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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#136885) Verfasst am: 10.06.2004, 18:07 Titel: Intelligenz bei Tieren: kluger Hund |
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Zitat: | Rico ist ein Hund. Aber er lernt Sprache auf eine Art, wie sie bisher nur Kindern zugetraut wurde, und er spielt mit den gleichen Sachen: 200 Plüsch- und Plastiktiere gehören ihm. Er kennt sie beim Namen und kann sie auf Befehl apportieren.
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Zitat: | Wirft seine Herrin ihm ein unbekanntes Spielzeug in eine Sammlung und bittet Rico um die Giraffe, dann läuft Rico los und holt die Giraffe - obwohl er das Wort vorher noch nie gehört hatte. Der Hund, folgern die Forscher, kann also durch hoch abstrahiertes Ausschlussverfahren zu dem Schluss gelangen, dass "Giraffe" der Name für den Gegenstand sein muss, den er bislang noch nicht kannte. Für Teamleiterin Julia Fischer ist das eine "reife, eigenständige Denkleistung", die auf logischen Operationen beruht.
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Zitat: | Wieso aber sind Hunde so klug? Oder ist es nur Rico? Auf diese Frage kann das Forschertrio nur mit Hypothesen antworten. Vielleicht, so Juliane Kaminski, hat es mit der Domestizierung der Tiere zu tun. Schon seit 15.000 Jahren leben Hunde mit Menschen zusammen. "Es könnte sein", so die Forscherin, "dass sich die kognitiven Fähigkeiten der Hunde denen der Menschen angepasst haben."
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http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,303532,00.html
_________________ posted by Babyface
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joseph.sebaldus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 293
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(#136928) Verfasst am: 10.06.2004, 20:23 Titel: |
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Das erinnert mich an die Geschichte von "Hans", dem klugen Pferd. Dieses Pferd wurde im vorletzten Jahrhundert als Attraktion vorgeführt. Es konnte menschliche, gesprochene Sprache verstehen, und sogar rechnen: Wenn ihm eine einfache Rechenaufgabe gestellt wurde, hat es die richtige Lösung mit dem Huf geklopft.
Es stellte sich dann raus, dass "Hans" tatsächlich gar nichts begriffen hatte, aber gelernt hatte, auf die subtilen Körpersprache-Signale seines Halters zu reagieren. Es hat die richtige Lösung dann gegeben, wenn es an der Reaktion seines Halters ablesen konnte, ob es richtig liegt.
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Wolpertinger Herumstreunender Nichtsnutz
Anmeldungsdatum: 22.04.2004 Beiträge: 418
Wohnort: Ein kleines Planetchen im Universum
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(#136934) Verfasst am: 10.06.2004, 20:33 Titel: |
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Tiere sind lange nicht so blöd, wie sie allgemein im Menschentum gehalten werden.
Eigentlich ein Muss für verantwortungsvoll veranlagte Menschentiere:
http://tierrechte.de
_________________ Hochachtungsvoll
Das Mischtier
"Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde." (Ludwig Feuerbach)
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"Wenn ich tot bin, mir soll mal Einer mit Auferstehung oder so kommen: ich hau ihm eine rein!" (Arno Schmidt)
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#136948) Verfasst am: 10.06.2004, 20:47 Titel: |
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joseph.sebaldus hat folgendes geschrieben: | Das erinnert mich an die Geschichte von "Hans", dem klugen Pferd. Dieses Pferd wurde im vorletzten Jahrhundert als Attraktion vorgeführt. Es konnte menschliche, gesprochene Sprache verstehen, und sogar rechnen: Wenn ihm eine einfache Rechenaufgabe gestellt wurde, hat es die richtige Lösung mit dem Huf geklopft.
Es stellte sich dann raus, dass "Hans" tatsächlich gar nichts begriffen hatte, aber gelernt hatte, auf die subtilen Körpersprache-Signale seines Halters zu reagieren. Es hat die richtige Lösung dann gegeben, wenn es an der Reaktion seines Halters ablesen konnte, ob es richtig liegt. |
Und was daran erinnert Dich nun an den Hund?
_________________ posted by Babyface
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joseph.sebaldus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 293
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(#136960) Verfasst am: 10.06.2004, 21:03 Titel: |
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Ich bin nicht so sicher, ob er wirklich die Worte versteht. Ich bezweifele, dass er imstande ist, zu erraten, was mit "Giraffe" gemeint ist. Ich denke aber, er sieht seinem Frauchen sehr genau an, was er holen soll.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#136968) Verfasst am: 10.06.2004, 21:23 Titel: |
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joseph.sebaldus hat folgendes geschrieben: | Ich bin nicht so sicher, ob er wirklich die Worte versteht. Ich bezweifele, dass er imstande ist, zu erraten, was mit "Giraffe" gemeint ist. Ich denke aber, er sieht seinem Frauchen sehr genau an, was er holen soll. |
Also prinzipiell können Hunde Worten schon eine Bedeutung beimessen (Sitz, Fass, usw.), so dass ich dem letzten Satz als Erklärung mal nicht zustimme und tatsächlich von einer Gedächtnis- und damit von einer Intelligenzleistung ohne Tricks ausgehe. Die Frage, die sich für mich stellt, ist eher, was der Hund unter "Giraffe" genau versteht: Ist es für ihn nur ein Signal, eine ganz bestimmte Aktion auszuführen oder repräsentiert das Wort für ihn das Plüschtier? Dass das Wort bei ihm aber überhaupt zu irgend einer mentalen (Ziel-)Vorstellung führt, bezweifle ich kaum, da ich diese Tiere nicht für simple Reiz-Reaktionsmaschinen halte.
