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Forscher widerlegen Willensfreiheit
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1415508) Verfasst am: 10.01.2010, 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
a) Wir können nicht wollen, was wir wollen. b) Eine von ihren eigenen Voraussetzungen unabhängige Willensfreiheit ist logisch unmöglich.
b) ist zwar richtig, aber daraus folgt nicht a). Es folgt nur: wir können nicht unabhängig von uns wollen, was wir wollen. Es folgt aber nicht, dass wir unser Wollen überhaupt nicht selber bestimmen können.

Offensichtlich verstehst Du unter "a) wir können nicht wollen, was wir wollen" ja nicht die trivial falsche Aussage, daß wir nicht wollen könnten, was wir (gerade) wollen, denn natürlich wollen wir gerade immer das, was wir gerade wollen. (Oder doch nicht? Manchmal wollen wir ja auch gleichzeitig sich Widersprechendes.)

Sondern ob "wir selbst" unsere Präferenzen ändern können, oder noch exakter, ob sich zuweilen unsere Präferenzen unter Beteiligung bewußter Entscheidungen ändern. Wenn das geschieht, so sind es doch wieder die aktuellen Präferenzen und Bewertungsalgorhithmen, die das (nicht "können", sondern) determiniert tun.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Deshalb ist Zielerreichungsfreiheit eigentlich das, worum es bei der Diskussion um menschliche Freiheit gehen sollte.
Zielerreichungsfreiheit ist dasselbe wie Handlungsfreiheit.

Genau.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage nach der Willensfreiheit dreht sich darum, ob man sich selber Ziele setzen kann oder nicht (Selbstbestimmung). Oder ob die objektiv vorgegeben sind oder ob die jemand anderes vorgibt.

Beides ist der Fall: Ziele werden zuweilen individuell bewußt "gesetzt" und sind gleichzeitig komplett objektiv gegeben.

Ist Zielsetzungsfähigkeit dE notwendig oder gar hinreichend für Willensfreiheit? Was ist, wenn nicht die Ziele direkt vorgegeben sind, sondern nur die Mechanismen, mit denen sie gesetzt werden?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 14.01.2005
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1415511) Verfasst am: 10.01.2010, 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Deshalb ist Zielerreichungsfreiheit eigentlich das, worum es bei der Diskussion um menschliche Freiheit gehen sollte.

Zielerreichungsfreiheit ist dasselbe wie Handlungsfreiheit.


Du meinst, jede gewünschte und erlaubte Handlung führt auch zum gewünschten Ziel?

Dann wäre es dasselbe, stimmt. Aber das ist ja nur manchmal der Fall. In anderen Fällen, wo das nicht der Fall ist, ist das freie und ungehinderte Handeln eben nicht zielführend und somit nicht frei.

Dort aber, wo die gewünschte und ungestörte Handlung nicht zum erstrebten Ziel fuehrt, gibt es eine entscheidende Differenz zwischen Wille und Ziel trotz Handlungsfreiheit.

Beispiel: Wenn ein Passagierflugzeug die Erlaubnis hat, loszufliegen, während ein Unwetter tobt, so heisst diese Handlungsfreiheit noch lange nicht, dass es auch am Ziel ankommen wird.

Dauert das Unwetter sogar mehrere Wochen an, so wäre eine Schiffsreise für die Passagiere womöglich zielführender. Diese wären auch dann nicht unfrei, wenn man sie am Fliegen hindern würde, sofern eine substitutive Handlungsalternative existiert.

Also: Der Mensch ist frei, wenn er Zielerreichungsfreiheit besitzt. freakteach

Das heisst mehr als nur Handlungsfreiheit. Es meint das Vorhandensein von zielführenden Umständen, Mitteln, Handlungsmöglichkeiten und ggf. auch der bewussten Erkenntnis dafür, sofern Instinkte nicht deren Rolle übernehmen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage nach der Willensfreiheit dreht sich darum, ob man sich selber Ziele setzen kann oder nicht (Selbstbestimmung). Oder ob die objektiv vorgegeben sind oder ob die jemand anderes vorgibt.


Nun leiten sich Ziele ja aus objektiven Lebensbedürfnissen ab. Und die wiederum hängen mit den objektiven Existenz- und Wohlfühlbedingungen des Körpers zusammen. Ob man sich bewusst davon unabhängige Ziele setzen kann, ist zu diskutieren. Das geht dann wohl in die Bereiche Verdrängung, Askese, Opferbereitschaft hinein ...-

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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1415521) Verfasst am: 10.01.2010, 19:43    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Dort aber, wo die gewünschte und ungestörte Handlung nicht zum erstrebten Ziel fuehrt, gibt es eine entscheidende Differenz zwischen Wille und Ziel trotz Handlungsfreiheit.

Beispiel: Wenn ein Passagierflugzeug die Erlaubnis hat, loszufliegen, während ein Unwetter tobt, so heisst diese Handlungsfreiheit noch lange nicht, dass es auch am Ziel ankommen wird.

Was ist die Handlung, nur der Start oder auch das Ankommen? Wenn die Handlung der ganze Flug ist, ist Handlungsfreiheit die Freiheit, diese Handlung durchzuführen, nicht nur die Starterlaubnis.
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Friedrich Nietzsche
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1415524) Verfasst am: 10.01.2010, 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Wenn ein Passagierflugzeug die Erlaubnis hat, loszufliegen, während ein Unwetter tobt, so heisst diese Handlungsfreiheit noch lange nicht, dass es auch am Ziel ankommen wird.

In diesem Fall hat der Pilot 2 Ziele: Loszufliegen und anzukommen. Die sich in diesem Fall nicht beide erreichen lassen. In bezug auf das Ziel "ankommen" hat er also keine Handlungsfreiheit. Das merkt er allerdings erst, wenn es schon zu spät ist, seine kurzfristigen Ziele zugunsten des langfristigen zu ändern - wenn er das übrigens doch noch täte, wäre es ein schönes Beispiel für unfreie Zielsetzungsfreiheit Smilie

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage nach der Willensfreiheit dreht sich darum, ob man sich selber Ziele setzen kann oder nicht (Selbstbestimmung). Oder ob die objektiv vorgegeben sind oder ob die jemand anderes vorgibt.
Nun leiten sich Ziele ja aus objektiven Lebensbedürfnissen ab. Und die wiederum hängen mit den objektiven Existenz- und Wohlfühlbedingungen des Körpers zusammen. Ob man sich bewusst davon unabhängige Ziele setzen kann, ist zu diskutieren. ...

Im Sozialismus ist man zielerreichungsfrei (planerreichungsfrei), aber nicht zielsetzungsfrei.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1415526) Verfasst am: 10.01.2010, 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
a) Wir können nicht wollen, was wir wollen. b) Eine von ihren eigenen Voraussetzungen unabhängige Willensfreiheit ist logisch unmöglich.
b) ist zwar richtig, aber daraus folgt nicht a). Es folgt nur: wir können nicht unabhängig von uns wollen, was wir wollen. Es folgt aber nicht, dass wir unser Wollen überhaupt nicht selber bestimmen können.

Offensichtlich verstehst Du unter "a) wir können nicht wollen, was wir wollen" ja nicht die trivial falsche Aussage, daß wir nicht wollen könnten, was wir (gerade) wollen, denn natürlich wollen wir gerade immer das, was wir gerade wollen.

Genau. Meiner Ansicht nach kann der Satz: "Wir können nicht wollen, was wir wollen" nur sinnvoll sein, wenn er sich auf die Zukunft bezieht. Er bedeutet demnach: "Wir können nicht bestimmen, was wir wollen werden" oder "Wir können nicht bestimmen, wie wir uns entscheiden."

step hat folgendes geschrieben:
Sondern ob "wir selbst" unsere Präferenzen ändern können, oder noch exakter, ob sich zuweilen unsere Präferenzen unter Beteiligung bewußter Entscheidungen ändern. Wenn das geschieht, so sind es doch wieder die aktuellen Präferenzen und Bewertungsalgorhithmen, die das (nicht "können", sondern) determiniert tun.

Ich halte es nicht für sinnvoll, eine Unterscheidung zwischen "mir" und "meine Präferenzen und meine Bewertungsalgorithmen" zu treffen (*). Eine Entscheidung muss Grundlagen haben, wenn sie nicht vollkommen willkürlich sein soll. Und wenn die Grundlagen meine Präferenzen und meine Bewertungsmaßstäbe sind, dann ist es eben mAn meine Entscheidung.

(*)Edit: vielleicht präziser ausgedrückt: ich halte es nicht für sinnvoll, meine Präferenzen und meine Bewertungsmaßstäbe als etwas von mir Getrenntes anzusehen. Diese sind ein entscheidender Teil von mir, nähme man sie von mir weg, dann bliebe nicht viel von mir übrig.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage nach der Willensfreiheit dreht sich darum, ob man sich selber Ziele setzen kann oder nicht (Selbstbestimmung). Oder ob die objektiv vorgegeben sind oder ob die jemand anderes vorgibt.

Beides ist der Fall: Ziele werden zuweilen individuell bewußt "gesetzt" und sind gleichzeitig komplett objektiv gegeben.

Hm, das halte ich für widersprüchlich. Wahrscheinlich verstehe ich nicht, was Du mit "objektiv gegeben" genau meinst.

step hat folgendes geschrieben:
Ist Zielsetzungsfähigkeit dE notwendig oder gar hinreichend für Willensfreiheit?

Ja, könnte man so sagen. Willensfreiheit besteht mAn darin, sich aufgrund vernünftiger Überlegungen und nötigenfalls auch gegen starke entgegenstehende Motive für eine Handlung entscheiden zu können.

step hat folgendes geschrieben:
Was ist, wenn nicht die Ziele direkt vorgegeben sind, sondern nur die Mechanismen, mit denen sie gesetzt werden?

