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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1351217) Verfasst am: 29.08.2009, 11:38 Titel: Re: notwendige mathematische kenntnisse? |
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Danol hat folgendes geschrieben: | tridi hat folgendes geschrieben: | Danol hat folgendes geschrieben: | tridi hat folgendes geschrieben: | elementare mengenlehre kann man im uebrigen auch als achtklaessler erlernen - nur die mengentheoretischen grundlagen elementarer zahlenoperationen vielleicht nicht, da magst du recht haben. aber wozu auch... |
Damit in der Schule endlich mal Mathematik im Mathematikunterricht gemacht wird. |
um himmels willen... |
Das geht nicht, weil ... ? |
es mag ja an der uni in der mathematik sinnvoll sein, alles auf mengen zurueckzufuehren. von mir aus. aber deshalb muss das nicht unbedingt in der grundschule geschehen. das ist meines erachtens ein gnadenloser irrsinn.
die diskussion darum ist vor zig jahren wohl lang genug gefuehrt worden, aber - vermutlich wegen der sehr schlechten praktischen erfahrungen damit - ist der kappes doch seit langem schon wieder aus den grundschulen verschwunden. ich bin entsetzt, dass das trotzdem heute noch jemand wieder so haben will.
ich moechte diese damalige diskussion mit sicherheit nicht wieder aufwaermen. die mengenlehrefanatiker haben sich, so schrecklich das ist, damals durchgesetzt, sind danach aber, als die konzepte an der schule nicht funktionierten, untergegangen. und letzteres ist gut so, darueber brauch ich keine erneute grundsatzdiskussion.
nur soviel: aufgabe der grundschule und auch der ersten jahre in der sek I (wenn nicht der ganzen sek I) kann nur sein, den menschen das notwendige wissen zu vermitteln, was man im leben so braucht. dazu gehoert, dass man 3+4 rechnen kann (und auch 8*8 ), aber nicht, dass man 3+4=7 begruendet, indem man ueber mathematische mengen und aequivalenzklassen gleichmaechtiger mengen philosophiert.
sowas braucht kein mensch, nicht mal ein physiker, und sogar viele mathematiker kommen ohne aus. auch meine mathe-profs im ersten semester haben die natuerlichen zahlen kurzerhand als bekannt und gegeben vorausgesetzt ohne lang darueber zu philosphieren.
eh mich einer missversteht: ich will den mathematikunterricht weder auf rechnen beschraenken noch mengenlehre daraus grundsaetzlich verbannen. im gegenteil, begriffe wie menge, teilmenge, vereinigung und schnitt wuerde ich durchaus erwarten, zumindest am gymnasium, und die mengen der natuerlichen, der ganzen, der rationalen und der reellen zahlen sollte er auch kennen. nur die mengenlehre braucht man nicht, um auf der grundschule zu begreifen, was 3+4 ist.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26487
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1351234) Verfasst am: 29.08.2009, 12:15 Titel: Re: notwendige mathematische kenntnisse? |
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tridi hat folgendes geschrieben: | Danol hat folgendes geschrieben: | tridi hat folgendes geschrieben: | elementare mengenlehre kann man im uebrigen auch als achtklaessler erlernen - nur die mengentheoretischen grundlagen elementarer zahlenoperationen vielleicht nicht, da magst du recht haben. aber wozu auch... |
Damit in der Schule endlich mal Mathematik im Mathematikunterricht gemacht wird. |
um himmels willen... |
Warum denn diese Reaktion? Ich habe nie Mathe studiert, aber Nachhilfe bis hin zum Abi auch in Gruppen gegeben. Dabei habe ich mich immer geweigert, mich außerhalb der 10 Min für Fragen zu Hausarbeiten mit dem aktuellen Stoff zu beschäftigen oder gar zu rechnen, sondern habe mich immer in sehr weiten Umkreis um das jeweilige Thema mit den theoretischen Grundlagen beschäftigt, nach dem Motto: Mathematik als Spiel. Obwohl ich naturgemäß in dieser Situation nicht die Klassenbesten hatte (eine Ausnahme: Jemand der für den NC in Medizin Richtung 1.0 wollte), führte diese Art Nachhilfe, die ein eigenständiger Unterricht war, anscheinend nicht nur notenmäßig zum Erfolg: Das ist ca 30 - 35 Jahre her und ich bin vor ein paar Jahren einmal einem dieser Schüler (einer der weniger guten, Prima) im Wald begegnet. Wir haben uns als Mitschüler*** erkannt, wussten aber am Anfang nicht, wo wir einander einsortieren sollten, bis er plötzlich die Frage formulierte: "Bist Du nicht derjenige, der uns kurz vor dem Abi noch gezeigt hat, dass Mathe Spaß machen kann?"
