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göttertod Atheist und Zweifelsäer
Anmeldungsdatum: 20.08.2004 Beiträge: 1565
Wohnort: Freiburg
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(#1415539) Verfasst am: 10.01.2010, 20:24 Titel: Eliminativer Materialismus |
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Die Frage nach dem Bewusstsein interessiert hier so einige. Sie wird hier sehr viel diskutiert und immer wieder fällt der Begriff Eliminativer Materialismus.
Leider wird er von jenen, die ihn ablehnen, immer wieder verfälscht dargestellt. Zumindest in einer Art und Weise, wie ich ihn den EM bisher nicht verstehe.
Zuletzt hier gelesen:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Illusion ist hier das falsche Wort, es muss Interpretation heißen. Illusion ist etwas, das fälschlicherweise für existent gehalten wird. Aber das Ich existiert, ihm entsprechen neuronale Vorgänge in der Wirklichkeit.
Man müsste also sagen, dass die Interpretation falsch ist. Und das könnte man zum Beispiel tun, indem man die richtige Interpretation gibt. Bin sehr gespannt, wie man das bewerkstelligen will.
Letztlich läuft sowas immer auf eliminativen Materialismus hinaus, für den nichts nichts existiert außer Bosonen und Fermionen. Und dann existiert natürlich auch das Ich nicht, es existieren keine Gesellschaften, keine Strukturen, Prozesse usw. usf., einfach alles, was keine Bosonen und Fermionen sind. Und es existiert keine Sprache, es existieren keine Argumente, es existiert kein eliminativer Materialist. |
Nehmen wir den obigen Satz: "Aber das Ich existiert, ihm entsprechen neuronale Vorgänge in der Wirklichkeit."
Genau hier liegt der Knackpunkt. Alle von der Denkart der Religiösen, der Theologen, der Idealisten, der Dualisten, der Nicht-Materialisten, etc. sehen das "Ich", das "Bewusstsein" (und somit auch den "Freien Willen") losgelöst von der materiellen Ebene. Eine Entität, die mehr sei als nur bloße Materie. Eine emergente Eigenschaft, die sich nicht auf materielle Erkenntnisse zurückführen lasse.
So argumentiert auch seit Monaten der provozierende Agent.
Manifestiert sind die Gedanken der Losgelöstheit in den obigen Worten "das Ich existiert", oder "Ich existiere", oder "Ich bin". Diese metaphysische Art des "Seins an sich" gibt es nicht. Die Bedeutung des Wortes "Sein" definiert sich über die Beziehung zu etwas.
Oben findet das erst über den Nebensatz statt ", ihm entsprechen neuronale Vorgänge in der Wirklichkeit." Das macht den metaphysischen Hauptsatz in seiner Aussage nicht richtiger.
Richtig wäre "Das Ich existiert in seinem entsprechenden neuronalen Vorgang in der Wirklichkeit (platt - "im Hirn")"
Und es ist NICHT so, wie AgentProvocateur schreibt, dass der Eliminative Materialismus die Existenz aller vom Menschen (oder anderer Individuen) geschaffener Kultur bestreitet. Das ist Unsinn!
Der Eliminative Materialismus (so wie ich ihn bisher verstehe) bestreitet nur die Sinnhaftigkeit von inhaltsleeren Wörtern und Begriffen, und somit deren Abschaffung (im Sinne von Nichtnutzung). Inhaltsleere Wörter sind im Hirn als MEM existent, aber ihre zugrundeliegende Definition findet sich in der Realität nicht wieder.
Rudolf Carnap endet in seinem Aufsatz Überwindung der Metaphysik
durch logische Analyse der Sprache mit den Worten:
Zitat: | Metaphysiker sind Musiker ohne musikalische Fähigkeit. Dafür besitzen sie eine starke Neigung zum Arbeiten im Medium des Theoretischen, zum Verknüpfen von Begriffen und Gedanken.
Anstatt nun einerseits diese Neigung im Gebiet der Wissenschaft zu betätigen und andererseits das Ausdrucksbedürfnis in der Kunst zu befriedigen, vermengt der Metaphysiker beides und schafft ein Gebilde, das für die Erkenntnis gar nichts und für das Lebensgefühl etwas Unzulängliches leistet. |
Der "Freie Wille" oder die "Seele" als metaphysisch existent gedachte Begriffe, die mehr darstellen sollen, als ihre begriffliche Widerspiegelung im neuronalen Korrelat, bringen keinen Erkenntnismehrwert und sind für das Lebensgefühl unzulänglich.
passend zu dem "Ich bin" schreibt Carnap:
Zitat: | Ein Beispiel für diesen Fehler finden wir in dem "'cogito, ergo sum'" des DESCARTES. Von den inhaltlichen Bedenken, die gegen die Prämisse erhoben worden sind - ob nämlich der Satz "ich denke" adäquater Ausdruck des gemeinten Sachverhaltes sei oder vielleicht eine Hypostasierung enthalte -, wollen wir hier gänzlich absehen und die beiden Sätze nur vom formal-logischen Gesichtspunkt aus betrachten. Da bemerken wir zwei wesentliche logische Fehler.
