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NPD und Abgeordnetenwatch
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1359601) Verfasst am: 13.09.2009, 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:
Gegenfrage: Ist im NS denn irgendwas gegen Fabrikverlegungen unternommen worden? Es war auch damals schon üblich, Fabriken und Betriebe unter bestimmten Umständen zu verlegen, wenn auch nicht so exzessiv wie heute. Soweit mir bekannt wurde nichts dagegen getan.
Weiters ist das ein Problem das nach der NS-Zeit auftrat. Ich weiß ehrlichgesagt nicht welche Antwort ich da nun vermuten sollte. Denkbar ist letztlich beides.

Ich halte es für unmöglich, dass ein Unternehmer trotz Gewinn massig Deutsche entlässt.
Lässt das Regime so etwas zu schadet es seinem Ansehen.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
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Beitrag(#1359602) Verfasst am: 13.09.2009, 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:

Wofür sollte das relevant sein?

Ich halte es für einen wesentlichen Bestandteil des Neoliberialismus, dass der Unternehmer dort produzieren kann, wo er will und nicht an teuere Deutsche gebunden ist.


Ja, hier würde eine Einschränkung vorliegen. Allerdings keine, die die wesentlichen Mechanismen freier kapitalistischer Produktion betrifft.
_________________
Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1359605) Verfasst am: 13.09.2009, 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Wie lässt sich Fabrikverlegungen in ein Billigland mit den NS vereinbaren?

Kann der Unternehmer unter dem NS einfach massenhaft deutsche Arbeiter entlassen, um in China billiger zu produzieren?


Das war das Ziel. Allerdings erst in Russland, später vielleicht auch in China.

vorerst hatten die freien Unternehmer ja die freie Auswahl in Auschwitz. Die dortigen Arbeiter/-innen waren auch sehr billig. Siemens z.B. errichtete Produktionsstätten direkt in einigen KZs.

Skeptiker
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Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 13.09.2009, 21:21, insgesamt einmal bearbeitet
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1359606) Verfasst am: 13.09.2009, 21:21    Titel: Re: Faschismus und Neoliberalismus Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Aber das zu ignorieren, daß von vornherin ein Großteil der Bevölkerung sowieso davon ausgeschlossen war, das finde ich unbegreiflich. Man könnte ebenso gut behaupten, in den Vereinigten Staaten gab es keine Sklaverei, da alle Weißen Bürgerrechte besaßen. Schere im Kopf.


Das ist ja einfach nicht der Fall gewesen, zumindest nicht mithilfe der von dir aufgezählten Repressionen. Wer soll denn dieser 'Großteil der Bevölkerung' gewesen sein? Wenn Du Juden, Kommunisten und andere, mit Repressionen bedachte Gruppen, zusammenzählst, bist Du immernoch weit von einem 'Großteil' entfernt. Die massivsten Repressionen gab es erst im Krieg, ob die auch im Frieden entstanden wären oder (ideologisch) notwendig und zwangsläufig waren, wird sich nichtmehr klären lassen. An die Zahl oder den Anteil der Sklaven an der Bevölkerung reichten diese Gruppierungen jedenfalls vor 1939 nie heran.

Zitat:
Aber man kann nicht einfach ausblenden, daß der Wirschaftsliberalismus konzeptionell nicht mit einem System vereinbar ist, das einen Großteil der Bevölkerung vom freien (was immer man von dem Begriff halten mag) wirtschaftlichen Handeln ausschließt.


Der Wirtschaftsliberalismus ist nicht mit sich selbst vereinbar noc
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1359615) Verfasst am: 13.09.2009, 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Ich halte es für unmöglich, dass ein Unternehmer trotz Gewinn massig Deutsche entlässt.
Lässt das Regime so etwas zu schadet es seinem Ansehen.


