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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1331767) Verfasst am: 20.07.2009, 22:33 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Misterfritz hat folgendes geschrieben: | fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Ich halte mich an 1. Kor 13, um eine ziemlich passende Kurzbeschreibung zu liefern. |
und wer jetzt nicht alle paulus-briefe an die korinthenkacker auswendig kann, ist geschmissen |
google ist deine freundin, Geliebter |
geliebter?
_________________ I'm tapping in the dusternis
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1331770) Verfasst am: 20.07.2009, 22:35 Titel: |
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Misterfritz hat folgendes geschrieben: | fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Misterfritz hat folgendes geschrieben: | fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Ich halte mich an 1. Kor 13, um eine ziemlich passende Kurzbeschreibung zu liefern. |
und wer jetzt nicht alle paulus-briefe an die korinthenkacker auswendig kann, ist geschmissen |
google ist deine freundin, Geliebter |
geliebter? |
ganz im Sinne von 1. Kor 13, Geliebter. rein und keusch
es grüsst, voll der Liebe
das fräulein
_________________ "I can't say I ever could make sense out of electricity when anyone tried to explain it. But, no, these lights are scientific. They work by magic.
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Zynix registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.10.2008 Beiträge: 462
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(#1331795) Verfasst am: 20.07.2009, 23:36 Titel: |
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Manchmal frage ich mich, ob auch nur ein einziger aus diesem FGH-Forum der Inquisition mit Folter und abschließendem Scheiterhaufen entgangen wäre.
Das lässt mich für die Zukunft hoffen ...
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."
LG
Zynix
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1331835) Verfasst am: 21.07.2009, 01:46 Titel: |
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Liebe bedeutet präzise, ein Bestimmtes aus dem völlig indifferenten, bedeutungslosen Brei der bloßen Erscheinungen herauszugreifen, es von seiner Umgebung zu differenzieren und ihm einen höheren Wert, eine höhere Bedeutung für das eigene Dasein zuzusprechen. Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos.
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? - Die betreffende Person liebt mich im Grunde überhaupt nicht, denn sie unterscheidet mich von nichts und verleiht mir keinen Sinn und keine Bedeutung für sich selbst und ihr Dasein, sondern belässt mich in der bloßen indifferenten, nihilistischen Bedlanglosigkeit der vorbeiziehenden Erscheinungen. Wahre Liebe ist: "Du bedeutest mir etwas". Und das geht nicht in der Indifferenz.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1331842) Verfasst am: 21.07.2009, 02:05 Titel: |
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Genau. Wir haben alle die Intuition, dass das völlig absurd, um nicht zu sagen geradezu lächerlich ist. Wir haben Recht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 21.07.2009, 02:09, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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lumar multiplying reflection of an ancient broken mirror
Anmeldungsdatum: 28.10.2006 Beiträge: 456
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(#1331843) Verfasst am: 21.07.2009, 02:08 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet [...] |
(Zur Verwendung als Songtext für ein Liebeslied vielleicht Strophenstruktur)
_________________ By this art you may contemplate the variation of the 23 letters . . .
The Anatomy of Melancholy, part 2, sect. II, mem. IV.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1331845) Verfasst am: 21.07.2009, 02:15 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet präzise, ein Bestimmtes aus dem völlig indifferenten, bedeutungslosen Brei der bloßen Erscheinungen herauszugreifen, es von seiner Umgebung zu differenzieren und ihm einen höheren Wert, eine höhere Bedeutung für das eigene Dasein zuzusprechen. Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos.
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? - Die betreffende Person liebt mich im Grunde überhaupt nicht, denn sie unterscheidet mich von nichts und verleiht mir keinen Sinn und keine Bedeutung für sich selbst und ihr Dasein, sondern belässt mich in der bloßen indifferenten, nihilistischen Bedlanglosigkeit der vorbeiziehenden Erscheinungen. Wahre Liebe ist: "Du bedeutest mir etwas". Und das geht nicht in der Indifferenz. |
Boah, ist das peinlich. Ich habe diesen Beitrag eben erst gelesen und jetzt sieht es so aus, als hätte ich mich mit meinen Hohelied an die Liebe für Haiduk nur daran angehängt
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1331847) Verfasst am: 21.07.2009, 02:29 Titel: |
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Nö, passt schon. Ich hab beide Beiträge direkt hintereinander gelesen (Kramers zuerst) und fands so passend, dass ich fast glaubte im selben Thread zu sein. Man könnte das hier getrost rüberkopieren. Habt ihr schön gesagt.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1331857) Verfasst am: 21.07.2009, 06:37 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet präzise, ein Bestimmtes aus dem völlig indifferenten, bedeutungslosen Brei der bloßen Erscheinungen herauszugreifen, es von seiner Umgebung zu differenzieren und ihm einen höheren Wert, eine höhere Bedeutung für das eigene Dasein zuzusprechen. Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos.
