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Vatikan - kleines Defizit, großes Vermögen

 
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notkerbakker
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#130410) Verfasst am: 27.05.2004, 11:36    Titel: Vatikan - kleines Defizit, großes Vermögen Antworten mit Zitat

Ein mE sehr interessanter, längerer Artikel zum Thema Finanzen des Vatikan ist im Schweizer Nachrichtenmagazin Facts erschienen.

Zitat:
Offiziell schreibt der Papst, der nächste Woche die Schweiz besucht, rote Zahlen: 13,5 Millionen Euro betrug das Defizit laut letzter Rechnung von 2002. Inoffiziell ist alles viel komplizierter. Es gibt in der globalen Finanzwelt kaum etwas Unübersichtlicheres als die vielen Kassen des Papstes. Wohl wird die Rechnung des Heiligen Stuhls jährlich an alle Bischöfe der Welt verschickt, doch wichtige Bilanzposten sucht man im Jahresabschluss des Vatikans vergeblich. Die Kirchenfürsten präsentieren keine konsolidierte Rechnung ihres weltweiten Apparats. Im Gegenteil: Der Papst führt sechs verschiedene Budgets, darunter eines für den Vatikan, eines für den Heiligen Stuhl, eines für die «Kongregation zur Evangelisierung der Völker» oder eines für die «Dombauhütte von Sankt Peter», die für den Unterhalt der Basilika zuständig ist. Das Gestrüpp an Bilanzen und Quersubventionen verunmöglicht es, den Reichtum der katholischen Kirche zu überblicken.


Zitat:
Die offiziellen Werte des Vatikans muten noch recht bescheiden an: «Das Gesamtvermögen beläuft sich heute auf rund 1,2 Milliarden Euro», schätzt der deutsche Wirtschaftshistoriker Hartmut Benz, der die «Vatikan AG» wissenschaftlich unter die Lupe nahm. Der Grundstock geht auf Zahlungen zurück, die der faschistische Diktator Benito Mussolini leistete: Der Papst anerkannte in den Lateranverträgen von 1929 rückwirkend, dass sich Italien 1870 den Kirchenstaat einverleibt hatte. Als Kompensation erhielt er vom Duce 1,75 Milliarden Lire in bar und in Staatsanleihen, was heute umgerechnet etwa 100 Millionen Franken entspricht. Die Hälfte dieses Startkapitals legten die Kirchenoberen Anfang der Vierzigerjahre mit grossem Geschick in den USA an, fand Benz heraus, in Gold, in Devisen und in Aktien. Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich das Kapital bereits verdoppelt. Ab Mitte der Sechzigerjahre wanderten die Aktien auch in Depots in die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Kanada. Diese Staaten besteuerten Investitionserträge der Kirche wenig oder gar nicht.


Zitat:
All diese Zahlen und Bilanzen offenbaren indes wohl nicht einmal die halbe Wahrheit. So ist in den Büchern des Vatikans das einst berüchtigte Istituto per le Opere di Religione (IOR) nicht erfasst. Die «Bank des Papstes» – juristisch keine offizielle Staatsbank, sondern ein autonomes Geldinstitut mit Geschäftssitz im Vatikan – wurde in den Siebziger- und Achtzigerjahren in praktisch jedem italienischen Devisen- und Bankenskandal genannt. Noch heute steht das IOR für absolute Diskretion in einem weit gehend steuer- und rechtsfreien Raum, der von keinen italienischen Kapitalausfuhrund Devisenbestimmungen gestört wird.

Ebenso im Dunkeln bleibt der Wert des imposanten Immobilienbesitzes der Apostolischen Vermögensverwaltung (APSA), der eigentlichen Finanzverwaltung des Vatikans. Schätzungen gehen von über 3000 vatikaneigenen Wohnungen in Rom aus, die einen Wert von mehreren Milliarden Euro haben dürften. Sie werden in den Bilanzen zum Kaufpreis verbucht – und nicht zum Marktwert. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht, denn in Roms Katasterplänen tauchen die Liegenschaften nicht auf – die Vatikanstadt wird als extraterritoriale Zone behandelt. Wer Roms exorbitante Immobilienpreise kennt, der ahnt, dass hier etwas nicht mit irdischen Dingen zugehen kann.


Zitat:
Schliesslich fehlt in den Rechnungsbüchern der grösste Reichtum der katholischen Kirche: die unermesslichen Kunstschätze, die der Vatikan gar nicht erst schätzen lässt.


Zitat:
Heute macht Szoka das grosse Geld ganz zeitgemäss – mit Sponsoring. «Werbung kann geschmackvoll sein und hohen moralischen Massstäben entsprechen », steht im Büchlein «Ethik in der Werbung», das der Vatikan 1997 publizierte. Die Absolution in eigener Sache kam gelegen, denn für die Restauration der Sixtinischen Kapelle bezahlte die japanische Fernsehgesellschaft Nippon Television 12 Millionen Dollar. Im Gegenzug erhielten die Japaner die Exklusivrechte für die Vermarktung der Fresken Michelangelos. Heute lässt der Kirchenstaat riesige Werbeflächen an den heiligen Orten zu. Canon kann nun seine neusten Kameras an einem der meistfotografierten Orte der Welt anpreisen, den Kolonnaden des Petersplatzes.

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"[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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Beitrag(#130415) Verfasst am: 27.05.2004, 11:41    Titel: Antworten mit Zitat

Spurensuche in der Schweiz

Zitat:
22 Jahre nach dem Tod des für den Vatikan tätigen italienischen Bankiers Roberto Calvi laufen die Ermittlungen über den Fall wieder auf Hochtouren: Die Staatsanwaltschaft Rom hat bei der Schweiz ein Rechtshilfegesuch eingereicht.

Darin ersuche sie um die Möglichkeit, «verschiedene Personen» zu befragen, bestätigte der Sprecher des Bundesamtes für Justiz, Folco Galli, am Mittwoch den Vorabdruck eines Berichts, der am Donnerstag im Magazins «Facts» erscheint. Das Gesuch sei zum Vollzug an die Bezirksanwaltschaft des Kantons Zürich weitergeleitet worden.

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