Allerdings weiß ich, dass im sprachlichen Zweig unserer Schule kein Matheunterricht stattfand, sondern stattdessen nach Regeln gerechnet wurde. Das erinnerte mich damals strukturell eher an den Unterricht aus der Realschule, den ich bereits von Nachhilfeschülern kannte.
*** Er war 3 Jahrgänge unter meinem.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1351265) Verfasst am: 29.08.2009, 13:08 Titel: |
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@fwo: Was Du gemacht hast war glaube ich nicht wirklich das was tridi kritisiert. Ihr 'um himmels willen...' bezog sich denke ich wirklich nur auf die theoretische Mengenlehre (im Gegensatz zur naiven Mengenlehre mit den Venn Diagrammen und so) und die von der Bourbaki Gruppe inspirierte Pädagogik. Letztere hätte sich auch auf Wittgenstein berufen können, als der meinte er müsse jetzt Grundschullehrer werden und den Kindern erst mal formale Logik beibringen, weil das ja ohnehin die Grundlage für alles sei. Die armen Kinder.
Ich denke ebenfalls dass man ohne abstraktere Grundlagen das Wichtigste und Schönste an der Mathematik verpasst. Aber dabei ist es nett und motivierend zu sehen, dass das noch irgendwas mit den anwendbaren Teilen zu tun hat und bei deren Verständnis hilft.
Die theoretische Mengenlehre hilft eigentlich bloß für das Verständnis der Grundlagenkrise. Ihre praktischen (*hust*) Anwendungen sind Frege, Russel und Whiteheads 'Pricipica Mathematica' (wo sie auf ungefähr Seite 100 1+1=2 beweisen), das Hilbert Programm, Gödel und solche Sachen. Die kann man eh nicht durchnehmen und ohne die hängt die Mengenlehre dann auch etwas unmotiviert in der Luft.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1351409) Verfasst am: 29.08.2009, 18:00 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | @fwo: Was Du gemacht hast war glaube ich nicht wirklich das was tridi kritisiert.
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den eindruck hab ich auch. ich weiss nicht ganz, was fwo von mir wollte... aber mir gings nur um die fragwuerdigkeit, 3+4=7 mit irrem mengentheoretischen aufwand einzufuehren.
Zitat: |
Die theoretische Mengenlehre hilft eigentlich bloß für das Verständnis der Grundlagenkrise. Ihre praktischen (*hust*) Anwendungen sind Frege, Russel und Whiteheads 'Pricipica Mathematica' (wo sie auf ungefähr Seite 100 1+1=2 beweisen),
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und nur weil irgendwelche mathematiker ne grundlagenkrise haben, muss man nicht grundschuelern mit 100-seitigen theoretischen beweisen zu 1+1=2 kommen. das ist doch wahnsinn.
an anderer stelle macht abstrakte und formale mathematik wirklich sinn, ggf. auch an der schule, aber doch nicht fuer 3+4=7.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#1351413) Verfasst am: 29.08.2009, 18:06 Titel: |
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tridi hat folgendes geschrieben: | und nur weil irgendwelche mathematiker ne grundlagenkrise haben, muss man nicht grundschuelern mit 100-seitigen theoretischen beweisen zu 1+1=2 kommen. das ist doch wahnsinn. |
Ob nun Mengenlehre in Grundschulen unterrichtet werden soll, sei einmal dahingestellt, aber die Grundlagenkrise als eine Krise von irgendwelchen Mathematikern hinzustellen, zeugt nur von einem: von keiner Ahnung.
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1351430) Verfasst am: 29.08.2009, 18:30 Titel: |
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pyrrhon hat folgendes geschrieben: |
Ob nun Mengenlehre in Grundschulen unterrichtet werden soll, sei einmal dahingestellt, aber die Grundlagenkrise als eine Krise von irgendwelchen Mathematikern hinzustellen, zeugt nur von einem: von keiner Ahnung. |
dann klaer mich mal auf: wer hatte diese krise, wenn nicht mathematiker und logiker?
richtig ist, dass ich mich mit theoretischen grundlagen natuerlicher zahlen, logik (als spezielles teilgebiet der mathematik) und auch dem erwaehnten goedel bislang kaum befasst habe.
oder stoerst du dich an meiner bezeichnung "irgendwelche"?