_________________ posted by Babyface
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joseph.sebaldus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 293
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(#137006) Verfasst am: 10.06.2004, 22:25 Titel: |
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Ich glaube auch nicht, dass höhere Tiere Reiz-reaktions-Machinen sind. Als Katzenfreund habe ich da schon viel differenzierteres Verhalten beobachtet.
Was mich bei dem Spiegel-Artikel aber stutzig mach, ist, dass der Hund die Leistung anscheinend nur bring, wenn sein Frauchen die Befehle gibt. Ich glaube, das deutet darauf hin, dass es nicht die Bedeutung oder der Klang der Worte ist, die hier den Ausschlag gibt.
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#137065) Verfasst am: 11.06.2004, 02:23 Titel: |
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ein wesentlicher aspekt scheint mir bei dem hier geschilderten wie bei allen ähnlichen fällen von mensch-tier-kommunikation übersehen zu werden:
jedesmal, wenn von erstaunlichen leistungen eines tieres die rede ist, sei es nun, daß sie uns sensationstriefend von kommerziellen medien kolportiert werden, sei es, daß wir selbst involviert sind - jedesmal kommt es zu diesen in der tat häufig höchst bemerkenswerten leistungen ausschließlich zwischen einem ganz bestimmten tier-individuum und einem ganz bestimmten menschen-individuum.
nur dieser hund und nur dieses "frauchen" zusammen bringen es fertig, was berichtet wird.
ein anderer hund mit derselben frau brächte es nicht fertig;
ein anderer mensch mit demselben hund auch nicht.
mir selbst geht es mit meinen katzen nicht anders. es gibt einzelne unter ihnen, die - bitte meine wortwahl nicht auf die goldwaage zu legen - "hochintelligent" sind, während andere im dummerchen-stadium verbleiben.
und ich habe festgestellt, daß das, was da abläuft zwischen so einer "intelligenzbestie" und mir, ein zweiseitiger adaptationsprozeß ist. nicht nur die katze reagiert immer nuancierter und "feinfühliger" auf mich, sondern auch ich adaptiere mein verhalten, meinen tonfall an dieses spezielle tier-individuum.
natürlich kann hier keine rede von miteinander "sprechen" in einem menschlichen sinn sein, aber eine sich weiterentwickelnde kommunikation liegt auf jeden fall vor.
um auf das ausgangsbeispiel zurückzukommen:
nicht nur der beteiligte hund zeigt hier eine erstaunliche kommunikative leistung, sondern auch der beteiligte mensch, und zwar in kooperation.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#137114) Verfasst am: 11.06.2004, 10:04 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Also prinzipiell können Hunde Worten schon eine Bedeutung beimessen (Sitz, Fass, usw.),... |
Aber nur, wenn sie einmal gelernt haben, dass das besagte Wort einer bestimmten Handlung zuzuordnen ist. Sie verstehen die Wortbedeutung selbst nicht, sondern registrieren eine bestimmte Lautkombination und ordnen die einem erlernten Verhalten zu. Es ist auch sehr schwierig für Hunde, aus einem - für sie nichtssagenden - Satz das für sie relevante Wort herauszufinden. Wenn ich abends meiner Hündin beiläufig sage "Möchte der Hund jetzt vielleicht etwas zu fressen haben?" dann reagiert sie aufmerksam, weiß, dass etwas für sie relevantes gesagt wurde, ist aber unsicher, was ich gemeint habe. Das einzelne Wort "fressen" kann sie aber genau zuordnen und saust schon mal zum Kühlschrank.
Ich habe noch eine andere mögliche Erklärung für das intelligente Verhalten des Hundes:
Hunde beobachten sehr aufmerksam, was sein Mensch gerade tut. Ich habe mit meinem Hund als Turniersport Agility gemacht (Überwindung eines Parcours unterschiedlicher Hindernisse in einer vorgeschriebenen Reihenfolge). Hierbei ist es absolut wichtig, seine Bewegung oder Körperhaltung unter Kontrolle zu halten. Der Hund reagiert nicht nur auf die Nennung der Hindernisse (Tunnel, Hürde, Slalom), sondern eben auch auf die unausgesprochenen Signale. Eine leichte Drehung des Menschen zum falschen Hindernis und der Hund ist drüber.
Möglich wäre es also, dass die Besitzerin des Hundes unbewusst Signale zur Giraffe gegeben hat.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Klaus-Peter auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.01.2004 Beiträge: 1534
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(#137129) Verfasst am: 11.06.2004, 11:37 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Möglich wäre es also, dass die Besitzerin des Hundes unbewusst Signale zur Giraffe gegeben hat. |
Das ist ein in der Psychologie (und Tierpsychologie) seit langem bekannter Effekt: der "Kluge-Hans-Effekt", benannt nach dem Pferd, das Anfang des 20. Jhdt. Rechenaufgaben lösen konnte. Ich hoffe doch stark, dass die Forscher diesen Effekt durch geeignete methodische Maßnahmen ausgeschlossen haben. Sonst könnte man das Ergebnis in der Pfeife rauchen.
