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Arabische Denker und Reformer
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1413494) Verfasst am: 05.01.2010, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat

eines ist wirklich nicht zu übersehen:
islamische denker (reformer kann man sie schlecht nennen, da sie nichts in politischer/religiöser hinsicht zu sagen haben und somit auch nichts verändern können) leben nicht besonders glücklich in ihrer islamischen umwelt...

Angkor hat folgendes geschrieben:
Sadik Jalal al-Azm
Mit seinen Beiträgen eckte er immer wieder mit dem syrischen Staatsapparat an und vermutlich hat ihn bisher nur sein Nachname und die angesehene Herkunft vor Schlimmerem bewahrt.

Eine gegen ihn ausgestellte Fatwa die ihn zum Atheisten erklärte, erfüllt ihn nach eigenen Angaben mit Stolz.


Angkor hat folgendes geschrieben:
Nasr Hamid Abu Zaid
Vermutlich ist der Name Abu Zaid dem einen oder anderen hier ein Begriff. Das dürfte wohl vor allem daran liegen, dass der 1943 geborene Ägypter vor den Extremisten in seiner Heimat in die Niederlande geflüchtet ist.


Angkor hat folgendes geschrieben:
Fatima Ahmed Ibrahim
Doch für ihr Engagement musste sie einen großen Preis bezahlen. Ihr Mann wurde aus politischen Gründen unter dem neuen Regime Dschafar Numairis getötet. Sie selbst musste mehrmals ins Gefängnis und stand einige Zeit unter Hausarrest.
1990 wanderte sie aufgrund des Putsches Omar Hassan al-Bashirs nach London aus und kehrte erst wieder im Jahre 2005 zurück.


Angkor hat folgendes geschrieben:
Saad Eddin Ibrahim
Unter einem Vorwand, dem Vorwurf der Diffamierung Ägyptens, wurde Ibrahim zu sieben Jahren Haft verurteilt. Dort war er mit Folter konfrontiert, was ihn nur in seinen Ansichten bestätigte. Im Jahr 2003 wurde die Verurteilung aufgehoben.

Zur Zeit ist er Professor für politische Soziologie an der Indian University und Gastwissenschaftler am Center for Middle Eastern Studies der Harvard University.


Angkor hat folgendes geschrieben:
Nawal el-Saadawi
Von 1992 bis 1997 lebte sie im Exil in den USA nachdem sie von religiöse Fundamentalisten Morddrohungen erhalten hatte. Dies nicht zuletzt durch ihre eigene Islaminterpretation, dargelegt im Buch „Das nackte Gesicht der arabischen Frau“.


nur einer in deiner liste, Angkor, hat dieses schicksal nicht erleidet..
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1413495) Verfasst am: 05.01.2010, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Angkor hat folgendes geschrieben:
Sadat war der lausige, unterdrückerische, antisemitische Kollaborateur der noch heute von westlichen Vertretern verklärt und verherrlicht wird und nach dem Plätze in Israel benannt sind.)


Kannst du das kurz ausführen? Also insbesondere Kollaborateur mit wem.

Danke. (Ich lese die Beiträge auch sonst, habe dazu aber momentan nicht viel zu sagen.)
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Angkor
registrierter User



Anmeldungsdatum: 14.03.2007
Beiträge: 1547

Beitrag(#1413521) Verfasst am: 05.01.2010, 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
eines ist wirklich nicht zu übersehen:
islamische denker (reformer kann man sie schlecht nennen, da sie nichts in politischer/religiöser hinsicht zu sagen haben und somit auch nichts verändern können) leben nicht besonders glücklich in ihrer islamischen umwelt...

Islamische Umwelt ist etwas zu kurz gegriffen, da viele gerade von den Herrschenden verfolgt werden, die relativ wenig mit Religion am Hut haben. In Ägypten sind zb. Parteien mit explizit religiösem Hintergrund verboten.
Saadawis Frauen Organisation wurde wegen Kritk am Golfkrieg aufgelöst, sie selbst kam wegen Regimekritik in den Knast.
Al-Azm lebt trotz der Atheistenfatwa in Syrien relativ unbehelligt. Anders würde es ihm ergehen, wenn er den Chef des Landes kritisieren würde.

Aber natürlich sind die religiösen Fundamentalisten in den Ländern ebenfalls ein sehr großes Problem.




