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"Weg von Geldleistungen, vor allem bei der Unterschicht".
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1389803) Verfasst am: 10.11.2009, 11:28    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Sanne hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
... Die Unterschicht hat nichts nennenswertes, was es zu überwachen gilt...


Das nicht, aber sie steht grundsätzlich unter Verdacht auf Sozialleistungs-Erschleichung, Kriminalität, Verfassungsfeindliche Umtriebe und Kindergeld versaufen.


Ja, aber das kann man ihr ja alles auch leicht völlig unbegründet vorwerfen. Dazu muss man sie doch gar nicht überwachen und Belege sammeln.


das hat das partei-organ der neolib-clique doch noch nie gebraucht...


Ja, Einzelfälle nehmen und dann pauschalisieren. Zumal das in diesem Fall gefakt sein dürfte, weil ein "mit allen Wassern gewaschener" Sozialbetrüger nicht so blöd sein dürfte, der "Bild" seine ach so genialen "Tricks" auszuplaudern.

Obwohl, solche Fälle gibts sicher auch, aber die kommen nicht neun Jahre damit durch. Für wie blöd halten die eigentlich nicht nur ihre Leser, sondern stellen die Arge-Mitarbeiter für noch blöder hin?
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1389812) Verfasst am: 10.11.2009, 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Sehe ich nicht so. Die meisten Kapitalisten, die ich kenne, insbesondere sog. "Neoliberale", verhehlen nicht eine gewisse Klassengesellschaft, sondern rechtfertigen sie sogar eher.


Das kann ich bestätigen. Und es kommt ja beispielsweise auch in dem Begriff der "Leistungsgesellschaft" zum Ausdruck. Man behauptet einfach, die ökonimischen Verhältnisse seien eben Ausdruck der Leistungsfähigkeit der beteiligten Individuen. Nur wird "Leistung" dabei typischerweise vor allem über ökonomischen Erfolg definiert.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der Appell an die unstillbare Gier erinnert mich an Sloterdijks Thesen vom Gier und vom Zorn.

Vielleicht solltest Du mal Deinen philosophischen Horizont etwas erweitern.


Die Behauptung ist aber nicht völlig von der Hand zu weisen. Es sind vor allem Kleinbürger, die dieses System durch ihr engstirniges Konsumverhalten stützen. Freilich ist der Kleinbürger nicht ohne den Großbürger zu denken. Wenn der Bonze seinem Gör zum 18. Geburtstag 'n Daimler schenkt, muss es beim Angestellten halt mindestens 'n Ford sein. Und Lebensmittel sowie grundlegende Dienstleistungen dürfen eben auch nicht zu teuer sein, wenn's neben dem Flachbildfernseher auch noch für drei Wochen Malle im Jahr reichen soll.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44757

Beitrag(#1389843) Verfasst am: 10.11.2009, 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Das kann ich bestätigen. Und es kommt ja beispielsweise auch in dem Begriff der "Leistungsgesellschaft" zum Ausdruck. Man behauptet einfach, die ökonimischen Verhältnisse seien eben Ausdruck der Leistungsfähigkeit der beteiligten Individuen.

Naja, das ist im Grunde eine Wegerklärung des Klassencharakters. Der Feudalismus zum Beispiel sagt nicht: "Oh, eigentlich haben alle die gleichen Chancen, nur im Ergebnis sind dadurch eben die tüchtigen, leistungsfähigen Leute Könige und Fürsten und andere, weniger tüchtige Leute leibeigene Bauern". Auch in der römischen Republik wäre niemand auch nur auf die Idee gekommen, zu sagen, Cicero sei Konsul und sein Sklave nur Sklave, weil Cicero eben leistungsfähiger sei. Vermutlich hätte Cicero das sogar als eine Art Beleidigung empfunden - falls die Leute in so einer Äußerung überhaupt irgendeinen Sinn gesehen hätten. Die Kategorie der Leistung wird in einer Feudal-, Kasten-, oder Sklavenhaltergesellschaft allenfalls zum Vergleich innerhalb einer Kaste oder eines Standes angewendet.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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kamelpeitsche
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Anmeldungsdatum: 15.11.2003
Beiträge: 4555
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Beitrag(#1389938) Verfasst am: 10.11.2009, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, nicht ganz. Die größere Leistungsfähigkeit für "höhere" Tätigkeiten, wie z.B. Regieren war eben nur gottgegeben. Sie war schon in der Begründung, weshalb der eine regiert nd der andere dient, enthalten, nur eben mit einer absoluten, teilweise zirkelschlüssigen Begründung.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1389947) Verfasst am: 10.11.2009, 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Das kann ich bestätigen. Und es kommt ja beispielsweise auch in dem Begriff der "Leistungsgesellschaft" zum Ausdruck. Man behauptet einfach, die ökonimischen Verhältnisse seien eben Ausdruck der Leistungsfähigkeit der beteiligten Individuen.
Naja, das ist im Grunde eine Wegerklärung des Klassencharakters. ... Die Kategorie der Leistung wird in einer Feudal-, Kasten-, oder Sklavenhaltergesellschaft allenfalls zum Vergleich innerhalb einer Kaste oder eines Standes angewendet.

