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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#60237) Verfasst am: 04.12.2003, 23:54 Titel: |
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cogito_ergo_sum hat folgendes geschrieben: | Gerade die heutige Welt, die geprägt ist von Naturwissenschaft und Technik lehnt Religion und Kirche als unproduktiv und unzeitgemäß ab. Den Anhängern der Säkularisation geht es nur um ein besseres Leben auf Erden, ohne an das Jenseits zu denken. |
Ah, ich sehe du hast die Vorteilhaftigkeit des diesseitigen Denkens endlich erkannt! Fragt sich nur, wie du das mit dem Katholizismus vereinbaren willst?
cogito_ergo_sum hat folgendes geschrieben: |
Durch seine transzendentale Ausrichtung findet der Mensch seine letzte Sinnerfüllung nicht in sich selbst oder in irgendeinem "freien Ausleben" seiner selbst, sondern in der Verwirklichung der ewigen Pläne Gottes. |
Alles was geschah war im Plan Gottes. Also ist Homosexualität und auch deren Auslebung im Plan.
Willst du etwa die Pläne Gottes durchkreuzen? Hältst du dich vielleicht für Gott.
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Nav Gast
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(#60239) Verfasst am: 05.12.2003, 00:00 Titel: |
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Dafür wird cogito_ergo_sum mit nicht unter 2,7E9 Jahre bei Mr. Satan verweilen müssen!
cogi, cogi... schnell, Rosenkranzbeten!!
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shiningthrough deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.11.2003 Beiträge: 1099
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(#60305) Verfasst am: 05.12.2003, 11:12 Titel: Sexualthematik |
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Ich frage mich, ob nicht das in epischer Breite Diskutieren über die natürliche Sexualvariante Homosexualität (Hirschfeld, Bagomihl, Sommer, et al.) auch diskriminierend ist. Warum erfolgt derlei nicht ebenso in Bezug auf Heterosexualität? Sicher tut Aufklärung nach wie vor not (!) - aber das Stellen vor vollendeten Tatsachen könnte die bessere Strategie sein - die schlichte Akzeptanz des Natürlichen in seiner Buntheit und Vielgestalt - in seiner freien Entfaltung und Normentranszendenz.
Wie wäre es denn anders? Was wäre ein genormtes Handeln, Reden, Denken und Fühlen? Wäre das noch ein Mensch oder nicht vielmehr ein Roboter?
Nun gibt es leider - wie es scheint - unbelehrbare Zeitgenossen, die sich eine Welt voller feststehender Dinge ersehnen - intellektuelle Statiker, die alles nach ihrer unveränderlichen Art geschaffen sehen wollen und denen fast jede Dynamik eine Erschütterung ihrer ängstlichen Weltabbildung darstellt. Da liegen mögliche Wurzeln für Fundamentalismus - da liegt Gefahr. Intoleranz fängt immer im Kopf an.
Der Mensch lebt bekanntlich nicht in dieser Welt, sondern im Abbild, welches er mit sich herumträgt und welches durch mannigfaltige Einflüsse geformt wurde. Aufklärung heißt m.E. das Bemühen, soweit als möglich das innere statische Weltbild durch reale Erkenntnisse zu modifizieren, die Imaginationen vorwissenschaftlicher und mithin magischer Ritualismen durch wissenschaftliche Realitäten abzulösen.
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#139500) Verfasst am: 18.06.2004, 03:05 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Der Witz ist, dass hier ein Theoretiker die Meinung von Männern übernimmt, die de facto auch nur Theoretiker sein dürfen. |
Wer’s nicht darf, der kann’s zwar tun – aber er kann’s nur mit einem schlechten Gewissen tun.
Also fehlt ihm eine wichtige Erfahrung:
Wie wunderbar es sein kann, es mit gutem Gewissen zu tun.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#139507) Verfasst am: 18.06.2004, 03:55 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | gustav hat folgendes geschrieben: | Freud hat ja gesagt, dass alle Menschen im Grunde bisexuell sind ... |
Es gibt Menschen, deren sexuelle Ausrichtung eindeutig homosexuell oder eindeutig heterosexuell ist. Jedem Menschen pauschal Bisexualität zu unterstellen halte ich für sehr bedenklich. |
Homosexualität hat zwei Aspekte:- Der Wunsch und die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des gleichen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben;
- Die Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben Der erste Aspekt ist keine Krankheit, sondern eine Möglichkeit, glücklich zu werden.
„Therapien“, in denen versucht wird, diesen ersten Aspekt zu unterdrücken, sind üble Scharlatanerie.
Beim zweiten Aspekt sieht es etwas anders aus.
Zweifellos gibt es Homosexuelle, die mit ihrer Homosexualität glücklich sind
und die die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben,
nicht vermissen.
Diesen Homosexuellen eine Therapie aufschwatzen zu wollen
würde von mangelndem Respekt vor ihrer Persönlichkeit zeugen.
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es auch Homosexuelle gibt, die gern die Fähigkeit hätten,
sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts als befriedigend und beglückend zu erleben.
In einem solchen Fall meine ich, dass man unvoreingenommen prüfen sollte,
ob es nicht therapeutische Möglichkeiten gibt, diesen Wunsch zu erfüllen.
Voraussetzung für einen Therapieversuch sollte sein, dass man sich nicht unter Erfolgszwang setzt.
Nach allem, was ich über Homosexualität weiß, müsste mit der Möglichkeit gerechnet werden,
dass der gewünschte Erfolg ausbleibt.
In einer seriösen Therapie müsste das von Anfang an klargestellt werden,
und es müsste, soweit nötig, darauf hingearbeitet werden,
dass der Betroffene auch mit einem solchen Ergebnis gelassen umgehen kann.
Woraus folgt, dass Leute, die mit religiösem Missionseifer an ein solches Problem herangehen,
als Therapeuten völlig ungeeignet sind.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#139523) Verfasst am: 18.06.2004, 07:44 Titel: |
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Leony hat folgendes geschrieben: | Homosexualität hat zwei Aspekte:- Der Wunsch und die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des gleichen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben;
- Die Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechtsals befriedigend und beglückend zu erleben
|
Damit unterscheidet sich ein Homosexueller nicht von einem Heterosexuellen.