@esme: Ich beziehe mich darauf, dass unter Sadat die unheilvolle Zusammenarbeit zwischen Ägypten und Israel begann, die nicht nur den Palästinensern schwer zusetzte. Seitdem haben es die israelkritischen Stimmen im Lande nicht leicht. Nicht zu verwechseln mit dem Antisemitismus der vor allem in der Staatsjournaille existent ist. Netanyahu hat seine Diplomaten angewiesen da aber ein Auge zuzudrücken. Man will ja schließlich das Regime nicht vergraulen, das einen so guten Job macht den Gazastreifen zu strangulieren (und dafür Milliarden kassiert).
Aber ich will nicht ins Detail gehen, wir sind dann ganz schnell o.t.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1413532) Verfasst am: 05.01.2010, 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

Angkor hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
eines ist wirklich nicht zu übersehen:
islamische denker (reformer kann man sie schlecht nennen, da sie nichts in politischer/religiöser hinsicht zu sagen haben und somit auch nichts verändern können) leben nicht besonders glücklich in ihrer islamischen umwelt...

Islamische Umwelt ist etwas zu kurz gegriffen, da viele gerade von den Herrschenden verfolgt werden, die relativ wenig mit Religion am Hut haben.

ist das überall so, dass die herrschenden mit dem islam nichts am hut haben? ist aber auch im übrigen egal, wenn sie sich dieses mittels bedienen. und fathwas werden ja auch nicht von herrschenden (es sei denn, sie sind mullahs) ausgesprochen.
das entscheidende ist, alle diese denker haben sich mit dem islam und den folgen für die bevölkerung, resp. wie man anders mit dem islam umgehen könnte, beschäftigt und sind dafür verfolgt, gefoltert worden, sind ins exil gegangen.
nun könnte man sagen, das hat alles nichts mit dem islam zu tun - ich schätze aber, das wäre echt zu kurz gegriffen. islam, wie andere religionen, haben sehr viel mit macht zu tun. diese strukturen zu kritisieren ist aber im islam besonders gefährlich.
um jetzt einen vergleich zu bringen:
man kann in überwiegend katholischen ländern die katholische kirche kritisieren (siehe frankreich, spanien, italien, etc.) ohne lebensbedrohende folgen fürchten zu müssen. der unterschied ist nämlich, dass es keine kirchenfürsten mehr an der macht gibt, im gegensatz zu mullahs, die staatpräsidenten oder minister werden.
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Critic
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16350
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1413592) Verfasst am: 06.01.2010, 02:04    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Angkor hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
eines ist wirklich nicht zu übersehen:
islamische denker (reformer kann man sie schlecht nennen, da sie nichts in politischer/religiöser hinsicht zu sagen haben und somit auch nichts verändern können) leben nicht besonders glücklich in ihrer islamischen umwelt...

Islamische Umwelt ist etwas zu kurz gegriffen, da viele gerade von den Herrschenden verfolgt werden, die relativ wenig mit Religion am Hut haben.

ist das überall so, dass die herrschenden mit dem islam nichts am hut haben? ist aber auch im übrigen egal, wenn sie sich dieses mittels bedienen. und fathwas werden ja auch nicht von herrschenden (es sei denn, sie sind mullahs) ausgesprochen.
das entscheidende ist, alle diese denker haben sich mit dem islam und den folgen für die bevölkerung, resp. wie man anders mit dem islam umgehen könnte, beschäftigt und sind dafür verfolgt, gefoltert worden, sind ins exil gegangen.
nun könnte man sagen, das hat alles nichts mit dem islam zu tun - ich schätze aber, das wäre echt zu kurz gegriffen. islam, wie andere religionen, haben sehr viel mit macht zu tun. diese strukturen zu kritisieren ist aber im islam besonders gefährlich.
um jetzt einen vergleich zu bringen:
man kann in überwiegend katholischen ländern die katholische kirche kritisieren (siehe frankreich, spanien, italien, etc.) ohne lebensbedrohende folgen fürchten zu müssen. der unterschied ist nämlich, dass es keine kirchenfürsten mehr an der macht gibt, im gegensatz zu mullahs, die staatpräsidenten oder minister werden.


