ateyim registrierter User
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(#1423506) Verfasst am: 28.01.2010, 12:54 Titel: Veto von innen gegen islamische Friedenstruppen |
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Bevor dieser Bericht im Sammelthread über die Türkei oder in einem der aktuellen Islamthreads untergeht, mache ich mal einen Thread auf.
In der heutigen Ausgabe der Hürriyet ist ein interessanter Artikel, den ich hier mal übersetzt reinsetzen möchte.
Link (türkisch)
Zitat: | Das Veto gegen eine islamische Friedenstruppe kam von innen
Nach dem gestrigen im Çirağan Palast in Istanbul durchgeführten Gipfeltreffen zwischen der Türkei, Afghanistan und Pakistan, war der Genelsekretaer der Organisation der Islamischen Konferenz (türkische Abkürzung İKÖ), Ekmeleddin İhsanoğlu, bereit, ein Interview zu geben. Darin teilte er mit, dass er vorgeschlagen habe, eine islamische Friedenstruppe zu gründen, die dann in Krisenlaendern zum Einsatz kommen solle, doch dass dieser Vorschlag von einigen Laendern der İKÖ abgelehnt worden sei.
İhsanoğlu wollte die Namen dieser Laender nicht preisgeben, doch sagt er kritisch: "Anscheinend bedürfen unsere Reformbestrebungen innerhalb der İKÖ eines noch grösseren Zeitrahmens".
Zu den aktuellen Problemen der islamischen Welt aeusserte sich İhsanoğlu folgendermassen:
Ja zu einer Afrikatruppe, nein zu einer islamischen Truppe
Die Frage, warum es den in der islamischen Welt keine Friendenstruppe gebe, haben wir im vergangen Mai in einer Aussenministerkonferenz zur Sprache gebracht und einen Bericht angefertigt. Anschliessend wollte ich, dass eine Expertenkomission dessen Ergebnisse analysiert. Anfang dieser Woche hat das Treffen mit den Experten stattgefunden und unser Vorschlag wurde geprüft. Doch einige Nationen sind der Ansicht, dass es noch zu früh für eine solche Truppe sei. Diese sagen: "Es gibt die UN, lasst uns unter deren Schirmherrschaft taetig sein." Nur die Afrikanische Liga hat eine solche Massnahme realisiert. Afrikanische Truppen werden zusammen mit UN-Kraeften in die heissen Regionen dieses Kontinents geschickt.
Wir im Genelsekretariat denken in dieser Angelegenheit anders, doch wir sine eine internationale Vereinigung und müssen uns den gefassten Beschlüssen unterordnen. Aber wie wir sehen, brauchen unsere Reformbestrebungen innerhalb der İKÖ mehr Zeit. Der Vorschlag ist nicht vom Tisch, doch wir werden noch ein wenig darüber arbeiten müssen.
Eine Lösung ohne die Taliban ist in Afghanistan unmöglich
Wir weisen schon seit langem darauf hin, dass es falsch ist, die Taliban von einer politischen Lösung auszuschliessen. Als eine Kraft, die aus dem afghanischen Volk heraus geboren wurde, muss sie in der Lösungsgleichung berücksichtigt werden. Sie wenden Gewalt an und machen Sachen, die man in keinster Weise gutheissen kann, aber sie aus dieser Gleichung rauszuwerfen macht eine Lösungsfindung nicht einfacher. Dies ist kein typisch afghansiches Thema: eine aehnliche Phase haben wir in Irland mit der IRA erlebt und auch in Spanien gab es solch eine Phase. Man muss die Taliban innerhalb eines politischen Rahmens zusammenarbeiten und versuchen sie vom Rand in die Mitte zu ziehen. Das gestrige Gespraech mit den politischen Führern von Pakistan und Afghanistan hat gezeigt, dass derzeit ein Paradigmenwechsel in die richtige Richtung stattfindet.
Scheich Sharif in Somalia ist das beste Beispiel hierfür
Etwas aehnliches haben wir in Somalia realisiert. Die Union Islamischer Gerichte war eine radikale Organisation die Gewalt anwendete und an ihrer Spitze stand Scheich Sharif. Nach langen Verhandlungen haben wir Scheich Sharif von seiner damaligen Position in die Mitte gezogen, und derzeit kaempft er als somalischer Praesident gegen die extremistischen Kraefte in seinem Land. Auch die Taliban müssen als ein Erzeugnis dieser Region betrachtet werden.
Es steht ausser Frage, dass die Türkei eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen mit den Taliban in dieser Hinsicht spielen wird. Aber wir sind darauf angewiessen, dass ein Rahmen geschaffen wird, innerhalb desse alle zusammenarbeiten. Dieser Rahmen ist die İKÖ, in dem alle Mitglied sind. Falls der Westen aus diesem Sumpf heraus möchte, bin ich mir sicher, dass sie diese Ansicht letzendlich befürworten wird.
Wir werden die afghanische Ulema zusammenbringen
“Dieses Projekt haben wir gemeinsam mit dem afghanischen Regierungschef Karzai entwickelt. Auf der Suche nach einer Lösung unter Einbeziehung der inneren dynamischen Kraefte werden wir die Ulema, die verschiedene Gruppen repraesentiert und die geistigen Führer in einer Konferenz zusammenbringen. Aehnlich wie im Oktober 2006, als wir Vorreiter waren und die schiitischen und sunnitischen Führer im Irak zusammengebracht haben. Wir waren im modernen Irak die ersten, die die verfeindeten und sich bekaempfenden Seiten das erste Mal zusammengeführt haben. Der dort gefasste zehn Paragraphen umfassende Beschluss war der erste Schritt zu einer Beendigung der konfessionellen Rivalitaeten im Irak. Nun regieren Schiiten und Sunniten gemeinsam das Land. Wir glauben, dass dies auch in Afghanisten möglich sein kann.” |
Ich weiss wirklich nicht, was ich zu den Feststellungen des Herrn İhsanoğlu sagen soll. Es ist für mich wieder mal der Beweis dafür, dass man in Kommissionen und Konferenzen wunderbar Lösungsvorschlaege planen kann, und ... im Hinblick auf den İrak... sich selbst auf die Schulter klopfen kann, für Problemlösungen, die eigentlich nicht so recht stattgefunden haben.
Wie leicht werden Vergleiche herangezogen, weil man aufgrund von einer kulturellen und geographischen Distanz, Ereignisse von anderen Orten nur stichwortartig kennt.. wie z.B. der Vergleich zwischen Afghanistan/Taliban mit Irland/IRA.
Ich weiss auch nicht, wie die Planungen der İKÖ mit anderen, vornehmlich westlichen Organisationen abgesprochen werden, da ich nicht weiss, ob diese Taliban-Plaene wirklich den UN-Ansichten z.B. entsprechen.
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