Es mag sein dass es in solchen Grenzfällen gewisse Konzessionen geben muss, die werden aber kaum wesentlich sein. An der Sozialdemokratie sieht man dass eine Regierungspartei in der praktischen Politik sehr wohl ihre Ideale verraten darf, ohne dass sie deswegen gleich ideologisch untergeht - man darf es nur nicht zu sehr übertreiben.
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1359618) Verfasst am: 13.09.2009, 21:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:

Wofür sollte das relevant sein?

Ich halte es für einen wesentlichen Bestandteil des Neoliberialismus, dass der Unternehmer dort produzieren kann, wo er will und nicht an teuere Deutsche gebunden ist.


Ja, hier würde eine Einschränkung vorliegen. Allerdings keine, die die wesentlichen Mechanismen freier kapitalistischer Produktion betrifft.

Oh ich wollte nicht abstreiten, dass der NS kapitalistisch war. Oder mit manchen Formen des Kapitalismus vereinbar ist.
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1359636) Verfasst am: 13.09.2009, 21:37    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Oh ich wollte nicht abstreiten, dass der NS kapitalistisch war. Oder mit manchen Formen des Kapitalismus vereinbar ist.


Naja, warum sollte ein Nationalsozialismus nicht auch einen Nationalneoliberalismus impliziren können? Gewisse Einschränkungen gibt es bei der Verquickung von 2 Ideologien eigentlich immer, die Berühren aber eigentlich nur Randgebiete, wie z.B. hier.
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#1359642) Verfasst am: 13.09.2009, 21:40    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:

Naja, warum sollte ein Nationalsozialismus nicht auch einen Nationalneoliberalismus impliziren können?

1)Implizieren?
2)Was ist unter einem Nationalneoliberalismus zu verstehen?
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1359652) Verfasst am: 13.09.2009, 21:47    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
1)Implizieren?
2)Was ist unter einem Nationalneoliberalismus zu verstehen?


Implizieren könnte vielleicht zu stark sein, ich vermute aber dass da zumindest ein Zusammenhang besteht. Eine Ideologie wie die des NS ist darauf angewiesen insbesondere die Eliten für sich oder zumindest zu einer wohlwollenden Neutralität zu gewinnen, das geht mit Neoliberalismus nunmal am besten weil der die Ideologie dieser Eliten ist und es damals war, zumindest zu einem großen Teil (wobei man damals nicht von Neoliberalismus sprach, in Hinblick auf Deregulierung, Gewerkschaften und ähnliches war das Denken aber ähnlich). Ich behaupte dass eine moderne NS-Ideologie auch wieder neoliberale Elemente enthalten müsste, um nicht frühzeitig am Wiederstand bestehender Eliten zu scheitern. In sofern scheint es mir gerechtfertigt hier von einer Implikation auszugehen, auch wenn die natürlich nicht in Gestalt des exakten mathematischen Implikationsbegriffs zutage tritt.

Zitat:
Was ist unter einem Nationalneoliberalismus zu verstehen?


Die Einschränkung des Neoliberalismus auf eine Nation. Was genau ist daran unklar?
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1359671) Verfasst am: 13.09.2009, 22:01    Titel: Re: Faschismus und Neoliberalismus Antworten mit Zitat

Finde ich merkwürdig, komplette Bevölkerungsgruppen aus den Überlegungen auszuklammern.
Zitat:
Die wirtschaftliche Enteignung jüdischer Bürger begründete das NS-Regime nicht nur ökonomisch, sondern vor allem rassenideologisch: Alles Vermögen diente als "Volksvermögen" der Volksgemeinschaft. Mit der Verabschiedung der Nürnberger Gesetze im September 1935 gehörten Juden definitorisch nicht mehr zur Volksgemeinschaft und hatten damit auch den Anspruch auf ihr Vermögen verwirkt. Zu diesem Zeitpunkt war bereits nahezu ein Viertel aller jüdischen Geschäftsinhaber enteignet.

