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Querdenker registrierter User
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 1830
Wohnort: NRW
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(#1402353) Verfasst am: 08.12.2009, 03:37 Titel: Fehler im System? |
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Mir geht es gerade so durch den Kopf, das in den letzten Jahren/Jahrzehnten eine Verschlechterung von Quallität in vielen Bereichen gegeben hat. Software wird fehlerhaft auf den Markt geworfen, Hardware wird quasi mit eingebautem Verfallsdatum produziert, Ärzte werden nach Kranken bezahlt, ect. pp.
Ich meine: Wie groß ist wohl die Motivation, wenn jemand nach Kranken/Defektem bezahlt wird, Gesundes/Qualitativ vernünftiges, ausgereiftes, langlebiges zu Produzieren?
Liegt hier nicht ein Fehler im System, der zu vielerlei Problemen führt und wenn ja, wie könnte man das ändern und sollte man das überhaupt ändern?
_________________ Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. (Johann Wolfgang von Goethe)
Die Bibel: Ein Buch, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden (frei nach Tolkien)
Reinhard Mey - Sei wachsam (live)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26446
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1402354) Verfasst am: 08.12.2009, 04:55 Titel: Re: Fehler im System? |
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Querdenker hat folgendes geschrieben: | Mir geht es gerade so durch den Kopf, das in den letzten Jahren/Jahrzehnten eine Verschlechterung von Quallität in vielen Bereichen gegeben hat. Software wird fehlerhaft auf den Markt geworfen, Hardware wird quasi mit eingebautem Verfallsdatum produziert, Ärzte werden nach Kranken bezahlt, ect. pp.
Ich meine: Wie groß ist wohl die Motivation, wenn jemand nach Kranken/Defektem bezahlt wird, Gesundes/Qualitativ vernünftiges, ausgereiftes, langlebiges zu Produzieren?
Liegt hier nicht ein Fehler im System, der zu vielerlei Problemen führt und wenn ja, wie könnte man das ändern und sollte man das überhaupt ändern? |
Ich widerspreche grundsätzlich: Wir haben in der Geschichte der Menschheit noch nie eine qualitativ derart hochwertige Ware / Dienstleistung im Angebot gehabt wie heute (Ausnahme aus deiner Aufzählung ist das kaputte Gesundheits-System, das unser besoffener Gesetzgeber mit dem Risikostrukturausgleich geschaffen hat, um nicht den Schwachsinn korrigieren zu müssen, dass die privaten KVs sich die Rosinen aus dem Teig picken konnten.)
Normale Produktion: Wenn in den 60ern ein als besonders zuverlässig bekannter Wagen wie der Käfer 150.000km gelaufen ist, war das eine Ausnahme ,und es war nicht schön, mit diesem alten Auto zu fahren. Heute sind 150.000 bis 200.000 km für ein Auto relativ normal. (Mein Kleinwagen hat jetzt 140.000 drauf und ich werde ihn noch eine Weile fahren)
Wenn ich bei mir in die Küchen gucke, dann stehen da Geräte, von denen meine Eltern nicht geträumt haben - oder selbst so etwas simples wie ein Satz Kochmesser wäre für meine Mutter außerhalb ihrer Vorstellung einer privaten Küche gewesen.
Die Häuser brauchen heute weniger Energie, usw..
Software lasse ich mal außen vor, weil es soetwas früher nicht gab, die am Anfang der Computerei war soviel schlichter, dass sie mit der heutigen nicht vergleichbar ist - und wirklich fehlerärmer war sie nur in Ausnahmen.
Hardware (nicht auf Rechner bezogen)
Grundsätzlich gibt es zwei Gründe, in der Hardwareherstellung die Qualität nicht endlos werden zu lassen: Geräte mit mechanischen Anteil mit guter Funktion und hoher Laufzeit verlangen sehr geringe Toleranzen, die auch in der großindustriellen Fertigung so teuer sind, dass sie keiner zu bezahlen bereit ist: Wirb mal damit, dass dein Produkt zwar dreimal soviel kostet, aber dafür viermal so lange hält und während dieser Zeit nur die Hälfte der Wartung kostet. Das Produkt wirst Du selbst in der Industrie nicht los, wo der Einkauf von BWLern gemacht wird, weil die Amortisationszyklen nicht so lang sind. Die normale Kundenantwort ist: Aber das Produkt X von Y kostet nur ein Drittel und kann auch das und das und entweder, sie werden konkurrenzfähig oder sie verschwinden vom Markt.
