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Freier Wille?
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343550) Verfasst am: 13.08.2009, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
nur weil ich empfinde, dass ich frei denke, heißt es nicht, dass ich es frei tue. Man wird eigentlich vom Gehirn quasi genötigt im deterministischen Sinne.
Deine Argumentation ist widersprüchlich. Ich sehe in meiner Argumentation keinen Widerspruch.

Wenn Du Dich als jemanden ansiehst, der von Deinem Gehirn zu etwas genötigt wird, dann ist das Deine Sache. Ich aber tue das nicht und ich rede dann auch nicht mit Dir, sondern mit dem Dingsbums, das Deine Argumente hervorbringt. So ein Dingsbums nenne ich "Person" und ich sehe mich selber auch als Person. Und in einen Diskurs trete ich nur mit Personen, nicht mit merkwürdigen von Gehirnen genötigten Etwassen. Denn die können ja gar nichts tun, nicht überlegen, argumentieren usw.

Teile das jetzt mal bitte Deinem Gehirn mit und frage mal, was es dazu sagt. Ach nee, das kannst Du sicher auch nicht, Du kannst ja gar nichts.
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343551) Verfasst am: 13.08.2009, 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
nur weil ich empfinde, dass ich frei denke, heißt es nicht, dass ich es frei tue. Man wird eigentlich vom Gehirn quasi genötigt im deterministischen Sinne.
Deine Argumentation ist widersprüchlich. Ich sehe in meiner Argumentation keinen Widerspruch.

Wenn Du Dich als jemanden ansiehst, der von Deinem Gehirn zu etwas genötigt wird, dann ist das Deine Sache. Ich aber tue das nicht und ich rede dann auch nicht mit Dir, sondern mit dem Dingsbums, das Deine Argumente hervorbringt. So ein Dingsbums nenne ich "Person" und ich sehe mich selber auch als Person. Und in einen Diskurs trete ich nur mit Personen, nicht mit merkwürdigen von Gehirnen genötigten Etwassen. Denn die können ja gar nichts tun, nicht überlegen, argumentieren usw.

Teile das jetzt mal bitte Deinem Gehirn mit und frage mal, was es dazu sagt. Ach nee, das kannst Du sicher auch nicht, Du kannst ja gar nichts.

Mein Hirn nötigt mich gerade dir zu sagen, dass du Stuss redest. Auf den Arm nehmen
Roboter könnte man auch beibringen zu überlegen oder zu argumentieren. Haben sie deswegen einen freien Willen? Nur weil ich Meinungen, Argumente, Gedanken verarbeiten kann, heißt es nicht, dass ich WIRKLICH FREI Entscheidungen treffen kann.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343556) Verfasst am: 13.08.2009, 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Nur weil ich Meinungen, Argumente, Gedanken verarbeiten kann, heißt es nicht, dass ich WIRKLICH FREI Entscheidungen treffen kann.

Moment mal, jetzt kannst Du doch plötzlich Meinungen, Argumente und Gedanken verarbeiten? Ich dachte, das macht Dein Gehirn für Dich, darauf hättest Du also keinen Einfluss?

Wenn Du jetzt noch WIRKLICH FREI konsistent darstellen könntest...

Ist jemand WIRKLICH FREI, wenn seine Entscheidungen und Überlegungen ohne Bezug zu irgend etwas einfach so aus dem Nichts entstünden, also rein zufällig und somit völlig willkürlich wären?

Wenn nicht: was sonst?
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343557) Verfasst am: 13.08.2009, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Nur weil ich Meinungen, Argumente, Gedanken verarbeiten kann, heißt es nicht, dass ich WIRKLICH FREI Entscheidungen treffen kann.

Moment mal, jetzt kannst Du doch plötzlich Meinungen, Argumente und Gedanken verarbeiten? Ich dachte, das macht Dein Gehirn für Dich, darauf hättest Du also keinen Einfluss?

Wenn Du jetzt noch WIRKLICH FREI konsistent darstellen könntest...

Ist jemand WIRKLICH FREI, wenn seine Entscheidungen und Überlegungen ohne Bezug zu irgend etwas einfach so aus dem Nichts entstünden, also rein zufällig und somit völlig willkürlich wären?

Wenn nicht: was sonst?

Die Entscheidungen und Überlegungen kommen eben zu Stande aus ALLEN Determinationen, die wir ausgesetzt sind. Also nix mit freier Wille. Mit den Augen rollen
Ich habe nie behauptet Meinungen, Argumente und Gedanken nicht verarbeiten zu können. Das ist ein ziemlich heftiger Strohmann von dir. Nur das geschieht genau so aus Determinationen und nicht aus meinem freien Willen heraus. Mit den Augen rollen
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343560) Verfasst am: 13.08.2009, 15:42    Titel: Antworten mit Zitat

Du besitzt einen höchst unlogischen und romantischen Standpunkt... So siehts aus. Mit den Augen rollen
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343567) Verfasst am: 13.08.2009, 15:55    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
nähme man an, man würde immer nur irgendwas sagen, "wegen der Determinanten", dann wäre man irgendwas, aber sicher kein Teilnehmer in einem Diskurs.

