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UNESCO-Atlas der gefährdeten Sprachen
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nocquae
diskriminiert nazis



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#1428382) Verfasst am: 06.02.2010, 21:07    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Sanne hat folgendes geschrieben:
Ich mag regionale Sprachen.
Daß sich Leute deswegen prügeln oder ihren Kindern den Umgang verbieten, hat mit der Sprache aber nix zu tun. Leute prügeln sich auch wegen Autos, Handys, Frisuren und Turnschuhen.


Aber das Stolz sein, anders zu sprechen, beinhaltet ja eine Abgrenzung. "Wir wollen ja anders sein als ihr".

Ja, das ist was dran. Es ist halt für das eigene Identitätsgefühl viel »wirksamer«, sich mit etwas zu identifizieren, was man nur mit wenigen Personen in seiner Umgebung teilt, als mit etwas, das man mit praktischen Allen teilt, mit denen man so zu tun hat.
_________________
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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York
Schottischer Schwarzwälder



Anmeldungsdatum: 04.02.2009
Beiträge: 2181
Wohnort: Republik Baden

Beitrag(#1428397) Verfasst am: 06.02.2010, 21:42    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Wo ist das Problem, wenn alle Menschen dieselbe Muttersprache hätten? Das würde die Kommunikation erheblich erleichtern.


Und es wäre zum Sterben langweilig.
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Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1428404) Verfasst am: 06.02.2010, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

York hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Wo ist das Problem, wenn alle Menschen dieselbe Muttersprache hätten? Das würde die Kommunikation erheblich erleichtern.


Und es wäre zum Sterben langweilig.


Überhaupt nicht. Es gäbe jede Menge Leute mehr, mit denem man sich unterhalten könnte; nicht nur doofe Deutsche und blöde Angelsachsen.
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nocquae
diskriminiert nazis



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#1428413) Verfasst am: 06.02.2010, 21:58    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
York hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Wo ist das Problem, wenn alle Menschen dieselbe Muttersprache hätten? Das würde die Kommunikation erheblich erleichtern.


Und es wäre zum Sterben langweilig.


Überhaupt nicht. Es gäbe jede Menge Leute mehr, mit denem man sich unterhalten könnte; nicht nur doofe Deutsche und blöde Angelsachsen.

Nun, ich würde es schon als deutlichen Vorteil ansehen, wenn ich York nicht verstehen könnte.
_________________
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#1428422) Verfasst am: 06.02.2010, 22:05    Titel: Antworten mit Zitat

nocquae hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
York hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Wo ist das Problem, wenn alle Menschen dieselbe Muttersprache hätten? Das würde die Kommunikation erheblich erleichtern.


Und es wäre zum Sterben langweilig.


Überhaupt nicht. Es gäbe jede Menge Leute mehr, mit denem man sich unterhalten könnte; nicht nur doofe Deutsche und blöde Angelsachsen.

Nun, ich würde es schon als deutlichen Vorteil ansehen, wenn ich York nicht verstehen könnte.


Was würde sich ändern? Du verstehst York doch sowieso nicht.
_________________
Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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musikdusche
reflektierender User



Anmeldungsdatum: 29.05.2006
Beiträge: 896
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag(#1428568) Verfasst am: 07.02.2010, 03:39    Titel: Antworten mit Zitat

nocquae hat folgendes geschrieben:
musikdusche hat folgendes geschrieben:
Danol hat folgendes geschrieben:
Ich würde überhaupt nichts pfegen lassen. Das Aussterben von Sprachen ist ein ganz normaler Prozess, den steuern zu wollen kommt mir arg obrigkeitsstaatlich-autoritär-kulturdiktatorisch vor, genauso wie das reflexhafte Bekämpfen jeder sprachlichen Neu- bzw. Weiterentwicklung. Mir geht die permanente Indoktrination bzgl. des kulturellen Wertes diverser eigentlich toter Sprachen sowieso auf die Nerven. Wenn man sich so um die kulturellen Errungenschaften, die bisher nur in einer Sprache vorhanden sind, sorgt, dann sollte man dafür sorgen dass sich genau das änder. Wenn das nicht geht - Pech gehabt. Dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus - allemal besser als solche Sprachen bis zum Sankt-Nimmerleinstag künstlich am Leben zu halten.

Ersetze das Wort "Sprache" in dem Zitat durch "Architektur", "schriftliche Überlieferungen" oder meinetwegen auch "Kochrezepte". Ich für meinen Teil möchte jedenfalls nicht in einer Welt leben, wo man nur noch - zugegeben schmackhaften und nahrhaften - Kartoffelbrei als Speise kennt.

Der Vergleich hinkt nicht mehr, der ist beidseitig amputiert. Geschockt

Also ich lese aus Danols Post eine deutliche Gleichgültigkeit heraus gegenüber der ausgestorbenen Sprache: "Dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus"
Und was hier als "zwanghafter Erhaltungsreflex" bezeichnet wird, kann durchaus eine Bereicherung für die Linguistik oder Geschichtsbücher (oder was weiß ich für Disziplinen) darstellen. Und es geht hier offenbar nicht nur um einen Dorfdialekt aus der Norddeutschen Tiefebene.
Ich bin zwar kein Linguist und ich maße mir nicht an zu entscheiden, welche Mundart erhaltungswert ist und welche nicht. Aber in dem Beitrag, auf den sich diese Diskussion bezieht, lese ich z.B. die Zahl "65.000 Jahre". Ich habe nicht weiter recherchiert und es mag sein, dass diese Zahl im vorliegenden Fall nur bedingt Relevanz hat. Aber sie genügt mir, um nicht mit den Worten "dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus" zu reagieren.

Ich weiß, dass z.B. meine Eltern, deren Muttersprache das Plattdeutsche ist, das Aussterben ihres Dialekts nicht gerne sehen. Und es mag sein, dass dies tatsächlich ein "zwanghafter Erhaltungsreflex" ist, weil eben ein Stück ihrer Identität flöten geht, welches aber nicht unbedingt gleichzeitig unwiederbringliche Kultur sein muss.
Ich weiß aber auch - weil ich selbst als Kind zwar Hochdeutsch gesprochen, aber fast immer plattdeutsch angesprochen wurde - dass eine andere Sprache auch ganz andere Bedeutungsnuancen transportiert; selbst wenn sich die benutzten Vokabeln 1zu1 übersetzen lassen. Ich will damit sagen, dass mit einer aussterbenden Sprache durchaus auch Perspektiven auf die Welt verloren gehen. Und die Geschichte kennt sicher genug Beispiele, wo Leute dachten, dass diese oder jene Kulturleistung (Ob Sprache, Architektur oder Kochrezepte) verzichtbar ist - was man heute bereut.

