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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1434472) Verfasst am: 20.02.2010, 14:53 Titel: Begräbnismethoden |
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Der georgische Rodler Nodar Kumaritashvili, der bei einem Trainingsunfall zu Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver verstarb, ist jetzt in seiner Heimat begraben worden.
Auf BBC News gibt es ein Video vom Trauerzug: http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8525943.stm - mich hat erstaunt, dass er in einem offenen Sarg durch sein Dorf getragen wurde. Ist das nur in Georgien üblich? Dass Tote im offenen Sarg aufgebahrt werden, ist ja auch in den USA und anderen Ländern nicht ungewöhnlich. Aber dass die Leiche so präsentiert wird? In Deutschland wäre dies sicher nicht möglich - oder könnte man so einen Leichenzug auch hierzulande organisieren? Ich denke ja nicht, dass man einfach eine Leiche durch die Stadt tragen darf.
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Uriziel Herpiderpi
Anmeldungsdatum: 22.12.2007 Beiträge: 1728
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(#1434493) Verfasst am: 20.02.2010, 15:35 Titel: |
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Das mit der Leiche schockt mich ja schon so ein kleines bisschen...
Ich denke:
" Passt mit dem Toten auf. Nicht, das der Sarg runterfällt... " und sowas.
Ganz klar ist ein Toter ein Anblick, der zumindest passiv unweigerlich Gedanken in mir weckt und mich dazu bringt, mich mit dem ewig gleichen Thema des Todes auseinanderzusetzen, auf das ich nie eine Antwort kriegen werde.
Vielleicht wollen Menschen (hierzulande?) das deswegen nicht, mit den offenen Särgen. Man will nicht, das der Anblick eines Toten diese Nachdenklichkeit in einem auslöst. Vielleicht erinnert es uns ja auch nur daran, das wir eines Tages auch mal sterben müssen,
und der Tot ist meines Wissens zumindestens in Deutschland ein Tabu-Thema. Niemand will daran erinnert werden, das unsere geschenkte Zeit begrenzt ist.
Allerdings...
Wenn ich so sehe, wie diese Menschen im Video, die auch alle teilweise recht betroffen dreingucken, den Mann da den Weg entlangtragen, dann könnte ich mir vorstellen...
" Körper von Toten kommt in seiner Heimat an, um dort begraben zu werden " ...
Ich könnte mir vorstellen, das auch wenn er es nicht mehr mitkriegt, das dieser letzte Weg zu seiner endgültigen Ruhestätte, so zwischen diesen Leuten und dazu auch noch mit so ein wenig Sonnenschein wie da im Video...
Ein "Stück'chen Paradis" für ihn ist.
Es sterben Menschen wie z.B bei diesem Flugzeugabsturz im Ozean damals, die sind verschwunden und ihre Angehörigen sehen sie niemals wieder und so...
Das ist schon eine ziemlich traurige Art, zu sterben.
Ein Mann, der stattdessen von anderen, die ihn offensichtlich liebten/mochten, zu seinem Grab getragen wird, schätze ich dagegen als glücklich ein.
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#1434520) Verfasst am: 20.02.2010, 16:34 Titel: |
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Also ich fände es jetzt nicht besonders prickelnd, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs durch die Stadt laufe und da kommt man mir mit einem offenen Sarg und einem zwangsläufigen Anblick eines Toten entgegen. Da sollte man schon etwas diskreter mit umgehen. Wobei, wenn alle Beteiligten (einschließlich des überlieferten Willens des Toten) damit einverstanden sind und sich das Ganze nur auf einem nicht so offen zugänglichen Gelände abspielt, warum nicht?
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alex6 registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2005 Beiträge: 750
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(#1434537) Verfasst am: 20.02.2010, 17:01 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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Realitätsflüchtling hat folgendes geschrieben: | Ich denke ja nicht, dass man einfach eine Leiche durch die Stadt tragen darf. |
Ob man es darf weiß ich nicht. Aber der Umgang mit dem Tod ist in Deutschland offenbar etwas verklemmt. Während meiner Großeltern schon als Kinder Tote gesehen haben, z.B. wenn deren Großeltern gestorben waren, ist das heute eher ungewöhnlich. Man hat in Deutschland keine Probleme damit, einer der größten Exporteure des Todes (resp. von Waffen) der Welt zu sein - der Tod ist ein Meister aus Deutschland - aber eine Leiche zu sehen will man niemandem zumuten.
Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn die georgische Gemeinde zu Berlin ihre Toten im offenen Sarg durch die Stadt zum Friedhof schafft. Bedenklich finde ich es aber, wenn die Leichen unbegleitet allein durch die Stadt laufen: http://www.youtube.com/watch?v=UpBUvadVeBQ
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ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#1434549) Verfasst am: 20.02.2010, 17:27 Titel: |
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Wobei mich, nur um meine Neugier zu befriedigen, die rechtliche Seite in Deutschland schon interessieren würde. Waere sowas überhaupt möglich?
Ist es anhand von Gesetzesauslegungen eventuell verboten oder konkret untersagt.
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1434550) Verfasst am: 20.02.2010, 17:29 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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zombies sollten sowieso nicht durch die stadt laufen, egal ob begleitet oder nicht!
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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Poldi Bin Daheim
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 4559
Wohnort: Bavarian Congo
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(#1434561) Verfasst am: 20.02.2010, 18:04 Titel: |
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ateyim hat folgendes geschrieben: | Wobei mich, nur um meine Neugier zu befriedigen, die rechtliche Seite in Deutschland schon interessieren würde. Waere sowas überhaupt möglich?
Ist es anhand von Gesetzesauslegungen eventuell verboten oder konkret untersagt. |
Nunja, das Ausstellen der Leiche im offenen Sarg ist bei uns noch recht verbreitet, aber beim Umzug hab ich so meine Zweifel, daß das rechtlich machbar ist ...
_________________ gG,
Poldi
Doch leider kanns gefählich sein, den Satan in dir zu verstehen.
Jeder Mensch ein Sünderschwein, Oh christliches Vergehen.
Die Trennung zwischen Gut und Bös die wirst du niemals finden
nur leider kanns gefährlich sein das den Pfaffen auf die Nasen zu binden.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1434578) Verfasst am: 20.02.2010, 18:43 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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alex6 hat folgendes geschrieben: | Realitätsflüchtling hat folgendes geschrieben: | Ich denke ja nicht, dass man einfach eine Leiche durch die Stadt tragen darf. |
Ob man es darf weiß ich nicht. Aber der Umgang mit dem Tod ist in Deutschland offenbar etwas verklemmt. Während meiner Großeltern schon als Kinder Tote gesehen haben, z.B. wenn deren Großeltern gestorben waren, ist das heute eher ungewöhnlich. |
Das habe ich in meiner Jugend auch und das ist nicht soo lange her.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26451
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1434598) Verfasst am: 20.02.2010, 19:34 Titel: |
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Femina hat folgendes geschrieben: | Also ich fände es jetzt nicht besonders prickelnd, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs durch die Stadt laufe und da kommt man mir mit einem offenen Sarg und einem zwangsläufigen Anblick eines Toten entgegen. Da sollte man schon etwas diskreter mit umgehen...... |
Was meinst Du denn, was mit deinen Kindern passierte, wenn sie einen Toten sähen?
Ich verstehe diese Haltung nicht. Als mein Vater im letzten Jahr gestorben ist, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass meine Kinder (zu dem Zeitpunkt 8 und 10) den toten Opa nochmal sahen. Und anschließend gab es eine ganz kurze Unterhaltung zu dem Thema, dass wir alle einmal abtreten und dann so ähnlich aussehen. Und dann war gut.
Es gibt in unserer Gesellschaft eine eigenartiges Verhältnis zum Tod, vom Verstecken des menschlichen Todes bis dahin, Schlachter als gefühllose Gesellen anzusehen, die sich den ganzen Tag mit Morden beschäftigen.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1434611) Verfasst am: 20.02.2010, 20:17 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Femina hat folgendes geschrieben: | Also ich fände es jetzt nicht besonders prickelnd, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs durch die Stadt laufe und da kommt man mir mit einem offenen Sarg und einem zwangsläufigen Anblick eines Toten entgegen. Da sollte man schon etwas diskreter mit umgehen...... |
Was meinst Du denn, was mit deinen Kindern passierte, wenn sie einen Toten sähen?
Ich verstehe diese Haltung nicht. Als mein Vater im letzten Jahr gestorben ist, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass meine Kinder (zu dem Zeitpunkt 8 und 10) den toten Opa nochmal sahen. Und anschließend gab es eine ganz kurze Unterhaltung zu dem Thema, dass wir alle einmal abtreten und dann so ähnlich aussehen. Und dann war gut.
