Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Atheismus = Emotionskälte?
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 18, 19, 20
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Weltanschauungen und Religionen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Nordseekrabbe
linker Autist



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#132608) Verfasst am: 01.06.2004, 13:37    Titel: Antworten mit Zitat

schinkentee hat folgendes geschrieben:
Naja was die Krabbe sagen wollte, war doch eigentlich, dass ihm auch aufgefallen ist, dass wir emotionslos seien.


Nö. Ich hab es als Frage in den Raum gestellt.
_________________
Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen MSN Messenger ICQ-Nummer
Zebra
Gast






Beitrag(#132619) Verfasst am: 01.06.2004, 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

neocore hat folgendes geschrieben:
Man versucht lediglich sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen zu lassen, was durchaus nicht negativ ist aber sowieso niemals komplett möglich ist. Atheisten sind somit sehr beherrschte Menschen, die aber immer MENSCHEN bleiben werden und so ihre Gefühle nicht komplett verleugnen können[...]


Die Frage wäre doch dann aber:

1. Wollen sie das überhaupt?
2. Tun sie es, so gut es geht?

Ich denke, weder das eine noch das andere trifft zu zwinkern
Nach oben
rabenkrähe
Gast






Beitrag(#133085) Verfasst am: 02.06.2004, 03:26    Titel: Antworten mit Zitat

Zebra hat folgendes geschrieben:
neocore hat folgendes geschrieben:
Man versucht lediglich sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen zu lassen, was durchaus nicht negativ ist aber sowieso niemals komplett möglich ist. Atheisten sind somit sehr beherrschte Menschen, die aber immer MENSCHEN bleiben werden und so ihre Gefühle nicht komplett verleugnen können[...]


Die Frage wäre doch dann aber:

1. Wollen sie das überhaupt?
2. Tun sie es, so gut es geht?

Ich denke, weder das eine noch das andere trifft zu zwinkern


Moin, Moin, neocore.

Also das halte ich auch für absolut hergeholt. Gläubige werden dazu abgerichtet, ihre Gefühle gerade nicht zuzulassen, sie zu kontrollieren und bedacht damit umzugehen.

Und wenn Atheisten zu Atheisten werden, weil sie den Glauben uns seine Folgen hinter sich lassen wollen, müßten sie nach der Vorgabe auch ihren Gefühlen freieren Lauf lassen, ergo also in jedem Fall gefühlsvoller und freier sein, als Gläubige.
In derTheorie zumindest....

Winke Winke

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
Nach oben
Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#133559) Verfasst am: 02.06.2004, 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Gläubige werden dazu abgerichtet, ihre Gefühle gerade nicht zuzulassen, sie zu kontrollieren und bedacht damit umzugehen.

Das sind nicht die Erfahrungen, die ich als Gläubige gemacht habe.
Zwar waren bestimmte Gefühle unerwünscht – andere Gefühle hingegen wurden in uns Gläubigen regelrecht hochgeputscht:
Tiefe Reue über unsere „Sünden“,
Dankbarkeit und Liebe zu Jesus und/oder zu Gott, weil wir deswegen nicht in der Hölle gegrillt wurden ...

Ob das dazu führte, dass die Emotionalität der Gläubigen großenteils in dieser Pseudo-Welt gebunden wurde,
und dass mit der Abkehr vom Glauben diese Emotionalität für Sinnvolleres frei wurde?

Oder ob sich zu den Gefühlen, die in den Gläubigen hochgeputscht werden sollten,
vielleicht (großenteils unbewusst) ganz andere Gefühle gesellt haben?
Unbändige Wut darüber, dass man, nur weil man nicht immer perfekt war,
eingeredet bekam, man wäre das Allerletzte, ein „armer, elender, sündiger Mensch“, der ewige Strafe verdient hätte?
Und Wut auf einen Gott, der wollte, dass man sich so fühlte?
Sodass ein Gemenge von heftigen und zugleich einander widerstreitenden Gefühlen entstand,
das die Gläubigen emotional unter Hochdruck setzte?
Und, soweit das stimmt – wohin das Nachlassen des Drucks bei Abkehr vom Glauben geführt haben mag?
Zu einer Explosion der Gefühle?
Zu einer Reizbarkeit, die immer wieder Überreaktionen auf bestimmte Schlüsselreize hervorruft,
z. B. auf bestimmte Äußerungen auf dem Gebiet der Religion?
Und, soweit das ein Problem war, auf dem Gebiet der Sexualität (was wohl vor allem katholisch erzogene Menschen betrifft)?
Oder führt es zu echter emotionaler Freiheit, der Freiheit, emotional so zu reagieren, wie es dem Anlass entspricht?
Möglicherweise zuerst zu Explosivität und Überreaktionen, später zu emotionaler Freiheit im beschriebenen Sinne?