Der moderne Kapitalismus steht ja auch nicht zu einem historischen Klassenbegriff, sondern zu einem modernen. Die kapitalistische Klassenzugehörigkeit definiert sich eben nicht durch Abstammung, sondern durch (ökonomischen) Erfolg. Wenn da schon gern etwas unter den Teppich gekehrt wird, dann eher daß die Voraussetzungen für Erfolg nicht (nur) im eigenen Streben liegen, sowie die sozialen und individuellen Flurschäden, die ein ungebremster K. anrichtet.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
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Beitrag(#1389953) Verfasst am: 10.11.2009, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich war und bin jederzeit bereit, zuzugestehen, dass der Unterschied graduell ist. Mein Punkt war ohnehin eher ein anderer, nämlich zu zeigen, wie Ideologiekritik Funktionen der Ideologie besetzen kann. Die ganze Sache war ja ein Teil meiner Antwort auf Skeptikers (im übrigen idealistische) Behauptung, die marxistische Ideologiekritik sei selbst bereits aufgrund der Tatsache, dass es sich um Ideologiekritik handelt, auch schon gegen jegliche ideologische Inanspruchnahme immun.
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 10.11.2009, 19:47, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Skeptiker
"I can't breathe!"



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Beitrag(#1389954) Verfasst am: 10.11.2009, 19:39    Titel: Der nackte ideologische Schleier Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Das kann ich bestätigen. Und es kommt ja beispielsweise auch in dem Begriff der "Leistungsgesellschaft" zum Ausdruck. Man behauptet einfach, die ökonimischen Verhältnisse seien eben Ausdruck der Leistungsfähigkeit der beteiligten Individuen.
Naja, das ist im Grunde eine Wegerklärung des Klassencharakters. ... Die Kategorie der Leistung wird in einer Feudal-, Kasten-, oder Sklavenhaltergesellschaft allenfalls zum Vergleich innerhalb einer Kaste oder eines Standes angewendet.

Der moderne Kapitalismus steht ja auch nicht zu einem historischen Klassenbegriff, sondern zu einem modernen. Die kapitalistische Klassenzugehörigkeit definiert sich eben nicht durch Abstammung, sondern durch (ökonomischen) Erfolg. Wenn da schon gern etwas unter den Teppich gekehrt wird, dann eher daß die Voraussetzungen für Erfolg nicht (nur) im eigenen Streben liegen, sowie die sozialen und individuellen Flurschäden, die ein ungebremster K. anrichtet.


Es handelt sich beim modernen Kapitalismus (- der eigentlich immer noch der alte geblieben ist! -) auch nicht um eine historische Ideologie, sondern um moderne Ideologie, wenn man hier schon mit "historisch" und "modern" hantiert.

Warum der Begriff "Ideologie" gerade für die antikapitalistischen Analysen reserviert wird, welche ja gerade die bürgerlichen Ideologien enthüllen, erklärt sich daraus, dass die Verteidiger des Kapitalverhältnisses auch die dazu passenden Ideologien schützen wollen. Das tun sie nach dem Motto "Haltet den Dieb!"

Jedenfalls plädiere ich dafür, dass man etwa die Naturalisierungsversuche der Profitwirtschaft nicht einfach als ein Verschleiern oder ein unter-den-Teppich kehren bezeichnet, sondern es werden schon die Klassenrealitäten benannt, wenn auch bruchstückhaft. Wesentlich an diesem Benennen von Realitäten, welche sich nicht wegleugnen lassen, ist aber ein Umdeuteln, ein Um-Interpretieren, oder - wie Nietzsche sagte - ein Umwerten, um sozusagen aus "Gut" ein "Böse" zu machen und umgekehrt.

Klassenausbeutung soll so offensiv legitimiert werden. Und wenn man sich gerade heute wieder solche Gestalten wie Sarrazin, Sloterdijk, Eva Hermann und ihre dunklen Brrrüdern und Schwäästerrrn anguckt, dann bestätigen solche Phänomene auch genau dies ...-!