Der erste liegt im Schlußsatz "ich bin". Das Verbum "sein" ist hier zweifellos im Sinne der Existenz gemeint; denn eine Kopula kann ohne Prädikat nicht gebraucht werden; das "ich bin" des DESCARTES ist ja auch stets in diesem Sinne verstanden worden. Dann verstößt aber dieser Satz gegen die vorhin genannte logische Regel, daß Existenz nur in Verbindung mit einem Prädikat, nicht in Verbindung mit einem Namen (Subjekt, Eigennamen) ausgesagt werden kann. Ein Existenzsatz hat nicht die Form "'a' existiert" (wie hier: "ich bin", d.h. "ich existiere"), sondern "es existiert etwas von der und der Art".
Der zweite Fehler liegt in dem Übergang von "ich denke" zu "ich existiere". Soll aus dem Satz "'P'(a)" ("dem 'a' kommt die Eigenschaft 'P' zu") ein Existenzsatz abgeleitet werden, so kann dieser die Existenz in bezug auf das Prädikat 'P', nicht in bezug auf das Subjekt 'a' der Prämisse aussagen. Aus "ich bin ein Europäer" folgt nicht "ich existiere", sondern "es existiert ein Europäer". Aus "ich denke" folgt nicht "ich bin", sondern "es gibt etwas Denkendes".
Der Umstand, daß unsere Sprachen die Existenz durch ein Verbum ("sein" oder "existieren") ausdrücken, ist an sich noch kein logischer Fehler, sondern nur unzweckmäßig, gefährlich. Durch die verbale Form läßt man sich leicht zu der Fehlauffassung verführen, als sei die Existenz ein Prädikat; man kommt dann zu solchen logisch verkehrten und daher sinnlosen Ausdrucksweisen, wie wir sie soeben betrachtet haben.
Denselben Ursprung haben auch solchee Formen, wie "das Seiende", das "Nicht-Seiende", die ja seit jeher in der Metaphysik eine große Rolle gespielt haben. In einer logisch korrekten Sprache lassen sich solche Figuren gar nicht bilden. Wie es scheint, hat man in der lateinischen und in der deutschen Sprache, vielleicht durch das griechische Vorbild verführt, die Formen "ens" bzw. "seiend" eigens zum Gebrauche des Metaphysikers eingeführt; so machte man die Sprache logisch schlechter, während man glaubte, einen Mangel zu beheben.
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Und jetzt noch kurz John Stuart Mill zitieren:
Zitat: | The truth of an opinion is part of its utility. Die Wahrheit eines Gedankens ist Teil seines Nutzens. |
Und jetzt bitte ich alle um Ergänzungen, Korrekturen und eine angeregte Diskussion.
Und vorallem will ich "step" (und anderen) danken. Für seine Energie und sein Engagement in der Sache. Ich habe wohl weder die Geduld noch die Fähigkeit in den Diskussionen zu Thema Beiträge zu liefern, wie er es tut.
_________________ auf dass die Bücher von "Iain Banks" Wirklichkeit werden
The Jimmy Dore Show
jede Tradition ist es wert sich an sie zu erinnern, aber nicht jede Tradition ist es wert gelebt zu werden
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1415572) Verfasst am: 10.01.2010, 21:49 Titel: Re: Eliminativer Materialismus |
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göttertod hat folgendes geschrieben: | Nehmen wir den obigen Satz: "Aber das Ich existiert, ihm entsprechen neuronale Vorgänge in der Wirklichkeit."
Genau hier liegt der Knackpunkt. Alle von der Denkart der Religiösen, der Theologen, der Idealisten, der Dualisten, der Nicht-Materialisten, etc. sehen das "Ich", das "Bewusstsein" (und somit auch den "Freien Willen") losgelöst von der materiellen Ebene. Eine Entität, die mehr sei als nur bloße Materie. Eine emergente Eigenschaft, die sich nicht auf materielle Erkenntnisse zurückführen lasse.
So argumentiert auch seit Monaten der provozierende Agent. |
Ach, Unsinn. So habe ich noch nie argumentiert, so argumentiere ich nicht und so werde ich auch nicht argumentieren. Das ist schlicht falsch.
