Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Freier Wille?
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 6, 7, 8 ... 18, 19, 20  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Kultur und Gesellschaft
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343182) Verfasst am: 12.08.2009, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wir sind Personen mit Gehirnen und nicht Personen außerhalb von Gehirnen. Oder etwa nicht?

Wir sind Personen in Gehirnen.

Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen. Rein theoretisch könntest du alles entfernen bis auf dein Gehirn (wenn es irgendwie anders versorgt werden kann... mit Dünger und Wasser oder so zwinkern )
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1343191) Verfasst am: 12.08.2009, 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wir sind Personen mit Gehirnen und nicht Personen außerhalb von Gehirnen. Oder etwa nicht?

Wir sind Personen in Gehirnen.

Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen. Rein theoretisch könntest du alles entfernen bis auf dein Gehirn (wenn es irgendwie anders versorgt werden kann... mit Dünger und Wasser oder so zwinkern )

nein, das könntest du nicht - aber halt! selbst wenn das ginge, würde das nur funktionieren, wenn das gehirn, was du da irgendwie versorgt siehst, VOHER durch den ganzen restlichen körper mit eindrücken über sinne, nerven, etc versorgt wurde, überhaupt das wäre, was du meinst, was es ausmacht.
_________________
I'm tapping in the dusternis
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343203) Verfasst am: 12.08.2009, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wir sind Personen mit Gehirnen und nicht Personen außerhalb von Gehirnen. Oder etwa nicht?

Wir sind Personen in Gehirnen.

Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen. Rein theoretisch könntest du alles entfernen bis auf dein Gehirn (wenn es irgendwie anders versorgt werden kann... mit Dünger und Wasser oder so zwinkern )

nein, das könntest du nicht - aber halt! selbst wenn das ginge, würde das nur funktionieren, wenn das gehirn, was du da irgendwie versorgt siehst, VOHER durch den ganzen restlichen körper mit eindrücken über sinne, nerven, etc versorgt wurde, überhaupt das wäre, was du meinst, was es ausmacht.

Oder man entwickelt eine Schnittstelle... so ein CD-Romlaufwerk und speichert das dann direkt ins Gehirn ohne Sinnesorgane. Auf den Arm nehmen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1343212) Verfasst am: 12.08.2009, 22:24    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wir sind Personen mit Gehirnen und nicht Personen außerhalb von Gehirnen. Oder etwa nicht?

Wir sind Personen in Gehirnen.

Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen. Rein theoretisch könntest du alles entfernen bis auf dein Gehirn (wenn es irgendwie anders versorgt werden kann... mit Dünger und Wasser oder so zwinkern )

nein, das könntest du nicht - aber halt! selbst wenn das ginge, würde das nur funktionieren, wenn das gehirn, was du da irgendwie versorgt siehst, VOHER durch den ganzen restlichen körper mit eindrücken über sinne, nerven, etc versorgt wurde, überhaupt das wäre, was du meinst, was es ausmacht.

Oder man entwickelt eine Schnittstelle... so ein CD-Romlaufwerk und speichert das dann direkt ins Gehirn ohne Sinnesorgane. Auf den Arm nehmen

jau ey - am besten mit betriebssystem windoof version irgendwas...
_________________
I'm tapping in the dusternis
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343273) Verfasst am: 13.08.2009, 00:04    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen. Rein theoretisch könntest du alles entfernen bis auf dein Gehirn (wenn es irgendwie anders versorgt werden kann... mit Dünger und Wasser oder so zwinkern )

Nö, ich denke nicht. Das ist ja keineswegs selbstevident. Da ich das nicht glaube, halte ich auch nix von "Uploading" und dergleichen. Ich halte das das für pseudo-religiösen Unsinn, für eine Ersatzreligion. Aber das nur nebenbei.

Ganz konsequent bist Du ja übrigens nicht. Denn oben sagtest Du, dass das Gehirn für jemanden entscheiden würde: "das Gehirn [zwingt] eben die beiden Menschen zu einer anderen Entscheidung". Was bedeuten muss, wenn man auch nur halbwegs logisch denkt, dass auch das Gehirn in Deiner Sicht außerhalb des Menschen steht, es einen Dualismus Mensch - Gehirn gibt, und das Gehirn somit "rein theoretisch" ebenfalls problemlos "entfernt" werden könnte, weil "überflüssig".

Und ich frage jetzt nochmal: was ist Deiner Meinung nach überhaupt ein Mensch, wenn man locker mal eben alle Körperteile inkl. Gehirn entfernen kann? Ist er in Deiner Sicht so 'ne Art immaterielle Seele?

Ich bin Materialist, daher habe ich Probleme mit einem solchen Konzept. Hast Du irgendwelche Argumente dafür?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1343276) Verfasst am: 13.08.2009, 00:08    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen.

