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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#1392205) Verfasst am: 15.11.2009, 21:32 Titel: ADHS |
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Dieser Thread wurde nicht von Zoff eröffnet sondern von Indigokinder, warum sind sie so wichtig? abgetrennt. Hornochse
Mal ernsthaft: Ist das jetzt nur frei erfundener Quatsch, oder werden da ganz reale psychische Störungen umgedeuteld?
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392207) Verfasst am: 15.11.2009, 21:38 Titel: |
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Zoff hat folgendes geschrieben: | Mal ernsthaft: Ist das jetzt nur frei erfundener Quatsch, oder werden da ganz reale psychische Störungen umgedeuteld? |
Indigokinder oder was meinst du genau?
Also gerade in Bereichen von ADHS und Autismus wird da sehr gerne umgedeutet.
Das hat teilweise einen echten Missionierungscharakter.
Und welche Eltern hören nicht lieber, dass ihr Kind etwas besonderes ist, als dass es eine psychische Störung hat.
Wenn man sich über Indigokinder schlau macht, landet man interessanterweise auch oft mal irgendwie bei Scientology.
Von daher hat Beachbernie mit seinen operierenden Thetanen nicht ganz unrecht.
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#1392218) Verfasst am: 15.11.2009, 22:07 Titel: |
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Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Mal ernsthaft: Ist das jetzt nur frei erfundener Quatsch, oder werden da ganz reale psychische Störungen umgedeuteld? |
Indigokinder oder was meinst du genau? |
Ja, sicher.
Zitat: |
Also gerade in Bereichen von ADHS und Autismus wird da sehr gerne umgedeutet.
Das hat teilweise einen echten Missionierungscharakter.
Und welche Eltern hören nicht lieber, dass ihr Kind etwas besonderes ist, als dass es eine psychische Störung hat.
Wenn man sich über Indigokinder schlau macht, landet man interessanterweise auch oft mal irgendwie bei Scientology.
Von daher hat Beachbernie mit seinen operierenden Thetanen nicht ganz unrecht. |
Na toll.
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alae auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.03.2006 Beiträge: 7039
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(#1392225) Verfasst am: 15.11.2009, 22:18 Titel: |
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1392232) Verfasst am: 15.11.2009, 22:40 Titel: |
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Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Mal ernsthaft: Ist das jetzt nur frei erfundener Quatsch, oder werden da ganz reale psychische Störungen umgedeuteld? |
Indigokinder oder was meinst du genau?
Also gerade in Bereichen von ADHS und Autismus wird da sehr gerne umgedeutet.
Das hat teilweise einen echten Missionierungscharakter.
Und welche Eltern hören nicht lieber, dass ihr Kind etwas besonderes ist, als dass es eine psychische Störung hat.
Wenn man sich über Indigokinder schlau macht, landet man interessanterweise auch oft mal irgendwie bei Scientology.
Von daher hat Beachbernie mit seinen operierenden Thetanen nicht ganz unrecht. |
Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert.
*Hab da mal ne recht interessante Sendung zu gesehen, in der u.a. gezeigt wurde, wie Ärzte mittels fragwürdiger Beobachtungs-Einschätz-Bögen zu dieser Diagnose kommen.
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392236) Verfasst am: 15.11.2009, 22:58 Titel: |
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Mo. hat folgendes geschrieben: | Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Mal ernsthaft: Ist das jetzt nur frei erfundener Quatsch, oder werden da ganz reale psychische Störungen umgedeuteld? |
Indigokinder oder was meinst du genau?
Also gerade in Bereichen von ADHS und Autismus wird da sehr gerne umgedeutet.
Das hat teilweise einen echten Missionierungscharakter.
Und welche Eltern hören nicht lieber, dass ihr Kind etwas besonderes ist, als dass es eine psychische Störung hat.
Wenn man sich über Indigokinder schlau macht, landet man interessanterweise auch oft mal irgendwie bei Scientology.
Von daher hat Beachbernie mit seinen operierenden Thetanen nicht ganz unrecht. |
Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert.
*Hab da mal ne recht interessante Sendung zu gesehen, in der u.a. gezeigt wurde, wie Ärzte mittels fragwürdiger Beobachtungs-Einschätz-Bögen zu dieser Diagnose kommen. |
Das es bei ADHS wohl oder übel des öfteren zu falsch-positiven Diagnosen kommt, ist allerdings ein anderes Thema.
Darüber hinaus finde ich es sehr erschreckend, wie leichtfertig und vor allem einseitig die Diagnose ADHS als diffus etc. abgetan wird.
Bei denjenigen, bei denen es wirklich vorliegt, führt es nur dazu, dass ihre Probleme im Umfeld nicht ernst genommen werden.
Jemandem mit Depressionen hilft es auch nicht, wenn man ihm sagt, dass er sich doch nur nicht so anstellen soll und dann läuft es...
*Die Berichterstattung über ADHS ist meiner Erfahrung nach mindestens genauso fragwürdig, wie leichtfertig gestellte Diagnosen.
Ärzte die eine Diagnose nur anhand von Fragebögen stellen leider realität. Dennoch gibt es viele komptente Ärzte, die deutlich ausführlicher vorgehen. Und eine gut ausgeführte Differenzialdiagnostik bietet doch eine recht aussagekräftiges Ergebnis.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1392240) Verfasst am: 15.11.2009, 23:05 Titel: |
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mir hat eine mutter versichert, ihr sohn sei vom arzt nur kurz begutachtet, und der fragebogen daraufhin nachträglich ausgefüllt worden um dann nach ner viertelstunde Rx zu verschreiben.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392245) Verfasst am: 15.11.2009, 23:12 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | mir hat eine mutter versichert, ihr sohn sei vom arzt nur kurz begutachtet, und der fragebogen daraufhin nachträglich ausgefüllt worden um dann nach ner viertelstunde Rx zu verschreiben. |
Das der von dir beschriebene Fall leider oft realität ist, habe ich ja schon oben geschrieben.