Zitat: | Beim zweiten Aspekt sieht es etwas anders aus.
Zweifellos gibt es Homosexuelle, die mit ihrer Homosexualität glücklich sind
und die die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben,
nicht vermissen. |
Nach meinen Erfahrungen müsste man es gerade umgekehrt formulieren: "Zweifellos gibt es Homosexuelle, die mit ihrer Homosexualität unglücklich sind...".
Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, aber deine Ausführung liest sich ein bisschen wie. "Es kommt auch schon mal vor, dass Homosexuelle zufrieden sind."
Zitat: | Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es auch Homosexuelle gibt, die gern die Fähigkeit hätten,
sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts als befriedigend und beglückend zu erleben.
In einem solchen Fall meine ich, dass man unvoreingenommen prüfen sollte,
ob es nicht therapeutische Möglichkeiten gibt, diesen Wunsch zu erfüllen.
Voraussetzung für einen Therapieversuch sollte sein, dass man sich nicht unter Erfolgszwang setzt.
Nach allem, was ich über Homosexualität weiß, müsste mit der Möglichkeit gerechnet werden,
dass der gewünschte Erfolg ausbleibt.
In einer seriösen Therapie müsste das von Anfang an klargestellt werden,
und es müsste, soweit nötig, darauf hingearbeitet werden,
dass der Betroffene auch mit einem solchen Ergebnis gelassen umgehen kann. |
Natürlich gibt es die sicherlich. Aber ich stelle mal die kühne Behauptung auf, dass es sie früher häufiger gab als heute. Das hat nämlich auch etwas mit gesellschaftlicher Akzeptanz zu tun und mit der Erlaubnis so sein zu dürfen, wie man ist.
Ich empfinde es heute noch nahezu als Wunder, dass meine Freundin ihre Homosexualität sehr offen, selbstbewusst und zufrieden auslebt, obwohl sie von ihrer erzkatholischen Mutter bei jedem Besuch gesagt bekommen hat, dass sie sie lieber tot als so sehen würde. Heutzutage findet man ein solches Verhalten sicherlich seltener als noch vor ein paar Jahrzehnten (das mag aber auch regional unterschiedlich sein).
Zitat: | Woraus folgt, dass Leute, die mit religiösem Missionseifer an ein solches Problem herangehen,
als Therapeuten völlig ungeeignet sind. |
Weil sie nicht die Person und das Bedürfnis eines Menschen sehen, sondern um ominöses Seelenheil besorgt sind.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#139682) Verfasst am: 18.06.2004, 16:33 Titel: |
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Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert!
Dies gegen den Willen der betreffenden Person zu tun, wäre jedoch psychische Gewalt, die an Gehirnwäsche grenzen (oder diese Grenze imho schon überschreiten) würde! Aber mit Gehirnwäsche hat die Kirche ja sowieso Erfahrung...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#139693) Verfasst am: 18.06.2004, 17:27 Titel: |
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Leony hat folgendes geschrieben: | Homosexualität hat zwei Aspekte:- Der Wunsch und die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des gleichen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben;
- Die Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben Der erste Aspekt ist keine Krankheit, sondern eine Möglichkeit, glücklich zu werden. |
Wie steht es denn mit der Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen mit Menschen des gleichen Geschlechts als beglückend und befriedigend zu erleben? Ist das auch therapiewürdig?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#139705) Verfasst am: 18.06.2004, 18:14 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Wie steht es denn mit der Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen mit Menschen des gleichen Geschlechts als beglückend und befriedigend zu erleben? Ist das auch therapiewürdig? |
Also, Aleister Crowley meinte ja, und ich glaube Wilson schreibt in "Der neue Prometheus" auch etwas Ähnliches.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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qilin Leerer
Anmeldungsdatum: 06.05.2004 Beiträge: 98
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(#139713) Verfasst am: 18.06.2004, 19:10 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert! |
'Einfach' ist gut... selbst mit dem ausdrücklichen Willen der betr. Person ist die Sache äußerst zweifelhaft.
Ich hab's glaub' ich im alten Denkerforum schon mal geschrieben - ich war mal in Kontakt mit einer Frau,
die - ursprünglich lesbisch - sich aus irgendwelchen Gründen 'therapieren' lassen wollte und zu einem
(anerkannten) Therapeuten ging - das Ergebnis war, daß sie mit Frauen nicht mehr konnte,
mit Männern immer noch nicht wollte, aber trotzdem sich nach Liebe sehnte - eine besch. Situation
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#139717) Verfasst am: 18.06.2004, 19:22 Titel: |
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qilin hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert! |
'Einfach' ist gut... selbst mit dem ausdrücklichen Willen der betr. Person ist die Sache äußerst zweifelhaft.
Ich hab's glaub' ich im alten Denkerforum schon mal geschrieben - ich war mal in Kontakt mit einer Frau,
die - ursprünglich lesbisch - sich aus irgendwelchen Gründen 'therapieren' lassen wollte und zu einem
(anerkannten) Therapeuten ging - das Ergebnis war, daß sie mit Frauen nicht mehr konnte,
mit Männern immer noch nicht wollte, aber trotzdem sich nach Liebe sehnte - eine besch. Situation  |
Ganz genau das ist auch der Grund, warum ich solche Umpolungstherapien auch auf Wunsch für ethisch nicht vertretbar halte: Die Gefahr, dass der Betroffene am Ende mit "leeren Händen" dasteht, ist einfach zu groß. Wenn überhaupt, dann müsste man als Therapieziel den Aufbau einer bisexuellen Neigung definieren.
_________________ posted by Babyface
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Nav Gast
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(#139719) Verfasst am: 18.06.2004, 19:24 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | qilin hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert! |
'Einfach' ist gut... selbst mit dem ausdrücklichen Willen der betr. Person ist die Sache äußerst zweifelhaft.