Du kannst dir ja mal eine Hand abhacken und dann schauen, ob dich das als Person verändert. zwinkern
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343282) Verfasst am: 13.08.2009, 00:18    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Nicht wirklich... rein theoretisch könntest du das überflüssige Zeug entfernen. Rein theoretisch könntest du alles entfernen bis auf dein Gehirn (wenn es irgendwie anders versorgt werden kann... mit Dünger und Wasser oder so zwinkern )

Nö, ich denke nicht. Das ist ja keineswegs selbstevident. Da ich das nicht glaube, halte ich auch nix von "Uploading" und dergleichen. Ich halte das das für pseudo-religiösen Unsinn, für eine Ersatzreligion. Aber das nur nebenbei.

Ganz konsequent bist Du ja übrigens nicht. Denn oben sagtest Du, dass das Gehirn für jemanden entscheiden würde: "das Gehirn [zwingt] eben die beiden Menschen zu einer anderen Entscheidung". Was bedeuten muss, wenn man auch nur halbwegs logisch denkt, dass auch das Gehirn in Deiner Sicht außerhalb des Menschen steht, es einen Dualismus Mensch - Gehirn gibt, und das Gehirn somit "rein theoretisch" ebenfalls problemlos "entfernt" werden könnte, weil "überflüssig".

Und ich frage jetzt nochmal: was ist Deiner Meinung nach überhaupt ein Mensch, wenn man locker mal eben alle Körperteile inkl. Gehirn entfernen kann? Ist er in Deiner Sicht so 'ne Art immaterielle Seele?

Ich bin Materialist, daher habe ich Probleme mit einem solchen Konzept. Hast Du irgendwelche Argumente dafür?

ähm missverstanden... das Bewusstsein ist ein Teil des Gehirns. Ändert aber nix am Determinismus.
aber als Meterialist, müsstest du Determinist sein und eigentlich ähnlich denken wie ich.
ich sehe es so wie step
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1343284) Verfasst am: 13.08.2009, 00:23    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
ähm missverstanden... das Bewusstsein ist ein Teil des Gehirns. Ändert aber nix am Determinismus.
aber als Meterialist, müsstest du Determinist sein und eigentlich ähnlich denken wie ich.
ich sehe es so wie step

Unsinn.
_________________
Trish:(
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343285) Verfasst am: 13.08.2009, 00:23    Titel: Antworten mit Zitat

Eigentlich ist es doch ganz einfach. 1. Entweder glaubt man, dass Menschen durch äußere Umstände determiniert sind und daher (aber warum genau? und wenn alles "außen" ist, was ist dann innen, was wäre dann also überhaupt dem Menschen zuzurechnen?) nicht eigenständig / selbstbestimmt handeln können, alles stieße einem Menschen nur gleichermaßen ohne Unterschied zu. Dann wäre Zuweisung von Verantwortung und Schuld falsch, denn niemand "könnte etwas" für seine Handlungen. Aber dann müsste man, wenn man redlich ist, Fatalist sein.

2. Oder man glaubt, dass Menschen aufgrund von eigenen Überlegungen, Bewertungen und Gründen handeln können. Sowas nenne ich "freien Willen".

Jeder, der in einen Diskurs eintritt und zum Beispiel moralische Forderungen (XY ist moralisch falsch, tue das nicht, tue was anderes) an andere stellt, nimmt automatisch Position 2 ein. Er hält also dann die Ansprechpartner im Diskurs für eigenverantwortliche selbstbestimmte Wesen, die Argumente abwägen können und z.B. seine moralischen Forderungen annehmen und danach handeln können. Nähme man das nicht an, nähme man an, man würde immer nur irgendwas sagen, "wegen der Determinanten", dann wäre man irgendwas, aber sicher kein Teilnehmer in einem Diskurs. (Auch jemand, der meint, die Wahrheit zu besitzen und die anderen deswegen determinieren zu dürfen, ist kein Teilnehmer in einem gleichberechtigten Diskurs, so wie ich einen solchen verstehe.)

Das heißt natürlich noch lange nicht, dass Menschen alles (alle ihre Handlungen immer) kontrollieren müssen könnten, zum Beispiel jetzt mit dem Rauchen aufzuhören. Das können sie offensichtlich nicht.

3. Dann gibt es noch ein drittes Konzept. Den "echten freien Willen". Ein Konzept, das zwar in vielen Köpfen diffus herumspuken mag, das aber niemand konsistent darstellen kann (mir gegenüber jedenfalls nicht). Darin ähnelt es wohl dem Konzept "objektiver Lebenssinn". Auch das kann anscheinend niemand darstellen.

Fragt sich halt nun nur, ob man aus der Feststellung, dass es Konzept 3 logischerweise nicht geben kann, schließen muss, dass Konzept 1 richtig sein müsste. Das folgt aber nicht, denn es gibt nun mal Konzept 2. Dafür, dass Konzept 1 richtig wäre (und Konzept 2 falsch), bräuchte man daher Argumente.

Und gebraucht man Argumente, die überzeugend sein sollen, dann begeht man einen performativen Selbstwiderspruch, denn dann akzeptiert man automatisch Konzept 2. Da führt kein Weg dran vorbei, ich sehe jedenfalls keinen, ich habe noch niemals ein Argument dafür gesehen. Alles, was kommt, ist die Behauptung: "die anderen sehen das doch auch so". Aber, selbst wenn das so wäre, (ich bezweifele das), nützte das rein garnichts. Denn Mehrheitsmeinungen sind keine Argumente.