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? - Die betreffende Person liebt mich im Grunde überhaupt nicht, denn sie unterscheidet mich von nichts und verleiht mir keinen Sinn und keine Bedeutung für sich selbst und ihr Dasein, sondern belässt mich in der bloßen indifferenten, nihilistischen Bedlanglosigkeit der vorbeiziehenden Erscheinungen. Wahre Liebe ist: "Du bedeutest mir etwas". Und das geht nicht in der Indifferenz. |
Manchmal zeigst du, was du drauf hast.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1331861) Verfasst am: 21.07.2009, 07:15 Titel: |
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Danke für die Definition. Das ist tatsächlich etwas ganz Anderes als das, was ich unter Liebe verstehe. Es ist auch nicht das, was in den Evangelien als Liebe beschrieben wird.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet präzise, ein Bestimmtes aus dem völlig indifferenten, bedeutungslosen Brei der bloßen Erscheinungen herauszugreifen, es von seiner Umgebung zu differenzieren und ihm einen höheren Wert, eine höhere Bedeutung für das eigene Dasein zuzusprechen. |
Das nenne nicht Liebe. Natürlich gibt es immer wieder Dinge, Personen oder Situationen, die mir sympathischer sind als andere, deren Nähe ich eher suche, und in denen ich mich wohler fühle als woanders. Klar gibt es das. Das nenne ich dann: Freundschaft, Verliebtheit, sexuelles Begehren, Geborgenheit, Sympathie... je nachdem, was es ist. Aber ich nenne es nicht Liebe.
Etwas "eine besondere Bedeutung zuzuschreiben" könntest du natürlich auch auf jene Personen und Ereignisse beziehen, die eine starke, aber negative Bedeutung haben - jene, die dir besonders viel Angst, Ekel oder Antipathie einflössen, und die ohne Zweifel sehr bedeutungsvoll sein können.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos. |
Aus der Fülle von Sinneseindrücken sind alle, die es bis ins bewusste Bewusstsein schaffen, bedeutungsvoll - nur die allerwenigsten werden bewusst, der grosse Rest wird unbewusst verarbeitet. Und die Filter, die entscheiden, was ins Bewusstsein tritt, lassen das durch, was dem Kriterium "bedeutungsvoll für diese Person" entspricht.
Zitat: |
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". |
Wenn jemand sowas zu mir sagen würde, wäre ich sehr skeptisch - weil da die Wahrscheinlichkeit sehr gross ist, dass diese Person nicht mich liebt, sondern ein Idealbild, das sie von mir konstruiert hat. Das hat mit Besitz-Ergreifen zu tun, mit mangelnder Selbstliebe, und kann nur in einer Enttäuschung enden. Nein danke.
Zitat: |
Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? |
Das ist sehr entspannend, da musst du nicht ständig etwas liefern, sondern kannst einfach du selbst sein. Und dann eine Person als LebenspartnerIn wählen, die du einfach besonders sympathisch findest, besonders angenehm um zusammen zu sein, und das im Wissen, dass du auch ohne die Person leben könntest.
Zitat: |
Die betreffende Person liebt mich im Grunde überhaupt nicht, denn sie unterscheidet mich von nichts und verleiht mir keinen Sinn und keine Bedeutung für sich selbst und ihr Dasein, sondern belässt mich in der bloßen indifferenten, nihilistischen Bedlanglosigkeit der vorbeiziehenden Erscheinungen. Wahre Liebe ist: "Du bedeutest mir etwas". Und das geht nicht in der Indifferenz. |
Sinn und Bedeutung musst du deinem Leben schon selbst geben, das kann nicht dauerhauft nach aussen delegiert werden. Genau daraus resultieren all die tragischen Geschichten, wenn nach dreissig Jahren Ehe die Kinder erwachsen sind und die Ehefrau und Mutter vor dem Nichts steht und sich (und den Mann und die Kinder) fragt, wofür sie nun alles geopfert haben soll. Sie hat erlaubt, die Bedeutung ihres Lebens durch den Dienst an der Familie zu definieren, und sobald die Familie sie nicht mehr braucht, ist da nichts mehr. Und die so Umsorgten finden das auch nicht immer toll, denn sie wollen ihr eigenes Leben leben, und nicht als Bedeutungslieferant für jemand andern dienen. Auf alle Fälle nicht ständig.