Ich glaube nicht, dass man derlei Fragen beantworten kann,
ohne über umfangreiches empirisches Datenmaterial zu verfügen.
Und davon gibt es, soviel ich weiß, noch herzlich wenig.
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren Sehr glücklich)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#133948) Verfasst am: 03.06.2004, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

neocore hat folgendes geschrieben:
Die Hauptfrage war doch: Sind Atheisten emotionskalt?
Ich würde es nicht als "Kälte" bezeichnen. Man versucht lediglich sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen zu lassen, was durchaus nicht negativ ist aber sowieso niemals komplett möglich ist. Atheisten sind somit sehr beherrschte Menschen, die aber immer MENSCHEN bleiben werden und so ihre Gefühle nicht komplett verleugnen können, was für einen Atheisten an sich schon wieder einen Wiederspruch darstellen würde:) Ich hoffe ich habe diese Frage somit vorerst geklärt.


(1) Um's mal so zu sagen: Wann immer ich Gefühle über eine gewisse Dosis zulasse, werde ich selbstzerstörerisch. Zu meinem Mythos gehört auch, daß ich im Namen der Liebe schon einmal mit dem Strick um den Hals ..., und der dann gerissen ist, weil er mürbe war.

Gefühle sind allerdings Illusionen. Sie existieren nicht "objektiv", außerhalb der Menschen, für diese sind sie aber real. Ich erlebe gerne die Illusion der Liebe, scheue aber davor zurück, weil es ja auch die Illusion des Leides gibt.

Ein anderer Aspekt ist das "Austrocknen", das man erlebt. Das Höchste, das man an Erwiderung zurückerhält, ist der Dank des Tippelbruders, wenn ich ein paar kleine Münzen in seine Hand oder seinen Hut fallen lasse, die mir nicht wehtun, und ihn dennoch dazu hinreißen, mir auf die Schulter zu klopfen. Cool (Es ging also gar nicht so sehr ums Geld, weil sich der Mann von fünfzehn Cent -- oder laß es auch fünfzig sein -- oder so ja nichts kaufen kann.)

Es ist doch interessant, daß Menschen, die nichts oder kaum etwas haben, auch nicht Zuwendung, zumindest manchmal echter zu sein scheinen als diejenigen, die ja so alles zu haben scheinen. Man kommt eben nicht gegen soviel Liebe, wie zwischen den Menschen herrscht, an. (Ja richtig, bei mündlichen Prüfungen in Beziehungsdingen muß man 100% der Punkte haben. Auch wenn es bei mir in akademischen Dingen schon mal eine 1.0 war [mal sehen, ob das zu halten ist...], habe ich mir dann doch einen oder zwei kleine Fehler erlaubt, etwa: Freudsche Versprecher oder ein Detailchen vergessen. Das ist tödlich. Mit den Augen rollen)

Das Unterdrücken der Emotionen stellt also ein Akt des Selbstschutzes dar.

(2) Zumindest scheint aber diese "Kälte" doch besser zu sein als das, was von kalt lächelnden Ratzingern und deren Vorfahren und Untertanen und Helfershelfern im Namen der "Liebe" angerichtet wurde... zornig
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
rabenkrähe
Gast






Beitrag(#134011) Verfasst am: 04.06.2004, 03:42    Titel: Antworten mit Zitat

Leony hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Gläubige werden dazu abgerichtet, ihre Gefühle gerade nicht zuzulassen, sie zu kontrollieren und bedacht damit umzugehen.

