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Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1339449) Verfasst am: 06.08.2009, 02:05    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wir haben wohl ein Verständnisproblem. Nicht nur Du und ich, sondern auch Robbe Pierre und ich. Und auch MSS und ich. Vielleicht liegt das daran, dass wir in verschiedenen Welten leben und daher grundverschiedene Erfahrungen gemacht haben? Über das, wie Leute reagieren, über Gut-und-Böse-Schemen, über Moral und über Absolutismen, denen diejenigen Leute anhängen, denen wir so begegnen?


Bevor man drauflosdiskutiert, sollte man sich anhand eines einschlägigen Wörterbuches (z.B. "Lexikon der Ethik") mit der gängigen Terminologie der Moralphilosophie vertraut machen. So lassen sich rein sprachlich bedingte Missverständnisse vermeiden.


Zuletzt bearbeitet von Myron am 06.08.2009, 02:10, insgesamt 2-mal bearbeitet
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1339451) Verfasst am: 06.08.2009, 02:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Warum so sarkastisch?

Es ist durchaus möglich, dass wir ein Verständigungsproblem haben. Wenn jemand sagt, irgendetwas sei absolut gut, dann verstehe ich das so, dass er sagt, dieses Etwas sei ohne Frage zu befürworten. Allerdings verbindet sich damit nicht zwangsläufig der Anspruch auf universelle Geltung, der im Endeffekt eine Letztbegründung erfordert.
Falls du doch letzteres gemeint hast, kann ich nur sagen: Bitte letztbegründen.

Ich bin zwar manchmal etwas sarkastisch, aber das oben war überhaupt nicht so gemeint, sondern ernst. Weil ich dich mag.

Ansonsten: ich bin ein erklärter Relativist. Ich erhebe keinen Anspruch auf universelle Geltung. Trotzdem verwende ich das Wort "absolut". Ich kann nämlich einer absoluten Überzeugung sein, das ist mE gar kein Widerspruch zu der Wortbedeutung "absolut". Das bedeutet für mich als Relativisten nicht, dass das für alle gleichermaßen gelten muss. Es gilt für mich und ich hoffe auf weitere Akzeptanz.

Jedoch trotz meines Relativismus (der ist nämlich nicht absolut) gibt es mAn moralische Grundsätze, die über alle Kulturen ziemlich gleich geblieben sind, weil die nämlich auf Bedürfnissen basieren, die sich über die Zeit nicht wesentlich geändert haben. (Es kommt dabei jedoch mAn darauf an, auf welcher Basis man die beurteilt, zum Beispiel auf dieser.)
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1339452) Verfasst am: 06.08.2009, 02:14    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Bevor man drauflosdiskutiert, sollte man sich anhand eines einschlägigen Wörterbuches (z.B. "Lexikon der Ethik") mit der gängigen Terminologie der Moralphilosophie vertraut machen. So lassen sich rein sprachlich bedingte Missverständnisse vermeiden.

Ja, schön wär's. Aber so läuft das hier nicht. MSS definiert "Moral" und "freier Wille" so, wie es ihm gerade in den Kram passt, so, dass es doof aussieht und angreifbar ist und prügelt dann fleißig auf Strohmänner ein. Das ist sehr unerquicklich und wenig zielführend. Finde ich jedenfalls.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1339455) Verfasst am: 06.08.2009, 02:17    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich bin zwar manchmal etwas sarkastisch, aber das oben war überhaupt nicht so gemeint, sondern ernst. Weil ich dich mag.


OK. Danke, dito. ^^

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ansonsten: ich bin ein erklärter Relativist. Ich erhebe keinen Anspruch auf universelle Geltung. Trotzdem verwende ich das Wort "absolut". Ich kann nämlich einer absoluten Überzeugung sein, das ist mE gar kein Widerspruch zu der Wortbedeutung "absolut". Das bedeutet für mich als Relativisten nicht, dass das für alle gleichermaßen gelten muss. Es gilt für mich und ich hoffe auf weitere Akzeptanz.