Wobei die Entwicklung der Macht(mittel), die ein Kult einsetzt, ggf. historisch parallel ist. Auch in der antiken Welt gab es Fälle, in denen Menschen (auch frühe Naturforscher und Philosophen) wegen "Asebie" ("Gottlosigkeit", "Unfrömmigkeit"), "Unglaube", "Gotteslästerung" verfolgt wurden. In jedem Kult gab und gibt es Eiferer, genauso im Christentum wie im Islam: Man bedenke, daß man in Irland jetzt wieder "Blasphemie" zum Straftatbestand erklärt hat (bis auf weiteres, ich weiß ja nicht, ob nicht ein paar Iren extra laut fluchen werden, um die Lächerlichkeit des Ganzen zu untermauern), in Afrika sind evangelikale Eiferer aktiv, um biblisch begründete Strafrechte zu etablieren. Und das ist nicht anders zu verstehen als wenn irgendwo Wahabbiten die Scharia einführen. Andererseits war "das Christentum" 1400 Jahre nach seiner Einführung auch nicht minder fanatisch als "der Islam". Es könnte also sein, daß dieser "islamischen Reformation", wie sie von den Stockkonservativen betrieben wird, in ein paar Jahrzehnten bis Jahrhunderten auch eine Phase folgt, in der der Islam auch im Iran zu einer "Kulturreligion" wird, in der der Imam zwar zum Aschura-Fest von der Kanzel gegen die bösen Atheisten wettern wird, das die Leute aber nicht weiter kümmert...

Zum anderen kann man natürlich auch nach Unterschieden suchen, und könnte die Idee, daß es im Mittelalter die Vorstellung gab, daß Klerus und Adel zwei Stände seien, aber besonders Philosophien wie "ecclesia non sitit sanguinem" gleichermaßen eine Trennung von Staat und Kirche andeuteten -- aber auch gleichzeitig eine Verquickung, da zwar die Inquisition nicht selbst hinrichtete, ihre Opfer aber "dem weltlichen Arm" überantwortete. Und dem Landesherrn wäre es ggf. schlecht ergangen, hätte er die Urteile der Inquisition nicht vollstrecken lassen... Daneben waren etliche Landstriche seinerzeit im kirchlichen Besitz, und die jeweiligen Bischöfe und Äbte übten ihre Verwaltung ziemlich genauso aus wie ein x-beliebiger "weltlicher Landesherr".

[Edit: Manchmal passiert mir das, habe den noch fehlenden Satz vervollständigt.]
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"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)


Zuletzt bearbeitet von Critic am 07.01.2010, 05:30, insgesamt einmal bearbeitet
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1413726) Verfasst am: 06.01.2010, 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Angkor hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
eines ist wirklich nicht zu übersehen:
islamische denker (reformer kann man sie schlecht nennen, da sie nichts in politischer/religiöser hinsicht zu sagen haben und somit auch nichts verändern können) leben nicht besonders glücklich in ihrer islamischen umwelt...

Islamische Umwelt ist etwas zu kurz gegriffen, da viele gerade von den Herrschenden verfolgt werden, die relativ wenig mit Religion am Hut haben.

ist das überall so, dass die herrschenden mit dem islam nichts am hut haben? ist aber auch im übrigen egal, wenn sie sich dieses mittels bedienen. und fathwas werden ja auch nicht von herrschenden (es sei denn, sie sind mullahs) ausgesprochen.
das entscheidende ist, alle diese denker haben sich mit dem islam und den folgen für die bevölkerung, resp. wie man anders mit dem islam umgehen könnte, beschäftigt und sind dafür verfolgt, gefoltert worden, sind ins exil gegangen.
nun könnte man sagen, das hat alles nichts mit dem islam zu tun - ich schätze aber, das wäre echt zu kurz gegriffen. islam, wie andere religionen, haben sehr viel mit macht zu tun. diese strukturen zu kritisieren ist aber im islam besonders gefährlich.
um jetzt einen vergleich zu bringen:
man kann in überwiegend katholischen ländern die katholische kirche kritisieren (siehe frankreich, spanien, italien, etc.) ohne lebensbedrohende folgen fürchten zu müssen. der unterschied ist nämlich, dass es keine kirchenfürsten mehr an der macht gibt, im gegensatz zu mullahs, die staatpräsidenten oder minister werden.


In Honduras oder Kolumbien schicken sie Dir auch die christlichen Todesschwadronen auf den Hals, wenn Du es dort wagen solltest, etwas gegen GottundVaterland zu sagen.

Der Faschismus ist das modernisierte Mittelalterchristentum, übersetzt für die bürgerliche Epoche. Die Funktion ist dieselbe.

Ohne das politische Christentum, den Faschismus, hinzu zu nehmen, kann man keinen realistischen Vergleich zwischen den beiden Religionen durchführen.

Was die westlichen Industriestaaten etwa in Westeuropa betrifft, in denen es z.Zt. keine Zustände gibt wie in Honduras oder Kolumbien mit ihren klerikalfaschistischen Regimen, da schwirrt der Faschismus noch nicht wieder an der Regierung herum. Aber das ist noch nicht lange her und kann schneller wieder passieren, als wir gucken können.