Das sind nicht die Erfahrungen, die ich als Gläubige gemacht habe.
Zwar waren bestimmte Gefühle unerwünscht – andere Gefühle hingegen wurden in uns Gläubigen regelrecht hochgeputscht:
Tiefe Reue über unsere „Sünden“,
Dankbarkeit und Liebe zu Jesus und/oder zu Gott, weil wir deswegen nicht in der Hölle gegrillt wurden ...

Ob das dazu führte, dass die Emotionalität der Gläubigen großenteils in dieser Pseudo-Welt gebunden wurde,
und dass mit der Abkehr vom Glauben diese Emotionalität für Sinnvolleres frei wurde?

Oder ob sich zu den Gefühlen, die in den Gläubigen hochgeputscht werden sollten,
vielleicht (großenteils unbewusst) ganz andere Gefühle gesellt haben?
Unbändige Wut darüber, dass man, nur weil man nicht immer perfekt war,
eingeredet bekam, man wäre das Allerletzte, ein „armer, elender, sündiger Mensch“, der ewige Strafe verdient hätte?
Und Wut auf einen Gott, der wollte, dass man sich so fühlte?
Sodass ein Gemenge von heftigen und zugleich einander widerstreitenden Gefühlen entstand,
das die Gläubigen emotional unter Hochdruck setzte?
Und, soweit das stimmt – wohin das Nachlassen des Drucks bei Abkehr vom Glauben geführt haben mag?
Zu einer Explosion der Gefühle?
Zu einer Reizbarkeit, die immer wieder Überreaktionen auf bestimmte Schlüsselreize hervorruft,
z. B. auf bestimmte Äußerungen auf dem Gebiet der Religion?
Und, soweit das ein Problem war, auf dem Gebiet der Sexualität (was wohl vor allem katholisch erzogene Menschen betrifft)?
Oder führt es zu echter emotionaler Freiheit, der Freiheit, emotional so zu reagieren, wie es dem Anlass entspricht?
Möglicherweise zuerst zu Explosivität und Überreaktionen, später zu emotionaler Freiheit im beschriebenen Sinne?

Ich glaube nicht, dass man derlei Fragen beantworten kann,
ohne über umfangreiches empirisches Datenmaterial zu verfügen.
Und davon gibt es, soviel ich weiß, noch herzlich wenig.


Guten Morgen, Leony.

Sind die Gefühle, die Kraft Kirche gepflegt und gefördert werden nicht stets solcher vermeindlicher Selbstlosigkeit?

Und setzt die "Zensur" nicht stets dort ein, wo Menschen sich selber leben, "hingeben"?
Hast Du dort nicht die Erfahrung, daß das schlechtgemacht, infragegestellt, als "sündig" verunglimpft wird?

Und ich behaupte, daß MitGefühl nur haben kann, wer Gefühl für sich hat und sich kennt und lebt.

herzlich

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
Nach oben
Anatoly
registrierter User



Anmeldungsdatum: 21.07.2003
Beiträge: 414

Beitrag(#134025) Verfasst am: 04.06.2004, 08:49    Titel: Antworten mit Zitat

Inzwischen hat dieser Thread ja 20 Seiten und ich habe ihn bislang überhaupt nicht beachtet, also keine Ahnung was bisher hier geschrieben wurde.

Auch wenn der Titel eine Frage ist, halte ich die Aufstellung einer solchen Gleichung schon für Unsinn. Jeder Mensch hat Emotionen. Wie soll Emotionskälte überhaupt definiert sein oder wie wird es hier definiert?
Und ist es überhaupt sinnvoll, dass es Hauptsache ist möglichst "emotional" zu sein, egal was das für Emotionen sind?
Für die Religiösen mag die Emotionalität ihrer Anhänger ein wichtiger Faktor sein, da ich die emotionale Verankerung des Glaubens als wichtigsten Faktor für die individuelle und allgemeine Aufrechterhaltung und Beständigkeit des Glaubens und der Religiosität betrachte. Dieser starke emotionale Rückhalt der Religiosität macht die Überwindung der Religion so schwer. Und Anhänger, die fast nur noch von ihren Emotionen gelenkt werden, kann man zu vielen treiben. Was natürlich nicht nur auf Religionen sondern auch auf politische Richtungen zutrifft.
_________________
Bye,
Anatoly

