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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#136592) Verfasst am: 10.06.2004, 11:04 Titel: Kernkraftwerke und Atombomben |
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In den letzten Tage gibt es ja wieder mal eine Diskussion über die Kernenergie - einerseits durch die rückwärtsgerichteten Vorschläge der Union und andererseits durch die Inbetriebnahme des Reaktors in Garching.
Aber eines wird bei der Diskussion über die zivile Nutzung der Atomkraft gerne vergessen: diese ermöglicht den Bau der Atombombe!
Es ist ja bis heute nicht so, dass die BRD atomwaffenfrei wäre. Im Gegenteil, sie stellen sogar Flugzeuge für den Abwurf von Atombomben bereit:
Die Tornados des 33. Jagdbombergeschwaders der Luftwaffe in Büchel. Dort lagern unter Aufsicht der 817th MUNSS (Munitions Support Squadron), einer Einheit der 52nd Tactical Fighter Wing der US-Luftstreitkräfte in Europa, Atombomben des Typs B-61 Modell 10 für den Einsatz durch deutsche Tornados.
Was schreibt dazu die Homepage der Bundeswehr:
Zitat: | Nukleare Teilhabe
Ist eine in der NATO grundlegende Form der politischen Beteiligung nicht-nuklearer Mitgliedstaaten an sicherheits- und militärpolitischen Entscheidungen und Ablaufprozessen der Nuklearstaaten. Die ~ der Nicht-Nuklearen Bündnispartner zeigt sich in folgenden Bereichen der Mitwirkung: Gemeinsame Formulierung der NATO-Nuklearstrategie durch alle Bündnispartner in den zuständigen NATO-Gremien, vor allem in der -> Nuklearen Planungsgruppe, insbesondere unterstützt durch eine High Level Group auf Expertenebene; Stationierung von Nuklearstreitkräften auf ihrem Hoheitsgebiet im Frieden; Bereitstellung von gemeinsam festgelegten Trägermitteln, z.B. in konventioneller und nuklearer Rolle einsatzfähige Flugzeuge; Mitwirkung an politischen Konsultationen sowie an militärischen Führungs- und Überwachungsvorkehrungen in Frieden, Krise und Krieg. Für Deutschland ist nukleare Teilhabe ein wesentlicher Aspekt seiner Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Nukleare Teilhabe bedeutet zugleich Mitverantwortung und ggf. Mitentscheidung über zentrale Fragen der Bündnisverteidigung. Nuklearwaffen sind ausschließlich politische Instrumente. Solange potentiell bedrohliche Nuklearwaffen weiterhin existieren und zum Teil weitere neu entwickelt werden, wird Deutschland, das selbst verbindlich auf den Erwerb und Besitz dieser Waffen sowie auf die Verfügungsgewalt darüber verzichtet hat, seine Sicherheit gegen diese Risiken in einem weiterhin auch auf nuklearer Abschreckung basierenden Bündnis suchen und finden müssen.
siehe den Glossar (A-Z) auf http://www.bundeswehr-karriere.de/ |
Dies ist eine klare Verletzung des Atomwaffensperrvertrags, wie die Bundeswehr selbst auf gleicher Seite schreibt:
Zitat: | Nichtverbreitungsvertrag - Der Atomwaffensperrvertrag (Treaty on the non-proliferation of nuclear weapons - NPT) wurde am 01.07.1968 in Moskau von der UdSSR, den USA und Großbritannien unterzeichnet und ist am 05.03.1970 in Kraft getreten; für Deutschland am 02.05.1975. Gegenwärtig gehören ihm 182 Staaten, darunter alle fünf Kernwaffenstaaten, an. Er verfolgt das Ziel, die weitere Verbreitung von Nuklearwaffen zu verhindern, die friedliche Nutzung der Kernenergie zu fördern und die nukleare Abrüstung mit dem Endziel eines Vertrages über allgemeine und vollständige Abrüstung unter internationaler Kontrolle zu unterstützen. Der ~ verpflichtet die Kernwaffenstaaten, keine Nuklearwaffen oder die Verfügungsgewalt darüber an Nichtkernwaffenstaaten weiterzugeben oder diese bei Herstellung oder Erwerb von Nuklearwaffen zu unterstützen. Die Nichtkernwaffenstaaten akzeptieren korrespondierende Verpflichtungen und verpflichten sich, sämtliches nukleares Spaltmaterial unter die Kontrolle der Internationalen Atomenergieorganisation zu stellen, um eine Abzweigung für die Herstellung von Kernwaffen zu verhindern. 25 Jahre nach Inkrafttreten wurde der Vertrag am 11.05.1995 von der Vertragsstaatenkonferenz auf unbefristete Zeit verlängert. |
Die Meinung des Völkerrechtlers Prof. Norman Paech:
Zitat: | Sowohl der Einsatz wie auch die Produktion, Lagerung von und die Androhung mit Nuklearwaffen sind mit dem geltenden Völkerrecht nicht zu vereinbaren |