Skeptiker
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Skeptiker
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1389966) Verfasst am: 10.11.2009, 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ich war und bin jederzeit bereit, zuzugestehen, dass der Unterschied graduell ist. Mein Punkt war ohnehin eher ein anderer, nämlich zu zeigen, wie Ideologiekritik Funktionen der Ideologie besetzen kann. Die ganze Sache war ja ein Teil meiner Antwort auf Skeptikers (im übrigen idealistische) Behauptung, die marxistische Ideologiekritik sei selbst bereits aufgrund der Tatsache, dass es sich um Ideologiekritik handelt, auch schon gegen jegliche ideologische Inanspruchnahme immun.


Die marxistische Ideologiekritik hat immer aufgezeigt, wo die Wurzel des falschen oder illusorischen Denkens liegt, nämlich in entsprechenden gesellschaftlichen Verhältnissen und keineswegs etwa in einer Geistesgeschichte, welche sich im Nichts fortpflanzt.

Die Methode dieser Ideologiekritik ist bestechend, gerade weil sie nicht beim Bewusstsein stehen bleibt. In der finalen Zuspitzung seiner Religionskritik sagt Marx, dass diese Kritik ihre Wahrheit nur durchsetzen kann, wenn sie nicht einfach die Blumen an der Kette zerpflücke, damit die Menschen die schmucklose Kette tragen, sondern dass die Kette eben selber zerschmettert werden müsse.

Die eigentliche Zielrichtung ist demnach nicht die Ideologie allein, sodern deren Grundlage. Eine Grundlage, welche immer wieder zum Neu-Entstehen der alten Ideologie führen wird, wenn man allein das Denken ändern würde, selbst wenn es gelänge.

Es ist deshalb auch nicht genug, wenn Ideologiekritik als eine Geisteshaltung o.ä. an die Stelle von Ideologie tritt; es sei denn es gibt endlich eine andere nachhaltige Basis für das Wachsen dieser neuen Blumen. Dann erst kann so etwas wie Vernunft und Aufklärung überhaupt gedeihen, weil sie dann nämlich - für alle unmittelbar ersichtlich - Sinn machen.

Fazit also: Die Marx'sche Dialektik führt nicht einfach zu einem Kampf von Anschauungen, sondern hat immer dieses Dreiecksverhältnis im Auge: Ideologie-Basis-Aufklärung. Das ist ja das materialistische an ihr.

Und da also diese Ideologiekritik m.E. eben nicht einfach unmittelbar an die Stelle des entfremdeten Bewusstseins treten kann, sondern immer diesen Umweg bedenken muss, hat sie natürlich auch immer eine praktische Seite, welche auch mit der Selbstveränderung der Kritiker einher gehen muss, während diese praktische Veränderungen durchzuführen in der Lage sind.

Erst, wenn die Kritik zu einer praktischen Veränderung der bürgerlichen Gesellschaft ansetzt, geht sie darin auf, wird aber nicht überflüssig als Regulativ und Mittel der Selbstkritik und Korrektur bei den gesellschaftlichen Umwälzungen.

So ist es z.B. Unsinn, sämtliche bürgerlichen ideologischen Reste quasi mit Gewalt abschaffen zu wollen. Sie werden, wenn die Bedingungen reif dafür sind, genau so absterben wie der Staat.

Andersherum wäre die Herrschaft einer antibürgerlichen Kritik natürlich nur als Ideologie möglich, weil Kritik und Herrschaft als qualitativ völlig verschiedene Ebenen überhaupt nicht miteinander kompatibel sind.

(Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.)

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step
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Beitrag(#1389979) Verfasst am: 10.11.2009, 20:49    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ich war und bin jederzeit bereit, zuzugestehen, dass der Unterschied graduell ist. Mein Punkt war ohnehin eher ein anderer, nämlich zu zeigen, wie Ideologiekritik Funktionen der Ideologie besetzen kann. ...

Da stimme ich natürlich zu, und das paßt auch durchaus zu den oben zitierten Definitionen von Ideologie.
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Tarvoc
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Beitrag(#1390000) Verfasst am: 10.11.2009, 21:47    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.

Also ich finde das verständlich und mir ist das auch weitestgehend bekannt.
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beachbernie
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Beitrag(#1390018) Verfasst am: 10.11.2009, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
... Die Unterschicht hat nichts nennenswertes, was es zu überwachen gilt...


Das nicht, aber sie steht grundsätzlich unter Verdacht auf Sozialleistungs-Erschleichung, Kriminalität, Verfassungsfeindliche Umtriebe und Kindergeld versaufen.