"..., all das Ringen nach Freiheit sei fingiert, eine Komödie, die der Mensch seinem Narzissmus vorspielt und ihn deshalb veranlasst, ungehalten zu sein, wenn er aus seinem Spiel gerissen wird."
Wilhelm Reich, Libido Konflikte und Wahngebilde in Ibsens 'Peer Gynt'
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nocquae
diskriminiert nazis



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#134105) Verfasst am: 04.06.2004, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Anatoly hat folgendes geschrieben:
Und ist es überhaupt sinnvoll, dass es Hauptsache ist möglichst "emotional" zu sein, egal was das für Emotionen sind?
Da hast du IMO einen wichtigen Punkt angesprochen: Emotionalität ist eben NICHT per se gut.
_________________
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#134106) Verfasst am: 04.06.2004, 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Sind die Gefühle, die Kraft Kirche gepflegt und gefördert werden nicht stets solcher vermeindlicher Selbstlosigkeit?

Und setzt die "Zensur" nicht stets dort ein, wo Menschen sich selber leben, "hingeben"?
Hast Du dort nicht die Erfahrung, daß das schlechtgemacht, infragegestellt, als "sündig" verunglimpft wird?

Nein. Selbstlosigkeit um ihrer selbst willen wurde nicht propagiert.
Der Wunsch nach Lebensfreude wurde durchaus akzeptiert,
solange das nicht auf Kosten anderer Menschen ging oder gegen Gebote verstieß, wie „Du sollst nicht ehebrechen“.

Möglicherweise hat das damit zu tun, dass ich evangelisch erzogen wurde und nicht katholisch.
Wenn ich in meinen katholischen Gesangbuch lese, dann finde ich immer wieder Lobgesänge auf die Selbstlosigkeit.

Und ein bestimmter Aspekt der Lebenslust, die Sexualität, erfuhr in meiner damaligen Kirche
keineswegs die Beachtung, die sie in der Katholischen Kirche erfährt.
„Du sollst nicht ehebrechen“, das war’s.
Ob ich mich vielleicht nackt im Spiegel mit Wohlgefallen betrachtet haben könnte, oder dergleichen,
das war einfach kein Thema, danach hat nie jemand gefragt.

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Und ich behaupte, daß MitGefühl nur haben kann, wer Gefühl für sich hat und sich kennt und lebt.

Das war, in anderen Worten, sogar Bestandteil von Predigten, die ich gehört habe.
Es hieß, das Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“
setze Liebe zu sich selbst voraus,
und wo es daran fehle,
da könnte die Liebe zum Nächsten schwerlich das sein, was mit diesem Gebot herbeigeführt werden sollte.
Zwar waren da immer die Einschränkungen im Hinterkopf –
Liebe zu sich selbst darf nicht auf Kosten des Mitmenschen gehen, und die Gebote müssen eingehalten werden –
aber Einschränkungen dieser Art gibt es ja auch für weltliche Menschen.
Auch zu unserer Ethik gehört es, dass rücksichtsloser Egoismus auf Kosten des Mitmenschen inakzeptabel ist,
und auch wir pflegen uns an Gesetze zu halten.
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren Sehr glücklich)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
rabenkrähe
Gast






Beitrag(#134376) Verfasst am: 05.06.2004, 03:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich finde durchaus, daß diese Ethik Gültigkeit haben sollte und bin nicht gläubig.
Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.
Da ich ja noch recht neu hier bin, gestattest Du mir die Frage, warum und wodurch Du von "Gott abgefallen" bist?

herzlich

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
Nach oben
Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#134427) Verfasst am: 05.06.2004, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
... Frage, warum und wodurch Du von "Gott abgefallen" bist?

Eine Antwort findest du hier.
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren Sehr glücklich)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#134442) Verfasst am: 05.06.2004, 13:08    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?
_________________
Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#134447) Verfasst am: 05.06.2004, 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?