Und nur mal so, als Tip: mir persönlich ist es ziemlich egal, ob Du meinen Nick verhunzt oder nicht. Aber einige Leute könnten das als Argumentationsschwäche interpretieren.
göttertod hat folgendes geschrieben: | Manifestiert sind die Gedanken der Losgelöstheit in den obigen Worten "das Ich existiert", oder "Ich existiere", oder "Ich bin". Diese metaphysische Art des "Seins an sich" gibt es nicht. Die Bedeutung des Wortes "Sein" definiert sich über die Beziehung zu etwas.
Oben findet das erst über den Nebensatz statt ", ihm entsprechen neuronale Vorgänge in der Wirklichkeit." Das macht den metaphysischen Hauptsatz in seiner Aussage nicht richtiger. |
Ich stimme Dir sofort zu, dass Substantivierungen von "ich, selbst, wahr" usw. merkwürdig und sinnlos sind. Ich habe das nur aus Faulheit verwendet, weil das in den Beiträgen vorher vorkam (dort - der richtige Adressat für Deinen Vorwurf ist Metzinger). "Das Ich" bin ich, als Person. Einen anderen Sinn kann ich darin nicht sehen. Oder man meint vielleicht das Selbstmodell, aber dann sollte man das auch so sagen.
Nur ist es tatsächlich so, dass ich meine, dass ich (als Person) existiere (obgleich alles mAn auf Materie zurückführbar ist). Was daran metaphysisch sein soll, weiß ich jetzt aber nicht, jedoch das wirst Du sicher noch erklären, oder?
göttertod hat folgendes geschrieben: | Richtig wäre "Das Ich existiert in seinem entsprechenden neuronalen Vorgang in der Wirklichkeit (platt - "im Hirn")" |
Richtig ist, dass es verschiedene Beschreibungsebenen der Realität gibt, die sich nicht ausschließen müssen. Aber der eliminative Materialist behauptet (so wie ich das verstehe) genau das: weil Konzepte wie Gedanken, Bewusstsein, Sprache, Person, Physik, Gesellschaft usw. auf materielle Vorgänge zurückführbar sind, existieren sie nicht. Und das halte ich für einen Fehlschluss. Es ist nicht begründet, dass die Ebene der Bosonen und Fermionen die einzig richtige Beschreibungsebene der Realität sei und alles andere nur Illusion. Mal abgesehen davon, dass wir auf der Ebene der Bosonen und Fermionen gar nichts sagen können, weil auf dieser Ebene keine Sprache existiert. Daher sind Abstraktionen korrekte Beschreibungen der Realität, (nicht alle und immer, jedoch in dem Sinne, dass solche unerlässlich sind), wir haben gar nichts anderes und werden niemals drum herum kommen, zu abstrahieren. Es sei denn, es könnte gezeigt werden, wie das möglich wäre.
göttertod hat folgendes geschrieben: | Und es ist NICHT so, wie AgentProvocateur schreibt, dass der Eliminative Materialismus die Existenz aller vom Menschen (oder anderer Individuen) geschaffener Kultur bestreitet. Das ist Unsinn! |
Nö, dann hast Du noch nie was von eliminativen Materialisten gelesen. Schöne Beispiele dafür: diese Argumentation oder diese.
göttertod hat folgendes geschrieben: | Der Eliminative Materialismus (so wie ich ihn bisher verstehe) bestreitet nur die Sinnhaftigkeit von inhaltsleeren Wörtern und Begriffen, und somit deren Abschaffung (im Sinne von Nichtnutzung). Inhaltsleere Wörter sind im Hirn als MEM existent, aber ihre zugrundeliegende Definition findet sich in der Realität nicht wieder. |
Interessant. Was sind inhaltsleere Worte (Beispiele bitte) und wieso sind sie inhaltsleer, wie bestimmt man die Inhaltsleere?
Nun eine Definition: Materialist ist jemand, der bestreitet, dass es in der Welt Vorgänge gibt, die nicht auf Materie zurückführbar ist. (Und ich bin Materialist, als Arbeitshypothese, solange, bis mir jemand das Gegenteil beweist.)
Was ist nun die Definition für einen eliminativen Materialisten, was unterscheidet ihn vom gewöhnlichen Materialisten, wieso beansprucht er das Label "eliminativ"?
