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Lütz' Gott - Ein Demontagebericht (Update: 21.07.)
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Freikletterer
hat's überstanden.



Anmeldungsdatum: 20.05.2008
Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone

Beitrag(#1331459) Verfasst am: 20.07.2009, 09:13    Titel: Antworten mit Zitat

Bin jetzt schon ein paar Kapitel weiter.

Gestern war ich mit dem Teil über Galilei, Darwin und Einstein durch.
Was ich da las, hat mir zeitweise die Sprache verschlagen...

[Lütz-Modus]
Galilei war ein aufmüpfiger, starrköpfiger Spinner, dem es nur darum ging, Aufmerksamkeit zu erregen.
Besondere Erkenntnisse, Entdeckungen oder Erfindungen verdanken wir ihm eigentlich keine.
Die Kirche hatte das kopernikanische Weltbild ja (eigentlich) schon längst akzeptiert - schließlich ist es mit der Bibel ja sogar viel besser vereinbar als das ptolemäische.
Leider war die allgemeine politische/kirchliche Sitution damals (Refomration, 30-jähriger Krieg) äußerst angespannt, und dann muß dieser Starrkopf Galilei auch noch Öl ins Feuer gießen, indem er das Kopernikanische Weltbild als absolut gültige Wahrheit propagiert, was natürlich vollkommen unwissenschaftlich ist, da es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten gibt.
Er wurde vom Vatikan daraufhin freundlich gebeten, seine Theroien angesichts der angespannten Situation nicht als absolute Wahrheiten zu verkaufen und nicht so viel Wirbel darum zu machen.
Dem stimmte er zunächst ja zu, brach aber später sein Wort, was die Kirche natürlich zu drastischeren Schritten zwang.
[/Lütz-Modus]

Erbrechen

In ähnlicher Manier geht es weiter mit Darwin...Die Evolutionstheorie legt den Atheismus nicht nahe, im Gegenteil: Sie versetzt einen ob der minuziösen Planung in Staunen und Ehrfurcht - sie ist geradezu ein Beweis für die Existenz Gottes.

Das war ein starkes Stück gestern...hab mir dann zum Runterkommen gleich ein paar Seiten Deschner reinziehen müssen... Mr. Green
Bin gespannt auf tiny's Kommentar zu diesem Teil des Buches...
_________________
"22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"

- K.I.T.T.
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bizerba
als Doppelnick gesperrt



Anmeldungsdatum: 16.07.2009
Beiträge: 12

Beitrag(#1331463) Verfasst am: 20.07.2009, 09:37    Titel: Antworten mit Zitat

Freikletterer hat folgendes geschrieben:
Bin jetzt schon ein paar Kapitel weiter.

Gestern war ich mit dem Teil über Galilei, Darwin und Einstein durch.
Was ich da las, hat mir zeitweise die Sprache verschlagen...

[Lütz-Modus]
Galilei war ein aufmüpfiger, starrköpfiger Spinner, dem es nur darum ging, Aufmerksamkeit zu erregen.
Besondere Erkenntnisse, Entdeckungen oder Erfindungen verdanken wir ihm eigentlich keine.
Die Kirche hatte das kopernikanische Weltbild ja (eigentlich) schon längst akzeptiert - schließlich ist es mit der Bibel ja sogar viel besser vereinbar als das ptolemäische.
Leider war die allgemeine politische/kirchliche Sitution damals (Refomration, 30-jähriger Krieg) äußerst angespannt, und dann muß dieser Starrkopf Galilei auch noch Öl ins Feuer gießen, indem er das Kopernikanische Weltbild als absolut gültige Wahrheit propagiert, was natürlich vollkommen unwissenschaftlich ist, da es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten gibt.
Er wurde vom Vatikan daraufhin freundlich gebeten, seine Theroien angesichts der angespannten Situation nicht als absolute Wahrheiten zu verkaufen und nicht so viel Wirbel darum zu machen.
Dem stimmte er zunächst ja zu, brach aber später sein Wort, was die Kirche natürlich zu drastischeren Schritten zwang.
[/Lütz-Modus]

..


Kannst du eine wissenschaftliche Quelle angeben, die dieser heutigen Sicht der Geschichtsforschung im casus Galiliei widerspricht ?
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morgenstern
Zeugender Jehova



Anmeldungsdatum: 30.11.2006
Beiträge: 199
Wohnort: Bern, Shwaids

Beitrag(#1331477) Verfasst am: 20.07.2009, 10:22    Titel: Antworten mit Zitat

Starker Thread, tolle Leistung!

bravo Coole Sache, das... bravo

@Mods: Warum sehe ich da noch kein "Wichtig" vor dem Titel?
_________________
Don't fear the REAPER!
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Zynix
registrierter User



Anmeldungsdatum: 15.10.2008
Beiträge: 462

Beitrag(#1331489) Verfasst am: 20.07.2009, 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

bizerba hat folgendes geschrieben:
Freikletterer hat folgendes geschrieben:
Bin jetzt schon ein paar Kapitel weiter.

Gestern war ich mit dem Teil über Galilei, Darwin und Einstein durch.
Was ich da las, hat mir zeitweise die Sprache verschlagen...

[Lütz-Modus]
Galilei war ein aufmüpfiger, starrköpfiger Spinner, dem es nur darum ging, Aufmerksamkeit zu erregen.
Besondere Erkenntnisse, Entdeckungen oder Erfindungen verdanken wir ihm eigentlich keine.
Die Kirche hatte das kopernikanische Weltbild ja (eigentlich) schon längst akzeptiert - schließlich ist es mit der Bibel ja sogar viel besser vereinbar als das ptolemäische.
Leider war die allgemeine politische/kirchliche Sitution damals (Refomration, 30-jähriger Krieg) äußerst angespannt, und dann muß dieser Starrkopf Galilei auch noch Öl ins Feuer gießen, indem er das Kopernikanische Weltbild als absolut gültige Wahrheit propagiert, was natürlich vollkommen unwissenschaftlich ist, da es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten gibt.
Er wurde vom Vatikan daraufhin freundlich gebeten, seine Theroien angesichts der angespannten Situation nicht als absolute Wahrheiten zu verkaufen und nicht so viel Wirbel darum zu machen.
Dem stimmte er zunächst ja zu, brach aber später sein Wort, was die Kirche natürlich zu drastischeren Schritten zwang.
[/Lütz-Modus]

..


Kannst du eine wissenschaftliche Quelle angeben, die dieser heutigen Sicht der Geschichtsforschung im casus Galiliei widerspricht ?


Was für Quellen? Wozu?

Der Papst selbst hat Galileo rehabilitiert und erklärt, dass die Verurteilung falsch war. Dass Zweifel an einigen Veröffentlichungen Galileis existieren, heißt noch nicht, dass die Zweifel gerechtfertigt sind und schon gar nicht, dass damit alles von Galileo Lug und Trug ist.
Was Lütz sich da leistet, ist ein billiger, polemischer Verriss.

Interessanter ist es schon, dass die Kirche nach Lütz Meinung aus politischen Erwägungen mit der Wahrheit spielen darf und sie verleugnen darf ("Die Kirche hatte das kopernikanische Weltbild ja (eigentlich) schon längst akzeptiert") und Menschen verurteilen darf, die diese Wahrheit aussprechen. Was Lütz unter "freundlich gebeten" meint, angesichts drohender Folter und Scheiterhaufen, zeigt ebenfalls eigenartige Vorstellungen von Höflichkeit.

Sein Wahrheitsbegriff ist ebenfalls sonderbar. Zumindest von der Wissenschaft ist keine Wahrheit zu erwarten. Offen bleibt, ob es überhaupt Wahrheit gibt. Wenn, dann kann sie zumindest nur von der Kirche kommen. Was man feste glaubt wird Wahrheit - so vielleicht?
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."

LG
Zynix
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#1331490) Verfasst am: 20.07.2009, 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Freikletterer hat folgendes geschrieben:
Bin jetzt schon ein paar Kapitel weiter.

Gestern war ich mit dem Teil über Galilei, Darwin und Einstein durch.
Was ich da las, hat mir zeitweise die Sprache verschlagen...

[Lütz-Modus]
Galilei war ein aufmüpfiger, starrköpfiger Spinner, dem es nur darum ging, Aufmerksamkeit zu erregen.
Besondere Erkenntnisse, Entdeckungen oder Erfindungen verdanken wir ihm eigentlich keine.
Die Kirche hatte das kopernikanische Weltbild ja (eigentlich) schon längst akzeptiert - schließlich ist es mit der Bibel ja sogar viel besser vereinbar als das ptolemäische.
Leider war die allgemeine politische/kirchliche Sitution damals (Refomration, 30-jähriger Krieg) äußerst angespannt, und dann muß dieser Starrkopf Galilei auch noch Öl ins Feuer gießen, indem er das Kopernikanische Weltbild als absolut gültige Wahrheit propagiert, was natürlich vollkommen unwissenschaftlich ist, da es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten gibt.
Er wurde vom Vatikan daraufhin freundlich gebeten, seine Theroien angesichts der angespannten Situation nicht als absolute Wahrheiten zu verkaufen und nicht so viel Wirbel darum zu machen.
Dem stimmte er zunächst ja zu, brach aber später sein Wort, was die Kirche natürlich zu drastischeren Schritten zwang.
[/Lütz-Modus]

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Ist das jetzt ein Zitat oder paraphrasiert?

Die Argumentationslinie entspricht der katholischen Apolegetik in der Sache.
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Freikletterer
hat's überstanden.



Anmeldungsdatum: 20.05.2008
Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone

Beitrag(#1331515) Verfasst am: 20.07.2009, 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ist das jetzt ein Zitat oder paraphrasiert?

Die Argumentationslinie entspricht der katholischen Apolegetik in der Sache.

Sorry, das hab ich wohl nicht klar genug gemacht.

Nein, das ist kein Zitat. Wollte gestern abend noch ein paar Stellen aus dem Buch zitieren, bin aber dann nicht mehr dazugekommen.
Da ich das Buch momentan nicht zur Hand habe, habe ich nur sinngemäß nach meiner Erinnerung zusammengefaßt - sorry nochmal... Verlegen
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Freikletterer
hat's überstanden.



Anmeldungsdatum: 20.05.2008
Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone

Beitrag(#1331523) Verfasst am: 20.07.2009, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zynix hat folgendes geschrieben:
bizerba hat folgendes geschrieben:
Freikletterer hat folgendes geschrieben:
[...]


Kannst du eine wissenschaftliche Quelle angeben, die dieser heutigen Sicht der Geschichtsforschung im casus Galiliei widerspricht ?


Was für Quellen? Wozu?

Der Papst selbst hat Galileo rehabilitiert und erklärt, dass die Verurteilung falsch war. Dass Zweifel an einigen Veröffentlichungen Galileis existieren, heißt noch nicht, dass die Zweifel gerechtfertigt sind und schon gar nicht, dass damit alles von Galileo Lug und Trug ist.
Was Lütz sich da leistet, ist ein billiger, polemischer Verriss.

Interessanter ist es schon, dass die Kirche nach Lütz Meinung aus politischen Erwägungen mit der Wahrheit spielen darf und sie verleugnen darf ("Die Kirche hatte das kopernikanische Weltbild ja (eigentlich) schon längst akzeptiert") und Menschen verurteilen darf, die diese Wahrheit aussprechen. Was Lütz unter "freundlich gebeten" meint, angesichts drohender Folter und Scheiterhaufen, zeigt ebenfalls eigenartige Vorstellungen von Höflichkeit.

Sein Wahrheitsbegriff ist ebenfalls sonderbar. Zumindest von der Wissenschaft ist keine Wahrheit zu erwarten. Offen bleibt, ob es überhaupt Wahrheit gibt. Wenn, dann kann sie zumindest nur von der Kirche kommen. Was man feste glaubt wird Wahrheit - so vielleicht?


Ich stimme Deiner Meinung zu, muß aber darauf hinweisen, daß Lütz das nicht so gesagt hat - hab das in meinem vorherigen Post schon richtiggestellt.

Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich heute abend vielleicht noch die entsprechenden Stellen hier zitieren.
Das "freundlich gebeten" hat Lütz nicht so gesagt, es kam aber so herüber - ebenso, daß die Kirche das kopernikanische Weltbild akzeptiert hätte, war deutlich zwischen den Zeilen herauszulesen.

Sorry nochmals für die Verwirrung. Verlegen
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Zynix
registrierter User



Anmeldungsdatum: 15.10.2008
Beiträge: 462

Beitrag(#1331790) Verfasst am: 20.07.2009, 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

Freikletterer hat folgendes geschrieben:
...
Ich stimme Deiner Meinung zu, muß aber darauf hinweisen, daß Lütz das nicht so gesagt hat - hab das in meinem vorherigen Post schon richtiggestellt.
...
Sorry nochmals für die Verwirrung. Verlegen

Finde ich so dramatisch nicht, hat sich ja zügig geklärt, die Situation Smilie

Und es hat gut getan, das zu kritisieren, was keineswegs abwegig wäre, anzunehmen, dass ein Atheistenkritiker so geäußert würde haben können zwinkern
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tiny
Feminella breva



Anmeldungsdatum: 29.12.2008
Beiträge: 170
Wohnort: Nürnberg

Beitrag(#1331952) Verfasst am: 21.07.2009, 12:52    Titel: Antworten mit Zitat

Zynix hat folgendes geschrieben:
tiny hat folgendes geschrieben:
Hast du schonmal erlebt, dass dich ein stichhaltiges Argument oder eine neue Information zu einer Meinungsänderung veranlasst hat?
...
Das mit den Argumenten klappt, wenn es darum geht, welche Automarke ich mir kaufe.