Auch Studien belegen, dass es viele falsch-positive Diagnose bei ADHS gibt, aber auch viele falsch-negative.
Dennoch ist ADHS im ICD 10 gelistet, weshalb es als Krankheit gilt.
Durch eine einseitige Diskussion, bei der immer nur von falsch positiven Diagnosen gefaselt wird, diskreditiert man Betroffene, bei denen die Diagnose lege artis durchgeführt wurde.
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1392251) Verfasst am: 15.11.2009, 23:22 Titel: |
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Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Mo. hat folgendes geschrieben: | Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Zoff hat folgendes geschrieben: | Mal ernsthaft: Ist das jetzt nur frei erfundener Quatsch, oder werden da ganz reale psychische Störungen umgedeuteld? |
Indigokinder oder was meinst du genau?
Also gerade in Bereichen von ADHS und Autismus wird da sehr gerne umgedeutet.
Das hat teilweise einen echten Missionierungscharakter.
Und welche Eltern hören nicht lieber, dass ihr Kind etwas besonderes ist, als dass es eine psychische Störung hat.
Wenn man sich über Indigokinder schlau macht, landet man interessanterweise auch oft mal irgendwie bei Scientology.
Von daher hat Beachbernie mit seinen operierenden Thetanen nicht ganz unrecht. |
Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert.
*Hab da mal ne recht interessante Sendung zu gesehen, in der u.a. gezeigt wurde, wie Ärzte mittels fragwürdiger Beobachtungs-Einschätz-Bögen zu dieser Diagnose kommen. |
Das es bei ADHS wohl oder übel des öfteren zu falsch-positiven Diagnosen kommt, ist allerdings ein anderes Thema.
Darüber hinaus finde ich es sehr erschreckend, wie leichtfertig und vor allem einseitig die Diagnose ADHS als diffus etc. abgetan wird.
Bei denjenigen, bei denen es wirklich vorliegt, führt es nur dazu, dass ihre Probleme im Umfeld nicht ernst genommen werden.
Jemandem mit Depressionen hilft es auch nicht, wenn man ihm sagt, dass er sich doch nur nicht so anstellen soll und dann läuft es...
*Die Berichterstattung über ADHS ist meiner Erfahrung nach mindestens genauso fragwürdig, wie leichtfertig gestellte Diagnosen.
Ärzte die eine Diagnose nur anhand von Fragebögen stellen leider realität. Dennoch gibt es viele komptente Ärzte, die deutlich ausführlicher vorgehen. Und eine gut ausgeführte Differenzialdiagnostik bietet doch eine recht aussagekräftiges Ergebnis. |
Hm, da klang ich wohl pauschaler und einseitiger, als ich wollte.
Und die Sendung, die ich meinte (war "Wissen macht ah!" oder Quarks oder sowas) war recht ausgewogen und beleuchtete aus allen Seiten ohne zu werten. Also weder wurde gesagt, ADHS gäbe es nicht, noch dieser oder jene Umgang damit wäre richtig oder falsch.
Es wurde erklärt, was unter ADHS verstanden wird, auf welche (eben z.T. auch fragwürdige) Weise es zur Diagnose kommt und zwei Familien, die unterschiedlich mit der Diagnose umgehen (eine mit Ritalin, eine ohne). Und auch hier wurde in keiner Weise gewertet.
War irgendwie ne Ausnahmesendung, sieht man selten so ausgewogen, objektiv, nicht wertend. Ist mir wohl deshalb in Erinnerung geblieben.
Zitat: | Jemandem mit Depressionen hilft es auch nicht, wenn man ihm sagt, dass er sich doch nur nicht so anstellen soll und dann läuft es... |
Wo du diese Sicht allerdings aus meinem Beitrag hernimmst, ist mir schleierhaft. Ging es mir doch gerade darum, den Fehler nicht zuerst bzw. ausschließlich beim Kind zu suchen, sondern sich das drumherum anzuschauen, die Bedingungen, die Erwartungen....
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Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
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(#1392253) Verfasst am: 15.11.2009, 23:27 Titel: |
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Alphatierchen hat folgendes geschrieben: |
Auch Studien belegen, dass es viele falsch-positive Diagnose bei ADHS gibt, aber auch viele falsch-negative.
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Diese "Studien" möchte ich bitte gerne sehen.
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392258) Verfasst am: 15.11.2009, 23:40 Titel: |
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Mo. hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Jemandem mit Depressionen hilft es auch nicht, wenn man ihm sagt, dass er sich doch nur nicht so anstellen soll und dann läuft es... |
Wo du diese Sicht allerdings aus meinem Beitrag hernimmst, ist mir schleierhaft. Ging es mir doch gerade darum, den Fehler nicht zuerst bzw. ausschließlich beim Kind zu suchen, sondern sich das drumherum anzuschauen, die Bedingungen, die Erwartungen.... |
Doch eben genau das impliziert dein Posting.
Zitat: | Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. |
Das ist so allgemein geschrieben, dass es ADHS als solches und die Behandlung erstmal diskreditiert.
Vielleicht sehe ich das etwas engstirnig, aber mir fehlt da einfach der Bezug auf die Fälle bei denen ADHS wirklich vorliegt.
Sicherlich wäre es bei ADHS sehr geil, wenn man die Umwelt an die Probleme des Betroffenen anpassen könnte. Gleiches gilt für Asperger usw.
Allerdings ist genau das außerhalb der Familie utopisch.