Gruss
KP
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#137138) Verfasst am: 11.06.2004, 12:03 Titel: |
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Klaus-Peter hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Möglich wäre es also, dass die Besitzerin des Hundes unbewusst Signale zur Giraffe gegeben hat. |
Das ist ein in der Psychologie (und Tierpsychologie) seit langem bekannter Effekt: der "Kluge-Hans-Effekt", benannt nach dem Pferd, das Anfang des 20. Jhdt. Rechenaufgaben lösen konnte. |
Ich habe sehr lange mit Hunden gearbeitet (und ihren Besitzern geholfen, sie auszubilden). Ich weiß diesen Effekt sehr zu schätzen, denn man kann mit seinem Hund kommunizieren (oder ihm bedeuten, was er zu tun hat), ohne den Deutschen-Schäferhund-Platz-Kasernenhofton anschlagen zu müssen.
Zitat: | Ich hoffe doch stark, dass die Forscher diesen Effekt durch geeignete methodische Maßnahmen ausgeschlossen haben. Sonst könnte man das Ergebnis in der Pfeife rauchen. |
Es gibt enorm gelehrige und intelligente Hunde (oftmals auch von der Rasse abhängig), bei denen man Ansätze von abstraktem Denken erkennen kann (Behindertenbegleithunde müssen dieses Kriterium erfüllen). Das oben beschriebene scheint mir allerdings wirklich sehr weit hergeholt.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#137152) Verfasst am: 11.06.2004, 12:28 Titel: |
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Man kann sich übrigens auch ein kurzes Video auf der Seite ansehen.
_________________ posted by Babyface
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#137159) Verfasst am: 11.06.2004, 12:36 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Man kann sich übrigens auch ein kurzes Video auf der Seite ansehen. |
Gerade erst gesehen.
Bordercollies zeichnen sich durch eine extreme Flexibilität aus. Sie sind sehr erfolgreiche Hütehunde und reagieren alleine auf einen Blick des Schäfers in die entsprechende Richtung.
Man hat hier weder die Besitzerin gesehen (also konnte die Körpersprache nicht überprüfen, noch irgendetwas außergewöhnliches.
Der Befehl ist "Wo ist..." und "such mal". Solange dieser Befehl kommt, weiß der Hund, dass er seine Aufgabe noch nicht erfüllt hat. Kann mein Hund auch: "Wo ist Marcel?" hat er ihn gefunden, wird er gelobt. Dann weiß er, dass er seine Aufgabe erfüllt hat.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#137163) Verfasst am: 11.06.2004, 13:02 Titel: |
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In den USA soll es Experimente mit Schimpansen geben, wo man einem von ihnen einfache Begriffe und auch Zusammenhänge beigebracht hat und dieser an einer speziellen Tastatur hantiert, wobei eine Taste für eine bestimmte Bedeutung steht.
Das Tier kann Worte verstehen, sie mit der entsprechenden Taste beantworten und so auch seinen Willen direkt ausdrücken.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#137177) Verfasst am: 11.06.2004, 13:55 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Bordercollies zeichnen sich durch eine extreme Flexibilität aus. Sie sind sehr erfolgreiche Hütehunde und reagieren alleine auf einen Blick des Schäfers in die entsprechende Richtung. |
Ich weiss nicht. Mir erscheint diese Erklärung nicht sonderlich plausibel. Immerhin liegen die Stofftiere ziemlich nahe beieinander, sodass es beinahe unmöglich sein sollte, die genaue Blickrichtung auf eine Distanz von schätzungsweise 3 Meter zu bestimmen. Überhaupt scheint der Hund ja weniger Blickrichtungen etc. zu kontrollieren und sich dann auf den entsprechenden Gegenstand zu stürzen, sondern die Stofftiere der Reihe nach auf Passung mit dem Zielobjekt zu inspizieren, was eigentlich eher dafür spricht, dass er die Objekte mit seinen Gedächtnisinhalten abgleicht. Manchmal scheint er jedoch den Befehl wieder zu vergessen (schlechtes Kurzzeitgedächtnis?).
Zitat: | Man hat hier weder die Besitzerin gesehen (also konnte die Körpersprache nicht überprüfen, noch irgendetwas außergewöhnliches. |
Irgendwo im Text steht, dass sie den Hund zur Suche in einen Nebenraum geschickt haben. Ehrlich gesagt kann ich mir auch kaum vorstellen, dass die Forscher eine so wichtige und v.a. wohlbekannte Fehlerquelle wie Körpersprache nicht ausgeschlossen haben, wenn sie ihre Reputation nicht gefährden wollen.
Zitat: | Der Befehl ist "Wo ist..." und "such mal". Solange dieser Befehl kommt, weiß der Hund, dass er seine Aufgabe noch nicht erfüllt hat. Kann mein Hund auch: "Wo ist Marcel?" hat er ihn gefunden, wird er gelobt. Dann weiß er, dass er seine Aufgabe erfüllt hat. |
Klar. Das ist aber nur das gewöhnliche Trial- und Error-Prinzip, nach dem sich der Hund die Bedeutung von Befehlen oder Begriffen zunächst aneignet. In dieser Lernphase macht er folgerichtig noch viele Auswahlfehler (mit wievielen Männern lebst Du gleich nochmal zusammen? ), die er später aber nicht mehr so häufig macht, wenn er wirklich was dazugelernt hat.