Wer aber sich selbst liebt, Bedeutung in sich selbst findet, kann in Freiheit auf andere Menschen zugehen, ihre Gesellschaft geniessen, kleine und grosse Projekte mit ihnen durchführen, Verbindlichkeiten eingehen - bleibt darin aber frei. "Ich bin mit dir zusammen, weil ich dich sympathisch finde, weil ich dich gern berühre und deinen Humor geniesse" ist ein besserer Grund als "ich bin mit dir zusammen, weil du allein meinem Leben Bedeutung verleihst" Das Zweite hat mit Liebe nichts zu tun, sondern bloss mit einem Haufen an mangelndem Selbstwertgefühl und anderer psychologischer Probleme.
grüsse, das fräulein
_________________ "I can't say I ever could make sense out of electricity when anyone tried to explain it. But, no, these lights are scientific. They work by magic.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1331863) Verfasst am: 21.07.2009, 07:23 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet präzise, ein Bestimmtes aus dem völlig indifferenten, bedeutungslosen Brei der bloßen Erscheinungen herauszugreifen, es von seiner Umgebung zu differenzieren und ihm einen höheren Wert, eine höhere Bedeutung für das eigene Dasein zuzusprechen. |
[...]
Etwas "eine besondere Bedeutung zuzuschreiben" könntest du natürlich auch auf jene Personen und Ereignisse beziehen, die eine starke, aber negative Bedeutung haben - jene, die dir besonders viel Angst, Ekel oder Antipathie einflössen, und die ohne Zweifel sehr bedeutungsvoll sein können. |
Das hätte Tarvoc noch präzisieren können doch es ist offensichtlich, dass dieser Fall hier nicht gemeint sein kann.
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos. |
Aus der Fülle von Sinneseindrücken sind alle, die es bis ins bewusste Bewusstsein schaffen, bedeutungsvoll - nur die allerwenigsten werden bewusst, der grosse Rest wird unbewusst verarbeitet. Und die Filter, die entscheiden, was ins Bewusstsein tritt, lassen das durch, was dem Kriterium "bedeutungsvoll für diese Person" entspricht. |
Damit kommst du nicht um das Problem der Indifferenz herum, denn die Indifferenz, die hier gemeint ist, bezieht sich auf Bewusstes.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1331867) Verfasst am: 21.07.2009, 07:34 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Sinn und Bedeutung musst du deinem Leben schon selbst geben, das kann nicht dauerhauft nach aussen delegiert werden. |
Das ist zwar richtig, aber das behauptet zumindest Tarvoc ja auch nicht.
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1331872) Verfasst am: 21.07.2009, 08:28 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet präzise, ein Bestimmtes aus dem völlig indifferenten, bedeutungslosen Brei der bloßen Erscheinungen herauszugreifen, es von seiner Umgebung zu differenzieren und ihm einen höheren Wert, eine höhere Bedeutung für das eigene Dasein zuzusprechen. Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos.
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? - Die betreffende Person liebt mich im Grunde überhaupt nicht, denn sie unterscheidet mich von nichts und verleiht mir keinen Sinn und keine Bedeutung für sich selbst und ihr Dasein, sondern belässt mich in der bloßen indifferenten, nihilistischen Bedlanglosigkeit der vorbeiziehenden Erscheinungen. Wahre Liebe ist: "Du bedeutest mir etwas". Und das geht nicht in der Indifferenz. |
Manchmal zeigst du, was du drauf hast. |
Dem kann ich mich nur anschließen!
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1331875) Verfasst am: 21.07.2009, 08:42 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". |
Wenn jemand sowas zu mir sagen würde, wäre ich sehr skeptisch - weil da die Wahrscheinlichkeit sehr gross ist, dass diese Person nicht mich liebt, sondern ein Idealbild, das sie von mir konstruiert hat. Das hat mit Besitz-Ergreifen zu tun, mit mangelnder Selbstliebe, und kann nur in einer Enttäuschung enden. Nein danke.