Und das meinte ich gerade. Du verwendest diesen Begriff in diesem Sinne und damit anders als er i.d.R. (und höchstwahrscheinlich auch von Kival) verwendet wurde: Absolutsetzung bedeutet hier gerade das Gegenteil von Relativismus.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Jedoch trotz meines Relativismus (der ist nämlich nicht absolut) gibt es mAn moralische Grundsätze, die über alle Kulturen ziemlich gleich geblieben sind, weil die nämlich auf Bedürfnissen basieren, die sich über die Zeit nicht wesentlich geändert haben. (Es kommt dabei jedoch mAn darauf an, auf welcher Basis man die beurteilt, zum Beispiel auf dieser.)


Ich würde dir zustimmen. Und du mir wahrscheinlich darin, dass das eine deskriptive Aussage ist, aus der man keine universellen Normen ableiten kann.
_________________
Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1339458) Verfasst am: 06.08.2009, 02:19    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Ein absolut gültiger moralischer Grundsatz gilt ausnahmslos immer und überall, und damit für alle Menschen gleichermaßen.
(P.S.: Die Rede ist hier von absoluter De-jure- und nicht von absoluter De-facto-Geltung.)


Ein intuitiv überzeugendes Beispiel für einen absolut gültigen moralischen Grundsatz:

"Man soll Menschen nicht spaßeshalber quälen."

Ich wüsste jedenfalls nicht, unter welchen Umständen eine Ausnahme davon gerechtfertigt wäre.


Zuletzt bearbeitet von Myron am 06.08.2009, 02:45, insgesamt 6-mal bearbeitet
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1339459) Verfasst am: 06.08.2009, 02:20    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
bin auch neugierig wohin dann MSS geht


Da wirst Du wohl die tatsaechliche Veroeffentlichung des neuen Buches abwarten muessen.

Es gibt von ihm aber bereits etwas zum Thema:

Michael Schmidt-Salomon / Eckhard Voland: Die Entzauberung des Boesen.
in: Franz Josef Wetz (Hg.): Ethik zwischen Kultur- und Naturwissenschaft. Kolleg Praktische Philosophie Band 1, Stuttgart (Reclam) 2008, S. 97-123.
_________________
"Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon) Der Typ hat so seine Macken
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1339460) Verfasst am: 06.08.2009, 02:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ansonsten: ich bin ein erklärter Relativist. Ich erhebe keinen Anspruch auf universelle Geltung. Trotzdem verwende ich das Wort "absolut". Ich kann nämlich einer absoluten Überzeugung sein, das ist mE gar kein Widerspruch zu der Wortbedeutung "absolut". Das bedeutet für mich als Relativisten nicht, dass das für alle gleichermaßen gelten muss. Es gilt für mich und ich hoffe auf weitere Akzeptanz.

Und das meinte ich gerade. Du verwendest diesen Begriff in diesem Sinne und damit anders als er i.d.R. (und höchstwahrscheinlich auch von Kival) verwendet wurde: Absolutsetzung bedeutet hier gerade das Gegenteil von Relativismus.

Na gut.

Sieh mal: vielleicht liegt hier unser Verständnisproblem. Nämlich in der unterschiedlichen Sichtweise von uns selber. Ich sehe mich als Otto Normalbürger und ich gehe daher davon aus, dass andere so denken wie ich. Ich bin nichts besonderes, nur einer unter vielen anderen zu mir gleichen. Daher kommt es mir unplausibel vor, dass andere nicht ebenso Relativisten sind wie ich.