Aber doch nicht beim "Glauben". Das ist ein Widerspruch in sich. Glaube und Argumente passt zusammen wir Gewissheit im Glauben. Das erweckt den Anschein, als könne Glaube von Wissen gestützt werden. Nur ist Gewissheit eben kein Glaube mehr. Glaube ist "es nicht Wissen" und daher unabhängig von logischen Argumenten.
So sehe ich das ...
Ja, gut, wenn du Gewissheit und Glaube so gegenüberstellst und das Wort 'Wissen' in einem objektiven - und nicht subjektiven - Sinne verwendest, hast du natürlich recht.
In Glaubensdingen spielt aber (subjektive) Gewissheit meiner Ansicht nach eine große Rolle. 'Glaube' ist dann natürlich ein schwammiger Begriff, der ein ganzes Spektrum von Graden der Gewissheit abdeckt. Glaube, der lebenswichtige Entscheidungen beeinflusst, hat subjektiv einen sehr hohen Grad der Gewissheit; wenn z.B. Zeugen Jehovas lebensrettende Bluttransfusionen für ihr Kind verweigern, spricht das dafür, dass sie sich verdammt sicher sind, dass ihr Glaube zutrifft (sozialer Druck spielt natürlich auch mit rein, wie man bei Heaven's Gate gesehen hat, aber diesen Faktor kann man, denke ich, nicht einfach verallgemeinern).

Was die Argumente angeht: Es gibt auch emotionale bzw. emotional gefärbte Argumente, und mit denen fängt man Menschen am einfachsten.

Freikletterer hat folgendes geschrieben:
... als absolut gültige Wahrheit propagiert, was natürlich vollkommen unwissenschaftlich ist, da es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten gibt.
Jaaaahahahahahahahaaaa, über die Stelle hab ich mich so derbst amüsiert! Vor allem weil Galileo einer der ersten Wissenschaftler war, die strukturierte Experimente durchgeführt haben, und er seine Hypothesen auf eine Kombination von Beobachtungen und mathematische Berechnungen gestützt hat, von der Ockham recht angetan gewesen wäre. Aber die Kirche, ach, die Kirche war der Wissenschaftsphilosophie der Zeit natürlich schon um Jahrhunderte voraus und hat Popper und Co. antizipiert, um die Gesellschaft vor dem verderblichen Einfluss der Behauptung absoluter Wahrheit zu beschützen.

morgenstern hat folgendes geschrieben:
Starker Thread, tolle Leistung!
*sanft erröt* Ich danke artigst.



Ich mach mal weiter hier...

Der Gott der Kinder - Von der Selbstverständlichkeit des Glücks

Seite 71

Kinder sind keine Atheisten. Nie.
Das ist theistisches Wunschdenken.
Kinder glauben, was ihre Eltern ihnen sagen. Deshalb glauben die Kinder von Moslems an Allah, die Kinder von Christen an Yahweh, die Kinder von Hindus an Shiva und Co, und die Kinder von gemeinen Eltern an das Monster unter ihrem Bett, das sie beißt, wenn sie nochmal mitten in der Nacht aufstehen, um Eis aus dem Kühlschrank zu klauen.
Kinder, die auf ihre Fragen ausschließlich eine naturwissenschaftliche Erklärung oder ein aufrichtiges 'Das weiß ich nicht' als Antwort bekommen, bleiben hingegen ihre ganze Kindheit über genau so ohne Gottesbegriff (und daher im wahrsten Sinne des Wortes atheistisch), wie sie aus dem Mutterleib gekommen sind.


72f
Ich bin erleichtert zu sehen, dass Lütz trotz allem in der Lage ist, über mehrere Seiten hinweg nur nette Dinge zu sagen.


78
Nie sind Kinder Atheisten, denn sie erleben das Leben als wunderbar.
Ich verweise an dieser Stelle auf meine Zitate aus den Dekonversionsberichten von Ex-Christen.

Lütz geht auf dieser Seite davon aus, dass Dinge einem notwendigerweise kein Staunen mehr entlocken, sobald man glaubt, sie verstanden zu haben. Ich kann dazu nur sagen, dass ich persönlich große Freude und Befriedigung aus meinem Wissen ziehe, und immer wieder über die faszinierenden Phänomene und Zusammenhänge staunen kann, von denen das Universum, in dem wir leben, durchzogen ist. Außerdem habe ich bis jetzt noch von keinem modernen Wissenschaftler gehört, der 1. nicht völlig begeistert von selbst den grundlegendsten Mechanismen seines jeweiligen Fachbereiches war und 2. unter dem Eindruck gelebt hat, dass es für ihn eines Tages nichts neues mehr zu entdecken geben wird.
Wenn du dich jemals für irgend ein wissenschaftliches Gebiet begeistern lassen willst, geh auf youtube.com und such nach Vorträgen zu dem Thema.


79
Lütz stellt hier die erfahrungszentrierte Herangehensweise von Kindern der erkenntnisorientierten Herangehensweise von Wissenschaftlern gegenüber. Dabei scheint er zu übersehen, dass Menschen nicht auf eine einzige Herangehensweise an natürliche Phänomene festgelegt sind. Auch ein Biologe, der ein Gänseblümchen 'als Korbblütler entlarvt', kann dieses Gänsblümchen bewundernd ansehen, es schön finden und in irgendwelche philosophischen oder poetischen Überlegungen abschweifen; außerdem gibt es nicht wenige Menschen, die eine Leidenschaft für Taxonomie und Klassifizierung haben und denen es eine kindliche Freude bereitet, den physiognomischen Baum des Lebens mit dem genetischen zu vergleichen und sich darüber zu zanken, welcher von beiden in der Biologie das bessere Erkenntnisinstrument darstellt. Es ist sogar diese spielerische, affektive Faszination, die Menschen - oft von Kindheit an - zu ihrem jeweiligen Wissenschaftsgebiet hinzieht.
Desweiteren stellt Lütz die wissenschaftliche Erkenntnisweise als 'beschränkt' dar, ohne ihre spezifische Überlegenheit zu erwähnen, die unter anderem von den Ergebnissen der Kognitionspsychologie bestätigt wird:
Die erfahrungsorientierte, 'unvoreingenommene' Herangehensweise von Kindern ist nämlich nicht unvoreingenommen und führt zu einem subjektiv verzerrten Bild der Wirklichkeit. Die Wissenschaftliche Methode hingegen ist darauf ausgelegt, alle bekannten Quellen von Subjektivierung so weit wie möglich zu kontrollieren und damit einer objektiven Erkenntnis nahe zu kommen.
Eine Liste der über 100 bekannten kognitiven Selbsttäuschungsmechanismen findest du hier: http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_cognitive_biases

Als Psychologe sollte sich Lütz eigentlich der Unsicherheit subjektiver Erfahrung bewusst sein und sie nicht so leichtfertig als der wissenschaftlichen Erkenntnisweise ebenbürtig darstellen, wenn es um existenzielle Fragen geht, wie die nach dem Sein oder Nicht-Sein von Göttern.

Du hast gesagt, Götter seien mit dem Verstand nicht gut zu erkennen, aber wenn sie objektiv existent sind, müssen sie mit objektivierenden Methoden nachweisbar sein. Sind sie es nicht, ist das persönliche 'Wissen', dass Götter existieren, nicht aussagekräftiger als das persönliche 'Wissen' eines Schizophrenen, dass der Wasserhahn sprechen kann.
Oder um es mit Nietzsche zu sagen: "Ein gelegentlicher Spaziergang durch die Irrenanstalt zeigt, dass Glaube überhaupt nichts beweist."


80
Durch die konkrete Befassung mit dem Geigenspiel entwickelt sich das Gehirn auf nützliche Weise.
Das stellt den Sachverhalt falsch dar, und zwar aus zwei Gründen:
1.Nützlichkeit ist ein vom Menschen entworfener, wertender Begriff. In der Natur gibt es einen solchen Begriff nicht; dort pflanzt man sich nur mehr oder weniger erfolgreich fort.
2.Der Begriff der Nützlichkeit unterstellt außerdem, dass sich das Gehirn verändert um die Steuerung des kleinen Fingers zu verbessern. Tatsächlich besteht hier aber nur ein Ursache-Wirkung-Zusammenhang. Ein Teil des Gehirns wird häufig verwendet -> der betroffene Teil differenziert sich aus.

Auch mit der Formulierung, dass Eigenschaften 'aussortiert' werden, hebt Lütz auf einen teleologischen Aspekt ab. Damit fügt er dem blinden, ungerichteten Prozess der Evolution den für theistische Weltbilder typischen 'Das Universum hat eine Absicht'-Spin hinzu.


81
Jedenfalls aber hat Nützlichkeit nichts mit Wahrheit zu tun.
An dieses Zitat sollte sich Lütz erinnern, wenn er aufzeigt, dass Glaube an Yahweh eine mögliche Methode ist, um mit existenzieller Angst und diversen Krisensituationen umzugehen.


82
Die Osterhasengeschichte
Lütz berichtet hier, wie Eltern ihre Kinder belügen, in der Absicht, ihnen eine 'schöne' Illusion zu lassen. Diese Absicht in allen Ehren, aber die Eltern unterstellen ihren Kindern hier, dass sie eine Lüge der Realität vorziehen, weil sie selbst diese Lüge und die Freude ihrer Kinder daran niedlich finden. Die Geschichte mit dem Osterhasen und vor allem die vom Weihnachtsmann dient also in erster Linie dazu, den Erwachsenen ein romantisiertes Bild der Kindheit zu ermöglichen.
Die Tränen und die Enttäuschung über die Erkenntnis, von seinen Vertrauenspersonen willentlich belogen worden zu sein, die für die Kinder mit der Erkenntnis der Wahrheit über den Weihnachtsmann einhergehen, werden von den Eltern in Kauf genommen. Das Entsetzen, das sie selbst seinerzeit über diesen Vertrauensbruch empfunden haben, ist längst vergessen und wird rückblickend als 'kindisch' verlacht. Doch dieses Entsetzen war real, und auch wenn die Wunde heilt: In dem Moment der Erkenntnis, von den eigenen Eltern wissentlich und willentlich belogen worden zu sein, brach die Kinderwelt, die die damaligen Erwachsenen ihnen gebaut hatten, in sich zusammen.
Warum glauben Eltern, das Recht zu haben, ihren Kindern eine Scheinwelt vorzugaukeln? Mit welchem Recht enthalten sie ihren Kindern die Wahrheit vor? Weil sie selbst diese Wahrheit für 'weniger zauberhaft' halten? Haben sie sich je die Mühe gemacht, ihre Kinder zu fragen, ob sie lieber eine 'süße' oder eine wahre Antwort auf ihre Fragen bekommen würden?

... stellte sich auch hier bei mir der arrogante Erwachsenenreflex ein: Man wusste einfach mehr als das Kind...
Arrogant ist nicht das Wissen, arrogant ist die Annahme, dass ein Kind ohne dieses Wissen zufriedener ist, als eines, dem man die Wahrheit sagt.

... dass es ja der ... Onkel war und nicht ein schieres Wunder...
Arrogant wird der Erwachsene außerdem an dem Punkt, an dem er der Meinung ist, das etwas, das er als Erwachsener für ein Wunder hält, auf jeden Fall ein 'echtes' Wunder sein muss.

Und war das Abendgebet des Kindes, in dem es Gott für all das Schöne dieses Tages von Herzen dankte, nicht vielleicht doch näher an der Wahrheit, als der Kassenbon aus dem Lebensmittelladen, der hässlich auflistete, wie viel das ganze Schokoladenzeug gekostet hatte?
Nein. Denn der Kassenbon und der Fakt, dass der Onkel und nicht ein Wunder Schokolade vom Himmel regnen ließ, sind objektiv beobacht- und nachweisbar, während der Glaube des Kindes, ein Gott habe Schokolade regnen lassen, nicht mit den Fakten übereinstimmt.
Lütz befürwortet hier die romantische Verklärung von Unwissenheit und Lüge, die Bevormundung von Kindern und den Missbrauch kindlichen Vertrauens zur Befriedigung seines eigenen Bedürfnisses, Kindheit als etwas 'zauberhaftes' wahrzunehmen.


84
Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?
Warum ist überhaupt Yahweh und nicht vielmehr nichts?
Aber ernsthaft: Niemand weiß, warum es das Sein gibt. Und weißt du was? Daran ändert sich auch nichts, wenn du das Wort 'Gott' über diese Wissenslücke klebst, damit du sie nicht mehr sehen musst.


85f
... dass alles in Wahrheit - total sinnlos ist...
Wenn Ihnen dieser Gedanke dann aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht wirklich gelingt, dann würde ... Nietzsche ... Ihnen zumindest heimlichen Glauben an eine sinnsetzende ... Instanz vorwerfen...

Und damit hat Nietzsche meiner Ansicht nach recht. 'Sinn' ist ein ebenso menschgemachtes Konstrukt wie 'Gerechtigkeit' oder 'Nützlichkeit'. Unseren kognitiven Mechanismen ist es eigen, nach Sinnzusammenhängen zu suchen, die - so vermute ich - ein Nebenprodukt der Ursache-Wirkung-Hypothese und der menschlichen Tendenz zur Anthropomorphisierung darstellt.
Die Natur kennt so etwas wie Sinn nicht. Sinn besteht nur da, wo Menschen durch ihre Wahrnehmung bzw. Interpretation Sinn in die Welt hineindeuten, und da, wo sie einem subjektiv sinnerfüllten Handeln nachgehen.
Sinn ist ein tiefes menschliches Bedürfnis, dem wir genau so ausgeliefert sind wie dem Durst. Doch zugleich sind wir frei zu entscheiden, wie wir dieses Bedürfnis stillen:
Entweder wir unterstellen dem gesamten Universum per se einen geheimnisvollen, unergründlichen Sinn, der dem Universum von einer ebenso geheimnisvollen und unergründlichen äußeren Institution in Form eines Masterplans aufgedrückt wird.
Oder wir beschränken uns darauf, unser eigenes Leben mit subjektiv sinnvollen Handlungen zu füllen, was sowohl unserem Bedürfnis, als auch der objektiven Sinnlosigkeit der Welt Rechnung trägt.

Kinder sind keine Atheisten, weil sie die Selbstverständlichkeit der Geborgenheit in einer Welt voller Sinn erleben, und das ist die Vorraussetzung für so etwas wie Glück.
Lütz unterstellt hier wieder etwas. Denn ob eine sinnerfüllte Welt Geborgenheit mit sich bringt, hängt vom Sinn ab. Unterstellt man einen positiven, ist es wohl so. Doch gerät z.B. ein gläubiger Mensch unverschuldet in eine Krise und er interpretiert diese Krise - sinngebend - als Strafe für ein Fehlverhalten, wird das dazu führen, dass er sich schlecht fühlt.