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urlaubsreif registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.12.2009 Beiträge: 3
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(#1415759) Verfasst am: 11.01.2010, 13:32 Titel: Die Wahrheit ist ein pfadloses Land |
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Guten Tag allerseits,
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Die Wahrheit ist ein pfadloses Land
Jiddu Krishnamurti
Ich kenne die bisherigen Freigeister Threads zum Thema Bewusstsein nicht und mag dies aufgrund meiner metaphysisch bedingten Denkfaulheit auch grad nicht vertiefen. Dies vorausgeschickt hoffe ich dennoch, einen konstruktiven Beitrag leisten zu können zu den zwei immer wieder auftauchenden grundsätzlichen Fragen in solchen Diskussionen, nämlich
1. Was ist Realität?
2. Was ist Geist?
Es scheint mir dem Thema angemessen, eine andere als die materialistische Position einzuführen, die beim Thema Bewusstsein und Metaphysik trotz widerstreitender Standpunkte innerhalb derselben im eigenen Saft zu schmoren scheint:
Die Sinnlosigkeit von Begriffen, welche vorgeben zu erklären, was sie beschreiben, wurde schon von den Kybernetikern und anschließend den Radikalen Konstruktivisten als Verwechselung der logischen Ebenen, als tautologisch, entlarvt und deshalb moniert. Allen voran der Biologe Gregory Bateson, der nicht müde wurde, zur Illustration dessen das Doktorenexamen aus Molières Werk „Der eingebildete Kranke“ heranzuziehen. Es wird der Kandidat gefragt, weshalb Opium einschläfernd wirke. Die triumphierende Antwort lautet "weil eine einschläfernde Kraft darin wirkt" (vis dormitiva). Man übersetze dies bitte auf die Diskussion Nervenaktivität --> Bewusstsein.
Ähnlich einschläfernd für die kritische Instanz innerhalb des Wissenschaftlers (eine weitere nebulöse Konstruktion ) nennt Bateson deshalb wissenschaftliche Hypothesen und Theorien, welche sich dem Phänomen Geist nähern auf Basis der von den Naturwissenschaften entlehnten mono- oder multikausalen Überlegungen, vor allem jedoch materialistischen Subjekt-Objekt Betrachtungen. Die Tatsache, dass Nervenaktivität im Zusammenhang mit Bewusstseinsaktivitäten wie beispielsweise der Bildung eines subjektiv erfahrbaren "Ich" zu beobachten ist, macht erstere noch lange nicht zur "causa finalis" desselben. Sondern es ist dies schlichtweg erstens die willkürliche Interpunktion eines Beobachters dieser Vorgänge und zweitens die Benennung als "Ich-Bewusstsein" eine durch den Beobachter von außen zufügte Qualität. Mit anderen Worten
Eine Rose ist eine Rose, ist eine Rose
Gertrude Stein
In der Welt der Naturwissenschaften, der „Kräfte“ erwarten wir, dass eine „reale“ Ursache eine „reale“ Wirkung zeigt.
Und zwar in der Regel beobachtbar, berechenbar und vorhersagbar.
In der Welt des Geistes kann etwas, was „nicht ist“ eine Ursache sein.
Der Brief, den ich nicht schreibe, kann Anlass sein für eine wütende (Re-)Aktion.
Wir brauchen deshalb etwas anderes als eine „reale monadische Ursache“, um uns sinnvoll mit dem Phänomen „Geist“ oder "Bewusstsein" auseinanderzusetzen.
Wunderbarerweise können wir dann außerdem das metaphysische Problem, ob der „Geist“ nun immanent oder transzendent ist zugunsten der Immanenz beantworten.
Bateson hat für die Beschäftigung mit den Phänomenen des Geistes, wie Lernen und Bewusstsein, die Kybernetik und den Informationsbegriff des Unterschiedes, der einen Unterschied macht, zugrunde gelegt. Jedes Nervensystem basiert auf der weitvernetzten Verarbeitung von Unterschieden, die einen Unterschied machen. Keineswegs einer einzelnen dinglichen Ursache analog der eines simplen Input-Output-Schemas in der Reizverarbeitung einer behavioristischen Weltsicht. Beispiel: wenn ich lange genug einen konstanten Druck auf meinen Arm ausübe, werde ich diesen Druck nach kurzer Zeit nicht mehr spüren, obwohl der Druck ja dinglich nach wie vor gegeben ist. Erst wenn ich den Druck verändere springt die Wahrnehmung desselben wieder an. Romantischer und vielleicht einen Kick metaphysischer im Sinne des "Alles ist Eins" wäre jetzt natürlich die Erwähnung des Händchenhaltephänomens im Kino gewesen, wo wir irgendwann die Grenze zwischen Ich und Du zum geliebten Wesen nicht mehr wahrnehmen
Wichtig dabei ist, soviel sei noch erwähnt zur willkürlichen Interpunktion eines Beobachters, sich vor Augen zu halten, dass die Kreisbahn, auf denen Unterschiede über Unterschiede übermittelt werden, keineswegs an der äußeren Körperhülle einer biologischen Einheit aufhören. Sprich: wo fängt Geist an, wo hört er auf? Wenn das, was ich zu erklären versuche, die Fortbewegung eines Blinden ist, dann brauche ich dazu den Blinden, den Stock, die Straße, ggf. in einem Winter wie diesem die Faulheit des Hausmeisters und die nichtgefegte eisglatte Straße usw.… und zwar immer schön im Kreis herum. Dass daraus in der Summe eine Realität (physikalisch, individuell und sozial) errechnet wird, anstatt faktisch objektiv in all ihrer Totalität gegeben zu sein, versteht sich bei einigem Nachdenken von selbst. Insofern brauchen wir ein anderes Bewertungskriterium für die Bildung von Theorien des Bewusstsein: dies lautet dann keineswegs mehr existent / nicht-existent, sondern besser nützlich / weniger nützlich. Wenn der EM vorschlägt, Psychotherapie jenseits aller nachweislichen Erfolge insbesondere der systemischen Therapieansätze abzuschaffen und durch die Behandlung vermeintlicher physiologischer Fehlfunktionen zu ersetzen, dann halte ich persönlich das für weniger nützlich.