_________________ posted by Babyface
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#137235) Verfasst am: 11.06.2004, 15:56 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Bordercollies zeichnen sich durch eine extreme Flexibilität aus. Sie sind sehr erfolgreiche Hütehunde und reagieren alleine auf einen Blick des Schäfers in die entsprechende Richtung. |
Ich weiss nicht. Mir erscheint diese Erklärung nicht sonderlich plausibel. Immerhin liegen die Stofftiere ziemlich nahe beieinander, sodass es beinahe unmöglich sein sollte, die genaue Blickrichtung auf eine Distanz von schätzungsweise 3 Meter zu bestimmen. Überhaupt scheint der Hund ja weniger Blickrichtungen etc. zu kontrollieren und sich dann auf den entsprechenden Gegenstand zu stürzen, sondern die Stofftiere der Reihe nach auf Passung mit dem Zielobjekt zu inspizieren, was eigentlich eher dafür spricht, dass er die Objekte mit seinen Gedächtnisinhalten abgleicht. Manchmal scheint er jedoch den Befehl wieder zu vergessen (schlechtes Kurzzeitgedächtnis?). |
Ich sagte ja auch nur, dass es eine Möglichkeit ist, dem Blick zu folgen (was glaubst du, was Hunde aus den Augenwinkeln kontrollieren können, bei dem Fell schier unmöglich zu beurteilen, ob er guckt oder nicht).
Zitat: | Zitat: | Man hat hier weder die Besitzerin gesehen (also konnte die Körpersprache nicht überprüfen, noch irgendetwas außergewöhnliches. |
Irgendwo im Text steht, dass sie den Hund zur Suche in einen Nebenraum geschickt haben. Ehrlich gesagt kann ich mir auch kaum vorstellen, dass die Forscher eine so wichtige und v.a. wohlbekannte Fehlerquelle wie Körpersprache nicht ausgeschlossen haben, wenn sie ihre Reputation nicht gefährden wollen. |
Ein Behindertenbegleithund holt dir zielsicher aus dem Nebenraum jeden Gegenstand, dessen Bezeichnung er zuordnen kann, auch wenn die Gegenstände dicht nebeneinander liegen. Und du kannst dir vorstellen, wie viele Handlungen oder Begriffe ein Behindertenhund erlernen muss, wenn er hilfreich unterstützen soll.
Ich habe letztens noch einen Beitrag zu der unterschiedlichen Umsetzung von Lernverhalten bei Hund und Katze. In diesem Beitrag bat der Hund einen anwesenden Menschen um Hilfe, weil er an das geforderte Handy nicht herankam. Seine Kommunikationsmöglichkeit (Ich brauche Hilfe) bestand in einer leeren Filmdose, die immer griffbereit war für den Fall, dass er eine Aufgabe nicht erfüllen konnte.
Weiter oben habe ich ja geschrieben, dass Ansätze von abstraktem Denken bei Hunden zu erkennen sind. Und dieser Collie ist nun wirklich nichts außergewöhnliches. Ähnliches habe ich schon häufiger gesehen. Allerdings gibt es auch wirklich begriffsstutzige Hunde, die kaum die Grundbegriffe lernen.
Zitat: | Zitat: | Der Befehl ist "Wo ist..." und "such mal". Solange dieser Befehl kommt, weiß der Hund, dass er seine Aufgabe noch nicht erfüllt hat. Kann mein Hund auch: "Wo ist Marcel?" hat er ihn gefunden, wird er gelobt. Dann weiß er, dass er seine Aufgabe erfüllt hat. |
Klar. Das ist aber nur das gewöhnliche Trial- und Error-Prinzip, nach dem sich der Hund die Bedeutung von Befehlen oder Begriffen zunächst aneignet. In dieser Lernphase macht er folgerichtig noch viele Auswahlfehler (mit wievielen Männern lebst Du gleich nochmal zusammen? ), die er später aber nicht mehr so häufig macht, wenn er wirklich was dazugelernt hat. |
Das war doch nur ein Beispiel.
Das Verhalten des Border-Collies im Film war für mich auch nichts anderes als ein Trial- und Error-Prinzip.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#137238) Verfasst am: 11.06.2004, 15:57 Titel: |
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An der Domestizierung kann es wohl kaum liegen - das Gehirn domestierter Tiere ist mW (mit Ausnahme der Katze) kleiner als jenes ihrer wilden Vorfahren.
Andererseits ist unser Hirn auch kleiner als das der Neanderthaler.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#137247) Verfasst am: 11.06.2004, 16:08 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | An der Domestizierung kann es wohl kaum liegen - das Gehirn domestierter Tiere ist mW (mit Ausnahme der Katze) kleiner als jenes ihrer wilden Vorfahren.
Andererseits ist unser Hirn auch kleiner als das der Neanderthaler.  |
Uns wurde in der Schule erzählt, dass es nicht auf die Größe, sondern auf die Oberfläche des Gehirns ankommt. Und die ist beim modernen Menschen wesentlich größer als beim Neandertaler.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#137269) Verfasst am: 11.06.2004, 16:34 Titel: |
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Tassilo hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | An der Domestizierung kann es wohl kaum liegen - das Gehirn domestierter Tiere ist mW (mit Ausnahme der Katze) kleiner als jenes ihrer wilden Vorfahren.
Andererseits ist unser Hirn auch kleiner als das der Neanderthaler.  |
Uns wurde in der Schule erzählt, dass es nicht auf die Größe, sondern auf die Oberfläche des Gehirns ankommt. Und die ist beim modernen Menschen wesentlich größer als beim Neandertaler. |
Diese Behauptung geht auf ein ähnliches MIssverständnis zurück wie "Der mensch stammt nicht vom Affen ab".