Mag sein, dass die Frage nach dem "freien Willen" paradox ist. Wohl nicht umsonst streitet man sich seit über 2000 Jahren darüber. Sie ist ebenso paradox wie die nach dem "echten Sinn" des Lebens. Es gibt vielleicht keine Letztantwort.

Was aber mAn vollkommen unredlich ist, ist, so zu tun, als ob es nur Konzepte 1 und 3 gäbe. Das ist nämlich schlicht nicht richtig.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1343365) Verfasst am: 13.08.2009, 09:17    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wir sind Personen mit Gehirnen und nicht Personen außerhalb von Gehirnen. Oder etwa nicht?
Wir sind Personen in Gehirnen.
Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Aber das "spezifisch Personenhafte" an Dir wird von Deinem Gehirn erzeugt. Daß das Selbstmodell (die Person) u.a. auch Beine und wiederum das Gehirn enthält, ändert daran nichts.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nehmen wir mal ein Beispiel:

John Locke hat folgendes geschrieben:
Suppose that Derek is in a room with a single door. He believes that the door is open, when in fact it is locked. He does not attempt to leave the room. Now, in this case, Derek has no choice but to stay in the room. But yet he has chosen to stay in the room. Hence, having chosen to “v” does not depend on one having the option not to “v”. In considering responsibility, then, ought we to be interested in the choices that someone has, or alternatively in the fact that they have chosen, or neither?

Macht es nun einen Unterschied bei Dereks Entscheidung, ob die Tür de fakto abgeschlossen ist oder nicht? Nicht wirklich, oder?

Es macht keinen Unterschied für seine Entscheidung, weil diese durch andere Umstände (z.B. Präferenzen) determiniert ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es macht allerdings einen Unterschied, ob er es weiß oder nicht. Wenn er wüsste, dann wäre eine Entscheidung sinnlos. Und die würde er dann auch sicher nicht treffen.

Evtl. hätte er dann zwar dennoch die Präferenz, zu bleiben, würde aber von den vorgestellten Möglichkeiten nur noch eine für realistisch halten und daher nicht mehr meinen, bei andersgelegener Präferenz anders gehandelt zu haben.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1343367) Verfasst am: 13.08.2009, 09:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich denke, das ist es! Coole Sache, das...
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1343378) Verfasst am: 13.08.2009, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
nähme man an, man würde immer nur irgendwas sagen, "wegen der Determinanten", dann wäre man irgendwas, aber sicher kein Teilnehmer in einem Diskurs.

Das leuchtet mir nicht ein, bzw. schüttet das Kind mit dem Bade aus. Die Teilnahme am ethischen Diskurs steht und fällt mit der Fähigkeit, Interesssen zu äußern, Folgen abzuschätzen, Argumente vorzutragen usw. - auch wenn all diese determiniert sind. Auch eine hinreichend gut gemachte Maschine könnte das.

Was dagegen Entrüstung auslöst (und deshalb von Dir und Anderen auch so gern angeführt wird), wäre dagegen eine Haltung, in der jemand ihm moralisch zugewiesene Pflichten ablehnt mit der Begründung, er sei so determiniert, daß er eben darauf pfeife. Argumentiert jemand hingegen, daß er sich moralisch richtig verhalte, weil er z.B. so erzogen sei, entrüstet man sich nicht, sondern freut sich über seine "Verläßlichkeit" (aka Determination).

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was aber mAn vollkommen unredlich ist, ist, so zu tun, als ob es nur Konzepte 1 und 3 gäbe. Das ist nämlich schlicht nicht richtig.

Das liegt mglw. daran, daß Konzept 2 eigentlich kein funktional eigenes Konzept ist, sondern nur eine bedarfsgerechte Umdeutung von Konzept 1: Dein "freier Wille" ist eigentlich eine "präferente Entscheidung" oder eine "Entscheidung, deren Ursachen unbekannt (weil zu komplex) oder fehlgedeutet (als letztverursacht) sind".

Zudem stört mich, daß Du und andere bei Konzept 1 Folgerungen unterstellen, die gar nicht folgen, z.B. man könne nicht nur keine Schuld, sondern auch keine Verantwortung zuweisen.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tischl
registrierter User



Anmeldungsdatum: 13.08.2009
Beiträge: 4

Beitrag(#1343425) Verfasst am: 13.08.2009, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

@AgentProvocateur

Zitat:
"...2. Oder man glaubt, dass Menschen aufgrund von eigenen Überlegungen, Bewertungen und Gründen handeln können. Sowas nenne ich "freien Willen"..."


Nur weil Du es frei nennst, ist es aber noch lange nicht frei. Überlegungen, Bewertungen und Gründe sind determiniert, deshalb ist der Wille der daraus folgt unfrei!

Zitat:
"...Jeder, der in einen Diskurs eintritt und zum Beispiel moralische Forderungen (XY ist moralisch falsch, tue das nicht, tue was anderes) an andere stellt, nimmt automatisch Position 2 ein..."