Ich sehe zwar in Kommunikation mit anderen, dass die andere Meinungen als ich haben. Auch hier im Forum. Aber solche Absolutisten, wie Du, Kival und wohl auch MSS als Allgemeinmeinung proklamieren, sehe ich nicht. Daher meine ich, dass Eure Auffassung über die anderen falsch ist. Kann natürlich sein, dass ich mich irre. Aber das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Wenn es "draußen" diese Absolutisten so weit verbreitet geben sollte, so wie Ihr wohl meint, dann müsstet Ihr das irgendwie plausibel machen können. Mit Beispielen oder so. Das müsste sich ja irgendwo niederschlagen, in Zeitungsartikeln, Gesetzen oder so.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1339461) Verfasst am: 06.08.2009, 02:42    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Sieh mal: vielleicht liegt hier unser Verständnisproblem. Nämlich in der unterschiedlichen Sichtweise von uns selber.


Nein, unser Problem war ein begriffliches, nichts weiter. Und selbst das resultierte wahrscheinlich nicht aus persönlichen Erfahrungen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich sehe zwar in Kommunikation mit anderen, dass die andere Meinungen als ich haben. Auch hier im Forum. Aber solche Absolutisten, wie Du, Kival und wohl auch MSS als Allgemeinmeinung proklamieren, sehe ich nicht. Daher meine ich, dass Eure Auffassung über die anderen falsch ist.


Es geht nicht um Auffassungen über andere sondern um den Begriff. Selbst wenn es keinen "Absolutisten" in diesem Sinne (mehr) gäbe, wäre der Begriff deshalb trotzdem nicht falsch.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Kann natürlich sein, dass ich mich irre. Aber das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Wenn es "draußen" diese Absolutisten so weit verbreitet geben sollte, so wie Ihr wohl meint, dann müsstet Ihr das irgendwie plausibel machen können. Mit Beispielen oder so. Das müsste sich ja irgendwo niederschlagen, in Zeitungsartikeln, Gesetzen oder so.


RKK, evangelische Kirche, islamische, jüdische, sonstwelche Institutionen - es gibt unzählige Beispiele für Akteure, die den Anspruch auf absolute Geltung bestimmter Werte erheben. Das Grundgesetz tut dies übrigens auch.
_________________
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- Niklas Luhmann -
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1339463) Verfasst am: 06.08.2009, 02:58    Titel: Antworten mit Zitat

Mehr Gelassenheit, Jungs!
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#1339465) Verfasst am: 06.08.2009, 03:28    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
MSS definiert "Moral" und "freier Wille" so, wie es ihm gerade in den Kram passt, so, dass es doof aussieht und angreifbar ist und prügelt dann fleißig auf Strohmänner ein. Das ist sehr unerquicklich und wenig zielführend. Finde ich jedenfalls.


In dem Aufsatz "Können wir wollen, was wir wollen?" schreibt MSS (S. 2):

"SCHOPENHAUER definiert das "Freie" als "das in keiner Beziehung Nothwendige, welches heißt von keinem Grunde Abhängige." Der freie Wille ist demnach ein Wille "ohne vorhergegangene Ursache", "ohne Nothwendigkeit", der "nicht durch Gründe", ja der damit "durch gar nichts bestimmt würde". Mit anderen Worten: Der Wille ist für die VertreterInnen der Position der inneren Freiheit eine Ursache für Wirkungen, die selbst keine Ursachen hat."

Er wendet sich gegen die libertaristische Auffassung von Willensfreiheit, wie sie mehrheitlich von den Theisten vertreten wird. Ihr zufolge trifft eine Person ihre Entscheidungen absolut frei, d.h. als ein "unbewegter Beweger" in einem kausalen Vakuum.
Diese Auffassung ist aus naturalistischer Sicht in der Tat zu verwerfen, was freilich nicht heißt, dass es keine alternativen Auffassungen von Willens- bzw. Handlungsfreiheit geben kann, die mit dem Naturalismus vereinbar sind.
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evohum
Pendler



Anmeldungsdatum: 31.01.2008
Beiträge: 464
Wohnort: Rheingau

Beitrag(#1339469) Verfasst am: 06.08.2009, 04:40    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Mehr Gelassenheit, Jungs!