Die Ausgrenzung und Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung zielte auch auf die Auswanderung der Juden. Neben zahlreichen Zoll- und Devisenvorschriften brachte insbesondere die bereits 1931 von Heinrich Brüning erlassene "Reichsfluchtsteuer" zur Bekämpfung der Kapitalflucht, deren Höhe 25 Prozent des steuerpflichtigen Vermögens betrug, weitere öffentlichen Haushaltseinnahmen. 1934 senkte das Reichsfinanzministerium die Freibeträge drastisch und wandelte sie so zur Sondersteuer gegen jüdische Auswanderer um: Bis 1936 emigrierten 110.000 Juden und der Staat hatte allein 153 Millionen Reichsmark durch die Reichsfluchtsteuer eingenommen.

http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/arisierung/index.html

Zitat:
Im Spätsommer 1944 waren etwa ein Viertel der Arbeitskräfte in der gesamten deutschen Wirtschaft Zwangsarbeiter. Sie wurden in den meisten Industrie- und in vielen mittelständischen und Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt und stammten aus allen von der Wehrmacht besetzten Ländern Europas, die meisten aus Polen und der damaligen Sowjetunion, letztere wurden auch als Ostarbeiter bezeichnet. Etwa die Hälfte von ihnen waren Mädchen und Frauen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsarbeit_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus
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Danol
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Beiträge: 3027

Beitrag(#1359687) Verfasst am: 13.09.2009, 22:11    Titel: Re: Faschismus und Neoliberalismus Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Finde ich merkwürdig, komplette Bevölkerungsgruppen aus den Überlegungen auszuklammern.


Wie oft noch? Deprimiert
Die Juden waren einfach kein so großer Teil der Bevölkerung, das ihre Ausgrenzung ideologisch relevant wäre. Wenn Du so argumentierst tust Du außerdem geradezu so als würden im Neoliberalismus keine Ausgrenzungen vorgenommen, das ist einfach quatsch. Nur die Kriterien sind andere ...
Wenn Du hier mit Daten von 1944 kommst so ist das einfach nicht repräsentativ, weil das mitten im Krieg ist. Das so eine Situation mit einer Friedenssituation nicht ohne weiteres vergleichbar ist, müssen wir doch nicht erst lange diskutieren? Sogar dein Zitat zeigt ja schon auf dass es sich überwiegend um Zwangsverschleppte und Kriegsgefangene handelt, insofern kann dieses Zitat gar nichts zum Verständnis der NS-Wirtschaftsideologie für nicht-Kriegszeiten beitragen, da diese Personengruppen dann nunmal nicht zur Arbeit gezwungen werden können.
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1359884) Verfasst am: 14.09.2009, 09:17    Titel: Re: Faschismus und Neoliberalismus Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Finde ich merkwürdig, komplette Bevölkerungsgruppen aus den Überlegungen auszuklammern.
Zitat:
Die wirtschaftliche Enteignung jüdischer Bürger begründete das NS-Regime nicht nur ökonomisch, sondern vor allem rassenideologisch:
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/arisierung/index.html


Also, eines muss man in Bezug auf den deutschen Faschismus auch sagen: Die Judenvertreibung und dann -vernichtung war nicht ökonomisch begründet, sondern kulturell. (Ein Nachklang des christlich-mittelalterlichen Judenhasses.)

Zum Neoliberalismus: Dieser glaubt ja selbst nicht daran, was er formuliert. Er möchte z.B. Staatsinterventionen raushalten, die neoliberalen Wirtschaftsbosse und auch Theoretiker befürworten jedoch trotzdem den staatliche Stützung oder sogar Übernahme der Banken und Konzerne, um sie zu retten. Wohlgemerkt: in bestimmten Phasen, wie ja auch Danol richtig erkannte.

Diese nicht nur theoretische Inkonsequenz zieht sich durch. Und sie betrifft auch die Sklavenarbeit im engeren und weiteren Sinne. Die Unternehmerfreiheit, ist klar, die soll garantiert sein, was freiwillige Kooperationen nicht ausschließt, wie beschrieben.