Das leuchtet mir nicht ein, bzw. schüttet das Kind mit dem Bade aus. Die Teilnahme am ethischen Diskurs steht und fällt mit der Fähigkeit, Interesssen zu äußern, Folgen abzuschätzen, Argumente vorzutragen usw. - auch wenn all diese determiniert sind. Auch eine hinreichend gut gemachte Maschine könnte das.

Könnte sie es, dann könnte sie ebenso ein freier Teilnehmer in einem Diskurs sein.

step hat folgendes geschrieben:
Was dagegen Entrüstung auslöst (und deshalb von Dir und Anderen auch so gern angeführt wird), wäre dagegen eine Haltung, in der jemand ihm moralisch zugewiesene Pflichten ablehnt mit der Begründung, er sei so determiniert, daß er eben darauf pfeife. Argumentiert jemand hingegen, daß er sich moralisch richtig verhalte, weil er z.B. so erzogen sei, entrüstet man sich nicht, sondern freut sich über seine "Verläßlichkeit" (aka Determination).

Entschuldigung, aber das ist einfach Unsinn. "Ich bin so determiniert" ist niemals eine Begründung für irgendwas. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob es sich auf eine "gute" oder auf eine "böse" Tat bezieht.

Woher will jemand im Vorneherein auch wissen, wie er determiniert ist? Das kann er prinzipiell nicht wissen. Das muss daher eine unwahre Aussage sein. Und natürlich nervt sowas, weil es einfach nur Schwachsinn ist.

Was anderes ist es, wenn er sagt: "ich habe keinen Bock, ich will einfach nicht." Ist zwar auch keine Begründung, aber es ist eine Ansage.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was aber mAn vollkommen unredlich ist, ist, so zu tun, als ob es nur Konzepte 1 und 3 gäbe. Das ist nämlich schlicht nicht richtig.

Das liegt mglw. daran, daß Konzept 2 eigentlich kein funktional eigenes Konzept ist, sondern nur eine bedarfsgerechte Umdeutung von Konzept 1: Dein "freier Wille" ist eigentlich eine "präferente Entscheidung" oder eine "Entscheidung, deren Ursachen unbekannt (weil zu komplex) oder fehlgedeutet (als letztverursacht) sind".

Nö, meine Entscheidungen sind nicht letztverursacht. Das geht nämlich nicht und darüber gibt es mAn einen großen Konsens. Frage einfach mal Leute, ob sie glauben, dass Gene, Erziehung usw. beim Verhalten eine Rolle spielen.

Und wenn man Entscheidungen als etwas ansieht, deren Gründe man nicht durchschauen kann, dann wird es wieder interessant. Man muss einfach ein hinreichendes Wissen um die Gründe von Entscheidungen annehmen, eine hinreichende Erkenntnisfähigkeit, einen hinreichenden Durchblick über Umstände, denn wie sollte man sonst argumentieren können? Wie sollte man Wissenschaft betreiben können?

step hat folgendes geschrieben:
Zudem stört mich, daß Du und andere bei Konzept 1 Folgerungen unterstellen, die gar nicht folgen, z.B. man könne nicht nur keine Schuld, sondern auch keine Verantwortung zuweisen.

Gemeinhin wird es aber so gesehen, dass Verantwortungszuweisung nur dann gerechtfertigt sein kann, wenn man ein gewisse Kontrollfähigkeit über die eigenen Überlegungen und Handlungen unterstellt. Jemand, der sie nicht hinreichend besitzt, wird normalerweise auch nicht verantwortlich gemacht.
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Yogosh
Leisetreter ...und Klugscheisser



Anmeldungsdatum: 19.03.2009
Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343568) Verfasst am: 13.08.2009, 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Du besitzt einen höchst unlogischen und romantischen Standpunkt... So siehts aus. Mit den Augen rollen

Und Du machst Dir viel zu wenig Gedanken darüber was Du mich 'Ich' im Gegensatz zu 'meinem Gehirn' meinst.

Ferner unterliegst Du einem üblichen kulturellem Vorurteil, die Funktionsweise des Gehirns recht kritiklos mit der der jeweils kompliziertesten bekannten Maschine gleichzusetzen (Katapult, Uhr, Computer)

Drittens bräuchtest Du zumindestens einen Erklärungsansatz dafür, warum wir uns in unseren Entscheidungen frei fühlen. Und zwar erstens warum sich das so ergeben hat (evolutionärer Vorteil oder bloßen Epiphänomen?) und zweitens wie das funktioniert.

Ich will nicht behaupten, dass irgendwer auf den letzten eine befriedigende Antwort hat. Aber Du machst es Dir etwas zu leicht.
_________________
"If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1343572) Verfasst am: 13.08.2009, 16:07    Titel: Antworten mit Zitat

Yogosh hat folgendes geschrieben:

Drittens bräuchtest Du zumindestens einen Erklärungsansatz dafür, warum wir uns in unseren Entscheidungen frei fühlen. Und zwar erstens warum sich das so ergeben hat (evolutionärer Vorteil oder bloßen Epiphänomen?) und zweitens wie das funktioniert.