... und Mädels!!!

Und einfach mal das Buch abwarten, oder?

evohum grüßt!
_________________
"Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen." Papst Benedikt XVI, 26.03.2007

Das Grundgesetz verbürgt die Religionsfreiheit, das 1. Gebot verurteilt sie.

Glaubst Du noch oder denkst Du schon?

...und sie bewegt sich doch!
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1339497) Verfasst am: 06.08.2009, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

Also den Titel finde ich arg unglücklich gewählt. Man sollte sich seiner Sache schon sehr sicher sein, wenn man ein Buch nach einer der genialsten philosophischen Schriften überhaupt benennt. Ich kann mir offengestande nicht einmal vorstellen, dass er die Radikalität Nietzsches und die Tiefe seiner Analyse überhaupt nur erreicht, geschweige denn zu überbieten vermag. Das Interview ist da ja leider nicht sehr ergiebig, mehr als ein paar Gemeinplätze sind diesbezüglich nicht zu finden. Die Messlatte hat er sich selbst damit jedenfalls unnötig hoch gelegt.

Zum Trailer muss man wohl nicht viel sagen. Da fühlt man sich ja wie bei Guido Knopp.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339501) Verfasst am: 06.08.2009, 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Was mich daran irritiert, ist nicht die Aussage, dass das Ich nur eine Folge von natürlichen Prozessen in unserem Hirn ist, sondern dass wir der Sensation des Ich-Erlebens entsagen sollen.

Genau. Dass das Ich-Erleben auf ganz natürliche Weise zustande kommt, bezweifle ich nicht. Nur folgt daraus nicht die Maxime, es irgendwie abzuschaffen.

Diese ganze Ich-Entgrenzungs-Geschichte ist einfach nur Opium für's Volk. Ideologie in Reinform. Nicht umsonst nannte George Orwell in seinem Buch "1984" eine der drei großen Ideologien (ich glaube die von Ostasien) auch Ich-Überwindung (wobei Orwell übrigens die drei Ideologien als inhaltlich identisch bezeichnet). Und der vorletzte Satz des Buches - direkt vor der berühmten Schlussphrase "Er liebte den Großen Bruder" - ist ja auch "Er hatte sich selbst überwunden". Wenn ich mich irgendwie völlig von mir selbst entgrenze, dann komme ich schon nicht auf dumme Ideen, mich gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeit oder Unfreiheit zur Wehr zu setzen. Man bleibt auch ganz "gelassen", wenn einem die Bürgerrechte beschnitten werden, während man ökonomisch weiter auf seine Verwertbarkeit reduziert wird.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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pewe
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#1339510) Verfasst am: 06.08.2009, 10:00    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Ein absolut gültiger moralischer Grundsatz gilt ausnahmslos immer und überall, und damit für alle Menschen gleichermaßen.
(P.S.: Die Rede ist hier von absoluter De-jure- und nicht von absoluter De-facto-Geltung.)


Ein intuitiv überzeugendes Beispiel für einen absolut gültigen moralischen Grundsatz:

"Man soll Menschen nicht spaßeshalber quälen."

Ich wüsste jedenfalls nicht, unter welchen Umständen eine Ausnahme davon gerechtfertigt wäre.

Soweit ich weiss ist ein Kennzeichen eines moralischen Satzes auch immer seine Ausnahme.
In deinem Beispiel würde mir spontan die Sado-Maso-Szene einfallen. Schulterzucken
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339511) Verfasst am: 06.08.2009, 10:04    Titel: Antworten mit Zitat

pewe hat folgendes geschrieben:
Soweit ich weiss ist ein Kennzeichen eines moralischen Satzes auch immer seine Ausnahme.

Interessant. Wie kommst du darauf? Und was machst du diesbezüglich mit diesem Satz hier?
"Man soll Menschen nicht gegen ihren Willen spaßeshalber quälen."