Die "Freiheit" des Arbeiters und Angestellten dagegen hat einen anderen Sinn: den der Motivation. Während bestimmte Tätigkeiten durch lange Zügel besser laufen, werden andere Arbeiten eher durch direkten Zwang besser angetrieben. Das ist das, was auch dahnter steckt. In jedem Fall aber sollen kollektive Interessenvertretungen der Arbeiter und Angestellten zerstört werden.

Man muss sich klar machen, was der Neoliberalismus ist, zelig. Dann lösen sich auch diese Widersprüche.

Skeptiker
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1359888) Verfasst am: 14.09.2009, 09:29    Titel: Re: Faschismus und Neoliberalismus Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Finde ich merkwürdig, komplette Bevölkerungsgruppen aus den Überlegungen auszuklammern.
Zitat:
Die wirtschaftliche Enteignung jüdischer Bürger begründete das NS-Regime nicht nur ökonomisch, sondern vor allem rassenideologisch:
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/arisierung/index.html


Also, eines muss man in Bezug auf den deutschen Faschismus auch sagen: Die Judenvertreibung und dann -vernichtung war nicht ökonomisch begründet, sondern kulturell. (Ein Nachklang des christlich-mittelalterlichen Judenhasses.)


Nein. Die Juden waren aufgrund bestehender, religiös-kulturell begründeter Vorbehalte sozusagen leichte, da vorstigmatisierte Opfer. Für die rasseideologische Motivation der NS-Verfolgung spielte dies aber keine ursächliche Rolle. Man kann das m.E. nicht einfach als eine Fortsetzung der mittelalterlichen Judenverfolgung mit anderen Mitteln sehen, sondern es ist von den Beweggründen her etwas Neues. Die christliche Judenverfolgung zielte auf die Bekehrung der Juden, nicht auf ihre Ausrottung.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1359927) Verfasst am: 14.09.2009, 11:18    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist auch falsch, hier nur auf die Behandlung der Juden im NS zu fokussieren. Ein totalitärer Staat kennt nur die Schranken der Macht und der Gewalt. Wenn es ihm nutzt, lässt er gewähren. Aber wenn es ihm nutzt, übernimmt er auch mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Kontrolle über innergesellschaftliche Strukturen und Prozesse. Das ist unvereinbar mit auch nur irgendwelchen Vorstellungen vom freien Handeln. So fragwürdig der Begriff im ökonomischen Kontext auch sein mag.
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1360018) Verfasst am: 14.09.2009, 16:47    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Wenn es ihm nutzt, lässt er gewähren. Aber wenn es ihm nutzt, übernimmt er auch mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Kontrolle über innergesellschaftliche Strukturen und Prozesse. Das ist unvereinbar mit auch nur irgendwelchen Vorstellungen vom freien Handeln.


Da Kernbestandteil der neoliberalen Ideologie der Nutzen freier Märkte und freien ökonomischen Handelns ist, liegt hier keine Unvereinbarkeit. Jede totalitäre Ideologie kann, sogar mit den gleichen Argumenten wie der Neoliberalismus, zu äquivalenten Schlussfolgerungen kommen, gar kein Problem.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
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Beitrag(#1360137) Verfasst am: 14.09.2009, 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Wie lässt sich Fabrikverlegungen in ein Billigland mit den NS vereinbaren?

Kann der Unternehmer unter dem NS einfach massenhaft deutsche Arbeiter entlassen, um in China billiger zu produzieren?