Ich hab's glaub' ich im alten Denkerforum schon mal geschrieben - ich war mal in Kontakt mit einer Frau,
die - ursprünglich lesbisch - sich aus irgendwelchen Gründen 'therapieren' lassen wollte und zu einem
(anerkannten) Therapeuten ging - das Ergebnis war, daß sie mit Frauen nicht mehr konnte,
mit Männern immer noch nicht wollte, aber trotzdem sich nach Liebe sehnte - eine besch. Situation  |
Ganz genau das ist auch der Grund, warum ich solche Umpolungstherapien auch auf Wunsch für ethisch nicht vertretbar halte: Die Gefahr, dass der Betroffene am Ende mit "leeren Händen" dasteht, ist einfach zu groß. Wenn überhaupt, dann müsste man als Therapieziel den Aufbau einer bisexuellen Neigung definieren. |
Genaugenommen müßte es so ein Therapie dann aber auch für Heten geben!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#139727) Verfasst am: 18.06.2004, 19:42 Titel: |
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qilin hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert! |
'Einfach' ist gut... selbst mit dem ausdrücklichen Willen der betr. Person ist die Sache äußerst zweifelhaft.
Ich hab's glaub' ich im alten Denkerforum schon mal geschrieben - ich war mal in Kontakt mit einer Frau,
die - ursprünglich lesbisch - sich aus irgendwelchen Gründen 'therapieren' lassen wollte und zu einem
(anerkannten) Therapeuten ging - das Ergebnis war, daß sie mit Frauen nicht mehr konnte,
mit Männern immer noch nicht wollte, aber trotzdem sich nach Liebe sehnte - eine besch. Situation  |
Hätte sie sich selbst programmiert, wäre DAS jedenfalls nicht passiert!
Babyface hat folgendes geschrieben: | Wenn überhaupt, dann müsste man als Therapieziel den Aufbau einer bisexuellen Neigung definieren. |
Da wäre ich auch dafür!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#139813) Verfasst am: 19.06.2004, 00:45 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Leony hat folgendes geschrieben: | Homosexualität hat zwei Aspekte:- Der Wunsch und die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des gleichen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben;
- Die Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechtsals befriedigend und beglückend zu erleben
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Damit unterscheidet sich ein Homosexueller nicht von einem Heterosexuellen. |
Stimmt. Im Prinzip jedenfalls.
Allerdings scheinen die Verhältnisse nicht ganz spiegelbildlich zu sein.
Ursula Neumann (in „Vom ersten Schrei zur ersten Liebe“, S 217) hat folgendes geschrieben: | Menschen, die »eigentlich« heterosexuell sind, können homosexuelle Erlebnisse zwar durchaus in angenehmer Erinnerung behalten, sie werden sich aber trotzdem mit Sicherheit über kurz oder lang einem Menschen des anderen Geschlechts zuwenden. Anders verläuft die Entwicklung bei denen, die wirklich homosexuell sind. Sie versuchen oft verzweifelt, heterosexuelle Erfahrungen zu machen. Sie wollen erleben: »Es klappt ja, ich bin also gar nicht homosexuell.« Oder sie wollen sich »umpolen«. Aber die Erlebnisse, die sie haben, bleiben unbefriedigend, erfüllen sie manchmal sogar mit Ekel. |
Mir scheint, diese Asymmetrie könnte dadurch zu erklären sein,
dass Menschen mit bisexueller Veranlagung
leichter in eine heterosexuelle Lebenspraxis hineingeraten als in eine homosexuelle.
Teils, weil ein Leben als Heterosexueller eine Reihe von Vorteilen hat gegenüber einem Leben als Homosexueller,
teils durch Einflüsse der Umwelt, die von ihnen erwartet, dass sie ihr Glück in der Heterosexualität suchen;
und wenn sie damit gute Erfahrungen machen, liegt es für sie nahe, ihr Glück weiterhin in der Heterosexualität zu suchen.
So könnten einige der „Menschen, die »eigentlich« heterosexuell sind“
sich als Menschen mit bisexueller Veranlagung herausstellen, die mit einer heterosexuellen Lebenspraxis prima zurechtkommen.
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Beim zweiten Aspekt sieht es etwas anders aus.
Zweifellos gibt es Homosexuelle, die mit ihrer Homosexualität glücklich sind
und die die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben,
nicht vermissen. |
Nach meinen Erfahrungen müsste man es gerade umgekehrt formulieren: "Zweifellos gibt es Homosexuelle, die mit ihrer Homosexualität unglücklich sind...".
Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, aber deine Ausführung liest sich ein bisschen wie. "Es kommt auch schon mal vor, dass Homosexuelle zufrieden sind." |
Natürlich ist mir klar, dass viele Homosexuelle mit ihrer Homosexualität glücklich sind.
Eine zweite Frage ist, wie viele von ihnen gern zusätzlich die Möglichkeit hätten, heterosexuelle Beziehungen zu genießen.
Das weiß ich nicht, und ich wollte keine Aussage darüber machen, ob es viele oder wenige sind.
Gut möglich, dass es wenige sind. Keine Ahnung.
Wenn sich jedoch herausstellen sollte, dass es doch viele wären – na und?
Selbst wenn ein Homosexueller, der nur homosexuell sein möchte und kein bisschen bi, die Ausnahme wäre,
hätte er doch jedes Recht, so zu bleiben, wie er ist und bleiben will.
Ich finde die Vorbehalte schwuler Männer gegen Bisexuelle
nicht viel besser als die Vorbehalte heterosexueller Männer gegen Schwule.
So sehr wir geneigt sein mögen, uns mit der diskriminierten Minderheit der Homosexuellen zu solidarisieren,
haben wir doch keinerlei Veranlassung,
deren Vorbehalte gegen Bisexuelle zu übernehmen.
Und wenn es, wie zu befürchten ist, ähnliche Vorbehalte geben sollte
gegen homosexuelle Männer, die bisexuell sein wollen,
dann haben wir ebenfalls keinerlei Veranlassung, diese Vorbehalte zu übernehmen.
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es auch Homosexuelle gibt, die gern die Fähigkeit hätten,
sexuelle Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts als befriedigend und beglückend zu erleben... |
Natürlich gibt es die sicherlich. Aber ich stelle mal die kühne Behauptung auf, dass es sie früher häufiger gab als heute. Das hat nämlich auch etwas mit gesellschaftlicher Akzeptanz zu tun und mit der Erlaubnis so sein zu dürfen, wie man ist. |
Sicher.