Und dann drängt sich hier noch die Frage auf: Was ist 'Glück'?
Für mich ist Glück, etwas zu tun, das mich in irgend einer Weise befriedigt - sei es mit meinem Schatz zusammen zu sein, mit einer Freundin zu quatschen, etwas neues zu lernen, etwas leckeres zu essen, jemandem eine Freude zu machen, eine Aufgabe gut zu bewältigen... Ich brauche dazu keine Götter. Und das Gefühl der Geborgenheit kommt, wenn ich im Moment aufgehe und ganz im hier und jetzt handle und genieße.



Der Gott der Lehrer - Verschwörung in der Kellerbar

89

Und was wir dadurch ausgerechnet im christlichen Religionsunterricht lernten, war im Ergebnis die Gleich-Gültigkeit aller Religionen.
Es ist verständlich, dass Lütz der Meinung ist, seine persönliche Religion sei wahrer als jede andere Religion auf dem Planeten. Mir persönlich ist jedoch keine Eigenschaft des christlichen Mythos und seiner Quellen bekannt, die ihn glaubwürdiger machen würde als jede andere Religion, und ich habe mich wirklich ausgiebig mit der Bibel und den Argumenten und Beweisen unzähliger Apologeten beschäftigt. Alles, was ich dadurch in Erfahrung bringen konnte, spricht dafür, dass die Bibel ein Märchenbuch aus dem Nahen Osten ist, und das Neue Testament nur durch gute gesellschaftliche Voraussetzungen im Verbreitungsraum und die gezielte, strategisch gut durchdachte Propaganda von Paulus von Tarsos weltweit populär gemacht wurde.


90
Lütz stellt hier die Suche nach 'der wahren Religion' als eine Phase jugendlichen Leichtsinns dar, was die Gleichberechtigung aller Religionen implizit noch einmal als dumm und auch als kindisch charakterisiert. Er macht sich damit über die Menschen lustig, die trotz Interesse noch keine befriedigenden Beweise für die Wahrheit bestimmter Glaubensinhalte gefunden haben. Damit wiederum verlacht er Skeptizismus und das gewissenhafte Prüfen aller verfügbaren Optionen.
Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er es begrüßen würde, wenn ein Mensch einfach zu irgend einem Zeitpunkt und ohne besonderen Grund bei einer Religion bleibt (anstatt alle aus Mangel an Beweisen als unwahr anzusehen). Und ich mir sicher, dass er jeden als im Irrtum ansehen würde, der nicht zufällig gerade Christ ist, wenn er seine Suche aufgibt.


92
... in der Hauptstadt der Azteken waren grausame Menschenopfer an der Tagesordnung.
Zentrales Motiv des Christentums ist ein überaus grausames Menschenopfer, dessen platische Darstellung in sämtlichen Kirchen hängt. Yahweh konnte damals nämlich bei aller Allmacht nicht ohne Blutopfer Sünden vergeben. Und wenn er der ganzen Menschheit auf einmal die Option zur Errettung vor dem ewigen Höllenfeuer/der Annihilierung anbieten soll, muss es schon der eigene Sohn sein, damit es klappt. Ein Sohn, der nur gezeugt wurde, um ihn dann langsam und qualvoll vor den Augen der Welt zu töten. Wie ein Stier in Pamplona.

Eine Verklärung der Natur- und Stammesreligionen und ihrer schrulligen bis grausamen Göttergestalten entbehrt also bei genauerer Betrachtung jeder Grundlage.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass Lütz' Version von Yahweh nichts mit der Bibel zu tun hat (schonmal das Alte Testament gelesen?). Warum er seinen Yahweh trotzdem als 'christlich' bezeichnet, ist mir schleierhaft.

Wer jedenfalls ernsthaft nach Gott sucht, wird da nicht fündig.
Das hängt ganz davon ab, nach was für einem Gott man sucht. Der Yahweh des Alten Testaments hätte sich mit den blutgierigen Aztekengöttern jedenfalls sehr gut verstanden - also, mal abgesehen von seinem Eifersuchtskomplex.


93
Lütz bemängelt hier den Hinduistischen Götterhimmel als überfüllt. Anscheinend hat er sich nicht tiefergehend mit dieser Religion auseinandergesetzt, denn sonst wüsste er, dass all diese vielen Götter nur unterschiedliche Gestalten, Stimmungen und Funktionen des männlichen Shiva und der weiblichen Shakti darstellen, die wiederum nur die beiden Seiten ein und desselben göttlichen Prinzips sind. In seiner Essenz ist der Hinduismus damit eine monotheistische Religion.


95
Man hat den Buddhismus deswegen sogar eine atheistische Religion genannt. Doch auch das ist missverständlich, denn ausdrücklich gegen den Glauben an einen Gott spricht er sich auch nicht aus.
Atheismus. A-Theos. Ohne Gott. Ein System ohne Gott ist ein atheistisches System. Die Definition eines atheistischen Systems verlangt nicht notwendig die Wendung gegen Götter, sondern ist ausreichend mit dem Fehlen von Göttern erfüllt.
Zu sagen, dass ein System wie z.B. das Strafgesetzbuch der BRD atheistisch ist, ist zwar vergleichbar mit der Aussage, dass in Bratwurst keine Blaubeeren zu finden sind, aber Bratwürste sind faktisch genau so blaubeerfrei, wie das Strafgesetzbuch götterfrei ist.


96
Für Siddharta Gautama war nämlich das Wirrwar des hinduistischen Götterhimmels wahrscheinlich noch viel abschreckender...
Lütz unterstellt mythischen Figuren seine eigene xenophobe Abscheu.


97
Die Bücherregale in den Bücherläden sind voll von Machwerken, in denen Herr Müller oder Meier aus Berlin-Hohenschönhausen erklärt, wie er plötzlich beim Guru Hinz oder Kunz in der Nähe der S-Bahn-Station Berlin-Sichtenfels das Eigentliche beim meditativen Betrachten eines Schlüsselbundes erfuhr. Solche "religiösen" Lächerlichkeiten...
Im Kapitel zuvor hat Lütz noch die Wahrheit an sich in Frage gestellt und das Naive, Kindliche, Verzauberte und Unwissende als gut und fördernswert dargestellt. Hier zerreißt er sich voller Gehässigkeit, Arroganz, Intoleranz und Selbstgerechtigkeit das Maul über die wahren, aufrichtigen Erfahrungen von wahren, aufrichtig suchenden Menschen. Hätten diese Menschen 'das Eigentliche' beim Beten vor einem Kreuz erfahren, würde sich Lütz vor Freude überschlagen; doch da die mythischen Erfahrungen dieser Menschen nicht in seine enge Definition dessen passen, was wahr sein kann, sieht er sich in der Position, die Erfahrungen dieser Menschen abzuwerten.


99
Lütz spricht hier von "anderen Offenbarungsreligionen", ohne zu erklären, warum er dem Christentum eine besondere Stellung unter diesen Religionen zudenkt.

Auch zeigt er auf dieser Seite, dass er sich nicht tief genug mit dem Buddhismus auseinandergesetzt hat, um zu verstehen, dass das buddhistische 'Nichts' ein positives Nichts ist. Und zwar kein Nichts im Sinne von Nicht-Existenz, sondern eines im Sinne von Leere. Wenn es dich interessiert, kann ich mal versuchen, es dir zu erklären, alldings müsste ich mich vorher nochmal ein bisschen einlesen.
Oder du könntest dir von Annette 'Das Tibetische Buch vom Leben und Sterben' von Sogyal Rinpoche ausleihen, darin ist die buddhistische Philosophie - und Mythologie, aber die kann man einfach überlesen - für westliche Denkstrukturen erklärt. Mir persönlich gibt es immer ein Hochgefühl, darin zu lesen, weil die buddhistische Weltsicht sehr schön und friedlich ist. Das ist ein bisschen wie spiritueller Urlaub, ehe es zurück in die weniger federleichte Realität geht.

Zuguterletzt zeigt Lütz, dass er die sehr simple, logische und nachvollziehbare Grundthese des Buddhismus nicht begriffen hat: Menschen leiden, weil sie etwas wollen, das für sie nicht oder nicht mehr erreichbar ist. Hören sie auf, etwas zu wollen, das für sie nicht oder nicht mehr erreichbar ist, hört auch ihr Leid auf.
Dass Lütz als überzeugter Christ hier eine Denksperre hat, ist klar, denn die christliche Weltsich speist sich ja ganz und gar aus dem Leiden, vor allem dem eines gewissen Jesus, das unter keinen Umständen aufgelöst werden darf.


100
Die Philosophie war damit stets in der Nähe der systematischen methodischen ... Wissenschaft angesiedelt.
Das ist jetzt Haarspalterei, aber tatsächlich haben sich die Wissenschaft und die Wissenschaftliche Methode aus der Philosophie heraus entwickelt. Die einzelnen Disziplinen haben sich erst über die Jahrhunderte ausdifferenziert; die jüngsten Sprösslinge sind meines Wissens nach Pädagogik, Psychologie und Soziologie - in der Reihenfolge -, die älteste ist glaub ich die Mathematik.


102 ff
Lütz verwendet hier einen ähnlichen Trick wie auf Seite XIII.
Faktisch liegt vor, dass verschiedene Religionen Erkenntnisse und Weisheiten beinhalten, die miteinander und auch mit einigen der Erkenntnisse und Weisheiten des Christentums übereinstimmen. Statt hierin jedoch eine in allen Religionen zu findende Annäherung an einen gemeinsamen wahren Kern zu sehen, etikettiert er das gesamte Christentum als Einzig Wahre Wahrheit, die von den 'kleinen' Wahrheiten der übrigen Religionen nicht relativiert, sondern vielmehr bestätigt wird.
Mit der gleichen Berechtigung könnte ich nun behaupten, dass der Hinduismus die Einzig Wahre Wahrheit darstellt, an die sich alle anderen Religionen nur ansatzweise annähern.


104
Damit bekommen alle Religionen der Welt einen tiefen Sinn im Plan Gottes mit der Welt, als eine liebevolle Erziehungsmaßnahme Gottes für die Menschheit.
Wenn Yahweh damit alle Religionen in gewisser Weise gutheißt und mit ihnen die Menschheit liebevoll erziehen will, stellt sich die Frage, warum die - laut Lütz vom Heiligen Geist geführte - Geschichte der christlichen Kirche soviel Blutvergießen unter Nicht-Christen, Apostaten, Ketzern, Häretikern usw. beinhaltet. Ist Yaweh doch weiterhin der mordlüsternde, blutgierige Psychopath, den moralische Menschen schon im Alten Testament zu verachten lernen? Wenn ja, wie kann ein solcher Gott das Gefühl vermitteln, in der Welt geborgen zu sein? Wie kann jemand auf die Idee kommen, dieser Gott wäre Liebe?
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Zuletzt bearbeitet von tiny am 21.07.2009, 22:37, insgesamt einmal bearbeitet
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Norton
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Beitrag(#1331969) Verfasst am: 21.07.2009, 13:08    Titel: Antworten mit Zitat

Wie um Himmelswillen sollen wir und du weitere 200 Seiten aushalten? Weinen
Und druckst du das dann eigentlich aus, lässt es Thermobinden um es deinem Großvater zu geben? Oder hat er Internetz und liest mit? Sehr glücklich
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Freikletterer
hat's überstanden.



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Beitrag(#1332048) Verfasst am: 21.07.2009, 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

tiny hat folgendes geschrieben:
[...]

Ganz große Klasse! Daumen hoch!
Ich sehe, daß die Widersprüche und Falschheiten, die mir beim Lesen aufgefallen sind, nur die Spitze der Spitze eines gewaltigen Eisberges ausmachen...

...und dementsprechend dilettantisch mag sich mein Kommentar von gestern ausnehmen, aber es ging mir nach dem Abschicken jenes Beitrages deutlich besser! Mr. Green

Ich freu mich schon auf Deinen Kommentar zu Galilei, Darwin und Co - da geht's nämlich richtig zur Sache!
_________________
"22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"

- K.I.T.T.
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tiny
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Beiträge: 170
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Beitrag(#1332087) Verfasst am: 21.07.2009, 15:25    Titel: Antworten mit Zitat

Norton hat folgendes geschrieben:
Wie um Himmelswillen sollen wir und du weitere 200 Seiten aushalten? :cry:
Ich hab sie schon hinter mir ô.o
Zitat:
Und druckst du das dann eigentlich aus, lässt es Thermobinden um es deinem Großvater zu geben? Oder hat er Internetz und liest mit? :D
Ich wollte es ihm per lulu.de binden lassen, und sofern zu dem Zeitpunkt noch Interesse besteht, werde ich das Projekt öffentlich zugänglich machen, dann kann sich jeder ein Exemplar bestellen. Tantiemen werde ich selbstredend keine aufschlagen; das hier ist purer Idealismus :D Das .pdf zum Selberdrucken gibt es dann auch für umsonst auf lulu.de, ich verteil es aber auch gern per mail - unter dem Vorbehalt, den ich in meine Eingangspost geschrieben habe.

Freikletterer hat folgendes geschrieben:
Ich sehe, daß die Widersprüche und Falschheiten, die mir beim Lesen aufgefallen sind, nur die Spitze der Spitze eines gewaltigen Eisberges ausmachen...
Das ist in weiten Teilen nur angewandter Skeptizismus, und den kann man lernen. Was eine wirklich lohnende Beschäftigung ist; nicht nur, weil man dann billige Apologeten zerlegen kann, sondern weil man generell einen anderen Blick auf die Behauptungen, Argumente und Phänomene bekommt, die einem so im Alltag begegnen. Das boostet die Mündigkeit, um es mal so auszudrücken :)
Es gibt im Netz viele gute Seiten und eine ganze Reihe von youtube-Channels und Podcasts, die sich mit der skeptischen Herangehensweise, logischen Fehlern und der Wissenschaftlichen Methode beschäftigen; das zwar hauptsächlich an religiösen Beispielen, aber das Prinzip ist leicht zu extrahieren. Einige Links dazu stehen auch hier im Forum, aber ich kann Ende nächster Woche (da sind meine Prüfungen endlich rum, juhu!) mal versuchen, eine erschöpfende Linkliste zusammenzustellen.
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Telliamed
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Beitrag(#1332133) Verfasst am: 21.07.2009, 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

@tiny

Du stellst hier den Usern die Gedankenwindungen von Lütz vor. Da brauchst Du bei ihm gar nicht Krankheiten zu vermuten. Du entwertest eher Deinen Bericht durch eine Pathologisierung des Autors, mit dem Du Dich auseinandersetzen willst.

