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Hans Kolpak registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.11.2009 Beiträge: 42
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(#1387242) Verfasst am: 04.11.2009, 18:30 Titel: Was ist ehrlicher? Politik oder Schauspielkunst? |
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Ronald Reagan zählt zu den erfolgreichen US-Präsidenten, weil er die US-Behörden in Ruhe ließ. So konnten sie konzentriert ihrer Verantwortung nachkommen und ihre Aufgaben erfüllen. Ronald Reagan war Schauspieler und er hatte nichts für Bürokratie übrig, verstand bestenfalls, daß dies etwas extrem Teures und Überflüssiges ist.
Warum halte ich die Schauspielkunst für ein ehrliches Geschäft, obwohl meistens nur Illusionen verkauft werden? Die Menschen bezahlen freiwillig für kunstvoll inszenierte Illusionen, um sich Gefühlen hinzugeben. Danach wenden sie sich wieder ihrem Leben zu. Dies ist ein preiswertes Vergnügen: Ein- bis zweistellige Beträge für gebrauchte oder neue Filme, für Kino- oder Theaterkarten. Nach der Produktion wird das Licht im Studio gelöscht, nach der Aufführung das Licht im Kino oder Theater. Es ist eine Illusion und bereichert kunstvoll die eigene Phantasie, erweitert die Möglichkeiten des Erzählens von Geschichten in der Höhle von Steinzeitmenschen oder lauschigen Plätzen an kuscheligen Kachelöfen.
Die Politik hingegen toleriert kriminelles Handeln aus Prinzip: Durch lügnerische Propaganda werden mindestens zwei Feindbilder aufgebaut und die Bürger aufeinander gehetzt. Je mehr sich dabei totschlagen, umso besser! Das Volk wird durch allerlei Geschäfte ausgebeutet - unsere Staatsquote bewegt sich bei 50 Prozent - um Gründe für etliche kontroverse Parteien zu bieten, sich durch Wahlversprechen zu positionieren. Versprochen wird die Erlösung von den Problemen, die unsere Diktatur aus Parteien und Öffentlichem Dienst geschaffen hat. In jeder Legislaturperiode werden die Behörden umorganisiert, um zu beweisen, was gute Politik bedeutet.
Das kostet viel Geld, das wir nicht haben. Die Öffentliche Hand ist überschuldet. Gibt es noch eine Hand voll schuldenfreie Behörden? Was den Bundesbürgern als "Stillgeld" geschenkt wird, damit sie die Klappe halten, muß anderen weggenommen werden. Das ist Diebstahl. Das meiste Geld aus dieser molochartigen Umverteilungsbürokratie wird von den Personalkosten verschlungen.
Insgesamt gesehen zahlen wir für ein Polittheater, das wir nicht wollen, die Hälfte unseres jährlichen Einkommens. Wir lachen noch am ehesten, wenn es jemandem gelingt, sich um einen Teil seines Eintrittsgeldes zu drücken. Die öffentlichen Sitzungen im Deutschen Bundestag, in den Landtagen oder Kreistagen sind meist langweilig, nur selten haben sie Unterhaltungswert. Und hinter den Kulissen wird einfach zu wenig geboten fürs eingezahlte Geld.
Zehn Prozent Staatsquote wären ausreichend, um hoheitliche Aufgaben zu erfüllen und böse Buben nach Hause zu schicken, sollten sie jemals an unserer Grenze auftauchen. Doch die Terroristen aus der arabischen Kultur sind eine Erfindung der US-Regierung auf der Suche nach billigem Erdöl. Die Rote-Armee-Fraktion war hausgemacht, es bestand keine Notwendigkeit, Benno Ohnesorg abzuknallen. Die RAF ist nur das Echo. Vierzig Prozent Staatsquote werden von einer Elite verprasst, die darin versagt, eine für das Volk nützliche Arbeit zu leisten, wie zum Beispiel die Schauspielkunst es wirklich ist.
Ich glaub, ich geh nach Hollywood! Ich war nicht dabei, als der 1. Weltkrieg ausgebrochen wurde. Ich war nicht dabei, als der 2. Weltkrieg an den Haaren herbeigezogen wurde. Ich schaue aber seit 1953 unseren Eliten über die Schulter, die Hunderte von Millionen Menschen in den Tod schicken. Sie tun es seit Jahrzehnten mit wachsender Begeisterung und Perfektion. Ich werde vielleicht nie erfahren, was meine Enkel denken werden. Ich glaub, ich geh nach Hollywood! Da wird der Klamauk nur produziert und abends wird das Studio geschlossen. Im Westen nichts Neues!