Warum wir uns frei fühlen halte ich für ziemlich ersichtlich.
Wir kennen die Zukunft nicht, können aber verschiedene Vorstellungen davon haben wie sie aussieht. Wir können uns vorstellen, anders gehandelt zu haben als wir gehandelt haben.
Dieser Eindruck scheind mir fast zwingend zu sein, sobald man in der Lage ist bewusste Entscheidungen zu treffen.
_________________
Trish:(
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343573) Verfasst am: 13.08.2009, 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

Yogosh hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Du besitzt einen höchst unlogischen und romantischen Standpunkt... So siehts aus. Mit den Augen rollen

Und Du machst Dir viel zu wenig Gedanken darüber was Du mich 'Ich' im Gegensatz zu 'meinem Gehirn' meinst.

Ferner unterliegst Du einem üblichen kulturellem Vorurteil, die Funktionsweise des Gehirns recht kritiklos mit der der jeweils kompliziertesten bekannten Maschine gleichzusetzen (Katapult, Uhr, Computer)

Drittens bräuchtest Du zumindestens einen Erklärungsansatz dafür, warum wir uns in unseren Entscheidungen frei fühlen. Und zwar erstens warum sich das so ergeben hat (evolutionärer Vorteil oder bloßen Epiphänomen?) und zweitens wie das funktioniert.

Ich will nicht behaupten, dass irgendwer auf den letzten eine befriedigende Antwort hat. Aber Du machst es Dir etwas zu leicht.

Es ist mir ziemlich egal, ob ich das vereinfacht darstelle, aber es ist logisch und schlüssig ohne jetzt irgendwie Wissenschaftler sein zu müssen und mit Fachwörtern herumjonglieren zu müssen.

Zuerst haben wir die Grundveranlagung... quasi das Rohmaterial Mensch bei der Geburt... dann erfolgen viele viele Determinierungen, wo der Mensch (Gehirn) lernt und Gedanken verarbeitet... Die Veranlagung zu beobachten und seine Sinne zwingen in praktisch dazu sein Umfeld aufzunehmen und diese Eindrücke in seinem Gehirn zu verarbeiten.... Aus diesen Determinationen entstehen mit der Zeit komplexe Konstrukte, die automatisch zu Meinungen und Argumenten führen und den Austausch mit anderen Menschen bzw. Lebewesen oder auch Gegenständen zu ermöglichen. Einen wirklich freien Willen kann ich nicht erkennen. Ich weiß aber natürlich, dass ich und wahrscheinlich auch die meisten Menschen denken sie hätten einen freien Willen und sie hätten ihr Leben und ihre "Determinationen" faktisch in der Hand. Aber das kann faktisch nicht sein.
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343574) Verfasst am: 13.08.2009, 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Yogosh hat folgendes geschrieben:

Drittens bräuchtest Du zumindestens einen Erklärungsansatz dafür, warum wir uns in unseren Entscheidungen frei fühlen. Und zwar erstens warum sich das so ergeben hat (evolutionärer Vorteil oder bloßen Epiphänomen?) und zweitens wie das funktioniert.

Warum wir uns frei fühlen halte ich für ziemlich ersichtlich.
Wir kennen die Zukunft nicht, können aber verschiedene Vorstellungen davon haben wie sie aussieht. Wir können uns vorstellen, anders gehandelt zu haben als wir gehandelt haben.
Dieser Eindruck scheind mir fast zwingend zu sein, sobald man in der Lage ist bewusste Entscheidungen zu treffen.

Genau wir treffen BEWUSSTE ENTSCHEIDUNGEN, aber eben keine freien.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343576) Verfasst am: 13.08.2009, 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Warum wir uns frei fühlen halte ich für ziemlich ersichtlich.
Wir kennen die Zukunft nicht, können aber verschiedene Vorstellungen davon haben wie sie aussieht. Wir können uns vorstellen, anders gehandelt zu haben als wir gehandelt haben.
Dieser Eindruck scheind mir fast zwingend zu sein, sobald man in der Lage ist bewusste Entscheidungen zu treffen.

Sehr gut. So sehe ich das auch.

Wann wäre jetzt aber eine Entscheidung freier und in welchem Sinne genau, verglichen mit dem, wozu wir anscheinend in der Lage sind?

Die Behauptung ist ja: "wir fühlen uns zwar frei, aber das ist nur ein Gefühl, in Wirklichkeit sind wir es nicht."

Stelle Dir jetzt mal ein beliebiges Wesen in einer beliebigen Welt vor. Mit beliebigen, von Dir zu vergebenden Eigenschaften und Fähigkeiten. Dieses Wesen soll nun "echt frei" sein, also freier in seinen Entscheidungen als wir es sind. Unsere Entscheidungen sind ja "in Wirklichkeit" angeblich unfrei.

Wie würdest Du nun dieses Wesen mit echt freien Entscheidungen skizzieren?

Oder anders gefragt: was genau bedeutet es eigentlich, wenn jemand von "echter Freiheit" redet? Was meint er damit genau?

Wenn man das mal näher beleuchten könnte, dann könnte man auch sehen, ob das überhaupt plausibel ist.
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343581) Verfasst am: 13.08.2009, 16:31    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Warum wir uns frei fühlen halte ich für ziemlich ersichtlich.
Wir kennen die Zukunft nicht, können aber verschiedene Vorstellungen davon haben wie sie aussieht. Wir können uns vorstellen, anders gehandelt zu haben als wir gehandelt haben.
Dieser Eindruck scheind mir fast zwingend zu sein, sobald man in der Lage ist bewusste Entscheidungen zu treffen.