Tatsaechlich verlegten etliche Unternehmen Fabriken aus Nazi-Deutschland ins benachbarte Polen, z.B. nach Auschwitz und Treblinka um dort die billigstmoegliche Arbeitskraft zu nutzen. Viele ihrer deutschen Arbeitnehmer wurden so freigesetzt fuer andere Aufgaben, z.B. an der Ostfront. Unter dem Gesichtspunkt der Profitmaximierung war das wie ein Jackpot fuer stramm neoliberal ausgerichtete Unternehmer. Die Lohnkosten wurden so auf das absolut notwendige Minimum fuer Unterkunft und Verpflegung begrenzt. Vielleicht unterstuetzten auch deshalb soviele deutsche "Wirtschaftskapitaene" die Nazis. Mit den Augen rollen
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
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Beitrag(#1360150) Verfasst am: 14.09.2009, 21:46    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Viele ihrer deutschen Arbeitnehmer wurden so freigesetzt fuer andere Aufgaben, z.B. an der Ostfront.

Eben für andere (kriegsbedingte) Aufgaben und nicht in die Arbeitslosigkeit.
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Danol
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Beiträge: 3027

Beitrag(#1360153) Verfasst am: 14.09.2009, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Viele ihrer deutschen Arbeitnehmer wurden so freigesetzt fuer andere Aufgaben, z.B. an der Ostfront.

Eben für andere (kriegsbedingte) Aufgaben und nicht in die Arbeitslosigkeit.


Dafür gabs ja den Reichsarbeitsdienst. In den USA gibts übrigens in manchen Bundesstaaten Regelungen, die Sozialhilfeempfänger verpflichten 'bei Bedarf' einfache, gemeinnützige Arbeiten (Parkpflege o.ä.) auszuführen.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1360162) Verfasst am: 14.09.2009, 22:00    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Viele ihrer deutschen Arbeitnehmer wurden so freigesetzt fuer andere Aufgaben, z.B. an der Ostfront.

Eben für andere (kriegsbedingte) Aufgaben und nicht in die Arbeitslosigkeit.



Mein Opa haette damals sicher die Arbeitslosigkeit vorgezogen.
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Skeptiker
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Beitrag(#1360316) Verfasst am: 15.09.2009, 08:59    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ein totalitärer Staat kennt nur die Schranken der Macht und der Gewalt. Wenn es ihm nutzt, lässt er gewähren. Aber wenn es ihm nutzt, übernimmt er auch mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Kontrolle über innergesellschaftliche Strukturen und Prozesse. Das ist unvereinbar mit auch nur irgendwelchen Vorstellungen vom freien Handeln. So fragwürdig der Begriff im ökonomischen Kontext auch sein mag.


Erstens würde ich den Begriff "totalitär" nicht benutzen. Er ist unwissenschaftlich, weil er Dinge vermischt, die nichts miteinander zu tun haben.

Du sprichst hier von politischen Formen der Herrschaft, der Neoliberalismus bezeichnet jedoch die ökonomischen Herrschaftsverhältnisse. Deshalb würde ich zum einen das darin enthaltene Wort "liberal" nicht zu wörtlich nehmen; Neoliberalismus bedeutet nicht "freies Handeln", wie Du es übersetzt, sondern er bedeutet Freiheit für das Kapital. Das schließt nicht aus, dass in bestimmten Perioden sowas wie eine "gefühlte Freiheit" existiert. Aber im Prinzip bleibt es ein Machtungleichgewicht.

Aber Du hast ja selbst gemerkt, dass etwas mit dem Begriff "liberal" im "ökonomischen Kontext" nicht stimmt. Und mit diesem Gefühl hast Du Recht.

Die Sätze von Hitler sind aus seiner Sicht wohl durchaus ehrlich gemeint. Sie werden nicht dadurch widerlegt, indem man darauf hinweist, dass es ja im deutschen Faschismus großenteils offene Zwangsarbeit gab. Denn diktatorischen und betrieblichen Zwang haben ja z.B. auch die neoliberalen Chicago Boys im Falle Chiles befürwortet, um die Freiheit des Kapitals langfristig zu sichern.