Zitat: |
Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? |
Das ist sehr entspannend, da musst du nicht ständig etwas liefern, sondern kannst einfach du selbst sein. Und dann eine Person als LebenspartnerIn wählen, die du einfach besonders sympathisch findest, besonders angenehm um zusammen zu sein, und das im Wissen, dass du auch ohne die Person leben könntest. | Da hat sie so Unrecht nicht.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Eine Liebe, die nichts Bestimmtes herausgreift, die keinen Unterschied und keine Differenz macht, die völlig unterschiedslos allem gleichermaßen gilt, ist leer und bedeutungslos. Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos. | Und das finde ich auch richtig. Mir gefällt weder die "Isch liebe euch alle (gleich)"-Soße noch etwas so ausschließliches, wie Tarvoc oben beschreibt. Ich kann durchaus viele Menschen differenziert betrachten und was mir an genau dem Einen angenehm und schön und liebenswert erscheint, auch richtig toll finden. Da ist die Gegenseitigkeit gar nicht mal immer wichtig.
Und meinen Partner finde ich ganz besonders liebenswert. Wichtig ist aber doch die Beziehung, gegenseitig, wie kommt man klar, Alltag, Gemeinsamkeiten, und auch, wie geht man um mit den Unterschieden, Nähe, Distanz, Lebensentwurf usw..... (sonst kann ich trotz aller Liebe nicht mit ihm zusammenleben) "Die Liebe" würde nicht aus meinem Leben verschwinden, wenn der Partner sich verabschieden würde, das wäre ja schlimm! Und ich denke, es ist eine arge, ich fürchte, untragbare Belastung für eine Partnerschaft, solches dem andren aufzuladen. Das "ohne dich ist alles doof" Gefühl, ist eins in der Verliebtheitsphase am Anfang, ganz was anderes aber für dauerhafte Partnerschaft.
_________________ Tja
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1331898) Verfasst am: 21.07.2009, 10:31 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
In gewissem Sinne ist Liebe grausam. Nichts beschämt mehr, als wenn jemand zu dir sagt: "Ich liebe dich mehr als alles andere". Genau das aber ist Liebe: Nicht "ich liebe euch - alle". Was soll ich denn mit jemandem, der mich genauso liebt wie alles andere? |
Gehste da nicht etwas zu sehr vom individualistischen Liebebegriff menschlicher Partnerschaften aus?
Ich denke eigentlich nicht das es nötig ist zu differenzieren um Liebe zu definieren.
Wenn z.B. wer sagen würde -> ich hasse Dich wie alle anderen - wäre ja das schon eine andere
Qualität der zwischenmenschlichkeit (auch im besonderen) - als wenn dieser Mensch Dir nur
beliebig neutral gegenüberstünde und wiederum eine andere Qualität ist gesagt zu bekommen,
ich liebe Dich wie alle anderen.
Was Du beschreibst hingegen ist lediglich die Spezifikation eines bestimmten Menschen -> ich liebe
Dich mehr als alle anderen.
Liebe besagt doch nicht das ich nur dann jemanden lieben kann, wenn ich gleichzeitig allen anderen
neutral oder gar mit Haß begegne
Klar ist allgemein gehasst oder geliebt zu werden -> beliebig.
Es geht ja auch bei der Aussage nicht darum das die angesprochene Person sich besonders gut oder
besonders schlecht fühlen soll - sondern vielmehr das die ansprechende Person eine bestimmte Grundhaltung mitteilt.
"Ich liebe alle" - heißt zunächst mal -> "Du hast nichts übles von mir zu erwarten" = Vertrauensbasis schaffen.
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1331914) Verfasst am: 21.07.2009, 11:54 Titel: |
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AXO hat folgendes geschrieben: | Ich denke eigentlich nicht das es nötig ist zu differenzieren um Liebe zu definieren. |
Nun ja, stellt sich nur die Frage, was der Begriff dann eigentlich noch bedeuten soll. Er drückt ja zunächst mal bloß eine Affinität zu irgendetwas aus.