Sehr gut. So sehe ich das auch.

Wann wäre jetzt aber eine Entscheidung freier und in welchem Sinne genau, verglichen mit dem, wozu wir anscheinend in der Lage sind?

Die Behauptung ist ja: "wir fühlen uns zwar frei, aber das ist nur ein Gefühl, in Wirklichkeit sind wir es nicht."

Stelle Dir jetzt mal ein beliebiges Wesen in einer beliebigen Welt vor. Mit beliebigen, von Dir zu vergebenden Eigenschaften und Fähigkeiten. Dieses Wesen soll nun "echt frei" sein, also freier in seinen Entscheidungen als wir es sind. Unsere Entscheidungen sind ja "in Wirklichkeit" angeblich unfrei.

Wie würdest Du nun dieses Wesen mit echt freien Entscheidungen skizzieren?

Oder anders gefragt: was genau bedeutet es eigentlich, wenn jemand von "echter Freiheit" redet? Was meint er damit genau?

Wenn man das mal näher beleuchten könnte, dann könnte man auch sehen, ob das überhaupt plausibel ist.

Jedes Wesen hat fatkisch einen unfreien Willen... das hat jetzt nix mit den Fähigkeiten des Wesens zu tun...
Wir reden hier nicht von Freiheit, sondern von freien Willen... Das ist ein Unterschied.
Ich argumentiere übrigens aus einem utilitaristischen Standpunkt heraus. Das es einen freien Willen nicht gibt ist einfach Fakt und ist kein Standpunkt.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1343586) Verfasst am: 13.08.2009, 16:43    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Jedes Wesen hat fatkisch einen unfreien Willen...

Es gibt keinen Willen. zwinkern
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343589) Verfasst am: 13.08.2009, 16:48    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Jedes Wesen hat fatkisch einen unfreien Willen... das hat jetzt nix mit den Fähigkeiten des Wesens zu tun...

Hm. Das ist jetzt ein Widerspruch zu Deiner bisherigen Argumentation. Denn Du hast behauptet, weil alles determiniert sei, könnte es keinen freien Willen geben. Wenn es aber nie einen freien Willen geben kann, dann kann das nichts mit Determinismus zu tun haben. Dann wäre das Gerede über Determinismus und alle Deine bisherigen Argumente nur ein Red Herring.

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Wir reden hier nicht von Freiheit, sondern von freien Willen... Das ist ein Unterschied.
Ich argumentiere übrigens aus einem utilitaristischen Standpunkt heraus. Das es einen freien Willen nicht gibt ist einfach Fakt und ist kein Standpunkt.

Ja, sicher, wir reden über den freien Willen aka Entscheidungsfreiheit. Was das ist, ob es ihn gibt oder nicht und warum, ob er wünschenswert wäre oder nicht, was er bringen könnte oder verhindern könnte.

Was das aber mit Utilitarismus zu tun haben soll, ist mir unerfindlich.

Und wenn was einfach Fakt ist, dann braucht man darüber ja nicht weiter zu diskutieren.

Es gibt keinen freien Willen, aber ich sage nicht, was ich damit meine, es gibt ihn wegen des Determinimus nicht und es kann ihn sowieso nie geben. Was immer er ist.

Dann ist ja jetzt alles klar.
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343594) Verfasst am: 13.08.2009, 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Jedes Wesen hat fatkisch einen unfreien Willen... das hat jetzt nix mit den Fähigkeiten des Wesens zu tun...

Hm. Das ist jetzt ein Widerspruch zu Deiner bisherigen Argumentation. Denn Du hast behauptet, weil alles determiniert sei, könnte es keinen freien Willen geben. Wenn es aber nie einen freien Willen geben kann, dann kann das nichts mit Determinismus zu tun haben. Dann wäre das Gerede über Determinismus und alle Deine bisherigen Argumente nur ein Red Herring.

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Wir reden hier nicht von Freiheit, sondern von freien Willen... Das ist ein Unterschied.
Ich argumentiere übrigens aus einem utilitaristischen Standpunkt heraus. Das es einen freien Willen nicht gibt ist einfach Fakt und ist kein Standpunkt.

Ja, sicher, wir reden über den freien Willen aka Entscheidungsfreiheit. Was das ist, ob es ihn gibt oder nicht und warum, ob er wünschenswert wäre oder nicht, was er bringen könnte oder verhindern könnte.

Was das aber mit Utilitarismus zu tun haben soll, ist mir unerfindlich.

Und wenn was einfach Fakt ist, dann braucht man darüber ja nicht weiter zu diskutieren.

Es gibt keinen freien Willen, aber ich sage nicht, was ich damit meine, es gibt ihn wegen des Determinimus nicht und es kann ihn sowieso nie geben. Was immer er ist.

Dann ist ja jetzt alles klar.

Wieso sollte das ein Widerspruch sein. Determinismus schließt den freien Willen GENERELL aus *Punkt*
Genau du sagst es selbst.