Zitat:
Lütz leidet ganz klar unter totaler Realitätsverkennung. Das ist so extrem, das muss pathologisch sein. Eine Hirnfehlbildung, ein Tumor, vielleicht ein Aneurysma. Oder eine erstaunlich funktionale Form der Schizophrenie. Vielleicht auch beides. Oder er hat gar kein Hirn in seinem Schädel, sondern das Kleine Buch der frommen Lügen in einer wasserfesten Edition.




Solche Ferndiagnosen könnten durchaus als rufschädigend aufgefasst werden und dem Forum schaden!
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tiny
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Beitrag(#1332257) Verfasst am: 21.07.2009, 19:54    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Solche Ferndiagnosen könnten durchaus als rufschädigend aufgefasst werden und dem Forum schaden!
So wie die verallgemeinerte Ferndiagnose eines gewalttätigen Vaterkomplexes, die Lütz bei Atheisten vornimmt?
Wenn du den Teil meines Posts für forenschädigend hältst, lösch ihn. Meinen Segen hast du.
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Telliamed
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Beitrag(#1332374) Verfasst am: 21.07.2009, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

@tiny

Zitat:
So wie die verallgemeinerte Ferndiagnose eines gewalttätigen Vaterkomplexes, die Lütz bei Atheisten vornimmt?
Wenn du den Teil meines Posts für forenschädigend hältst, lösch ihn. Meinen Segen hast du.


Solche pauschalisierenden Unterstellungen gegenüber Atheisten, wie sie Lütz vom Stapel lässt, lehne ich wie Du ab.
Nur ist dieser von der Presse verwöhnte Mann eben eine reale, namentlich fassbare "Person des öffentlichen Lebens", und wir müssen es für möglich halten, dass er oder auch irgendwelche eifrigen Mitstreiter tätig werden können, wenn sie in einem öffentlichen Forum ihren Ruf beschädigt sehen.

Im übrigen brauchst Du ja m. E. derartige Ferndiagnosen gar nicht, die Auslassungen von Lütz, die Du wiedergibst, und frühere Äußerungen, lassen schon genug erkennen, zu welchen Tricks er greift, um die Sache der Kirche zu vertreten.
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tiny
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Beitrag(#1332403) Verfasst am: 21.07.2009, 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Nur ist dieser von der Presse verwöhnte Mann eben eine reale, namentlich fassbare "Person des öffentlichen Lebens", und wir müssen es für möglich halten, dass er oder auch irgendwelche eifrigen Mitstreiter tätig werden können, wenn sie in einem öffentlichen Forum ihren Ruf beschädigt sehen.
Ich versteh schon und du hast schon nicht ganz Unrecht, dir an der Stelle Gedanken über negative Auswirkungen für das Forum zu machen.
Ich hab den beanstandeten Teil aus meinem Post entfernt. Wenn du jetzt noch dein Zitat durch einen Platzhalter ersetzt, ist es fast, als wäre ne was geschehen ;)
Zitat:
Im übrigen brauchst Du ja m. E. derartige Ferndiagnosen gar nicht, die Auslassungen von Lütz, die Du wiedergibst, und frühere Äußerungen, lassen schon genug erkennen, zu welchen Tricks er greift, um die Sache der Kirche zu vertreten.
Jaaa, es macht nur so Spaß, ihn zu beleidigen, nachdem ich mich in der Buchkritik selber so heldenhaft zurückgehalten habe :D
Aber genug davon. Denn du hast auch hier recht. Lassen wir Lütz intellektuelle Aufrichtigkeit und Kohärenz für sich selbst sprechen.
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Beitrag(#1344452) Verfasst am: 15.08.2009, 01:22    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry für die lange Pause, war in eine katatone Post-Prüfungs-Starre gefallen. Aber jetzt bin ich wieder halbwegs da. Und Magistra Artium. Glückwünsche nehme ich jederzeit gern entgegen :D

Der Gott der Wissenschaftler - Galilei, Darwin, Einstein und die Wahrheit
Seite 107

... das groteske Finale der Vernunft, zelebriert am Scheitelpunkt der wahnsinnig gewordenen Französischen Revolution...
Lütz widerspricht sich hier selbst. Wenn etwas wahnsinnig ist, ist es nicht mehr vernünftig. Die Dinge sind schiefgelaufen, aber Schuld daran war ein Mangel an Vernunft bei den Teilnehmern, und auch das Fehlen von kritischer Distanz zu ihren eigenen Überzeugungen - es fällt auf, dass mindestens Letzteres auch auf Lütz zutrifft, manifestiert in seiner Lästerei über den Glauben von Nicht-Christen.

Die Naturreligionen ... sahen die ganze Welt mythisch ... durchwirkt von göttlichen Kräften. Die Religion war das unabdingbare Mittel, diese Kräfte durch ... methodische Unterwürfigkeit in Schach zu halten.
Die Religionen, von denen er hier spricht, gibt es immer noch, auch in der westlichen Welt. Neopaganisten und Wiccaner stellen m.W. die Mehrheit der Naturreligiösen dar. Meine beste Freundin ist naturreligiös.
Außerdem stellt sich mir die Frage, warum er den Versuch, die Welt durch Unterwerfung unter göttliche Kräfte zu beeinflussen, für etwas hält, das Naturreligionen vom Christentum unterscheidet. Was sind Gebete? Was ist der Glaube, dass Yahweh einen Plan für die Welt hat? Was ist der Glaube, dass man sich Yahweh unterwerfen muss, um seiner würdig zu sein? Das ist genau das gleiche in grün.


108
Eine Religion erfindet die Wissenschaft
Wäre es so, wäre das wohl ein klarer Fall von 'die Geister, die ich rief, die werd ich nicht mehr los'. Keine Religion besteht den Wissenschaftstest.


111
Vor allem hob ... der christliche Glaube, dass Gott Mensch geworden war, alle Menschen in eine Höhe, die ihnen in keiner anderen Religion bisher zugebilligt wurde.
Das stimmt von vorne bis hinten nicht.
1.In der Altägyptischen Religion (belegt ab ca. 3.500 a.d.) waren die Menschen die Erben der Götter, deren Nachfolge sie nach ihrem Tod antraten. Der Körper wurde als materielle Schraubzwinge gesehen, die die wahre Macht der göttlichen Menschenseele gefangen hält. Ließ ein Mensch den Körper zurück, entpuppte er sich als wahrer Gott unter wahren Göttern.
2.Matthias 10:33 - "Whosoever shall deny me before men, him will I also deny before my Father which is in heaven." Das ist ziemlich deutlich. Jesus lässt alle Nichtchristen explizit abblitzen. Frauen hält man im NT für schmutzig, sie haben in der christlichen Welt bis ins 20. Jhdt. hinein keine Rechte, und Sklavenhaltung ist im NT auch noch etwas völlig normales. Das ist keine Gleichheit aller Menschen, und Yahweh findet das genau so richtig wie sein Sohnemann.
3.Alle Menschen sind elende Sünder, die nicht würdig und nicht fähig sind, vor Yahwehs allmächtiger, 'gerechter' Liebe zu stehen. Allein durch ständige Buße und Gehorsam können sie soweit gereinigt werden, dass sie Yahwehs Gnade verdienen, und es ihnen erlassen wird, durch ewige Folter oder Annihilierung für ihr bloßes Sein bestraft zu werden.
4.Das klingt nicht sonderlich erhebend für mich.

Dieses neue Selbstbewusstsein nahm den Menschen endlich die mythische Angst vor der Welt...
Was ist mit Exorzismen und Hexenprozessen? Dem Glauben, dass tierköpfige Dämonen und böse Geister die Auslöser von Krankheiten sind? Dem Glauben, dass menstruierende und frisch entbundene Frauen unrein sind und Milch sauer werden lassen? Dass Flüche die Ernte verderben? Klar, die Menschen konnten seitdem 'Die Macht Jesu Christi besiegt dich' rufen und ihren Rosenkranz festhalten, aber das sind auch nur Zauberformeln und Talismane. Das Christentum hat nicht das geringste dazu beigetragen, den Menschen ein naturalistischeres Weltbild zu geben, sie hat die bestehenden Ängste nur in andere Begriffe gepackt.


112
Es waren christliche, ja kirchliche Schulen und Universitäten, die in einer Atmosphäre außerordentlicher Freiheit die Entwicklung dessen, was man später Geisteswissenschaften nenne sollte, förderten.
Aber auch nur die, und die schönen Bildungsinstitutionen standen nur dem Adel offen, dem männlichen Adel. Fußvolk und Frauen konnten nichtmal lesen lernen, geschweige denn eine umfassende Ausbildung genießen, die für eine ernsthafte Förderung der Wissenschaft notwendig gewesen wäre. Dem kam aber das vom Christentum zementierte hierarchische Menschheitsbild in die Quere. Der König von Gottes Gnaden, darunter der Adel, und dann das Volk, das gerade gut genug zum Bezahlen des Zehnten war.
Aber schaun wir uns mal an, wie die christlichen Universitäten so aussahen: Rund fünf adelige Studenten wurden pro Uni unterrichtet, und zwar in Theologie, Kirchenrecht, weltlichem Recht, "Medizin" und den artes liberales Geometrie, Arithmetik, Astrologie, Musik, Rhetorik, Dialektik und Grammatik. Eine Erforschung oder Lehre der Natur im weiteren Sinne war nicht vorgesehen.
Eine Erweiterung des Lehrplans setzte erst ein, wenn sich eine Uni von ihren kirchlichen Trägern empanzipierte.

... das vernunftbesessene Mittelalter...
Vernunft, ja, aber immer nur verwendet unter der Prämisse, dass Yahweh hinter allem steckt. Erst als die tatsächlich vernunftbesessene und religiös hochgradig liberale Antike an Einfluss gewinnt und die Renaissance einläutet, lösen sich die Menschen aus der intellektuellen Stagnation.


113
Als Papst Clemens VII davon hörte, dass ... Kopernikus ... die Sonne im Zentrum des Planetensystems sah, war er ... begeistert.
Das ist so nicht ganz richtig. Koernikus' Idee wurde als mathematisches Hilfskonstrukt angesehen, das eine Umgehung der umständlichen geozentrischen Bahnberechnungen des Ptolemäus darstellt. Ein mathematisches Hilfskonstrukt, das den Fakt, dass die Sonne um die Erde kreist, in keiner Weise in Frage stellt.
Galileo hingegen bestand darauf, dass Kopernikus' Modell kein Hilfskonstrukt, sondern eine physikalische Wahrheit beschreibt.

Was Lütz hier macht, nennt man Anecdotal Evidence. Er erzählt eine Anekdote, die seine Sichtweise unterstützt, von der man aber in keiner Weise auf die Richtigkeit seiner Sicht schließen kann, da sie nur einen Einzelfall darstellt. Ich denke, Lütz wäre nicht erfreut, wenn ich von dem Papst, der Kinder gezeugt und den Zuhälter für die Prostituierten im Kirchenstaat gespielt hat, auf die Unkeuschheit und Prostitutionsfreude des Christentums schließen würde (wenn du Namen willst, guck ich nach, wer das genau war).


115
[Galileo] war wahrscheinlich schon ein schwieriges Kind gewesen, das vielleicht nicht genug Aufmerksamkeit bekam.
Was soll dieser spekulative Seitenhieb? Warum hält es Lütz für nötig, zu versuchen, Galileo in dieser Weise zu diskreditieren? Das ist Klatschpressenniveau.

Er sollte wissenschaftlich dann doch nicht wirklich sehr viel neues hervorbringen.
Der Mann hat Grundlagenforschung betrieben, sowas ist fast nie quantitativ ergiebig. Aber als Entwickler einer eigenen, auf Experimente konzentrierten Methodik und Begründer der Elastizitätstheorie braucht er sich wirklich nicht zu verstecken.


116
... ohne irgendwelche Berührungsängste die wissenschaftliche herrschende Sicht der Welt einfach übernommen.
Solange sie nützlich und mit dem christlichen Weltbild vereinbar war. Alles, was nicht linientreu war, wurde unterdrückt, verboten oder christlich umgedeutet.


118
Die Inquisition legte ihm ... lediglich nahe, das kopernikanische Weltbild nicht mehr publizistisch zu vertreten...
Denn das kopernikanische Weltbild widerspricht dem christlichen, und dieser aufsässige Galilei, der darauf besteht, dass die Wahrheit über das Sonnensystem nicht als bloßes mathematisches Hilfskonstrukt verkauft wird, stellte die absolute, unantastbare Wahrheit des christlichen Glaubens in Frage.

Fällt dir auf, wie Lütz auf dieser und den vergangenen Seiten die christlichen Protagonisten als offen, geduldig, liberal und feingeistig beschreibt, während er Galileo als aufbrausende, egozentrische Primadonna portraitiert? Diese Masche zieht sich durch das ganze Buch. Die Christen sind die Guten, alle anderen sind dumm, trotzig, egoistisch und amoralisch.
Ist das eine ausgewogene Erzählweise, mit der man seine Meinung mit Respekt vor Andersdenkenden darstellen will, oder ist das eine Propagandamethode, mit der man eine Meinung an den Mann bringen will?