Ein weiterer kundenorientierter Grund für nicht so hohe Standzeiten bei geringerem Preis sind Produktinnovationen, die bei langen Standzeiten nicht mitgemacht werden können. Meine alte Nikon F funktioniert noch immer, aber was hat es in der Zwischenzeit nicht schon alles auf dem Photosektor gegeben - und dabei war die Nikon F preisoptimiert: Das Objektivbajonett, das heute noch für seine Robustheit bekannt ist, hängt an 3 Schräubchen M1,7. Das Bajonett der Leica hing an 6 Schrauben M2.
Ein herstellerorientierter Grund ist ganz schlicht auch das Überleben: Wenn ich jedem Kunden nur ein Teil verkaufen kann, das lebenslang hält - unabhängig von den Produktionskosten: Was muss ich für einen Preis nehmen, dass ich davon leben kann, auch wenn mein Absatz erheblich geringer ist?
Noch ein Satz zum eingebauten Verfallsdatum: Ich habe Gründe genannt, warum Waren nicht unsterblich sein sollten, aber es gibt tatsächlich auch produktive Forderungen für bestimmte Teile, die eine Lebensdauer von x zu erfüllen haben und danach kaputt gehen sollen. Hier bei handelt es sich aber üblicherweise um Sicherheitskonzepte: Wenn ich z.B. ein Auto ansehe, mit dem die Leute auf der Autobahn 200km pro Std fahren (das gilt auch für alle anderen Autos) dann wäre es fatal, wenn bei so einer Fahrt ein Teil der Lenkung bricht. Das heißt, es gibt bei allen Teilen, deren Versagen fatal wäre, ein Teil, das zuerst kaputtgeht, ohne dass es dabei zu größeren Schäden kommt. Bei der Gelegenheit wird dann die gesamte Funktionsgruppe ausgewechselt. Während des Studiums zu lernen, wie man für eine definierte Standzeit produziert, ist also nicht unbedingt ein Zeichen unseres Sittenverfalles.
Ein Unterschied zu früher, der mir noch einfällt: Wir wissen heute erheblich genauer, welchen Belastunge ein bestimmtes Formstück erträgt. Früher hat man diese Unkenntnis mit dem dicken Daumen ausgeglichen und damit praktisch einen Sicherheitsfaktor von 2-4 in der Konstruktion gehabt. Wenn die Firma Trallala heute Ladekräne für 20 t Last verkauft, dann hebt dieser Kran 20 t und macht bei 30 t die Beine breit. Der Vorgänger, der 1940 verkauft wurde, arbeitet noch und wird auch gelegentlich für 40 t missbraucht. Einen Kran für 40 t gibt es heute auch, der ist allerdings teurer.
Das Thema erinnert mich außerdem noch ein bisschen an die Würstchen bei Aldi (Fleischanteil 5?% - frag bitte nicht, wann das war), wo ein Journalist mal ganz erbost gefragt hat, wie man das wagen könne, soetwas überhaupt anzubieten. Der bekam die Antwort, dass man sehr gerne hochwertigere Würstche verkaufen würde, aber dafür einen ganz andern Preis haben müsste. Und es werde halt in dieser Preisgruppe nachgefragt.
Du bestimmst selbst über den Preis, was Du kaufst.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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boomklever Impfgegnergegner
Anmeldungsdatum: 25.07.2006 Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart
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(#1402359) Verfasst am: 08.12.2009, 07:34 Titel: Re: Fehler im System? |
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Querdenker hat folgendes geschrieben: | Software wird fehlerhaft auf den Markt geworfen,
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Du verwendest offensichtlich die falsche Software. Und MS war schon seit jeher schlecht, bzw. hat seine End-User als Beta-Tester misbraucht. Im Gegenteil: Durch die immer grössere Rolle von FOSS glaube ich, dass sich Software im Laufe der letzten Jahre stetig verbessert hat.