Mir geht es eigentlich ausschließlich darum, was man daraus ableiten muss.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1343600) Verfasst am: 13.08.2009, 16:57    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Determinismus schließt den freien Willen GENERELL aus. *Punkt*

Ach, und echter Zufall schließt den freien Willen etwa nicht generell aus? Mit den Augen rollen
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343605) Verfasst am: 13.08.2009, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Determinismus schließt den freien Willen GENERELL aus. *Punkt*

Ach, und echter Zufall schließt den freien Willen etwa nicht generell aus? Mit den Augen rollen

Das auch. Nur ich frage mich ein wenig wie es das geben kann...
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AdmiralT
der Gärtner war's



Anmeldungsdatum: 25.07.2009
Beiträge: 1209
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Beitrag(#1343606) Verfasst am: 13.08.2009, 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich merke, die eine Seite ruft das gibt es, die andere Seite ruft das gibt es nicht. Wenn beide Seite immer nur dasselbe rufen kommen wir nicht weiter. Also: ein neues Beispiel muss her.
Fangen wir mit einer einfachen Situation an. Es geht darum eine Entscheidung zu treffen. Würdet ihr die Tomate oder die Banane (zum essen) nehmen. Bitte wählt nur unter den beiden aus und sagt nicht keins von beiden, am anfang wollen wir ja einfache Beispiele.

Ps @ Tarvoc: Zufall gibts nicht!
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1343612) Verfasst am: 13.08.2009, 17:05    Titel: Antworten mit Zitat

AdmiralT hat folgendes geschrieben:
Fangen wir mit einer einfachen Situation an. Es geht darum eine Entscheidung zu treffen. Würdet ihr die Tomate oder die Banane (zum essen) nehmen. Bitte wählt nur unter den beiden aus und sagt nicht keins von beiden, am anfang wollen wir ja einfache Beispiele.

Ich nehme die Banane, weil ich gerade mehr Bock auf Banane habe.

Und nun? Die Entscheidung war nicht frei, stimmt's?

Aber die ganz, ganz furchtbar spannende Frage ist jetzt: wann genau wäre sie denn dAn "wirklich" frei gewesen? Welche Kriterien hätten erfüllt sein müssen?

Meine Kriterien für eine freie Entscheidung sind folgende: die Gründe für die Entscheidung, die Abwägung, die Bewertungen lagen in mir, bzw. sind meine Gründe.

Welches sind nun Deine?
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tischl
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Anmeldungsdatum: 13.08.2009
Beiträge: 4

Beitrag(#1343615) Verfasst am: 13.08.2009, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

@AgentProvocateur

Das Grundproblem ist doch, die Frage der Willensfreiheit ist ein säkulares Dogma, eine Art Religion. Sie betrifft das Selbstverständnis des Menschen fundamental.

Sich vom "freien Willen" zu lösen, ist ähnlich schwer, wie die Abkehr von Gott bzw. Allah. Wissenschaftlich gesehen ist das Problem klar, es kann keinen "freien Willen" geben, er kann nicht einmal definiert werden. Somit ist das Hauptproblem doch meist eine psychologische Panik: "Wer bin ich denn noch, wenn ich nicht einmal mehr einen "freien Willen" habe?"

Die berühmte narzisstische Kränkung, die man meint nicht aushalten zu können. Es ist wahrscheinlich sinnvoller, sich zu fragen, ob diese wirklich so dramatisch ist, wie sie es auf den ersten Blick zu sein scheint, statt die immer gleichen Argumente zu wälzen.
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1343617) Verfasst am: 13.08.2009, 17:15    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
AdmiralT hat folgendes geschrieben:
Fangen wir mit einer einfachen Situation an. Es geht darum eine Entscheidung zu treffen. Würdet ihr die Tomate oder die Banane (zum essen) nehmen. Bitte wählt nur unter den beiden aus und sagt nicht keins von beiden, am anfang wollen wir ja einfache Beispiele.

Ich nehme die Banane, weil ich gerade mehr Bock auf Banane habe.

Und nun? Die Entscheidung war nicht frei, stimmt's?

Aber die ganz, ganz furchtbar spannende Frage ist jetzt: wann genau wäre sie denn dAn "wirklich" frei gewesen? Welche Kriterien hätten erfüllt sein müssen?

Meine Kriterien für eine freie Entscheidung sind folgende: die Gründe für die Entscheidung, die Abwägung, die Bewertungen lagen in mir, bzw. sind meine Gründe.

Welches sind nun Deine?

Hier zeigt sich schon wieder bei dir kein freier Wille.. Dein Körper oder Hirn stellt (wahrscheinlich aus Magnesiummangel oder Unterzuckerung) fest, dass jetzt eine Banane besser wäre und lässt dich zu der Banane greifen.
Da ich gerade gegessen habe und somit satt bin, würde ich eigentlich weder das eine noch das andere essen wollen. Wenn ich wählen muss, dann eher die Tomate, weil sie weniger sättigt und mir danach weniger schlecht sein wird.
Deine Bedingungen, wann ein Wille frei sein soll, verstehe ich nicht oder bzw. sagt einfach überhaupt noch nicht aus, dass sie frei sind. Ein freier Wille wäre es eigentlich nur, wenn ich wirklich die Wahl hätte und mich in diesem Augenblick wirklich frei entscheiden könnte, aber das ist durch Determination unmöglich. Dadurch, dass es immer Gründe gibt, wieso ich etwas tue und wieso nicht, ist mein Wille nicht frei und hätte in dem Moment nicht anders handeln können.
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AdmiralT
der Gärtner war's



Anmeldungsdatum: 25.07.2009
Beiträge: 1209
Wohnort: Neuhaus

Beitrag(#1343627) Verfasst am: 13.08.2009, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Ich nehme die Banane, weil ich gerade mehr Bock auf Banane habe.

