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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#141793) Verfasst am: 24.06.2004, 15:17 Titel: Was haltet Ihr von einer "Wertschöpfungsabgabe" |
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Die einseitige Finanzierung aller sozialen Wohltaten über den Faktor Arbeit ist für die Zukunft nicht mehr tragbar. Die paritätische Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist inzwischen mehrfach ausgehöhlt worden.
Würde man den Arbeitgeberbeitrag nach der realen Wertschöpfung berechnen und nicht auf die Lohnsumme beziehen, hätte das zwei wesentliche Vorteile: Erstens würde die arbeitsintensive Produktion entlastet und arbeitssparende Unternehmen würden entsprechend ihrer Wertschöpfung herangezogen. Das wäre beschäftigungspolitisch sinnvoll, käme aber auch einer leistungsgerechten Kapitalbelastung entgegen.
Zweitens würde sich der ständig rückläufige Beschäftigtenanteil und auch die relativ abnehmende Lohnsumme nicht automatisch in niedrigeren Arbeitgeberbeiträgen niederschlagen.
Auch wenn der Vorschlag von der PDS kommt wundert es mich, das dieser (interessante) nicht ansatzweise aufgegriffen wurde.
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Nav Gast
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(#141794) Verfasst am: 24.06.2004, 15:18 Titel: |
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Ich bin grundsätzlich dafür. Derartiges wäre einer der Kernpunkte des Wirtschaftsprogrammes einer von mir gegründeten Partei.
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Imperator Palpatine deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.09.2003 Beiträge: 359
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(#141837) Verfasst am: 24.06.2004, 16:44 Titel: |
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Klingt auch in meinen Ohren recht vernünftig. Es dürfte klar sein, dass mittelfristig eine Entkoppelung der Finanzierung der Sozialsysteme vom Faktor Arbeit erfolgen muss.
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Claudia Simmeringer Nachteule
Anmeldungsdatum: 28.07.2003 Beiträge: 421
Wohnort: Wien
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(#141961) Verfasst am: 24.06.2004, 23:00 Titel: Re: Was haltet Ihr von einer "Wertschöpfungsabgabe" |
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Frank hat folgendes geschrieben: | Auch wenn der Vorschlag von der PDS kommt wundert es mich, das dieser (interessante) nicht ansatzweise aufgegriffen wurde. |
Ich glaube, du hast dir die Antwort selbst gegeben: der Vorschlag ist im Kern ein sozialistischer (oder zumindest sozialdemokratischer), daher wird er geflissentlich ignoriert. Man kann aber sicher den SPD-Mitgliedern, die mit Schröders Wirtschaftspolitik nicht einverstanden sind, vorwerfen, sich nicht genug für Alternativen einzusetzen.
In Österreich hat übrigens schon in den 80er-Jahren der damalige Sozialminister Dallinger in diese Richtung Vorschläge gemacht: die Wirtschaftskammer hat sofort "Maschinensteuer" geschrien (na und?), worauf alle Genossen erschreckt das Thema fallengelassen haben. Dabei gibt es heute in 3 der 4 österreischischen Parlamentsparteien Befürworter einer Wertschöpfungsabgabe; d.h. von der FPÖ weiß ich nicht, wie sie dazu steht, die sind in letzter Zeit ausschließlich mit sich selbst beschäftigt; dürften aber eher dagegen sein, auch in der ÖVP gibt es nur einige wenige Befürworter. Ein kleiner Überblick findet sich hier.
Von den Einwänden gegen eine Verbreiterung der Beitragsgrundlage halte ich einen für diskutierenswert, nämlich den nach der dann eventuell sinkenden Produktivität. Die teure und langsame Arbeit war ja ein wichtiges Motiv, um überhaupt Maschinen zu entwickeln. Schneller als der Mensch ist die Maschine noch immer, aber bei sinkendem Unterschied in den Kosten wird sich die Entwicklung möglicherweise verlangsamen.
In sozialer Hinsicht hätte ich mit einer Verlansamung des technischen Fortschritts kein Problem, weil der Lebensstandard bei uns sehr hoch ist, aber wie sieht es z.B. mit der maschinenproduzierenden Industrie aus?
_________________ Wenn man vor die Masse tritt und von den hohen Zielen und Aufgaben spricht, die Masse jedoch sieht, wie nach allen Seiten die Mittel verschleudert werden, so wird sie kein Vertrauen haben und ganz richtig sagen: „Arzt, heile dich selbst". - F. E. Dzierzynski
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#141983) Verfasst am: 24.06.2004, 23:50 Titel: Re: Was haltet Ihr von einer "Wertschöpfungsabgabe" |
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Frank hat folgendes geschrieben: | Die einseitige Finanzierung aller sozialen Wohltaten über den Faktor Arbeit ist für die Zukunft nicht mehr tragbar. Die paritätische Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist inzwischen mehrfach ausgehöhlt worden.
Würde man den Arbeitgeberbeitrag nach der realen Wertschöpfung berechnen und nicht auf die Lohnsumme beziehen, hätte das zwei wesentliche Vorteile: Erstens würde die arbeitsintensive Produktion entlastet und arbeitssparende Unternehmen würden entsprechend ihrer Wertschöpfung herangezogen. Das wäre beschäftigungspolitisch sinnvoll, käme aber auch einer leistungsgerechten Kapitalbelastung entgegen.