"Ich liebe Streichkäse"
"Ich liebe mein Meerschweinchen"
"Ich liebe meinen Ehepartner"
"Ich liebe euch alle" meint wohl bestenfalls eine (meist temporäre) wohlwollende Gesinnung gegenüber der angesprochenen Gruppe aus. Die meisten Angesprochenen dürfen sich realistisch betrachtet dabei vermutlich irgendwo zwischen Streichkäse und Meerschweinchen eingeordnet fühlen.
AXO" postid hat folgendes geschrieben: | Ich liebe alle" - heißt zunächst mal -> "Du hast nichts übles von mir zu erwarten" = Vertrauensbasis schaffen. |
Dann ist das aber nicht mehr als ein Allgemeinplatz. Ungefähr so wie wenn eine Partei oder gar ein Unternehmen mit dem Slogan wirbt: "Weil Sie uns wichtig sind". Zumindest bei mir schafft das kein Vertrauen, ganz im Gegenteil.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1331917) Verfasst am: 21.07.2009, 11:58 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Wenn jemand sowas zu mir sagen würde, wäre ich sehr skeptisch |
Wollen wir's hoffen. Aber die intellektuelle Haltung der Skeptizität kommt zeitlich nach der emotionalen Reaktion, nicht vorher.
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | - weil da die Wahrscheinlichkeit sehr gross ist, dass diese Person nicht mich liebt, sondern ein Idealbild, das sie von mir konstruiert hat. |
Das ist noch untertrieben. Es ist nicht wahrscheinlich, sondern sicher. Schon Identität ist ein Ideal und keine Gegebenheit. Ich als Subjekt bin keine Zusammensetzung verschiedener Eigenschaften oder Phänomene, sondern präzise das, was an der Zusammensetzung mehr ist als sie selbst - und das lässt sich nur als Idealität denken.
Es wird notwendigerweise zu Enttäuschungen führen. Es muss aber nicht damit enden. Gerade dann nicht, wenn das Ideal stark genug ist. Und zwar gerade deshalb, weil das, was am Ideal ideal ist, gerade das ist, was über das Set der ideal vorgestellten Eigenschaften hinausgeht - oder anders gesagt weil das Ideal, um überhaupt als Ideal taugen zu können und nicht nur als bloße Vorstellung, auf etwas außerhalb seiner selbst bzw. seinen eigenen blinden Fleck verweisen muss.
Jede Liebe stößt auf Reibungen und entwickelt sich durch sie und an ihnen entlang. Du denkst dir das ganze und nicht dynamisch bzw. dialektisch. Du atomisierst die Partner. Ich glaube, das hat auch viel mit diesem "universal-love" und Selbstverwirklichungs-Quark zu tun. Diese Anschauungen münden fast immer in extremer Harmoniesucht. Statt sich gemeinsam an den Problemen abzuarbeiten und sich zu entwickeln, versucht man, sich gar nicht erst mit Problemen, Konflikten oder Reibungen auseinandersetzen zu müssen. Du willst sozusagen den Keks gleichzeitig essen und behalten. Du willst die Emotionalität der Liebe, aber ohne dabei Bindung oder Differenz zu erzeugen oder irgendwelches Konfliktpotential oder die Gefahr von Enttäuschung riskieren zu müssen. Du willst Gewinn ohne Risiko. Quasi das Cola light der Liebe. Emotionale Bindung bildet immer Konfliktpotential und eine Liebe, die keine Bindung beinhaltet, beinhaltet einfach gar nichts. Bindung ist immer die Bindung an ein Ideal. Nur kann sich eben manchmal das Ideal an seinen Enttäuschungen und Widerständen entlang entwickeln und in anderen Fällen bricht es direkt zusammen.
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Sinn und Bedeutung musst du deinem Leben schon selbst geben, das kann nicht dauerhauft nach aussen delegiert werden. |
Es gibt kein Innen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 21.07.2009, 12:33, insgesamt 9-mal bearbeitet |
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Zynix registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.10.2008 Beiträge: 462
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(#1331923) Verfasst am: 21.07.2009, 12:19 Titel: |
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Vielleicht sollte an dieser Stelle noch der Liebesbegriff der RKK ins Spiel gebracht werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karitas hat folgendes geschrieben: |
Karitas (von lat. caritas = Teuerung, Hochachtung, hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen[1]) |
Wenn immer die RKK von "Liebe" spricht, meint sie dies und nichts anderes. Gott zu lieben ist ihn hochzuachten, mit Zuneigung hat das nichts zu tun. Eigentlich ist es eine (bewusste?) Irreführung von der RKK, das Wort Liebe zu benutzen.
