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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#139446) Verfasst am: 17.06.2004, 22:12 Titel: 17. Juni 1953 |
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Heute jährt sich zum 51. Mal der Jahrestag des Volksaufstandes in der Ex-DDR.
Tausende protestierten gegen die SED-Vorherrschaft und -Diktatur und wurden blutig unter massivem Panzereinsatz der Sowjetunion zum leider meist ewigem Schweigen gebracht.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Nav Gast
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(#139452) Verfasst am: 17.06.2004, 22:19 Titel: Re: 17. Juni 1953 |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Heute jährt sich zum 51. Mal der Jahrestag des Volksaufstandes in der Ex-DDR.
Tausende protestierten gegen die SED-Vorherrschaft und -Diktatur und wurden blutig unter massivem Panzereinsatz der Sowjetunion zum leider meist ewigem Schweigen gebracht.  |
Diese Aussage ist falsch. Es wurden zwar viele Arbeiter von den Sozialfaschisten ermordet, aber nicht die Mehrheit, wie es die Verwendung des Wortes "meistens" suggeriert.
~Nav - die bessere Mauthnergesellschaft
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Woici ist vollkommen humorlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7437
Wohnort: Em Schwobaländle
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(#139453) Verfasst am: 17.06.2004, 22:19 Titel: |
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nanana.... Tausende von Toten? Übertreibst Du nicht mal wieder ein ganz klein wenig???
_________________ eigentlich bin ich ein ganz netter... und wenn ich freunde hätte, könnten die das auch bestätigen.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#139455) Verfasst am: 17.06.2004, 22:23 Titel: |
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Woici hat folgendes geschrieben: | nanana.... Tausende von Toten? Übertreibst Du nicht mal wieder ein ganz klein wenig??? |
Ich schrieb "meist"... okay: Ich hätte das "ewige" weglassen sollen, ok?
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
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Nav Gast
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(#139456) Verfasst am: 17.06.2004, 22:24 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Woici hat folgendes geschrieben: | nanana.... Tausende von Toten? Übertreibst Du nicht mal wieder ein ganz klein wenig??? |
Ich schrieb "meist"... okay: Ich hätte das "ewige" weglassen sollen, ok? |
Nein. Das "meistens".
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Woici ist vollkommen humorlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7437
Wohnort: Em Schwobaländle
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(#139469) Verfasst am: 17.06.2004, 22:52 Titel: |
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nein, das meistens und das ewige
_________________ eigentlich bin ich ein ganz netter... und wenn ich freunde hätte, könnten die das auch bestätigen.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#139472) Verfasst am: 17.06.2004, 22:55 Titel: |
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Woici hat folgendes geschrieben: | nein, das meistens und das ewige |
Okay. Du hast Recht.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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rabenkrähe Gast
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(#139499) Verfasst am: 18.06.2004, 03:02 Titel: |
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Der 17. Juni hat ungeheuer etwas bewegt. In jeder Richtung, aber sicher auch in der, daß die Lohnabhängigen in der stalinistischen DDR fortan ein bißchen ernster genommen wurden.
Die Verzweiflung war wahrlich groß, sonst hätte es diesen Aufstand nicht gegeben, denn die Unterdrückungsmechanismen des Stalinismus waren brutal.
Die positiven Folgen des 17. Juni wurden leider auch von negativen begleitet, der noch größeren Abschottung der DDR gegen den bösen Westen nämlich. Für die Staatslenker stand ja von vornherein fest, daß die bösen Kapitalisten und Revanchisten an allem die Schuld trugen, natürlich auch an den Aufständen vom 17. Juni. Auch am gehäuften Auftreten von Kartoffelkäfern hatten sie zuvor schon Schuld gehabt.....
Also wurden die Grenzen dichter geschlossen, wurde die Bewegungsfreiheit noch weiter eingeschränkt.
Wer den 17. Juni mit allen Hintergründen, Zusammenhängen und Folgen begriff, kann nur berückt ob der Veränderungen der letzten Jahrzehnte sein.
Statt Panzern und waffenstrotzenden StaatsMenschen, die sich da in Sichtweite gegenüberstanden, nun Blumengeschäfte und Eisdielenen, nein, da haben die Deutschen mal was richtig gutes zustandebekommen, auf Dauer gesehen....
bin rabenkrähe
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joseph.sebaldus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 293
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(#139549) Verfasst am: 18.06.2004, 09:27 Titel: Re: 17. Juni 1953 |
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Nav hat folgendes geschrieben: | ...den Sozialfaschisten... |
Du meinst die Sozialimperialisten, das wäre die korrekte Bezeichnung.