(*) Nimmt er nicht! Derjenige weiß eben, dass jedes Argument die determinierten Strukturen seines Gegenübers verändert, und er dadurch möglicherweise dessen Entscheidungsprozess zu seinen Gunsten verändern kann. Ob er dies durch eine moralische Forderung oder durch eine Drohung erreichen will, ist zweitrangig.

Zitat:
"... selbstbestimmte Wesen, die Argumente abwägen können und z.B. seine moralischen Forderungen annehmen und danach handeln können..."


Das können auch vollständig determinierte Wesen, zweifellos! Warum auch nicht? Gehirne, nicht nur menschliche, wägen dauernd verschiedene Argumente gegeneinander ab. Die moralische Frage, ob etwas gut oder schlecht ist, liegt ja eigentlich allen Entscheidungen zu Grunde.
Da die bewussten Teile des Neocortex, welche die Argumente bewusst abwägen, keine Entscheidungsbefugnis haben, diese besitzt nur das unbewusste limbische System, nützt dieser Ansatz so und so nichts. Natürlich sind auch die bewussten Strukturen des Gehirns durch Verschaltungen festgelegt.

Zitat:
"...Und gebraucht man Argumente, die überzeugend sein sollen, dann begeht man einen performativen Selbstwiderspruch, denn dann akzeptiert man automatisch Konzept 2..."


Der Einsatz von Argumenten mit dem Ziel der Überzeugung widerspricht einer totalen Determinierung nicht. Dazu ist nicht einmal bewusste Einsicht erforderlich, dem Hund reicht ein Bellen als überzeugendes Argument. Siehe auch (*)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343439) Verfasst am: 13.08.2009, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann tischl nur zustimmen.
@agent
Das klingt für mich so als würdest du glauben, dass du zu jedem zeitpunkt, wenn du meinungen austauschst oder Entscheidungen treffen musst, deine Meinung selbst steuern oder lenken könntest, was völlig unlogisch ist.
Man kann davon ausgehen, dass du dein Leben nochmal exakt genau so nachlebst, wenn du es nochmal leben könntest (und natürlich nicht wüsstest, dass du es schon gelebt hast, weil das wäre ja eine Determination, die alles verändern würde)
Du tust so als könntest du wirklich frei entscheiden, wie du dein Wissen im Kopf ordnest. Auch das Denken und auch das wie du denkst und das was dabei entsteht... darüber hast du keine Kontrolle. Das machst nicht du selbst, sondern dein Hirn. Dein Hirn suggeriert dir nur als würdest du das steuern können, aber in Wahrheit gaukelt dir das, das Gehirn nur vor.
Also ist Version 1 das Richtige. Ich sehe in Version 2 eher sowas wie ne Seele oder eine höhere Macht... Vor allem sehe ich da sowas wie Romantik.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1343441) Verfasst am: 13.08.2009, 12:12    Titel: Antworten mit Zitat

tischl hat folgendes geschrieben:
@AgentProvocateur

Zitat:
"...2. Oder man glaubt, dass Menschen aufgrund von eigenen Überlegungen, Bewertungen und Gründen handeln können. Sowas nenne ich "freien Willen"..."


Nur weil Du es frei nennst, ist es aber noch lange nicht frei. Überlegungen, Bewertungen und Gründe sind determiniert, deshalb ist der Wille der daraus folgt unfrei!

Angenommen diese Überlegungen wären zufällig, würdest du dann von freien Willen sprechen?
_________________
Trish:(
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343444) Verfasst am: 13.08.2009, 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
tischl hat folgendes geschrieben:
@AgentProvocateur

Zitat:
"...2. Oder man glaubt, dass Menschen aufgrund von eigenen Überlegungen, Bewertungen und Gründen handeln können. Sowas nenne ich "freien Willen"..."


Nur weil Du es frei nennst, ist es aber noch lange nicht frei. Überlegungen, Bewertungen und Gründe sind determiniert, deshalb ist der Wille der daraus folgt unfrei!

Angenommen diese Überlegungen wären zufällig, würdest du dann von freien Willen sprechen?

Ich kann hier keinen Zufall erkennen, selbst wenn "der Strom" in den Gehirnzellen etwas diffus laufen würde und recht beliebig... wäre das noch kein Grund von Zufälligkeit auszugehen. Ich kann mir das nicht vorstellen... aber ein Zufall wäre kein freier Wille, sondern es wäre Zufall und man hätte dann auch keine Entscheidungsfreiheit
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1343449) Verfasst am: 13.08.2009, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

Ich kann hier keinen Zufall erkennen, selbst wenn "der Strom" in den Gehirnzellen etwas diffus laufen würde und recht beliebig... wäre das noch kein Grund von Zufälligkeit auszugehen.
Die Wirklichkeit spielt für ein Gedankenexperiment doch nur die Rolle die ihr zugedacht wird.
Zitat:

Ich kann mir das nicht vorstellen...
Dann fehlt es dir an Vorstellungskraft.
Zitat:

aber ein Zufall wäre kein freier Wille, sondern es wäre Zufall und man hätte dann auch keine Entscheidungsfreiheit