Zuletzt bearbeitet von Hans Kolpak am 04.11.2009, 22:27, insgesamt einmal bearbeitet |
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#1387255) Verfasst am: 04.11.2009, 19:05 Titel: |
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Stammtischgeschwafel.
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21450
Wohnort: Swift Tuttle
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(#1387307) Verfasst am: 04.11.2009, 20:30 Titel: |
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an einem anderen Stammtisch aufgeschnappt:
"Unsere Priester und Präsidenten, Anwälte und Pädagogen müssen nicht mehr den Anforderungen ihrer Fächer genügen«, schreibt Postman, »sondern denen der Show."
Würde ich auch sagen, wobei der alte Miesepeter Postman ja dem Medium Fernsehen grollt.
Der Inhalt wird der Form unterworfen,
denn das Medium ist die Botschaft, sagte McLuhan.
"...dass das Fernsehen sich nicht auf die Präsentation unterhaltsamer Themen beschränkt, sondern jedes Thema als Unterhaltung präsentiert...Er erblickte im Fernsehen als solchem den Erzfeind jeglichen intellektuellen Diskurses, weil dem visuellen Medium Erörterung und kontroverse Urteilsbildung wesensfremd seien. Denken sei keine darstellende Kunst und deshalb im Fernsehen verboten.Selbst politische Talkshows funktionierten weniger nach dem Prinzip der Debatte als nach dem des Boxkampfs.Sätze wie »Lassen Sie mich überlegen« wirkten vor laufender Kamera unsouverän.
Vieles spricht dafür, dass Neil Postman Recht hatte, als er prophezeite: Die Art, wie das Fernsehen die Welt inszeniere, werde zum Modell der Welt, das Entertainment auf dem Bildschirm zur dominierenden Metapher auch jenseits des Bildschirms. So geraten in den Printmedien die diskursiven Formen des Essays und der Rezension außer Mode, Reportagen und Porträts breiten sich aus, flotte Sprüche und große Bilder ersetzen langwieriges Argumentieren."
(http://www.zeit.de/2007/01/Die_Zukunft_war_gestern)
_________________ "als ob"
Zuletzt bearbeitet von Wilson am 05.11.2009, 23:01, insgesamt einmal bearbeitet |
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#1387365) Verfasst am: 04.11.2009, 22:28 Titel: |
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Wilson hat folgendes geschrieben: | an einem anderen Stammtisch aufgeschnappt:
"Unsere Priester und Präsidenten, Anwälte und Pädagogen müssen nicht mehr den Anforderungen ihrer Fächer genügen«, schreibt Postman, »sondern denen der Show".
Würde ich auch sagen, wobei der alte Miesepeter Postman ja dem Medium Fernsehen grollt.
Der Inhalt wird der Form unterworfen,
denn das Medium ist die Botschaft, sagte McLuhan.
"...dass das Fernsehen sich nicht auf die Präsentation unterhaltsamer Themen beschränkt, sondern jedes Thema als Unterhaltung präsentiert...Er erblickte im Fernsehen als solchem den Erzfeind jeglichen intellektuellen Diskurses, weil dem visuellen Medium Erörterung und kontroverse Urteilsbildung wesensfremd seien. Denken sei keine darstellende Kunst und deshalb im Fernsehen verboten.Selbst politische Talkshows funktionierten weniger nach dem Prinzip der Debatte als nach dem des Boxkampfs.Sätze wie »Lassen Sie mich überlegen« wirkten vor laufender Kamera unsouverän.
Vieles spricht dafür, dass Neil Postman Recht hatte, als er prophezeite: Die Art, wie das Fernsehen die Welt inszeniere, werde zum Modell der Welt, das Entertainment auf dem Bildschirm zur dominierenden Metapher auch jenseits des Bildschirms. So geraten in den Printmedien die diskursiven Formen des Essays und der Rezension außer Mode, Reportagen und Porträts breiten sich aus, flotte Sprüche und große Bilder ersetzen langwieriges Argumentieren".