Sozialfaschisten steht für die SPD (bzw. SPÖ).
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#139676) Verfasst am: 18.06.2004, 16:11 Titel: |
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Der Beitrag ist zwar schon ein Jahr und einen Tag alt, aber passt wohl hier her:
17.6.1953: Der Arbeiteraufstand in der DDR
Ein Arbeiteraufstand in 250 Städten gegen die Normenerhöhungen erschütterte die DDR und konnte nur durch den Einsatz russischer Panzer niedergeschlagen werden. Dies war nach einem kleineren Aufstand in Pilsen Anfang Juni der erste große Aufstand gegen eines der staatskapitlistischen Regime und zeigte, dass diese keine Arbeiterstaaten waren, sondern dass die Arbeiter brutal unterdrückt und ausgebeutet wurden. Das Regime in der DDR konnte nur gestützt auf russische Panzer überleben, was sich bei dem Zusammenbruch in der Revolution von 1989 bestätigen sollte.
Die DDR war nicht das Produkt einer Arbeiterrevolution, also der Machtergreifung der Arbeiterklasse, sondern ein Ergebnis der Aufteilung Deutschlands unter den Siegermächten des 2. Weltkriegs. Die russischen Truppen lösten spontan nach dem Krieg gebildete Antifakomitees der Arbeiterbewegung auf und begannen ein Regime nach dem Vorbild der staatskapitalistischen UdSSR aufzubauen. Die KPD wurde hierfür erneut "gesäubert" und Moskau-treue Kommunisten unter Walter Ulbricht an die Führung gesetzt. Nach der damaligen Volksfront-Theorie der Stalinisten wurde die DDR ursprünglich nicht als sozialistisch definiert, sondern eine 'Koalitionsregierung' (Nationale Front) mit den bürgerlichen Parteien CDU, der Liberaldemokratische Partei Deutschlands (LDPD), der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD, Auffangbecken für Offiziere und NSDAP-Mitglieder) und der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) gebildet. Diese 'Koalition' wurde den Bedürfnissen der Herrschenden in der UdSSR untergeordnet. Die SED, die aus einer Zwangsfusion der KPD und SPD hervorgegangen war, hatte den absoluten Führungsanspruch. Die gesamte Gesellschaft wurde der herrschenden Bürokratie (Nomenklatura) untergeordnet, die zu ihrem Machterhalt einen riesigen Terrorapparat und ein umfangreiches Spitzelsystem aufbaute.
1952 wurde der Aufbau des Sozialismus beschlossen. Tatsächlich war die DDR aber ein staatskapitalistisches System. Die Wirtschaft wurde in den Ostblock eingegliedert und dem Ziel untergeordnet den Westen einzuholen und zu überholen. Hierfür wurde die Schwerindustrie für die Belange des Militär gefördert, während die Konsumgüterindustrie vernachlässigt wurde. Die notwendige Kapitalakkumulation wurde durch erhöhte Ausbeutung der Arbeiter erreicht. Die Reallöhnen fielen entsprechend. 1950 entsprachen sie nur 50% der Löhne von 1936 und sanken in den 50er Jahren weiter. Mit der Begründung "[Kapital]Akkumulation kann nur durch kontinuierlichen Fortschritt der Arbeitsproduktivität erreicht werden" wurde im Mai 1953 eine erneute 10% Normerhöhung für die Arbeiter beschlossen. Bei Nichterfüllung wurde eine 30% Lohnsenkung angedroht. Die Unzufriedenheit innerhalb der Arbeiterklasse wuchs entsprechend an.
Zusätzlich Zündstoff erhielt die Situation durch den Tod Stalins am 5.3.1953. Unter den russischen Funktionären brach daraufhin ein Machtkampf aus, bei dem es auch darum ging, wie die Herrschaft aufrecht erhalten werden konnte. Chruschtschow sollte sich schließlich durchsetzen. Die Unsicherheiten über den weiteren Kurs übertrug sich auf die SED-Führung. Während Ulbricht so weiter machen wollte wie bisher, waren der Minister für Staatssicherheit Zaisser und der Chefredakteur des Parteiblatts Neues Deutschland Herrnstadt für eine beschränkte Liberalisierung. Der russische Hochkommissar Semjonow befahl eine Kursänderung, die am 11.6. vom SED-Politbüro verkündet wurde. Diese beinhaltete eine mögliche Privatisierung von enteigneten Betrieben und Höfen, sowie eine Beendigung der Verfolgung der Kirchen. Die Normenerhöhungen für die Arbeiter wurden beibehalten.