@astarte "Wie soll man Sprache konservieren, wie etwas schriftliches, oder gebautes?"
Ich habe davon genausowenig Ahnung wie vom Konservieren alter Gemälde oder antiker Ruinen. Dass Sprachkonservierung ein Problem ist bedeutet nicht, dass sie "egal" ist.
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Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn Andere ihn begehen. (Lichtenberg)
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sehr gut
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1428574) Verfasst am: 07.02.2010, 08:47    Titel: Antworten mit Zitat

musikdusche hat folgendes geschrieben:
Ich weiß, dass z.B. meine Eltern, deren Muttersprache das Plattdeutsche ist, das Aussterben ihres Dialekts nicht gerne sehen. Und es mag sein, dass dies tatsächlich ein "zwanghafter Erhaltungsreflex" ist, weil eben ein Stück ihrer Identität flöten geht, welches aber nicht unbedingt gleichzeitig unwiederbringliche Kultur sein muss.
Ich weiß aber auch - weil ich selbst als Kind zwar Hochdeutsch gesprochen, aber fast immer plattdeutsch angesprochen wurde - dass eine andere Sprache auch ganz andere Bedeutungsnuancen transportiert; selbst wenn sich die benutzten Vokabeln 1zu1 übersetzen lassen.

Der Linux-Desktop KDE wurde zu 100% ins plattdeutsche übersetzt, da gab es einige Diskussionen welche Worte z.B. für Computerbegriffe genutzt werden sollten... zwinkern

Die haben das jedenfalls so gut und gründlich gemacht das plattdeutsch als Sprache wie englisch oder russisch auf dem Desktop genutzt werden kann. Die Sprachpakete sind bei Ubuntu/Debian standardmässig dabei, zu finden im Paketmanager unter "nds" (niederdeutsch), evtl auch mit "low saxon".
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1428593) Verfasst am: 07.02.2010, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

Viele alte Sprachen sterben aus. Das ist fakt. Warum gab es früher mehr Sprachen als heute, wo es doch heute viel mehr Menschen gibt? Nun, um eine Sprache zu pflegen, braucht es ein geschlossenes Siedlungsgebiet, aus dem die, die diese Sprache sprechen nicht raus und die anderen nicht rein kommen.

Ein solches geschlossenes Gebiet bedeutet bei allen dieser bedrohten Sprachen Unterentwicklung, Verzicht auf Lebenschancen. Lebenschancen wahrzunehmen, bedeutet meistens Mobilität, raus aus dem Dorf eben. Das Dorf bleibt zurück, die alten Häuser auch und die Sprache.

Was wäre die Alternative? Im Dorf bleiben? Die Sprache an der Volkshochschule pflegen? Dann wird aus einer lebenden eine tote Sprache. Wenn man die Menschen nicht zurück in ihre kleinen Ghettos sperrt, werden die meisten dieser Sprachen verschwinden. Das mag schade sein, man muß nur eben auch sagen, was die Menschen gewinnen.
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Danol
registrierter User



Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1428639) Verfasst am: 07.02.2010, 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

musikdusche hat folgendes geschrieben:
Also ich lese aus Danols Post eine deutliche Gleichgültigkeit heraus gegenüber der ausgestorbenen Sprache: "Dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus"


Ja, richtig. Das Aussterben von einzelnen Aspekten einer Kultur ist ja nichts ungewöhnliches, sondern fast so alt wie die Kultur selbst. Ich finde die Weiterentwicklung der Kultur, zu der eben auch das Aussterben inzwischen überlebter Aspekte der Kultur gehört, absolut erstrebenswert.Den Wunsch möglichst alle jemals vorhandene Kultur zu erhalten sehe ich da eher als hinderlich an, gutes Beispiel dafür sind die toten, aber immernoch unterrichteten Sprachen Latein und Altgriechisch. Man muss auch bedenken dass für ein verschwundenes Stückchen Kultur auch irgendwo etwas neues ensteht, sowas wie kulturlose Gesellschaften gibts nicht. Solche Kommentare erinnern mich immer an das 'früher war alles besser' mancher alter Menschen.

Zitat:
Ich bin zwar kein Linguist und ich maße mir nicht an zu entscheiden, welche Mundart erhaltungswert ist und welche nicht.


Was soll denn an einer Mundart 'erhaltenswert' sein? Entweder sie bleibt erhalten weil es Menschen gibt die sie sprechen wollen - oder sie sirbt eben aus. Den Wert eines Stückes Kultur würde ich darüber definieren wieviele Menschen daraus für sich etwas positives gewinnen können, wenn das keiner oder zu wenige können dann stirbts eben aus - kulturelle Demokratie sozusagen. (Wie kannst Du eigentlich für den Erhalt von Sprachen eintreten wenn Du dir nicht anmaßen willst zu entscheiden dass sie erhaltenswert sind?)

Zitat:
Aber in dem Beitrag, auf den sich diese Diskussion bezieht, lese ich z.B. die Zahl "65.000 Jahre". Ich habe nicht weiter recherchiert und es mag sein, dass diese Zahl im vorliegenden Fall nur bedingt Relevanz hat. Aber sie genügt mir, um nicht mit den Worten "dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus" zu reagieren.


Ja, klar. Nur weil irgendetwas alt ist ist es auch gleich erhaltenswert ... ich bin eher froh dass von der europäischen Kultur der letzten 65.000 Jahre nur ein Bruchteil überlebt hat, das andere Völker damals so viel weiter waren ist kaum plausibel.

Zitat:
Ich weiß, dass z.B. meine Eltern, deren Muttersprache das Plattdeutsche ist, das Aussterben ihres Dialekts nicht gerne sehen.