Tatsächlich finden die "hohen" Denkprozesse mW in der Hirnrinde statt. Die ist aber, im Gegensatz zur allgemeinen Überzeugung, keineswegs nur mit der Oberfläche des Hirns identisch.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#137279) Verfasst am: 11.06.2004, 16:51 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Ich sagte ja auch nur, dass es eine Möglichkeit ist, dem Blick zu folgen (was glaubst du, was Hunde aus den Augenwinkeln kontrollieren können, bei dem Fell schier unmöglich zu beurteilen, ob er guckt oder nicht). |
Ok. Wir können natürlich nichts ausschliessen. Vielleicht sieht er ja wegen dem Fell erst recht nichts.
Zitat: | Ein Behindertenbegleithund holt dir zielsicher aus dem Nebenraum jeden Gegenstand, dessen Bezeichnung er zuordnen kann, auch wenn die Gegenstände dicht nebeneinander liegen. Und du kannst dir vorstellen, wie viele Handlungen oder Begriffe ein Behindertenhund erlernen muss, wenn er hilfreich unterstützen soll. |
Wenn es annähernd 200 sind, dann wäre die Leistung des Test-Wauwaus tatsächlich nicht so ungewöhnlich. Das zeigt aber auch, dass dieser Hund auf Tricks wie Blickfolgen prinzipiell nicht angewiesen wäre und man die leistung genausogut mit einem guten Gedächnis erklären kann.
Zitat: | Ich habe letztens noch einen Beitrag zu der unterschiedlichen Umsetzung von Lernverhalten bei Hund und Katze. In diesem Beitrag bat der Hund einen anwesenden Menschen um Hilfe, weil er an das geforderte Handy nicht herankam. Seine Kommunikationsmöglichkeit (Ich brauche Hilfe) bestand in einer leeren Filmdose, die immer griffbereit war für den Fall, dass er eine Aufgabe nicht erfüllen konnte.
Weiter oben habe ich ja geschrieben, dass Ansätze von abstraktem Denken bei Hunden zu erkennen sind. Und dieser Collie ist nun wirklich nichts außergewöhnliches. Ähnliches habe ich schon häufiger gesehen. Allerdings gibt es auch wirklich begriffsstutzige Hunde, die kaum die Grundbegriffe lernen. |
Die Frage ist nun, was speichert der Hund im Gedächtnis bzw. welche Bedeutung hat der Satz "Hol das Handy" für ihn? Wenn er wirklich abtrahiert, dann sollte er die Bedeutungen von "Hol" und "Handy" auseinanderhalten und flexibel anwenden können. Wenn man ihm also beibringt, dass es auf "Hol das Handy" und "Hol die Zeitung" nur dann eine Belohnung gibt, wenn er das Handy bzw. die Zeitung holt, und er dann noch lernt auf "Fass den Vertreter" und "Fass die Katze" (sorry, mir fällt gerade kein Dümmeres Beispiel ein) entsprechendes zu tun, dann sollte er bei "Fass die Zeitung" oder "Hol den Vetreter" eigentlich die Zeitung zereissen bzw. den Vetreter holen (nochmal sorry ).
Weisst Du vielleicht, ob man bei der Ausbildung von Blindenhunden solche Transferleistungen, die ja ein gewisses Sprachverständnis implizieren, beobachten kann oder muss man denen jeden möglichen Befehl einzeln, d.h. grundlegend neu beibringen?
Zitat: |
Das Verhalten des Border-Collies im Film war für mich auch nichts anderes als ein Trial- und Error-Prinzip. |
Na, mit 37 Treffern bei insgesamt 40 Versuchen hat der Hund ja wohl eine Erfolgsquote, die man mit Raten nicht mehr erklären kann, oder?
_________________ posted by Babyface
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#137302) Verfasst am: 11.06.2004, 17:59 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ein Behindertenbegleithund holt dir zielsicher aus dem Nebenraum jeden Gegenstand, dessen Bezeichnung er zuordnen kann, auch wenn die Gegenstände dicht nebeneinander liegen. Und du kannst dir vorstellen, wie viele Handlungen oder Begriffe ein Behindertenhund erlernen muss, wenn er hilfreich unterstützen soll. |
Wenn es annähernd 200 sind, dann wäre die Leistung des Test-Wauwaus tatsächlich nicht so ungewöhnlich. |
Weit mehr: Türen öffnen, Gegenstände aus dem Schrank heraussuchen und bringen, für den Menschen unerreichbare Schalter oder Knöpfe betätigen, Telefonhörer abnehmen... etc. Stell dir vor, du würdest in einem Rollstuhl sitzen. Wie viel Hilfe beim täglichen Leben bräuchtest du?
Zitat: | Das zeigt aber auch, dass dieser Hund auf Tricks wie Blickfolgen prinzipiell nicht angewiesen wäre und man die leistung genausogut mit einem guten Gedächnis erklären kann. |
Natürlich.
Zitat: | Zitat: | Weiter oben habe ich ja geschrieben, dass Ansätze von abstraktem Denken bei Hunden zu erkennen sind. Und dieser Collie ist nun wirklich nichts außergewöhnliches. Ähnliches habe ich schon häufiger gesehen. Allerdings gibt es auch wirklich begriffsstutzige Hunde, die kaum die Grundbegriffe lernen. |
Die Frage ist nun, was speichert der Hund im Gedächtnis bzw. welche Bedeutung hat der Satz "Hol das Handy" für ihn? Wenn er wirklich abtrahiert, dann sollte er die Bedeutungen von "Hol" und "Handy" auseinanderhalten und flexibel anwenden können. Wenn man ihm also beibringt, dass es auf "Hol das Handy" und "Hol die Zeitung" nur dann eine Belohnung gibt, wenn er das Handy bzw. die Zeitung holt, und er dann noch lernt auf "Fass den Vertreter" und "Fass die Katze" (sorry, mir fällt gerade kein Dümmeres Beispiel ein) entsprechendes zu tun, dann sollte er bei "Fass die Zeitung" oder "Hol den Vetreter" eigentlich die Zeitung zereissen bzw. den Vetreter holen (nochmal sorry ). |
Ich weiß jetzt ehrlich nicht, ob ich dich richtig verstanden habe. Geht es darum, ob der Hund ein Nein einmal angelernt für Nein, du darfst nicht aufs Sofa generell als Aufforderung ansieht, eine geplante Handlung zu unterlassen? Wenn du das meinst, dann ja. Er würde dann auch das vergammelte Würstchen auf der Straße nicht fressen.