Aber für den, der unglücklich ist, weil er auf gesellschaftliche Ablehnung stößt und nicht so sein darf, wie er ist,
ist diese Erkenntnis nicht die Lösung des Problems.
Allenfalls eine Teillösung:
Wenn er die gesellschaftliche Ablehnung und Diskriminierung als Unrecht erkennt,
kann er sich gegen verinnerlichte Hetero-Normen entscheiden
und lernen,
sich so zu akzeptieren, wie er ist,
sich selbst die Erlaubnis zu geben, so zu sein, wie er ist.
An den Einstellungen anderer Menschen in ihrem Umfeld werden viele Homosexuelle wenig ändern können,
und einige werden deshalb unglücklich sein.
Die Erkenntnis, dass es nicht die Homosexualität selbst ist, die unglücklich macht,
sondern die unangemessenen Reaktionen anderer Menschen,
diese Erkenntnis hilft wenig, wenn man unglücklich ist.
Es ist gut, dass wir hoffen können, dass unangemessene Reaktionen auf dem Rückzug sind.
Wie viel das den Betroffenen hilft, das dürfte unterschiedlich sein.
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Ich empfinde es heute noch nahezu als Wunder, dass meine Freundin ihre Homosexualität sehr offen, selbstbewusst und zufrieden auslebt, obwohl sie von ihrer erzkatholischen Mutter bei jedem Besuch gesagt bekommen hat, dass sie sie lieber tot als so sehen würde. |
Ich könnte mir vorstellen, dass eine derart krasse Reaktion dazu beitragen kann,
dass ein Mensch relativ rasch zu dem Schluss kommt, dass es sinnlos sei, auf Verständnis zu hoffen,
und dass nur die Möglichkeit bleibe, sich von Verständnis oder Unverständnis bestimmter Menschen unabhängig zu machen
und seinen Weg zu gehen.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#139816) Verfasst am: 19.06.2004, 01:19 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Leony hat folgendes geschrieben: | ... |
Wie steht es denn mit der Unfähigkeit, sexuelle Beziehungen mit Menschen des gleichen Geschlechts als beglückend und befriedigend zu erleben? Ist das auch therapiewürdig? |
Das Therapieziel „von heterosexuell zu bi“ ist ebenso legitim wie das Therapieziel „von homosexuell zu bi“,
wenn der Betroffene das wünscht und ein paar weitere Voraussetzungen gegeben sind,
von denen ich einige hier genannt habe.
Die Frage „Ist das auch therapiewürdig?“ kann freilich so verstanden werden,
als werde gefragt, ob die Krankenkassen sich an den Kosten einer solchen Therapie beteiligen sollten.
Dazu habe ich bisher weder zum einen noch zum anderen Fall etwas gesagt.
Das werde ich jetzt tun.
Ich denke, eine Beteiligung der Krankenkassen an den Kosten kann unter Umständen gerechtfertigt sein,
nämlich wenn die Therapie erfolgversprechend ist
und wenn außerdem der Betroffene durch seine jeweilige Unfähigkeit
erheblichen Einschränkungen und/oder Belastungen ausgesetzt ist.
Die zweite Voraussetzung dürfte weit häufiger bei Homosexuellen erfüllt sein als bei Heterosexuellen.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#139818) Verfasst am: 19.06.2004, 01:42 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | qilin hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert! |
'Einfach' ist gut... selbst mit dem ausdrücklichen Willen der betr. Person ist die Sache äußerst zweifelhaft.
Ich hab's glaub' ich im alten Denkerforum schon mal geschrieben - ich war mal in Kontakt mit einer Frau,
die - ursprünglich lesbisch - sich aus irgendwelchen Gründen 'therapieren' lassen wollte und zu einem
(anerkannten) Therapeuten ging - das Ergebnis war, daß sie mit Frauen nicht mehr konnte,
mit Männern immer noch nicht wollte, aber trotzdem sich nach Liebe sehnte - eine besch. Situation  |
Ganz genau das ist auch der Grund, warum ich solche Umpolungstherapien auch auf Wunsch für ethisch nicht vertretbar halte: Die Gefahr, dass der Betroffene am Ende mit "leeren Händen" dasteht, ist einfach zu groß. Wenn überhaupt, dann müsste man als Therapieziel den Aufbau einer bisexuellen Neigung definieren. |
Das ist einer der Gründe, warum ich schrieb:
Leony hat folgendes geschrieben: | Homosexualität hat zwei Aspekte:- Der Wunsch und die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des gleichen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben;
- ...
Der erste Aspekt ist keine Krankheit, sondern eine Möglichkeit, glücklich zu werden.
„Therapien“, in denen versucht wird, diesen ersten Aspekt zu unterdrücken, sind üble Scharlatanerie. |
Eine andere Geschichte wäre es, wenn es der Aufbau einer bisexuellen Neigung gelänge
und der Mensch daraufhin in heterosexuellen Beziehungen sexuelle Befriedigung finden könnte.
Wenn dadurch der Wunsch nach homosexuellen Beziehungen weniger dringend würde,
dann wäre das okay.
