt geworden ist und wenn er dann im Laufe der Zeit verrottet, so ist dieser Baum nicht mehr da. Zwar sind Bestandteile noch irgendwo vorhanden. Das Wasser wird verdunstet sein und sicherlich noch irgendwo da sein, im Regen, in der Erde, aufgesogen von der Luft und so weiter. Aber selbst das Wasser dieses ehemaligen Baumes - also dasselbe Wasser - ist nicht mehr als dasselbe Wasser vorhanden. Ein Teil davon könnte einem neuen Baum, dem Gras, Blumen und so weiter zum Wachstum gedient haben, andere Teile davon können von einem Tier aufgenommen worden sein und so fort. Mineralien werden aufgelöst, entweder in der Erde verschwinden oder von neuen Planzen aufgesogen und alles wird nicht verloren sein, jedoch als Individuum ist der Baum nicht mehr vorhanden, obgleich alles, was einmal der Baum war, irgendwo und irgendwie noch vorhanden ist, aber es nicht mehr der Baum, der vorher einmal da war.. Wichtig bei dieser Feststellung ist, dass neimals ein Individuum erhalten bleibt, so wie auch die Energie, die sich ändert, nicht dieselbe Energie ist. Auch nicht unsere Erde, kein Stern, nicht die Sonne, rein gar nichts wird ewig so bleiben wie es jetzt ist. Und schauen wir uns doch mal selber an: Wer ist denn heute so wie vor 20 oder 30 Jahren. Wer ist heute noch so wie das neugeborene Kind, das wir alle mal waren? Und wie werden wir sein, wenn wir 80 sind? Doch sicherlich nicht so wie heute.
Halten wir also fest: Nichts im gesamten Universum bleibt für immer so, wie es jetzt gerade ist!

Und da glaubt nun der Mensch tatäschlich, dass er als Einziger im gesamten Universum ewig als Induviduum, also dass sein ICH ewig weiter bestehen wird!
Das ist doch eigentlich wirklich zum Lachen, wenn es nicht so traurig, so unglaublich überheblich und dazu noch so dumm wäre. Da hört dann leider das Lachen auf.
Überheblichkeit ist eines der schlimmsten Übel. Und daran leiden alle Religionen.

Das war mir nun noch ein Bedürfnis, das auszusprechen, obwohl ich nun schon wirklich reichlich meinen Senf zu diesem Thema beigesteuert habe. Mehr habe ich nun wahrscheinlich zu diesem Thema nicht mehr zu sagen,
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fräulein rottenmeier
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Beitrag(#1297026) Verfasst am: 29.05.2009, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Werner

genau um diese Falle zu vermeiden, habe ich geschrieben, dass das BEWUSSTSEIN erhalten bleibt - durchaus vorstellbar, dass es sich auflöst und zu neuen Wesen zusammensetzt - und nicht etwa, dass das ICH erhalten bleibt. Ist nicht dasselbe. zwinkern

Alles, was eine Form hat - und auch das Ich=Ego ist im weiteren Sinn eine Form - kann und wird umgeformt werden.

grüsse, das fräulein
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