Eben.
Du verlangst, wie ich übrigens auch, vom freien Willen das Unerfüllbare, nichtzufälllig zu sein und doch nicht nichtzufällig zu sein.
_________________
Trish:(
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1343453) Verfasst am: 13.08.2009, 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

Könnte es sein, daß ihr hier Ideologie betreibt? Determiniert heißt dann alles, was von irgendetwas abhängt? Freier Wille wäre demnach nur das, wo jemand sich völlig ohne Grund so oder so entscheidet? Oder geht es eigentlich um etwas anderes? Soll hier bewiesen werden, daß man persönlich für nichts verantwortlich sei? Ist das der attraktive Gedanke, auf den einige hier auf Deubel komm raus nicht verzichten wollen?

Diese "Alles oder nichts"-Diskussionen sind besonders ergiebig. Ich erinnere mich daran, daß es eine Zeitlang Mode war, zu behaupten, alles was ein Mensch sei und tue, liege an der Erziehung. Auch so ein Endlosthema.
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343454) Verfasst am: 13.08.2009, 12:46    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Könnte es sein, daß ihr hier Ideologie betreibt? Determiniert heißt dann alles, was von irgendetwas abhängt? Freier Wille wäre demnach nur das, wo jemand sich völlig ohne Grund so oder so entscheidet? Oder geht es eigentlich um etwas anderes? Soll hier bewiesen werden, daß man persönlich für nichts verantwortlich sei? Ist das der attraktive Gedanke, auf den einige hier auf Deubel komm raus nicht verzichten wollen?

Diese "Alles oder nichts"-Diskussionen sind besonders ergiebig. Ich erinnere mich daran, daß es eine Zeitlang Mode war, zu behaupten, alles was ein Mensch sei und tue, liege an der Erziehung. Auch so ein Endlosthema.

Mir gehts ausschließlich um die Logik.
Es ist halt nun mal so das 1+1=2 ergibt. Das hat jetzt nix mit Ideologie zu tun. Mit den Augen rollen
Ich nehme gerne Argumente an, die mir rational zeigen können, wieso der Mensch frei entscheiden könnte, aber irgendwie denken hier die, die das behaupten mehr als offensichtlich ziemlich kurz... das liegt daran, da anscheinend das Denken an sich als frei empfunden wird, auch wenn die Denkfähigkeit und das Wissen darin auch schon im Hirn oder bzw. vorher in den Genen steckt. Mit den Augen rollen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1343456) Verfasst am: 13.08.2009, 12:52    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Könnte es sein, daß ihr hier Ideologie betreibt?
Ich, nein.
Zitat:

Determiniert heißt dann alles, was von irgendetwas abhängt?
Nicht nur abhängt, sondern bestimmt ist.
Zitat:

Freier Wille wäre demnach nur das, wo jemand sich völlig ohne Grund so oder so entscheidet?
Meiner Ansicht nach nicht. Was hauptsächlich daran liegt, dass ich den freien Willen für mich etwas unmögliches ist, obwohl es einem intuitiv aufgrund dessen, dass wir die Zukunft nicht keinen so vorkommt als wäre der Wille frei. AP geht von einem anderen freien Willen als ich aus.
Zitat:

Oder geht es eigentlich um etwas anderes? Soll hier bewiesen werden, daß man persönlich für nichts verantwortlich sei?
Nein. Bei Schuld hätte ich jetzt vermutlich ja gesagt. Da Schuld für mich in den meisten Kontexten für mich bedeutet, man hätte sich bewusst anders entscheiden können. Verantwortung ist für mich etwas anderes.
Ich will auch nicht auf sämtliche Strafen verzichten, wie etwa GDL. Ohne Strafen hätte ich vermutlich bereits längst eine Bank überfallen. Nicht wegen des Geldes, sondern aus einem edleren Motiv, dem Bankraub als Selbstzweck. Ich mag einfach Banküberfälle.

Zitat:

Ist das der attraktive Gedanke, auf den einige hier auf Deubel komm raus nicht verzichten wollen?
Das denke ich nicht. Ich zumindest fühl mich für einiges schuldig und die Vorstellung das alles determiniert ist bzw das ich bloß zufällig Mist gebaut habe hilft mir keineswegs. Diese Vorstellung hilft anderen zu vergeben, aber es hilft mir nicht auf mich selbst angewendet.
Zitat:

Diese "Alles oder nichts"-Diskussionen sind besonders ergiebig. Ich erinnere mich daran, daß es eine Zeitlang Mode war, zu behaupten, alles was ein Mensch sei und tue, liege an der Erziehung. Auch so ein Endlosthema.
Das ist etwas ganz anderes.
_________________
Trish:(
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1343458) Verfasst am: 13.08.2009, 12:53    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

Mir gehts ausschließlich um die Logik.
Es ist halt nun mal so das 1+1=2 ergibt.