Aber jeder Versuch, direkt gegen homosexuelle Neigungen anzugehen, muss strikt abgelehnt werden.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
Zuletzt bearbeitet von Leony am 19.06.2004, 16:41, insgesamt einmal bearbeitet |
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#139955) Verfasst am: 19.06.2004, 13:34 Titel: |
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Es ist immer wieder erstaunlich, wie stark die Parallelen zwischen Judenfeindschaft und Schwulen- und Lesbenfeindschaft sind. Die Rolle, die im Umgang mit Juden Jahrhunderte lang die Zwangstaufe gespielt hat, spielt gegenüber Schwulen die "Therapie". Beide Verfolgungsmaßnahmen gehen in gleicher Weise von der Kirche aus. Propagierten in früherer Zeit Funktionäre der Kirche(n) die Zwangs-"Bekehrung", so sind es heute Bischöfe und fundamentalistische Christengruppen, die Propaganda für die "Therapie" machen. Heute wie damals finden sich dabei viele nützliche Idioten in Gesellschaft und Politik, die sich von dieser Propaganda anstecken lassen und davon faseln, dass Homosexuelle Gottes Willen zuwider leben oder unglücklich seien, u.ä. Zeug von sich geben und daraus folgern, eine "Therapie" sei doch eine sinnvolle Alternative und durchaus legitim. So war das auch mit der Zwangstaufe der Juden. Auch die Juden lebten ja angeblich Gottes Willen zuwider und hatten keine Chance, ins Himmelreich zu gelangen, wenn sie in ihrer Irrlehre verharrten. Die Zwangsmissionierung war damit ein legitimer Akt der Nächstenliebe. Nicht zu fassen, dass ein paar Leute sogar hier in diesem doch angeblich nicht klerikal beeinflussten Forum sich willig selbst vor den klerikalen Karren spannen, indem sie "Therapie" nicht einfach ablehnen, sondern allerlei Gehirnakrobatik vollführen, um Typen wie Meisner, Sterzinsky und Ratzinger nach dem Munde zu reden. Und sie merken wohl noch nicht einmal, dass sie erzkatholische und erzevangelikale Positionen vertreten oder doch zumindest verteidigen.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#139960) Verfasst am: 19.06.2004, 13:43 Titel: |
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Kommt darauf an. Der Unterschied ist, dass ich für eine freiwillige Therapie - und zwar für Homosexuelle und Heterosexuelle hin zur Bisexualität - bin, nicht für eine "Zwangstherapie" nur für Homosexuelle, die in der Tat mit einer Zwangstaufe zu vergleichen wäre.
Die Schlüsselworte hier sind "freiwillig" und "für beide Ausrichtungen". Tatsächlich bin ich auch der Meinung, man sollte zuerst versuchen, sich selbst so zu programmieren, wie man sein möchte, bevor man einen Therapeuten aufsucht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#139963) Verfasst am: 19.06.2004, 13:56 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kommt darauf an. Der Unterschied ist, dass ich für eine freiwillige Therapie - und zwar für Homosexuelle und Heterosexuelle hin zur Bisexualität - bin, nicht für eine "Zwangstherapie" nur für Homosexuelle, die in der Tat mit einer Zwangstaufe zu vergleichen wäre.
Die Schlüsselworte hier sind "freiwillig" und "für beide Ausrichtungen". Tatsächlich bin ich auch der Meinung, man sollte zuerst versuchen, sich selbst so zu programmieren, wie man sein möchte, bevor man einen Therapeuten aufsucht. |
Das ist mir nicht nachvollziehbar. Wieso soll man nicht annehmen, was man ist? Wieso soll man sich mühen, bisexuell zu werden? Wer soll sich das wünschen? Und ist es nicht sinnvoll, dann eine Therapie zu machen, wenn man mit sich selbst nicht klar kommt - und mit dem Ziel, sich selbst und die eigene Identität zu akzeptieren - statt sie verändern zu wollen?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#139964) Verfasst am: 19.06.2004, 14:00 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Wieso soll man nicht annehmen, was man ist? |
Gegenfrage: Wieso sollte man sich nicht nach seinen eigenen Wünschen ändern dürfen?
Raphael hat folgendes geschrieben: | Wieso soll man sich mühen, bisexuell zu werden? |
"Sollte" überhaupt nicht! Wenn man es will, dann macht man es, wenn nicht, dann eben nicht!
Raphael hat folgendes geschrieben: | Wer soll sich das wünschen? |
Jeder, der sich das wünschen will.
Raphael hat folgendes geschrieben: | Und ist es nicht sinnvoll, dann eine Therapie zu machen, wenn man mit sich selbst nicht klar kommt - und mit dem Ziel, sich selbst und die eigene Identität zu akzeptieren - statt sie verändern zu wollen? |
Diese Frage ist suggestiv, sie versucht nämlich, den Eindruck zu erwecken, als sei die Welt und wir selbst perfekt und wir wüssten es nur nicht.
Wenn man die Welt nur akzeptiert, wird man nie etwas verändern. Tolle Aussichten!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#139975) Verfasst am: 19.06.2004, 14:35 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Raphael hat folgendes geschrieben: | Wieso soll man nicht annehmen, was man ist? |
Gegenfrage: Wieso sollte man sich nicht nach seinen eigenen Wünschen ändern dürfen? |
Na ich kann mir schwer einen heterosexuellen Mann vorstellen, der sich wünscht, schwul zu sein.
Zitat: | Raphael hat folgendes geschrieben: | Wieso soll man sich mühen, bisexuell zu werden? |
"Sollte" überhaupt nicht! Wenn man es will, dann macht man es, wenn nicht, dann eben nicht!
Raphael hat folgendes geschrieben: | Wer soll sich das wünschen? |
Jeder, der sich das wünschen will.
Raphael hat folgendes geschrieben: | Und ist es nicht sinnvoll, dann eine Therapie zu machen, wenn man mit sich selbst nicht klar kommt - und mit dem Ziel, sich selbst und die eigene Identität zu akzeptieren - statt sie verändern zu wollen? |
Diese Frage ist suggestiv, sie versucht nämlich, den Eindruck zu erwecken, als sei die Welt und wir selbst perfekt und wir wüssten es nur nicht.
Wenn man die Welt nur akzeptiert, wird man nie etwas verändern. Tolle Aussichten! |
Es gibt nun mal Dinge, die vorgegeben sind, z.B. Körpergröße, Hautfarbe, Händigkeit, sexuelle Ausrichtung, Geschlecht (lassen wir mal Transsexualität außen vor, bei der aber auch zumindest die Eigenwahrnehmung vorgegeben ist). Wer ds alles nicht akzeptiert, hat in der Tat ein Problem, und dem sollte man mit psychologischen Mitteln zu Leibe rücken (dem Problem, nicht dem Menschen). Ich halte es aber für gefährlich und unsinnig, jede natürliche Gegebenheit der Disposition des Einzelnen anheim zu stellen, Veränderbarkeit zu suggerieren und zu propagieren, statt Akzeptanz zu fördern.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#139983) Verfasst am: 19.06.2004, 15:03 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Es gibt nun mal Dinge, die vorgegeben sind, z.B. Körpergröße, Hautfarbe, Händigkeit, sexuelle Ausrichtung, Geschlecht |
Sexuelle Ausrichtung ist nun mal nicht "genetisch vorgegeben" (ich nehme an, du meinst genetisch), sondern wird erst durch die PRÄGUNG bestimmt!