Es gibt in unserer Gesellschaft eine eigenartiges Verhältnis zum Tod, vom Verstecken des menschlichen Todes bis dahin, Schlachter als gefühllose Gesellen anzusehen, die sich den ganzen Tag mit Morden beschäftigen.
fwo |
Der Tod wird gerne ausgeblendet. Das ist was, daß immer den andern passiert.
Ein besuch bei "Körperwelten" kann ich jeden empfehlen.
Man geht anschliessend ganz anders mit sein Körper um.
Man hält sich nicht mehr für so unsterblich.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1434614) Verfasst am: 20.02.2010, 20:23 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Femina hat folgendes geschrieben: | Also ich fände es jetzt nicht besonders prickelnd, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs durch die Stadt laufe und da kommt man mir mit einem offenen Sarg und einem zwangsläufigen Anblick eines Toten entgegen. Da sollte man schon etwas diskreter mit umgehen...... |
Was meinst Du denn, was mit deinen Kindern passierte, wenn sie einen Toten sähen?
Ich verstehe diese Haltung nicht. Als mein Vater im letzten Jahr gestorben ist, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass meine Kinder (zu dem Zeitpunkt 8 und 10) den toten Opa nochmal sahen. Und anschließend gab es eine ganz kurze Unterhaltung zu dem Thema, dass wir alle einmal abtreten und dann so ähnlich aussehen. Und dann war gut.
Es gibt in unserer Gesellschaft eine eigenartiges Verhältnis zum Tod, vom Verstecken des menschlichen Todes bis dahin, Schlachter als gefühllose Gesellen anzusehen, die sich den ganzen Tag mit Morden beschäftigen.
fwo |
Ja glaubst du, dass was mit einem passiert wenn mensch die toten Großeltern sieht unbedingt äußerlich zu bemerken ist? Den Tod der Großeltern steckt man oft nicht eben mal so weg. Womit ich aber nicht sagen möchte, dass es schlimmer ist, wenn mensch die Toten gesehen hat, aber es ist anders, das Bild der toten Person ist dann Teil der Erinnerung an die Toten.
Femina ging es allerdings um das Sehen einer unbekannten toten Person, das macht einen großen Unterschied.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26451
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1434620) Verfasst am: 20.02.2010, 20:46 Titel: |
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Norm hat folgendes geschrieben: | ....... aber es ist anders, das Bild der toten Person ist dann Teil der Erinnerung an die Toten..... |
Jup. Das passt doch auch, wenn die tot ist. Und wie Du sagst, es ist Teil der Erinnerung und zwar kein überwiegender.
Es war auch keine Situation, in die ich sie besonders gedrängt habe, sondern mein Vater war gestorben und die Familie hat sich da noch mal getroffen, bevor der Undertaker kam um ihn abzuholen. In das Schlafzimmer, in dem der Opa lag, wollten sie nicht mehr, aber gleichzeitig war auch eine gewisse Neugier da. Der jüngere hat dann bei mir vom Arm aus nochmal von der Tür aus geguckt. Als dann der Beerdigungsunternehmer da war, hat die Familie, bis auf die, die direkt geholfen haben, hinten beim Kaffee gesessen - es war wie sonst, nur ohne Opa und etwas gedämpfter.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1434663) Verfasst am: 20.02.2010, 22:58 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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Realitätsflüchtling hat folgendes geschrieben: | Der georgische Rodler Nodar Kumaritashvili, der bei einem Trainingsunfall zu Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver verstarb, ist jetzt in seiner Heimat begraben worden.
Auf BBC News gibt es ein Video vom Trauerzug: http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8525943.stm - mich hat erstaunt, dass er in einem offenen Sarg durch sein Dorf getragen wurde. Ist das nur in Georgien üblich? Dass Tote im offenen Sarg aufgebahrt werden, ist ja auch in den USA und anderen Ländern nicht ungewöhnlich. Aber dass die Leiche so präsentiert wird? In Deutschland wäre dies sicher nicht möglich - oder könnte man so einen Leichenzug auch hierzulande organisieren? Ich denke ja nicht, dass man einfach eine Leiche durch die Stadt tragen darf. |
Ich habe diesen Brauch zum ersten Mal in Griechenland in einem kleinen Dorf, wo Bekannte von mir ein Ferienhaeuschen hatten, erlebt. Dort wurden Frischverstorbene im offenen Sarg durch das Dorf getragen. Ich erklaerte mir Sinn und Zweck dieser Veranstaltung so, dass dieser Leichenzug, inklusive Klageweibern hinterm Sarg, die Funktion einer Todesanzeige erfuellte. Der Leichenzug ging naemlich nicht direkt zum Friedhof, sondern in vielen Schleifen durchs gesamte Dorf, bevor die Leiche noch ein oder zwei Tage in einer kleinen Totenhalle aufgebahrt wurde.