Zitat: | Weisst Du vielleicht, ob man bei der Ausbildung von Blindenhunden solche Transferleistungen, die ja ein gewisses Sprachverständnis implizieren, beobachten kann oder muss man denen jeden möglichen Befehl einzeln, d.h. grundlegend neu beibringen? |
Ich glaube, ich hatte dich doch richtig verstanden.
Im Prinzip ist die Ausbildung zum Blinden- oder Behindertenhund von der Methodik nicht anders als die Ausbildung zum Begleithund (nur halt komplexer, logisch). Du bringst den Hund dazu, bestimmte Handlungen oder bestimmte Gegenstände mit einer bestimmten Aufforderung zu verknüpfen. Für den Hund ist es wurscht, ob er auf die Aufforderung "Tür öffnen" die Zimmertür zuhause oder die Wohnungstür von Oma 5 Kilometer weiter weg öffnet. Allerdings musst du ihn während der Ausbildung mit allen denkbaren Situationen konfrontieren. Ein Blindenhund, ausgebildet mitten auf dem Land, wird völlig überfordert sein, wenn sein Aufgabengebiet in der Stadt liegt, auch wenn die Aufgaben die gleichen sind wie erlernt. Er muss z.B. auch kennenlernen, dass es zwei verschiedene Sorten von Türen gibt: die sich von ihm weg öffnen und die sich zu ihm hin öffnen.
Wenn er eine Rolltreppe nicht kennenlernt, weiß er nicht, wie er seinen Menschen vernünftig hilft, dieses Hindernis zu beseitigen, auch wenn die Aufforderung "signalisiere, wenn die Treppe zuende ist" (oder so) ist, die er schon mal gelernt hat.
Zitat: | Zitat: |
Das Verhalten des Border-Collies im Film war für mich auch nichts anderes als ein Trial- und Error-Prinzip. |
Na, mit 37 Treffern bei insgesamt 40 Versuchen hat der Hund ja wohl eine Erfolgsquote, die man mit Raten nicht mehr erklären kann, oder? |
Der Hund wird es nicht zum ersten Mal gemacht haben.
Ich würde folgendermaßen vorgehen: ich stelle fest, dass mein Hund diese Ambitionen hat, alles mögliche anzuschleppen (bei einem Hund, der daran kein Interesse hat, kann man es sich sparen). Er schleppt also etwas an und in dem Moment, in dem er mit dem Ding in meine Richtung geht, sage ich "Hol". Bringt er es mir, belohne ich ihn dafür. Dies mache ich solange, bis er "Hol" zielsicher beherrscht. Dann beginne ich, den Gegenstand zu benennen, wenn er ihn mir in die Hand drückt. Man beginnt erst mit einem Gegenstand und steigert die Anzahl. Sowas kann - je nach Motivation und Intelligenz des Hundes - sehr schnell gehen.
Ich habe übrigens mal auf einem Seminar über das Lernverhalten von Hunden eine interessante Demonstration von einem Ausbilder für Behindertenhunde gesehen. Ein bis dato völlig unbescholtener Hund war nach einer halben Stunde in der Lage, die Tür zu öffnen. Fand ich ziemlich beeindruckend.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#137311) Verfasst am: 11.06.2004, 18:48 Titel: |
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Danke Dir! Scheint eine wirklich gute, kompakte Zusammenfassung der sog. S-R-Lerntheorien zu sein. Ich werd wahrscheinlich im Zusammenhang mit Deiner Antwort auf mein "Hol den Vertreter"-Beispiel nochmal kurz darauf zurückkommen.
_________________ posted by Babyface
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Lars unregistrierter User
Anmeldungsdatum: 23.05.2004 Beiträge: 240
Wohnort: Berlin
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(#137414) Verfasst am: 11.06.2004, 23:32 Titel: Re: Intelligenz bei Tieren: kluger Hund |
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Zitat: |
Rico ist ein Hund. Aber er lernt Sprache auf eine Art, wie sie bisher nur Kindern zugetraut wurde, und er spielt mit den gleichen Sachen: 200 Plüsch- und Plastiktiere gehören ihm. Er kennt sie beim Namen und kann sie auf Befehl apportieren.
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Rico kennt 200 Begriffe. Das ist für einen Hund zwar erstaunlich viel, aber grundsätzlich ist das Kennen von Begriffen ein für Säugetiere und Vögel völlig normales und seit langem bekanntes Phänomen. Mit Sprache hat dies aber noch überhaupt nichts zu tun.
Sprache bedeutet Begriffe in einem offenen potentiell unendlichen System nach grammatischen Regeln zu immer wieder neuen Aussagen verknüpfen zu können. In einem solchen Experiment würde Sprachfähigkeit also bedeuten, das ein Befehl wie "nimm die Stoffgiraffe und lege sie unter den Stuhl" richtig ausgeführt werden kann, und zwar auch dann wenn dieser spezifische Befehl bisher noch nie gegeben wurde, allein aus der Kenntnis der Einzelbegriffe und der Regeln zu ihrer Verknüpfung. Nach dem, was ich darüber gelesen habe Kann Rico aber genau dies nicht. er versteht also keine Sprache (schon gar nicht auf dem Niveau von Kleinkindern).