Querdenker hat folgendes geschrieben: |
Hardware wird quasi mit eingebautem Verfallsdatum produziert
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Das halte ich schlicht fuer ein Geruecht. Mir ist noch nie etwas derartiges aufgefallen.
_________________
Don't gift pearls before casting an octopus in a movie.
-- Cherry (ACNH)
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Dr. Benchmark Radikal-Liberalist
Anmeldungsdatum: 09.08.2006 Beiträge: 1288
Wohnort: Bayern
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(#1402376) Verfasst am: 08.12.2009, 08:47 Titel: Re: Fehler im System? |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Ich widerspreche grundsätzlich:[.................]Du bestimmst selbst über den Preis, was Du kaufst.
fwo |
Au Mann, in Deinen Beiträgen könnte ich stundenlang schmökern!
Hast Du schonmal daran gedacht, ein Buch zu schreiben?
_________________
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1402383) Verfasst am: 08.12.2009, 09:10 Titel: |
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Das ist kein Systemfehler. Das System ist der Fehler.
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1402389) Verfasst am: 08.12.2009, 09:32 Titel: Re: Fehler im System? |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Software lasse ich mal außen vor, weil es soetwas früher nicht gab, die am Anfang der Computerei war soviel schlichter, dass sie mit der heutigen nicht vergleichbar ist - und wirklich fehlerärmer war sie nur in Ausnahmen.
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Als ich den OP gelesen habe, war meine erste Reaktion:
Ich zähle meine offenen Tabs und ich erinnere mich, als mein Computer abstürzte, wenn ich irrtümlich auf einen Link doppelgeklickt statt einfachgeklickt habe, weil er zwei Netscapefenster gleichzeitig nicht gepackt hat.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1402814) Verfasst am: 09.12.2009, 10:20 Titel: Re: Fehler im System? |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich widerspreche grundsätzlich: Wir haben in der Geschichte der Menschheit noch nie eine qualitativ derart hochwertige Ware / Dienstleistung im Angebot gehabt wie heute (Ausnahme aus deiner Aufzählung ist das kaputte Gesundheits-System...
Du bestimmst selbst über den Preis, was Du kaufst. |
Grundsätzliche Zustimmung und ein klasse Beitrag! Nur noch einen kleinen Einwand bzw. Ergänzung. Was nicht funktioniert, ist nicht nur das Gesundheitssystem. Es sind alle Systeme, die staatlich betrieben werden. Schulen, Universitäten sind Paradebeispiele, aber auch jede Form staatlicher Verwaltung. Das ist übrigens nicht aus den persönlichen Charaktereigenschaften oder intellektuellen Fähigkeiten der dort Beschäftigeten zu erklären. Woran es liegen könnte, kann man sicher diskutieren. Das liegt oft schlicht an der unklaren Aufgabenstellung: Was ist eine Schule? Bildungsanstalt, Aufbewahrungsort, Sozialstation? Dann die Art, wie im öffentlichen Dienst Beförderungen vorgenommen werden. Nach Dienstalter, Parteizugehörigkeit, Konfession, Geschlecht. Qualifikation kommt ganz zum Schluß, wenn, die die über Einstellungen entscheiden, überhaupt wissen, was das ist. Hier könnte man noch mit viel Freude weitermachen.
P.S.: Privatisierung ist auch keine Lösung, haben wir ja probiert.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26446
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1402820) Verfasst am: 09.12.2009, 11:00 Titel: Re: Fehler im System? |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ....Was nicht funktioniert, ist nicht nur das Gesundheitssystem. Es sind alle Systeme, die staatlich betrieben werden. Schulen, Universitäten sind Paradebeispiele, aber auch jede Form staatlicher Verwaltung. Das ist übrigens nicht aus den persönlichen Charaktereigenschaften oder intellektuellen Fähigkeiten der dort Beschäftigeten zu erklären. Woran es liegen könnte, kann man sicher diskutieren. Das liegt oft schlicht an der unklaren Aufgabenstellung: Was ist eine Schule? Bildungsanstalt, Aufbewahrungsort, Sozialstation? Dann die Art, wie im öffentlichen Dienst Beförderungen vorgenommen werden. Nach Dienstalter, Parteizugehörigkeit, Konfession, Geschlecht. Qualifikation kommt ganz zum Schluß, wenn, die die über Einstellungen entscheiden, überhaupt wissen, was das ist. Hier könnte man noch mit viel Freude weitermachen.