Das Menschen ab einem gewissen Alter zu einer Veränderungsunwilligkeit neigen ist ja bekannt.

Zitat:
Ich weiß aber auch - weil ich selbst als Kind zwar Hochdeutsch gesprochen, aber fast immer plattdeutsch angesprochen wurde - dass eine andere Sprache auch ganz andere Bedeutungsnuancen transportiert; selbst wenn sich die benutzten Vokabeln 1zu1 übersetzen lassen. Ich will damit sagen, dass mit einer aussterbenden Sprache durchaus auch Perspektiven auf die Welt verloren gehen.


Ja nun, pech gehabt? Ein paar Nuancen rechtfertigen den ganzen Wirbel, der um ein paar aussterbende Sprachen gemacht wird, wohl kaum. Umgekehrt macht eine homogenisierung eines Sprachraums übrigens diverse kulturelle Aspekte wesentlich mehr Menschen zugänglich. Man stelle sich mal vor die Germanen häten ihre paar dutzend Sprachen im heutigen Deutschland wegen der 'Bedeutungsnuancen' erhalten und jedes Bundesland hätte seine eigene Sprache. Zu soetwas wie 'unserer' Kultur wäre es dann wohl nie gekommen. Lokale Sprachen am Leben zu erhalten bedeutet immer auch fremde von eigenen kulturellen Errungenschaften auszuschließen, das wird bei solchen Diskusionen nur nie thematisiert.

Zitat:
Und die Geschichte kennt sicher genug Beispiele, wo Leute dachten, dass diese oder jene Kulturleistung (Ob Sprache, Architektur oder Kochrezepte) verzichtbar ist - was man heute bereut.


Ich denke nicht das Fachwissen mit Kultur vergleichbar ist. Architektur als Kulturleistung zu sehen wiederstrebt mir auch, das ist in etwa so als wollte man die Physik als Kulturleistung betrachten ...
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1428705) Verfasst am: 07.02.2010, 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:
musikdusche hat folgendes geschrieben:
Also ich lese aus Danols Post eine deutliche Gleichgültigkeit heraus gegenüber der ausgestorbenen Sprache: "Dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus"


Ja, richtig. Das Aussterben von einzelnen Aspekten einer Kultur ist ja nichts ungewöhnliches, sondern fast so alt wie die Kultur selbst. Ich finde die Weiterentwicklung der Kultur, zu der eben auch das Aussterben inzwischen überlebter Aspekte der Kultur gehört, absolut erstrebenswert.Den Wunsch möglichst alle jemals vorhandene Kultur zu erhalten sehe ich da eher als hinderlich an, gutes Beispiel dafür sind die toten, aber immernoch unterrichteten Sprachen Latein und Altgriechisch. Man muss auch bedenken dass für ein verschwundenes Stückchen Kultur auch irgendwo etwas neues ensteht, sowas wie kulturlose Gesellschaften gibts nicht. Solche Kommentare erinnern mich immer an das 'früher war alles besser' mancher alter Menschen.

Zitat:
Ich bin zwar kein Linguist und ich maße mir nicht an zu entscheiden, welche Mundart erhaltungswert ist und welche nicht.


Was soll denn an einer Mundart 'erhaltenswert' sein? Entweder sie bleibt erhalten weil es Menschen gibt die sie sprechen wollen - oder sie sirbt eben aus. Den Wert eines Stückes Kultur würde ich darüber definieren wieviele Menschen daraus für sich etwas positives gewinnen können, wenn das keiner oder zu wenige können dann stirbts eben aus - kulturelle Demokratie sozusagen. (Wie kannst Du eigentlich für den Erhalt von Sprachen eintreten wenn Du dir nicht anmaßen willst zu entscheiden dass sie erhaltenswert sind?)

Zitat:
Aber in dem Beitrag, auf den sich diese Diskussion bezieht, lese ich z.B. die Zahl "65.000 Jahre". Ich habe nicht weiter recherchiert und es mag sein, dass diese Zahl im vorliegenden Fall nur bedingt Relevanz hat. Aber sie genügt mir, um nicht mit den Worten "dann stirbt eben ein bisschen Kultur aus" zu reagieren.


Ja, klar. Nur weil irgendetwas alt ist ist es auch gleich erhaltenswert ... ich bin eher froh dass von der europäischen Kultur der letzten 65.000 Jahre nur ein Bruchteil überlebt hat, das andere Völker damals so viel weiter waren ist kaum plausibel.

Zitat:
Ich weiß, dass z.B. meine Eltern, deren Muttersprache das Plattdeutsche ist, das Aussterben ihres Dialekts nicht gerne sehen.


Das Menschen ab einem gewissen Alter zu einer Veränderungsunwilligkeit neigen ist ja bekannt.

Zitat:
Ich weiß aber auch - weil ich selbst als Kind zwar Hochdeutsch gesprochen, aber fast immer plattdeutsch angesprochen wurde - dass eine andere Sprache auch ganz andere Bedeutungsnuancen transportiert; selbst wenn sich die benutzten Vokabeln 1zu1 übersetzen lassen. Ich will damit sagen, dass mit einer aussterbenden Sprache durchaus auch Perspektiven auf die Welt verloren gehen.


Ja nun, pech gehabt? Ein paar Nuancen rechtfertigen den ganzen Wirbel, der um ein paar aussterbende Sprachen gemacht wird, wohl kaum. Umgekehrt macht eine homogenisierung eines Sprachraums übrigens diverse kulturelle Aspekte wesentlich mehr Menschen zugänglich. Man stelle sich mal vor die Germanen häten ihre paar dutzend Sprachen im heutigen Deutschland wegen der 'Bedeutungsnuancen' erhalten und jedes Bundesland hätte seine eigene Sprache. Zu soetwas wie 'unserer' Kultur wäre es dann wohl nie gekommen. Lokale Sprachen am Leben zu erhalten bedeutet immer auch fremde von eigenen kulturellen Errungenschaften auszuschließen, das wird bei solchen Diskusionen nur nie thematisiert.

Zitat:
Und die Geschichte kennt sicher genug Beispiele, wo Leute dachten, dass diese oder jene Kulturleistung (Ob Sprache, Architektur oder Kochrezepte) verzichtbar ist - was man heute bereut.