Interessant finde ich übrigens auch den Zusatz "spaßeshalber" in Myrons Aussage.
@ Myron: Unter welchen Umständen wäre es denn erlaubt, Menschen zu quälen?
Und wenn diese Umstände bestehen, also das Quälen legitim ist, darf man dann Spaß daran haben?
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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pewe
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#1339514) Verfasst am: 06.08.2009, 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
pewe hat folgendes geschrieben:
Soweit ich weiss ist ein Kennzeichen eines moralischen Satzes auch immer seine Ausnahme.

Interessant. Wie kommst du darauf? Und was machst du diesbezüglich mit diesem Satz hier?
"Man soll Menschen nicht gegen ihren Willen spaßeshalber quälen."

Der Satz ist mir von Bernard Gert in Erinnerung. Eine Anwendung auf deinen Satz sehe ich allerdings nicht. Danke.
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1339521) Verfasst am: 06.08.2009, 10:24    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Ein absolut gültiger moralischer Grundsatz gilt ausnahmslos immer und überall, und damit für alle Menschen gleichermaßen.
(P.S.: Die Rede ist hier von absoluter De-jure- und nicht von absoluter De-facto-Geltung.)


Ein intuitiv überzeugendes Beispiel für einen absolut gültigen moralischen Grundsatz:

"Man soll Menschen nicht spaßeshalber quälen."

Ich wüsste jedenfalls nicht, unter welchen Umständen eine Ausnahme davon gerechtfertigt wäre.


Unter keinen.

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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339522) Verfasst am: 06.08.2009, 10:26    Titel: Antworten mit Zitat

Aber das ist doch keine Überraschung. Die wirklich interessante Frage ist doch nicht, ob man Menschen ohne Grund quälen darf, sondern was ein Grund sein könnte.
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Spartacus Leto
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Anmeldungsdatum: 27.08.2005
Beiträge: 5659

Beitrag(#1339539) Verfasst am: 06.08.2009, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Aber das ist doch keine Überraschung. Die wirklich interessante Frage ist doch nicht, ob man Menschen ohne Grund quälen darf, sondern was ein Grund sein könnte.


Es gibt eben keinen moralisch akzeptablen Grund dafür.
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1339543) Verfasst am: 06.08.2009, 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Aber das ist doch keine Überraschung. Die wirklich interessante Frage ist doch nicht, ob man Menschen ohne Grund quälen darf, sondern was ein Grund sein könnte.

Es gibt eben keinen moralisch akzeptablen Grund dafür.
Voellig falsch: gerade das gesellschaftlich akzeptierte Quaelen von Menschen gegen deren Willen 'bedarf' einer hochmoralischen Begruendung! Ob diese Dir oder mir akzeptabel duenkte, ist eine ganz andere Baustelle.
_________________
"Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon) Der Typ hat so seine Macken
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Spartacus Leto
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Anmeldungsdatum: 27.08.2005
Beiträge: 5659

Beitrag(#1339544) Verfasst am: 06.08.2009, 11:19    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Aber das ist doch keine Überraschung. Die wirklich interessante Frage ist doch nicht, ob man Menschen ohne Grund quälen darf, sondern was ein Grund sein könnte.

Es gibt eben keinen moralisch akzeptablen Grund dafür.
Voellig falsch: gerade das gesellschaftlich akzeptierte Quaelen von Menschen gegen deren Willen 'bedarf' einer hochmoralischen Begruendung! Ob diese Dir oder mir akzeptabel duenkte, ist eine ganz andere Baustelle.


Dann nenne mir den Grund.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339546) Verfasst am: 06.08.2009, 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Es gibt eben keinen moralisch akzeptablen Grund dafür.