P.S.: Privatisierung ist auch keine Lösung, haben wir ja probiert. | fett von mir
Du hast beide wesentlichen Punkte genannt:
1. Die Aufgabendefiniton erfolgt in Parlamenten, in die die Parteien Schwachköpfe entsenden, damit es nicht auffällt, dass ganz viel Formulierungsarbeit von Lobbyisten gemacht wird. Peinlicherweise wird das besonders da deutlich, wo nicht viel Lobby stattfindet - z.B. im Bildungssektor.
2. Natürlich ist Privatisierung keine Lösung, weil die Firmen an exakt der gleichen Krankheit leiden, einer überbordenden Bürokratie, die bei Betrieben ab 100 Leuten losgeht. Und Behörden reihen sich hier nicht nur nahtlos ein, sie sind heute z.T. effizienter als vergleichbare private Firmen.
Die wesentlichen Probleme sehe ich im Primat des kurzfristig Käufmännischen und damit verbunden in einer Elitenfindung, die Soziopathen begünstigt. Die Leute, die sich heute um Ethik im Management bemühen, arbeiten nmM an Symptomen.
fwo
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1403005) Verfasst am: 09.12.2009, 16:35 Titel: Re: Fehler im System? |
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esme hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Software lasse ich mal außen vor, weil es soetwas früher nicht gab, die am Anfang der Computerei war soviel schlichter, dass sie mit der heutigen nicht vergleichbar ist - und wirklich fehlerärmer war sie nur in Ausnahmen.
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Als ich den OP gelesen habe, war meine erste Reaktion:
Ich zähle meine offenen Tabs und ich erinnere mich, als mein Computer abstürzte, wenn ich irrtümlich auf einen Link doppelgeklickt statt einfachgeklickt habe, weil er zwei Netscapefenster gleichzeitig nicht gepackt hat. |
Mal eine ganz DAU-mässige Frage in die Runde: macht das speichermässig einen (großen) Unterschied, ob ich neue Fenster oder neue Tabs aufmache?
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26446
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1403069) Verfasst am: 09.12.2009, 18:38 Titel: Re: Fehler im System? |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | .....
Mal eine ganz DAU-mässige Frage in die Runde: macht das speichermässig einen (großen) Unterschied, ob ich neue Fenster oder neue Tabs aufmache? |
Da brauchst Du dich nicht zu schämen - die Beantwortung dieser Frage verlangt sowohl windowsspezifisches Wissen (Speicherverwaltung > eventuelle Blockgröße?) als auch browserspezifisches Wissen, ist also keine DAU-Frage.
Aber der Unterschied sollte (zumindest bei einem anständigen System - MS?) vernachlässigbar sein. Ich habe jedoch von beidem kein Spezialwissen. Wenn ich es unbedingt wissen wollte, würde ich den Windowstaskmanager nehmen, (oder mir von einer vertrauenswurdigen Stelle (z.B. Heise) irgendwelche Monitorsoftware runterziehen, die mir den verfügbaren Speicher anzeigt) und mir das Verhalten dort nach den entsprechenden Aktionen ansehen.
Den Taskmanager erreichst Du mit "Strg Alt Entf". Um Dein Programm zu finden, selektierst Du es in der Sicht Anwendungen und wählst über die rechte Maustaste zu "Prozess wechseln". Da siehst Du den aktuellen Speicherbedarf.