Solche Ansprüche genügen eher moralischen Ansprüchen nicht. Gegen einen gesunden Egoismus oder Spaß (neudeutsch "fun") z.B. ist nichts einzuwenden. Erlebnishunger hat auch etwas mit geistiger Betätigung zu tun (und dem Erhalt von Flexibilität). Und was Flüchtigkeit bedeutet... soll vielleicht das Gegenteil von Beharrlichkeit darstellen. Nun, der kluge Mensch weiß schätzungsweise, wann sich eine Sisyphusarbeit nicht lohnt.
_________________
God is Santa Claus for adults

Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#134451) Verfasst am: 05.06.2004, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
Nun, der kluge Mensch weiß schätzungsweise, wann sich eine Sisyphusarbeit nicht lohnt.


Wobei Camus Sysiphos als den glücklichen "absurden Menschen" dargestellt hat. Mit den Augen rollen
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#134452) Verfasst am: 05.06.2004, 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Nun, der kluge Mensch weiß schätzungsweise, wann sich eine Sisyphusarbeit nicht lohnt.


Wobei Camus Sysiphos als den glücklichen "absurden Menschen" dargestellt hat. Mit den Augen rollen


Wenn Camus das so gesehen hat, dann soll mich das nicht weiter stören. Ich bin ein fauler Mensch und würde niemals aus einer solchen Einstellung Glück oder Zufriedenheit ziehen. Smilie

Wobei faul = klug eher eine Lebenseinstellung ist, die iSMac angenommen hat. Lachen
_________________
God is Santa Claus for adults

Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
rabenkrähe
Gast






Beitrag(#134459) Verfasst am: 05.06.2004, 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?


Solche Ansprüche genügen eher moralischen Ansprüchen nicht. Gegen einen gesunden Egoismus oder Spaß (neudeutsch "fun") z.B. ist nichts einzuwenden. Erlebnishunger hat auch etwas mit geistiger Betätigung zu tun (und dem Erhalt von Flexibilität). Und was Flüchtigkeit bedeutet... soll vielleicht das Gegenteil von Beharrlichkeit darstellen. Nun, der kluge Mensch weiß schätzungsweise, wann sich eine Sisyphusarbeit nicht lohnt.


Tach, Tach, Shadaik & Heike.

Ich hatte weder geschrieben, daß sie nicht ethisch wären, noch daß sie nicht berechtigt wären.
Das ist wahrlich nicht so.
Das alles ist schon dadurch berechtigt, daß es ja Kraft- und Energiespender sind.

Ich schrieb, daß sie überbewertet werden, und andere, in meinen Augen wesentliche, ethische Einstellung dadurch verdrängt und verschoben werden.

Ich wills mal mit einem Gleichnis schreiben, ich nenne es die McDonaldKultur.
Nicht das ich irgendwas gegen fast food hätte, ich mag das Zeus, gelegentlich, sehr sogar.
Aber ein gediegenes Essen, bei Kernzenschein und in vier Gängen und zelebriert, hat eine ganz andere Kultur, ganz anderes Gewicht, oder nicht?
Und so denke ich: Alles zu seiner Zeit, und nicht vergessen, was wichtig ist und was nebensächlich.
Und McDonald statt genüßlicher Essenszelebrierung find ich doof und kulturlos.

Herzlich

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
Nach oben
Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#134464) Verfasst am: 05.06.2004, 13:55    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?

Was ist denn die „Massenethik“?

Meiner Meinung nach gibt es davon gleich zwei:
eine, die bei Sonntagsreden im Munde geführt wird,
und eine, nach der man tatsächlich lebt.

Ichbezogenheit mag in Sonntagsreden beklagt werden,
im Alltagsleben halten viele Menschen die Ichbezogenheit nicht nur für unvermeidbar,
viele halten sie sogar für sehr nützlich.
Weil ihrer Meinung nach die Ichbezogenheit die Menschen zu erwünschtem Verhalten motiviert,
zum Beispiel zu beruflichem Ehrgeiz (damit tun die Leute was fürs Bruttosozialprodukt)
und zu örtlicher Flexibilität (was bedeutet’s schon, wenn befreundete Menschen auseinander gerissen werden,
wenn dadurch Arbeitskräfte da verfügbar werden, wo die Industrie sie braucht?).
Vielleicht sollte man diese „Alltagsethik“ lieber nicht „Ethik“ nennen, sondern „Normensystem“.
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren Sehr glücklich)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#134465) Verfasst am: 05.06.2004, 14:00    Titel: Antworten mit Zitat

Leony hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?