Falls die Mechanismen dazu beitragen, rationale und vernünftige Überllegungen durchführen zu können, sie nicht manipulativ insofern sind, als dass sie bestimmte (für das Subjekt ungünstige) Ziele Dritter vorgeben, dann würde ich das Vorgeben der Mechanismen nicht als Freiheitseinschränkung sehen, sondern im Gegenteil als (mE wünschenswerte) Freiheitserweiterung. Mit anderen Worten: eine Erziehung zur Selbstständigkeit halte ich für wünschenswert.


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 10.01.2010, 20:12, insgesamt einmal bearbeitet
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Skeptiker
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Beitrag(#1415527) Verfasst am: 10.01.2010, 19:53    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Dort aber, wo die gewünschte und ungestörte Handlung nicht zum erstrebten Ziel fuehrt, gibt es eine entscheidende Differenz zwischen Wille und Ziel trotz Handlungsfreiheit.

Beispiel: Wenn ein Passagierflugzeug die Erlaubnis hat, loszufliegen, während ein Unwetter tobt, so heisst diese Handlungsfreiheit noch lange nicht, dass es auch am Ziel ankommen wird.

Was ist die Handlung, nur der Start oder auch das Ankommen? Wenn die Handlung der ganze Flug ist, ist Handlungsfreiheit die Freiheit, diese Handlung durchzuführen, nicht nur die Starterlaubnis.


Die Handlung ist alles, was die Piloten in der Hand haben. also z.B. nicht das Wetter.

Die Handlung umfasst also nicht nur den Start, sondern durchaus auch das gesamte Fliegen. Aber trotzdem muss die Handlung nicht zum Ziel führen, weil "höhere Mächte" dies verhindern, etwa schwerste Turbulenzen.

Deshalb ist die Freiheit, ein Ziel zu erreichen mehr als nur die Freiheit, das Ziel anzustreben. Der Handelnde braucht zusätzlich auch die hinreichenden Umstände und Mittel, die Erkenntnisse über die geeigneten Strategien, ebenso die Fähigkeiten, die Unterstützung durch andere, etc.

Ansonsten ist Handlungsfreiheit eine Farce, weil sie wahrscheinlich nur sich selbst genügt, aber eben nicht dem angestrebten Ziel.

Wer wird denn schon zufrieden sein mit der Starterlaubnis während eines Tornados? Wer wird sich mit einer solche Handlungsfreiheit schon frei fühlen?

Umgekehrt würde ein Flugverbot zwar die Handlungsfreiheit bezüglich des Fliegens beseitigen, die Zielerreichungsfreiheit (durch geeignetere Handlungen) aber nicht einschränken, eher im Gegenteil ...-!

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Beitrag(#1415531) Verfasst am: 10.01.2010, 19:56    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Im Sozialismus ist man zielerreichungsfrei (planerreichungsfrei), aber nicht zielsetzungsfrei.


Mit den Augen rollen

Ist wieder mal Fön?

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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
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Beitrag(#1415532) Verfasst am: 10.01.2010, 20:02    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Deshalb ist die Freiheit, ein Ziel zu erreichen mehr als nur die Freiheit, das Ziel anzustreben. Der Handelnde braucht zusätzlich auch die hinreichenden Umstände und Mittel, die Erkenntnisse über die geeigneten Strategien, ebenso die Fähigkeiten, die Unterstützung durch andere, etc.

Ansonsten ist Handlungsfreiheit eine Farce, weil sie wahrscheinlich nur sich selbst genügt, aber eben nicht dem angestrebten Ziel.

Wer wird denn schon zufrieden sein mit der Starterlaubnis während eines Tornados? Wer wird sich mit einer solche Handlungsfreiheit schon frei fühlen?

Es ist am Ende ein Streit um Worte. Unter Handlungsfreiheit verstehe ich die Freiheit, entsprechend meinem Willen zu handeln. Handeln ist mehr als die Absicht, etwas zu tun, es ist das Tun von der Absicht bis zum Ergebnis. In diesem Beispiel kann die Handlungsfreiheit eingeschränkt sein durch die fehlende Starterlaubnis, aber auch durch schlechte Wetterbedingungen.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1415534) Verfasst am: 10.01.2010, 20:04    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Zielerreichungsfreiheit ist dasselbe wie Handlungsfreiheit.

Du meinst, jede gewünschte und erlaubte Handlung führt auch zum gewünschten Ziel?

Nein, das tut sie (jede) sicher nicht. Na gut, Du redest von langfristigen Zielen, die durch kurzfristige Handlungen konterkariert werden können.

An der Stelle stimme ich Dir zu. Jemand, der fähig ist, seine langfristigen Ziele im Auge zu behalten, wäre auch nach meiner Ansicht freier (von momentanen Stimmungen, die seinem langfristigen Wohl widersprechen können).

Meinetwegen also unterscheiden wir zwischen (kurzfristiger) Handlungsfreiheit und (langfristiger) Zielerreichungsfreiheit.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Also: Der Mensch ist frei, wenn er Zielerreichungsfreiheit besitzt. freakteach

Aber da stimme ich nicht zu, es reicht mE nicht aus, beliebige Ziele langfristig verfolgen zu können, um frei zu sein. Die Ziele selber müssen mE auch der rationalen Erwägung unterliegen und akzeptiert werden.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Nun leiten sich Ziele ja aus objektiven Lebensbedürfnissen ab. Und die wiederum hängen mit den objektiven Existenz- und Wohlfühlbedingungen des Körpers zusammen. Ob man sich bewusst davon unabhängige Ziele setzen kann, ist zu diskutieren. Das geht dann wohl in die Bereiche Verdrängung, Askese, Opferbereitschaft hinein ...-

Und an der Stelle unterscheiden wir uns anscheinend wesentlich in unseren (Welt-)Anschauungen. Es gibt mE zwar vorgebene Bedürfnisse (z.B. nach sozialen Kontakten, Sicherheit, Befriedigung materieller Bedürfnisse usw., die wohl alle Menschen mehr oder weniger teilen), aber ich meine nicht, dass daraus objektiv richtige Ziele folgen.
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step
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Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1415536) Verfasst am: 10.01.2010, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
.. der Satz: "Wir können nicht wollen, was wir wollen" ... bedeutet demnach: "Wir können nicht bestimmen, was wir wollen werden" oder "Wir können nicht bestimmen, wie wir uns entscheiden."

... nicht frei bestimmen ... ! Womit wir wieder (eine Ebene höher) bei der Bedeutung von "freier Bestimmung" sind.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wenn die Grundlagen meine Präferenzen und meine Bewertungsmaßstäbe sind, dann ist es eben mAn meine Entscheidung.

Ja, allerdings begründet das nur die individuelle Zuordnung der Entscheidung, nicht deren Freiheit.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage nach der Willensfreiheit dreht sich darum, ob man sich selber Ziele setzen kann oder nicht (Selbstbestimmung). Oder ob die objektiv vorgegeben sind oder ob die jemand anderes vorgibt.
Beides ist der Fall: Ziele werden zuweilen individuell bewußt "gesetzt" und sind gleichzeitig komplett objektiv gegeben.
Hm, das halte ich für widersprüchlich. Wahrscheinlich verstehe ich nicht, was Du mit "objektiv gegeben" genau meinst.

Damit meine ich, daß die die bewußte Setzung eines Ziels objektiv komplett unfrei (determiniert) abläuft. Du schlägst aus meiner Sicht gewissermaßen vor, unfreie Entscheidungen (z.B. seine Kinder nicht zu töten) "frei" zu nennen, sofern sie nur im Individuum ablaufen und nicht durch andere Subjekte akut manipuliert sind.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Ist Zielsetzungsfähigkeit dE notwendig oder gar hinreichend für Willensfreiheit?
Ja, könnte man so sagen. Willensfreiheit besteht mAn darin, sich aufgrund vernünftiger Überlegungen und nötigenfalls auch gegen starke entgegenstehende Motive für eine Handlung entscheiden zu können.

Wieso müssen die Überlegungen eigentlich vernünftig sein? Je vernünftiger sie sind, desto berechenbarer sind sie doch auch, oder?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... eine Erziehung zur Selbstständigkeit halte ich für wünschenswert.

So allgemein stimmt da natürlich jeder zu. Aber sollte man dE auch daran arbeiten, Kinder und andere Mitmenschen moralisch möglichst wenig zu determinieren, damit sie ihre eigene, ganz individuelle Moral entwickeln und auf diese Weise besonders unmanipuliert und willensfrei sind? Oder sollten wir "aufgrund vernünftiger Überlegungen" Andere doch lieber moralisch hinreichend determinieren?
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1415537) Verfasst am: 10.01.2010, 20:17    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Du meinst, jede gewünschte und erlaubte Handlung führt auch zum gewünschten Ziel?

Nein, das tut sie (jede) sicher nicht. Na gut, Du redest von langfristigen Zielen, die durch kurzfristige Handlungen konterkariert werden können.


An der Stelle stimme ich Dir zu. Jemand, der fähig ist, seine langfristigen Ziele im Auge zu behalten, wäre auch nach meiner Ansicht freier (von momentanen Stimmungen, die seinem langfristigen Wohl widersprechen können).

Meinetwegen also unterscheiden wir zwischen (kurzfristiger) Handlungsfreiheit und (langfristiger) Zielerreichungsfreiheit.

Ist diese Unterscheidung nicht ein wenig künstlich? Wo ist die Grenze zwischen einer kurzfristigen Handlung und einer oder mehreren Handlungen, die zu einem langfristigen Ziel führen? Will ich nicht bei jeder Handlung, die ich ausführe, ein Ziel erreichen? Ist das Erreichen eines Ziels, im Sinne des Abschlusses einer Handlung, nicht immer Teil der Handlung? Damit wären Zielerreichungsfreiheit und Handlungsfreiheit inhaltlich identisch, nur daß ich Handlungsfreiheit das bei weitem aussagekräftigere und elegantere Wort finde.