Zweitens würde sich der ständig rückläufige Beschäftigtenanteil und auch die relativ abnehmende Lohnsumme nicht automatisch in niedrigeren Arbeitgeberbeiträgen niederschlagen.
Auch wenn der Vorschlag von der PDS kommt wundert es mich, das dieser (interessante) nicht ansatzweise aufgegriffen wurde. |
Dies soll kein Widerspruch in der Sache sein, aber ich fuehle mich in diesem Fall an eine Praxis in Pionierbaubataillonen der NVA erinnert - 'zum Ausheben der Grube nehmen wir nicht den Bagger, sondern 50 Bausoldaten.'
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#141989) Verfasst am: 25.06.2004, 00:06 Titel: Re: Was haltet Ihr von einer "Wertschöpfungsabgabe" |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Frank hat folgendes geschrieben: | Die einseitige Finanzierung aller sozialen Wohltaten über den Faktor Arbeit ist für die Zukunft nicht mehr tragbar. Die paritätische Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist inzwischen mehrfach ausgehöhlt worden.
Würde man den Arbeitgeberbeitrag nach der realen Wertschöpfung berechnen und nicht auf die Lohnsumme beziehen, hätte das zwei wesentliche Vorteile: Erstens würde die arbeitsintensive Produktion entlastet und arbeitssparende Unternehmen würden entsprechend ihrer Wertschöpfung herangezogen. Das wäre beschäftigungspolitisch sinnvoll, käme aber auch einer leistungsgerechten Kapitalbelastung entgegen.
Zweitens würde sich der ständig rückläufige Beschäftigtenanteil und auch die relativ abnehmende Lohnsumme nicht automatisch in niedrigeren Arbeitgeberbeiträgen niederschlagen.
Auch wenn der Vorschlag von der PDS kommt wundert es mich, das dieser (interessante) nicht ansatzweise aufgegriffen wurde. |
Dies soll kein Widerspruch in der Sache sein, aber ich fuehle mich in diesem Fall an eine Praxis in Pionierbaubataillonen der NVA erinnert - 'zum Ausheben der Grube nehmen wir nicht den Bagger, sondern 50 Bausoldaten.' | So hat Hitler auch die Arbeitslosen beschäftigt.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#142004) Verfasst am: 25.06.2004, 00:42 Titel: |
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Zitat: | So hat Hitler auch die Arbeitslosen beschäftigt. |
Willst Du mir damit irgendwas anheften?
In der DDR gab es nicht die Moeglichkeit den Wehrdienst zu verweigern. Pazifisten mussten somit als Bausoldaten dienen. Die von mir erwaehnte Einsatzmoeglichkeit unserer Bausoldaten, diente hauptsaechlich ihrer Drangsalierung. Auch wurden sie permanent 'diszipliniert'. Die damalige Sichtweise war die, dass diese Maenner nicht bereit waren unseren Arbeiter- und Bauernstaat mit der Waffe zu verteidigen. Daher ruehrte auch das Forcieren dieser restriktiven Massnahmen seitens der Militaerfuehrung.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#142005) Verfasst am: 25.06.2004, 00:44 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Zitat: | So hat Hitler auch die Arbeitslosen beschäftigt. |
Willst Du mir damit irgendwas anheften?
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Nein.
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#142014) Verfasst am: 25.06.2004, 01:27 Titel: |
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ich finde diese überlegungen zu einer wertschöpfungsabgabe oder auch "maschinensteuer" recht reizvoll.
allerdings fehlt mir bei solchen themen die kompetenz.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#142023) Verfasst am: 25.06.2004, 01:58 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Zitat: | So hat Hitler auch die Arbeitslosen beschäftigt. |
Willst Du mir damit irgendwas anheften?
|
Nein. |
Okay, bin wohl etwas empfindlich diesbzgl.
Gruss
Svantevit
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#142024) Verfasst am: 25.06.2004, 02:01 Titel: |
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Mich wuerde in diesem Zusammenhang interessieren, wie man im nicht produzierenden Bereich verfahren will.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#143491) Verfasst am: 29.06.2004, 19:17 Titel: |
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Im Endeffekt ist es eine sehr simple Idee. Abgaben fallen dort an, wo etwas verdient wird. Wenn viel verdient wird, fallen hohe Abgaben an, ganz gleich ob man dafür viel oder wenig arbeiten musste.
Es gibt eine Menge notwendiger Arbeiten, bei denen nichts verdient wird. Die Pflege von Alten und Behinderten Menschen ist ein gutes Beispiel. Dass diese Arbeitskraft, die ohnehin niemand zahlen möchte, durch Steuern und Abgaben das Doppelte von dem kostet, was der Pfleger am Ende ausgezahlt bekommt, ist in meinen Augen ein politischer Skandal, an den wir uns schon viel zu lange gewöhnt haben. Konzerne würden sich so eine Behandlung niemals bieten lassen.
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