Betrachten wir nur die Komplexität der Kreisbahnen, auf denen die Information vom Unterschied, der einen Unterschied macht übermittelt werden, gehen wir weiters davon aus, dass eine jede Zustandsänderung nach vollständigem Durchlaufen der Kreisbahnen auf ihren Ausgangspunkt zurückfällt und somit zu ihrer eigenen Ursache innerhalb eines dann schon im Zeitablauf veränderten Systems wird, könnte einen vielleicht schon so etwas wie Ehrfurcht überfallen. Nämlich die, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Zumindest jedoch vielleicht eine erste Ahnung, weshalb sich Bewusstsein und Geist einer vorhersagbaren Verdinglichung entziehen und was Heraklit mit seinem Ausspruch gemeint haben könnte
Du kannst nicht zweimal in denselben Fluss steigen
Servus
urlaubsreif
Literaturhinweise:
Gregory Bateson „Ökologie des Geistes“ sowie „Geist und Natur“, Suhrkamp Verlag
Gerhard Roth, Das Gehirn und seine Wirklichkeit, Suhrkamp Verlag
_________________ Ama et fac, quod vis
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1415766) Verfasst am: 11.01.2010, 13:56 Titel: Re: Die Wahrheit ist ein pfadloses Land |
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urlaubsreif hat folgendes geschrieben: | ... In der Welt der Naturwissenschaften, der „Kräfte“ erwarten wir, dass eine „reale“ Ursache eine „reale“ Wirkung zeigt. Und zwar in der Regel beobachtbar, berechenbar und vorhersagbar.
In der Welt des Geistes kann etwas, was „nicht ist“ eine Ursache sein. Der Brief, den ich nicht schreibe, kann Anlass sein für eine wütende (Re-)Aktion. ... |
Auch in Physik / Chemie / Biologie / Soziologie kann doch das Nichtvorhandensein von etwas als Ursache von etwas Realem gedeutet werden:
- ein Vakuum verursacht einen Zerfall in 2 Teilchen
- ein Unterdruck (fehlende Materie) verursacht ein Hineinströmen
- fehlende Weibchen verursachen wütende Revierkämpfe
- eine Grundversorgung, die ich nicht gewährleiste, führt zu Verhungern oder wütenden Aufständen
Daher halte ich Deinen Ansatz für inhaltslos.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1415768) Verfasst am: 11.01.2010, 14:02 Titel: Re: Die Wahrheit ist ein pfadloses Land |
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step hat folgendes geschrieben: | urlaubsreif hat folgendes geschrieben: | ... In der Welt der Naturwissenschaften, der „Kräfte“ erwarten wir, dass eine „reale“ Ursache eine „reale“ Wirkung zeigt. Und zwar in der Regel beobachtbar, berechenbar und vorhersagbar.
In der Welt des Geistes kann etwas, was „nicht ist“ eine Ursache sein. Der Brief, den ich nicht schreibe, kann Anlass sein für eine wütende (Re-)Aktion. ... |
Auch in Physik / Chemie / Biologie / Soziologie kann doch das Nichtvorhandensein von etwas als Ursache von etwas Realem gedeutet werden:
- ein Vakuum verursacht einen Zerfall in 2 Teilchen
- ein Unterdruck (fehlende Materie) verursacht ein Hineinströmen
- fehlende Weibchen verursachen wütende Revierkämpfe
- eine Grundversorgung, die ich nicht gewährleiste, führt zu Verhungern oder wütenden Aufständen
Daher halte ich Deinen Ansatz für inhaltslos. |
Das ist ein non sequitur. In den Naturwissenschaften gilt immer noch das ex nihilo nihil fit. Aus nichts entsteht nichts, und ein "Nichts" kann auch nichts verursachen. Nicht das "Fehlen von Materie" verursacht einen Druckausgleich, sondern ein Druckunterschied. Und ein "fehlendes Weibchen" verursacht keinen Revierkampf, höchstens ein zu hoher Testosteronspiegel usw.