Vor den beiden Tests jeweils den Browser neu starten.
viel Spaß.
fwo
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Heizölrückstoßabdämpfung Hedonist

Anmeldungsdatum: 26.07.2007 Beiträge: 17543
Wohnort: Stralsund
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(#1403156) Verfasst am: 09.12.2009, 20:49 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Grundsätzlich gibt es zwei Gründe, in der Hardwareherstellung die Qualität nicht endlos werden zu lassen: Geräte mit mechanischen Anteil mit guter Funktion und hoher Laufzeit verlangen sehr geringe Toleranzen, die auch in der großindustriellen Fertigung so teuer sind, dass sie keiner zu bezahlen bereit ist: Wirb mal damit, dass dein Produkt zwar dreimal soviel kostet, aber dafür viermal so lange hält und während dieser Zeit nur die Hälfte der Wartung kostet. Das Produkt wirst Du selbst in der Industrie nicht los, wo der Einkauf von BWLern gemacht wird, weil die Amortisationszyklen nicht so lang sind. Die normale Kundenantwort ist: Aber das Produkt X von Y kostet nur ein Drittel und kann auch das und das und entweder, sie werden konkurrenzfähig oder sie verschwinden vom Markt. |
Das ist richtig und deckt sich mit meiner Erfahrung, jedoch gibt es zwei Ausnahmen:
Während selbst Flugzeugbauer und Hersteller von Herzschrittmachern um den Preis feilschen, ist es dem Militär und den Geheimdiensten völlig egal, was das Produkt kostet. Da zählt nur die Qualität.
Ich habe das schon mehrmals erlebt. Eine Leiterplatte für hochwertige Industrieanwendungen kostet meist irgendwas im ein- bis zweistelligen Eurobereich. Es gibt seltene Ausnahmen, wo einzelne Prototypen auch mal einige Hundert Euro kosten. Dagegen habe ich schon häufiger Leiterplatten für militärische bzw. geheimdienstliche Zwecke gesehen, die mehrere tausend Euro pro Stück kosteten. Da hieß es nur: "Wir wollen das Produkt X mit den Eigenschaften a, b, c,... Der Preis spielt keine Rolle."
Edit: Zitat repariert.
_________________ „Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ Curt Goetz
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1403178) Verfasst am: 09.12.2009, 21:26 Titel: Re: Fehler im System? |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Die wesentlichen Probleme sehe ich im Primat des kurzfristig Käufmännischen und damit verbunden in einer Elitenfindung, die Soziopathen begünstigt. Die Leute, die sich heute um Ethik im Management bemühen, arbeiten nmM an Symptomen. |
Dahinter steckt, denke ich, noch mehr. Systeme wie Schulen oder Behörden haben unterschiedliche Funktionen. Zum einen die nach außen gerichtete, bei den Schulen also das Bilden oder Ausbilden von Schülern, zum anderen die nach innen gerichtete, die Beschäftigung von Lehrern, das Bereitstellen von Ausstiegschancen usw.
Während bei Privatbetrieben, besonders wenn sie inhabergeführt sind (was es immer weniger gibt, wenn an von den Scheinselbständigen absieht), der Druck des Marktes für eine Optimierung sorgt, der Chef also den Sohn seines Vetters vermutlich nicht einstellen wird, wenn das eine Pfeife ist, gibt es diesen Optimierungsdruck bei in staatlichen und halbstaatliche Organisationen nicht.
Eine Schule bleibt eine Schule, auch wenn der Chef ein inkompetenter Idiot ist, solange er sich nicht mit seinen Vorgesetzten anlegt oder soviel Blödsinn macht, daß es in der Zeitung steht - solange der Chef der Nachbarschule auch ein Idiot ist. Da es also aus der Sicht der Schulbehörden egal ist, wie gut ein Schulleiter ist, oder sie den Unterscheid zwischen gut und schlecht gar nicht kennen, weil schon die Schulbehörde wesentlich nach Partei- oder Konfessionszugehörigkeit besetzt wurde, kommen nun all die anderen "Sachzwänge" zum Tragen: Folgsamkeit gegenüber den Vorgesetzten, Proporzgedanken, Protektion, Vetternwirtschaft usw.