(wenn ja: das koennen natuerlich beruehmte und tolle leute gewesen sein, das wollte ich nicht in abrede stellen, nur aus schulsicht ist das ziemlich irrelevant, wenn irgendein mathematiker - scheiss egal ob beruehmt oder noch so gut - ein theoretisches problem mit natuerlichen zahlen hat bzw. ihrer definition oder zurueckfuehrung auf die mengenlehre)
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#1351446) Verfasst am: 29.08.2009, 19:08 Titel: |
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tridi hat folgendes geschrieben: | oder stoerst du dich an meiner bezeichnung "irgendwelche"? |
Du verkennst die Größenordnung der Krise total, das war gewaltig mehr als ein paar Probleme einiger Leute mit natürlichen Zahlen. Diese Krise erschütterte die gesamte Mathematik. Begonnen hat es mit der Erkenntnis, dass es nicht nur eine Mathematik gibt, sondern mehrere Mathematiken geben kann, die sich widersprechen. Sätze, die in der einen Mathematik gelten, gelten in einer anderen nicht. Schließlich begann man im ausgehenden 19. Jahrhundert, der Mathematik eine solide axiomatische Grundlage zu geben (Frege ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig). Auslöser für die eigentliche Krise war die Russelsche Antinomie. Es dauerte ungefähr 30 Jahre, bis die Krise bewältigt war. Daran beteiligt waren die besten Mathematiker und Logiker der damaligen Zeit. Übrigens stimmt das mit mit der Bewältigung nicht ganz, denn es gibt immer noch offene Fragen.
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1351451) Verfasst am: 29.08.2009, 19:24 Titel: |
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Und die unterschiedlichen Mathematiken gibt es immer noch. Unendlich viele sogar und das ist sogar bewiesen. Bewiesen mit dem Teil, den man praktisch braucht und wo sie alle gleich sind. Und man hat in Folge der Krise sich damit angefreundet. Das war aber ein ganz schöner Hammer, weil Mathematik als die sicherste aller Wissenschaften galt. Gilt sie vielleicht immer noch, aber damit verbindet man heute nicht mehr sichere Aussagen über die Welt.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1351562) Verfasst am: 29.08.2009, 22:09 Titel: |
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pyrrhon hat folgendes geschrieben: | tridi hat folgendes geschrieben: | oder stoerst du dich an meiner bezeichnung "irgendwelche"? |
Du verkennst die Größenordnung der Krise total, das war gewaltig mehr als ein paar Probleme einiger Leute mit natürlichen Zahlen. Diese Krise erschütterte die gesamte Mathematik.
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kann ja sein.
nur das wird von mir nicht "verkannt", sondern es ging mir um schule, und fuer deren zwecke ist diese ganze krise (die ja nun uebrigens zig jahre vor meiner zeit dann schon erledigt war) *voellig* irrelevant.
sie kann ja noch so wichtig fuer die mathematik gewesen sein - fuer die schule ist das komplett irrelevant, was irgendwelche leute an universitaeten da fuer probleme hatten. "irgendwelche" kannst du hier vielleicht im sinne von "weit, weit weg von schule und damit fuer sie voellig bedeutungslos" verstehen.
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Danol registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.04.2007 Beiträge: 3027
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(#1351711) Verfasst am: 30.08.2009, 02:53 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Und die unterschiedlichen Mathematiken gibt es immer noch. |
Definitionssache. Wenn man Mathematik, wie z.B. Hilbert das tat, als Wissenschaft der formalen Systeme ansieht, dann gibt und gab es nur eine.
(Mich würde jetzt mal interessieren welche Definition der Mathematik dieser Aussage zugrunde liegt.)
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1351726) Verfasst am: 30.08.2009, 09:16 Titel: |
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Danol hat folgendes geschrieben: | Yogosh hat folgendes geschrieben: | Und die unterschiedlichen Mathematiken gibt es immer noch. |
Definitionssache. Wenn man Mathematik, wie z.B. Hilbert das tat, als Wissenschaft der formalen Systeme ansieht, dann gibt und gab es nur eine.