Deswegen würde ich das so formulieren: Faschismus ist Neoliberalismus mit staatsterroristisch-diktatorischen Mitteln. Die "normale" bürgerliche Gesellschaft ist Neoliberalismus ohne oder mit wenig staatsterroristisch-diktatorischen Mitteln, dafür jedoch mit einer ganzen Palette anderer Methoden, um die Kapitaldikatatur zu sichern. Und zu diesen Methoden gehört auch ein gewissen Maß an Freiheit des Handelns in bestimmten Grenzen.

Übrigens ist "Neoliberalismus" einfach nur ein anderer Ausdruck für ganz gewöhnlichen Kapitalismus.

Skeptiker
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Shadaik
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Beitrag(#1360421) Verfasst am: 15.09.2009, 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Wie lässt sich Fabrikverlegungen in ein Billigland mit den NS vereinbaren?

Kann der Unternehmer unter dem NS einfach massenhaft deutsche Arbeiter entlassen, um in China billiger zu produzieren?


Tatsaechlich verlegten etliche Unternehmen Fabriken aus Nazi-Deutschland ins benachbarte Polen, z.B. nach Auschwitz und Treblinka um dort die billigstmoegliche Arbeitskraft zu nutzen.

Polen war zu diesem Zeitpunkt nicht Ausland zwinkern
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Skeptiker
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Beitrag(#1360536) Verfasst am: 15.09.2009, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Wie lässt sich Fabrikverlegungen in ein Billigland mit den NS vereinbaren?

Kann der Unternehmer unter dem NS einfach massenhaft deutsche Arbeiter entlassen, um in China billiger zu produzieren?


Tatsaechlich verlegten etliche Unternehmen Fabriken aus Nazi-Deutschland ins benachbarte Polen, z.B. nach Auschwitz und Treblinka um dort die billigstmoegliche Arbeitskraft zu nutzen.

Polen war zu diesem Zeitpunkt nicht Ausland zwinkern


Es ging um die Eroberung neuer Kolonien im Osten. Wenn man so will, ist eine Kolonie kein Ausland. Aber wie dem auch sei, Kapital drängt nach Expansion und es ist deshalb immer nur der Form nach national ...-

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Shadaik
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Beitrag(#1361271) Verfasst am: 16.09.2009, 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Wie lässt sich Fabrikverlegungen in ein Billigland mit den NS vereinbaren?

Kann der Unternehmer unter dem NS einfach massenhaft deutsche Arbeiter entlassen, um in China billiger zu produzieren?


Tatsaechlich verlegten etliche Unternehmen Fabriken aus Nazi-Deutschland ins benachbarte Polen, z.B. nach Auschwitz und Treblinka um dort die billigstmoegliche Arbeitskraft zu nutzen.

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Es ging um die Eroberung neuer Kolonien im Osten. Wenn man so will, ist eine Kolonie kein Ausland. Aber wie dem auch sei, Kapital drängt nach Expansion und es ist deshalb immer nur der Form nach national ...-
Nun war das Dritte reich aber (wohl auch bedingt durch die Erfordernisse eines Weltkrieges) planwirtschaftlich organisiert.
Das zwar in einer Weise, dass die Kapitalisten davon proditierten - das System selbst würde ich dennoch nur teilweise als kapitalistisch bezeichnen. Denn solange sie Profit erwirtschaften dürfte es "den kapitalisten" recht egal sein, ob die Rahmenbedingungen selbst kapitalistisch sind - Vorhandensein von Kapitalisten bedingt also nicht die freie Marktwirtschaft (die ja viele für synonym mit dme kapitalismus halten) als Grundlage - im Gegenteil, eine Planwirtschaft ist für diese doch viel einträglicher (garantierte Güterabnahme etc.)!

Polen bzw. der deutsch besetzte Teil war als Generalgovernement übrigens voll ins Reich integriert. Kolonialland wäre erst das Gebiet der Sowjetunion geworden, hätte man es denn dauerhaft erobern können. Die eroberten polnischen Gebiete sollten voll ins Reich integriert werden.
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