Wenn man dann noch berücksichtigt, daß schlechte Vorgesetzte gute Mitarbeiter nicht brauchen können (weil sie ihnen vermutlich mit Recht widersprechen), wird das ganze System zwangsläufig immer dümmer. Nimmt man dann noch unser Berufbeamtentum mit seiner Unkündbarkeit hinzu und berücksichtigt, daß dieser Prozeß schon seit 1949 läuft, wundert einen, daß bei uns überhaupt noch etwas geht.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
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Friedrich Nietzsche
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Botschafter Kosh auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 26.11.2007 Beiträge: 3972
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(#1403233) Verfasst am: 09.12.2009, 22:37 Titel: |
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Jedes System hat Schwächen. Diese zu kennen lässt sich zum eigenen Vorteil nutzen.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26446
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1403353) Verfasst am: 10.12.2009, 02:52 Titel: |
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Heizölrückstoßabdämpfung hat folgendes geschrieben: | ....Dagegen habe ich schon häufiger Leiterplatten für militärische bzw. geheimdienstliche Zwecke gesehen, die mehrere tausend Euro pro Stück kosteten. Da hieß es nur: "Wir wollen das Produkt X mit den Eigenschaften a, b, c,... Der Preis spielt keine Rolle.".... |
Das ist so.
Beim Militär hast Du halt den Fall, dass die Belastungen, unter denen die Betriebssicherheit garantiert werden muss, ganz andere sind als für Normalgeräte - die Teile sollen kampftauglich sein und diese Eigenschaft auch behalten, wenn der Bediener aus existenziellen Gründen das Wartungsintervall einmal nicht einhalten kann.
Das heißt, dass Gerätschaften mit Militärspezifikation fast zwangsweise erheblich teurer sind als normale Gerätschaften, auch wenn da "heavy duty" draufsteht.
Nur Fertigung in Weltraumspezifikation ist noch teuerer.
Aber die Teile, auf denen ein Preis draufsteht, sind gar nicht die teuersten. Richtig Geld wird versenkt, wenn nicht Teile mit bstimmter Spezifikation gekauft werden, sondern wennn Entwicklungsaufträge erteilt werden, deren Ergebnis dann komischerweise Eigentum der entwickelnden Firma bleibt .......
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ....
Während bei Privatbetrieben, besonders wenn sie inhabergeführt sind (was es immer weniger gibt, wenn an von den Scheinselbständigen absieht), der Druck des Marktes für eine Optimierung sorgt, der Chef also den Sohn seines Vetters vermutlich nicht einstellen wird, wenn das eine Pfeife ist, gibt es diesen Optimierungsdruck bei in staatlichen und halbstaatliche Organisationen nicht. .... |
Im Kleinbetrieb stimmt das, in dem, was heute mittelständisch genannt wird, schon nicht mehr unbedingt. Da wird die Entscheidung auch nicht mehr unbedingt vom Chef gefällt, aber der Entscheider wird sich hüten, familiäre Bindungen zu übergehen: Ich denke grade an einen Auftrag, der an eine Firma ging, an der ein Verwandter des Chefs beteiligt war - und das, obwohl mit dieser Firma keine guten Erfahrungen gemacht worden waren.
Was mir in dem Zusammenhang auch einfällt, war die einstündige Klage eines Außenhandelsspezialisten, der für die Zollabwicklung zuständig war. Das war er nun schon in der dritten Firma und seine Erfahrung war gerade wieder zum dritten Mal, dass die Zollbehörden in der Lösung der Außenhandelsprobleme, die er zu lösen hatte, wesentlich flexibler waren als die Firma, für die er arbeitete. Und es war für mich bei meiner Arbeit erkennbar, dass der Mann Recht hatte: Ich habe da in einem Fall Programme modifiziert, weil die Änderung im Customizing, die das eigentlich erledigt hätte, wegen Zuständigkeitsquerelen nicht termingerecht zustandekam. Für die, die das nicht verstehen: Das war eine Todsünde.
Wenn Du nicht selbst an der Führung beteiligt bist - da greifen dann Selbsschutzmechanismen in deiner Wahrnehmung - dann wird die Verwunderung, dass unsere Wirtschaft überhaupt so gut funktioniert, um so größer, je größer dein Einblick ist.