Daher sollte immer auch Klarheit geschaffen werden, welche Art "Liebe" gemeint ist, die menschliche oder die kirchliche.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."
LG
Zynix
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1331924) Verfasst am: 21.07.2009, 12:31 Titel: |
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Ich liebe es, auf meinen Drahtesel zu steigen und in die Stadt zu fahren. Ciao! : )
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1331930) Verfasst am: 21.07.2009, 12:37 Titel: |
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Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | [Längeres Zitat] ...
Ich halte die Länge dieses Postings für einen Verstoß gegen die Netiquette. |
Zwinkersmileyboykotteur?
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1331931) Verfasst am: 21.07.2009, 12:38 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Es wird notwendigerweise zu Enttäuschungen führen. Es muss aber nicht damit enden. Gerade dann nicht, wenn das Ideal stark genug ist. Und zwar gerade deshalb, weil das, was am Ideal ideal ist, gerade das ist, was über das Set der ideal vorgestellten Eigenschaften hinausgeht - oder anders gesagt weil das Ideal, um überhaupt als Ideal taugen zu können und nicht nur als bloße Vorstellung, auf etwas außerhalb seiner selbst bzw. seinen eigenen blinden Fleck verweisen muss.
Jede Liebe stößt auf Reibungen und entwickelt sich durch sie und an ihnen entlang. Du denkst dir das ganze und nicht dynamisch bzw. dialektisch. Du atomisierst die Partner. Ich glaube, das hat auch viel mit diesem "universal-love" und Selbstverwirklichungs-Quark zu tun. Diese Anschauungen münden fast immer in extremer Harmoniesucht. Statt sich gemeinsam an den Problemen abzuarbeiten und sich zu entwickeln, versucht man, sich gar nicht erst mit Problemen, Konflikten oder Reibungen auseinandersetzen zu müssen. Du willst sozusagen den Keks gleichzeitig essen und behalten. Du willst die Emotionalität der Liebe, aber ohne dabei Bindung oder Differenz zu erzeugen oder irgendwelches Konfliktpotential oder die Gefahr von Enttäuschung riskieren zu müssen. Du willst Gewinn ohne Risiko. Quasi das Cola light der Liebe. Emotionale Bindung bildet immer Konfliktpotential und eine Liebe, die keine Bindung beinhaltet, beinhaltet einfach gar nichts. Bindung ist immer die Bindung an ein Ideal. Nur kann sich eben manchmal das Ideal an seinen Enttäuschungen und Widerständen entlang entwickeln und in anderen Fällen bricht es direkt zusammen. |
Das ist ja direkt druckreif.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1331933) Verfasst am: 21.07.2009, 12:39 Titel: |
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Zynix hat folgendes geschrieben: | Vielleicht sollte an dieser Stelle noch der Liebesbegriff der RKK ins Spiel gebracht werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karitas hat folgendes geschrieben: |
Karitas (von lat. caritas = Teuerung, Hochachtung, hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen[1]) |
Wenn immer die RKK von "Liebe" spricht, meint sie dies und nichts anderes. Gott zu lieben ist ihn hochzuachten, mit Zuneigung hat das nichts zu tun. Eigentlich ist es eine (bewusste?) Irreführung von der RKK, das Wort Liebe zu benutzen.
Daher sollte immer auch Klarheit geschaffen werden, welche Art "Liebe" gemeint ist, die menschliche oder die kirchliche. |
Von einer bewussten Irreführung zu sprechen ist hier nicht wirklich fair. Im Koiné (der Sprache des neuen Testaments) gibt es mehrere verschiedene Begriffe, die man als "Liebe" ansieht, sie aber alle verschiedenes bedeuten: philia , eros, stoika und eben auch agape (=caritas). Agape bedeutete auch schon vor dem neuen Testament etwas anderes als philia, eros und stoika.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1331936) Verfasst am: 21.07.2009, 12:44 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Vielleicht sollte an dieser Stelle noch der Liebesbegriff der RKK ins Spiel gebracht werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karitas hat folgendes geschrieben: |
Karitas (von lat. caritas = Teuerung, Hochachtung, hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen[1]) |
Wenn immer die RKK von "Liebe" spricht, meint sie dies und nichts anderes. Gott zu lieben ist ihn hochzuachten, mit Zuneigung hat das nichts zu tun. Eigentlich ist es eine (bewusste?) Irreführung von der RKK, das Wort Liebe zu benutzen.