Edit: Quote repariert
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Zuletzt bearbeitet von Marcellinus am 10.01.2010, 20:54, insgesamt einmal bearbeitet
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1415542) Verfasst am: 10.01.2010, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
.. der Satz: "Wir können nicht wollen, was wir wollen" ... bedeutet demnach: "Wir können nicht bestimmen, was wir wollen werden" oder "Wir können nicht bestimmen, wie wir uns entscheiden."

... nicht frei bestimmen ... ! Womit wir wieder (eine Ebene höher) bei der Bedeutung von "freier Bestimmung" sind.

Genau. "Frei" ist eine Entscheidung dann, wenn sie selbstbestimmt ist, und zwar basierend auf eigenen Gründe und Überlegungen.

Wann sollte eine Entscheidung auch sonst "frei" sein?

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wenn die Grundlagen meine Präferenzen und meine Bewertungsmaßstäbe sind, dann ist es eben mAn meine Entscheidung.

Ja, allerdings begründet das nur die individuelle Zuordnung der Entscheidung, nicht deren Freiheit.

Freiheit einer Person kann nicht unabhängig ("frei") von der Person (bzw. deren Präferenzen und Bewertungsmaßstäben) sein. Zumindest halte ich einen solchen Freiheitsbegriff für ziemlich merkwürdig, nicht nachvollziehbar und auch nicht für in irgend einem Sinne wünschenswert.

Aber Du schuldest mir eh noch eine explizite Darstellung Deines Freiheitsbegriffes.

step hat folgendes geschrieben:
Damit meine ich, daß die die bewußte Setzung eines Ziels objektiv komplett unfrei (determiniert) abläuft.

Dass Determinismus ein Gegensatz zu Freiheit bedeutet, muss begründet werden. Tut mir leid.

step hat folgendes geschrieben:
Du schlägst aus meiner Sicht gewissermaßen vor, unfreie Entscheidungen (z.B. seine Kinder nicht zu töten) "frei" zu nennen, sofern sie nur im Individuum ablaufen und nicht durch andere Subjekte akut manipuliert sind.

Nein, das schlage ich nicht vor. Eine Entscheidung benötigt zwingend eine Abwägung. Wenn jemand seine Kinder nicht tötet und er nie auf den Gedanken kam, das zu tun, dann gab es keine Entscheidung. Und es ist einfach absurd, zu fragen, ob eine Entscheidung, die es nie gab, "frei" sein könne. Außerdem behaupte ich ja gar nicht, dass alle Leute immer frei handeln würden. Ich behaupte lediglich, dass freie Entscheidungen möglich sind.

Wenn aber ein Individuum denkt: "Boah, die blöden Gören, dafür könnte ich sie an die Wand klatschen" und dann denkt: "Nee, das wäre Quatsch, ich liebe sie doch, das tue ich nicht, das wäre für alle blöd" - ja, das wäre dann mAn eine freie Entscheidung.

step hat folgendes geschrieben:
Wieso müssen die Überlegungen eigentlich vernünftig sein? Je vernünftiger sie sind, desto berechenbarer sind sie doch auch, oder?

Ja, und? Berechenbarkeit und Freiheit sind doch keine Gegensätze. Oder? Wieso?

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... eine Erziehung zur Selbstständigkeit halte ich für wünschenswert.

So allgemein stimmt da natürlich jeder zu. Aber sollte man dE auch daran arbeiten, Kinder und andere Mitmenschen moralisch möglichst wenig zu determinieren, damit sie ihre eigene, ganz individuelle Moral entwickeln und auf diese Weise besonders unmanipuliert und willensfrei sind? Oder sollten wir "aufgrund vernünftiger Überlegungen" Andere doch lieber moralisch hinreichend determinieren?

Das kommt darauf an. Ob man das Gregor-Gysi-Argument akzeptiert (wir brauchen Religion, um den Pöbel zu moralischem Handeln zu bringen, für uns aber nicht, weil wir wissen, was richtig ist) oder ob man an die Macht der Vernunft glaubt und auch andere für fähig hält, vernünftig zu handeln.
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1415553) Verfasst am: 10.01.2010, 21:02    Titel: Antworten mit Zitat

Wir haben immer noch nicht die Unterscheidung zwischen Handlungs- und Willensfreiheit. Handlungsfreiheit ist an sich einfach zu verstehen: als die Freiheit, zu tun, was man will. Damit ist auch klar, daß niemand ganz frei ist in seinen Handlungen, und niemand ganz unfrei. Selbst der rücksichtsloseste Despot findet seine Grenzen an den Gegebenheiten dieser Welt und selbst die Insassen eines Gefängnisses haben noch ein Minimum an Handlungsspielraum, wie man an jedem Ausbruch leicht sehen kann. Handlungsfreiheit ist also nie absolut, sondern immer nur ein Maß für real vorhandene Handlungsspielräume.

Was ist jetzt mit Willensfreiheit? Beginnen wir mal mit den Willen. Willen ist das, was Menschen wollen, ihre Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen. Damit steht fest, wie Schopenhauer sagte, daß die Menschen zwar vielleicht tun können, was sie wollen, aber sicher nicht wollen können, was sie wollen. Willensfreiheit in einem absoluten Sinne, daß man sich seinen Willen frei bilden könnte, ist eine philosphische Fiktion, und zwar unabhängig davon, ob diese Welt deterministisch ist oder nicht.

Dabei könnte man es bewenden lassen, und ich verstehe jeden, der sagt, Willensfreiheit gibt es nicht, wenn, ja wenn da nicht die Tatsache wäre, daß es so etwas wie Willensbildung bei Menschen gibt, und unterschiedliche Menschen dabei in unterschiedlichem Maße frei sind. Also müssen wir uns die Menschen etwas genauer ansehen.

Zuerst einmal gibt es Menschen nie allein und sie kommen auch nicht fertig auf diese Welt. Menschen können nur in der Gesellschaft anderer Menschen aufwachsen. Manche nennen das Erziehung, andere Manipulation. Fest steht jedenfalls, daß diese Phase des Heranwachsens gekennzeichnet ist durch ein großes Machtungleichgewicht zugunsten der Erwachsenen, wenn das auch im Prozeß des Heranswachsens immer kleiner wird. Was die Menschenjungen in dieser Phase wollen, wird in hohem Maße von den Erwachsenen bestimmt, wenn es auch immer wieder zu mehr oder weniger erfolgreichen Machtproben kommt. Es ist klar, daß das Maß an Willensfreiheit erheblich von der Art der Erziehung abhängt, in der die jungen Menschen aufwachsen.

Die Pupertät ist dann eine Zeit, in der die jungen Menschen die in der Kindheit vermittelten Vorstellungen einer kritischen Prüfung unterziehen, und auch in dieser Zeit gibt die Entwicklung der Heranwachsenden zu mehr oder weniger Willensfreiheit.

Nun können wir vielleicht auch etwas genauer sagen, was Willensfreiheit ist: das Maß für die innere Freiheit, die einzelne Menschen haben, das zu wollen, was ihren persönlichen Interessen und den realen Umständen entspricht, wobei reale Umstände kein unverrückbar fester objektiver Tatbestand ist, sondern eher die Summe des nachprüfbaren Wissens, das eine Menschengesellschaft in einem konkreten historischen Augenblick besitzt.

Wenn wir Willensfreiheit so verstehen, dann jagen wir nicht mehr einem philosophischen Phantom hinterher, sondern haben beobachtbare soziale Phänomene. Viele von uns haben schon Menschen erlebt, die zum Beispiel in einer Familie von Zeugen Jehovas aufgewachsen sind, und die sehr große Schwierigkeiten haben, eine eigenen Willen zu bilden, der ihren Interessen entspricht, selbst wenn sie die Notwendigkeit dazu einsehen, und den Handlungsspielraum auch hätten.

Ich denke, es läßt sich zeigen, daß eine so verstandenen Willensfreiheit beobachtbar, vielleicht sogar messbar ist, und sicher unabhängig davon, ob diese Welt deterministisch ist oder nicht.
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Tso Wang
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Anmeldungsdatum: 21.09.2003
Beiträge: 1433

Beitrag(#1415564) Verfasst am: 10.01.2010, 21:27    Titel: Re: Die Freiheit des Nichtwollens: Das Vetorecht Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Tso Wang hat folgendes geschrieben:
Ascanius hat folgendes geschrieben:
Es gibt keine Willensfreiheit aber eine beschränkte Handlungsfreiheit.
Naja, diesen Punkt interessiert kaum jemanden.

Die Freiheit des Nichtwollens (Link) habe ich schon diverse male angesprochen. Dieses Thema ist wohl nicht besonders "aufregend".

Die Willensfreiheit zu verorten in der Möglichkeit, Nein zu sagen, ist keine prinzipielle Verbesserung gegenüber der "positiven" WF. In beiden Fällen handelt man gemäß determinierten Präferenzen - außer man handelt willkürlich / zufällig. Man hat also auch hier nur Handlungsfreiheit, akut und zuweilen auch in Form nachhaltiger Präferenzbildung.


.

Ich denke nicht, daß Libets Experiment (um den Bogen auf das Eingangsthema zurückzuschlagen) das Ziel hatte, den freien Willen o.ä. zu "verbessern". Er hat einfach experimentiert und seine Ergebnisse präsentiert. Und diese lassen so etwas wie eine "Freiheit des Nichtwollens" zu. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Über eine höhere Macht, einen intelligenten Designer, eine durch einen Algorithmus verschlüsselte "determination of everything" ("Alptraum des physikalistischen Deterministen") o.ä. hat er sich dabei nicht ausgelassen.