Was ist denn die ?Massenethik??

Meiner Meinung nach gibt es davon gleich zwei:
eine, die bei Sonntagsreden im Munde geführt wird,
und eine, nach der man tatsächlich lebt.

Ich meinte erstere.
Letztere wird ja gewöhnlich nicht als Ethik angesehen.
_________________
Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#134467) Verfasst am: 05.06.2004, 14:04    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?

Solche Ansprüche genügen eher moralischen Ansprüchen nicht. Gegen einen gesunden Egoismus oder Spaß (neudeutsch "fun") z.B. ist nichts einzuwenden. Erlebnishunger hat auch etwas mit geistiger Betätigung zu tun (und dem Erhalt von Flexibilität). Und was Flüchtigkeit bedeutet... soll vielleicht das Gegenteil von Beharrlichkeit darstellen. Nun, der kluge Mensch weiß schätzungsweise, wann sich eine Sisyphusarbeit nicht lohnt.

Tach, Tach, Shadaik & Heike.

Ich hatte weder geschrieben, daß sie nicht ethisch wären, noch daß sie nicht berechtigt wären.

Letzteres hast du tatsächlich nicht geschrieben, letzteres schon: Du hast in dem von mir zitierten Satz einen klaren Gegensatz hergestellt zwischen "ethischen Werten" und dem fett markierten.

Zitat:
Ich schrieb, daß sie überbewertet werden, und andere, in meinen Augen wesentliche, ethische Einstellung dadurch verdrängt und verschoben werden.

Nein, das schreibst du erst jetzt.
gegen diese Einstellung ist denn auch nichts zu sagen, es sind genügend Relativierungen enthalten. Cool

Zitat:
Ich wills mal mit einem Gleichnis schreiben, ich nenne es die McDonaldKultur.
Nicht das ich irgendwas gegen fast food hätte, ich mag das Zeus, gelegentlich, sehr sogar.
Aber ein gediegenes Essen, bei Kernzenschein und in vier Gängen und zelebriert, hat eine ganz andere Kultur, ganz anderes Gewicht, oder nicht?
Und so denke ich: Alles zu seiner Zeit, und nicht vergessen, was wichtig ist und was nebensächlich.
Und McDonald statt genüßlicher Essenszelebrierung find ich doof und kulturlos.

Siehst du, ich halte McDonalds für einen integralen Bestandteil unserer Kultur und Kerzenlicht-Mahle für einen Import ausd einer anderen Kultur, der die (wenn auch sehr schöne) Ausnahme darstellt.
So unterscheiden sich die Ansichten.
_________________
Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#134471) Verfasst am: 05.06.2004, 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
...
Ich meinte erstere.
Letztere wird ja gewöhnlich nicht als Ethik angesehen.

Trotzdem – auch wenn viele sich dessen nicht bewusst sein – handelt es sich nicht nur um ein tatsächliches Verhalten,
sondern zugleich um ein Normensystem, und um ein höchst wirksames dazu.
Die Vorstellung, ein entsprechendes Denken und Verhalten liege „in der Natur des Menschen“,
halte ich für Ideologie.
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren Sehr glücklich)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#134477) Verfasst am: 05.06.2004, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

Ich stimme dem 100%-ig zu.
_________________
Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#134516) Verfasst am: 05.06.2004, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?


Solche Ansprüche genügen eher moralischen Ansprüchen nicht. Gegen einen gesunden Egoismus oder Spaß (neudeutsch "fun") z.B. ist nichts einzuwenden. Erlebnishunger hat auch etwas mit geistiger Betätigung zu tun (und dem Erhalt von Flexibilität). Und was Flüchtigkeit bedeutet... soll vielleicht das Gegenteil von Beharrlichkeit darstellen. Nun, der kluge Mensch weiß schätzungsweise, wann sich eine Sisyphusarbeit nicht lohnt.


Tach, Tach, Shadaik & Heike.

Ich hatte weder geschrieben, daß sie nicht ethisch wären, noch daß sie nicht berechtigt wären.
Das ist wahrlich nicht so.
Das alles ist schon dadurch berechtigt, daß es ja Kraft- und Energiespender sind.