Daher sollte immer auch Klarheit geschaffen werden, welche Art "Liebe" gemeint ist, die menschliche oder die kirchliche. |
Von einer bewussten Irreführung zu sprechen ist hier nicht wirklich fair. Im Koiné (der Sprache des neuen Testaments) gibt es mehrere verschiedene Begriffe, die man als "Liebe" ansieht, sie aber alle verschiedenes bedeuten: philia , eros, stoika und eben auch agape (=caritas). Agape bedeutete auch schon vor dem neuen Testament etwas anderes als philia, eros und stoika. |
Doch, es ist fair. Denn Sprache der RKK =/= Sprache des NT.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1331951) Verfasst am: 21.07.2009, 12:52 Titel: |
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Vielleicht noch ein paar Worte zu dieser Rhetorik von "Sinn und Bedeutung musst du deinem Leben schon selbst geben". Dieser Unsinn führt genau zu den oben bereits angesprochenen Verwirrungen. Sinn und Bedeutung können überhaupt nur durch gemeinsames Kommunizieren hervorgebracht werden. Ein Einzelner kann unabhängig von Anderen überhaupt keinen Sinn erzeugen, weil Sinn nur sprachlich erzeugt werden kann und eine rein innerliche Privatsprache denkunmöglich ist. Ich empfehle diesbezüglich, das Orwell-Kapitel ("Der letzte Intellektuelle Europas") aus Richard Rortys "Kontingenz, Ironie und Solidarität" zu lesen. Oder auch Wittgensteins "Philosophische Untersuchungen". Oder am besten noch beides. Man kann seinem Leben nicht aus sich selbst heraus unabhängig von allem außerhalb einen Sinn geben. Das kann man nur in Gemeinschaft mit anderen. Wie schon gesagt: Es gibt noch nicht mal ein absolutes Innen, aus dem sich ein Sinn irgendwie mystisch zehren könnte.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1331962) Verfasst am: 21.07.2009, 12:58 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Vielleicht sollte an dieser Stelle noch der Liebesbegriff der RKK ins Spiel gebracht werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karitas hat folgendes geschrieben: |
Karitas (von lat. caritas = Teuerung, Hochachtung, hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen[1]) |
Wenn immer die RKK von "Liebe" spricht, meint sie dies und nichts anderes. Gott zu lieben ist ihn hochzuachten, mit Zuneigung hat das nichts zu tun. Eigentlich ist es eine (bewusste?) Irreführung von der RKK, das Wort Liebe zu benutzen.
Daher sollte immer auch Klarheit geschaffen werden, welche Art "Liebe" gemeint ist, die menschliche oder die kirchliche. |
Von einer bewussten Irreführung zu sprechen ist hier nicht wirklich fair. Im Koiné (der Sprache des neuen Testaments) gibt es mehrere verschiedene Begriffe, die man als "Liebe" ansieht, sie aber alle verschiedenes bedeuten: philia , eros, stoika und eben auch agape (=caritas). Agape bedeutete auch schon vor dem neuen Testament etwas anderes als philia, eros und stoika. |
Doch, es ist fair. Denn Sprache der RKK =/= Sprache des NT. |
Wo konkret ist der Liebesbegriff bei Ratzingers Caritas denn irreführend? Es wird doch genau (naja, zumindest ziemlich genau) das vertreten, was man halt unter agape bzw. caritas auch früher schon verstanden hat. Von sexueller Liebe ("eros" /nein, die Gleichsetzung stimmt so nicht...) oder freundschaftlicher Liebe ("philia"/s. Kommentar zuvor) ist doch gar nicht die Rede? Die katholische Kirche vertritt doch relativ eindeutig einen sehr distanzierten Liebesbegriff. Und der Liebesbegriff ist auch im deutschen Sprachraum entsprechend vieldeutig.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1331966) Verfasst am: 21.07.2009, 13:03 Titel: |
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Oh, das habe ich gerade noch entdeckt. Zu der Sache muss ich auch noch ein paar Worte sagen, um nicht falsch verstanden zu werden.