Zitat:
Du schreibst übrigens dort:

Tso Wang hat folgendes geschrieben:
Im Gegensatz zu Deiner deterministischen These, bin ich der Auffassung, daß Sozialisation und Physiologie keine starren Systeme sind, die nicht auch umgekehrt von Willensregungen beeinflussbar wären.

Die Beeinflussung von Sozialisation und Physiologie durch Willensregungen (Präferenzen, Abwägungsalgorhithmen usw.) wird jedoch i.a. von Deterministen überhaupt nicht bezweifelt.


Das war nur ein kleiner Seitenhieb auf Skeptiker's deterministisch anmutende These: "das (Physiologie und Sozialisation) ist beides nichts, was sich jemand frei gewählt hat."

()
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#1415577) Verfasst am: 10.01.2010, 22:18    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber Du schuldest mir eh noch eine explizite Darstellung Deines Freiheitsbegriffes.

Hab ich schon mehrfach getan. "Frei" ohne Zusatz bedeutet für mich "undeterminiert" - also etwas, das es in unserer Welt wohl nicht gibt. Es gibt eingeschränkte Bedeutungen, zum Beispiel "frei von Zucker" (im Sinne von "ohne Zucker") oder auch "frei von Manipulation durch Andere".

Mir ist bewußt, daß "frei" je nach Kontext allen Mägliche bedeuten kann, z.B. politische Freiheit. Vielleicht verstehen auch viele Leute "frei" als "ohne Zwang". Mir geht es hier nicht darum, Worte umzudefinieren, sondern eher darum, bestimmte Konnotationen zu vermeiden.

Handlungsfreiheit finde ich als Begriff zwar etwas unglücklich, aber wenigstens sehe ich dahinter eine reale Kategorie, nämlich die bewußt gesteuerte Durchführung einer präferenten Handlung (also ohne hindernde Zwänge).

Willensfreiheit wäre für mich, wenn der Wille nicht (komplett) verursacht, sondern wenigstens zum Teil letztursächlich wäre. Also eine libertarische Vorstellung, die auch bei den meisten Christen vorherrscht, und die, wie wir beide wissen, nicht der Fall ist - und wäre sie der Fall, auch zu merkwürdigen Verhältnissen führte. Einge sagen sogar, sie sei logisch widersprüchlich, aber lassen wir das mal beiseite.

Die Beispiele von "Willensfreiheit", die ich bisher von Kompatibilisten gelesen habe, sind eigentlich immer Varianten der Handlungsfreiheit, z.B. langfristige Handlungsfreiheit, oder beschreiben einfach nur die Tatsache, daß Präferenzen und Bewertungen sehr komplex sind und sich ändern / wechselwirken.

Wie ich schon geschrieben habe, würde ich, um Verwechslungen mit dem intuitiv-libertarischen Konzept zu vermeiden, in diesen Fällen lieber konkret benennen, was wovon frei ist und welche Eigenschaft die Präferenzen haben sollen, also z.B.

- Präferenzen frei von akuter Manipulation durch andere Subjekte
- Präferenzen ausreichend intensiv rational hinterfragt, was durch Intelligenz und Bildung ermöglicht wird
- ...

Wenn man schon einen zusammenfassenden Begriff für diese soziologische Kategorie benötigt, schlage ich vor, das "(individuelle) Willensbildung" oder so ähnlich zu nennen.

Unabhängig von der Benennung ist es mE sowieso nicht weit her mit der individuellen Willensbildung, vor allem bei moralischen Fragen. Hier unterliegen wir einem relativ starken soziologischen Gleichschaltungsdruck. Willensfreiheit in Deinem Sinne würde hier also entweder auf extreme Individualität / Anarchie hinauslaufen, oder aber alle kommen rational zum selben Ergebnis, wir hätten also eine Art Naturrechtsethik. Ich will das gar nicht werten, aber es ist sicher nicht das, was die meisten Anhänger der Willensfreiheit sich darunter vorstellen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... Wenn aber ein Individuum denkt: "Boah, die blöden Gören, dafür könnte ich sie an die Wand klatschen" und dann denkt: "Nee, das wäre Quatsch, ich liebe sie doch, das tue ich nicht, das wäre für alle blöd" - ja, das wäre dann mAn eine freie Entscheidung.

Und wenn er denkt: "Nee, ich liebe sie doch, das bringe ich einfach nicht über's Herz"?
Oder wenn er denkt: "Nee, das tue ich nicht, da käme ich in den Knast, das wäre für mich blöd" ?

Emotionalität ist eben nicht rational, und Rationalität nicht zwanglos. Sondern, wie man so schön sagt, "zwingend".
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1415582) Verfasst am: 10.01.2010, 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Willensfreiheit wäre für mich, wenn der Wille nicht (komplett) verursacht, sondern wenigstens zum Teil letztursächlich wäre.

Ja, schon klar, das ist so für Dich, aber meine Frage ist: warum? Wie begründest Du das, was sind Deine Argumente dafür?

Ich halte das für völlig unverständlich und ich möchte mal jemand anderen für mich sprechen lassen:

John Locke hat folgendes geschrieben:
"Verdient es den Namen Freiheit, wenn man die Freiheit besitzt, den Narren zu spielen und sich selbst in Schande und Unglück zu stürzen? Wenn Freiheit, wahre Freiheit, darin besteht, daß man sich von der Leitung der Vernunft losreißt und von allen Schranken der Prüfung und des Urteils frei ist, die uns vor dem Erwählen und Tun des Schlechteren bewahren, dann sind Tolle und Narren die einzig Freien; allein ich glaube, keiner, der nicht schon toll ist, wird um einer solchen Freiheit willen wünschen, toll zu werden. Das stete Verlangen nach Glück und der Zwang, den es uns auferlegt, um seinetwillen zu handeln, wird meines Erachtens niemand als eine Schmälerung der Freiheit ansehen oder wenigstens nicht als eine Schmälerung, die zu beklagen wäre."


step hat folgendes geschrieben:
Die Beispiele von "Willensfreiheit", die ich bisher von Kompatibilisten gelesen habe, sind eigentlich immer Varianten der Handlungsfreiheit, z.B. langfristige Handlungsfreiheit, oder beschreiben einfach nur die Tatsache, daß Präferenzen und Bewertungen sehr komplex sind und sich ändern / wechselwirken.

Nein, das denke ich nicht, denn Handlungsfreiheit ist ein philosophischer Begriff, der einfach bedeutet: "Handlungsfreiheit: man kann tun, was man will." Die Frage, woher dieser Wille kommt, ist dabei irrelevant, der kann auch von einem Manipulateur kommen. Daher weigere ich mich, das synonym zu Willensfreiheit zu verwenden, denn das ist mE die Frage, ob wir uns selber bestimmen können, ob wir unsere Ziele und unsere Entscheidungen festlegen können. Und das können wir mE. Nicht in dem Sinne, dass wir zufällig irgendwelche blödsinnigen Entscheidungen treffen, aber in dem Sinne, dass wir rationale Wesen sind, die sich selber hinterfragen können, die sich selber auf den Prüfstand stellen können. Aber das kommt natürlich stark darauf an, was man als Bestandteil von sich selber ansieht. Separiert man die eigenen Präferenzen und Bewertungsmaßstäbe von sich, sieht man sich als kleines Männchen, das merkwürdigerweise ohne Zusammenhang irgendwo im Nichts schwebt, dann gibt es selbstverständlich gar keinen eigenen Entscheidungen, dann gibt es gar keine Entscheidungen und Handlungen, dann gibt es nur Abläufe.

Und zu der Verwechslungsgefahr zum libertarischen freien Willen: warum nennen wir den libertarischen freien Willen (dem Du mir bis jetzt unverständlicherweise auch anhängst) nicht einfach "libertarischer freier Wille" und den kompatibilistischen freien Willen "kompatibilistischen freien Willen"? Das wäre doch schon mal ein gewaltiger Fortschritt zu der ewigen bisher unbegründeten Behauptung, nur der libertarische freie Wille sei der einzig echte freie Wille.

Übrigens bin ich nicht Deiner Ansicht, dass die Vorstellung eines libertarischen freien Willens vorherrschend ist. Ich denke, ein Großteil der Konfusion kommt dadurch, dass zu viele Leute aus einem Determinismus Fatalismus folgern und Fatalismus Freiheit ausschließt.

step hat folgendes geschrieben:
Wie ich schon geschrieben habe, würde ich, um Verwechslungen mit dem intuitiv-libertarischen Konzept zu vermeiden, in diesen Fällen lieber konkret benennen, was wovon frei ist und welche Eigenschaft die Präferenzen haben sollen, also z.B.

- Präferenzen frei von akuter Manipulation durch andere Subjekte
- Präferenzen ausreichend intensiv rational hinterfragt, was durch Intelligenz und Bildung ermöglicht wird
- ...

Wenn man schon einen zusammenfassenden Begriff für diese soziologische Kategorie benötigt, schlage ich vor, das "(individuelle) Willensbildung" oder so ähnlich zu nennen.

Ja, habe ich eigentlich nichts dagegen und Deine Beschreibung dessen, was ich freien Willen nenne, passt schon recht gut. (Edit: wenn wir "Bildung" und "Intelligenz" weglassen.)

Nur, wie gesagt, meine ich ja gar nicht, dass Leute unter "freiem Willen", "Autonomie", "Selbstbestimmung" usw. einen libertarischen freien Willen verstehen und sehe die Gefahr, dass, wenn man sagt: "es gibt keine Willensfreiheit" das so verstanden werden wird: "werde Fatalist, Du kannst eh nix ändern."

step hat folgendes geschrieben:
Unabhängig von der Benennung ist es mE sowieso nicht weit her mit der individuellen Willensbildung, vor allem bei moralischen Fragen. Hier unterliegen wir einem relativ starken soziologischen Gleichschaltungsdruck.