119
Der feinsinnige Kardinal Robert Bellarmin riet ihm, das kopernikanische Weltbild als Hypothese und nicht als unverrückbare Wahrheit zu vertreten - und war damit auf dem heutigen wissenschaftstheoretischen Stand.
Um auf dem heutigen wissenscahftstheoretischen Stand sein zu können, hätte Bellarmin als erstes Galileis Vorschlag freudig in seine metaphorischen Arme schließen müssen, da der Heliozentrismus die ptolemaischen Rechenverrenkungen zur Vorhersage der Planetenbewegung überflüssig macht und damit dem Aspruch von Ockham's Razor genügt. Außerdem hätte er sich lobend über den objektiv beobachtbaren Beweis freuen müssen, den Galilei für seine These vorzuweisen hatte. Dann hätte er sich vehement dafür einsetzen müssen, dass weitere Forschungen in der Richtung angestrengt werden, und dass fortan nicht mehr dem Dogma, sondern den Beweisen gefolgt wird. Das hätte wiederum den Niedergang des christlichen Glaubens eingeläutet und dazu geführt, dass wir heute auf eine deutlich längere Geschichte der modernen Wissenschaft zurückblicken könnten und Krebs längst heilbar wäre.
Aber Bellarmin war nur ein Renaissancemensch, der einem Dogma aus der Bronzezeit anhing. Das kann Lütz noch so liebevoll polieren, es ändert sich nicht.

Der Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg nannte das Inquisitionsurteil ... eine "vertretbare Entscheidung".
Und Physik-Nobelpreisträger sind weithin dafür bekannt, dass sie sich in Geschichte hervorragend auskennen und immer auf dem neusten Stand der Forschung sind. Deshalb sind sie auch Physik-Nobelpreisträger und nicht renommierte Historiker.
Entschuldige meinen Sarkasmus, aber Lütz' ständige Versuche, seiner Meinung durch das Zitieren ungeeigneter Autoritäten Nachdruck zu verleihen, geht mir langsam auf die Nerven.


120
In der ... Galileibiographie von Rudolph Krämer-Badoni wird dazu ein ... Zitat des bekannten, jeder Sympathie für die katzolische Kirche völlig unverdächtigen Schriftstellers Arthur Koestler mitgeteilt...
Ich frage mich, warum Lütz immer nur die Meinung von Laien (hier zwei Belletristiker) und nicht die Erkenntnisse von Historikern zitiert. Ich schätze, er hat darauf verzichtet, als Recherche für dieses Buch ein hochwertiges Sachbuch über Galilei zu lesen, und sein 'Wissen' stammt aus der Belletristik und aus apologetischen Schriften.


125
Wenn Gott ... die Sterne "wie Funzeln an den Himmel" hing ... dann war das auch schon für die damaligen biblischen Schriftsteller kein Dokumentarbericht.
Deshalb galt auch bis vor kurzem die Bibel noch als historisch akkurate Quelle, und deshalb hat es so einen heftigen Widerstand gegeben, als Galileo darauf bestanden hat, dass die Erde um die Sonne kreist, als vorgeschlagen wurde, dass die Erde weitaus älter als 6.000 Jahre sein könnte, und dass unser Planet vor Urzeiten von riesigen Echsen bevölkert wurde.
Die Schöpfungsgeschichte wurde genau so für bahre Münze genommen wie alle anderen Geschichten in der Bibel auch. Jedes Kapitel musste einzeln von der Wissenschaft widerlegt und das neue Wissen gegen heftigen Widerstand von Seiten der Kirche populär gemacht werden.

... das wirklich Neue der biblischen Berichte war, dass es nur einen einzigen Gott gab...
Lütz unterschlägt wieder die Ägypter. Amenophis IV, der um 3.350 v.Chr. unter dem Namen Echnaton über Ägypten herrschte, entwarf einen strengen Monotheismus. Dessen zentrales Thema ist die Einzigartigkeit und Singularität des Sonnengottes Aton als Schöpfer und Erhalter der Welt und allen Lebens in all seiner Vielfalt. Aton ist der Herr aller Lande, der für sie aufgeht und selbst alle Fremdländer am Leben erhält. Er ist dadurch nicht nur Gott über Ägypten, sondern wird zum Gott aller Menschen. Durch sein Licht erschafft er die Welt immer wieder neu. Er ist reine Gegenwart und bedarf keiner mythischen Vergangenheit mehr.
Nach Echnatons Tod wurden allerdings alle Überbleibsel des Aton-Kultes getilgt. Den Ägyptern war der Gedanke, es könnte nur einen einzigen Gott geben, total zuwider, weil ihre Weltsicht von verschmelzenden Gegensätzen und Vielgestalt gekennzeichnet war.


126
... legitimen historischen Entwicklung des Glaubens unter der Führung des Heiligen Geistes...
Und obwohl der Heilige Geist allmächtig, allwissend, gnädig und voller Liebe für alle Menschen ist, kommt ihm einfach keine Idee, wie man diese Entwicklung führen könnte, ohne dass über Jahrhunderte hinweg unschuldige Menschen in seinem Namen verfolgt, eingesperrt, gefoltert und getötet werden? Aber das Leben im Diesseits muss ja voller Leid und Schuldgefühlen sein, weil wir Menschen alle sündig sind (besonders die Nicht-Christen).

... sogar auf dem zentralen Gebiet der Glaubensüberzeugung stetige Entwicklungen ... möglich sind...
Selbst so macht sich die Kirche mit ihrer Rückständigkeit noch zur Schande der Menschheit. Wenn z.B. der Papst behauptet, Kondome würden das AIDS-Problem nur noch schlimmer machen, oder in Brasilien Ärzte exkommuniziert werden, weil sie an einer Zwölfjährigen, die von ihrem Stiefvater vergewaltigt und mit Zwillingen geschwängert wurde, eine Abtreibung vorgenommen haben, damit das Mädchen nicht daran stirbt, dass ihr Körper noch viel zu klein ist, um auch nur ein einziges Kind auszutragen - ganz zu schweigen davon, dass man niemandem zumuten kann, das Ergebnis einer Vergewaltigung auszutragen.


127
... dass gewisse religiöse Menschen in den Einsichten des Wissenschaftlers Charles Darwin sofort einen erneuten Angriff vermuteten.
Und Darwin hat sein Werk mehrere Jahrzehnte lang zurückgehalten, weil er zu große Angst hatte, für seine Infragestellung der Schöpfungsgeschichte von der Kirche verdammt und aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden.
Die Zweitauflage von 'The Origin of Species' beinhaltet übrigens im schließenden Absatz eine Bezugnahme auf einen 'allmächtigen Schöpfer', die in der Erstauflage nicht vorhanden und ganz sicher nicht im Sinne des Atheisten Darwin war.


128
Doch die Evolutionstheorie hat mit der Frage, ob Gott existiert ... nichts zu tun.
Das ist wahr. So wie die Gravitationstheorie nur mit der Gravitation und die Atomtheorie nur mit Atomen zu tun hat, beschäftigt sich die Evolutionstheorie einzig und allein mit der Evolution.

Bevor du jetzt weiterliest, möchte ich dich bitten, folgende Links zu besuchen, die anhand kurzer Videos sehr anschaulich den aktuellen Stand der Forschung über den Usrprung des Lebens auf der Erde, sowie die Evolutionstheorie erklären. Die Videos sind nicht allzu lang und wirklich sehr gut gemacht, und um über meine weiteren Argumente nachdenken zu können, ist es wichtig, dass du genau weißt, was Evolution bedeutet, und warum sie keine Spekulation, sondern eine Beschreibung von Fakten darstellt.

- Abiogenesis: http://www.youtube.com/watch?v=U6QYDdgP9eg
- Nat. Selection: http://www.youtube.com/watch?v=R_RXX7pntr8
- Eye Evolution: http://www.youtube.com/watch?v=Y2MmYBMOXj0
- The Lens: http://www.youtube.com/watch?v=QXbqok3DXnQ
- Complexity: http://www.youtube.com/watch?v=K_HVrjKcvrU




Ich fasse zusammen:

1.Was wir als 'Leben' bezeichnen, ist eine Funktion einfacher, sich spontan aufgrund der inhärenten Eigenschaften ihrer Einzelteile bildender, chemischer Systeme.
2.Die Zunahme der Komplexität dieser chemischen Systeme ist eine notwendige Folge ihrer inhärenten Eigenschaft, sich durch Umwelteinflüsse zu verändern, zu vervielfältigen und zerstört zu werden, gepaart mit der begrenzten Verfügbarkeit von Ressourcen in ihrer näheren Umgebung.
3.Weder zur Entstehung, noch zur Aufrechterhaltung sogenannter 'lebender' Systeme ist also ein außerhalb der materiellen Welt situiertes Agens notwendig.
Zurück zu Lütz:
Evolutionstheorie und Abiogenese beschäftigen sich nicht mit der Frage nach der Existenz von Göttern. Aber aus ihren Erkenntnissen folgen diese Schlüsse:

1.Es ist kein Schöpfer nötig, damit dieses Universum artenreiches Leben hervorbringt.
2.Wenn wir nicht erschaffen wurden, gab es weder Adam, noch Eva, noch den Sündenfall.
3.Ohne Sündenfall sind wir nicht 'schuld' daran, dass die Welt nicht perfekt ist.
4.Außerdem sind wir 'rein', wenn wir geboren werden, und solange wir niemandem ein Leid zufügen, bedürfen wir auch keiner Vergebung.
5.Da wir nicht erschaffen wurden, schulden wir niemandem aufgrund unserer bloßen Existenz Dank oder Rechenschaft für unser Handeln.
6.Fügen wir also jemandem Leid zu, so ist dieser Mensch es, der uns vergeben kann, und niemand sonst.
7.Ohne die Notwendigkeit übernatürlicher Vergebung oder Gnade ergibt die Geschichte mit Jesus keinen Sinn.
8.Wenn die Geschichte mit Jesus keinen Sinn ergibt, ist auch die darauf aufgebaute Religion sinnlos.

... das thermodynamisch wahrscheinlichste - nämlich Chaos.
Die Thermodynamik sagt nichts über 'Chaos' aus. Der Begriff der Enthropie, der gern als 'Unordnung' vereinfacht wird, bezeichnet in Wirklichkeit die Menge an Energie in einem geschlossenen System, die nicht (mehr) für das Verrichten von Arbeit zur Verfügung steht. Mit Unordnung hat das nichts zu tun.
Geschlossene Systeme, in denen irreversible Prozesse stattfinden, bewegen sich laut dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik auf einen Zustand höchster Enthropie zu, und auf dem Weg genau da hin befindet sich das Universum seit 13,7 Milliarden Jahren: Es fing in dem höchst-energetischen Zustand der Singularität an (Masse ohne Ausdehnung) und wird im niedrigst-energetischen Zustand des Kältetodes enden (die Enthropie hat 100% erreicht, weshalb sich nichts mehr bewegt und nichts mehr verändert).
'Chaos' ist außerdem in keiner Weise der wahrscheinlichste Zustand von Systemen, die aus Einzelteilen mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften bestehen, wie zum Beispiel leerem Raum und Wasserstoffatomen. Die Wasserstoffatome verfügen - im Gegensatz zum leeren Raum - über Gravitation. Das heißt, sie tendieren dazu, einander anzuziehen und Gaswolken zu bilden; das Sammeln von Gas an einem Ort ist eine Form von Ordnung.
Ein anderes Beispiel: Gießt man Öl in ein Glas, gibt Wasser dazu, rührt das Ganze kräftig und wartet dann, kann man beobachten, dass sich nach einer Weile zwei sehr ordentliche, scharf von einander abgegrenzte Schichten bilden.

Übertragen wir das Ganze mal explizit auf die Entstehung des Universums:
Der Urknall bedeutet eine Ausdehnung der Raumzeit, und während dieser Ausdehnung findet eine Art Kondensation statt, durch die sich das Plasma zuerst in elektromagnetische Wellen unterschiedlicher Frequenz und subatomare Teilchen, später leichte Atome, Gaswolken, Sterne, schwerere Atome, Festkörper usw. ausdifferenziert haben, und diese fortschreitende Kondensation sorgt eben dafür, dass sich Systeme bilden.
Nochmal ein Beispiel, um das zu illustrieren: Wenn man einen Schnellkochtopf aufmacht und heißer Wasserdampf herausströmt, formt der sich erst zu winzigen Tröpfchen, die an kälteren Objekten kondensieren, zu größeren Tropfen verschmelzen, schließlich der Schwerkraft folgen, Pfützen bilden, und würde man die Temperatur auf 0° senken, würden sich in den Pfützen von oben nach unten sehr 'ordentliche' kristalline Strukturen bilden.
Diese Kondensation ist, soweit ich das verstehe, das thermodynamisch wahrscheinlichste, und sie ist, was wir in unserem Universum beobachten.


129
Für die wissenschaftsgläubigen Atheisten...
Wir sind nicht wissenschaftsgläubig. Wir wissen, dass die Wissenschaft funktioniert, weil wir Tag für Tag in jedem unserer Lebensbereiche ganz praktisch und greifbar von den Früchten ihrer Erkenntnisse und Errungenschaften zehren.

Unvorhersehbarkeit war für das wissenschaftliche Riesenprojekt ..., den Determinismus, ungefähr das, was für den Teufel das Weihwasser ist.
Unvorhersagbarkeit bedeutet nur, dass ein beobachtetes System zuviele Bestandteile hat, um sein Verhalten (weit im Voraus) zu berechnen. Sie bedeutet nicht, dass die Naturgesetze ab einem bestimmten Grad der Komplexität nicht mehr gelten - denn dann wären Organismen wie du und ich z.B. gar nicht möglich, weil sich unsere Zellen vollständig zufällig und ohne jede Regelmäßigkeit verhalten würden.

Lütz will hier ein Argument für die Willensfreiheit vorbereiten, derer wir bedürfen, um frei zwischen 'Gut' und 'Böse' wählen zu können. Das Problem ist, wenn wir nicht nach festen Regeln funktionieren, funktionieren wir zufällig; und das resultierende Gleiten von einem Zufall zum nächsten ist auch keine Willensfreiheit. Um diesem Dilemma zu entkommen, wird Lütz wahrscheinlich eine 'Seele' postulieren, die irgendwie außerhalb der Naturgesetze - aber nicht zufällig - funktioniert, und trotzdem in der Lage ist, mit unserem innerhalb der Naturgesetze existierenden Körper zu interagieren.
Das Postulat der Seele hat aber neben diesen ganzen Special Pleadings noch mehrere weitere Probleme, die ich erläutern werde, sofern meine Vorhersage eintrifft.