Ich schrieb, daß sie überbewertet werden, und andere, in meinen Augen wesentliche, ethische Einstellung dadurch verdrängt und verschoben werden.


Lachen Freudsche Fehlleistung: du wolltest wahrscheinlich eine Steigerung in den zweiten Teil reinbasteln. Lachen

Und nein: ich finde nicht, dass ich meine Ansprüche, Bequemlichkeit und Spaß egoistisch auszuleben, überbewerte. Cool
_________________
God is Santa Claus for adults

Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
rabenkrähe
Gast






Beitrag(#135300) Verfasst am: 07.06.2004, 03:24    Titel: Antworten mit Zitat

Leony hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß in der Gesellschaft ethische Werte eine immer nebensächlichere Rolle spielen, fun, Erlebnishunger, Flüchtigkeit und Ichbezogenheit spielen jedenfalls aus meiner Sicht immer größere und unangemessene Rollen.

Wie kommst du zu der Annahme, dass diese Werte nicht ethisch sind nur weil sie deiner (und wohl auch der Massenethik) nicht entsprechen?

Was ist denn die „Massenethik“?

Meiner Meinung nach gibt es davon gleich zwei:
eine, die bei Sonntagsreden im Munde geführt wird,
und eine, nach der man tatsächlich lebt.

Ichbezogenheit mag in Sonntagsreden beklagt werden,
im Alltagsleben halten viele Menschen die Ichbezogenheit nicht nur für unvermeidbar,
viele halten sie sogar für sehr nützlich.
Weil ihrer Meinung nach die Ichbezogenheit die Menschen zu erwünschtem Verhalten motiviert,
zum Beispiel zu beruflichem Ehrgeiz (damit tun die Leute was fürs Bruttosozialprodukt)
und zu örtlicher Flexibilität (was bedeutet’s schon, wenn befreundete Menschen auseinander gerissen werden,
wenn dadurch Arbeitskräfte da verfügbar werden, wo die Industrie sie braucht?).
Vielleicht sollte man diese „Alltagsethik“ lieber nicht „Ethik“ nennen, sondern „Normensystem“.


Moin, Moin.

Mit Massenethik meine ich ethische Verhalten in ihrer alltäglichen Veränderung und Wahrnahme...
Boaaaaah, mal wieder viel geschrieben, und nix gesagt....
Also, Beispiel: Bis die Privaten als Fernsehanbieter auftauchten, war es einfach so, daß in den Nachrichtensendungen keine Leichenteile gezeigt wurden, auch andere Unarten der Bestialität wurden nicht dargeboten.

Mit dem Auftauchen der Privaten änderte sich das schlagartig, heute werden sogar Köpfungen vorbehaltlos gezeigt.

Bücher: Bis vor kurzem war es verpönt über Privates zu intim zu berichteten, was ich, beispielsweise, der deutschen Politik hoch anrechnete.
Das hat sich seit dem berliner Bürgermeister und Mister Schill in Hamburg schlagartig verändert.
Auch wurden Bettgeschichten nicht unbedingt authentisch dargeboten, Bohlen, Feldbusch & Co haben eine regelrechte Welle der veröffentlichten Indiskretionen ausgelöst.

Da, zum Beispiel, hat sich die Massenethik geändert.

........

Auch zur Erläuterung der Ichbezogenheit ziehe ich mal wieder das Fernsehen heran. War es dort in politischen Sendungen früher selbstverständlich, auch den politischen Gegner zu Worte kommen und ausreden zu lassen, plappern die da heute nur noch nebeneinanderher, ohne wirklich aufeinander einzugehen, sie absolvieren ihre Statements und wollen nur ihre Sicht loswerden.
Das ist ein Beispiel der größer gewordenen Ichbezogenheit.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
Nach oben
shiningthrough
deaktiviert



Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#135314) Verfasst am: 07.06.2004, 05:35    Titel: Massenethiktik Antworten mit Zitat

Moin,

Rabenkrähe, wo kommstn her Mann? "Moin" liest man hier nicht so oft - also ein norddütschen Jung, nehme ich mal an. Schleswig-Holstein meerumschlungen? Ich wohne z.Z. in der jetzt grün-weiß gefärbten Freien und Hansestadt Bremen.