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1415770) Verfasst am: 11.01.2010, 14:10 Titel: |
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Und in der "Welt des Geistes" (was immer das sein mag) ist es nicht der fehlende Brief, der eine Situation eskalieren läßt, sondern die Verhältnisse, die dahin geführt haben. Es ist die Schlampigkeit unserer Sprache, die einem "fehlenden" XY eine Wirkung zuweist.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1415777) Verfasst am: 11.01.2010, 14:19 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Und in der "Welt des Geistes" (was immer das sein mag) ist es nicht der fehlende Brief, der eine Situation eskalieren läßt, sondern die Verhältnisse, die dahin geführt haben. Es ist die Schlampigkeit unserer Sprache, die einem "fehlenden" XY eine Wirkung zuweist. |
Genau.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1415779) Verfasst am: 11.01.2010, 14:24 Titel: Re: Die Wahrheit ist ein pfadloses Land |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | urlaubsreif hat folgendes geschrieben: | ... In der Welt der Naturwissenschaften, der „Kräfte“ erwarten wir, dass eine „reale“ Ursache eine „reale“ Wirkung zeigt. Und zwar in der Regel beobachtbar, berechenbar und vorhersagbar.
In der Welt des Geistes kann etwas, was „nicht ist“ eine Ursache sein. Der Brief, den ich nicht schreibe, kann Anlass sein für eine wütende (Re-)Aktion. ... | Auch in Physik / Chemie / Biologie / Soziologie kann doch das Nichtvorhandensein von etwas als Ursache von etwas Realem gedeutet werden:
- ein Vakuum verursacht einen Zerfall in 2 Teilchen
- ein Unterdruck (fehlende Materie) verursacht ein Hineinströmen
- fehlende Weibchen verursachen wütende Revierkämpfe
- eine Grundversorgung, die ich nicht gewährleiste, führt zu Verhungern oder wütenden Aufständen
Daher halte ich Deinen Ansatz für inhaltslos. | Das ist ein non sequitur. In den Naturwissenschaften gilt immer noch das ex nihilo nihil fit. Aus nichts entsteht nichts, und ein "Nichts" kann auch nichts verursachen. Nicht das "Fehlen von Materie" verursacht einen Druckausgleich, sondern ein Druckunterschied. Und ein "fehlendes Weibchen" verursacht keinen Revierkampf, höchstens ein zu hoher Testosteronspiegel usw. |
Natürlich geht es nicht um "Nichts", und schon gar nicht um eine nichtreale Situation, sondern um eine reale Situation, die sich auszeichnet durch das Fehlen von etwas, das in einer vergleichbaren Situation anwest. Auch in "urlaubsreif"s "geistigem" Beispiel existiert nichts Nicht-Reales. Und ich sehe nicht, inwiefern man da irgendeinen prinzipiellen Unterschied hereingeheimnissen könnte.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1415890) Verfasst am: 11.01.2010, 19:04 Titel: Re: Eliminativer Materialismus |
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Schade, ich dachte, es ginge hier um dem eliminativen Materialismus, das hätte mich wirklich interessiert und zwar aus der Sicht eines eliminativen Materialisten.
Inzwischen sage ich mal was dazu:
göttertod hat folgendes geschrieben: | passend zu dem "Ich bin" schreibt Carnap:
Zitat: | Ein Beispiel für diesen Fehler finden wir in dem "'cogito, ergo sum'" des DESCARTES. Von den inhaltlichen Bedenken, die gegen die Prämisse erhoben worden sind - ob nämlich der Satz "ich denke" adäquater Ausdruck des gemeinten Sachverhaltes sei oder vielleicht eine Hypostasierung enthalte -, wollen wir hier gänzlich absehen und die beiden Sätze nur vom formal-logischen Gesichtspunkt aus betrachten. Da bemerken wir zwei wesentliche logische Fehler.