Beweis es mir. Cool
_________________
Trish:(
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343462) Verfasst am: 13.08.2009, 13:00    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Könnte es sein, daß ihr hier Ideologie betreibt?
Ich, nein.
Zitat:

Determiniert heißt dann alles, was von irgendetwas abhängt?
Nicht nur abhängt, sondern bestimmt ist.
Zitat:

Freier Wille wäre demnach nur das, wo jemand sich völlig ohne Grund so oder so entscheidet?
Meiner Ansicht nach nicht. Was hauptsächlich daran liegt, dass ich den freien Willen für mich etwas unmögliches ist, obwohl es einem intuitiv aufgrund dessen, dass wir die Zukunft nicht keinen so vorkommt als wäre der Wille frei. AP geht von einem anderen freien Willen als ich aus.
Zitat:

Oder geht es eigentlich um etwas anderes? Soll hier bewiesen werden, daß man persönlich für nichts verantwortlich sei?
Nein. Bei Schuld hätte ich jetzt vermutlich ja gesagt. Da Schuld für mich in den meisten Kontexten für mich bedeutet, man hätte sich bewusst anders entscheiden können. Verantwortung ist für mich etwas anderes.
Ich will auch nicht auf sämtliche Strafen verzichten, wie etwa GDL. Ohne Strafen hätte ich vermutlich bereits längst eine Bank überfallen. Nicht wegen des Geldes, sondern aus einem edleren Motiv, dem Bankraub als Selbstzweck. Ich mag einfach Banküberfälle.

Zitat:

Ist das der attraktive Gedanke, auf den einige hier auf Deubel komm raus nicht verzichten wollen?
Das denke ich nicht. Ich zumindest fühl mich für einiges schuldig und die Vorstellung das alles determiniert ist bzw das ich bloß zufällig Mist gebaut habe hilft mir keineswegs. Diese Vorstellung hilft anderen zu vergeben, aber es hilft mir nicht auf mich selbst angewendet.
Zitat:

Diese "Alles oder nichts"-Diskussionen sind besonders ergiebig. Ich erinnere mich daran, daß es eine Zeitlang Mode war, zu behaupten, alles was ein Mensch sei und tue, liege an der Erziehung. Auch so ein Endlosthema.
Das ist etwas ganz anderes.

Soviel Zustimmung hatte ich mit Wolf echt noch nie! Lachen
Hab dich ja bald noch richtig lieb. Verliebtes Schmusen
Außer das mit der Strafe. Ich denke nach deinem Sinn find ich Strafe auch gut... Nur für mich ist Strafe eben etwas, was man jemanden antut, wenn er sich anders entscheiden hätte können (was er aber nicht kann). wenn die angst vor der strafe nicht gewirkt hat, dann muss das problem eben woanders liegen.

Mir gehts eben darum... Wie sieht eine vertretbare Moral aus, wo akzeptiert wird, dass der Mensch keinen freien Willen hat? Ich find eben Singers Ansatz nicht so schlecht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343486) Verfasst am: 13.08.2009, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Aber das "spezifisch Personenhafte" an Dir wird von Deinem Gehirn erzeugt. Daß das Selbstmodell (die Person) u.a. auch Beine und wiederum das Gehirn enthält, ändert daran nichts.

Ich nicht, ich bin kein Selbstmodell meines Gehirnes. Personen sind keine Selbstmodelle von Gehirnen konstruiert. Selbstmodelle sind Selbstmodelle. Selbstmodelle sind keine Personen. Ich bin ein ganzer Mensch.

Würde das Selbstmodell fehlen, dann wäre das doof, keine Frage. Aber daraus folgt doch noch lange nicht, dass Personen mit Selbstmodellen gleich zu setzen wären.

Setzt man die Person mit ihrem Selbstmodell gleich, dann ist es natürlich logisch, dass sie nicht frei sein kann. Denn ein Selbstmodell kann nicht überlegen, handeln usw. Es ist ja nur ein Modell. Es wird nur konstruiert, nichts weiter.

Ich halte das aber für einen ziemlich doofen Trick. Niemand sieht Personen als reine und ausschließlich Selbstmodelle an. Außer Hardcore-Fatalisten vielleicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yogosh
Leisetreter ...und Klugscheisser



Anmeldungsdatum: 19.03.2009
Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343494) Verfasst am: 13.08.2009, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

Mir gehts ausschließlich um die Logik.
Es ist halt nun mal so das 1+1=2 ergibt.

Beweis es mir. Cool


Komplett offtopic und im vollen Klugscheissermodus:

Definiere die natürlichen Zahlen wie folgt:
0 := {}
Dann die Nachfolgerfunktion ' wie rekursiv folgt: n' := {n} u n (u mengentheoretische Vereinigung, n beliebige Menge)
Die 0 ist eine natürliche Zahl und alles was durch die '-Funktion darstellbar ist auch.

Im Speziellen:
D2a 1 := 0' = {0} u 0 = {0} = {{}}
D2b 2 := 1' = {1} u 1 = {1} u {0} = {1, 0} = { {{}},{} }
D2c 3 := 2' = {2} u 2 = {2} u {1, 0} = {2, 1, 0} = { { {{}},{} }, {{}}, {} }
D2d 4 := 3' = {3} u 3 = {3} u {2, 1, 0} = {3, 2, 1, 0} = { { { {{}},{} }, {{}}, {} }, { {{}},{} }, {{}}, {} }

usw.