Das Mittelalter auch in Westeuropa ist nicht erloschen, es schwelt weiter. Aber es lodert in Honduras und im Iran, das ist wahr.

Zitat:
Während katholische Kirche und Unternehmerverband die Untaten der Putschisten begrüßen, setzt die neue Regierung auf Zeit: Sind wir nur lange genug im Amt, finden sich genügend Realpolitiker, die mit uns reden...Die politische Rechte jubelt von Ottawa bis Buenos Aires. Vor den Wahlen in Chile - wo erstmals seit dem Abgang des Marktwirtschaftlers Pinochet ein Wahlsieg der Rechten vorausgesagt wird - und nach den Wahlen in Argentinien, bei denen die Rechte heftige zugewinne verzeichnete, wird der Kampf in Honduras zunehmend als ein Fanal für den gesamten Kontinent betrachtet.

http://www.labournet.de/internationales/hn/fanal.html


Und wie es heisst, hat ja auch die FDP ihre schmierigen Flossen mit drin ...-

Ergänzung: Gewerkschafter in Kolumbien in Lebensgefahr

Skeptiker
_________________
°
K.I.Z - Frieden

Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video

Informationsstelle Militarisierung e.V.


Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 07.01.2010, 22:09, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Angkor
registrierter User



Anmeldungsdatum: 14.03.2007
Beiträge: 1547

Beitrag(#1414326) Verfasst am: 07.01.2010, 21:46    Titel: Antworten mit Zitat

Arabische Blogger



Zurecht mag der ein oder andere anmerken, dass die hier gesammelten Personen alle schon älteren Semesters sind.
Aus diesem Grund habe ich beschlossen einmal kurz auf die junge, arabische Blogosphäre einzugehen, die zu Teilen äußerst politisch ist und immer wieder mit Repressionen zu kämpfen hat.

Erstmal muss man festhalten, dass vielen arabischen Bürgern sehr wohl bewusst ist, dass die Regierungen große Anstrengungen zur Zensur der Medien unternehmen. Sie wissen, dass das was dort in den Zeitungen steht nicht alles oder nicht die ganze Wahrheit darstellt.
Zwar gibt es TV-Sender die sich mehr erlauben können und durchaus ihre Grenzen austesten, wozu sicherlich auch Al-Jazeera gehört, aber auch diese müssen sich bei so manchem Thema den Mächtigen fügen.
Diese Rolle der Medien wurde zu Teilen nach und nach von Bloggern übernommen. Die Sprache der Blogs ist natürlich meist Arabisch aber auch englischsprachige Blogs existieren. Außerdem verfolgen viele Araber auch die Blogs mit Bezug auf den Mittleren Osten von Bloggern im Ausland.
Doch die Fülle an kritischen Blogs im Mittleren Osten ist ziemlich einzigartig. Und so sind Blogs zu einem der wichtigsten Instrumente der Opposition in der Region geworden.

Die meisten Blogs gibt es schätzungsweise in Ägypten und im Libanon, dort fand 2008 zum Beispiel ein von der Heinrich-Böll Stiftung organisiertes Treffen von 30 einflussreichen Bloggern statt, die sich rege über Sicherheitsmaßnahmen, Tabuthemen und die jeweilige Regierung austauschten.

Wie erfolgreich Blogger bei ihren Vorhaben sein können zeigte ein Fall in Kuwait. Dort schafften es Blogger durch eine Kampagne eine Veränderung des Wahlsystems herbeizuführen, eine Verringerung der Anzahl an Wahlkreisen.
In Bahrain musste sich ein Blogger für ganze fünf Vergehen vor Gericht verantworten, darunter die Beleidigung der Regierung. Durch seine hohe Bekanntheit in der Bevölkerung, seine Seite verzeichnet 150.000 Hits pro Tag bei einer Einwohnerzahl von 700.000 Bahrainern (!), wurde die Anklage aber schnell fallen gelassen.

Große Auswirkung auf die Blogosphäre hatten außerdem die israelischen Angriffe auf den Libanon 2006 und auf den Gazastreifen 2009. Bei beiden Kriegen berichteten Blogger massiv von den Geschehnissen, während die Medien der Zensur unterlagen. Die Autoren schrieben in diesen Zeiten weniger über Politik als über die tagtäglichen Auswirkungen des Krieges auf sie und ihre Umwelt. So entstand ein interessantes Bild der Bevölkerung, deren Blogger zum Teil während die Bomben fielen am Computer saßen und berichteten. Und auch eine Entwicklung in den Ansichten der Autoren war zu erkennen. Die anfängliche Abneigung gegenüber der Hizbollah wich angesichts der unzähligen zivilen Opfer.