Was heisst hier "Verdacht"? Das weiss doch jeder, der sich in den richtigen Zeitungen informiert, dass das so ist! Komplett von der Rolle

Und der Sarrazin, der sagt das schliesslich auch und das Krawattenbuebchen kennt sich schliesslich damit aus anderer Leute ihr Geld zu versaufen! Der macht das schliesslich schon jahrzehntelang selber auf gehobenem Niveau! Sehr glücklich
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Skeptiker
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Beitrag(#1390023) Verfasst am: 10.11.2009, 23:16    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der Appell an die unstillbare Gier erinnert mich an Sloterdijks Thesen vom Gier und vom Zorn.


Die Behauptung ist aber nicht völlig von der Hand zu weisen. Es sind vor allem Kleinbürger, die dieses System durch ihr engstirniges Konsumverhalten stützen. Freilich ist der Kleinbürger nicht ohne den Großbürger zu denken. Wenn der Bonze seinem Gör zum 18. Geburtstag 'n Daimler schenkt, muss es beim Angestellten halt mindestens 'n Ford sein. Und Lebensmittel sowie grundlegende Dienstleistungen dürfen eben auch nicht zu teuer sein, wenn's neben dem Flachbildfernseher auch noch für drei Wochen Malle im Jahr reichen soll.


Zum einen kennt natürlich jeder dieses Phänomen. Diese Form von Elend des gemeinen Spießbürgers sucht unter der Sonne sozusagen seinesgleichen. Und findet es noch nicht einmal. Cool

Aber: Es ist ein Unterschied, ob man bestimmte kleinbürgerliche Milieus auf die gesamte Menschheit ausweitet oder die Kirche im Dorf lässt (wo dieses Milieu sozusagen sein Zuhause hat).

Der Spießer ist ein Faktor, mit dem man rechnen muss und sicher auch eine Stütze des Bürgertums. Aber solange der Kleinbürger nicht wieder anfängt, in braunen Hemden auf der Straße herum zu morden, ist seine Bedeutung nicht allzu hoch im Vergleich zu einer aktiven und kämpferischen Massenbewegung. Die wiegt ihn zehnmal auf.

Nicht in jeder Phase kann diese passive Konsumschicht die bürgerliche Herrschaft ausreichend stützen. Deswegen geht es den Herrschaften besonders in Zeiten der verschärften Krise darum, objektiv kapitalkritische Protestbewegungen bereits im Ansatz zu spalten, zu isolieren, lächerlich zu machen und zu kriminalisieren. ---> Schäublerismus.

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Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 10.11.2009, 23:31, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Skeptiker
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Beitrag(#1390025) Verfasst am: 10.11.2009, 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.

Also ich finde das verständlich und mir ist das auch weitestgehend bekannt.


Ich finde, ich habe es nicht gut ausgedrückt. Aber gut ...-

Skeptiker
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Tarvoc
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Beitrag(#1390104) Verfasst am: 11.11.2009, 06:24    Titel: Antworten mit Zitat

Auf die Schnelle hätt' ich's auch nicht besser hingekriegt...
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Zumsel
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Beiträge: 4667

Beitrag(#1390133) Verfasst am: 11.11.2009, 10:24    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der Spießer ist ein Faktor, mit dem man rechnen muss und sicher auch eine Stütze des Bürgertums. Aber solange der Kleinbürger nicht wieder anfängt, in braunen Hemden auf der Straße herum zu morden, ist seine Bedeutung nicht allzu hoch im Vergleich zu einer aktiven und kämpferischen Massenbewegung. Die wiegt ihn zehnmal auf.


Das halte ich für illusorisch. Denn der Spießer IST die Masse, die offenbar auf niedriger intellektueller und reflektiver Stufe mit sich selbst zufrieden ist. Woraus soll sich diese "kämpferische Massenbewegung" denn zusammensetzen?

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Deswegen geht es den Herrschaften besonders in Zeiten der verschärften Krise darum, objektiv kapitalkritische Protestbewegungen bereits im Ansatz zu spalten, zu isolieren, lächerlich zu machen und zu kriminalisieren. ---> Schäublerismus.


Das ist doch überhaupt nicht notwendig. Welche Protestbewegung hat denn einen ernstznehmenden Ansatz hervorgebracht? "Wir sind Opel"?
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Skeptiker
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Beitrag(#1392063) Verfasst am: 15.11.2009, 14:01    Titel: Politisierung Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der Spießer ist ein Faktor, mit dem man rechnen muss und sicher auch eine Stütze des Bürgertums. Aber solange der Kleinbürger nicht wieder anfängt, in braunen Hemden auf der Straße herum zu morden, ist seine Bedeutung nicht allzu hoch im Vergleich zu einer aktiven und kämpferischen Massenbewegung. Die wiegt ihn zehnmal auf.