Ja, das denke ich auch. Man ist sicher viel weniger frei, als man denkt und das auch in meinem Sinne.

Nur denke ich, dass Freiheit im libertarischen Sinne a) ein sinnloses, weil logisch inkonsistentes Konzept ist und b) das nichts mit Determinismus zu tun hat und c) dass man durchaus sinnvoll sagen kann, dass Personen ihren Willen (wenn auch viel weniger, als sie vielleicht denken, zugegeben) selber bestimmen können und dass d) man das in einem libertarischen Freiheitskonzept nie sinnvoll sagen kann (in keiner denkbaren Welt, egal, ob determiniert oder indeterminiert).
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Beitrag(#1415706) Verfasst am: 11.01.2010, 09:42    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber Du schuldest mir eh noch eine explizite Darstellung Deines Freiheitsbegriffes.

Hab ich schon mehrfach getan. "Frei" ohne Zusatz bedeutet für mich "undeterminiert" - also etwas, das es in unserer Welt wohl nicht gibt.


In unserer Welt gibt es aber - im Gegensatz zu einer unveränderlichen Geisterwelt - so etwas wie unvorhersehbare Höherentwicklungen. Diese verlaufen wahrscheinlich nicht deterministisch.

Inwieweit Emergenz nun Freiheit gebiert, ist eine Frage, die wahrscheinlich beim menschlichen Subjdekt sehr stark mit dem Thema Erkenntnis verknüpft ist.

Nehmen wir mal an, die Erkenntnis des einzelnen Individuums ist zwar relativ beschränkt, aber die Erkenntnis der Menschheit insgesamt über die Zeitläufe macht ungeheure Sprünge und wirkt dann schließlich zurück auf das Denken und Entscheiden der Individuen.

Und nehmen wir mal an, plötzlich kommt einem die Erleuchtung, neue Möglickeiten dringen blitzlichtartig ins Bewusstsein. Plötzlich stellt der Mensch sich neue Aufgaben, weil unterwartbar plötzlich neue Lösungsmöglichkeiten ins Bewusstsein gedrungen sind. Die Möglichkeiten des Handelns, die Handlungsfreiheit also (!) wächst; aber nicht allein durch das individuelle Gehirn, sondern durch vielfältige Wechselbeziehungen mit der Welt.

Das hast Du beim Schachcomputer ja nicht im entferntesten. Der bewegt sich immer in seinem Nähkästelchen. Da gibt es keine Emergenz, keine Entwicklung, keine Evolution der Erkenntnis und auch kein Bewusstsein ...-

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Beitrag(#1415707) Verfasst am: 11.01.2010, 09:47    Titel: Antworten mit Zitat

@ AgentProvocateur & step:

Für sich genommen und aus dem Zusammenhang gerissen ist die Aussage "Wir können nicht wollen, was wir wollen" selbstwidersprüchlich und darum <u>absolut</u> falsch, aber durch meine weiteren Ausführungen sollte doch deutlich geworden sein, was ich damit meine: "Etwas wollen/nicht wollen" ist ein Gefühl ("Äquivalenzklasse bestimmter innerer Prozesse bestimmter lebender Organismen"), auf das wir keinen direkten Einfluß nehmen können, m.a.W.: es ist nicht möglich, den konkreten "Inhalt" unseres Willens (das, "was wir wollen") zu wollen. Glücklicherweise aber können wir unsere Gefühle reflektieren und darüber befinden, ob wir ihnen gemäß handeln oder nicht. Ohne diese Fähigkeit und die ihr zugrundeliegende Unterscheidung wäre neben vielem Anderen auch ethisch orientiertes Verhalten unmöglich.

Re: Verwirrung um Zielerreichungsfreiheit/Handlungsfreiheit etc.: Ist an diesem Abschnitt irgendetwas mißverständlich?:
"Was wir <b>tun</b> können, ist der Menge aller möglichen Zustände unseres Körpers entsprechend determiniert. Nicht alles, was wir tun können, ist jederzeit und/oder an allen Orten realisierbar. Was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort tun können, ist entsprechend dem konkreten Zustand unseres Körpers einerseits und jenem der mit uns interagierenden Dinge andererseits determiniert."
Ich denke, das klärt alles, was Ihr gestern noch so munter diskutiert habt.

@ Tso Wang:

Den Begriff "Freiheit des Nichtwollens" habe ich niemals verwendet, denn ich halte ihn für ebenso irreführend, ja unsinnig wie den Begriff der Willensfreiheit. Die Gründe dafür gehen aus meinem ersten Beitrag in diesem Thread hervor.
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Beitrag(#1415712) Verfasst am: 11.01.2010, 10:14    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber Du schuldest mir eh noch eine explizite Darstellung Deines Freiheitsbegriffes.
Hab ich schon mehrfach getan. "Frei" ohne Zusatz bedeutet für mich "undeterminiert" - also etwas, das es in unserer Welt wohl nicht gibt.
In unserer Welt gibt es aber ... so etwas wie unvorhersehbare Höherentwicklungen. Diese verlaufen wahrscheinlich nicht deterministisch.

Wieso höher? Und welche indeterministischen Prozesse konkret bestimmen etwa moralische Entscheidungen?

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
... Das hast Du beim Schachcomputer ja nicht im entferntesten. Der bewegt sich immer in seinem Nähkästelchen. ...

Ist das menschliche Nähkästelchen bei den meisten wesentlichen, alltäglichen Entscheidungsvorgängen wesentlich größer?
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Beitrag(#1415721) Verfasst am: 11.01.2010, 10:45    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Willensfreiheit wäre für mich, wenn der Wille nicht (komplett) verursacht, sondern wenigstens zum Teil letztursächlich wäre.
Ja, schon klar, das ist so für Dich, aber meine Frage ist: warum? Wie begründest Du das, was sind Deine Argumente dafür?

Ich vermute, einige Gründe sind:

- meine christliche Sozialisation: Die meisten Christen (und auch Esoteriker) vertreten erstmal einen libertarischen FW. Wenn ich also sage "Willensfreiheit git es nicht", verstehen die meisten Menschen das richtig, halten es aber für falsch.

- meine Erfahrung in Diskussionen und meine Kenntnis von Untersuchungen intuitiver Ansichten: Die meisten Menschen sind intuitive Inkompatibilisten und entscheiden sich (inkonsistenterweise) je nach genauer Fragestellung entweder für die libertarische oder die deterministische (oder gar fatalistische) Deutung

- eine eigene Kategorie "willensfrei" erschiene mir nur berechtigt, wenn es auch wirklich einen wesentlichen Freiheitsgrad dafür gäbe, der nicht nur eine Umschreibung für komplexere Bewertungsalgorhithmen oder ähnliches ist.

- insbesondere in moralischen Fragen (und die sind in solchen Diskussionen meist relevant) ist die individuelle Unfreiheit offensichtlich, und zwar unabhängig vom mikroskopischen Determinismus. Wer also Willensfreiheit behauptet oder gar mehr davon fordert, muß sich im klaren darüber sein, was das soziobiologisch und spieltheoretisch für Folgen hätte.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich halte das für völlig unverständlich und ich möchte mal jemand anderen für mich sprechen lassen:

John Locke hat folgendes geschrieben:
"Verdient es den Namen Freiheit, wenn man die Freiheit besitzt, den Narren zu spielen und sich selbst in Schande und Unglück zu stürzen? Wenn Freiheit, wahre Freiheit, darin besteht, daß man sich von der Leitung der Vernunft losreißt und von allen Schranken der Prüfung und des Urteils frei ist, die uns vor dem Erwählen und Tun des Schlechteren bewahren, dann sind Tolle und Narren die einzig Freien; allein ich glaube, keiner, der nicht schon toll ist, wird um einer solchen Freiheit willen wünschen, toll zu werden. Das stete Verlangen nach Glück und der Zwang, den es uns auferlegt, um seinetwillen zu handeln, wird meines Erachtens niemand als eine Schmälerung der Freiheit ansehen oder wenigstens nicht als eine Schmälerung, die zu beklagen wäre."

Dieses Argument ist ungültig, da es einzig auf der Annahme basiert, Freiheit müsse etwas Gutes, Hehres, Erstrebenswertes sein.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... Handlungsfreiheit ist ein philosophischer Begriff, der einfach bedeutet: "Handlungsfreiheit: man kann tun, was man will." Die Frage, woher dieser Wille kommt, ist dabei irrelevant, der kann auch von einem Manipulateur kommen.

Wenn die Entscheidung zur Bildung von Präferenzen nicht präferent ist, sondern manipuliert, ist man bei der Willensbildung nicht handlungsfrei.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... Und zu der Verwechslungsgefahr zum libertarischen freien Willen: warum nennen wir den libertarischen freien Willen (dem Du mir bis jetzt unverständlicherweise auch anhängst) nicht einfach "libertarischer freier Wille" und den kompatibilistischen freien Willen "kompatibilistischen freien Willen"? Das wäre doch schon mal ein gewaltiger Fortschritt zu der ewigen bisher unbegründeten Behauptung, nur der libertarische freie Wille sei der einzig echte freie Wille.

Das finde ich jetzt witzig. Wieso, glaubst Du, heißt der libertarische FW wohl "libertarisch"? Aus meiner Sicht steht beim libertarischen FW im Vordergrund, an echte Freiheitsgrade zu glauben (also daß man in identischer Situation auch anders hätte handeln können), während beim Kompatibilismus im Vordergrund steht, das Wort "Freiheit" irgendwie zu retten. Denn die (deterministische) Willensbildung in Deinem Sinne bezweifelt meines Wissens überhaupt niemand. Wenn wir also schon zwei Begriffe einführen, sollten wir "frei" vermeiden (denn darum geht ja der Streit) und z.B. sagen:

"libertarischer Wille" vs. "kompatibilistischer Wille"

oder

"indeterministische Willensbildung" vs. "deterministische Willensbildung"

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich denke, ein Großteil der Konfusion kommt dadurch, dass zu viele Leute aus einem Determinismus Fatalismus folgern ...