(Mich würde jetzt mal interessieren welche Definition der Mathematik dieser Aussage zugrunde liegt.) |
So gesehen stimmt das natürlich. Mit 'unterschiedlichen Mathematiken' meinte ich insbesondere dass es je nach verwendetem Axiomsystem* verschiedene Mengen und verschiedene natürliche Zahlen gibt. Nicht bloß unterschiedliche aber äquivalente Modelle sondern tatsächlich Versionen mit unterschiedlichen aber widersprechenden Eigenschaften und solche, die sich in Bezug auf bestimmte Eigenschaften gar nicht festlegen.
Es ist aber nicht so, dass es in der Mathematik (jetzt als Bezeichnung für die Wissenschaft und nicht für dies oder jenes Axiomensystem) noch einen Streit geben würde, welche denn jetzt die richtige ist. Vor und während der Grundlagenkrise galt der Streit um die richtige Geometrie oder die richtige Definition von natürlichen Zahlen noch nicht als Scheinproblem. Das ist also was ganz anderes als etwa die Debatte um die richtige Interpretation der Quantenphysik.
*ist vielleicht irreführend. Die Unterschiede sind nicht sooo groß. Man nimmt halt eins der üblichen Axiomsysteme und gönnt sich dann noch diese oder jene Erweiterung als Bonus. Und das aber auch nur in der Grundlagenforschung. Allen andere Wissenschaften, die Mathe verwenden sind davon überhaupt nicht betroffen.
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Danol registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.04.2007 Beiträge: 3027
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(#1351923) Verfasst am: 30.08.2009, 17:18 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | So gesehen stimmt das natürlich. Mit 'unterschiedlichen Mathematiken' meinte ich insbesondere dass es je nach verwendetem Axiomsystem* verschiedene Mengen und verschiedene natürliche Zahlen gibt. Nicht bloß unterschiedliche aber äquivalente Modelle sondern tatsächlich Versionen mit unterschiedlichen aber widersprechenden Eigenschaften und solche, die sich in Bezug auf bestimmte Eigenschaften gar nicht festlegen. |
Ja gut, dass es das gibt war mir klar. Insbesondere das Auswahlaxiom bringt da ja einiges durcheinander (nicht messbare Mengen, daraus folgend Banach-Tarski, Kontinuumshypothese ...).
Zitat: | Es ist aber nicht so, dass es in der Mathematik (jetzt als Bezeichnung für die Wissenschaft und nicht für dies oder jenes Axiomensystem) noch einen Streit geben würde, welche denn jetzt die richtige ist. Vor und während der Grundlagenkrise galt der Streit um die richtige Geometrie oder die richtige Definition von natürlichen Zahlen noch nicht als Scheinproblem. Das ist also was ganz anderes als etwa die Debatte um die richtige Interpretation der Quantenphysik. |
Stimmt. Prinzipiell könnte man sich seit Gödel sogar auf den Standpunkt stellen dass sie allesamt falsch sind
(Muss dann aber etwas unübliche, wenn auch nicht unbedingt unplausible, Voraussetzungen für die Richtigkeit benutzen.)
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1351950) Verfasst am: 30.08.2009, 18:43 Titel: |
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Den Ausspruch habe ich mal irgendwo gelesen:
Mathematische Theoreme beziehen sich nicht auf die Wirklichkeit. Wenn sie es doch tun, sind sie nicht gesichert.
Nach einem entsprechenden Erlebnis im Schwarzwald leitete ich daraus ab:
Wanderkarten sind wie mathematische Theoreme: Sie beziehen sich nicht auf die Wirklichkeit.
Vielleicht erheitert euch das.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1351953) Verfasst am: 30.08.2009, 18:53 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: |
Wanderkarten sind wie mathematische Theoreme: Sie beziehen sich nicht auf die Wirklichkeit.
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Ich hoffe, du bist trotzdem heil angekommen.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1351954) Verfasst am: 30.08.2009, 18:54 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Ahriman hat folgendes geschrieben: |
Wanderkarten sind wie mathematische Theoreme: Sie beziehen sich nicht auf die Wirklichkeit.