Da wird eine gezielte Therapie, in der das Kind lernt, mit seinen Problemen zurecht zu kommen, doch eher von Erfolg gekrönt sein. Für solch eine Therapie muss dann aber die Störung bei Kind liegen.
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Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
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(#1392259) Verfasst am: 15.11.2009, 23:40 Titel: |
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Mo. hat folgendes geschrieben: |
Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert.
... |
ADHS ist mitnichtnichten eine diffuse Diagnose. "Diffus" wird sie durch Behauptungen der meist psychoanalytischen Fraktion, die Persönlichkeit eines Menschen als bloßes Produkt der Umwelt und Erziehung zu betrachten. Das ist aber falsch. ADHS ist in erster Linie eine genetische Disposition, die bestenfalls durch Umwelteinflüße modifiziert wird. Mittlerweile gibt es in der Fachwelt einen weltweit breiten Konsens darüber.
Ich gebe aber zu, daß die "populäre" Sicht auf und die wissenschaftliche Sicht auf ADHS oft stark auseinandergehen. Zu Lasten der Betroffenen.
http://www.theness.com/neurologicablog/?p=876
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392264) Verfasst am: 15.11.2009, 23:48 Titel: |
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Achiever hat folgendes geschrieben: | Alphatierchen hat folgendes geschrieben: |
Auch Studien belegen, dass es viele falsch-positive Diagnose bei ADHS gibt, aber auch viele falsch-negative.
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Diese "Studien" möchte ich bitte gerne sehen. |
Ui da fragst du mich was. Ich schau mal, dass ich die Paper wieder finde.
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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1392268) Verfasst am: 15.11.2009, 23:56 Titel: |
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Vorbemerkung: Hab gerade in der Vorschau gesehen, dass jetzt schon einiges zwischendurch kam. Vieles ist wohl schon gesagt, ich würde meins trotzdem noch gerne hinzufügen.
Mo. hat folgendes geschrieben: | Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert |
Diese Beschreibung finde ich gefährlich, weil sie selbst einem billigen Klischee entspricht.
Der geschilderte Fall kommt sicher auch vor, aber man darf ihn auch nicht verallgemeinern. Es gibt genauso den umgekehrten Fall, dass Leute so auf tiefenpsychologische, bindungstheoretische, systemische u.ä. Erklärungen fixiert sind, dass sie dem Kind (oder dem Menschen, ADHS gibt es auch bei Erwachsenen) einen entsprechenden Stempel aufdrücken. Es gibt genügend Leute, die auf andere (falsche oder unvollständige) Diagnosen hin regelrecht kaputttherapiert worden sind, und es gibt genügend Eltern, denen eine Störung auf der Beziehungsebene unterstellt wird, was dann auf dieser Beziehungsebene letztlich nur zu zusätzlicher Verunsicherung führt.
Das mit dem "billigen" Weg über das böse Methylphenidat (der Wirkstoff verschiedener Produkte, das bekannteste davon Ritalin) kann ein noch billigerer Vorwurf sein, zum einen, weil es viele Leute (darunter Kinder) gibt, denen es wirklich hilft, zum anderen, weil man suggeriert, die Gabe von Medikamenten bedeute den Verzicht darauf, sich um Lebensumstände u.ä. zu kümmern und evt. parallel Psycho- oder Ergotherapien, Coaching für die Alltagsbewältigung oder was auch immer durchzuführen. Verantwortungsvolle Ärzte und Therapeuten ziehen grundsätzlich beides in Betracht, und oft ist es eine Kombination aus beidem, mit der man eine Verbesserung erreicht.
Die Diagnosekriterien für ADHS sind sicher ein bisschen schwammig, die Überschneidungsbereiche zu anderen psychischen Störungen sind weit, die möglichen Komorbiditäten viele, aber das gilt im Prinzip für alles psychische. Bei ADHS kommt vielleicht auch mehr oder der weniger der "Modediagnose"-Faktor hinzu, aber es gibt auch eine mindestens genauso modische "ADHS-Kritik" und unreflektierte Ablehnung von Medikamenten.
Zuletzt noch zwei Punkte, die in diesem Zusammenhang schnell dazuassoziiert werden:
Erstens: die "ruhiggestellten" Kinder, die "wie Zombies rumlaufen" : MPH (Methylphenidat, Ritalin) stellt "normale" Leute nicht ruhig, sondern putscht sie tendenziell auf, bei ADHSlern wirkt es (wenn es wirkt, es tut das nicht bei allen) "paradox". Interessant ist auch, dass fast im gleichen Atemzug mit dem "Ruhigstellen" MPH oft mehr oder weniger mit Kokain gleichgesetzt wird, was bekanntermaßen nicht gerade eine "ruhigstellende" Droge ist. Wenn ein Kind unter Medikation wie ein Zombie rumläuft, spricht das dafür, dass es das falsche Medikament, oder zwar das richtige Medikament, aber die falsche Dosis bekommt.
Ich kenne selbst gut auf MPH eingestellte Kinder, die alles andere als "ruhiggestellt", sondern sehr aufgeweckt wirken, aber mit dem Medikament in der Schule besser mitkommen, auf der Beziehungsebene besser ansprechbar sind usw.
Zweitens: Die pöse Pharmaindustrie, die nur Geld verdienen will. Jou, Therapeuten aller Couleur, Eltern-Kind-Coaches, Ratgeberbuchautoren, Fernsehsender, die Reportagen über den Skandal der massenhaft mit Psychopharmaka ruhiggestellten Kinder ausstrahlen, u.s.w. (und nicht zuletzt Anbieter "alternativer" Methoden) haben ja keine finanziellen Interessen, ne?