Und nun? Die Entscheidung war nicht frei, stimmt's?

Aber die ganz, ganz furchtbar spannende Frage ist jetzt: wann genau wäre sie denn dAn "wirklich" frei gewesen? Welche Kriterien hätten erfüllt sein müssen?

Meine Kriterien für eine freie Entscheidung sind folgende: die Gründe für die Entscheidung, die Abwägung, die Bewertungen lagen in mir, bzw. sind meine Gründe.

Welches sind nun Deine?


Stimmt. deine Entscheidung war nicht frei. Aber ich versuche mal das nicht einfach so im Raum Stehen zu lassen, sonst kommen wir ja nie vorwärts.
Wir müssen uns die Frage stellen warum du mehr Bock auf Banane hattest. War es vllt die Farbe, oder die Farbe in Kombination mit Geschmack. Ich weiß nicht wie lange deine letzte Banane her ist, aber vllt wolltest du wieder diesen tollen Geschmack wie es bei der letzten war. Dein Belonungszentrum im Hirn hat Signale gefeuert nach dem Motto ´lecker ich will wieder dieses tolle Gefühl`. Umgedreht zählt das natürlich auch für die Tomate. Vllt war deine letzte Tomate schlecht. Etwas schlechtes will dein Belohnungszentrum natürlich nicht und feuert keine Signale wegen der Tomate.
Vllt sendet dein Magen an dein Hirn ´Magen leer viel Hunger´ deine Augen sehen die beiden Früchte. Optisch erscheint dir die Banane größer als die Tomate. Der entschluss steht für dein Hirn fest bevor du nur Banane sagen kannst, die soll es sein.
Vllt fallen anderen Leuten noch andere Beispiele ein.

Aber ich hätte da noch ein schwereres Beispiel. Ähnliches Zenario nur diesmal liegen zwei Tomaten auf den Tisch die optisch in punkto größe keinen Unterschied haben.
Welche würdest du nehmen, die linke oder die rechte. (einfach mal mitmachen)
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1343628) Verfasst am: 13.08.2009, 17:28    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Das auch. Nur ich frage mich ein wenig wie es das geben kann...

Ich bin kein Experte, aber gibt es nicht Deutungen der Quantenphysik, die von objektiv unterdeterminierten Ereignissen ausgehen?
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#1343629) Verfasst am: 13.08.2009, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Deine Bedingungen, wann ein Wille frei sein soll, verstehe ich nicht oder bzw. sagt einfach überhaupt noch nicht aus, dass sie frei sind. Ein freier Wille wäre es eigentlich nur, wenn ich wirklich die Wahl hätte und mich in diesem Augenblick wirklich frei entscheiden könnte, aber das ist durch Determination unmöglich. Dadurch, dass es immer Gründe gibt, wieso ich etwas tue und wieso nicht, ist mein Wille nicht frei und hätte in dem Moment nicht anders handeln können.

Astrein, ich bin total begeistert, dann haben wir doch jetzt endlich, endlich, endlich mal ein Kriterium für einen "echten" freien Willen. Ein Wille ist demnach also "echt" frei, wenn er von nichts abhängt, von keinen Gründen, Präferenzen, Ursachen und so weiter, wenn er "einfach so" völlig überraschenderweise aus dem Nichts entstehen würde.

Du sagtest jedoch weiter oben, weil es keinen freien Wille gäbe, könnte es auch keine Verantwortlichkeit geben. Was im Umkehrschluss logischerweise bedeuten muss, dass, wäre ein "echter" freier Wille gegeben, Verantwortung berechtigt zugewiesen werden könnte.

Nun ist es aber allgemeiner Konsens, möchte ich mal dreist behaupten, dass das nicht stimmt. Für willkürliche Handlungen, die jemandem nur zustießen und so etwas wäre der freie Wille in Deiner Sicht, würde man sicher niemanden verantwortlich machen wollen.

Was nun?

Einen "echten freien Willen" in Deinem Sinne gibt es nicht und der wäre auch überhaupt nicht wünschenswert für einen vernünftigen Menschen. Aber das hat nichts, null, nada mit Verantwortung oder Schuld zu tun.

Für diese Konzepte ist nur die Frage entscheidend, ob Menschen ihre Handlungen hinreichend selber steuern können. Was nicht Letztverantwortlichkeit bedeutet.
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Gott_der_Luecke
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Beitrag(#1343640) Verfasst am: 13.08.2009, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

AdmiralT hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Ich nehme die Banane, weil ich gerade mehr Bock auf Banane habe.

Und nun? Die Entscheidung war nicht frei, stimmt's?

Aber die ganz, ganz furchtbar spannende Frage ist jetzt: wann genau wäre sie denn dAn "wirklich" frei gewesen? Welche Kriterien hätten erfüllt sein müssen?

Meine Kriterien für eine freie Entscheidung sind folgende: die Gründe für die Entscheidung, die Abwägung, die Bewertungen lagen in mir, bzw. sind meine Gründe.

