Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#137869) Verfasst am: 12.06.2004, 23:18 Titel: |
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Claudia hat folgendes geschrieben: | Erstens spreche ich konkret nur von Österreich und da im speziellen von Wien und Umgebung. Die Analyse beruht auf den Erfahrungen die meine Mutter in einem Großbetrieb (Versicherung) über Jahrzehnte hinweg gemacht hat und meine persönliche Erfahrungen mit diversen Kunden. Darunter waren/sind Konzerne wie Grundig (R.I.P.), Nestlé, weiters KMUs bis hin zu Gemeinnützigen wie z.B. der Krebshilfe. Bei Kleinbetrieben gibt es kaum gewerkschaftliche Organisation (ein Betriebsrat kann erst ab 15 Arbeitnehmen nicht verweigert werden) und in Großbetrieben waren für mich folgende Phänomene zu beobachten:
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zu 1. Das ist allerdings ein Problem, mit dem viele Betriebe zu kämpfen haben (aber nicht bei bei meinem AG)
zu 2. Das will ich nicht bestreiten, solche habe auch schon kennen gelernt, wobei ich nicht einmal die bewußte "Vorteilsnahme" unterstellen würde, sondern eher einen eifrigen Oportunismus (=Anusforscher)
zu 3. Ein BR hat hier in D die Pflicht zur Wahrung des Betriebsfriedens, d.h. sie dürfen keinen Arbeitskampf ausrufen u. anführen. Die oft gestellte Forderung der AG-Verbände u. der Politiker, daß Lohnforderungen u. Arbeitszeiten auf Betriebsebene ausgehandelt werden sollen, kann also nur zum Nachteil der AN sein.
Als BR hat man nur eine Chance eine Forderungen durchsetzen (allerdings nur selten), wenn der AG ebenfalls etwas von der Belegschaft fordert (z.B. flexible Arbeitszeiten). So kommen zwangsweise oft faule Kompromisse zustande u. der BR hat den Zorn der Belegschaft auszubaden (nicht der AG, der ja die Forderung gestellt hat).
zu 4. Das "Rückholgespräch" wurde bei uns seit 2 Jahren mit gutem Erfolg (80%) wieder eingeführt.
zu 5. Ich sehe es auch so, daß die Gew. in den vergangenen Jahren zu wenig gegen die Medienschlacht gegen sie unternommen u. zu sehr auf die SPD vertraut haben. Diese Schlammschlacht gegen die Gew. hat dazu geführt, daß inzwischen viele AN (besonders die Angestellten) der Meinung sind, daß die Gew. u. deren Forderungen Schuld an der wirtschaftlichen u. sozialen Misere haben, was entsprechend zu einem Nachwuchsproblem wurde. Aber selbst dieser Trend konnte zumindest bei uns (wie in anderen Verwaltungsstellen aussieht kann ich nicht sagen) in den vergangenen Jahren durch intensive Aufklärung u. Werbung umgekehrt werden.
zu 6. Es ist nicht zu leugnen, daß oft Macht- u. Finanzinteressen von Funktionären eine sinnvolle u. machbare Aktion be- od. verhindern, aber man darf sich eben keiner Illusion hingeben. Auch eine Gew. besteht nur aus Menschen, die nicht alle ausschließlich idealgeleitet sind.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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