Ja, in dem Punkt sind wir uns einig. Aber hast nicht auch Du in früheren Threads, zu Verantwortung, Strafrecht usw. mir des öfteren vorgeworfen, bei meiner Einstellung wäre ja "alles egal" und die Moral zum Teufel, obwohl Du diesen Vorwurf ja eigentlich nur dann aufstellen dürftest, wenn Dein Gegenüber nicht mal an die deterministisch-individuelle Willensbildung glaubt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nur, wie gesagt, meine ich ja gar nicht, dass Leute unter "freiem Willen", "Autonomie", "Selbstbestimmung" usw. einen libertarischen freien Willen verstehen und sehe die Gefahr, dass, wenn man sagt: "es gibt keine Willensfreiheit" das so verstanden werden wird: "werde Fatalist, Du kannst eh nix ändern."

Wieso siehst Du diese Gefahr? Das wäre ja nur dann eine Gefahr, wenn die Mehrheit der Leute nicht mal an Deine "individuelle Willensbildung" glauben würden, oder?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Unabhängig von der Benennung ist es mE sowieso nicht weit her mit der individuellen Willensbildung, vor allem bei moralischen Fragen. Hier unterliegen wir einem relativ starken soziologischen Gleichschaltungsdruck.
Ja, das denke ich auch. Man ist sicher viel weniger frei, als man denkt und das auch in meinem Sinne. ...

Gut, dann haben wir einen weiteren Übereinstimmungspunkt.
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Tso Wang
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Beitrag(#1415727) Verfasst am: 11.01.2010, 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
@ AgentProvocateur & step:

.....

@ Tso Wang:

Den Begriff "Freiheit des Nichtwollens" habe ich niemals verwendet, denn ich halte ihn für ebenso irreführend, ja unsinnig wie den Begriff der Willensfreiheit. Die Gründe dafür gehen aus meinem ersten Beitrag in diesem Thread hervor.



.

Sorry, dann habe ich Dich missverstanden, als Du schriebst: "..wir können tun oder unterlassen, was wir nicht wollen."

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Marcellinus
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Beitrag(#1415733) Verfasst am: 11.01.2010, 11:40    Titel: Antworten mit Zitat

Wir sind also frei, zu tun, was wir wollen, aber nicht frei, zu wollen, was wir wollen? Ist es das, was wir beobachten können? Es dürfte unbestritten sein, daß Handlungsfreiheit (wir sind frei zu tun, was wir wollen) relativ ist, also von den Umständen abhängt, unter denen die einzelnen Menschen leben.

Wille ist das, was Menschen wollen, ihre Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen. Das hängt in noch größerem Maße ab, von der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und den Verhältnissen, unter denen die einzelnen Menschen leben.

Aber man wird nicht sagen können, daß nie ein Mensch aus inneren Gründen seine Ziele, Absichten und persönlichen Einstellungen ändert. Manche tun es nie, wenige grundsätzlich und die allermeisten nur ein bißchen, aber sie tun es, und man kann nicht sagen, daß es ausschließlich von außen erzwungen wäre.

Manche Menschen haben also die Fähigkeit, ihre Ziele und Absichten zu ändern. Was anderes soll das sein, als Willensfreiheit? Willensfreiheit ist also das Maß, in dem wir, jeder einzelne für sich, in der Lage ist, seine Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen zu beeinflussen.
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Ascanius
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Beitrag(#1415744) Verfasst am: 11.01.2010, 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

@ Tso Wang:

Vielleicht wäre die angedachte "umständliche" Variante klarer gewesen: Wir können tun, was wir wollen (z.B. spazieren gehen), oder auch tun, was wir nicht wollen (z.B. eine Steuererklärung machen). Ebenso können wir unterlassen, was wir wollen (z.B. Fleisch essen), oder auch unterlassen, was wir nicht wollen (z.B. einen langweiligen Kinofilm anschauen).
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Beitrag(#1415749) Verfasst am: 11.01.2010, 12:25    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wir sind also frei, zu tun, was wir wollen, aber nicht frei, zu wollen, was wir wollen? Ist es das, was wir beobachten können? Es dürfte unbestritten sein, daß Handlungsfreiheit (wir sind frei zu tun, was wir wollen) relativ ist, also von den Umständen abhängt, unter denen die einzelnen Menschen leben.

Wille ist das, was Menschen wollen, ihre Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen. Das hängt in noch größerem Maße ab, von der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und den Verhältnissen, unter denen die einzelnen Menschen leben.

Aber man wird nicht sagen können, daß nie ein Mensch aus inneren Gründen seine Ziele, Absichten und persönlichen Einstellungen ändert. Manche tun es nie, wenige grundsätzlich und die allermeisten nur ein bißchen, aber sie tun es, und man kann nicht sagen, daß es ausschließlich von außen erzwungen wäre.

Manche Menschen haben also die Fähigkeit, ihre Ziele und Absichten zu ändern.

Bis hierhin wird Dir wohl fast jeder zustimmen. Auch wenn sich vielleicht einige Komplikationen ergeben, z.B. die Frage, ob eine Person, die die sie definierenden Präferenzen wesentlich ändert, noch dieselbe Person ist. Aber das ist vielleicht OT.

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Was anderes soll das sein, als Willensfreiheit?

Das "Willensfreiheit" zu nennen, ist aber eine sehr moderne, ich würde sagen fast defensive Deutung, in der sich insbesondere die Libertarier nicht wiederfinden, jedenfalls nicht, sobald der Kompatibilist erwähnt, daß es sich hierbei ebenfalls um determinierte Prozesse handelt. Interessanterweise wurde diese eher defensive bildungsorientiert-langfristige Deutung erst salonfähig, nachdem zwei andere Deutungen widerlegt waren:

- die intuitiv-libertarische Deutung (*) (wurde durch die Aufklärung widerlegt)
- die Hypothese, der Willensakt gehe bei einer Handlung üblicherweise der Entscheidung voraus (wurde durch die Neurologie zumindest stark angeschossen)

Darüberhinaus gab (und gibt!) es sogar prominente "Nulldefinitionen" von Willensfreiheit, z.B.

Zitat:
Kompatibilisten wie Thomas Hobbes definieren Willensfreiheit so, dass eine Person dann frei handelt, wenn sie eine Handlung wolle und auch anders handeln könnte, wenn sie anders handeln wolle.


Eine wichtige Frage bei der Beurteilung des Ausdrucks "Willensfreiheit" für den von DIr und AP vorgeschlagenen Zusammenhang ist mE, ob das Ändern von Zielen und Absichten eine Handlung darstellt, denn in dem Fall wäre es "nur" ein komplexerer, soziologisch relevanter Spezialfall von Handlungsfreiheit.


(*) Das intuitive Verständnis der meisten Menschen von der Freiheit des Wollens gibt Deine und AP's Deutung nicht her, siehe dazu z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille#Intuitive_Alltagserfahrung :

Zitat:
Im Alltag erlebt der Mensch seinen Willen als frei. ... Der Punkt dabei ist, dass man die getroffene Entscheidung nur als eine Möglichkeit ansieht und davon ausgeht, dass man sich in derselben Situation auch für etwas anderes ... hätte entscheiden können. Man betrachtet sein Selbst – und nicht eine zwingende kausale Verbindung zwischen den eigenen Motiven und der Entscheidung - als den Erstauslöser des Willens. Er soll also sowohl in der Lage sein, die aus dem Überlegen folgenden Gründe für eine Entscheidung zu akzeptieren, als auch die Gründe entgegen jeder Logik zu verwerfen und sich anderes zu entscheiden. Somit scheint dieses Selbst eine von unserer normalen Vernunft unabhängige Wesenheit zu sein, die stärker ist als die zwingende Kopplung von Bedingungskomplex und daraus resultierenden Handlungen.

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Marcellinus
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Beitrag(#1415752) Verfasst am: 11.01.2010, 13:07    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wir sind also frei, zu tun, was wir wollen, aber nicht frei, zu wollen, was wir wollen? Ist es das, was wir beobachten können? Es dürfte unbestritten sein, daß Handlungsfreiheit (wir sind frei zu tun, was wir wollen) relativ ist, also von den Umständen abhängt, unter denen die einzelnen Menschen leben.

Wille ist das, was Menschen wollen, ihre Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen. Das hängt in noch größerem Maße ab, von der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und den Verhältnissen, unter denen die einzelnen Menschen leben.

Aber man wird nicht sagen können, daß nie ein Mensch aus inneren Gründen seine Ziele, Absichten und persönlichen Einstellungen ändert. Manche tun es nie, wenige grundsätzlich und die allermeisten nur ein bißchen, aber sie tun es, und man kann nicht sagen, daß es ausschließlich von außen erzwungen wäre.

Manche Menschen haben also die Fähigkeit, ihre Ziele und Absichten zu ändern.

Bis hierhin wird Dir wohl fast jeder zustimmen. Auch wenn sich vielleicht einige Komplikationen ergeben, z.B. die Frage, ob eine Person, die die sie definierenden Präferenzen wesentlich ändert, noch dieselbe Person ist. Aber das ist vielleicht OT.

Oh, das ist doch schon was. zwinkern
step hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Was anderes soll das sein, als Willensfreiheit?