Nach allem was ich darüber gelesen habe konnte eine solche Fähigkeit bisher nur bei Menschen und in menschlichen Familien sozalisierten Menschenaffen nachgewiesen werden.
Zitat: |
Wirft seine Herrin ihm ein unbekanntes Spielzeug in eine Sammlung und bittet Rico um die Giraffe, dann läuft Rico los und holt die Giraffe - obwohl er das Wort vorher noch nie gehört hatte. Der Hund, folgern die Forscher, kann also durch hoch abstrahiertes Ausschlussverfahren zu dem Schluss gelangen, dass "Giraffe" der Name für den Gegenstand sein muss, den er bislang noch nicht kannte. Für Teamleiterin Julia Fischer ist das eine "reife, eigenständige Denkleistung", die auf logischen Operationen beruht.
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wenn man sich klar macht, dass Rico so etwas ja nicht zum ersten Mal macht, ist dies ebenfalls nicht sooooo beeindruckend. Offensichtlich ist der Hund darauf dressiert in der Versuchssituation die bisher unbekannte Lautfolge mit dem bisher unbekannten Objekt zu verknüpfen. Hat er dies erst einmal begriffen, sind "hoch abstrahierte Ausschlussverfahren" und "reife, eigenständige Denkleistungen" keinesfalls mehr nötig.
_________________ 1. Mose 6, 5-6:
Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
(leicht aktualisiert)
Zuletzt bearbeitet von Lars am 11.06.2004, 23:55, insgesamt einmal bearbeitet |
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Lars unregistrierter User
Anmeldungsdatum: 23.05.2004 Beiträge: 240
Wohnort: Berlin
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(#137420) Verfasst am: 11.06.2004, 23:54 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: |
Die Frage ist nun, was speichert der Hund im Gedächtnis bzw. welche Bedeutung hat der Satz "Hol das Handy" für ihn? Wenn er wirklich abtrahiert, dann sollte er die Bedeutungen von "Hol" und "Handy" auseinanderhalten und flexibel anwenden können. Wenn man ihm also beibringt, dass es auf "Hol das Handy" und "Hol die Zeitung" nur dann eine Belohnung gibt, wenn er das Handy bzw. die Zeitung holt, und er dann noch lernt auf "Fass den Vertreter" und "Fass die Katze" (sorry, mir fällt gerade kein Dümmeres Beispiel ein) entsprechendes zu tun, dann sollte er bei "Fass die Zeitung" oder "Hol den Vetreter" eigentlich die Zeitung zereissen bzw. den Vetreter holen (nochmal sorry ).
Weisst Du vielleicht, ob man bei der Ausbildung von Blindenhunden solche Transferleistungen, die ja ein gewisses Sprachverständnis implizieren, beobachten kann oder muss man denen jeden möglichen Befehl einzeln, d.h. grundlegend neu beibringen?
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Genau dies wäre Sprache und genau dies können Rico oder irgendwelche Blindenhunde eben nicht.
Beide kennen nur eine hohe Anzahl von Begriffen und Befehlen, können Diese aber nicht zu völlig neuen Ideen verknüpfen.
Was Blindenhunde allerdings können, ist den Befehl nicht einfach mit einer streng festgelegten Handlungsfolge zu verknüpfen, sondern mit einer bestimmten Zielvorstellung zu deren Erreichen er sein Handeln gemäß äußerer Umstände in begrenztem Umfang variieren kann.
Nichts anderes tut ja auch ein wolf, wenn er seine Jagdstrategie an die Art des Beutetieres und das Terrain anpasst.
_________________ 1. Mose 6, 5-6:
Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
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(leicht aktualisiert)
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#137431) Verfasst am: 12.06.2004, 00:32 Titel: |
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Vielleicht sollte man nicht fragen, wie ein Tier lernt, sondern wie der Mensch lernt. Ohne ein Tier jetzt anthropomorphieren zu wollen, könnte es doch Konzepte geben, die bei ihnen ähnlich sind wie beim Menschen. Wie lernen zum Beispiel Babys Grammatik und Vokabular? Indem sie zuhören. Man könnte den Tieren also vielleicht zugestehen, daß sie in begrenztem Umfang sehr wohl wissen, worauf sich etwas bezieht. Ein Affe oder ein Delphin würden ja auch keine Zeichensprache verstehen, wenn sie nicht in der Lage wären, die Symbole mit Bedeutungen zu verbinden. Intelligentere Tiere (Beispiel war eine Gorilladame, die über ihre Familienplanung gesprochen hat: "Ich möchte mal ein Baby haben") können vielleicht sogar über abstraktere Konzepte kommunizieren.
(Die Papa- und Mamageien, die wir mal hatten, wußten sehr wohl, wo sich bestimmte Gegenstände befanden, dann sogar auf Zuruf. Sie müssen dazu ja nicht mal die Wörter selbst verstehen, sondern nur das Symbol seinem Gegenstand zuordnen können. Und das Karnickel hat auch im Gedächtnis behalten, wohin die Joghurt-Kräckerchen nach der jeweils letzten Fütterung verschwunden waren. Kleine Logeleien kennt man auch schon von anderen Tieren.)