Welches sind nun Deine?


Stimmt. deine Entscheidung war nicht frei. Aber ich versuche mal das nicht einfach so im Raum Stehen zu lassen, sonst kommen wir ja nie vorwärts.
Wir müssen uns die Frage stellen warum du mehr Bock auf Banane hattest. War es vllt die Farbe, oder die Farbe in Kombination mit Geschmack. Ich weiß nicht wie lange deine letzte Banane her ist, aber vllt wolltest du wieder diesen tollen Geschmack wie es bei der letzten war. Dein Belonungszentrum im Hirn hat Signale gefeuert nach dem Motto ´lecker ich will wieder dieses tolle Gefühl`. Umgedreht zählt das natürlich auch für die Tomate. Vllt war deine letzte Tomate schlecht. Etwas schlechtes will dein Belohnungszentrum natürlich nicht und feuert keine Signale wegen der Tomate.
Vllt sendet dein Magen an dein Hirn ´Magen leer viel Hunger´ deine Augen sehen die beiden Früchte. Optisch erscheint dir die Banane größer als die Tomate. Der entschluss steht für dein Hirn fest bevor du nur Banane sagen kannst, die soll es sein.
Vllt fallen anderen Leuten noch andere Beispiele ein.

Aber ich hätte da noch ein schwereres Beispiel. Ähnliches Zenario nur diesmal liegen zwei Tomaten auf den Tisch die optisch in punkto größe keinen Unterschied haben.
Welche würdest du nehmen, die linke oder die rechte. (einfach mal mitmachen)

naja mal angeommen die Tomaten sind wirklich absolut identisch... nur die eine Tomate liegt links und die andere rechts. Hier liegt es wahrscheinlich eher daran, welche Tomate mir zuerst ins Auge fällt. Ich werde wahrscheinlich nicht beide Tomaten gleich ansehen. Vielleicht nehm ich dann unterbewusst die, die mir am nächsten ist(erscheint), wo ich mich einen cm weniger anstrengen muss. das wäre vielleicht die rechte tomate, weil ich rechtshänder bin... oder ich würde vielleicht zuerst die rechte nehmen, ansehen ob sie ne macke hat... dann die linke nehmen und ansehen ob sie ne macke hat und wenn ich keinen unterschied merke, werde ich die linke behalten.
So ähnlich stelle ich mir das vor.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1343641) Verfasst am: 13.08.2009, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

AdmiralT hat folgendes geschrieben:
Stimmt. deine Entscheidung war nicht frei. Aber ich versuche mal das nicht einfach so im Raum Stehen zu lassen, sonst kommen wir ja nie vorwärts.
Wir müssen uns die Frage stellen warum du mehr Bock auf Banane hattest. War es vllt die Farbe, oder die Farbe in Kombination mit Geschmack. Ich weiß nicht wie lange deine letzte Banane her ist, aber vllt wolltest du wieder diesen tollen Geschmack wie es bei der letzten war. Dein Belonungszentrum im Hirn hat Signale gefeuert nach dem Motto ´lecker ich will wieder dieses tolle Gefühl`. Umgedreht zählt das natürlich auch für die Tomate. Vllt war deine letzte Tomate schlecht. Etwas schlechtes will dein Belohnungszentrum natürlich nicht und feuert keine Signale wegen der Tomate.
Vllt sendet dein Magen an dein Hirn ´Magen leer viel Hunger´ deine Augen sehen die beiden Früchte. Optisch erscheint dir die Banane größer als die Tomate. Der entschluss steht für dein Hirn fest bevor du nur Banane sagen kannst, die soll es sein.
Vllt fallen anderen Leuten noch andere Beispiele ein.

Mag alles sein. Na und?

AdmiralT hat folgendes geschrieben:
Aber ich hätte da noch ein schwereres Beispiel. Ähnliches Zenario nur diesmal liegen zwei Tomaten auf den Tisch die optisch in punkto größe keinen Unterschied haben.
Welche würdest du nehmen, die linke oder die rechte. (einfach mal mitmachen)

Ich nehme die linke. Und nun?

Ist für Dich denn eigentlich eine "freie" Entscheidung auch eine, die völlig unabhängig von allen Umständen ist? Aber warum sollte man sich solche Entscheidungen wünschen, das wäre doch ziemlich doof, oder nicht?
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Gott_der_Luecke
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Beitrag(#1343644) Verfasst am: 13.08.2009, 17:40    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Deine Bedingungen, wann ein Wille frei sein soll, verstehe ich nicht oder bzw. sagt einfach überhaupt noch nicht aus, dass sie frei sind. Ein freier Wille wäre es eigentlich nur, wenn ich wirklich die Wahl hätte und mich in diesem Augenblick wirklich frei entscheiden könnte, aber das ist durch Determination unmöglich. Dadurch, dass es immer Gründe gibt, wieso ich etwas tue und wieso nicht, ist mein Wille nicht frei und hätte in dem Moment nicht anders handeln können.

Astrein, ich bin total begeistert, dann haben wir doch jetzt endlich, endlich, endlich mal ein Kriterium für einen "echten" freien Willen. Ein Wille ist demnach also "echt" frei, wenn er von nichts abhängt, von keinen Gründen, Präferenzen, Ursachen und so weiter, wenn er "einfach so" völlig überraschenderweise aus dem Nichts entstehen würde.