Das "Willensfreiheit" zu nennen, ist aber eine sehr moderne, ich würde sagen fast defensive Deutung, in der sich insbesondere die Libertarier nicht wiederfinden, jedenfalls nicht, sobald der Kompatibilist erwähnt, daß es sich hierbei ebenfalls um determinierte Prozesse handelt. Interessanterweise wurde diese eher defensive bildungsorientiert-langfristige Deutung erst salonfähig, nachdem zwei andere Deutungen widerlegt waren:

- die intuitiv-libertarische Deutung (*) (wurde durch die Aufklärung widerlegt)
- die Hypothese, der Willensakt gehe bei einer Handlung üblicherweise der Entscheidung voraus (wurde durch die Neurologie zumindest stark angeschossen)

Die Probleme von Libertariern sind mir ziemlich egal. Wenn du auf das Experiment von Libet anspielst, hat da AgentProvocateur vor kurzen einen Link gepostet, den ich gern noch mal wiederhole: Willensfreiheit 3: Das Marionettentheater Die Idee, irgendwas entscheide sich für uns und unsere Vorstellung von Entscheidungsfreiheit sei nur eine nachträgliche Rationalisierung, dürfte sich allgemein kaum belegen lassen. Daß es dagegen nachträgliche Rationalisierung gibt, daß sich jemand für eine Entscheidung, die er getroffen hat, nachträgliche eine Begründung einredet, steht außer Frage, aber das ist eine andere Party.

step hat folgendes geschrieben:

Darüberhinaus gab (und gibt!) es sogar prominente "Nulldefinitionen" von Willensfreiheit, z.B.

Zitat:
Kompatibilisten wie Thomas Hobbes definieren Willensfreiheit so, dass eine Person dann frei handelt, wenn sie eine Handlung wolle und auch anders handeln könnte, wenn sie anders handeln wolle.


Eine wichtige Frage bei der Beurteilung des Ausdrucks "Willensfreiheit" für den von DIr und AP vorgeschlagenen Zusammenhang ist mE, ob das Ändern von Zielen und Absichten eine Handlung darstellt, denn in dem Fall wäre es "nur" ein komplexerer, soziologisch relevanter Spezialfall von Handlungsfreiheit.


(*) Das intuitive Verständnis der meisten Menschen von der Freiheit des Wollens gibt Deine und AP's Deutung nicht her, siehe dazu z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille#Intuitive_Alltagserfahrung :

Zitat:
Im Alltag erlebt der Mensch seinen Willen als frei. ... Der Punkt dabei ist, dass man die getroffene Entscheidung nur als eine Möglichkeit ansieht und davon ausgeht, dass man sich in derselben Situation auch für etwas anderes ... hätte entscheiden können. Man betrachtet sein Selbst – und nicht eine zwingende kausale Verbindung zwischen den eigenen Motiven und der Entscheidung - als den Erstauslöser des Willens. Er soll also sowohl in der Lage sein, die aus dem Überlegen folgenden Gründe für eine Entscheidung zu akzeptieren, als auch die Gründe entgegen jeder Logik zu verwerfen und sich anderes zu entscheiden. Somit scheint dieses Selbst eine von unserer normalen Vernunft unabhängige Wesenheit zu sein, die stärker ist als die zwingende Kopplung von Bedingungskomplex und daraus resultierenden Handlungen.

Einig sind wir uns, daß es einen akausalen (libertaristischen) freien Willen nicht gibt. Das wäre ja auch ein schönes Chaos, so im Sinne von: Jetzt bin ich mal gespannt, wie ich mich heute entscheide. Ein von uns losgelöstes Selbst ist auch Blödsinn, denn was sollte das sein. Wir bilden unsere Entscheidungen aufgrund unser persönlichen Vorstellungen, Gefühle, Interessen und Absichten, und wenn wir nicht gerade durch äußere oder innere Zwänge daran gehindert werden, können wir uns frei entscheiden, aber natürlich nicht frei von uns selbst.
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Beitrag(#1415763) Verfasst am: 11.01.2010, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wenn du auf das Experiment von Libet anspielst, hat da AgentProvocateur vor kurzen einen Link gepostet, den ich gern noch mal wiederhole: Willensfreiheit 3: Das Marionettentheater Die Idee, irgendwas entscheide sich für uns und unsere Vorstellung von Entscheidungsfreiheit sei nur eine nachträgliche Rationalisierung, dürfte sich allgemein kaum belegen lassen. ...

Habe gerade nochmal den Artikel von A.Müller genauer gelesen, und finde ihn inzwischen ziemlich voller Fehler.

Interessanterweise wird übrigens, ganz bedarfslogisch, auch mal eine (sonst von Kompatibilisten meist geschmähte, weil reduktionistische) epiphänomenale / eliminativ emergentistische Haltung eingenommen, um zu zeigen, daß "wir" nicht vor unserem Bewußtsein entscheiden können, obwohl niemand behauptet hat, daß das Bewußtsein überhaupt entscheide:

Zitat:
'Du' bist das synaptische Muster von Erinnerungen, Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmalen, Gewohnheiten und Veranlagungen, Wünschen und Emotionen und so weiter, aus welchen sich dein Gehirn zusammensetzt."


Zudem werden mal wieder die üblichen fatalistischen Strohmänner abgefackelt, keine Ahnung, warum Ihr das hier immer noch empfehlt:

A.Müller hat folgendes geschrieben:
Der Philosoph Tibor Machan kritisiert ebenfalls die ausufernden Schlussfolgerungen der Willens-Unfreiheits-Fraktion. ... "Niemand ist schuld an irgendetwas, behaupten sie, weil niemand etwas hätte anders tun können, als er oder sie es getan hat. Das ist nur eine Folge der Willens-Unfreiheit im menschlichen Leben. Was sind ein paar andere? Bedauern ist draußen, Stolz auch. Entschuldigungen sind zwecklos, weil es niemand hätte besser tun können, als er oder sie es getan hat. ..."

Natürlich ist etwa Bedauern keineswegs zwecklos, denn es zeigt den Anderen, daß man sich in Zukunft anders verhalten möchte, und mitigiert dadurch den Vertrauensverlust zum Teil. Ich weiß nicht, wie oft ich das noch klarstellen muß.

Damit nehme ich auch meine Aussage von oben zurück, es gäbe nicht viel Wesentliches zu korrigieren. Zumindest für Teil 3 gilt das mE nicht mehr.

Und zu der "neuen Studie": Sie zeigt nmV vielleicht, daß eine Entscheidung nach Eintreffen des ersten Bereitschaftspotenzials getroffen werden kann, nicht aber, daß sie nach der Bewußtwerdung stattfindet. Letztlich ist das auch egal, denn entscheidend für meine Argumentation ist nicht so sehr ein Libet-artiges Experiment, sondern die Verschiebung der Deutung von "Freiwilligkeit" von kurzfristigen willentlichen Entscheidungen hin zu langfristiger philosophischer Willensbildung.

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Eine wichtige Frage bei der Beurteilung des Ausdrucks "Willensfreiheit" für den von DIr und AP vorgeschlagenen Zusammenhang ist mE, ob das Ändern von Zielen und Absichten eine Handlung darstellt, denn in dem Fall wäre es "nur" ein komplexerer, soziologisch relevanter Spezialfall von Handlungsfreiheit.
... Wir bilden unsere Entscheidungen aufgrund unser persönlichen Vorstellungen, Gefühle, Interessen und Absichten, und wenn wir nicht gerade durch äußere oder innere Zwänge daran gehindert werden, können wir uns frei entscheiden, aber natürlich nicht frei von uns selbst.

Und wie stehst Du zu meiner Frage?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Marcellinus
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Beiträge: 7429

Beitrag(#1415787) Verfasst am: 11.01.2010, 15:04    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Eine wichtige Frage bei der Beurteilung des Ausdrucks "Willensfreiheit" für den von DIr und AP vorgeschlagenen Zusammenhang ist mE, ob das Ändern von Zielen und Absichten eine Handlung darstellt, denn in dem Fall wäre es "nur" ein komplexerer, soziologisch relevanter Spezialfall von Handlungsfreiheit.
... Wir bilden unsere Entscheidungen aufgrund unser persönlichen Vorstellungen, Gefühle, Interessen und Absichten, und wenn wir nicht gerade durch äußere oder innere Zwänge daran gehindert werden, können wir uns frei entscheiden, aber natürlich nicht frei von uns selbst.

Und wie stehst Du zu meiner Frage?

Wenn eine Handlung beruht auf Zielen, Absichten und persönlichen Entscheidungen, eine Handlung also eine äußere Aktion ist, die auf inneren Zuständen beruht, dann ist Willensbildung keine Handlung. Wenn dagegen Willensbildung auch (nur) eine Handlung ist, dann sind nicht nur äußere Aktionen, sondern jede Art von Aktionen Handlungen, und damit beruhen Handlungen eben nur auf anderen Handlungen. Wenn ich also den Unterschied zwischen Handlungen und Zielen und Absichten auflöse, dann gibt es auch keinen mehr zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit, aber das eben nicht, weil es da keinen Unterschied gäbe, sondern aufgrund einer absichtlichen sprachlichen Nivilierung.
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Ascanius
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Beitrag(#1415790) Verfasst am: 11.01.2010, 15:18    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wille ist das, was Menschen wollen, ihre Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen.


So definierst <b>Du</b> den Willensbegriff, aber er ist unklar, weil er allzu Verschiedenes umfaßt. Da die Gleichsetzung unterschiedlicher Begriffe schnell und meist unbemerkt zu Inkonsistenzen führt (s.u.), empfiehlt es sich, <b>äußerst</b> sparsam damit umzugehen. Hinsichtlich der von Dir genannten Begriffe schlage ich also folgende Unterscheidungen vor:

"Wollen" ist ein verstärktes Gefühl des Wünschens, das sich unserem unmittelbaren Einfluß entzieht.
"Ein Ziel haben" ist der Gedanke eines Bestrebens, der eine vorläufige Festlegung im möglichen Widerstreit von Wollen, Können und Sollen trifft. Ein Ziel kann im Einklang mit oder im Widerspruch zu unserem Wollen, Können oder Sollen stehen.
"Eine Absicht haben" bedeutet, ein gestecktes Ziel mit Gedanken zu seiner Verwirklichung zu verbinden und entsprechende Handlungen ins Auge zu fassen.
"Eine Entscheidung treffen" bedeutet, gedanklich konkrete Handlungen zur Erreichung eines bestimmten Zieles festzulegen.