_________________ Defund the gender police!!
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1434695) Verfasst am: 21.02.2010, 00:06 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Norm hat folgendes geschrieben: | ....... aber es ist anders, das Bild der toten Person ist dann Teil der Erinnerung an die Toten..... |
Jup. Das passt doch auch, wenn die tot ist. Und wie Du sagst, es ist Teil der Erinnerung und zwar kein überwiegender. |
Aber dennoch ein starker und schmerzhafter.
Zitat: |
Es war auch keine Situation, in die ich sie besonders gedrängt habe, sondern mein Vater war gestorben und die Familie hat sich da noch mal getroffen, bevor der Undertaker kam um ihn abzuholen. In das Schlafzimmer, in dem der Opa lag, wollten sie nicht mehr, aber gleichzeitig war auch eine gewisse Neugier da. Der jüngere hat dann bei mir vom Arm aus nochmal von der Tür aus geguckt. Als dann der Beerdigungsunternehmer da war, hat die Familie, bis auf die, die direkt geholfen haben, hinten beim Kaffee gesessen - es war wie sonst, nur ohne Opa und etwas gedämpfter.
fwo |
Wie gesagt, ich finde das auch nicht falsch. Für jeden kann etwas anderes besser sein, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Wenn Kinder gucken wollen, dann kann mensch das denen ruhig zeigen. Das Leiden ist ja hauptsächlich durch den Tod verursacht, nicht durch den Toten nochmal gesehen zu haben oder nicht gesehen zu haben - wobei beides das Leid sowohl verstärken, als auch kann.
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goatmountain auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2009 Beiträge: 2810
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(#1434779) Verfasst am: 21.02.2010, 05:58 Titel: |
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der tod ist doch teil des lebens. warum sollte man menschen, ob gross oder klein, vor dem anblick des todes schuetzen muessen?
uebrigens ist es in der gesamten ehemalige sowjetunion nicht ungewoehnlich die toten vor der beerdigung im offenen sarg durchs dorf zu tragen/fahren.
wenn ich mal "uebern jordan gehe" wuensche ich mir eine seebestattung.
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ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#1434790) Verfasst am: 21.02.2010, 08:50 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Realitätsflüchtling hat folgendes geschrieben: | Der georgische Rodler Nodar Kumaritashvili, der bei einem Trainingsunfall zu Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver verstarb, ist jetzt in seiner Heimat begraben worden.
Auf BBC News gibt es ein Video vom Trauerzug: http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8525943.stm - mich hat erstaunt, dass er in einem offenen Sarg durch sein Dorf getragen wurde. Ist das nur in Georgien üblich? Dass Tote im offenen Sarg aufgebahrt werden, ist ja auch in den USA und anderen Ländern nicht ungewöhnlich. Aber dass die Leiche so präsentiert wird? In Deutschland wäre dies sicher nicht möglich - oder könnte man so einen Leichenzug auch hierzulande organisieren? Ich denke ja nicht, dass man einfach eine Leiche durch die Stadt tragen darf. |
Ich habe diesen Brauch zum ersten Mal in Griechenland in einem kleinen Dorf, wo Bekannte von mir ein Ferienhaeuschen hatten, erlebt. Dort wurden Frischverstorbene im offenen Sarg durch das Dorf getragen. Ich erklaerte mir Sinn und Zweck dieser Veranstaltung so, dass dieser Leichenzug, inklusive Klageweibern hinterm Sarg, die Funktion einer Todesanzeige erfuellte. Der Leichenzug ging naemlich nicht direkt zum Friedhof, sondern in vielen Schleifen durchs gesamte Dorf, bevor die Leiche noch ein oder zwei Tage in einer kleinen Totenhalle aufgebahrt wurde. |
Die Tradition der Klageweiber gibt es auch in Griechenland??? Ich dachte, dass waere eine "Unsitte" islamischer Laender (wobei ich den islamischen Bezug davon immer noch nicht so recht entdecken kann). Wieder was dazugelernt. Wobei wenn es das nur in Griechenland, aber z.B. nicht in Italien, Spanien etc. gibt, würde ich nicht ausschliessen, dass das ein "kulturelles" Überbleibsel der osmanischen Besatzungszeit ist.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26451
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1434812) Verfasst am: 21.02.2010, 11:38 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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ateyim hat folgendes geschrieben: | ....