Raphael hat folgendes geschrieben: | (dem Problem, nicht dem Menschen) |
Deiner Definition folgend käme das auf's Selbe 'raus!
Raphael hat folgendes geschrieben: |
Veränderbarkeit zu suggerieren und zu propagieren, statt Akzeptanz zu fördern. |
Falsche Verknüpfung. Ich akzeptiere jede sexuelle Ausrichtung!
Ich bin nur der Meinung, dass jeder das Recht und die Fähigkeit hat, seine sexuelle Prägung zu verändern, WENN ER DAS WÜNSCHT!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#139989) Verfasst am: 19.06.2004, 15:24 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Sexuelle Ausrichtung ist nun mal nicht "genetisch vorgegeben" (ich nehme an, du meinst genetisch), sondern wird erst durch die PRÄGUNG bestimmt! |
Steigen wir jetzt bitte nicht wieder in diese fürchterliche Wie-entsteht-Homosexualität-Diskussion ein. Die sexuelle Identität ist in jedem Fall etwas anderes als z.B. die Frisur, die man beliebig ändern kann. In dem Augenblick, in dem der Mensch sie erkennt, ist sie ihm vorgegeben wie das Geschlecht oder die Körpergröße.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#140008) Verfasst am: 19.06.2004, 16:25 Titel: |
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Leony hat folgendes geschrieben: | Babyface hat folgendes geschrieben: | qilin hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Homosexualität therapierbar? Natürlich ist es "therapierbar", indem man einfach die entsprechenden Prägungen verändert! |
'Einfach' ist gut... selbst mit dem ausdrücklichen Willen der betr. Person ist die Sache äußerst zweifelhaft.
Ich hab's glaub' ich im alten Denkerforum schon mal geschrieben - ich war mal in Kontakt mit einer Frau,
die - ursprünglich lesbisch - sich aus irgendwelchen Gründen 'therapieren' lassen wollte und zu einem
(anerkannten) Therapeuten ging - das Ergebnis war, daß sie mit Frauen nicht mehr konnte,
mit Männern immer noch nicht wollte, aber trotzdem sich nach Liebe sehnte - eine besch. Situation  |
Ganz genau das ist auch der Grund, warum ich solche Umpolungstherapien auch auf Wunsch für ethisch nicht vertretbar halte: Die Gefahr, dass der Betroffene am Ende mit "leeren Händen" dasteht, ist einfach zu groß. Wenn überhaupt, dann müsste man als Therapieziel den Aufbau einer bisexuellen Neigung definieren. |
Das meinte ich, als ich schrieb:
Leony hat folgendes geschrieben: | Homosexualität hat zwei Aspekte:- Der Wunsch und die Fähigkeit, sexuelle Beziehungen zu Menschen des gleichen Geschlechts
als befriedigend und beglückend zu erleben;
- ...
Der erste Aspekt ist keine Krankheit, sondern eine Möglichkeit, glücklich zu werden.
„Therapien“, in denen versucht wird, diesen ersten Aspekt zu unterdrücken, sind üble Scharlatanerie. |
Eine andere Geschichte wäre es, wenn es der Aufbau einer bisexuellen Neigung gelänge
und der Mensch daraufhin in heterosexuellen Beziehungen sexuelle Befriedigung finden könnte.
Wenn dadurch der Wunsch nach homosexuellen Beziehungen weniger dringend würde,
dann wäre das okay.
Aber jeder Versuch, direkt gegen homosexuelle Neigungen anzugehen, muss strikt abgelehnt werden. |
So kategorisch würde ich das vielleicht doch nicht sagen. Nehmen wir an, der Aufbau einer bisexuellen Neigung würde tatsächlich irgendwie gelingen (wenn es nicht klappt, was ich für wesentlich wahrscheinlicher halte, käme der Betroffene dann wenigsten zu der Erkenntnis, dass er mit seiner Homosexualität und den damit verbundenen Reaktionen seines Umfelds umgehen lernen muss). Nehmen wir weiter an, die homosexuelle Neigung würde aufgrund einer tiefgreifenden, nur schwer therapierbaren Internalisierung homosexuellenfeindlicher Einstellungen und wahnhafter Erwartungsängste (z.b. ich komme aufgrund dieser Empfindungen in die Hölle) immer noch als starke Belastung erlebt, dann ist der Wunsch, diese Neigung loszuwerden und damit das eigene Leid zu minimieren natürlich genauso legitim und ernst zu nehmen wie der Wunsch, das eigene persönliche Glück durch Schaffung zusätzlicher Alternativen zu maximieren. In jedem Fall muss eine Abwägung möglichst ohne ideologische Scheuklappen erfolgen, welche therapeutischen Interventionen für das psychosoziale Wohlbefinden des Individuum den größten Erfolg verprechen. Ob man mit solchen Überlegungen den "nützlichen Idioten" (Raphael) für irgendwelche Interessensgemeinschaften spielt, ist für mich bei dieser Betrachtung nur sekundär von Bedeutung, wenngleich man das immer Auge behalten sollte, um unerwünschten Nebeneffekten ggf. aufklärerisch entgegenwirken zu können.
_________________ posted by Babyface
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#140013) Verfasst am: 19.06.2004, 17:34 Titel: |
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@ Babyface
Wie Du bei Deiner kirchentreuen Gesinnung das Wort "aufklärerisch" überhaupt in den Mund nehmen kannst, ist mir ein Rätsel. Du bist wirklich der beste beweis für die von mir vertretene These von den Parallelen zwischen Antijudaismus und Heterosexismus. Nehmen wir an, das Jüdischsein würde auf Grund einer tief greifenden, nur schwer therapierbaren Internalisierung judenfeindlicher Einstellungen und wahnhafter Erwartungsängste (z.B. ich komme auf Grund meiner jüdischen Religion in die Hölle) immer noch als starke Belastung erlebt, dann ist der Wunsch, diese Religion loszuwerden und damit das eigene Leid zu minimieren, legitim und ernst zu nehmen - also auf zum nächsten Taufbecken! Die klassische Einstellung eines jeden katholischen Judenmisionars. Welche Minderheit sich dieser Menschen verachtende Missionseifer aussucht, ist zweitrangig. Nicht die gleichheitswidrige Gesetzeslage, nicht die menschenunwürdige Einstellung von Teilen der Gesellschaft sind zu ändern, nein, sondern die Gegebenheit, genauer: der Mensch, der unter dieser gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklung zu leiden hat. Toller Problemlösungsmechanismus. Was machen wir mit Behinderten, denen die Gesellschaft mit Vorurteilen, fehlender Chancengleichheit, mangelhaften Arbeitsplätzen und schlechter Bezahlung gegenüber tritt? Wie ändern wir die? Was machen wir mit Schwarzen, die wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden? Weiß anmalen?