astarte hat folgendes geschrieben: | Mir gefällt weder die "Isch liebe euch alle (gleich)"-Soße noch etwas so ausschließliches, wie Tarvoc oben beschreibt. |
Das mit der totalen Ausschließlichkeit war natürlich nur das andere Extrembeispiel. Natürlich ist nicht jede Liebe gleich "ich liebe dich mehr als alles andere", und für mich wäre das sogar noch nicht mal die letztlich anzustrebende Form. Aber das führt jetzt etwas sehr weit. Ich wollte einfach nur sagen, dass Liebe nicht indifferent sein kann. Liebe kann es nicht egal sein, was sie vor sich hat. Wo Liebe ist, da werden immer Dinge herausgegriffen und Differenzen gezogen. Darauf wollte ich hinaus.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1331967) Verfasst am: 21.07.2009, 13:04 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Sorry, aber das ist Unsinn. |
... die eigene Person wird lieblos zurückgestellt, alle andern haben Vorrang. Und das ist nun mal nicht Liebe. ... |
Auf diese Sichtweise hätte man auch selbst kommen können ...
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Liebe bedeutet präzise, ...
Da Liebe Sinngeber ist und Sinn und Bedeutung sich nur durch Differenz konstituieren können, wäre so etwas nicht einmal Liebe. Ein solcher Liebesbegriff ist nihilistisch und belanglos.
In gewissem Sinne ist Liebe grausam.
...
Wahre Liebe ist: "Du bedeutest mir etwas". Und das geht nicht in der Indifferenz. |
Das war knapp, da hat jemand gerade noch die Kurve gekriegt.
Andere Möglichkeit (a la Platon?):
Man liebt das, was man selbst nicht hat.
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1331968) Verfasst am: 21.07.2009, 13:07 Titel: |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Andere Möglichkeit (a la Platon?): Man liebt das, was man selbst nicht hat. |
Präzise. Man liebt sogar immer genau das, was man nicht hat.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1331971) Verfasst am: 21.07.2009, 13:09 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: | Andere Möglichkeit (a la Platon?): Man liebt das, was man selbst nicht hat. |
Präzise. Man liebt sogar immer genau das, was man nicht hat. |
Und was soll dieser Satz heißen?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1331973) Verfasst am: 21.07.2009, 13:13 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Vielleicht sollte an dieser Stelle noch der Liebesbegriff der RKK ins Spiel gebracht werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karitas hat folgendes geschrieben: |
Karitas (von lat. caritas = Teuerung, Hochachtung, hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen[1]) |
Wenn immer die RKK von "Liebe" spricht, meint sie dies und nichts anderes. Gott zu lieben ist ihn hochzuachten, mit Zuneigung hat das nichts zu tun. Eigentlich ist es eine (bewusste?) Irreführung von der RKK, das Wort Liebe zu benutzen.
Daher sollte immer auch Klarheit geschaffen werden, welche Art "Liebe" gemeint ist, die menschliche oder die kirchliche. |
Von einer bewussten Irreführung zu sprechen ist hier nicht wirklich fair. Im Koiné (der Sprache des neuen Testaments) gibt es mehrere verschiedene Begriffe, die man als "Liebe" ansieht, sie aber alle verschiedenes bedeuten: philia , eros, stoika und eben auch agape (=caritas). Agape bedeutete auch schon vor dem neuen Testament etwas anderes als philia, eros und stoika. |
Doch, es ist fair. Denn Sprache der RKK =/= Sprache des NT. |
Wo konkret ist der Liebesbegriff bei Ratzingers Caritas denn irreführend? Es wird doch genau (naja, zumindest ziemlich genau) das vertreten, was man halt unter agape bzw. caritas auch früher schon verstanden hat. Von sexueller Liebe ("eros" /nein, die Gleichsetzung stimmt so nicht...) oder freundschaftlicher Liebe ("philia"/s. Kommentar zuvor) ist doch gar nicht die Rede? Die katholische Kirche vertritt doch relativ eindeutig einen sehr distanzierten Liebesbegriff. Und der Liebesbegriff ist auch im deutschen Sprachraum entsprechend vieldeutig. |
Das ist doch genau der Punkt, dass die RKK stets nur die eine Form der Liebe meint. Es kann eben nicht jeder altgriechisch, und man ist daher in der Regel auf deutsche Bibeltexte angewiesen.
Ehrlich wäre es, wenn das einem vor Firmung oder Konfirmation beigebracht würde oder überhaupt mal davon die Rede wäre. Das ist aber nicht der Fall.
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