EDIT: kleine Fehler korrigiert
EDIT 2: kleine Korrekturen zur besseren Lesbarkeit.
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -
Zuletzt bearbeitet von neinguar am 16.11.2009, 00:11, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
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(#1392274) Verfasst am: 16.11.2009, 00:06 Titel: |
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neinguar hat folgendes geschrieben: | Vorbemerkung: Hab gerade in der Vorschau gesehen, dass jetzt schon einiges zwischendurch kam. Vieles ist wohl schon gesagt, ich würde meins trotzdem noch gerne hinzufügen.
Mo. hat folgendes geschrieben: | Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert |
Diese Beschreibung finde ich gefährlich, weil sie selbst einem billigen Klischee entspricht.
Der geschilderte Fall kommt sicher auch vor, aber man darf ihn auch nicht verallgemeinern. Es gibt genauso den umgekehrten Fall, dass Leute so auf tiefenpsychologische, bindungstheoretische, systemische u.ä. Erklärungen fixiert sind, dass sie dem Kind (oder dem Menschen, ADHS gibt es auch bei Erwachsenen) einen entsprechenden Stempel aufdrücken. Es gibt genügend Leute, die auf andere (falsche oder unvollständige) Diagnosen hin regelrecht kaputttherapiert worden sind, und es gibt genügend Eltern, denen eine Störung auf der Beziehungsebene unterstellt wird, was dann auf dieser Beziehungsebene letztlich nur zu zusätzlicher Verunsicherung führt.
Das mit dem "billigen" Weg über das böse Methylphenidat (der Wirkstoff verschiedener Produkte, das bekannteste davon Ritalin) kann ein noch billigerer Vorwurf sein, zum einen, weil es viele Leute (darunter Kinder) gibt, denen es wirklich hilft, zum anderen, weil man suggeriert, die Gabe von Medikamenten bedeute den Verzicht darauf, sich um Lebensumstände u.ä. zu kümmern und evt. parallel Psycho- oder Ergotherapien, Coaching für die Alltagsbewältigung oder was auch immer durchzuführen. Verantwortungsvolle Ärzte und Therapeuten ziehen grundsätzlich beides in Betracht, und oft ist es eine Kombination aus beidem, mit der man eine Verbesserung erreicht.
Die Diagnosekriterien für ADHS sind sicher ein bisschen schwammig, die Überschneidungsbereiche zu anderen psychischen Störungen sind weit, aber das gilt im Prinzip für alles psychische. Bei ADHS kommt vielleicht auch mehr oder der weniger der "Modediagnose"-Faktor hinzu, aber es gibt auch eine mindestens genauso modische "ADHS-Kritik" und unreflektierte Ablehnung von Medikamenten.
Zuletzt noch zwei Punkte, die in diesem Zusammenhang schnell dazuassoziiert werden:
Erstens: die "ruhiggestellten" Kinder, die "wie Zombies rumlaufen" : MPH (Methylphenidat, Ritalin) stellt "normale" Leute nicht ruhig, sondern putscht sie tendenziell auf, bei ADHSlern wirkt es (wenn es wirkt, es tut das nicht bei allen) "paradox". Interessant ist auch, dass fast im gleichen Atemzug mit dem "Ruhigstellen" MPH oft mehr oder weniger mit Kokain gleichgesetzt wird, was bekanntermaßen nicht gerade eine "ruhigstellende" Droge ist. Wenn ein Kind unter Medikation wie ein Zombie rumläuft, spricht das dafür, dass es das falsche Medikament, oder zwar das richtige Medikament, aber die falsche Dosis bekommt.
Ich kenne selbst gut auf MPH eingestellte Kinder, die alles andere als "ruhiggestellt", sondern sehr aufgeweckt wirken, aber mit dem Medikament in der Schule besser mitkommen, auf der Beziehungsebene besser ansprechbar sind usw.
Zweitens: Die pöse Pharmaindustrie, die nur Geld verdienen will. Jou, Therapeuten aller Couleur, Eltern-Kind-Coaches, Ratgeberbuchautoren und Fernsehsender, die Reportagen über den Skandal der massenhaft mit Psychopharmaka ruhiggestellten Kinder ausstrahlen, u.s.w. (und nicht zuletzt Anbieter "alternativer" Methoden) wollen das ja nicht, ne?
EDIT: kleine Fehler korrigiert |
Danke.
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392277) Verfasst am: 16.11.2009, 00:06 Titel: |
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Achiever hat folgendes geschrieben: | Alphatierchen hat folgendes geschrieben: |
Auch Studien belegen, dass es viele falsch-positive Diagnose bei ADHS gibt, aber auch viele falsch-negative.
...
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Diese "Studien" möchte ich bitte gerne sehen. |
Habe bei pubmed gerade eine Review gefunden, die ich noch nicht kannte.
Sie zielt zwar in erster Linie auf das Klischee der Überdiagnose ADHS ab, aber geht ebenso auf falsch-negative Diagnosen ein.
Evaluating the evidence for and against the overdiagnosis of ADHD. (Sciutto MJ, Eisenberg M.)
Edit: Das paper ist frei verfügbar
Zuletzt bearbeitet von Alphatierchen am 16.11.2009, 00:08, insgesamt einmal bearbeitet |
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392278) Verfasst am: 16.11.2009, 00:08 Titel: |
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Achiever hat folgendes geschrieben: | neinguar hat folgendes geschrieben: | [...] |
Danke. |
Von mir auch.
P.S. Wäre es nicht schon fast angebracht, den Teil über ADHS abzutrennen und einen eigenen Thread raus zu machen?