Ich denke nicht das Fachwissen mit Kultur vergleichbar ist. Architektur als Kulturleistung zu sehen wiederstrebt mir auch, das ist in etwa so als wollte man die Physik als Kulturleistung betrachten ...


Mit Ausnahme des von mir geschwärzten Teiles, bin ich mit allem einverstanden.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1428771) Verfasst am: 08.02.2010, 01:35    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:
Den Wunsch möglichst alle jemals vorhandene Kultur zu erhalten sehe ich da eher als hinderlich an, gutes Beispiel dafür sind die toten, aber immernoch unterrichteten Sprachen Latein und Altgriechisch. Man muss auch bedenken dass für ein verschwundenes Stückchen Kultur auch irgendwo etwas neues ensteht, sowas wie kulturlose Gesellschaften gibts nicht. Solche Kommentare erinnern mich immer an das 'früher war alles besser' mancher alter Menschen.


Also ich habe in der Schule Latein und Altgriechisch gelernt, bei Altgriechisch habe ich mich mit 14 ganz alleine entschieden und ein wesentlicher Grund war, dass in Latein und Altgriechisch im Gegensatz zu Englisch viel mehr Freiraum für grundsätzliche Diskussionen sowohl über die Sprache als auch über den Inhalt der Texte möglich war, nicht zuletzt, weil in Altgriechisch eben 12 Interessierte aus den drei Jahrgangsklassen freiwillig zusammenkommen.
Um die verschiedenen altgriechischen Dialekte übersetzen zu können, war ein gewisses Verständnis der Lautverschiebung notwendig, auch wie griechische, lateinische und deutsche Vokabel indogermanisch zusammenhängen. Zum Sprachensezieren ist in den lebenden Sprachen normalerweise keine Zeit vorgesehen, da ja schließlich ein gewisses aktives Niveau automatisiert werden soll.
Unsere Lehrer haben mit uns über die Parallelen zwischen verschiedenen griechischen Mythen und der Bibel etc diskutiert, die gewisse kulturelle Wendepunkte markierten, zum Beispiel die Geschichte von Abraham und Isaak, sowie von Agamemnon und Iphigenie als Abkehr vom Menschenopfer, was in beiden Fällen zunächst nur mit der Gnade der Götter erklärt wird, die weiter ein Recht darauf haben. Oder die Flucht von Orest vor den Rachegöttinnen nach Athen, um vor ein ordentliches Gericht zu kommen, bei dem dann bei Gleichstand die Göttin Athene das Prinzip "Im Zweifelsfall für den Angeklagten" einführt.

Ich stimme durchaus zu, dass man diese Dinge auch ohne Latein und Altgriechisch lernen kann, Tatsache ist aber, dass das momentan so gut wie gar nicht passiert, da in den anderen Fächern wie Geschichte einfach zu wenig Zeit für solche Dinge da ist, da ja der ganze Stoff von der Steinzeit bis zum zweiten Weltkrieg abgespult werden muss. (Mehr als bis "Österreich ist frei" hat es selten ein Geschichtslehrer geschafft, das war schließlich das Happy-End und seither leben wir alle neutral und glücklich, in Geographie haben wir immerhin in vorausschauender Weise die Teilstaaten und Hauptstädte von Jugoslawien und die Mitgliedsstaaten der EWG gelernt.)

Und ich stimme ganz gewiß nicht zu, dass "für ein verschwundenes Stückchen Kultur auch irgendwo etwas neues ensteht". Es gibt zwar keine kulturlose Gesellschaft, aber es gibt da auch keine geheimnisvollen ausgleichenden Karmakräfte im Hintergrund.
Wenn jetzt Altgriechisch abgeschafft wird, wird davon der Geschichtsunterricht nicht besser.

CDs sind nicht entstanden, weil irgendjemand alle Musikkassetten auf den Müllhaufen gebracht hat, sondern die Leute haben langsam aufgehört Musikkassetten zu kaufen, weil sich die CDs durchgesetzt haben.

Genauso wird das Interesse an Latein und Altgriechisch verschwinden, wenn diese Interessen ausreichend in anderen Fächern bedient werden - Philosophie, Linguistik, ...
Ich sehe das keineswegs so, dass Latein und Altgriechisch in irgendeiner Weise daran *hinderlich* sind, das in anderen Fächern so einzubringen, dass sich eine andere Kombination ganz durchsetzt.

Danol hat folgendes geschrieben:

Ja, klar. Nur weil irgendetwas alt ist ist es auch gleich erhaltenswert ... ich bin eher froh dass von der europäischen Kultur der letzten 65.000 Jahre nur ein Bruchteil überlebt hat, das andere Völker damals so viel weiter waren ist kaum plausibel.


Es wird doch auch dir einleuten, dass die Untersuchung von hunderten *völlig verschiedenen* Sprachen (also nicht wie indogermanisch) sowohl Licht auf Sprachentwicklung, angeborene Grammatik und Migrationsbewegungen wirft. Darüber hinaus geht natürlich auch echtes Wissen über die lokalen Pflanzen verloren.

Ansonsten sehe ich die Brauchtumserhaltung auch pragmatisch. Wenn es andere mögen, in Dirndl und Lederhose zu tanzen, dann sollen sie nur, persönlich erlebe ich da nur eine extreme Aufrechterhaltung von Geschlechterrollen, umgekehrt fange ich bei den richtigen Liedern an zu weinen, und würde natürlich auch ein Verlustgefühl haben, wenn ich sehe, dass das niemand mehr mit mir teilen kann. Das als Veränderungsunwilligkeit von alten Leuten anzusehen, finde ich absurd, wenn es um den langjährig erworbenen Sinn für Schönheit geht, mit dem man ganz alleine dasteht.


Danol hat folgendes geschrieben:
Lokale Sprachen am Leben zu erhalten bedeutet immer auch fremde von eigenen kulturellen Errungenschaften auszuschließen, das wird bei solchen Diskusionen nur nie thematisiert.


Die eigenen Kulturleistungen sind aber nun einmal zu einem großen Teil in der eigenen Sprache, du willst, dass die Leute akzeptieren, dass sie mit ihren Kindern oder Enkelkindern ihre Kultur nicht mehr vollständig teilen können.