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#140017) Verfasst am: 19.06.2004, 18:02 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich bin nur der Meinung, dass jeder das Recht und die Fähigkeit hat, seine sexuelle Prägung zu verändern, WENN ER DAS WÜNSCHT! |
Tarvoc, ich denke, du überschätzt die Möglichkeiten, die eigene sexuelle Ausrichtung zu verändern.
Nach meinen Informationen (von Fachleuten) gibt es Menschen,
die derart auf ihre heterosexuelle oder homosexuelle Ausrichtung festgelegt sind,
dass sie an der jeweiligen Alternative gar keine Freude haben.
Eine Therapie mit dem Ziel der Bisexualität könnte m. E. nur dann Erfolg haben,
wenn der Mensch eine bisexuelle Veranlagung mitbringt,
aber aus irgendwelchen Gründen gehindert war, beide Möglichkeiten zu entwickeln.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#140019) Verfasst am: 19.06.2004, 18:05 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Es gibt nun mal Dinge, die vorgegeben sind, z.B. Körpergröße, Hautfarbe, Händigkeit, sexuelle Ausrichtung, Geschlecht (lassen wir mal Transsexualität außen vor, bei der aber auch zumindest die Eigenwahrnehmung vorgegeben ist). Wer ds alles nicht akzeptiert, hat in der Tat ein Problem, und dem sollte man mit psychologischen Mitteln zu Leibe rücken (dem Problem, nicht dem Menschen). Ich halte es aber für gefährlich und unsinnig, jede natürliche Gegebenheit der Disposition des Einzelnen anheim zu stellen, Veränderbarkeit zu suggerieren und zu propagieren, statt Akzeptanz zu fördern. |
Raphael, du scheinst ein Problem damit zu haben,
dass verschiedene Menschen verschiedene Wünsche und verschiedene Möglichkeiten haben.
Wenn ein Mensch den Wunsch und die Möglichkeit hat,
eine bislang unentwickelte Seite seiner Bisexualität zur Entfaltung zu bringen,
was spräche dagegen?
Eine natürliche Gegebenheit der Disposition des Einzelnen anheim zu stellen,
das kann in bestimmten Fällen unsinnig und gefährlich sein.
Aber bevor man das als Argument gegen bestimmte Wünsche nach Veränderung verwendet,
braucht man eine Begründung, warum man es bei diesen bestimmten Wünschen für unsinnig und gefährlich hält;
alles andere ist Dogmatismus.
In dem Fall, den wir diskutieren, kann die Gefahr bestehen, dass unrealistische Erwartungen geweckt werden.
Auf dies Risiko müssen wir aber nicht zwangsläufig mit einer generellen Ablehnung von Therapieversuchen reagieren.
Wir können prüfen, ob dies Risiko sich im Einzelfall auch auf andere Weise vermeiden lässt,
z. B. dadurch, dass man dem Therapiesuchenden eine realistische Vorstellung von den Erfolgsaussichten vermittelt.
Du scheinst zu befürchten, dass Therapieversuche der Akzeptanz abträglich sein könnten.
Falls du mit „Akzeptanz“ meinst, dass jemand seine eigene Veranlagung akzeptiert:
Dazu schrieb ich bereits: Zitat: | Nach allem, was ich über Homosexualität weiß, müsste mit der Möglichkeit gerechnet werden,
dass der gewünschte Erfolg ausbleibt.
In einer seriösen Therapie müsste das von Anfang an klargestellt werden,
und es müsste, soweit nötig, darauf hingearbeitet werden,
dass der Betroffene auch mit einem solchen Ergebnis gelassen umgehen kann. |
Das heißt, es muss von Anfang an darauf hingearbeitet werden, Akzeptanz zu ermöglichen
für den Fall, dass die gewünschte Veränderung nicht eintritt.
Wenn sie aber eintreten kann – warum sollte man einen unerwünschten Status quo akzeptieren?
Falls du mit „Akzeptanz“ meinst, dass Homosexuelle von anderen Menschen akzeptiert werden,
dann scheinen deine Befürchtungen darauf zu beruhen,
dass Homosexuelle vielfach ihre Homosexualität mit dem Argument verteidigt haben,
dass sie ja gar nicht anders könnten.
Möglicherweise befürchtest du, dass diesem Argument die Schlagkraft entzogen werden könnte,
wenn sich zeigen würde, dass es Homosexuelle gibt, die doch anders können.
Das sollte kein Grund sein,
Menschen, die versuchen wollen, sich neue Möglichkeiten zu eröffnen,
aufzufordern, solche Versuche zu unterlassen;
denn das wäre Bevormundung.
Stattdessen sollten wir offensiv die Überzeugung vertreten,
dass jeder Mensch ein Recht hat, seinen homosexuellen Neigungen nachzugehen,
egal, ob er nicht anders kann
oder ob er zwar anders kann, aber gar nicht anders will.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#140027) Verfasst am: 19.06.2004, 19:12 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Leony hat folgendes geschrieben: | ...