Ich hab' Myron gefragt. Wenn es gar keine akzeptable Begründung für Folter gibt, dann ist der Zusatz "spaßeshalber" in seiner Aussage überflüssig.
_________________
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339549) Verfasst am: 06.08.2009, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Voellig falsch: gerade das gesellschaftlich akzeptierte Quaelen von Menschen gegen deren Willen 'bedarf' einer hochmoralischen Begruendung!

Oder es wird mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung begründet à la Krieg gegen den Terror: "Folter ist schlimm, aber wenn wir nicht foltern, passiert noch Schlimmeres".
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1339550) Verfasst am: 06.08.2009, 11:24    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Dann nenne mir den Grund.
Da hat jedes Foltersystem seine ideologisch eigenen 'hoeheren Zwecke'.
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pewe
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#1339554) Verfasst am: 06.08.2009, 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Sermon hat folgendes geschrieben:
Voellig falsch: gerade das gesellschaftlich akzeptierte Quaelen von Menschen gegen deren Willen 'bedarf' einer hochmoralischen Begruendung!

Oder es wird mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung begründet à la Krieg gegen den Terror: "Folter ist schlimm, aber wenn wir nicht foltern, passiert noch Schlimmeres".

Das wäre ein quantitavies Aufrechnen der Vermeidung von Übel. Dazu vielleicht ein Beispiel:
Ein gesunder Mensch sitzt im Wartezimmer. Auf der OP Station warten 5 Menschen auf ein Organ. Wäre es geboten seine Organe, unter in Kaufnahme seines Todes, die 5 Menschenleben retten, zu verwenden?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339556) Verfasst am: 06.08.2009, 11:44    Titel: Antworten mit Zitat

pewe hat folgendes geschrieben:
Ein gesunder Mensch sitzt im Wartezimmer.

Wieso das denn? freakteach
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1339557) Verfasst am: 06.08.2009, 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
pewe hat folgendes geschrieben:
Ein gesunder Mensch sitzt im Wartezimmer.

Wieso das denn? freakteach


Weil die Frist für seine Examensarbeit abgelaufen ist und er für `ne Verlängerung einen gelben Schein braucht.
Weil er sich in den Professor verknallt hat.
Weil er aus der DDR kommt und bei der langen Schlange vorm Wartezimmer dachte, dass es da Bananen gibt.
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#1339558) Verfasst am: 06.08.2009, 11:56    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
pewe hat folgendes geschrieben:
Ein gesunder Mensch sitzt im Wartezimmer.

Wieso das denn? freakteach

Vorsorgeuntersuchung ab 50. Lachen
Aber im Ernst. Könnte es sein, dass es moralische Fragen gibt, die einer rationalen Begründung unzugänglich sind? (Dünnes Eis, ich weiss)
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1339562) Verfasst am: 06.08.2009, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

pewe hat folgendes geschrieben:
Könnte es sein, dass es moralische Fragen gibt, die einer rationalen Begründung unzugänglich sind?

Wenn du mit "rational" Kosten-Nutzen-Abwägungen meinst, dann ja.
_________________
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Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#1339563) Verfasst am: 06.08.2009, 12:21    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Sermon hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Aber das ist doch keine Überraschung. Die wirklich interessante Frage ist doch nicht, ob man Menschen ohne Grund quälen darf, sondern was ein Grund sein könnte.

Es gibt eben keinen moralisch akzeptablen Grund dafür.
Voellig falsch: gerade das gesellschaftlich akzeptierte Quaelen von Menschen gegen deren Willen 'bedarf' einer hochmoralischen Begruendung! Ob diese Dir oder mir akzeptabel duenkte, ist eine ganz andere Baustelle.


Dann nenne mir den Grund.


ich meine, hier sind wir doch nah an der KrüX

Auf der einen Seite eine Naturethik, also sowas wie das humanistische Progamm.
Auf der anderen Seite, bspw. die von Myron vorgestellte "Gottesbefehls-Theorie".
_________________
____________________
ertrage die Clowns!
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