Die von dir angesprochenen Vorteile sind real, und das wird durchaus thematisiert, aber diese Vorteile ernten eben nicht die Betroffenen, die sollen sich ganz selbstverständlich der großen Gemeinschaft unterordnen (die historisch so gut wie immer mit Gewalt kam).

Ich bin auch dafür, dass Sprachen ruhig aussterben sollen, aber das sollen sie *langsam* tun. Die letzten Leute, die Windisch noch sprechen können, sehen das zwar wehmütig, aber die sind selbst schon mehr mit Deutsch als mit Windisch großgeworden.
(Das sehe ich auch bei anderen Kulturänderungen so, Kirchenaustritt könnte etwa durchaus mehr als 1% sein, aber bei deutlich über 5% wäre es meines Erachtens schon schwierig, dass die individuelle und gesellschaftliche Anpassung glücklich über die Bühne geht.)

Danol hat folgendes geschrieben:

Ich denke nicht das Fachwissen mit Kultur vergleichbar ist. Architektur als Kulturleistung zu sehen wiederstrebt mir auch, das ist in etwa so als wollte man die Physik als Kulturleistung betrachten ...


Wie sollte Physik nicht Kulturleistung sein?
Besonders überhaupt der Zugang, die Welt mit Experimenten und Mathematik begreifen zu können.
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Domingo
ungläubig



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada

Beitrag(#1428774) Verfasst am: 08.02.2010, 02:24    Titel: Antworten mit Zitat

Toller Beitrag, esme! Coole Sache, das...

Ich verstehe u.a. auch nicht, wofür der altsprachliche Unterricht denn *hinderlich* sein sollte...
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1428776) Verfasst am: 08.02.2010, 03:22    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Ich stimme durchaus zu, dass man diese Dinge auch ohne Latein und Altgriechisch lernen kann


Diese Dinge zu wissen ist ja auch nicht wirklich wichtiger, als Latein oder Altgriechisch zu können.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1428777) Verfasst am: 08.02.2010, 03:25    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe u.a. auch nicht, wofür der altsprachliche Unterricht denn *hinderlich* sein sollte...


Er ist Zeitverschwendung. Ich habe mein Latinum so gut wie nie für irgendetwas anderes gebraucht, als damit anzugeben, dass ich eines habe.
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1428780) Verfasst am: 08.02.2010, 07:05    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Domingo hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe u.a. auch nicht, wofür der altsprachliche Unterricht denn *hinderlich* sein sollte...


Er ist Zeitverschwendung. Ich habe mein Latinum so gut wie nie für irgendetwas anderes gebraucht, als damit anzugeben, dass ich eines habe.


Naja, stimmt nicht gaaanz. Ich habe schonmal mit meinem rudimentär verbliebenen Lateinwissen (natürlich auch plus Wörterbuch etc.) einen französischen Text (na gut, ein, zwei Seiten daraus, die für eine Problemlösung wichtig waren) gelesen. Zumindest erspart das Wissen um ein paar lateinische Fremdwörter das Nachblättern oder -googeln.

Andererseits weiß ich wohl, daß Menschen, die andere Sprachen lernen, durchaus meinen, daß ihnen Lateinkenntnisse dafür genutzt hätten. Bei romanischen Sprachen ist das klar. Aber dann meinte einer, daß es im Chinesischen, das mit Latein nicht verwandt ist, grammatikalische Konstrukte gebe, die etwa mit dem ACI im Lateinischen vergleichbar sind.
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Domingo
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#1428781) Verfasst am: 08.02.2010, 07:47    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Domingo hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe u.a. auch nicht, wofür der altsprachliche Unterricht denn *hinderlich* sein sollte...


Er ist Zeitverschwendung. Ich habe mein Latinum so gut wie nie für irgendetwas anderes gebraucht, als damit anzugeben, dass ich eines habe.


An deiner Stelle würd eich nicht von mir auf andere schließen wollen Lachen
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Domingo
ungläubig



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#1428782) Verfasst am: 08.02.2010, 08:13    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
esme hat folgendes geschrieben:
Ich stimme durchaus zu, dass man diese Dinge auch ohne Latein und Altgriechisch lernen kann


Diese Dinge zu wissen ist ja auch nicht wirklich wichtiger, als Latein oder Altgriechisch zu können.


Es ist mindestens genauso *wichtig*, wie sämtliche Star-Trek-Folgen auswendig zu kennen. Oder wie Internetforen...
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Ralf Rudolfy
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Beiträge: 26674

Beitrag(#1428786) Verfasst am: 08.02.2010, 08:24    Titel: Antworten mit Zitat

nocquae hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Sanne hat folgendes geschrieben:
Ich mag regionale Sprachen.
Ich auch, manche mehr manche weniger. Dennoch finde ich soll und darf Sprache lebendig bleiben.

Ich denke, es ist hier unstrittig, dass Sprachen lebendig bleiben dürfen. Ich meine, einige Diskutanten hier wollten eher ihrer Meinung Ausdruck verleihen, dass um das Aussterben von Sprachen zuweilen ein wenig zuviel Drama gemacht wird.

Daß die Sprecher bestimmter Sprachen eines Tages sterben, ist auch das Aussterben betreffender Sprachen ein völlig normaler Vorgang. Was könnte man auch dagegen tun? Wenn die Sprache irgendeiner Insel im indischen Ozean ausstirbt -- na und? Das ist vielleicht für den Völkerkundler interessant, für den Rest der Welt indessen völlig irrelevant.
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Ralf Rudolfy
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Beiträge: 26674

Beitrag(#1428787) Verfasst am: 08.02.2010, 08:32    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Um die verschiedenen altgriechischen Dialekte übersetzen zu können, war ein gewisses Verständnis der Lautverschiebung notwendig, auch wie griechische, lateinische und deutsche Vokabel indogermanisch zusammenhängen. Zum Sprachensezieren ist in den lebenden Sprachen normalerweise keine Zeit vorgesehen, da ja schließlich ein gewisses aktives Niveau automatisiert werden soll.