(http://www.zeit.de/2007/01/Die_Zukunft_war_gestern) |
Postman hatte wohl eine ganze Reihe von Irrtümern eingebracht. Zuerst einmal, beklagte er schon in seinem ersten Beispiel, dem Telegraphen, daß dieser zu einer Verkürzung der Kommunikation - Telegrammstil - geführt habe. (Vergleiche dazu die SMS-Nachrichten mit ihren auf einzelne kryptische Worte verkürzten Sätzen.) Das war allerdings der Zweck des Telegraphen gewesen - für die Koordination von Fahrplänen etc. - der erste Einsatzzweck - war noch nicht mehr notwendig; und er war wohl auch zu teuer, als daß man mehr als kurze Mitteilungen versandt hätte. Zum anderen machte Postman das Medium auch dafür verantwortlich. Allerdings hatte schon Goethe die radikale Beschleunigung seiner Zeit beklagt, und zwar ohne daß er jemals in einem Eisenbahnzug gesessen oder eine Nachricht per Telegraph verschickt hätte.
Zweitens, wenn ein Medienkritiker auf die Art und Weise argumentiert, bewußt plakative und bis zur zur Lüge entstellte Aussagen macht, ist das wohl in Ordnung. Und auch, wenn er bewußt jegliches Argument, das die Gegenseite bringen könnte, in Abrede stellt, verlacht, zerredet, bis auf eine minimale rhetorische Schwäche des Gegners zerlegt, um es als "widerlegt" darzustellen, ignoriert...
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21450
Wohnort: Swift Tuttle
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(#1387370) Verfasst am: 04.11.2009, 22:42 Titel: |
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@ critic
das kann alles sein.
hat er auch was richtiges gesagt?
_________________ "als ob"
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#1387378) Verfasst am: 04.11.2009, 22:56 Titel: |
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Wilson hat folgendes geschrieben: | @ critic
das kann alles sein.
hat er auch was richtiges gesagt? |
"Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn?"
Ich bin da allerdings ein bißchen geschädigt. Das hat man mir mal vor zehn Jahren im Deutsch-Unterricht präsentiert, natürlich nur die Thesen von Postman, nicht aber die Gegenargumente. Und konsequenterweise konnte man dann auch nur "Belege" für dessen Thesen finden. Etwa, daß das Medium selbst die Botschaft sei und selbst in den Nachrichten - mit rotierenden Weltkugeln etc. - man ja immer zeigen müsse, wie toll man sei, oder daß durch eine "Ver-videoclip-isierung" des Mediums -- inklusive, daß Nachrichten ihre Berichte ja auch in Häppchen von 90 Sekunden anböten -, die Aufmerksamkeitsspanne abgenommen habe. Es kann alles sein, dort aber anscheinend keine empirischen Belege dafür. Und kaum jemand wird sich zum Beispiel durch die US-Kriminalstatistiken von 1954 bis 1990 wühlen, um festzustellen, ob Postmans Behauptung, daß die Jugendkriminalität - in Postmans Anschauung auch natürlich nur durch die Medien - in der Zeit um Größenordnungen zugenommen habe, wirklich stimmt....
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21450
Wohnort: Swift Tuttle
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(#1394761) Verfasst am: 21.11.2009, 12:09 Titel: |
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"Warum sind die Kritiker so milde?"
von Ulrich Wickert, 19. November 2009
"Darüber hinaus bemängelte er, dass die öffentlich-rechtlichen Sender der Unterhaltung häufig eine größere Priorität einräumten als der Information..."
und direkt vom Wickert-Stammtisch:
"Es mag sein, dass es nur einem Nachrichtenversessenen wie mir aufstößt, aber an den Informationssendungen von ARD und ZDF gibt es weit mehr auszusetzen als den Sportjournalisten-Jargon bei einem Bericht über den Tod des Torwarts Robert Enke (Die ARD macht aus dem Fall Enke einen Spielbericht). Bislang habe ich mich als ehemaliger Nachrichtenmoderator zurückgehalten. Denn ich will nicht als Besserwisser mit erhobenem Zeigefinger wirken. Aber seit einiger Zeit rumort der Gedanke in mir, es ist viel schlimmer, und das gilt nicht nur für die Texte."
http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~ED05CC72EF4124C51A4282412EE5E7C7B~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Antwort oder Gegendarstellung:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,662419,00.html
Interpretationen:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,662223,00.html
http://www.welt.de/die-welt/kultur/article5271581/Schulterzucken-zu-Wickerts-Wutanfall.html
http://www.morgenpost.de/kultur/article1210017/Wickerts-Frontalattacke-laesst-ARD-und-ZDF-kalt.html
_________________ "als ob"
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