130
Ohnehin wäre jede Theorie, die beanspruchen würde, ... alles erklären zu können, niemals eine wissenschaftliche Theorie.
Warum? Weil die alles erklärende Gott-Hypothese so unwissenschaftlich ist?

Wenn die Theorie, die beansprucht, alles zu erklären, falsifizierbar ist und ihre Vorhersagen von verschiedenen, unabhängigen Wissenschaftlern in kontrollierten Experimenten überprüft und als korrekt bestätigt werden konnten, ist sie wissenschaftlich.


131
Das Atombombenargument.
Ja, Wissenschaftler haben die Bombe entwickelt und gebaut und so den Tod vieler tausend Menschen überhaupt erst möglich gemacht, obwohl sicher jeder von ihnen sehr gehofft hatte, dass die Bombe nur ein Drohmittel bleiben würde. Den Befehl, die Bombe tatsächlich einzusetzen, hat kein Wissenschaftler gegeben, und es war auch kein Wissenschaftler, der die Bombe nach Hiroshima geflogen und abgeworfen hat. Das waren Politiker und Soldaten - Machtmenschen und Gehorsamsmenschen, nicht Menschen der Forschung.
Die Frage nach dem spezifischen ethischen Gewicht jeder einzelner dieser Handlungen muss wohl jeder selbst für sich beantworten.


132
Der Atomphysiker, der den Papst um Rat bei einer moralischen Entscheidung bittet.
Hier haben wir wieder eine Anekdote, die Lütz als Beweis für seine Weltsicht anführt.
Schauen wir uns die Wahrheit über das Verhältnis von Ethik, Wissenschaft und Religion in Deutschland an.
Der deutsche Ethikrat hat zur Zeit 26 Mitglieder:
7 Geisteswissenschaftler (v.a. Ethik- und Medizinhistoriker und Philosophen)
5 Naturwissenschaftler (v.a. Biologen)
5 Juristen
3 ehemalige Politiker
3 evangelische Kirchenamtsbekleider (davon einer jetzt Politiker)
2 Theologen (einer evangelisch, einer katholisch)
1 Autor
Die 4/5-Mehrheit dieses Ethikrates besteht aus säkularen Personen mit einer säkularen Ausbildung. Die Wissenschaft bittet demnach in Deutschland nicht die Religion um moralischen Ratschlag. Vielmehr darf die Religion als Minderheit an der Suche nach angemessenen ethischen Entscheidungen teilnehmen.


133
... eine Wissenschaft und Wissenschaftler, die sich nicht mehr der Moral, sondern nur noch verschiedenen Interessen einschließlich ihrer eigenen verpflichtet fühlen...
Wissenschaft und Wissenschaftler sind per definitionem nur der Wahrheitsfindung mit den Mitteln der Wissenschaftlichen Methode verpflichtet. Die Grenzen, die diese Suche nach Wahrheit und die Anwendung der gefundenen Wahrheiten nicht überschreiten dürfen, werden von Repräsentanten der Gesellschaft definiert. Die Wissenschaft wird durch Gesetze kontrolliert, da wir feststellen durften, dass es schiefgehen kann, wenn man für die wenigen Unbedachten in den Reihen der Wissenschaftler keine Grenzen formuliert.
Dass einige Wissenschaftler Fehler machen, sagt aber nichts über alle Wissenschaftler oder die Wissenschaft an sich aus.

Weiter unten lässt sich Lütz darüber aus, dass sich die Welt der Wissenschaft im 19. Jhdt. im Rausch ihrer eigenen Fähigkeiten selbst überschätzt hat. Dieser Rausch ist aber schon seit langem wieder vorbei und hat einer Wissenschaft platz gemacht, die ihre Fähigkeiten besser einschätzen kann und vorwiegend von Atheisten vorangetrieben wird (siehe dazu meine Antwort zu Seite 143).


134
Der alte Mythos, Einstein wäre zum Theisten geworden.
"[My] deep religiosity ... found an abrupt ending at the age of twelve, through the reading of popular scientific books."
Mehr Zitate von Einstein aus dem Jahre...

1930: "It seems to me that the idea of a personal God is an anthropological concept which I cannot take seriously."
1936: "A research scientist will hardly be inclined to believe that events could be influenced by a prayer, i.e. by a wish addressed to a Supernatural Being."
1945: "[...] I am, of course, and have always been an atheist."
1949: "I have repeatedly said that in my opinion the idea of a personal God is a childlike one."
1954: "I do not believe in a personal God and I have never denied this but have expressed it clearly."

Einsteins Wort 'Gott würfelt nicht' ist eine poetische Metapher für den Determinismus, den er lebenslang verteidigt hat. Die Frage, ob 'Gott das Universum auch anders hätte erschaffen können' poetisiert die Überlegung, ob das Universum, in dem wir leben, das einzig mögliche ist.
Einstein Glaube an Götter zu unterstellen, nur weil er das Wort als Metapher verwendet, ist in etwa so aufrichtig, wie ihm zu unterstellen, er glaube, dass Berge laufen können, weil er erzählt, am 'Fuß' des Materhorns gestanden zu haben.
Quotemining nennt sich das, wenn ein Zitat derart aus dem Kontext gerissen wird, dass die zitierte Person das Gegenteil ihrer eigentlichen Überzeugung zu vertreten scheint. Die meisten Atheisten verwenden für diese theistische Rheotorik gerne den Oberbegriff 'Lying for Jesus'.


137
Die Wunder Gottes sind also nicht ... Zauberkunststücke, sondern machtvolle Antworten Gottes auf die existenzielle Not von Menschen...
Die Frage erübrigt sich zwar, weil der Exodus nie stattgefunden hat, aber...
Yahweh verhindert also, dass 'seinem' Volk etwas schlimmes passiert? Aber was ist mit der Willensfreiheit? So lautet doch das Argument, also, dass schlimme Dinge passieren, weil Yahweh den Willen der Menschen so sehr respektiert, dass er sie lieber leiden sieht, als ihnen zu helfen.
Warum respektiert Yahweh da auf einmal die Willensfreiheit nicht mehr? Und wonach entscheidet er, wann er sie respektiert und wann nicht?


139
Aber ich habe diese Geburt dennoch dankbar und sehr glücklich als ein Wunder erlebt.
Damit bringt Lütz die Angelegenheit in Sachen 'Wunder' auf den Punkt. 'Wunder' sind Ereignisse, die aufgrund ihrer Auswirkung auf das sie erlebende Individuum eine große subjektive Relevanz gewinnen, ohne dabei objektiv in irgend einer Weise ungewöhnlich zu sein.


140
Doch niemand kann begreifen, aus welchem Grund etwas entstanden ist, wenn er bloß herausgefunden hat, nach welchen Gesetzmäßigkeiten es sich entwickelt hat. Es ist ein Wunder, dass sich überhaupt etwas entwickelt hat...
Das nennt sich Argument From Personal Incredulity.
Lütz kann sich nicht vorstellen, dass Dinge ohne Grund und ohne unterliegende Intention geschehen können. Er verwendet also seinen eigenen Mangel an Vorstellungskraft als Argument für die Existenz von Yahweh. Lütz' persönliche Unzulänglichkeiten haben aber keine Aussagekraft in Bezug auf existenzielle Fragen.


141
... wer Natur und Natugesetze so eingerichtet hat, dass die Evolution sich zur kapillaren Feinheit eines solchen Grashalms erheben würde.
Dieses Argument gehört zur Familie des Anthropic Principle. Das Gegenargument lautet so:
Das Universum wurde nicht gebaut, um Leben in genau der vorliegenden Form hervorzubringen; wir beobachten lediglich die in unserem konkreten Universum möglichen Formen von Leben und einen einzigen von vielen möglichen Verläufen von Evolution auf unserem Planeten. Dass es das heute beobachtbare Leben gibt, bedeutet lediglich, dass es möglich ist, aber nicht, dass alles eingerichtet wurde, damit es notwendig wird.
Das Universum mit Göttern zu erklären, wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Zum Beispiel: Wie und woraus haben die Götter das Universum geschaffen? Woher wissen sie, wie man Universen erschafft? Ist unser eigenes das einzige Universum, das sie erschaffen haben? Woher kommen diese Götter? Wie haben sie sich entwickelt? Woraus bestehen sie? Existiert unser Universum in ihrem, oder existieren sie nebeneinander? Wie ist das Universum entstanden, in dem die Götter leben? Haben sich die Götter während der Lebenszeit des Universums verändert? Warum haben sie das Universum geschaffen? Warum haben sie es in genau dieser Form und keiner anderen geschaffen? Sind wir ein Experiment oder ein Projekt? Hat uns jemand in Auftrag gegeben? Was passiert, wenn die Götter das Interesse an uns verlieren? usw. usw.


142
Doch indem wir das Wort "Leben" an die Stelle kleben, an der wir nichts mehr erklären können, haben wir auch noch nichts erklärt.
Doch indem wir das Wort "Gott" an die Stelle kleben, an der wir nichts mehr erklären können, haben wir auch noch nichts erklärt.

Es gibt einen atheistischen Konservatismus, der seine Vorurteile pflegt und kaum auf Argumente reagiert.
Wir widerlegen seit Jahrtausenden jedes einzelne Argument, das jemals irgend ein Theist konstruiert hat. Wir reagieren also sehr wohl. Und da von theistischer Seite seit tausenden von Jahren noch kein einziges stichhaltiges Argument gekommen ist, und Michael Behes Argument from Irreduceable Complexity seit mehreren hundert Jahren das erste wirklich neue war (das auch schon zigmal widerlegt wurde), sind unsere Vorurteile glaub ich langsam gerechtfertigt.


143
Eine Befragung von Wissenschaftlern im säkularisierten Frankreich aus dem Jahre 1989 ergab immerhin erstaunliche 50% Gottgläubige. Wissenschaftler, die sich militant zum Atheismus bekennen, wie nicht selten im 19. Jahrhundert, sind heute allenfalls vereinzelte skurrile Gestalten.
Fragen, die man sich jetzt stellen sollte:
1.Was für Wissenschaftler? Naturwissenschaftler, Geisteswissenschaftler oder beides?
2.Wie kann Lütz aus einer einzigen Zahl einen Trend folgern?
3.Woher hat er diese Statistik überhaupt?
4.Warum sollte die persönliche private Überzeugung von Wissenschaftlern irgend etwas über die Realität der Welt aussagen?

Und in Sachen 'vereinzelte skurrile Gestalten'...
Anteil der Wissenschaftler in den tiefreligiösen USA, die an einen Gott glauben:
1914: 62%
1934: 33%
Anteil der renommierten Wissenschaftler in den tiefreligiösen USA, die an einen Gott glauben:
1914: 30%
1934: 15%
Anteil der Mitglieder der angesehenen National Academy of Sciences, die an einen Gott glauben:
1998: 7%

Quelle: Larson&Witham: "Leading scientists still reject God" in Nature, Vol. 394, No. 6691, p. 313 (1998)
Soweit ich weiß, ist diese letzte Zahl mittlerweile noch weiter gesunken, auf 2%. Academia wird also von Atheisten beherrscht.
Wir Atheisten sind es, die Tag und Nacht nach Antworten, Lösungen und Möglichkeiten suchen, um das Leben auf diesem Planeten für alle Menschen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Weltbild, ihrer Nationalität, ihrer Sexualität und ihrem Geschlecht gesünder, angenehmer und sicherer zu machen. Wir haben die Technologien entwickelt, auf der eure Lebensqualität basiert. Vergesst das nicht. Vergesst das niemals.

Ach, übrigens... Lütz' Vokabel 'gottgläubig' ist ein Nazibegriff. Nur so am Rande bemerkt.


Modernere Theorien wie die sogenannte "Intelligent Design Theory"...
ID ist nicht modern. ID ist so alt wie die älteste Schöpfungsgeschichte. Oder wie man so schön sagt: Intelligent Design is Creationism in a cheap tuxedo.
Es gab mehrere Gerichtsverhandlungen, bei denen Eltern dagegen geklagt haben, dass das School Board of Education Intelligent Design ins Science curriculum übernimmt. Die Eltern haben in allen Fällen Recht bekommen, und im letzten Fall wurde Intelligent Design ein für alle mal als nicht wissenschaftlich, sondern religiös entlarvt und seine Einführung in den Schulunterricht somit für verfassungswidrig erklärt.
Falls dich die Verhandlung Kitzmiller vs Dover interessiert, hier kannst du eine Dokumentation darüber sehen:
http://www.youtube.com/view_play_list?p=41F4BD590F405D9A


144
Aber die Korrelation zwischen materiellen Prozessen und geistigen Prozessen als simple Eins-zu-eins-Abbildung zu verstehen, ist auf dem wissenschaftlichen Stand von 1720...
Das mag sein, allerdings gibt es heute noch wesentlich bessere Argumente dafür, als es sie 1720 gab. Lütz will hier darauf hinaus, dass es so etwas wie eine Seele geben muss, damit es so etwas wie Willens- und Entscheidungsfreiheit geben kann, weil die materielle Welt mechanisch funktioniert, und im Gefüge von Ursache und Wirkung kein Raum für Freiheit ist. Außerdem muss diese postulierte Seele die Persönlichkeit, ja, Identität eines Menschen darstellen, da nur so das ewige Leben der Seele für eine Person Sinn macht.
Das Problem ist jetzt aber, dass Gehirnverletzungen die Persönlichkeit eines Menschen radikal verändern können. Damit wäre widerlegt, dass die Persönlichkeit eines Menschen Teil einer unabhängigen immateriellen Entität ist.
Da die Veränderung der Persönlichkeit auch die Veränderung des Willens und der Entscheidungen einer Person bedeuten, ist entweder auch der Freiheitsaspekt nicht Teil der Seele, oder aber er ist abhängig vom materiellen Gehirn, was im Endeffekt auf das gleiche Ergebnis hinausläuft, das auch die Nicht-Existent einer Seele hat.