Du sagtest jedoch weiter oben, weil es keinen freien Wille gäbe, könnte es auch keine Verantwortlichkeit geben. Was im Umkehrschluss logischerweise bedeuten muss, dass, wäre ein "echter" freier Wille gegeben, Verantwortung berechtigt zugewiesen werden könnte.

Nun ist es aber allgemeiner Konsens, möchte ich mal dreist behaupten, dass das nicht stimmt. Für willkürliche Handlungen, die jemandem nur zustießen und so etwas wäre der freie Wille in Deiner Sicht, würde man sicher niemanden verantwortlich machen wollen.

Was nun?

Einen "echten freien Willen" in Deinem Sinne gibt es nicht und der wäre auch überhaupt nicht wünschenswert für einen vernünftigen Menschen. Aber das hat nichts, null, nada mit Verantwortung oder Schuld zu tun.

Für diese Konzepte ist nur die Frage entscheidend, ob Menschen ihre Handlungen hinreichend selber steuern können. Was nicht Letztverantwortlichkeit bedeutet.

Wenn ich ausschließlich durch Determinationen in etwas hineingerate, kann ich faktisch keine Verantwortung noch Schuld haben. Das ist unmöglich.
Eigentlich Bedarf es einen freien Willen um Schuld und Verantwortung zu haben. Man könnte diese Schuld und Verantwortungslosigkeit eigentlich ausschließlich als "Unfähigkeit für "Richtiges Handeln" bezeichnen.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1343653) Verfasst am: 13.08.2009, 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Wenn ich ausschließlich durch Determinationen in etwas hineingerate, kann ich faktisch keine Verantwortung noch Schuld haben. Das ist unmöglich.

Das ist nicht richtig, im Gegenteil sogar. Für die Zuweisung von Verantwortung und Schuld ist es zwingend notwendig, dass die Entscheidungen und Handlungen durch den Handelnden, durch seine Präferenzen, Überlegungen, Wertungen usw. determiniert wurden.

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Eigentlich Bedarf es einen freien Willen um Schuld und Verantwortung zu haben.

Das ist höchst unplausibel. Wie oben schon mehrfach dargelegt.
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Marcellinus
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Beitrag(#1343676) Verfasst am: 13.08.2009, 18:36    Titel: Antworten mit Zitat

Wißt ihr eigentlich, was ihr die ganze Zeit hier treibt? Ihr habt den Begriff Determinismus soweit weichgeklopft, bis er so etwas bedeutet wie: Alles, was passiert, hat irgendeine Ursache und was Menschen betrifft, eine innere oder eine äußere. Wenn ich etwas tue, liegt der Grund dafür entweder in mir oder in einem äußeren Einfluß oder in einer Mischung aus beidem. Ohne Grund tue ich gar nichts.

Und, was sagt euch das jetzt? Das ist nicht Determinismus, das ist eine Tautologie, eine Selbstverständlichkeit.

Determinismus, angewendet auf menschliches Verhalten, will aber nicht eine Belanglosigkeit sein, sondern es geht ganz konkret um ein einziges Konzept, die Zurückweisung von Schuld und Verantwortung. Wenn jeder nur so handeln kann, wie er gehandelt hat, kann man ihn für seine Handlungen nicht verantwortlich machen. Richtig? Wenn das aber so ist, dann kann man auch niemandem verübel, wenn der anderen Schuld zuweist. Er tut nur, was er tut.

Warum diskutiert ihr hier? Ihr könnt niemanden zu einer anderen Meinung veranlassen. Also geht ihr davon aus, der andere könnte sich für eure Meinung entscheiden, könnte, nicht müßte. Oder schreib ihr hier nur, weil ihr so gerne schreibt? Manchmal hat man den Eindruck.

Ja, ja, da sind dann noch die inneren Faktoren, die bestimmen, determinieren den anderen eben auch. Argumentativ die Kurve zu kriegen, ist kein Problem, nur daß der Begriff Determinismus dann nicht mehr für das steht, was damit ursprünglich mal begriffen werden sollte. Denn nun komme ich mit der Schuld. Ich gebe einem Menschen die Schuld an den, was er getan hat. Und weil er so erzogen wurde, fühlt er sich nun schuldig, und bereut seine Taten. Und die anderen, die Zeuge dieses Geschehens werden, fühlen sich genötigt, solche Taten gar nicht erst zu versuchen. Wie sagte Mao so schön: einen bestrafen, um hundert zu erziehen.

Was hat also ein Determinist gegen die Idee von der Schuld? Lachen
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

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AdmiralT
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Beitrag(#1343697) Verfasst am: 13.08.2009, 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wißt ihr eigentlich, was ihr die ganze Zeit hier treibt? Ihr habt den Begriff Determinismus soweit weichgeklopft, bis er so etwas bedeutet wie: Alles, was passiert, hat irgendeine Ursache und was Menschen betrifft, eine innere oder eine äußere. Wenn ich etwas tue, liegt der Grund dafür entweder in mir oder in einem äußeren Einfluß oder in einer Mischung aus beidem. Ohne Grund tue ich gar nichts.....



Sehr schöne Zusammenfassung...
hätte eigentlich vollkommen gereicht...
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