Die Tradition der Klageweiber gibt es auch in Griechenland??? ..... |
Wunderschöne Beschreibung dieses Themas in "Alexis Sorbas" (den Film habe ich in diesem Zusammenhang nicht mehr in Erinnerung - ich meine das Buch).
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1434814) Verfasst am: 21.02.2010, 11:48 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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fwo hat folgendes geschrieben: | ateyim hat folgendes geschrieben: | ....
Die Tradition der Klageweiber gibt es auch in Griechenland??? ..... |
Wunderschöne Beschreibung dieses Themas in "Alexis Sorbas" (den Film habe ich in diesem Zusammenhang nicht mehr in Erinnerung - ich meine das Buch).
fwo |
den film sollte man aber auch mal gesehen haben, es ist ein klassiker - und danach das buch lesen, weil die geschichte weiter geht als im film dargestellt. die klageweiber sind auch im film gut
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1434816) Verfasst am: 21.02.2010, 11:52 Titel: Re: Begräbnismethoden |
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ateyim hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Realitätsflüchtling hat folgendes geschrieben: | Der georgische Rodler Nodar Kumaritashvili, der bei einem Trainingsunfall zu Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver verstarb, ist jetzt in seiner Heimat begraben worden.
Auf BBC News gibt es ein Video vom Trauerzug: http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8525943.stm - mich hat erstaunt, dass er in einem offenen Sarg durch sein Dorf getragen wurde. Ist das nur in Georgien üblich? Dass Tote im offenen Sarg aufgebahrt werden, ist ja auch in den USA und anderen Ländern nicht ungewöhnlich. Aber dass die Leiche so präsentiert wird? In Deutschland wäre dies sicher nicht möglich - oder könnte man so einen Leichenzug auch hierzulande organisieren? Ich denke ja nicht, dass man einfach eine Leiche durch die Stadt tragen darf. |
Ich habe diesen Brauch zum ersten Mal in Griechenland in einem kleinen Dorf, wo Bekannte von mir ein Ferienhaeuschen hatten, erlebt. Dort wurden Frischverstorbene im offenen Sarg durch das Dorf getragen. Ich erklaerte mir Sinn und Zweck dieser Veranstaltung so, dass dieser Leichenzug, inklusive Klageweibern hinterm Sarg, die Funktion einer Todesanzeige erfuellte. Der Leichenzug ging naemlich nicht direkt zum Friedhof, sondern in vielen Schleifen durchs gesamte Dorf, bevor die Leiche noch ein oder zwei Tage in einer kleinen Totenhalle aufgebahrt wurde. |
Die Tradition der Klageweiber gibt es auch in Griechenland??? Ich dachte, dass waere eine "Unsitte" islamischer Laender (wobei ich den islamischen Bezug davon immer noch nicht so recht entdecken kann). Wieder was dazugelernt. Wobei wenn es das nur in Griechenland, aber z.B. nicht in Italien, Spanien etc. gibt, würde ich nicht ausschliessen, dass das ein "kulturelles" Überbleibsel der osmanischen Besatzungszeit ist. |
Der Bezug dazu ist älter. Alte Griechen und auch Römer kannten das auch schon. Ist wohl eine Sitte, die wohl aus dem Orient rübergeschwappt ist. Lies mal von Aischylos "Die Perser", wo der griechische Autor das Rumgejammere der Frauen und Mütter der im Perserkrieg zu Tode gekommen Krieger beschreibt; ist ein ganz dünnes Reclam-Heftchen.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1435614) Verfasst am: 22.02.2010, 18:51 Titel: |
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Am verrücktesten sind da wieder die US-Amerikaner, die ihre Toten einbalsamieren und das besser können als die alten Ägypter. Wie ich in einem TV-Krimi sah, wenn da einer nach einem Jahr exhumiert wird, sieht der immer noch aus wie grade frisch verstorben.
Allerdings, ich habe meine Frau nicht mehr tot gesehen. Ich habe sie sehr lebendig in meiner Erinnerung.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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