Das ist ja schön und gut, und damit darf sich jeder gerne als Hobby beschäftigen, der Interesse an diesen Dingen hat. An einer allgemeinbildenden Schule finde ich sowas so fehl am Platze.
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Domingo
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Beitrag(#1428789) Verfasst am: 08.02.2010, 08:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Das ist ja schön und gut, und damit darf sich jeder gerne als Hobby beschäftigen, der Interesse an diesen Dingen hat. An einer allgemeinbildenden Schule finde ich sowas so fehl am Platze.


Was ist an einer allgemeinbildenden Schule denn so am Platze?
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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#1428792) Verfasst am: 08.02.2010, 08:44    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Das ist ja schön und gut, und damit darf sich jeder gerne als Hobby beschäftigen, der Interesse an diesen Dingen hat. An einer allgemeinbildenden Schule finde ich sowas so fehl am Platze.


Was ist an einer allgemeinbildenden Schule denn so am Platze?

Dinge, die auf die heutige Lebenswirklichkeit bezug nehmen und für das Zurechtfinden in dieser für die meisten Schüler einen Nutzen versprechen. Also z.B. Sprachen, die für eine nennenswerte Zahl von Leuten auch als Verständigungsmittel dienen.
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Domingo
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Beitrag(#1428793) Verfasst am: 08.02.2010, 08:50    Titel: Antworten mit Zitat

Nun, Englisch wird trotzdem unterrichtet, egal, ob der Betreffende auch Latein od. Gr. hat.

Und - verzeihe nochmal, aber was gilt dann für berufsbildende Schulen? Sollen die nciht auf die heutige Lebenswirklichkeit vorbereiten? Während die allgemeinbildenden eben Allgemeinbildung vermitteln, welche über das rein Utilitaristische hinausgeht. Die französische Revolution zB hat mit der heutigen Lebenswirklichkeit auch nciht gerade viel zu tun - oder?
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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#1428797) Verfasst am: 08.02.2010, 08:56    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Nun, Englisch wird trotzdem unterrichtet, egal, ob der Betreffende auch Latein od. Gr. hat.

Dann wären Englisch und beipsielsweise Französisch immer noch nützlicher als Englisch und Altgriechisch.

Domingo hat folgendes geschrieben:
Und - verzeihe nochmal, aber was gilt dann für berufsbildende Schulen? Sollen die nciht auf die heutige Lebenswirklichkeit vorbereiten? Während die allgemeinbildenden eben Allgemeinbildung vermitteln, welche über das rein Utilitaristische hinausgeht. Die französische Revolution zB hat mit der heutigen Lebenswirklichkeit auch nciht gerade viel zu tun - oder?

Es gibt meines Wissens an Schulen kein Fach, das sich speziell mit der Französischen Revolution beschäftigt.
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Danol
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Beitrag(#1428854) Verfasst am: 08.02.2010, 12:51    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Also ich habe in der Schule Latein und Altgriechisch gelernt,
[...]
bei dem dann bei Gleichstand die Göttin Athene das Prinzip "Im Zweifelsfall für den Angeklagten" einführt.


Ja, schön, aber wie Du schon sagst braucht man diese Sprachen dafür nicht. Dass diese Inhalte in anderen Fächern zu kurz kommen ist ärgerlich, spricht aber eher gegen die vorhandenen Lehrpläne als für die alten Sprachen.

Zitat:
Und ich stimme ganz gewiß nicht zu, dass "für ein verschwundenes Stückchen Kultur auch irgendwo etwas neues ensteht". Es gibt zwar keine kulturlose Gesellschaft, aber es gibt da auch keine geheimnisvollen ausgleichenden Karmakräfte im Hintergrund.


Wenn es ausreichend Menschen gibt, die das Fehlen dieses Stückes Kultur als Mangel empfinden, werden die sicherlich deswegen etwas neues schaffen. Irgendeine Karmakraft wollte ich jedenfalls nicht propagieren.

Zitat:
CDs sind nicht entstanden, weil irgendjemand alle Musikkassetten auf den Müllhaufen gebracht hat, sondern die Leute haben langsam aufgehört Musikkassetten zu kaufen, weil sich die CDs durchgesetzt haben.


Wahrscheinlich aber nur weil es keinen "UNESCO-Atlas der gefährdeten Tonträger" gab und nicht vehement für den Erhalt überholter Technologie gekämpft wurde. Hätte man dieselbe Propaganda, wie sie für diverse Sprachen läuft, für Musikkassetten und gegen CDs gemacht, hätte das durchaus anders aussehen können.

Zitat:
Ich sehe das keineswegs so, dass Latein und Altgriechisch in irgendeiner Weise daran *hinderlich* sind, das in anderen Fächern so einzubringen, dass sich eine andere Kombination ganz durchsetzt.


Hinderlich in dem Sinne als dass man in der Zeit auch sinnvolleres machen könnte und hinderlich in dem Sinne als dass man diese Sprachen damit künstlich untot hält.

Zitat:
Es wird doch auch dir einleuten, dass die Untersuchung von hunderten *völlig verschiedenen* Sprachen (also nicht wie indogermanisch) sowohl Licht auf Sprachentwicklung, angeborene Grammatik und Migrationsbewegungen wirft. Darüber hinaus geht natürlich auch echtes Wissen über die lokalen Pflanzen verloren.


Sprachentwicklungen kann man noch an genug Sprachen studieren, dafür braucht es keine paar tausend. Für die Untersuchung von Migrationsbewegungen und der Grammatik reichen prinzipiell schriftliche Quellen einer Sprache aus, dafür braucht man aktive Sprecher sowieso nur eingeschränkt. Das Wissen über Pflanzen lässt sich übersetzen.

Zitat:
Die eigenen Kulturleistungen sind aber nun einmal zu einem großen Teil in der eigenen Sprache, du willst, dass die Leute akzeptieren, dass sie mit ihren Kindern oder Enkelkindern ihre Kultur nicht mehr vollständig teilen können.


Das wird immer passieren, außer es gibt mal ein paar Generationen lang kulturellen Stillstand. Was willst Du da übrigens gegen tun? Die Kinder und Enkel zwingen sich den elterlichen bzw. großelterlichen Dialekt bzw. deren Sprache anzueignen?