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1392280) Verfasst am: 16.11.2009, 00:11 Titel: |
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Achiever hat folgendes geschrieben: | Mo. hat folgendes geschrieben: |
Wobei ADHS z.B. auch eine ziemlich diffuse Diagnose ist.* Kinder, die nicht so funktionieren wie sie sollen, kriegen schnell mal diesen Stempel und dann ganz gerne Ritalin. Hauptsache, man hat eine Diagnose und ein Mittel. Erspart einem, sich die Lebensumstände, Rahmenbdingungen, Beziehungen etc. genauer anzuschauen und was da evtl. nicht funktioniert. Statt die Störung in der Lebensumwelt zu suchen, wird sie dem Kind zugeschrieben, das letztlich nur mit seinen Voraussetzungen auf das drumherum reagiert.
... |
ADHS ist mitnichtnichten eine diffuse Diagnose. "Diffus" wird sie durch Behauptungen der meist psychoanalytischen Fraktion, die Persönlichkeit eines Menschen als bloßes Produkt der Umwelt und Erziehung zu betrachten. Das ist aber falsch. ADHS ist in erster Linie eine genetische Disposition, die bestenfalls durch Umwelteinflüße modifiziert wird. Mittlerweile gibt es in der Fachwelt einen weltweit breiten Konsens darüber.
Ich gebe aber zu, daß die "populäre" Sicht auf und die wissenschaftliche Sicht auf ADHS oft stark auseinandergehen. Zu Lasten der Betroffenen.
http://www.theness.com/neurologicablog/?p=876 |
Ich will das alles auch gar nicht abstreiten. Was ich aber meine, das man nicht aus dem Blick verlieren sollte, ist die Tatsache, dass Kinder immer weniger Freiräume haben, bei gleichzeitig steigendem Druck und Erwartungen. Auch Eltern stehen ja oft unter großem Druck. Es geht insgeamt ums richtige funktionieren. Und nicht immer liegt das Problem u.a. in Form von ADHS beim Kind.
Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Da wird eine gezielte Therapie, in der das Kind lernt, mit seinen Problemen zurecht zu kommen, doch eher von Erfolg gekrönt sein. Für solch eine Therapie muss dann aber die Störung bei Kind liegen |
Wenn das aber alles ist (es läuft nicht, wie wirs gern hätten --> das Kind ist gestört - überspitzt ausgedrückt) fürchte ich, dass man es sich insgesamt zu einfach macht, weil man gesellschaftliche Probleme und Zusammenhänge völlig ausblendet und die ganze Verantwortung dem Individuum zuschiebt, das eben sehen muss, wie es damit klarkommt.
Natürlich soll dem Einzelnen geholfen werden, soll er nach Möglichkeit Strategien lernen, um klarzukommen, aber soll das wirklich alles sein?
Egal, wie groß z.B. Klassen sind, wie unterrichtet wird, welcher Leistungsdruck herrscht, unter welchem Druck die Eltern stehen, wie die Beziehungen aussehen, welche Bewegungs- und Freiräume es gibt.....wer nicht klarkommt, kriegt ne Diagnose und Therapie, ums zu lernen und alle äußeren Umstände bleiben wie sie sind oder verschlechtern sich uU noch?
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392285) Verfasst am: 16.11.2009, 00:21 Titel: |
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@Hornochse
Danke.
Mo. hat folgendes geschrieben: |
Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Da wird eine gezielte Therapie, in der das Kind lernt, mit seinen Problemen zurecht zu kommen, doch eher von Erfolg gekrönt sein. Für solch eine Therapie muss dann aber die Störung bei Kind liegen |
Wenn das aber alles ist (es läuft nicht, wie wirs gern hätten --> das Kind ist gestört - überspitzt ausgedrückt) fürchte ich, dass man es sich insgesamt zu einfach macht, weil man gesellschaftliche Probleme und Zusammenhänge völlig ausblendet und die ganze Verantwortung dem Individuum zuschiebt, das eben sehen muss, wie es damit klarkommt.
Natürlich soll dem Einzelnen geholfen werden, soll er nach Möglichkeit Strategien lernen, um klarzukommen, aber soll das wirklich alles sein?
Egal, wie groß z.B. Klassen sind, wie unterrichtet wird, welcher Leistungsdruck herrscht, unter welchem Druck die Eltern stehen, wie die Beziehungen aussehen, welche Bewegungs- und Freiräume es gibt.....wer nicht klarkommt, kriegt ne Diagnose und Therapie, ums zu lernen und alle äußeren Umstände bleiben wie sie sind oder verschlechtern sich uU noch? |
Das sind aber Änderungen die in der Gesellschaft stattfinden müssen.
Es wäre wünschenswert, wenn man z.B. das Bildungssystem freundlicher für Kinder mit Defiziten gestalten würde. Aber das ist ein Problem, welches ein Familie mit einem betroffenen Kind nicht lösen kann. Außer sie haben genug Geld und die räumliche Nähe für eine spezialisierte Privatschule.
Das ist aber wohl eher die absolute Ausnahme.
Selbst, wenn es Entwicklungen in diese Richtung geben würde, dann wäre das ein sehr langer Prozess.
Kindern mit ADHS und daraus resultierenden Problemen ist heute damit nicht geholfen.
Da ist der Weg dass man das Kind "anpasst" (Ebenfalls überspitzt ausgedrückt) dann unglücklicherweise der effektivere und wirksamere Weg.
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1392292) Verfasst am: 16.11.2009, 00:33 Titel: |
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Nochmal: Ich lehne weder die Diagnose ADHS noch die Medikamentengabe pauschal ab. Gibt es von mir unbestritten und hilft, wenn richtig eingesetzt, unbestritten.
(In erwähnter Sendung äußerte sich z.B. das "Ritalin-Kind" äußerst positiv dazu. Also da passte wohl Diagnose und Behandlung.)