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
man wird nicht sagen können, daß nie ein Mensch aus inneren Gründen seine Ziele, Absichten und persönlichen Einstellungen ändert.


Was meinst Du mit "inneren Gründen"?

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Manche Menschen haben also die Fähigkeit, ihre Ziele und Absichten zu ändern. Was anderes soll das sein, als Willensfreiheit?


Genau das, was es aussagt: die Fähigkeit, Ziele und Absichten zu ändern! Sie mit der Willensfreiheit gleichzusetzen, impliziert den Selbstwiderspruch, man könne ein konkretes Wollen wollen.
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1415792) Verfasst am: 11.01.2010, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ascanius hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wille ist das, was Menschen wollen, ihre Ziele, Absichten und persönlichen Entscheidungen.


So definierst <b>Du</b> den Willensbegriff, aber er ist unklar, weil er allzu Verschiedenes umfaßt. Da die Gleichsetzung unterschiedlicher Begriffe schnell und meist unbemerkt zu Inkonsistenzen führt (s.u.), empfiehlt es sich, <b>äußerst</b> sparsam damit umzugehen.

Wenn du es so siehst, solltest du das lieber lassen, denn Begriffe wie Willen, Bewußtsein usw. sind Begriffe, die aus Zeiten stammten, in denen es Kenntnisse über neuronale Netzwerke wie unser Gehirn noch nicht gab. Entweder man findet sich damit ab, daß man vereinfacht, oder man kann anfangen, Bücher zu schreiben, die dann allerdings auf belegbaren Fakten beruhen sollten, die zumindest ich nicht habe. Der Versuch, das durch Wort-Akrobatik zu ersetzen, führt zu nichts, denn für jedes Wort, das man erklärt, verwendet man weitere, die man nicht erklärt.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
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Beitrag(#1415793) Verfasst am: 11.01.2010, 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Willensfreiheit wäre für mich, wenn der Wille nicht (komplett) verursacht, sondern wenigstens zum Teil letztursächlich wäre.
Ja, schon klar, das ist so für Dich, aber meine Frage ist: warum? Wie begründest Du das, was sind Deine Argumente dafür?

Ich vermute, einige Gründe sind:

- meine christliche Sozialisation: Die meisten Christen (und auch Esoteriker) vertreten erstmal einen libertarischen FW. Wenn ich also sage "Willensfreiheit git es nicht", verstehen die meisten Menschen das richtig, halten es aber für falsch.

Da gibt es aber einige empirische Studien, die das widerlegen oder zumindest stark in Frage stellen. Zum Beispiel diese (Is Incompatibilism intuitive?) oder diese:

Zitat:
One upshot of these findings is that the classic incompatibilist view that determinism poses a threat to morality and responsibility, while seemingly intuitive, may pose a threat only to individuals who do things like read books about free will. The psychological link between ultimate freedom and responsibility appears less strong than many have suggested.


step hat folgendes geschrieben:
- eine eigene Kategorie "willensfrei" erschiene mir nur berechtigt, wenn es auch wirklich einen wesentlichen Freiheitsgrad dafür gäbe, der nicht nur eine Umschreibung für komplexere Bewertungsalgorhithmen oder ähnliches ist.

Wenn es die Freiheit von Menschen geht, darum, ob und inwiefern sie ihre Entscheidungen und ihre Handlungen selber bestimmen können, dann haben dabei akausale Freiheitsgrade nichts zu suchen. Es sei denn, man könnte begründen, wieso. Man kann sehr gut begründen, dass akausale Freiheitsgrade (aka Zufall, Willkür) die Freiheit von Menschen einschränken, denn das bedeutete nun mal, dass etwas geschieht, das jeglicher Kontrolle enthoben ist. Aber wie sie die Freiheit des Menschen erweitern könnten, sehe ich nicht. Es ist ja sinnlos, einfach eine unbegründete Forderung zu stellen: da müssen aber akausale Freiheitsgrade sein. Wieso also?

step hat folgendes geschrieben:
- insbesondere in moralischen Fragen (und die sind in solchen Diskussionen meist relevant) ist die individuelle Unfreiheit offensichtlich, und zwar unabhängig vom mikroskopischen Determinismus. Wer also Willensfreiheit behauptet oder gar mehr davon fordert, muß sich im klaren darüber sein, was das soziobiologisch und spieltheoretisch für Folgen hätte.

Du meinst jetzt Willensfreiheit in meinem Sinne, also Erweiterung der Autonomie, Erweiterung der Fähigkeit zum selbstständigen Denken, richtig? Das hältst Du für gefährlich, verstehe ich das richtig?

step hat folgendes geschrieben:
Dieses Argument ist ungültig, da es einzig auf der Annahme basiert, Freiheit müsse etwas Gutes, Hehres, Erstrebenswertes sein.

Ja, sicher. Ist sie das nicht?

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... Handlungsfreiheit ist ein philosophischer Begriff, der einfach bedeutet: "Handlungsfreiheit: man kann tun, was man will." Die Frage, woher dieser Wille kommt, ist dabei irrelevant, der kann auch von einem Manipulateur kommen.

Wenn die Entscheidung zur Bildung von Präferenzen nicht präferent ist, sondern manipuliert, ist man bei der Willensbildung nicht handlungsfrei.

Naja, wie gesagt, mir scheint, Du hast hier irgendwie eine Privatdefinition von Handlungsfreiheit. Und zwar eine solche, die das abdeckt, was die meisten Leute unter Willensfreiheit verstehen.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
[...] warum nennen wir den libertarischen freien Willen (dem Du mir bis jetzt unverständlicherweise auch anhängst) nicht einfach "libertarischer freier Wille" und den kompatibilistischen freien Willen "kompatibilistischen freien Willen"? [...]

Das finde ich jetzt witzig. Wieso, glaubst Du, heißt der libertarische FW wohl "libertarisch"? Aus meiner Sicht steht beim libertarischen FW im Vordergrund, an echte Freiheitsgrade zu glauben (also daß man in identischer Situation auch anders hätte handeln können), während beim Kompatibilismus im Vordergrund steht, das Wort "Freiheit" irgendwie zu retten.

Beim libertarischen Freiheitsbegriff stehen völlig unsinnige Behauptungen im Vordergrund, sich widersprechende und daher unlogische Forderungen (echte Freiheitsgrade, in der identischen Situation anders handeln können). Unglücklicherweise ist es bisher noch niemandem gelungen, das irgendwie plausibel zu machen. Man weigert sich sogar, das mal genau darzustellen, geschweige denn, dass man mal beispielhaft eine denkbare Welt mit einer solchen angeblichen Freiheit darstellt, also zu zeigen wie das rein hypothetisch funktionieren könnte. Das wäre ja wohl das Mindeste, was man von einem Inkompatibilisten verlangen könnte. Aber nein, sie behaupten einfach stur, das sei intuitiv plausibel und das würden die meisten Leute glauben. Was aber a) begründet angezweifelt werden kann, siehe verlinkte Studien oben) und b) unabhängig davon die Inkompatibilisten nicht von einer Argumentation enthebt.

Natürlich kann der Inkompatibilist einfach definieren: "Willensfreiheit ist, wenn jemand in einer identischen Situation anders handeln kann", aber solange er nicht zeigen kann, dass das in irgend einer Weise überhaupt einen Sinn ergeben kann, bleibt mir ja nur, das einfach für blödsinnig zu halten.

Kompatibilisten versuchen der Frage auf den Grund zu gehen, ein denkbares Konzept von Willensfreiheit zu entwickeln. Und die Frage dabei ist und bleibt nun mal die, ob und inwiefern individuelle Selbstbestimmung möglich ist.

step hat folgendes geschrieben:
Denn die (deterministische) Willensbildung in Deinem Sinne bezweifelt meines Wissens überhaupt niemand.

Der Streit entzündet sich immer an der Frage, ob und inwieweit Willensbildung und auch Handlungen individuell zuordbar ist / sind. Inkompatibilisten behaupten meist, sie sei es gar nicht, weil sie determiniert sei. Das ist der eigentliche Streitpunkt zwischen Inkompatibilisten und Kompatibilisten.

Inkompatibilisten behaupten meist, man dürfe Handlungen nur dann zuordnen, wenn es irgend etwas Indeterminiertes gäbe. Aber warum dem so sein soll und wie man sich das vorstellen kann, sagen sie nicht.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nur, wie gesagt, meine ich ja gar nicht, dass Leute unter "freiem Willen", "Autonomie", "Selbstbestimmung" usw. einen libertarischen freien Willen verstehen und sehe die Gefahr, dass, wenn man sagt: "es gibt keine Willensfreiheit" das so verstanden werden wird: "werde Fatalist, Du kannst eh nix ändern."

Wieso siehst Du diese Gefahr? Das wäre ja nur dann eine Gefahr, wenn die Mehrheit der Leute nicht mal an Deine "individuelle Willensbildung" glauben würden, oder?

Verstehe ich jetzt nicht so recht. Also nochmal: ich denke, dass die meisten Leute genau genommen das unter Willensfreiheit verstehen, was Du unter Handlungsfreiheit verstehst. Wenn Du ihnen also sagst: es gibt keine Willensfreiheit, dann verstehen sie: es gibt keine Handlungsfreiheit. Und dann folgern eben sehr viele Menschen aus Determinismus Fatalismus. Und es wäre mE wenig hilfreich, den Leuten Fatalismus einzureden.
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