Dies brachte das Faß zum Überlaufen. Am 15.6. beschlossen die Bauarbeiter auf den Baustellen in Friedrichshain und der Stalinalle in Ostberlin eine Protestresolution, die Ministerpräsident Otto Grotewohl überreicht wurde. Als die Gewerkschaftszeitung Tribüne am nächsten Tag die Normenerhöhungen verteidigte, bildete sich ein Demonstration aus Bauarbeitern, der sich viele Menschen anschlossen. Die Forderungen waren "Nieder mit den Normerhöhungen", "Wir sind Arbeiter und keine Sklaven", "Freiheit für die Gefangenen", "Wir wollen freie Wahlen" und "Nieder mit dem Spitzbart" (Ulbricht). Mit erbeuteten Lautsprecherwagen wurde für den 17.6. zum Generalstreik aufgerufen. Die Arbeiter forderten den West-Berliner Sender Rias auf den Aufruf zum Generalstreik zu verbreiten, der sich aber weigerte. Immerhin wurde über den Streik berichtet und so die Nachricht in der ganzen DDR verbreitet.
Am 17.6 streikten die Arbeiter in 250 Städten. Am stärksten war der Streik in den Zentren der Arbeiterbewegung der Weimarer Republik, also in Mitteldeutschland. In vielen Städten wurde die Gefangenen befreit und die SED-Zentralen besetzt. Der damalige SED-Funktionär Heinz Brandt schrieb:
Zitat: | Es war, als wäre ein Traum Lenins war geworden, nur dass diese Massenaktion sich gegen ein totalitäres Regime richteten, das im Namen Lenins regiert und von denen geführt wurde, die sich selbst als Lenins Schüler bezeichneten. [...] Etwas ungeheuerliches war geschehen: die Arbeiter erhoben sich gegen den Arbeiter- und Bauernstaat. |
Die SED hatte die Kontrolle verloren. In den meisten Städten war die Polizei machtlos gegen die Arbeiter. Viele Polizisten schlossen sich sogar den Demonstrationen an. Aber die Arbeiter versäumten den Aufstand zu koordinieren. Zwar wurden in vielen Betrieben Streikkomitees gewählt, aber es gab keine Verbindung zwischen diesen. Dies erleichterte es der russischen Armee den Aufstand niederzuschlagen. In der Nacht vom 16./17.6 waren 25 000 russische Soldaten und 300 Panzer alleine nach Berlin verlegt wurden. Mittags verhängte der russische Hochkommissar Semjonow den Ausnahmezustand und erließ ein Versammlungsverbot. Zwar versuchten Arbeiter ohne jegliche Bewaffnung die Panzer zu stoppen, aber der Aufstand brach angesichts der militärischen Übermacht zusammen. Zwischen 90 und 120 Menschen wurden getötet. Tausende wurden verurteilt. Die Regierung ignorierte die politischen Forderungen und erfüllte nur einzelne ökonomische Forderungen der Arbeiter. Damit konnte sie auch die Streiks in einzelnen Betrieben, die noch bis in den Juli hinein streikten, beenden. Nach dem die Herrschaft wieder gesichert war, wurden diese Zugeständnisse wieder zurückgenommen.
Die Westalliierten und die Bundesregierung weigerte sich die Streikenden zu unterstützen. Sie drohten Westberliner mit Repressalien, falls sie den Aufstand unterstützen wurden, während westdeutsche Polizei versuchte die Grenzen abzuriegeln. Auch der Sender Rias rief zu Ruhe und Ordnung auf. Die Handlungen waren mehr vor der Angst vor dem Aufstand und einem möglicherweise daraus resultierenden Konflikt zwischen den Supermächten bestimmt, als durch Solidarität mit den Aufständischen. Der Aufstand wurde anfangs sogar für eine Aktion der SED gehalten, während er später zu einem Volksaufstand für die BRD umgedichtet wurde. Die Erklärung des 17.6. zum Nationalfeiertag war angesichts der fehlenden Unterstützung trotz zahlreicher Hilfegesuche nur noch zynisch.
In der DDR wurde der Aufstand als Aktion westdeutscher Faschisten bezeichnet. Allerdings war ein Drittel der nach dem 17.6. aus der SED Ausgeschlossen schon 1933 KPD-Mitglied gewesen. Zwischen 50% und 70% waren früher KPD-Mitglieder, während die SED-Führung sozialdemokratische Elemente in der SED verantwortlich machte. Eine zentrale Rolle bei dem Aufstand hatten also alte kommunistische Revolutionäre gespielt, die von der Entwicklung in der DDR enttäuscht waren und den Kampf für die Emanzipation der Arbeiter wieder aufnahmen.
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