Anmerkungen:
1.) Das kann man auch anders definieren. Es geht dann ähnlich weiter.
2.) Die Aussagen der Peano Axiome (das sind die Axiome, welche die grundlegenden Eigenschaften der natürlichen Zahlen festlegen) lassen sich mit diesen Definitionen aus der Mengentheorie ableiten. In dieser Gundlagenbetrachtung sind es also bloße Sätze, keine Axiome.

Nun zur Arithmetik:
Sei +: NxN->N wie folgt definiert:

D3 n+0 := 0+n := n (Kommuntativität wird einfach gesetzt)
D4 n+1 := 1+n := n' (Kommuntativität wird einfach gesetzt)
und rekursiv:
D5 n+m' := (n+m)'

Damit gilt:
1+1
= 1' (nach D4)
= 2 (nach D2b) Tada!

und weiter:
2+2
= 2+1' (nach D2b)
= (2+1)' (nach D5)
= (1+2)' (nach D4)
= (1+1')' (nach D2b)
= ((1+1)')' (nach D5)
= ((1+0')')' (nach D2a)
= (((1+0)')')' (nach D5)
= ((1')')' (nach D3)
= (2')' (nach D2b)
= 3' (nach D2c)
= 4 (nach D2d)

Anmerkung: Die Multiplikation wird in ähnlicher Weise rekursiv mittels der Addition definiert.

Moral der Geschicht:
Metaphysische Betrachtungen über das Wesen der Zahlen, über das Nichts oder die Einheit werden nicht benötigt. Es ist eigentlich bloßes Syntaxgeklimper. Nicht dass Wolf so was behauptet hätte (oder jemals tun würde, wenn ich mich nicht täusche)

P.S.: bekomme ich einen Preis für die überflüssigste Verwendung von size tags?

Edit: Klammern korrigiert
_________________
"If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht


Zuletzt bearbeitet von Yogosh am 13.08.2009, 16:19, insgesamt 4-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343497) Verfasst am: 13.08.2009, 14:24    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich nicht. Ich bin eine Person mit Gehirn, mit zwei Beinen, zwei Augen, zwei Ohren, einer Nase und so weiter.

Aber das "spezifisch Personenhafte" an Dir wird von Deinem Gehirn erzeugt. Daß das Selbstmodell (die Person) u.a. auch Beine und wiederum das Gehirn enthält, ändert daran nichts.

Ich nicht, ich bin kein Selbstmodell meines Gehirnes. Personen sind keine Selbstmodelle von Gehirnen konstruiert. Selbstmodelle sind Selbstmodelle. Selbstmodelle sind keine Personen. Ich bin ein ganzer Mensch.

Würde das Selbstmodell fehlen, dann wäre das doof, keine Frage. Aber daraus folgt doch noch lange nicht, dass Personen mit Selbstmodellen gleich zu setzen wären.

Setzt man die Person mit ihrem Selbstmodell gleich, dann ist es natürlich logisch, dass sie nicht frei sein kann. Denn ein Selbstmodell kann nicht überlegen, handeln usw. Es ist ja nur ein Modell. Es wird nur konstruiert, nichts weiter.

Ich halte das aber für einen ziemlich doofen Trick. Niemand sieht Personen als reine und ausschließlich Selbstmodelle an. Außer Hardcore-Fatalisten vielleicht.

Ich frage mich auch, was das hier mit Fatalismus zu tun hat. Ich sehe dahinter keinen Schicksals-Plan, sondern eher ein "Es ist halt nunmal so"
Wie gesagt, dass du das Denken als "frei" empfindest ist ein Trugschluss und dass du den unfreien Willen als Fatalismus siehst, weil man theoretisch, wenn man alle Variablen hätte alles berechnen könnte, ist ebenfalls ein Trugschluss.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1343518) Verfasst am: 13.08.2009, 14:50    Titel: Antworten mit Zitat

Yogosh hat folgendes geschrieben:
P.S.: bekomme ich einen Preis für die überflüssigste Verwendung von size tags?

_________________
I'm tapping in the dusternis
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343522) Verfasst am: 13.08.2009, 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

tischl hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"...2. Oder man glaubt, dass Menschen aufgrund von eigenen Überlegungen, Bewertungen und Gründen handeln können. Sowas nenne ich "freien Willen"..."

Nur weil Du es frei nennst, ist es aber noch lange nicht frei. Überlegungen, Bewertungen und Gründe sind determiniert, deshalb ist der Wille der daraus folgt unfrei!

Das folgt aber mAn nicht. Ich bin frei in meinen Entscheidungen, auch wenn alles determiniert ist, solange es nur meine Überlegungen und meine Bewertungen sind. Ich bin natürlich nicht frei von mir selber, denn dann wäre ich unfrei.

tischl hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"...Jeder, der in einen Diskurs eintritt und zum Beispiel moralische Forderungen (XY ist moralisch falsch, tue das nicht, tue was anderes) an andere stellt, nimmt automatisch Position 2 ein..."