Das halte ich für illusorisch. Denn der Spießer IST die Masse, die offenbar auf niedriger intellektueller und reflektiver Stufe mit sich selbst zufrieden ist. Woraus soll sich diese "kämpferische Massenbewegung" denn zusammensetzen?


Der Spießer ist unpolitisch. Wenn er sich mal gegen was wehrt, dann immer als Mob auf der Suche nach Sündenböcken, niemals als Kritiker von gesellschaftlichen Verhältnissen und Strukturen.

Aber es gibt ja so viele soziale, ökologische und demokratische Bewegungen, die leider selten in der Lage sind, die gemeinsame Wurzel ihrer unterschiedlichen Probleme zu sehen.

Dennoch ist es schon ein Fortschritt, wenn Studenten sich bundesweit über die eigene Hochschule hinweg vernetzen oder auch Arbeiter über den eigenen Produktionsstandort hinaus.

Zwei Dinge sind hierbei wichtig: a) Nachhaltigkeit von Widerstandsbewegungen und b) Zusammenschluss verschiedener Widerstandsthemen auf einer gemeinsamen theoretischen Plattform.

Aber das gibt es tatsächlich nur in Ansätzen. Deshalb ist es notwendig, die Bevölkerung zu politisieren und sie aufmerksam zu machen auf die Herrschaftsmethoden. Politik ist ja im tiefsten Sinne die Theorie und Praxis der gerechten und rationalen Verteilung von Ressourcen, wozu nicht nur materielle Ressourcen gehören, sondern auch Informationen, Partizipation, Mitbestimmung, usw.

am Beispiel der Atomenergie haben wir es z.B. mit einer sehr irrationalen Nutzung von Ressourcen zu tun, vor allem, wenn man die realistischen Alternativen betrachtet. Die Anti-AKW-Bewegung ist eine der zähesten politischen Widerstandsbewegungen in Deutschland. Dass sie nicht so erfolgreich ist, ist strukturell gegeben. Denn wäre es damit getan, einfach mal eine Initiative zu gründen, ein bisschen hier und da herum zu hampeln und schon kommt der Erfolg - man bräuchte die bürgerliche Gesellschaft gar nicht zu kritisieren, sie wäre nämlich dann eine demokratische. Das ist sie nicht, sondern Protest wird auf verschiedene Weise neutralisiert und demoralisiert und - siehe Faschismus! - im Zweifelsfall physisch vernichtet.

Ich möchte also sowohl dem oberflächlichen Protest-Optimismus widersprechen (---> Onkel Fritz -) als auch dem Pessimismus bezüglich der Übermacht des satten und selbstzufriedenen Spießers. Dieser bildet das passive Korsett der bürgerlichen Herrschaft, ist dessen Massenbasis. Die politischen Widerstandsbewegungen sind die Muskeln, welche die Struktur bewegen und aus dem Gleichgewicht bringen und eine andere Richtung einschlagen können. Der Spießer ist die passive Masse, der politische Widerstand ist die aktive Bewegung, die die Passivität des Spießers übertrumpft und selbst dessen Zahl relativ bedeutungslos macht.

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Deswegen geht es den Herrschaften besonders in Zeiten der verschärften Krise darum, objektiv kapitalkritische Protestbewegungen bereits im Ansatz zu spalten, zu isolieren, lächerlich zu machen und zu kriminalisieren. ---> Schäublerismus.


Das ist doch überhaupt nicht notwendig. Welche Protestbewegung hat denn einen ernstznehmenden Ansatz hervorgebracht? "Wir sind Opel"?


Nee, so ein Motto ist eine Falle. Wenn überhaupt, dann möglichst übernational und solidarisch mit anderen Arbeitskämpfen. Es zeigt sich aber ein Paradox: Je globalisierter das Kapital ist, desto stärker werden die jeweils nationalen Standortkonkurrenzen, wo das Kapital einen Standort gegen den anderen ausspielen kann. Überhaupt sinkt die Kampfkraft der Arbeiterklasse in dem Maße, wie die Arbeitslosigkeit steigt und damit die politisch-ökonomische Macht der Arbeit sinkt.

Deshalb muss man umdenken: Es geht eben nicht um deutsche vs. ausländische Arbeitsplätze, sondern um eine ganz andere Arbeitspolitik. Und zwar international. Hier hat man dann wieder einen Ansatz, um über die Grenzen hinweg einen gemeinsamen Kampf gegen die Maßnahmen der Herrschaftcliquen zu führen, die sich ja extrem gleichen.

Gute Informationen finden sich hier:

http://www.labournet.de/

Skeptiker
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