Jau, Du hast recht. Von Massenethik mag ich da ja gar nicht mehr reden weil ich Ethik meist mit positiven Dingen assoziiere und positiv ist das ja alles nicht, was Du da ganz richtig aufgelistet hast.
Da fällt mir ja glatt der Standardsatz aus "Zur Sache Schätzchen" ein:
"Das wird noch bös enden!"
Allein das Fernsehen! Ach was sag ich denn.... Als wir nur drei Programme hatten war da ja mehr Niveau als bei nunmehr 30.
Und die guten alten "Elefantenrunden" vor den Bundestagswahlen, als sich die Spitzenpolitiker noch coram forum rhetorisch balgten. Jetzt abglöst durch amerikanische Stehpultfrageundantwortspielchen.
Kuli is ja auch dood und alles was es noch an Quiz gibt sind simple Fragespielchen mit Jauch und Co.

Nu, as een Buddhist mookt mi dat nich so veel ut. Ich sech mi, dat dat sowieso alls Illusion is. Dor luhr ick moal up bettere Tieden. Denn wie dat is, so bleevt dat nie.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fabian
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.06.2004
Beiträge: 10
Wohnort: Bremen

Beitrag(#136407) Verfasst am: 09.06.2004, 20:23    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde, dass schon eine Gefühlssicherheit dazugehört, vom Christentum zum Atheismus zu konvertieren. So ist es jedenfalls mir ergangen. Am Zweifeln war ich, als ich mir meiner Gedanken und meiner Gefühle nicht sicher war. Und die, die die Verantwortung für die Liebe und die Moral an einen Gott angeben, statt sich selber darum zu kümmern, scheinen diese Gefühle weniger zu haben - sie schreien nach diesen Gefühlen, die sie ja diesem Gott überlassen haben, die schreien nach Gott. Je lauter der Schrei, desto geringer die Anwesenheit grundlegender Gefühlselemente.
Schon ein starkes Stück, den Atheisten Gefühlskälte zu unterwerfen. So nach dem Motto: Atheist = Jossip Dschugaschwili (Stalin)... zynisches Grinsen
Atheisten scheinen mir eher von einem Zwang befreit zu sein, sich um jeden scheiß und jeden Menschen kümmern zu müssen - und das mag der eine oder andere als Gefühlskälte auslegen. Ich nenne das Gefühlsrealität... Nicht dass ich gegen die Nächstenliebe bin - ich halte sie für ein geniales Gesellschaftskonzept. Die Nächstenliebe ist aber mit ihrer Religionisierung (kann man das so sagen?) zu einer hohlen Verhaltensschale ohne Herz und Saft verkommen. Was man nicht kritisieren kann und nur anbeten darf, das hat kein Herz...

Bye, bye

Fabian
_________________
Die Menschheit befindet sich in der Vorgeschichte der Menschheit! (Karl Marx)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
shiningthrough
deaktiviert



Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#136430) Verfasst am: 09.06.2004, 21:21    Titel: interessant Antworten mit Zitat

Tach Fabian,

tolle HP, die Du angegeben hast. Werde bei Gelegenheit das alles mal lesen zumal unsereiners Weltbild ja auch drin vorkommt Smilie.

Tschüss
Fischkopp
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Fabian
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.06.2004
Beiträge: 10
Wohnort: Bremen

Beitrag(#136552) Verfasst am: 10.06.2004, 08:28    Titel: interessant Antworten mit Zitat

Fischkopp hat folgendes geschrieben:
Tach Fabian,

tolle HP, die Du angegeben hast. Werde bei Gelegenheit das alles mal lesen zumal unsereiners Weltbild ja auch drin vorkommt Smilie.

Dann haste mich "Newcomer" ja schon genauer angeschaut... Ich bin auf deine Antwort gespannt.

fischkoppige Grüße

Fabian Winke - Winke
_________________
Die Menschheit befindet sich in der Vorgeschichte der Menschheit! (Karl Marx)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Weltanschauungen und Religionen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 18, 19, 20
Seite 20 von 20

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group