Aber man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass man in seinem privaten und beruflichen Umfeld oft erlebt, wie leichtfertig und undifferenziert oft damit umgegangen wird?
Und wenn jedes lebendige, herausfordernde, neugierige Kind einen ADHS-Stempel kriegt, tut das einer seriösen ADHS-Diagnose ja wohl nicht gut. Und ebenso ist es mit Ärzten, die aufrund eines kurzen Vorgesprächs Medikamente verschreiben. Und diese Ärzte gibt es, alles schon erlebt.
Und wenn Lehrer halbe Klassen zum Psychologen schicken, finde ich es angebracht zu fragen, wo die Störung wirklich liegt.
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392293) Verfasst am: 16.11.2009, 00:39 Titel: |
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Mo. hat folgendes geschrieben: | Nochmal: Ich lehne weder die Diagnose ADHS noch die Medikamentengabe pauschal ab. Gibt es von mir unbestritten und hilft, wenn richtig eingesetzt, unbestritten.
[...]
Aber man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass man in seinem privaten und beruflichen oft erlebt, wie leichtfertig und undifferenziert oft damit umgegangen wird?
[...]
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Klar darfst du das. Allerdings war insbesondere dein erster Beitrag dazu, recht einseitig und richtete den Fokus wieder auf Vorurteile, die das Bild von ADHS in den Medien und weiten Teilen der Gesellschaft darstellen.
Das war alles, was mich etwas gestört hat.
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Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
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(#1392294) Verfasst am: 16.11.2009, 00:44 Titel: |
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Mo. hat folgendes geschrieben: | ...
..wer nicht klarkommt, kriegt ne Diagnose und Therapie, ums zu lernen und alle äußeren Umstände bleiben wie sie sind oder verschlechtern sich uU noch? |
In einer Welt in der Lesen nicht wichtig ist, gibt es keine Kurzsichtigen.
Und dennoch denkt keiner dran um Kurzsichtigen zu helfen das Lesen abzuschaffen. Ne, die kriegen einen Diagnose und vor allem auch eine Brille.
Mit ADHS (und ggf. der Einsatz von Medikamenten) ist das Beispiel vergleichbar, wenn auch für Nichtbetroffene nicht immer leicht nachvollziehbar.
EDIT: Text ergänzt
Zuletzt bearbeitet von Achiever am 16.11.2009, 00:54, insgesamt einmal bearbeitet |
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#1392295) Verfasst am: 16.11.2009, 00:50 Titel: |
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(1) alae hat folgendes geschrieben: | |
"Blau" sein kann verschiedene Bedeutungen haben, bei der Benutzung von kolloidalem Silber wird eine davon realisiert... .
(2) Nach dem verlinkten Papier ("Evaluating the evidence for and against the overdiagnosis of ADHD") können bis zu 75% der Kinder, die man heute mit ADHS diagnostiziert, genauso gut auch mit einer anderen psychischen Erkrankung hätten diagnostiziert werden können. Das bestätigt ja irgendwo meinen Eindruck, daß das eine "Modediagnose" sein könnte, hinter der nicht unbedingt eine tatsächliche Zunahme von Krankheitsfällen steht.
Um so problematischer dann, wenn andere Arbeiten - zum Beispiel gibt es ja Arbeiten, die eine Beziehung zwischen Fernsehkonsum und ADHS herstellen - sich darauf berufen. Klar, Medienkritik ist auch alle paar Jahrzehnte mal Mode, und man will Medien für alle Probleme verantwortlich machen. Um so kritischer, wenn diese Kritiken sich irgendwann nicht mehr auf tatsächliche Probleme, sondern nur noch auf Artefakte berufen, mit dem Ziel, ihre Interessen durchzudrücken.
Und es wäre tatsächlich sträflich, denen allen eine "Medikation" zu verabreichen, ohne zu wissen, ob die überhaupt "hilft", nicht gewisse langfristige Nebeneffekte hat. Schließlich ist die Frage, ob die Durch-Ritalinisierung der Kinder nicht auch aus dem Wunsch hervorgeht, Kindheit und Jugend auf eine gewisse Weise umzumodeln: Ich weiß auch von Stimmen, die sagen, daß man früher Kinder halt zum Toben in den Wald geschickt habe, man das aber heute nicht mehr mache. Eltern von heute würden in dem Glauben, Kindern etwas "Gutes" anzutun, diese zum Teil mit Aktivitäten verplanen wie Manager, und die fehlende freie Verfügung und Austobung dann mit Drogen kompensieren, würde ich aus der Aussage schließen. Und ob man den Kindern damit wirklich etwas "Gutes" antut, ist dann doch sehr die Frage.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
Zuletzt bearbeitet von Critic am 16.11.2009, 01:05, insgesamt einmal bearbeitet |
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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1392296) Verfasst am: 16.11.2009, 00:51 Titel: |
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Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Mo. hat folgendes geschrieben: | Nochmal: Ich lehne weder die Diagnose ADHS noch die Medikamentengabe pauschal ab. Gibt es von mir unbestritten und hilft, wenn richtig eingesetzt, unbestritten.
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Aber man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass man in seinem privaten und beruflichen oft erlebt, wie leichtfertig und undifferenziert oft damit umgegangen wird?
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Klar darfst du das. Allerdings war insbesondere dein erster Beitrag dazu, recht einseitig und richtete den Fokus wieder auf Vorurteile, die das Bild von ADHS in den Medien und weiten Teilen der Gesellschaft darstellen.