(*) Nimmt er nicht! Derjenige weiß eben, dass jedes Argument die determinierten Strukturen seines Gegenübers verändert, und er dadurch möglicherweise dessen Entscheidungsprozess zu seinen Gunsten verändern kann. Ob er dies durch eine moralische Forderung oder durch eine Drohung erreichen will, ist zweitrangig.

Dass determiniert werden kann, ist aber hier nicht die Frage. Die Frage ist, ob da jemand ist, der determinieren kann, der Kontrolle darüber hat.

tischl hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"... selbstbestimmte Wesen, die Argumente abwägen können und z.B. seine moralischen Forderungen annehmen und danach handeln können..."

Das können auch vollständig determinierte Wesen, zweifellos! Warum auch nicht? Gehirne, nicht nur menschliche, wägen dauernd verschiedene Argumente gegeneinander ab. Die moralische Frage, ob etwas gut oder schlecht ist, liegt ja eigentlich allen Entscheidungen zu Grunde.

Na prima. Wo ist also das Problem?

(Mal abgesehen von der Formulierung. Gehirne "wägen ab"? Und "Beine gehen"? Und "Fäuste schlagen"? Hehe, so würde ich das jedenfalls nie sagen. Das kommt mir falsch vor.)

tischl hat folgendes geschrieben:
Da die bewussten Teile des Neocortex, welche die Argumente bewusst abwägen, keine Entscheidungsbefugnis haben, diese besitzt nur das unbewusste limbische System, nützt dieser Ansatz so und so nichts. Natürlich sind auch die bewussten Strukturen des Gehirns durch Verschaltungen festgelegt.

Die Person als Ganzes entscheidet, selbstverständlich. Es ist einfach haarsträubender Unsinn, eine Person auf ihr Selbstmodell von sich zu reduzieren.

tischl hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"...Und gebraucht man Argumente, die überzeugend sein sollen, dann begeht man einen performativen Selbstwiderspruch, denn dann akzeptiert man automatisch Konzept 2..."

Der Einsatz von Argumenten mit dem Ziel der Überzeugung widerspricht einer totalen Determinierung nicht. Dazu ist nicht einmal bewusste Einsicht erforderlich, dem Hund reicht ein Bellen als überzeugendes Argument. Siehe auch (*)

Wie gesagt, die Frage ist nicht, ob jemand determiert werden kann, sondern die Frage ist, ob jemand determinieren kann, ob er von sich meint, dass er das kann. Mit Argumenten und Gründen. Wenn Du meinst, Du könntest das, und das tust Du offensichtlich, dann siehst Du Dich ebenso als Person wie ich das tue. Daher bist Du frei. Freier geht nicht. Indetermierte Vorgänge in Deinem Gehirn würden Deine Freiheit einschränken, daher nutzt es ja nichts, wenn Du immer nur "is' alles determiniert, determiniert!" sagst.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343528) Verfasst am: 13.08.2009, 14:59    Titel: Antworten mit Zitat

@agent
Mit den Augen rollen
Nur weil sich zwei roboter gegenseitig determinieren können, sind sie noch nicht frei und haben auch noch keinen freien willen.
roboter 1 sieht roboter 2... roboter 1 lernt roboter 2 einen neuen Gedanken... roboter 2 speichert neuen Gedanken und schlussfolgert daraus einen neuen Gedanken... roboter 2 teilt roboter 1 den neuen Gedanken mit... usw... haben roboter dadurch einen freien willen? skeptisch
NEIN!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343529) Verfasst am: 13.08.2009, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich auch, was das hier mit Fatalismus zu tun hat. Ich sehe dahinter keinen Schicksals-Plan, sondern eher ein "Es ist halt nunmal so"

"Es ist nun mal so und ich kann eh nichts machen, alles stößt mir nur zu, wegen des Determinismus oder whatever, nichts liegt innerhalb meiner Kontrolle, speziell meine Handlungen nicht": das ist Fatalismus.

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Wie gesagt, dass du das Denken als "frei" empfindest ist ein Trugschluss und dass du den unfreien Willen als Fatalismus siehst, weil man theoretisch, wenn man alle Variablen hätte alles berechnen könnte, ist ebenfalls ein Trugschluss.

Mein Punkt hier ist folgender: Du empfindest Dein Denken und Deine Entscheidungen auch als frei. So, wie das automatisch jeder tut, der hier argumentiert. Das ist alternativlos, wenn man denn überhaupt argumentieren möchte.

Deine Argumentation ist daher widersprüchlich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gott_der_Luecke
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343540) Verfasst am: 13.08.2009, 15:11    Titel: Antworten mit Zitat

nur weil ich empfinde, dass ich frei denke, heißt es nicht, dass ich es frei tue. Man wird eigentlich vom Gehirn quasi genötigt im deterministischen Sinne.
Deine Argumentation ist widersprüchlich. Ich sehe in meiner Argumentation keinen Widerspruch.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Kultur und Gesellschaft Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 6, 7, 8 ... 18, 19, 20  Weiter
Seite 7 von 20

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group