Doch nach wie vor sind die Blogger unerbittlichen Repressionen ausgesetzt, wenn sie Grenzen überschreiten. Dabei beklagen die Betroffenen auch, dass diese Taten von einem nicht geringen Teil der Bevölkerung getragen wird, die sich bei Themen wie der Religion überempfindlich zeigen. Doch auch Besucher islamistischer Websites können mit dem Staat in Konflikt geraten. So drohen in Tunesien Besucher solcher Seiten drakonische Gefängnisstrafen.

Es ist weiterhin anzumerken, dass Blogs und generell das Internet in erster Linie von den gebildeteren und wohlhabenderen Schichten genutzt wird. Zwischen 30 und 40% der Ägypter sind Analphabeten. So bleibt gerade auch der Zugriff auf englischsprachige Seiten logischerweise niedrig und der Großteil der Nutzer bleiben Studenten und Intellektuelle.


Bekannte Blogs:
http://misrdigital.blogspot.com/ (arabisch)
Ägyptischer Blogger, der nach der Veröffentlichung eines Videos das zeigt wie Polizisten einen Gefangenen foltern, Demonstrationen auslöste die zur Verurteilung der Täter führte.

http://www.alfarhan.org/ (arabisch)
Saudischer Blogger der ohne Anklage im Gefängnis sitzt vermutlich aufgrund seiner Kommentare über politische Gefangene in Saudi-Arabien. Momentan gelangt man aber leider nur zu einer Seite auf der es heißt: „Dieser Blog befindet sich momentan im Ausbau“

http://karam903.blogspot.com/ (arabisch)
Blog von Kareem Amer. Inhaftierter ägyptischer Blogger der wegen „Beleidigung Husni Mubaraks“ und „antireligiösen“ Blogbeiträgen gefangen gehalten wird. Auf seiner Seite erinnert ein Banner an Christoph Probst und die Geschwister Scholl. Der letzte Blogeintrag ruft zur Unterstützung seiner Freiheit auf.

http://angryarab.blogspot.com/ (englisch)
Bekannter englischsprachiger Blog eines libanesischen Politikwissenschaftlers an der Universität Berkely. Der erklärte Atheist, Feminist, Antizionist und Anarchist ist bekannt für seine bissige Kritik an Israel, der US-Außenpolitik und jedem Staat im Mittleren Osten. Er schreibt für verschiedene arabische wie amerikanische Medien und ist dort auch öfters zu Gast bei Diskussionsrunden.

http://www.manalaa.net/ (arabisch und englisch)
Seite eines ägyptischen Pärchens, die sich unter anderem zu Themen wie Folter, Menschenrechte und die Stellung der Frau in der Gesellschaft äußert. Der Blog wurde von "Reporter ohne Grenzen" und der Deutschen Welle mit einem Preis für den besten Blog für Meinungsfreiheit ausgezeichnet.
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Religionskritik-Wiesbaden
homo est creator Dei



Anmeldungsdatum: 04.11.2008
Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#1721066) Verfasst am: 22.01.2012, 11:10    Titel: Boualem Sansal Antworten mit Zitat

Schöner Thread, darum dieser jetzt hier:

Boualem Sansal algerischer Schriftsteller

Quelle Wiesbadener Kurier vom 21-01-2011

Friedenspreisträger Sansal fordert «Arabische Aufklärung»
Zitat:

Sansal will die Religion zurückdrängen: «Ich glaube nicht, dass man mit der Religion einen demokratischen Staat bauen kann. In Europa ist es gelungen, Freiheit von Religion zu trennen, und das muss auch in der arabischen Welt geschehen. Das ist Pflicht und Voraussetzung für das Ende der Gewalt.» Die arabische Welt habe aber Angst vor der Demokratie, weil sie zum Beispiel auch die Befreiung der Frauen bedeute. Das wiederum würden die Religiösen nicht akzeptieren.

Auch den Westen schließt er in seine Vorwürfe ein: «Das Abendland ist in eine Falle gegangen. In Libyen hat man den Aufständischen geholfen, damit die Islamisten an die Macht kommen. Das war ein kolossaler Fehler. Das wird nur die Diktaturen stärken. In der arabischen Welt herrscht die Meinung, dass Europa erst die Diktaturen unterstützt hat und jetzt den Islamisten an die Macht verhilft.»

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Derzeit ohne Untertitel
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