145
... der proletarische Dummkopf Gagarin...
Das ist eine ziemlich fiese Beleidigung.#


146
Lütz macht hier sehr deutlich, dass Wissenschaftler nur auf ein Fachgebiet spezialisiert und keine Theologen sind. Das finde ich interessant, weil er noch vor wenigen Seiten darauf hingewiesen hat, der große Physiker Einstein habe zum Glauben gefunden, und der große Physiker Heisenberg wurde als Autorität zum Galilei-Prozess zitiert. Lütz sieht Wissenschaftler also solange als Universalgelehrte an, wie sie etwas sagen, das sich mit seiner persönlichen Meinung deckt. Sobald sie aber einen atheistischen Standpunkt vertreten, werden sie von ihm als lächerliche Laien dargestellt.
Dieser logische Fehler nennt sich Spin.



EDIT: Uhhhm... Mods? Warum kann ich denn jetzt den Eingangspost von diesem Thread nicht mehr editieren? Ich find das doof, so kann ich gar nicht mehr anzeigen, wenn ich ein neues Kapitel rausgehauen hab :/
Wenn das so bleiben soll, könnte jemand das Datum aus dem Threadtitel nehmen? Dankeschön.
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pyrrhon
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Beitrag(#1344490) Verfasst am: 15.08.2009, 08:16    Titel: Re: Lütz' Gott - Ein Demontagebericht (Update: 21.07.) Antworten mit Zitat

tiny hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Denn "wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt".
Dieser Satz impliziert, dass sich Menschen nur moralisch verhalten, solange sie glauben, dass ihnen die ganze Zeit jemand über die Schulter sieht, notiert, wenn sie gegen einen bestimmten, von einer Autorität diktierten Katalog sittlicher Vorschriften verstoßen, und sie nach ihrem Tod für ihre Übertretungen einer grausamen Strafe zuführt.


Mehr noch: Derjenige, der das von sich gibt, sagt eigentlich nichts über Atheisten aus, offenbart aber einen Aspekt seiner eigenen Denkweise, die offenbar gar nicht so gut ist, wie er sich damit wohl darstellen möchte. Wer nur aus Angst vor einem virtuellen Alphamännchen Böses nicht tut, der ist letztendlich durch und durch verdorben.
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MountainKing
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Beitrag(#1344492) Verfasst am: 15.08.2009, 09:29    Titel: Antworten mit Zitat

tiny hat folgendes geschrieben:
Sorry für die lange Pause, war in eine katatone Post-Prüfungs-Starre gefallen. Aber jetzt bin ich wieder halbwegs da. Und Magistra Artium. Glückwünsche nehme ich jederzeit gern entgegen Sehr glücklich


Na dann nehme ich dich hiermit mal offiziell und unter Glückwünschen in den erlauchten und zum Aussterben verdammten Kreis der MA´s auf ("Was iss`n ein Magister?"). Smilie

tiny hat folgendes geschrieben:

... das wirklich Neue der biblischen Berichte war, dass es nur einen einzigen Gott gab...
Lütz unterschlägt wieder die Ägypter. Amenophis IV, der um 3.350 v.Chr. unter dem Namen Echnaton über Ägypten herrschte, entwarf einen strengen Monotheismus. Dessen zentrales Thema ist die Einzigartigkeit und Singularität des Sonnengottes Aton als Schöpfer und Erhalter der Welt und allen Lebens in all seiner Vielfalt. Aton ist der Herr aller Lande, der für sie aufgeht und selbst alle Fremdländer am Leben erhält. Er ist dadurch nicht nur Gott über Ägypten, sondern wird zum Gott aller Menschen. Durch sein Licht erschafft er die Welt immer wieder neu. Er ist reine Gegenwart und bedarf keiner mythischen Vergangenheit mehr.
Nach Echnatons Tod wurden allerdings alle Überbleibsel des Aton-Kultes getilgt. Den Ägyptern war der Gedanke, es könnte nur einen einzigen Gott geben, total zuwider, weil ihre Weltsicht von verschmelzenden Gegensätzen und Vielgestalt gekennzeichnet war.


Die Behauptung ist auch nicht nur wegen der Ägypter unzutreffend, es gibt in vielen sehr frühen Gesellschaften die Vorstellung eines "Sky God", der ursprünglich alles geschaffen hat, allerdings nur als ferne Schattenfigur auftaucht, nicht wirklich persönlich erreichbar und auch nicht Teil von Kulten oder Gegenstand von Abbildungen war. Karen Armstrong (A Short History of Myth) meint, dass es auch kein Zufall ist, dass es immer wieder "Himmelfahrten" (Jesus, Mohammed, Maria sind nur die bei uns bekanntesten) von zentralen religiösen Personen gab, sondern dass hier die uralten Mythen weiterwirken, wenn es auch nicht wirklich um einen körperliche Vorgang handelte.

tiny hat folgendes geschrieben:

134
Der alte Mythos, Einstein wäre zum Theisten geworden.


Müsste das als Zitat von Lütz nicht "Atheist" heißen? Oder ist das nur deine Zusammenfassung?

tiny hat folgendes geschrieben:

137
Die Wunder Gottes sind also nicht ... Zauberkunststücke, sondern machtvolle Antworten Gottes auf die existenzielle Not von Menschen...
Die Frage erübrigt sich zwar, weil der Exodus nie stattgefunden hat, aber...
Yahweh verhindert also, dass 'seinem' Volk etwas schlimmes passiert? Aber was ist mit der Willensfreiheit? So lautet doch das Argument, also, dass schlimme Dinge passieren, weil Yahweh den Willen der Menschen so sehr respektiert, dass er sie lieber leiden sieht, als ihnen zu helfen.
Warum respektiert Yahweh da auf einmal die Willensfreiheit nicht mehr? Und wonach entscheidet er, wann er sie respektiert und wann nicht?


Es stellt sich auch die Frage, welche seltsamen Maßstäbe für existenzielle Not von Menschen Gott so anwendet. Wenn sich ein paar Kinder über einen alten Mann lustig machen, ist es für diesen existenziell wichtig, dass ein Bär auftaucht und sie zerfleischt, wenn 5000 Leute zu dumm sind, zu einem Picknick Essen mitzunehmen, ist es existenziell, dass für sie Brot und Fisch per Wunder bereitgestellt wird, während die millionenhafte Vergasung von Menschen oder der ganz alltägliche Hungertod hier anscheinend noch nicht wirklich die Meßlatte überspringen können.


tiny hat folgendes geschrieben:

145
... der proletarische Dummkopf Gagarin...
Das ist eine ziemlich fiese Beleidigung.


Ganz abgesehen davon, dass dieser die ihm zugeschrieben Behauptung, er hätte Gott bei seinem Raumflug nicht gesehen, gar nicht gemacht hat. Aber wo kämen wir hin, wenn wir bei einem dümmlich apologetischen Werk vielleicht gar richtige Recherche erwarten.
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Bravopunk
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Beitrag(#1344497) Verfasst am: 15.08.2009, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

tiny hat folgendes geschrieben:
Sorry für die lange Pause, war in eine katatone Post-Prüfungs-Starre gefallen. Aber jetzt bin ich wieder halbwegs da. Und Magistra Artium. Glückwünsche nehme ich jederzeit gern entgegen Sehr glücklich


Glückwunsch! Mein lieber Hr. Gesangsverein!
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Beitrag(#1344513) Verfasst am: 15.08.2009, 11:52    Titel: Antworten mit Zitat

Bravopunk hat folgendes geschrieben:
tiny hat folgendes geschrieben:
Sorry für die lange Pause, war in eine katatone Post-Prüfungs-Starre gefallen. Aber jetzt bin ich wieder halbwegs da. Und Magistra Artium. Glückwünsche nehme ich jederzeit gern entgegen Sehr glücklich


Glückwunsch! Mein lieber Hr. Gesangsverein!


Dem schließ ich mich an. Himmel, meiner ist genau ein Jahr alt. Ich liebe es...
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Beitrag(#1344529) Verfasst am: 15.08.2009, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

tiny hat folgendes geschrieben:

... das groteske Finale der Vernunft, zelebriert am Scheitelpunkt der wahnsinnig gewordenen Französischen Revolution...
Lütz widerspricht sich hier selbst. Wenn etwas wahnsinnig ist, ist es nicht mehr vernünftig. Die Dinge sind schiefgelaufen, aber Schuld daran war ein Mangel an Vernunft bei den Teilnehmern, und auch das Fehlen von kritischer Distanz zu ihren eigenen Überzeugungen - es fällt auf, dass mindestens Letzteres auch auf Lütz zutrifft, manifestiert in seiner Lästerei über den Glauben von Nicht-Christen.


Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Wahnsinnige sich selbst als vernünftig bezeichnen oder sagen, im Namen der Vernunft zu handeln. Was auf die französische Revolution durchaus zutrifft.

Eine zu Beginn durchaus vernünftige und begründete Protestaktion gegen einen König von Gottes Gnaden, die in einem wahnsinnigen Blutbad ausartete... ja, auf dem Friedhof gibt's wirklich konsequent "liberté, égalité, fraternité" zwischen den Leichen. Verlegen
Zitat:



Dieses neue Selbstbewusstsein nahm den Menschen endlich die mythische Angst vor der Welt...
Was ist mit Exorzismen und Hexenprozessen? Dem Glauben, dass tierköpfige Dämonen und böse Geister die Auslöser von Krankheiten sind? Dem Glauben, dass menstruierende und frisch entbundene Frauen unrein sind und Milch sauer werden lassen? Dass Flüche die Ernte verderben? Klar, die Menschen konnten seitdem 'Die Macht Jesu Christi besiegt dich' rufen und ihren Rosenkranz festhalten, aber das sind auch nur Zauberformeln und Talismane. Das Christentum hat nicht das geringste dazu beigetragen, den Menschen ein naturalistischeres Weltbild zu geben, sie hat die bestehenden Ängste nur in andere Begriffe gepackt.


Lies mal Jeremias Gotthelf, da gibts auch ein anderes Bild: nämlich das des gebildeten und aufgeklärten Pfarrers, der sich intensiv - und meist ziemlich vergeblich - bemüht, seiner Gemeinde die ärgsten Formen von Aberglauben, Hexenglauben und solchen Spinnereien auszutreiben. Das ist AUCH Christentum - und nicht nur das Fördern von neuen Aberglauben.



Zitat:

Fußvolk und Frauen konnten nichtmal lesen lernen, geschweige denn eine umfassende Ausbildung genießen, die für eine ernsthafte Förderung der Wissenschaft notwendig gewesen wäre.


Was bis 1900 auch ohne religiöse Begründung an den Universitäten so blieb. Patriarchalische Einstellungen durchdrangen den ganzen Zeitgeist und haben nun wirklich nichts Spezielles mit dem Christentum zu tun. Ganz besonders nicht in Anbetracht frauenfeindlicher Schriften wie "der physiologische Schwachsinn des Weibes" von diesem Weinberg oder Weinberger, der sihc explizit auf die Wissenschaft beruft, um seine Unsäglichkeiten zu verbreiten.

Frauenfeindlichkeit gab und gibt es natürlich in der Kirche, aber sie ist eindeutig nichts, was kirchenspezifisch wäre.



Zitat:
116
... ohne irgendwelche Berührungsängste die wissenschaftliche herrschende Sicht der Welt einfach übernommen.
Solange sie nützlich und mit dem christlichen Weltbild vereinbar war. Alles, was nicht linientreu war, wurde unterdrückt, verboten oder christlich umgedeutet.


was bei jeder herrschenden Ideologie so ist. AnhängerInnen eines naturalistischen Weltbilds, das heute dominierend ist, legen auch viel Wert auf Linientreue und neigen dazu, ungeprüft zu verwerfen, was ihnen suspekt erscheint.



Zitat:

Das hätte wiederum den Niedergang des christlichen Glaubens eingeläutet und dazu geführt, dass wir heute auf eine deutlich längere Geschichte der modernen Wissenschaft zurückblicken könnten und Krebs längst heilbar wäre.


nana, bitte etwas mehr Vorsicht... Was es braucht, um Krebs zu heilen, werden wir dann wissen, wenn Krebs tatsächlich kein Problem mehr ist - so wie heute Pest kein Problem mehr ist. Was es allerdings an Überlegungen, Techniken und Methoden benötigt, wissen wir heute nicht, sonst könnten wir nämlich Krebs heute schon heilen. Was wir nicht können.


Zitat:

126
... legitimen historischen Entwicklung des Glaubens unter der Führung des Heiligen Geistes...
Und obwohl der Heilige Geist allmächtig, allwissend, gnädig und voller Liebe für alle Menschen ist, kommt ihm einfach keine Idee, wie man diese Entwicklung führen könnte, ohne dass über Jahrhunderte hinweg unschuldige Menschen in seinem Namen verfolgt, eingesperrt, gefoltert und getötet werden? Aber das Leben im Diesseits muss ja voller Leid und Schuldgefühlen sein, weil wir Menschen alle sündig sind (besonders die Nicht-Christen).


Dasselbe Problem haben ja Demokratie und Freiheit. Siehe nochmals die Blutbäder der französischen Revolution im Namen der Freiheit, oder der Einzug amerikanischer Truppen im Namen von Demokratie und Freiheit, inklusive Abu Ghraib und Guantanamo. Was sind Demokratie und Freiheit wert, wenn immer wieder unschuldige Menschen in ihrem Namen getötet, eingesperrt, gefoltert und verfolgt werden?




Zitat:

1.Es ist kein Schöpfer nötig, damit dieses Universum artenreiches Leben hervorbringt.


nein, aber ein Universum ist dazu durchaus notwendig, dessen Ursprung nach wie vor total im Dunkeln liegt. Ebenso wie völlig unklar ist, wieso es ausgerechnet die Eigenschaften hat, die es hat. Wissenschaft bietet hier noch weniger als die Theologie, nämlich nur offene Fragen und ein paar durchasu interessante, aber kaum nachprüfbare Spekulationen.

Zitat:

2.Wenn wir nicht erschaffen wurden, gab es weder Adam, noch Eva, noch den Sündenfall.


naja, ich wurde erschaffen. Meine Eltern waren daran wesentlich beteiligt... und was verstehst du eigentlich genau unter "Sündenfall"?


