Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#15166) Verfasst am: 21.08.2003, 00:02 Titel: Der Zeit Ihre Kunst und der Kunst Ihre Freiheit??? |
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Wenn ich mir gelegentlich die merkwürdigsten Kunstgebilde ansehe...
wie zB Blutmalerei, Fetstühle von Beuys, Urinstöcke und anderer Mist
Also wiseo wird für so etwas Geld gezahlt, ist so etwas nicht ziemlich undemokratisch denn ausser einigen wenigen sogennaten Experten versteht es ja kein normalsterblicher.
Ein Museum hinstellen nur damit sich dann irgendwelche Sog. Experten daran aufgeilen können.
Was denkt ihr darüber?
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Claudia Simmeringer Nachteule
Anmeldungsdatum: 28.07.2003 Beiträge: 421
Wohnort: Wien
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(#15640) Verfasst am: 21.08.2003, 21:36 Titel: Re: Der Zeit Ihre Kunst und der Kunst Ihre Freiheit??? |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Was denkt ihr darüber? |
Na ja, als brave Marxistin habe ich einen (oh Wunder) marxistischen. Von allen Definitionen, die mir so im Laufe des Lebens untergekommen sind, hat mir die von Nikolaj Bucharin am besten gefallen. Er definiert Kunst als "eine Systematisierung der Gefühle in Gestalten" und weiters als "Mittel zur Vergesellschaftung dieser Gefühle, ihrer Übertragung, ihrer Ausbreitung in der Gesellschaft."
In welcher konkreten Form die Kunst dann auftritt hängt von vielen Aspekten ab, so vom technischen Entwicklugnsstand der Gesellschaft (Videoinstallationen waren im Neandertal halt nicht sehr populär), von der kulturellen Entwicklung (in einem Land ist Tanz die bevorzugte Kusntform, in einem anderen Literatur) und von den Ereignissen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt stattfinden (die dann zu diversen Kunstwerken anregen).
Gut. Welche Gefühle werden also derzeit in Österreich vergesellschaftet? Darüber kann ich leider keine Auskunft geben, da fast alle "Kunstwerke", die einem so unterkommen, überhaupt nichts darstellen.
Manche "Künstler" erwecken geradezu den Eindruck, als wären sie soeben erfolgreich aus einer geschlossenen Anstalt entsprungen - ich denke da z.B. an unseren Beitrag zum Grand Prix d'Eurovision. In den Theatern wiederum laufen Stücke, die vor 200 Jahren tatsächlich grandiose Kunstwerke waren, weil sie Ereignisse, die damals die Gemüter der Menschen bewegt haben, auf die Bühne gebracht haben - allerdings hat sich meine Mutter vor einigen Wochen bei Schillers "Kabale und Liebe" einen Abend lang herrlich fadisiert (zu ihrer Entschuldigung: sie hat die Karten geschenkt bekommen); die Frage einer erotischen Beziehung zwischen einem Aristokraten und einer Bürgerlichen reißt halt anno 2003 niemand mehr vom Sitz. Was die bildende Kunst betrifft, so komme ich manchmal in der Inneren Stadt an Galerien vorbei und ärgere mich bei einem Blick durch die Fenster, dass schon wieder ein Tapezierer seinen Tapetenfetzen, auf dem er die Farben ausprobiert hat, hat liegen lassen...bis ich sehe, das das bunte Stück für ¤ 2500 sogar käuflich zu erwerben ist.
Hier wendet sich der Gast mit Grausen (Zitate aus Schiller-Balladen sind, wie man hier sieht, immer noch anwendbar!).
Dabei gäbe es ein so reichliches Betätigungsfeld für Künstler: sie könnten z.B. die Angst der Menschen um ihre Zukunft, sei es das nackte Leben in Kriegsgebieten, sei es die materielle Zukunft in unseren Breiten, denen verständlich machen, die nicht unter dieser Angst leiden.
Genau das, behaupte ich einmal, ist aber gar nicht erwünscht. Die Menschen sollen sich gar nicht in andere hineinversetzen können, mit der Kunst als Mittlerin. Das könnte nämlich in Folge zum Nachdenken anregen.
Oft wird gesagt, dass Kunst nichts bewegen kann, dass sie ohnmächtig ist. Frage: warum gab und gibt es dann in vielen Ländern eine Zensur? Warum war Eisensteins Film "Panzerkreuzer Potjomkin" in so vielen Ländern verboten? Warum haben im 19. Jahrhundert die kirchlichen Zensoren bei jeder Aufführung des "Faust" an Goethes Text herumgeschnipselt? Offensichtlich doch, weil sie Angst vor der Wirkung der betroffenen Stücke hatten!
_________________ Wenn man vor die Masse tritt und von den hohen Zielen und Aufgaben spricht, die Masse jedoch sieht, wie nach allen Seiten die Mittel verschleudert werden, so wird sie kein Vertrauen haben und ganz richtig sagen: „Arzt, heile dich selbst". - F. E. Dzierzynski
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