Zitat:
Die von dir angesprochenen Vorteile sind real, und das wird durchaus thematisiert, aber diese Vorteile ernten eben nicht die Betroffenen, die sollen sich ganz selbstverständlich der großen Gemeinschaft unterordnen (die historisch so gut wie immer mit Gewalt kam).


Die Alternative wäre dass sich die Gemeinschaft den Betroffenen unterordnet (was derzeit, siehe die diversen Programme zur 'Rettung' bedrohter Sprachen (Friesisch, Plattdeutsch, Sorbisch ...), sogar der Fall ist).

Zitat:
Ich bin auch dafür, dass Sprachen ruhig aussterben sollen, aber das sollen sie *langsam* tun. Die letzten Leute, die Windisch noch sprechen können, sehen das zwar wehmütig, aber die sind selbst schon mehr mit Deutsch als mit Windisch großgeworden.


Ich wollte auch kein Euthanasieprogramm für vergreiste Sprachen starten. Ich finde lediglich dass diese Entwicklungen nicht von gutmeinenden Sprachschützern be- bzw. verhindert werden sollten und man das Drama, das darum regelmäßig gemacht wird, seinlassen sollte. Notfalls muss eine Gesellschaft dann eben mal ein paar Spannungssituationen ertragen, auch das ist historisch gesehen wohl normal.

Zitat:
Wie sollte Physik nicht Kulturleistung sein?
Besonders überhaupt der Zugang, die Welt mit Experimenten und Mathematik begreifen zu können.


Es geht doch überhaupt nicht ums begreifen, sondern ums modellieren. Der Ansatz, mithilfe der Mathematik reale Vorgänge modellhaft nachbilden zu können, findet sich in diversen Kulturen unabhängig voneinander, ich tendiere darum dazu den als nicht- bzw. höchstens in der konkreten Ausprägung als kulturell anzusehen.
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Domingo
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Beitrag(#1428867) Verfasst am: 08.02.2010, 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

Es hört sich so an, als würde man in der Schule Latein und Altgriechisch sprechen lernen. Das ist doch Quatsch. Diese Sprachen lernt man nur lesen, man übt das Übersetzen ein usw. usf.; dabei gewinnt man historische und kulturvergleichende Kenntnisse en masse und einen Einblick in grammtikalische Strukturen, die zumindest für die indogermanischen Sprachen grundlegend sind. (Englische Infinitv- und Partizipialkonstruktionen sind für den Lateiner ein Klacks...)

Volker wird mich jetzt belehren, dass dies nur anekdotische Evidenz sei, aber ich habe jedenfalls beobachtet, dass Schüler mit den alten Sprachen als Fächern auch in den modernen Sprachen besser sind.
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Domingo
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Beitrag(#1428869) Verfasst am: 08.02.2010, 14:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Es gibt meines Wissens an Schulen kein Fach, das sich speziell mit der Französischen Revolution beschäftigt.


Na und? Das Fach Geschichte handelt von einer ganzen Menge Dingen, die mit der *heutigen lebenswirklichkeit* kaum etwas zu tun haben.

Und siehe meinen letzten Beitrag: Die alten Sprachen haben einen ziemlich weiten Horizont, man kann sie nicht mit einem hypothetischen Fach vergleichen, das nur die Fr. Rev. zum Gegenstand hätte.
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Danol
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Beitrag(#1428871) Verfasst am: 08.02.2010, 14:06    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Volker wird mich jetzt belehren, dass dies nur anekdotische Evidenz sei, aber ich habe jedenfalls beobachtet, dass Schüler mit den alten Sprachen als Fächern auch in den modernen Sprachen besser sind.


Vermutlich weil eher die Schüler eine alte Sprache lernen, die sowieso sprachlich begabt/interessiert sind.
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Shadaik
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Beitrag(#1428877) Verfasst am: 08.02.2010, 14:33    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:
Domingo hat folgendes geschrieben:
Volker wird mich jetzt belehren, dass dies nur anekdotische Evidenz sei, aber ich habe jedenfalls beobachtet, dass Schüler mit den alten Sprachen als Fächern auch in den modernen Sprachen besser sind.


Vermutlich weil eher die Schüler eine alte Sprache lernen, die sowieso sprachlich begabt/interessiert sind.
Vemrutlich liegt das daran: Das System, wie wir heute Grammatik verstehen, beruht auf dem Latein mit griechischen Einflüssen.
Ergo ( ^^ ) lassen sich mit diesen Sprachen besonders gut die Arten vermitteln, wie wir Grammatik abstrahieren.

Das wiederum macht es bis zu einem gewissen Level einfacher, die Art und Weise nachzuvollziehen, wie die modernen Sprachen heute unterrichtet werden. Man halt also einen Vorteil bei der Schulvariante der modernen Sprachen, der auch insgesamt einen Vorsprung bedeuten dürfte.
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Kramer
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Beitrag(#1428883) Verfasst am: 08.02.2010, 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Domingo hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe u.a. auch nicht, wofür der altsprachliche Unterricht denn *hinderlich* sein sollte...


Er ist Zeitverschwendung. Ich habe mein Latinum so gut wie nie für irgendetwas anderes gebraucht, als damit anzugeben, dass ich eines habe.


An deiner Stelle würd eich nicht von mir auf andere schließen wollen Lachen


Ich finde, dass ich sogar ein ganz hervorragendes Beispiel bin. Die Umstände zu erklären, würde hier jetzt zu weit führen, aber ich habe mein Latinum im Prinzip nach alldem gemacht, wofür ich es angeblich gebraucht hätte.
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



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Beitrag(#1428916) Verfasst am: 08.02.2010, 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Domingo hat folgendes geschrieben:
Nun, Englisch wird trotzdem unterrichtet, egal, ob der Betreffende auch Latein od. Gr. hat.

Dann wären Englisch und beipsielsweise Französisch immer noch nützlicher als Englisch und Altgriechisch.


Ich habe in der Schule Altgriechisch statt Französisch gewählt, lebe jetzt in Frankreich und bereue meine Wahl nicht. Wieso solltest du jetzt entscheiden können, dass Französisch für mich nützlicher gewesen wäre?