Zitat:

3.Ohne Sündenfall sind wir nicht 'schuld' daran, dass die Welt nicht perfekt ist.


Wir sind auch mit dem Sündenfall nicht schuld daran, dass die Welt nicht perfekt ist.

Zitat:

4.Außerdem sind wir 'rein', wenn wir geboren werden, und solange wir niemandem ein Leid zufügen, bedürfen wir auch keiner Vergebung.


durch die Tatsache des Geboren-Werdens fügst du deiner Mutter extreme Schmerzen zu, egal ob du zu diesem Sachverhalt dich einverstanden erklärt hast oder nicht.


Zitat:

5.Da wir nicht erschaffen wurden, schulden wir niemandem aufgrund unserer bloßen Existenz Dank oder Rechenschaft für unser Handeln.


Es ist auch im Christentum keine Verpflichtung, dankbar zu sein. Es ist lediglich eine Empfehlung. An die du dich halten kannst, oder auch nicht. Musst du selbst wissen.


Zitat:

7.Ohne die Notwendigkeit übernatürlicher Vergebung oder Gnade ergibt die Geschichte mit Jesus keinen Sinn.


Vergebung ist Vergebung. Was soll der Unterschied zwischen natürlicher und übernatürlicher Vergebung sein?


Zitat:

8.Wenn die Geschichte mit Jesus keinen Sinn ergibt, ist auch die darauf aufgebaute Religion sinnlos.


du scheinst dir sehr sicher zu sein, dass du auch tatsächlich verstanden hast, worum es gehen sollte.



Zitat:

129
Für die wissenschaftsgläubigen Atheisten...
Wir sind nicht wissenschaftsgläubig. Wir wissen, dass die Wissenschaft funktioniert, weil wir Tag für Tag in jedem unserer Lebensbereiche ganz praktisch und greifbar von den Früchten ihrer Erkenntnisse und Errungenschaften zehren.


Es gibt leider welche - und nicht wenige - die Wissenschaft nicht als das gute und zuverlässige Werkzeug ansehen, das sie ist, sondern eine Weltanschauung daraus machen, und das kann Wissenschaft nicht leisten.



Zitat:

Wissenschaft und Wissenschaftler sind per definitionem nur der Wahrheitsfindung mit den Mitteln der Wissenschaftlichen Methode verpflichtet.


die real existierenden Wissenschaftler sind auch nur Menschen, die konkret menschliche Interessen haben, wie zB ihre Brötchen zu verdienen, oder in prestigeträchtigen Journalen publizieren zu können. Es wäre sehr naiv, anzunehmen, dass die Wahrheitsfindung nicht hin und wieder hinter diesen allzu menschlichen Regungen zurück treten muss. Wissenschaftler sind keine Heiligen. Wirklich nicht. Und die Kontexte, in denen wissenschaftliche Forschung heute stattfindet, führen die Leute manchmal allzu schnell in Versuchung, hie und da etwas zu frisieren - merkt ja eh keiner....



Zitat:

1930: "It seems to me that the idea of a personal God is an anthropological concept which I cannot take seriously."
1936: "A research scientist will hardly be inclined to believe that events could be influenced by a prayer, i.e. by a wish addressed to a Supernatural Being."
1945: "[...] I am, of course, and have always been an atheist."
1949: "I have repeatedly said that in my opinion the idea of a personal God is a childlike one."
1954: "I do not believe in a personal God and I have never denied this but have expressed it clearly."


einen persönlichen Gott abzulehnen bedeutet noch lange nicht, Atheist zu sein. Dass ein so kluger Mann wie Einstein eine naive, kindliche Gottesvorstellung ablehnt, muss ja niemanden verwundern. Und du zitierst sehr einseitig. Es lassen sich nämlich auch Einstein-Zitate finden wie diese hier, die das Gesamtbild doch etwas relativieren:


The bigotry of the nonbeliever is for me nearly as funny as the bigotry of the believer.
- Albert Einstein, quoted in: Einstein's God - Albert Einstein's Quest as a Scientist and as a Jew to Replace a Forsaken God (1997)


I have repeatedly said that in my opinion the idea of a personal God is a childlike one. You may call me an agnostic, but I do not share the crusading spirit of the professional atheist whose fervor is mostly due to a painful act of liberation from the fetters of religious indoctrination received in youth. I prefer an attitude of humility corresponding to the weakness of our intellectual understanding of nature and of our own being.
- Albert Einstein, letter to Guy H. Raner Jr., Sept. 28, 1949, quoted by Michael R. Gilmore in Skeptic, Vol. 5, No. 2



Zitat:

Quotemining nennt sich das, wenn ein Zitat derart aus dem Kontext gerissen wird, dass die zitierte Person das Gegenteil ihrer eigentlichen Überzeugung zu vertreten scheint. Die meisten Atheisten verwenden für diese theistische Rheotorik gerne den Oberbegriff 'Lying for Jesus'.



ja, und wenn Atheisten wie du das tun, nennt sich das wie? Lying for.... Spaghettimonster? oder was? Lachen



Zitat:

Das Universum mit Göttern zu erklären, wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Zum Beispiel: Wie und woraus haben die Götter das Universum geschaffen? Woher wissen sie, wie man Universen erschafft? Ist unser eigenes das einzige Universum, das sie erschaffen haben? Woher kommen diese Götter? Wie haben sie sich entwickelt? Woraus bestehen sie? Existiert unser Universum in ihrem, oder existieren sie nebeneinander? Wie ist das Universum entstanden, in dem die Götter leben? Haben sich die Götter während der Lebenszeit des Universums verändert? Warum haben sie das Universum geschaffen? Warum haben sie es in genau dieser Form und keiner anderen geschaffen? Sind wir ein Experiment oder ein Projekt? Hat uns jemand in Auftrag gegeben? Was passiert, wenn die Götter das Interesse an uns verlieren? usw. usw.



Texte wie zB die indischen Veden behandeln diese Frage in grösster Ausführlichkeit und mit vielen Details.




Zitat:

Wir widerlegen seit Jahrtausenden jedes einzelne Argument, das jemals irgend ein Theist konstruiert hat. Wir reagieren also sehr wohl. Und da von theistischer Seite seit tausenden von Jahren noch kein einziges stichhaltiges Argument gekommen ist, und Michael Behes Argument from Irreduceable Complexity seit mehreren hundert Jahren das erste wirklich neue war (das auch schon zigmal widerlegt wurde), sind unsere Vorurteile glaub ich langsam gerechtfertigt.


Es dürfte ja langsam bekannt sein, dass sich Gott weder beweisen noch widerlegen lässt mit Argumenten. Die Entscheidung für oder gegen eine Religiosität ist also nichts, was sich auf Argumente aufbauen lässt.


Zitat:

Quelle: Larson&Witham: "Leading scientists still reject God" in Nature, Vol. 394, No. 6691, p. 313 (1998)
Soweit ichweiß, ist diese letzte Zahl mittlerweile noch weiter gesunken, auf 2%. Academia wird also von Atheisten beherrscht.


interessanterweise sind alle Wissenschaftler, die es in die Schulbücher schaffen, auf die eine oder andere Weise spirituell - wenn auch keiner von denen konventionell religiös ist. Newton, Descartes, Heisenberg, Pauli, Kant, Planck, wie oben dargelegt auch Einstein... keiner von denen war ein Mensch, der sagte "ich glaube, dass es keinen Gott gibt". Sie sagten höchsten "ich glaube nicht an einen personalen Gott".


Zitat:

Wir Atheisten sind es, die Tag und Nacht nach Antworten, Lösungen und Möglichkeiten suchen, um das Leben auf diesem Planeten für alle Menschen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Weltbild, ihrer Nationalität, ihrer Sexualität und ihrem Geschlecht gesünder, angenehmer und sicherer zu machen. Wir haben die Technologien entwickelt, auf der eure Lebensqualität basiert. Vergesst das nicht. Vergesst das niemals.


ich bin ja so gerührt.... Lachen


Zitat:

Das Problem ist jetzt aber, dass Gehirnverletzungen die Persönlichkeit eines Menschen radikal verändern können. Damit wäre widerlegt, dass die Persönlichkeit eines Menschen Teil einer unabhängigen immateriellen Entität ist.


ja genau, und wenn mein Fernseher kaputt ist, empfängt er die Fernsehprogramme nicht richtig, was natürlich ein starker Beleg dafür ist, dass die Fernsehprogramme in meinem Fernsehapparat hergestellt werden. Irgendwo in meinem Fernsehapparat hat es lauter so kleine Männchen, die Filme spielen und Shows und alle möglichen Dinge. Und die gehn alle kaputt, wenn mein Fernseher kaputt ist. Weinen

emotional bewege grüsse
das fräulein
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"I can't say I ever could make sense out of electricity when anyone tried to explain it. But, no, these lights are scientific. They work by magic.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1344536) Verfasst am: 15.08.2009, 13:18    Titel: Antworten mit Zitat

Noch langweiliger und ausgelutschter ging es wohl nicht, Rottenmeier?
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#1344539) Verfasst am: 15.08.2009, 13:27    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Noch langweiliger und ausgelutschter ging es wohl nicht, Rottenmeier?


Pass besser auf, was Du schreibst, Du bringst sie noch auf dumme Gedanken.
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Konrad
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Beiträge: 1528

Beitrag(#1344542) Verfasst am: 15.08.2009, 13:36    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Lies mal Jeremias Gotthelf, da gibts auch ein anderes Bild: nämlich das des gebildeten und aufgeklärten Pfarrers, der sich intensiv - und meist ziemlich vergeblich - bemüht, seiner Gemeinde die ärgsten Formen von Aberglauben, Hexenglauben und solchen Spinnereien auszutreiben. Das ist AUCH Christentum - und nicht nur das Fördern von neuen Aberglauben.


Jeremias Gotthelf bzw. bürgerlich Albert Bitzius war selbst Pfarrer und die von dir genannten Pfarrherren in den Romanen sind jeweils seine alter egos, also ein wenig geschönte Selbstbeschreibungen.
Gotthelf hat in seinen Erzählungen auch oft das aufklärerische Triumvirat von Pfarrer, Doktor und Lehrer bemüht, das es in der damaligen Wirklichkeit wohl eher selten im gleichen Dorf gab.
Also versuch bitte nicht diesen Nebenschauplatz hier irgendwie als argumentative Stütze für Lütz zu benutzen

Schönes WE ins Elsass.
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fräulein rottenmeier
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Anmeldungsdatum: 16.02.2009
Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis

Beitrag(#1344546) Verfasst am: 15.08.2009, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Noch langweiliger und ausgelutschter ging es wohl nicht, Rottenmeier?


na, wenn schon die Argumente der Threaderstellerin langweilig, ausgelutscht und oft erwiesenermassen falsch sind, dachte ich, ich täte ihr einen Gefallen durch die ebenso langweiligen und ausgelutschen Richtigstellungen. Ich wollte ja nur meine christliche Pflicht an einem armen, irre geleiteten Menschen erfüllen.... nicht dass sie sich das nächste Mal blamiert, wenn sie sich mit einem gebildeten Menschen unterhält, das wäre doch nicht schön. Verlegen


Konrad hat folgendes geschrieben:
Jeremias Gotthelf bzw. bürgerlich Albert Bitzius war selbst Pfarrer und die von dir genannten Pfarrherren in den Romanen sind jeweils seine alter egos, also ein wenig geschönte Selbstbeschreibungen.


stimmt, sie waren Selbstbeschreibungen. Und aus den Büchern geht durchaus hervor, dass Bitzius wusste, was Aufklärung war, und für aufklärerische Ideen eintrat. Der Lehrer in seinen "Freuden und Leiden eines Schulmeisters" kommt allerdings nicht allzu gut weg...

Zitat:
Also versuch bitte nicht diesen Nebenschauplatz hier irgendwie als argumentative Stütze für Lütz zu benutzen


und warum sollte ich nicht? Zumindest mit Bitzius selbst gab's ja erwiesenermassen schon mindestens einen aufgeklärten Pfarrer im Bernbiet um 1850.

Zitat:


Schönes WE ins Elsass.


gleichfalls zurück an den schönen Zürichsee (???)

es grüsst
das fräulein

edit: quote-klammern
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1344548) Verfasst am: 15.08.2009, 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Ich wollte ja nur meine christliche Pflicht an einem armen, irre geleiteten Menschen erfüllen.... nicht dass sie sich das nächste Mal blamiert, wenn sie sich mit einem gebildeten Menschen unterhält, das wäre doch nicht schön. Verlegen


Dir ist echt nicht mehr zu helfen.
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fräulein rottenmeier
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Anmeldungsdatum: 16.02.2009
Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis

Beitrag(#1344550) Verfasst am: 15.08.2009, 14:09    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Ich wollte ja nur meine christliche Pflicht an einem armen, irre geleiteten Menschen erfüllen.... nicht dass sie sich das nächste Mal blamiert, wenn sie sich mit einem gebildeten Menschen unterhält, das wäre doch nicht schön. Verlegen


Dir ist echt nicht mehr zu helfen.


danke, mir geht es gut, ich brauche wirklich keine Hilfe. Sehr glücklich
Ich wüsste auch nicht, inwiefern du mir behilflich sein könntest...? Aber darf ich dir einen Ironiedetektor schenken, das neuste Modell, gerade eben herausgekommen? --> rose

es grüsst freundlich
das fräulein
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Konrad
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Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 1528

Beitrag(#1344552) Verfasst am: 15.08.2009, 14:19    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:

Konrad hat folgendes geschrieben:

Schönes WE ins Elsass.


gleichfalls zurück an den schönen Zürichsee (???)



Den A.... versohlen + Prügel
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fräulein rottenmeier
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Beitrag(#1344553) Verfasst am: 15.08.2009, 14:28    Titel: Antworten mit Zitat

oh! mea culpa, mea maxima culpa

Anbeten Anbeten Anbeten Anbeten Anbeten Anbeten

... natürlich Grüsse an die schöne Aare und den Zytgloggeturm!

Verlegen
beschämt grüsst
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