Der erste liegt im Schlußsatz "ich bin". Das Verbum "sein" ist hier zweifellos im Sinne der Existenz gemeint; denn eine Kopula kann ohne Prädikat nicht gebraucht werden; das "ich bin" des DESCARTES ist ja auch stets in diesem Sinne verstanden worden. Dann verstößt aber dieser Satz gegen die vorhin genannte logische Regel, daß Existenz nur in Verbindung mit einem Prädikat, nicht in Verbindung mit einem Namen (Subjekt, Eigennamen) ausgesagt werden kann. Ein Existenzsatz hat nicht die Form "'a' existiert" (wie hier: "ich bin", d.h. "ich existiere"), sondern "es existiert etwas von der und der Art".
Der zweite Fehler liegt in dem Übergang von "ich denke" zu "ich existiere". Soll aus dem Satz "'P'(a)" ("dem 'a' kommt die Eigenschaft 'P' zu") ein Existenzsatz abgeleitet werden, so kann dieser die Existenz in bezug auf das Prädikat 'P', nicht in bezug auf das Subjekt 'a' der Prämisse aussagen. Aus "ich bin ein Europäer" folgt nicht "ich existiere", sondern "es existiert ein Europäer". Aus "ich denke" folgt nicht "ich bin", sondern "es gibt etwas Denkendes". |
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Ich muss sagen, das leuchtet mir nicht ein. Wieso kann ein Existenzsatz nicht die Form "'a' existiert" haben? Mir erscheint zum Beispiel der Satz: "Bielefeld existiert" ein sinnvoller Satz zu sein. Die einzige Erklärung dafür wäre, dass Carnap hier etwas anderes unter Existenz versteht als ich, aber was?
Auch das zweite Argument leuchtet mir noch nicht so recht ein: wenn etwas sagen kann: "ich denke", dann existiert dieses Etwas auch, denn alles, was Eigenschaften und Fähigkeiten hat, existiert. Oder etwa nicht?
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urlaubsreif registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.12.2009 Beiträge: 3
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(#1415948) Verfasst am: 11.01.2010, 20:40 Titel: |
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Zitat: | Schade, ich dachte, es ginge hier um dem eliminativen Materialismus, das hätte mich wirklich interessiert und zwar aus der Sicht eines eliminativen Materialisten |
Verzeih!
Ich dachte es ginge hier um den eliminativen Materialismus in Verbindung mit seiner angeblichen Bedeutung für die Neurowissenschaften sowie für Begriffe wie Geist und Bewusstsein. Beides Dinge, die er ja mitsamt der Alltagspsychologie zu gerne abschaffen würde, da er sie für falsifizierbar hält.
Nun, und da dachte ich mir, der gute alte radikalkonstruktivistisch kybernetisch systemtheoretische Ansatz, bewährt sowohl im erkenntnistheoretischen als auch im psychologischen Uni-Elchtest, obendrein in seinen daraus abgeleiteten Ergebnissen versehen mit dem Gütesiegel „praxistauglich“, könnte etwas zur Elimination des eliminativen Materialismus beitragen.
Aber wenn es vor allem um die Details logischer Formeln zu gehen scheint und auch nur Eliminative Materialisten etwas zur Geistwerdung des Threads beitragen können, verzieh ich alter geisteswissenschaftlich verseuchter Radikalkonstruktivist mich mal ganz bescheiden in mein Eckchen und verzichte auf eine Erläuterung zu den Einwänden von Step und Marcellinus.
Servus
urlaubsreif
_________________ Ama et fac, quod vis
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1415956) Verfasst am: 11.01.2010, 20:47 Titel: |
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Nun sei doch nicht gleich beleidigt. Es spielt überhaupt keine Rolle, was ich schade finde und was nicht.
Um was es hier geht, bestimmen die, die hier schreiben. Das ist so Usus in einem Forum.
Mich würde halt mal interessieren, was ein eliminativer Materialist so vertritt und ich würde das gerne von einem selber hören, weil sonst die Gefahr besteht, dass der Standpunkt verzerrt dargestellt wird.
Aber das heißt ja nicht, dass andere das auch so sehen müssen.
Aber wenn Du keine Lust hast, hier zu schreiben, dann lass' es halt. Das ist nur Deine Sache, nicht meine.
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urlaubsreif registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.12.2009 Beiträge: 3
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(#1416172) Verfasst am: 12.01.2010, 00:52 Titel: Bankrotterklärung |
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Zitat: | Nun sei doch nicht gleich beleidigt. |
Wenn ich den radikalmateriellen Eliminismus recht verstanden habe, dann gibt es Beleidigtsein nicht, alldieweil es sich dabei in Wirklichkeit um ein falsifizierbares geistiges Phantasiekonstrukt handelt.
Ergo kann ich mich auch nicht so fühlen, weil von Nichts (also einer nicht vorhandenen Absicht Deinerseits) ja Nichts kommt
@step und @Marcellinus
Ich habe meinen Bateson leider nicht hier und muss jetzt ein wenig aus der Hüfte schießen … insofern garantiere ich nicht für absolut fehlerfreie Darstellung im Sinne des Erfinders. Aber ich denke, es wird im groben und ganzen hinkommen.