Das war alles, was mich etwas gestört hat. |
Der Beitrag hat das nicht so gesagt, aber er war geeignet, von im Thema ADHS nicht bewanderten, aber durch das Bild in den Medien vorgeprägten Lesern so verstanden zu werden, als würde er den allgemeinen ADHS-Fall beschreiben. Deshalb habe ich auch darauf geantwortet. Dass Mo das nicht so sagen wollte, sondern nur auf einen Fall hinweisen wollte, der auch vorkommt, war mir klar. Ich kenne sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie die Welt ein bisschen differenzierter sieht.
EDIT: Wieder einmal ein bisschen Durcheinander im Text korrigiert. Jetzt könnt ihr mal raten, warum ich mich mit dem Thema schon ein bisschen beschäftigt habe.
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -
Zuletzt bearbeitet von neinguar am 16.11.2009, 01:26, insgesamt einmal bearbeitet |
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Alphatierchen Mostly harmless
Anmeldungsdatum: 24.09.2007 Beiträge: 4218
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(#1392297) Verfasst am: 16.11.2009, 00:56 Titel: |
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neinguar hat folgendes geschrieben: | Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Mo. hat folgendes geschrieben: | Nochmal: Ich lehne weder die Diagnose ADHS noch die Medikamentengabe pauschal ab. Gibt es von mir unbestritten und hilft, wenn richtig eingesetzt, unbestritten.
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Aber man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass man in seinem privaten und beruflichen oft erlebt, wie leichtfertig und undifferenziert oft damit umgegangen wird?
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Klar darfst du das. Allerdings war insbesondere dein erster Beitrag dazu, recht einseitig und richtete den Fokus wieder auf Vorurteile, die das Bild von ADHS in den Medien und weiten Teilen der Gesellschaft darstellen.
Das war alles, was mich etwas gestört hat. |
Der Beitrag hat das nicht so gesagt, aber er war geeignet, von im Thema ADHS nicht bewanderten, aber durch das Bild in den Medien vorgeprägte Lesern so verstanden zu werden, als würde er den allgemeinen ADHS-Fall beschreiben. Deshalb habe ich auch darauf geantwortet. Dass Mo das nicht so sagen wollte, sondern nur auf einen Fall hinweisen wollte, der auch vorkommt, war mir klar. Ich kenne sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie die Welt ein bisschen differenzierter sieht.
EDIT: Wieder einmal ein bisschen Durcheinander im Text korrigiert. Jetzt könnt ihr mal raten, warum ich mich mit dem Thema schon ein bisschen beschäftigt habe. |
War von mir aber auch so gemeint, wie du das geschrieben hast.
Da hab ich mich dann wohl ungünstig ausgedrückt
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1392299) Verfasst am: 16.11.2009, 00:58 Titel: |
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Alphatierchen hat folgendes geschrieben: | Mo. hat folgendes geschrieben: | Nochmal: Ich lehne weder die Diagnose ADHS noch die Medikamentengabe pauschal ab. Gibt es von mir unbestritten und hilft, wenn richtig eingesetzt, unbestritten.
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Aber man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass man in seinem privaten und beruflichen oft erlebt, wie leichtfertig und undifferenziert oft damit umgegangen wird?
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Klar darfst du das. Allerdings war insbesondere dein erster Beitrag dazu, recht einseitig und richtete den Fokus wieder auf Vorurteile, die das Bild von ADHS in den Medien und weiten Teilen der Gesellschaft darstellen.
Das war alles, was mich etwas gestört hat. |
Weißt du, wenn du im Kindergarten arbeitest und erleben musst, dass sich die Rahmenbedingungen sich ständig verschlechtern, so dass du dich um das einzelne Kind immer weniger kümmern kannst, alle irgendwie funktionieren müssen, gleichzeitig die Eltern unter großem Druck stehen und/oder durch diverse Erziehungsratgeber letztlich völlig verunsichert sind, viele Kinder dann (Ergo-, Logo-, etc.)Therapien bekommen, wo letztlich auch nichts anderes gemacht wird als im Kiga, nur eben einzeln oder in kleinen Gruppen, dann erstaunt es schon, wie oft und wie schnell da mit so Diagnosen hantiert wird.
Und der ganze Irrsinn setzt sich dann in der Schule fort.
Wie gesagt, einer seriösen ADHS-Diagnose und Behandlung tut das alles mE nicht gut.
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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1392310) Verfasst am: 16.11.2009, 02:20 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Und es wäre tatsächlich sträflich, denen allen eine "Medikation" zu verabreichen, ohne zu wissen, ob die überhaupt "hilft", nicht gewisse langfristige Nebeneffekte hat. |
Es wäre........ja.
Langfristige Wirkungen sind schon untersucht worden, und sie werden weiter untersucht und beobachtet. MPH ist sogar ein vergleichsweise gut über lange Zeiträume untersuchtes Psychopharmakon - besser als z.B. Antidepressiva des Typs der Serotonin- und Noradrenalinewiederaufnamehemmer (populäres Stichwort: Prozac) oder der sog. atypischen Neuroleptika. Die konkreten immer wieder behaupteten angeblichen langfristigen Nebenwirkungen von MPH sind z.T. gut widerlegt, v.a. die angebliche Suchtgefahr. Im Gegenteil, richtig dosiertes MPH beugt sogar der "Selbstmedikation" durch Cannabis, Kokain u.a. vor.
Auf der anderen Seite weiß man, was die langfristigen Effekte einer Nichtbehandlung sein können: Depressionen, Kompensation durch Sucht oder Entwicklung von Zwängen, Frustration, Depression, Versagen in Schule, Ausbildung, Beruf, sozialen Beziehungen u.ä.
Dagegen ist der Verweis auf nicht konkret benannte, möglicherweise der Forschung bisher durch die Lappen gegangene Risiken der Medikation ein bisschen.......äh, besserwisserisch.....oder soll ich sagen, zynisch? Nein, für den Moment können wir wohl bei "unreflektiert" bleiben.