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Lars unregistrierter User
Anmeldungsdatum: 23.05.2004 Beiträge: 240
Wohnort: Berlin
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(#137440) Verfasst am: 12.06.2004, 00:57 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Vielleicht sollte man nicht fragen, wie ein Tier lernt, sondern wie der Mensch lernt. Ohne ein Tier jetzt anthropomorphieren zu wollen, könnte es doch Konzepte geben, die bei ihnen ähnlich sind wie beim Menschen. Wie lernen zum Beispiel Babys Grammatik und Vokabular? Indem sie zuhören. Man könnte den Tieren also vielleicht zugestehen, daß sie in begrenztem Umfang sehr wohl wissen, worauf sich etwas bezieht. Ein Affe oder ein Delphin würden ja auch keine Zeichensprache verstehen, wenn sie nicht in der Lage wären, die Symbole mit Bedeutungen zu verbinden. Intelligentere Tiere (Beispiel war eine Gorilladame, die über ihre Familienplanung gesprochen hat: "Ich möchte mal ein Baby haben") können vielleicht sogar über abstraktere Konzepte kommunizieren.
(Die Papa- und Mamageien, die wir mal hatten, wußten sehr wohl, wo sich bestimmte Gegenstände befanden, dann sogar auf Zuruf. Sie müssen dazu ja nicht mal die Wörter selbst verstehen, sondern nur das Symbol seinem Gegenstand zuordnen können. Und das Karnickel hat auch im Gedächtnis behalten, wohin die Joghurt-Kräckerchen nach der jeweils letzten Fütterung verschwunden waren. Kleine Logeleien kennt man auch schon von anderen Tieren.) |
Natürlich ist das richtig. Menschen sind ja auch nur Tiere und funktionieren grundsätzlich nach den gleichen Mechanismen wie andere Tiere auch. Aber die quantitativen Unterschiede wie komplex Denkleistungen sein können sind eben zwischen den verschiedenen Arten recht groß.
Abstrakte Begriffe (wie zB 'Baum') konnten wohl bei allen Säugetieren und Vögeln nachgewiesen werden, die darauf untersucht wurden. Recht häufig gelingt es auch diese Begriffe mit abstrakten Symbolen zu verbinden.
Diese Begriffe und ihre Symbole aber mit einer grammatik im Sinne einer Sprache zu verknüpfen gelang eben bisher nur bei Menschenaffen und Menschen und evtl. Delfinen.
_________________ 1. Mose 6, 5-6:
Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#137446) Verfasst am: 12.06.2004, 01:24 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | In den USA soll es Experimente mit Schimpansen geben, wo man einem von ihnen einfache Begriffe und auch Zusammenhänge beigebracht hat und dieser an einer speziellen Tastatur hantiert, wobei eine Taste für eine bestimmte Bedeutung steht.
Das Tier kann Worte verstehen, sie mit der entsprechenden Taste beantworten und so auch seinen Willen direkt ausdrücken. |
Siehe Kanzi der Bonobo
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#137479) Verfasst am: 12.06.2004, 08:45 Titel: |
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@Lars
Zustimmung zu deinen ganzen Ausführungen dazu.
Lars hat folgendes geschrieben: | Nichts anderes tut ja auch ein wolf, wenn er seine Jagdstrategie an die Art des Beutetieres und das Terrain anpasst. |
Genau das ist es und genau das macht ja auch den evolutionären Erfolg aus: Anpassung, die eine enorme Flexibilität voraussetzt.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#137741) Verfasst am: 12.06.2004, 16:53 Titel: |
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Hab mir mal den Originalartikel aus dem Science-Magazine besorgt (PN, wer interessiert ist, sind aber nur zwei Seiten als pdf). Danach können wir den "Klugen Hans"-Effekt wohl ausschliessen (Frauchen war die ganze Zeit im Nebenzimmer ohne Blickkontakt). Den Punkt den Lars und ich angesprochen haben (das Bilden neuer Verknüpfungen), wollen die Autoren jetzt wohl in nachfolgenden Experimenten unter die Lupe nehmen. Bis jetzt ist das Verhalten von Rico ja noch ganz gut im Rahmen klassischer Reiz-Reaktionstheorien des Lernens erklärbar (siehe den Link von Heike N.), d.h. der Hund muss nicht notwendigerweise eine Denkleistung vollbracht haben. Anders wäre das z.B. bei folgendem Versuchaufbau:
Der Hund lernt zunächst die Befehle "Hol das Obst", "Hol die Wurst", "Friss den Knochen" und "Friss die Wurst" korrekt auszuführen.
Wie reagiert er jetzt aber auf den neuen Befehl "Hol den Knochen", den er nicht gelernt hat, wenn er sowohl einen Knochen als auch Obst vor sich liegen sieht?
Die Reiz-Reaktions-Theorien erlauben hier mE eigentlich nur zwei Vorhersagen auf Basis der sog. Reizgeneralisierung:
- der Hund holt das Obst, weil er das "hol" als identisches Element eines bereits bekannten Reizes ("Hol das Obst") erkannt hat und die dazu gelernte Reaktion ausführt
- der Hund frisst den Knochen, weil er "Knochen" als identisches Element des anderen bekannten Befehls wiedererkannt hat (oder weil er hungrig ist und ihm der Versuch eigentlich am A**** vorbeigeht )
Wenn er aber den Knochen holt, können wir tatsächlich einen aktiven Lern- oder besser Konstruktionsprozess annehmen, bei dem altes Wissen zu einer neuen Schlussfolgerung verknüpft wird.
_________________ posted by Babyface
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