Danol hat folgendes geschrieben:
esme hat folgendes geschrieben:
Also ich habe in der Schule Latein und Altgriechisch gelernt,
[...]
bei dem dann bei Gleichstand die Göttin Athene das Prinzip "Im Zweifelsfall für den Angeklagten" einführt.


Ja, schön, aber wie Du schon sagst braucht man diese Sprachen dafür nicht. Dass diese Inhalte in anderen Fächern zu kurz kommen ist ärgerlich, spricht aber eher gegen die vorhandenen Lehrpläne als für die alten Sprachen.


In der realen heutigen Situation *brauche* ich aber die alten Sprachen dafür, solange die anderen Fächer nicht geändert werden.

Danol hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Und ich stimme ganz gewiß nicht zu, dass "für ein verschwundenes Stückchen Kultur auch irgendwo etwas neues ensteht". Es gibt zwar keine kulturlose Gesellschaft, aber es gibt da auch keine geheimnisvollen ausgleichenden Karmakräfte im Hintergrund.


Wenn es ausreichend Menschen gibt, die das Fehlen dieses Stückes Kultur als Mangel empfinden, werden die sicherlich deswegen etwas neues schaffen. Irgendeine Karmakraft wollte ich jedenfalls nicht propagieren.


Wer nie ein Orchester gehört hat, wird nicht durch plötzlich spürbaren Kulturmangel etwas Neues schaffen. Die Musik neuzuerfinden, würde nicht in einer Generation funktionieren.
Genauso habe ich als Schülerin nichts davon, dass nach Abschaffung von Altgriechisch vielleicht in 20 Jahren ein Wahlfach Linguistik und Ideengeschichte eingeführt wird.

Danol hat folgendes geschrieben:


Zitat:
CDs sind nicht entstanden, weil irgendjemand alle Musikkassetten auf den Müllhaufen gebracht hat, sondern die Leute haben langsam aufgehört Musikkassetten zu kaufen, weil sich die CDs durchgesetzt haben.


Wahrscheinlich aber nur weil es keinen "UNESCO-Atlas der gefährdeten Tonträger" gab und nicht vehement für den Erhalt überholter Technologie gekämpft wurde. Hätte man dieselbe Propaganda, wie sie für diverse Sprachen läuft, für Musikkassetten und gegen CDs gemacht, hätte das durchaus anders aussehen können.


Die Analogie zur konkreten Welt, in der ich lebe, wären Lokalpolitiker, die sich über Benutzer von Musikkassetten lustig machen, um von den CD-Liebhabern gewählt zu werden. Nur weil es einen UNESCO-Atlas gibt, heißt das keineswegs, dass die seltenen Sprachen von der Mehrheit nicht aktiv bekämpft wurden und werden.

Danol hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Ich sehe das keineswegs so, dass Latein und Altgriechisch in irgendeiner Weise daran *hinderlich* sind, das in anderen Fächern so einzubringen, dass sich eine andere Kombination ganz durchsetzt.


Hinderlich in dem Sinne als dass man in der Zeit auch sinnvolleres machen könnte und hinderlich in dem Sinne als dass man diese Sprachen damit künstlich untot hält.


Ich halte das, was ich in Altgriechisch gelernt habe, für sehr sinnvoll, und sehe nicht, was daran künstlich ist, dass ich freiwillig altgriechisch gelernt habe. Oder ist Klavierunterricht an der Schule auch ein künstliches Amlebenerhalten vom aktiven Musizieren?

Danol hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Es wird doch auch dir einleuten, dass die Untersuchung von hunderten *völlig verschiedenen* Sprachen (also nicht wie indogermanisch) sowohl Licht auf Sprachentwicklung, angeborene Grammatik und Migrationsbewegungen wirft. Darüber hinaus geht natürlich auch echtes Wissen über die lokalen Pflanzen verloren.


Sprachentwicklungen kann man noch an genug Sprachen studieren, dafür braucht es keine paar tausend. Für die Untersuchung von Migrationsbewegungen und der Grammatik reichen prinzipiell schriftliche Quellen einer Sprache aus, dafür braucht man aktive Sprecher sowieso nur eingeschränkt. Das Wissen über Pflanzen lässt sich übersetzen.


Viel Ahnung hast du wohl nicht, wenn du glaubst, dass es für migrationsrelevante Sprachen sowieso schriftliche Quellen gibt. Und die Entwicklung einer Kreolensprache kann man nur an aktiven Sprechern untersuchen.


Danol hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Die eigenen Kulturleistungen sind aber nun einmal zu einem großen Teil in der eigenen Sprache, du willst, dass die Leute akzeptieren, dass sie mit ihren Kindern oder Enkelkindern ihre Kultur nicht mehr vollständig teilen können.


Das wird immer passieren, außer es gibt mal ein paar Generationen lang kulturellen Stillstand. Was willst Du da übrigens gegen tun? Die Kinder und Enkel zwingen sich den elterlichen bzw. großelterlichen Dialekt bzw. deren Sprache anzueignen?


Du ignorierst vollkommen die Realität, wie mit Sprachminderheiten umgegangen wird. Viele übertriebene Programme sind zu späte Wiedergutmachungsversuche.

Danol hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Die von dir angesprochenen Vorteile sind real, und das wird durchaus thematisiert, aber diese Vorteile ernten eben nicht die Betroffenen, die sollen sich ganz selbstverständlich der großen Gemeinschaft unterordnen (die historisch so gut wie immer mit Gewalt kam).


Die Alternative wäre dass sich die Gemeinschaft den Betroffenen unterordnet (was derzeit, siehe die diversen Programme zur 'Rettung' bedrohter Sprachen (Friesisch, Plattdeutsch, Sorbisch ...), sogar der Fall ist).


Nein, die Alternative zur gewaltvollen Minderheitsunterdrückung ist nicht Unterordnung der Mehrheit unter die Minderheit.

Danol hat folgendes geschrieben:
Der Ansatz, mithilfe der Mathematik reale Vorgänge modellhaft nachbilden zu können, findet sich in diversen Kulturen unabhängig voneinander, ich tendiere darum dazu den als nicht- bzw. höchstens in der konkreten Ausprägung als kulturell anzusehen.


Dann ist Schrift und Malerei wohl auch keine Kulturleistung? Gibt es nach deiner Definition überhaupt eine?
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