Critic hat folgendes geschrieben: | Schließlich ist die Frage, ob die Durch-Ritalinisierung der Kinder nicht auch aus dem Wunsch hervorgeht, Kindheit und Jugend auf eine gewisse Weise umzumodeln: Ich weiß auch von Stimmen, die sagen, daß man früher Kinder halt zum Toben in den Wald geschickt habe, man das aber heute nicht mehr mache. |
Soso......und ich weiß von Eltern, denen von solchen Stimmen geraten wurde, ihre Kinder halt mal zum Toben rauszuschicken, "anstatt sie mit Drogen ruhigzustellen", und die geantwortet haben: "Ok, der Junge spielt nachmittags ja nur 3-4 Stunden draußen Fussball. Wieviel mehr sollen's denn sein? 5, 6, 7?"
Und jetzt?
Und ich bitte Dich dringend, auf suggestive Propaganda-Formulierungen wie "Durch-Ritalinisierung der Kinder" zu verzichten.
Critic hat folgendes geschrieben: | Eltern von heute würden in dem Glauben, Kindern etwas "Gutes" anzutun, diese zum Teil mit Aktivitäten verplanen wie Manager, und die fehlende freie Verfügung und Austobung dann mit Drogen kompensieren, würde ich aus der Aussage schließen. Und ob man den Kindern damit wirklich etwas "Gutes" antut, ist dann doch sehr die Frage. |
Nochmal: Rede bitte nicht unreflektiert von "Drogen", und plappere bitte nicht diese suggestive Verknüpfung von 2 verschiedenen Dingen nach:
Ja, die Tendenz zur "Verplanung" der Kinder halte ich auch für sehr bedenklich. Ich halte gleichzeitig ADHS für existent, glaube, dass ausreichende Bewegung und Bewegungsfreiräume für alle Kinder sehr wichtig und für speziell für ADHS-Kinder (und -Erwachsene) sehr hilfreich sein können, und ich glaube, dass Medikamente (Stimulanzien wie MPH oder Amphetamin oder auch bestimmte andere Medikamente, die primär als Antidepressiva entwickelt wurden; um mal von der Fixierung auf das "Ritalin" wegzukommen) in vielen Fällen eine sinnvolle Behandlungsoption sein können. Der Widerspruch zwischen Austoben u.ä. und den "Drogen" ist ein konstruierter.
Also: Informiere Dich bitte erstmal ein bisschen, bevor Du hier wieder solche pseudokritischen Klischees verbrätst.
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#1392313) Verfasst am: 16.11.2009, 02:31 Titel: |
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neinguar hat folgendes geschrieben: | Critic hat folgendes geschrieben: | Schließlich ist die Frage, ob die Durch-Ritalinisierung der Kinder nicht auch aus dem Wunsch hervorgeht, Kindheit und Jugend auf eine gewisse Weise umzumodeln: Ich weiß auch von Stimmen, die sagen, daß man früher Kinder halt zum Toben in den Wald geschickt habe, man das aber heute nicht mehr mache. |
Soso......und ich weiß von Eltern, denen von solchen Stimmen geraten wurde, ihre Kinder halt mal zum Toben rauszuschicken, "anstatt sie mit Drogen ruhigzustellen", und die geantwortet haben: "Ok, der Junge spielt nachmittags ja nur 3-4 Stunden Fussball. Wieviel mehr sollen's denn sein? 5, 6, 7?"
Und jetzt? |
Ich behaupte ja nicht, daß ADHS als Krankheitsbild nicht gibt. Aber wo kommt es her, und warum nimmt die Diagnose - nach einigen Aussagen angeblich "explosionsartig" - zu?
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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kamelpeitsche Weapon of Mass Discussion
Anmeldungsdatum: 15.11.2003 Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor
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(#1392314) Verfasst am: 16.11.2009, 02:36 Titel: |
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Interessant ist auch, dass z.B in den USA wesentlich mehr Jugendliche mit ADHS rumlaufen - weil da mehr High School und College students ihre Speed-derivate zum Lernen "brauchen"...
_________________ "Was immer jeder Einzelne mitbringen will an Prägung oder Anderssein - einem kollektiven Imperativ enzieht es sich mit Sicherheit"
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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1392315) Verfasst am: 16.11.2009, 02:36 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | neinguar hat folgendes geschrieben: | Critic hat folgendes geschrieben: | Schließlich ist die Frage, ob die Durch-Ritalinisierung der Kinder nicht auch aus dem Wunsch hervorgeht, Kindheit und Jugend auf eine gewisse Weise umzumodeln: Ich weiß auch von Stimmen, die sagen, daß man früher Kinder halt zum Toben in den Wald geschickt habe, man das aber heute nicht mehr mache. |
Soso......und ich weiß von Eltern, denen von solchen Stimmen geraten wurde, ihre Kinder halt mal zum Toben rauszuschicken, "anstatt sie mit Drogen ruhigzustellen", und die geantwortet haben: "Ok, der Junge spielt nachmittags ja nur 3-4 Stunden Fussball. Wieviel mehr sollen's denn sein? 5, 6, 7?"
Und jetzt? |
Ich behaupte ja nicht, daß ADHS als Krankheitsbild nicht gibt. Aber wo kommt es her, und warum nimmt die Diagnose - nach einigen Aussagen angeblich "explosionsartig" - zu? |
Die Frage ist berechtigt. Das ändert nichts daran, dass Du in Deinem vorherigen Beitrag unrelektierte Klischees verbreitet und suggestive Kampfbegriffe verwendet hast.
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
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