Noch ein Satz zu den Schulen: Die sind ein schlechtes Beispiel, weil die durch die Länderhoheit besonders durch politische Dummerhaftigkeiten gebeutelt sind. Ohne jetzt eine Diskussion zu Schulsystemen anzufangen (die gibt es hier irgendwo schon), muss man einfach feststellen, dass skandinavischen Schulen, auch Behörden!, generell hervorragend arbeiten. Ich glaube, Du unterschätzt etwas den Idealismus, mit dem auch in Behörden gerarbeitet wird. Wenn Behörde nicht funktioniert, dann liegt es regelmäßig nicht am Behördesein, sondern daran, dass Politiker es regelmäßig schaffen, die Rahmenbedingungen zu (zer)stören, die Idealismus braucht, um zu gedeihen. Ein Extremfall davon : Finanzbeamte werden für psychisch krank erklärt und rausgeworfen
fwo
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1403384) Verfasst am: 10.12.2009, 09:46 Titel: Re: Fehler im System? |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich widerspreche grundsätzlich: Wir haben in der Geschichte der Menschheit noch nie eine qualitativ derart hochwertige Ware / Dienstleistung im Angebot gehabt wie heute (Ausnahme aus deiner Aufzählung ist das kaputte Gesundheits-System...
Du bestimmst selbst über den Preis, was Du kaufst. |
Grundsätzliche Zustimmung und ein klasse Beitrag! Nur noch einen kleinen Einwand bzw. Ergänzung. Was nicht funktioniert, ist nicht nur das Gesundheitssystem. Es sind alle Systeme, die staatlich betrieben werden. |
Ich halte es für übertrieben, pauschal zu sagen, daß es nicht funktioniert. Es funktioniert ja im Prinzip, aber häufig suboptimal. Und das liegt m.E. daran, wenn sachfremde Interessen hineingetragen werden.
Ein Beispiel aus einem Bereich in dem ich mich auskenne: Die staatliche Eisenbahn hat immer hervorragend funktioniert, allerdings so gut, daß ihr von der Politik Aufgeben übertragen wurden, für die sie nicht gedacht war. Das ging von den Reparationslasten des Ersten Weltkriegs bis hin zu versteckter Sozial- und Familienpolitik in der Bundesrepublik. Meine Auffassung ist, wenn staatliche Institutionen versagen, dann meist deswegen, weil die Politik nicht in der Lage ist, für angemessene Rahmenbedingungen zu sorgen.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1403386) Verfasst am: 10.12.2009, 09:55 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Ich glaube, Du unterschätzt etwas den Idealismus, mit dem auch in Behörden gerarbeitet wird. Wenn Behörde nicht funktioniert, dann liegt es regelmäßig nicht am Behördesein, sondern daran, dass Politiker es regelmäßig schaffen, die Rahmenbedingungen zu (zer)stören, die Idealismus braucht, um zu gedeihen. Ein Extremfall davon : Finanzbeamte werden für psychisch krank erklärt und rausgeworfen |
Sehe ich auch so. Sinn und Zweck des Beamtentums ist es ja, sachfremde Einflußnahme auszuschließen oder doch zu erschweren. Wenn es mal nicht funktioniert, liegt es nicht am System, sondern daran, daß das System nicht konsequent genug angewendet wurde. Wenn z.B. die Mitarbeiter in der Finanzverwaltung nicht durch den Beamtenstatus geschütz wären, böten sich Politikern noch sehr viel umfassendere Möglichkeiten der Einflußnahme.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1403387) Verfasst am: 10.12.2009, 09:56 Titel: |
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Spartacus Leto hat folgendes geschrieben: | Das ist kein Systemfehler. Das System ist der Fehler. |
Wird hoechste Zeit, dass die grosse Revolution kommt, damit endlich die software besser wird!
_________________ Defund the gender police!!
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Querdenker registrierter User
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 1830
Wohnort: NRW
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(#1404755) Verfasst am: 13.12.2009, 02:30 Titel: Re: Fehler im System? |
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fwo hat folgendes geschrieben: | ...
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Danke fwo, das hast Du super erklärt. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet und kann Dir nur zustimmen.
_________________ Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. (Johann Wolfgang von Goethe)
Die Bibel: Ein Buch, sie zu knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden (frei nach Tolkien)
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