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Ich hoffe, du bist trotzdem heil angekommen. |
Unkraut vergeht nicht.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1352219) Verfasst am: 31.08.2009, 11:08 Titel: |
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Zitat: | Ich hoffe, du bist trotzdem heil angekommen. |
Ja, ich hatte Glück. Etwas laufkrank landete ich schließlich auf einem Bahnhof einer Schmalspurbahn - und die fuhr auch an diesem Tag. Es war das Chanderli.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1352305) Verfasst am: 31.08.2009, 14:09 Titel: |
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Das fundamentale Problem der Grundlagenkrise ist doch, dass es überhaupt kein garantiert widerspruchsfreies System geben *kann* (sofern man zumindest zählen können will), nicht dass es mehrere geben könnte.
Das halte ich vom intellektuellen Impakt für einen ebenso bedeutenden Schritt wie, dass es überhaupt Naturgesetze gibt, die die Welt mathematisch beschreiben, dass Naturgesetze für den Himmel genauso gelten wie für die Erde, dass sich ein Alter für Erde und Sterne bestimmen lässt, dass Zeit und Raum nicht unabhängig vom Beobachter sind und - für die Gegenwart - dass das Bewußtsein nicht so ist, wie es uns das selbst vorgaukelt.
Dabei geht es nicht mal um "innermathematische" Anwendungen, es geht um die Umwälzung des Weltbilds. Auch als Mathematikerin braucht man sich um diese Probleme nicht zu kümmern, wenn man nicht gerade Logik als Spezialisierung hat, als kulturelle Errungenschaft ist es hingegen zentral, da es hier um die grundsätzlichen Grenzen der Verständlichkeit der Welt geht.
Was die Eingangsfragen betrifft, bin ich ambivalent. Ich finde es weit weniger wichtig, irgendetwas ausrechnen zu können, als zu wissen, *ob* man es weiß und worum es eigentlich geht. Es ist nützlich, wenn man sein Restgeld zählen kann, aber man kann auch immer mit Plastik zahlen und seine Abrechnung in Microsoft Money machen.
Zentraler finde ich Fragen wie die nach dem Volumen eines Quaders, wenn man den Zusammenhang zu Lügen mit statistischen Graphen verstehen will. Stelle ich die Verdoppelung des Aktienindex durch ein proportionales dreidimensionales Geldhäufchen doppelter Höhe dar, dann habe ich suggeriert, dass jetzt achtmal soviel Geld da ist wie vorher.
Wenn es um das Verständnis der zweiten Ableitung geht, dann kann man sich fragen, ob es so toll ist, wenn die Neuverschuldung langsamer steigt als früher.
Wenn diese Fragen nicht verstanden wurden, dann interessiert es mich herzlich wenig, dass die SchülerInnen einfache Funktionen algorithmisch ableiten können. Das wird in der Schule deswegen getan, weil es einfacher ist, zu verlangen, bei Input (x^2)' den Output 2x zu liefern, und dann dafür eine gute Note zu geben.
Strahlensatz und Thales finde ich optional, sie sind für mich aber Teil einer größeren Anzahl von Sätzen, von denen man in der Schulzeit ein paar verstanden haben sollte, nicht aber unbedingt diese speziellen.
Ich halte es für keinen Verlust, dass ich keine Tricks mehr gelernt habe, wie man effizient Logarithmen- und Winkelfunktionstafeln nutzt. Alles *Algorithmische*, was man an Ableitungen und Integralen in der Schule lernt, erledigen Computerprogramme schon lange zur selben Zufriedenheit wie vor 30 Jahren die Taschenrechner.
Konkret:
*) 8*8 würde ich weiterhin in der Schule beibringen. Kinder, die sich sowas nicht merken können, sind die Ausnahme (und sollten deswegen natürlich genausowenig eine ruinierte Schulkarriere haben wie Legastheniker).
*) 0,0038-0,0123 ohne taschenrechner, würde ich weiterhin unterrichten, später erwarten würde ich, dass problemlos ohne TR festgestellt werden kann, dass das Ergebnis negativ ist.
_________________ Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1352327) Verfasst am: 31.08.2009, 14:22 Titel: |
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esme hat folgendes geschrieben: | Wenn es um das Verständnis der zweiten Ableitung geht, dann kann man sich fragen, ob es so toll ist, wenn die Neuverschuldung langsamer steigt als früher. |
Hehe, ein amerikanischer Präsident (ich glaube Nixon wars) hat seine Politik sogar mal damit verteidigt, dass die Anstiegsrate der Neuverschuldung langsamer wachse als unter seinem Vorgänger. Die dritte Ableitung schafft es nicht oft in die Nachrichten.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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