Aber jeder Versuch, direkt gegen homosexuelle Neigungen anzugehen, muss strikt abgelehnt werden. |
So kategorisch würde ich das vielleicht doch nicht sagen. Nehmen wir an, der Aufbau einer bisexuellen Neigung würde tatsächlich irgendwie gelingen (wenn es nicht klappt, was ich für wesentlich wahrscheinlicher halte, käme der Betroffene dann wenigsten zu der Erkenntnis, dass er mit seiner Homosexualität und den damit verbundenen Reaktionen seines Umfelds umgehen lernen muss). Nehmen wir weiter an, die homosexuelle Neigung würde aufgrund einer tiefgreifenden, nur schwer therapierbaren Internalisierung homosexuellenfeindlicher Einstellungen und wahnhafter Erwartungsängste (z.b. ich komme aufgrund dieser Empfindungen in die Hölle) immer noch als starke Belastung erlebt, dann ist der Wunsch, diese Neigung loszuwerden und damit das eigene Leid zu minimieren natürlich genauso legitim und ernst zu nehmen wie der Wunsch, das eigene persönliche Glück durch Schaffung zusätzlicher Alternativen zu maximieren. In jedem Fall muss eine Abwägung möglichst ohne ideologische Scheuklappen erfolgen, welche therapeutischen Interventionen für das psychosoziale Wohlbefinden des Individuum den größten Erfolg verprechen. |
Vielleicht hast du Recht, dass ich ein klein wenig zu strikt war. Mag sein, dass es Patienten gibt,
bei denen ein direktes Vorgehen gegen homosexuelle Neigungen das kleinere Übel ist.
Problematisch ist es auf jeden Fall.
Wenn überhaupt, dann müsste man sich sehr gründlich vergewissern,
ob die heterosexuelle Seite der Bisexualität, die man aufgebaut zu haben meint,
auch wirklich vorhanden und stabil ist,
oder ob der Patient sich da selbst etwas vormacht.
Außerdem müsste man sich sehr gründlich vergewissern, ob es nicht doch bessere Alternativen gibt,
ob man nicht doch langfristig etwas erreichen kann
gegen internalisierte homosexuellenfeindliche Einstellungen und/oder wahnhafte Erwartungsängste.
Eine Therapie mit dem Ziel, den homosexuellen Neigungen entgegenzuwirken, mag manchmal schnellere Wirkungen zeigen;
das allein rechtfertigt nicht ihre Anwendung.
Zu den therapeutischen Interventionen, die ohne ideologische Scheuklappen erwogen werden sollten,
kann m. E. in bestimmten Fällen auch gehören,
dass ein Patient Hilfen erhält, seine religiösen und sittlichen Überzeugungen zu überdenken,
Zusammenhänge zu erkennen und sich zu fragen, wie er bei näherer Betrachtung darüber urteilt.
Dass der Therapeut das nicht für Missionierungsversuche ausnutzen darf, sollte selbstverständlich sein.
Es sollte aber auch kein Tabu sein, wenn es die einzige erfolgversprechende Möglichkeit ist, dem Patienten zu helfen.
Bei großen Unterschieden in den religiösen oder sittlichen Auffassungen zwischen Therapeut und Patient
könnte es ratsam sein, dass der Patient für diese Gespräche einen anderen Therapeuten aufsucht.
Die Frage, was denn „große Unterschiede“ sind, ist nicht immer leicht zu beantworten.
Oberflächlich betrachtet, mag einem fundamentalistischen Christen ein Kuschelchrist näher stehen als ein Atheist.
Aber es kommt vor, dass der fundamentalistische Christ
sich mit einem Atheisten besser versteht als mit einem Kuschelchristen,
wenn er im Atheisten seine eigene klare, zum Schwarz-Weiß-Zeichnen neigende Art zu denken wiederfindet,
während er das Denken eines Kuschelchristen möglicherweise als Wischiwaschi empfindet.
Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl des Therapeuten ist natürlich die Frage, zu wem der Patient Vertrauen hat.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#140028) Verfasst am: 19.06.2004, 19:18 Titel: |
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Mir ging heute so durch den Kopf, dass überhaupt nicht geklärt ist, ob therapiewillige (oder -bedürftige) Homosexuelle wirklich nicht mit ihrer Sexualität klarkommen, oder ob sie möglicherweise eine "glattere" Lebensweise bevorzugen in einer Gesellschaft, die oftmals für das Selbstverständlichste (nämlich die Liebe und Leidenschaft einem bestimmten Menschen gegenüber oder das Bedürfnis danach) eine Rechtfertigung verlangen. Ich meine damit eine erlernte Bedürftigkeit.
Ich selber lebe in einem Umfeld, in dem so viel verschiedene Meinungen und Ansichten aufeinander prallen, dass man eigentlich schon alles mal gesehen hat und sich auch nicht mehr wundert oder groß befremdet ist. Dennoch habe ich - da ich mich sehr lange in homosexuellen Beziehungen befunden habe mit einem entsprechenden Bekanntenkreis - eine breite Palette von Anfeindungen erlebt (nicht nur bei mir, sondern auch im Bekanntenkreis; manche nur angedeutet, manche offen). Ich kann die oftmalige Igelhaltung von Raphael sehr gut nachvollziehen. Alleine das Bewusstsein: verflixt, ich lebe doch auch nicht anders als ihr Heterosexuellen und euch drängt man nie in den Erklärungszwang, warum ihr denn heterosexuell lebt. Objektiv gibt es dafür Gründe, die hatten wir schon häufiger hier als Thema. Subjektiv ist es einfach nur unangenehm oder lästig.
Ich habe zu der Zeit mal einen menschlich sehr interessanten Mann kennengelernt und ihn irgendwann einmal gefragt, ob er ein Problem damit hat, dass ich mit einer Frau zusammenlebe. Seine Antwort: Nö. Hast du ein Problem damit, dass ich Steinbock bin? Das war eine der sympathischsten Reaktionen, die ich bekommen habe und die ein Erklärungsbedürfnis überhaupt nicht hochkommen ließ.
Was ich damit sagen wollte: jeder, der in der Gesellschaft real oder vermeintlich außergewöhnlich ist, muss sich rechtfertigen. Sowas kann ordentlich an die Nieren gehen.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#140033) Verfasst am: 19.06.2004, 19:51 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: |
Na ich kann mir schwer einen heterosexuellen Mann vorstellen, der sich wünscht, schwul zu sein.
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Aehm, ich auch nicht, aber es gibt bestimmt nicht wenig Frauen die sich 'wuenschen', dass ihr Mann doch schwul werden solle....oder zumindest impotent.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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