Dazu kommt, dass vom Internationalen Gerichtshof Atomwaffen als grundsätzlich völkerrechtswidrig bezeichnet:
Zitat: | Nicht zuletzt das Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofes (IGH) in Den Haag erklärte im Juli 1996, dass der Einsatz und bereits die Androhung eines Atombombeneinsatzes „grundsätzlich völkerrechtswidrig“ sei und gegen diejenigen Regeln des Völkerrechts verstoßen würde, die für bewaffnete Konflikte gelten, insbesondere gegen die Prinzipien und Regeln des humanitären Völkerrechts. Der IGH, von der Vollversammlung der Vereinten Nationen am 15. Dezember 1994 zu dem Rechtsgutachten beauftragt, begründete, dass Atomwaffen unter anderem deswegen illegal seien, weil sie gegen das Menschenrecht auf Leben verstoßen, sie gegen die Genozid-Konvention verstoßen, sie nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden und sie das Territorium neutraler Staaten verletzen.
Quelle |
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#136593) Verfasst am: 10.06.2004, 11:08 Titel: |
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Zitat: | Aber eines wird bei der Diskussion über die zivile Nutzung der Atomkraft gerne vergessen: diese ermöglicht den Bau der Atombombe!
| Na das war doch eigentlich anders rum. Alle Forschung zum Thema Kerenergie waren doch zuerst auf die Atombombe uasgerichtet. Fermi baute schon früh einen Versuchsreaktior, doch erst in den 50ern wurde Kernenergie zivil verwendet, doch bereits 1945 wurden die ersten Atombomben gezündet.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#136600) Verfasst am: 10.06.2004, 11:34 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Na das war doch eigentlich anders rum. Alle Forschung zum Thema Kerenergie waren doch zuerst auf die Atombombe uasgerichtet. Fermi baute schon früh einen Versuchsreaktior, doch erst in den 50ern wurde Kernenergie zivil verwendet, doch bereits 1945 wurden die ersten Atombomben gezündet. |
Historisch gesehen, stimmt dies schon. Aber heute ist der Weg umgedreht. Die Staaten bauen erst ein ziviles Programm auf, das ihnen dazu dient, über die entsprechenden Anlagen und Rohstoffe für den Bau von Atombomben zu verfügen. Ich suche gerade das Zitat von Strauss, der nicht nur den Atomwaffensperrvertrag als ein "Versailles Versailles von kosmischen Ausmass", sondern eben auch das zivile Programm mit dem Bau der Bombe begründete.
Und die BRD verfügt, wie eingangs beschrieben, bereits über Atomwaffen!
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#136693) Verfasst am: 10.06.2004, 12:59 Titel: |
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Aber sie darf doch nicht selbst entscheiden wann die Waffen eingesetzt werden?
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#136703) Verfasst am: 10.06.2004, 13:07 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Aber sie darf doch nicht selbst entscheiden wann die Waffen eingesetzt werden? |
naja, wenn die lagerung bereits völkerrechtswidrig ist, dann ist das ja egal
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#136708) Verfasst am: 10.06.2004, 13:12 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Aber sie darf doch nicht selbst entscheiden wann die Waffen eingesetzt werden? |
Nein, deshalb gibt es auch drei Strategien um selbst an Atombomben zu kommen:
a) 'Nukleare Teilhabe' über die NATO, also der Versuch über diese Gremien Einfluss auszuüben.
b) Über eine Stärkung der EU inklusive einer gemeinsamen Militärs, was die Kontrolle über die vorhandenen französischen (und eventuell britischen) Bomben beinhaltet. Die EU wird ja, was in den letzten Jahren noch deutlicher wurde, insbesondere von Frankreich und der BRD dominiert und zwar in einem Umfang, dass man die EU bald als neues Kolonialreich bezeichnen kann, wobei die Kolonialmacht dann die beiden Grossmächte gemeinsam sind.
c) Über den Aufbau des zivilen Programms, was sicherstellt, dass das Wissen, die notwendigen Einrichtungen und die notwendigen Rohstoffe für den Bau der Bombe vorhanden sind. Das Wissen und die Technologie hat die BRD übrigens z.B. nach Pakistan exportiert.
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