Zitat: | Und in der "Welt des Geistes" (was immer das sein mag) ist es nicht der fehlende Brief, der eine Situation eskalieren lässt, sondern die Verhältnisse, die dahin geführt haben. Es ist die Schlampigkeit unserer Sprache, die einem "fehlenden" XY eine Wirkung zuweist. |
Womit wir vielleicht irgendwann, wenn wir genügend Zeit, Geduld und Weitblick haben, die Ursache-Wirkungsketten der einander auf das Vielfältigste bedingenden Verhältnisse aufdröselnd zurückzuverfolgend, beim Urknall anlangen könnten. Nur dass bis dahin die Verhältnisse schon wieder andere Verhältnisse sind und wir von vorn anfangen dürfen und vermutlich dann sowieso niemand mehr weiß, wie die Frage eigentlich lautete.
Was wollten wir denn eigentlich untersuchen?
Ach ja, Geist, Bewusstsein und Realität waren das.
Zitat: | Auch in "urlaubsreif"s "geistigem" Beispiel existiert nichts Nicht-Reales. |
Ich denke, den springenden Punkt des Beispiels hat Darwin Upheaval wunderbar schon erfasst, denn es ging mir um einen Vergleich mit den sehr unterschiedlichen Voraussetzungen der Geistes- und der Naturwissenschaften.
Zitat: | Das ist ein non sequitur. In den Naturwissenschaften gilt immer noch das ex nihilo nihil fit. Aus nichts entsteht nichts, und ein "Nichts" kann auch nichts verursachen. Nicht das "Fehlen von Materie" verursacht einen Druckausgleich, sondern ein Druckunterschied. |
Dem ist von meiner Seite aus nur wenig hinzuzufügen.
Der Brief existiert nicht.
Er kann deshalb von der materialistischen Warte aus keine Ursache sein.
Wohl aber existiert auch ohne Brief eine Information.
Dem Thema Information können wir uns auf Basis eines materialistischen Denkansatzes kaum angemessen nähern. Bateson hat deshalb vorgeschlagen, an geistig informelle Phänomene mit systemtheoretisch kybernetischen Ansätzen heranzugehen.
Der nicht existente Brief existiert nun nicht mehr im luftleeren Raum, sondern als Information innerhalb eines bedeutungsgebenden Kommunikations-Kontextes. Derselbe nicht existente Brief mag bei einer anderen Person im Rahmen desselben oder auch eines gänzlich anderen Kontextes eine ganz andere (Re-)Aktion auslösen. Allein hieran wird schon deutlich, mit wie viel Aufwand bei geistigen Phänomenen, die wir inzwischen implizit zu kommunikativen Phänomenen gemacht haben, jegliche Ursachenforschung bis zum Urknall zurück verbunden wäre. Und wie nutzlos das ist, da sie sich nicht oder nur bedingt generalisieren lassen.
Während in den Naturwissenschaften eine Ursache in der Regel eine vorhersagbare Wirkung nach sich zieht, anderenfalls wir bestenfalls von Bauernregeln sprechen könnten, ist das bei geistigen Phänomen nun mal leider erstens keine Ursache sondern eine Information und deshalb zweitens ganz anders und obendrein von Fall zu Fall recht unterschiedlich. Weshalb Paul Watzlawick auch die Regel aufstellte „Kommunikation misslingt im Allgemeinen. Außer durch Zufall“. Menschen funktionieren nun mal a bisserl komplexer als ein Kaugummi Automat. Sogar wenn es bei manchen nicht den Anschein haben mag
Allein schon aus diesem Grunde halte ich den Eliminativen Materialismus für eine Bankrotterklärung und Kapitulation vor der Komplexität geistiger Prozesse. Dann könnten die (Verhaltens-)Wissenschaftler – wie Bateson es ausdrückte - tatsächlich auch den Laden dichtmachen und Angeln gehen.
Zurück zur Information.
Information haben wir mit Bateson systemtheoretisch definiert als Unterschied, der einen Unterschied macht.
Für Bateson gleichbedeutend mit Geist.
Wir haben es bei geistigen Phänomenen stets und vor allem mit Relationen zu tun, mit Beziehungen.
Und genau genommen ist Information und damit Geist in dem Augenblick vorhanden, wo es mehr als ein Teilchen gibt.
Wie sollte der Eliminative Materialismus diesen so verstandenen Geist jemals falsifizieren wollen?
_________________ Ama et fac, quod vis
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