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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1451311) Verfasst am: 29.03.2010, 09:49 Titel: Anschläge in Moskau |
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Die Selbstmordattentate in Moskau heute morgen, bei denen mindestens 35 Menschen in den Tod gerissen wurden, spielten sich an sehr bevölkerten Stationen ab. Die Station "Ljubjanka" befindet sich mitten in der historischen Altstadt, in der Nähe des gelben Baus des Ministeriums für Staatssicherheit mit seinem Uhrtürmchen und seinen berüchtigten Gefängnissen der Stalin-Ära.
"Park kul'tury" liegt jenseits der Moskva und wird täglich von Zehntausenden Menschen frequentiert. Der Kulturpark ist als wichtigster Erholungsort der Moskauer ebenfalls von hoher Symbolkraft.
Gegenüber Selbstmordattentaten sind moderne Abwehrstrategen weitgehend ratlos, da bei der Selbstvernichtung der Attentäter, die andere mit in den Tod reißen, rationale Berechnung aussetzt.
Zuweisungen sind spekulativ. In den Medien wird von Drohungen gegenüber Russland berichtet. Man kann zumindest andeuten, dass in letzter Zeit die russische Administration eine Annäherung gegenüber den Vorstellungen Obamas vollzogen hat, der von den Plänen des Präsidenten Bush Abstand nahm, Russland mit einem 1990 nicht vereinbarten Vordrängen der NATO nach Osten und dem beabsichtigten Aufbau eines Raketenschutzschildes nahe der russischen Grenzen zu provozieren.
Russland lässt erstmals Distanz gegenüber dem Iran und den dortigen Atomplänen erkennen.
Ich werde mich bei meinen Moskauer Freunden melden, die für derartige Lebenszeichen aus dem Ausland dankbar sind.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1451347) Verfasst am: 29.03.2010, 11:51 Titel: Re: Anschläge in Moskau |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Gegenüber Selbstmordattentaten sind moderne Abwehrstrategen weitgehend ratlos, da bei der Selbstvernichtung der Attentäter, die andere mit in den Tod reißen, rationale Berechnung aussetzt. | Das bezweifel ich, da auch diese Attentäter meist das klare Ziel haben, möglichst viel Schaden anzurichten und einen sinnlosen, verfrühten Tod, möglichst vermeiden wollen.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Sir Chaos Heilvolles Durcheinander
Anmeldungsdatum: 20.11.2007 Beiträge: 974
Wohnort: bei Frankfurt/Main
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(#1451368) Verfasst am: 29.03.2010, 12:30 Titel: Re: Anschläge in Moskau |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Telliamed hat folgendes geschrieben: | Gegenüber Selbstmordattentaten sind moderne Abwehrstrategen weitgehend ratlos, da bei der Selbstvernichtung der Attentäter, die andere mit in den Tod reißen, rationale Berechnung aussetzt. | Das bezweifel ich, da auch diese Attentäter meist das klare Ziel haben, möglichst viel Schaden anzurichten und einen sinnlosen, verfrühten Tod, möglichst vermeiden wollen. |
Doch, es stimmt schon. Das Problem bei Anschlägen ist nicht, Schaden anzurichten, sondern (1) selbst nicht dabei draufzugehen und (2) nicht nachher geschnappt zu werden. Und diese beiden Überlegungen fallen bei Selbstmordattentätern ja nun mal weg.
_________________ Illusion: Zu schön, um wahr zu sein.
Realität: Zu wahr, um schön zu sein.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1451369) Verfasst am: 29.03.2010, 12:30 Titel: |
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@Shadaik
Zitat: | Das bezweifel ich, da auch diese Attentäter meist das klare Ziel haben, möglichst viel Schaden anzurichten und einen sinnlosen, verfrühten Tod, möglichst vermeiden wollen. |
Ich habe mich vielleicht unklar ausgedrückt.- Sicher haben auch die Selbstmordattentäter ein rationales Ziel. Es ist nur für die Sicherheitskräfte schwierig, die gewohnt sind, systematisch mögliche Bedrohungen abzuklopfen, präventiv auf diese Art der Bedrohungen zu reagieren.
Wenn die Selbstmordattentäter in Moskau Frauen gewesen sein sollten, wie will man einem Attentat zuvorkommen? Leibesvisitationen sind im Zentrum von Moskau kaum vorstellbar. Der Aufruf zu höchster Wachsamkeit kann auch eine Welle neuen Hasses auf die "Schwarzen" zur Folge haben, mit denen nicht Afrikaner gemeint sind, sondern Menschen aus dem Kaukasus und aus Mittelasien. Schon vor 30 Jahren erlebte ich dieses Mißtrauen gegenüber den "Schwarzen", die in Moskau den Handel mit Südfrüchten auf den Märkten weitgehend unter ihrer Kontrolle hatten.
Als eine meiner Kolleginnen aus Thüringen, die zu dem dort gar nicht so seltenen Menschenschlag der Leute mit schwarzen Haaren und dunklen Augen gehört, eine Einrichtung betreten wollte, richteten die Wachen ihre Maschinenpistolen auf sie. Ihr Russisch erschien ebenso verdächtig wie ihre daraufhin gesprochenen deutschen Sätze. Die Soldaten konnten Deutsch nicht von Tschetschenisch unterscheiden.
Mich hat man auch einmal aus dem ungeheueren Gewimmel einer Metrostation herausgefischt und mir mit der Waffe bedeutet, meine Tasche zu öffnen, obwohl ich keine schwarzen Haare habe. Irgendetwas Fremdes hatte ihre Aufmerksamkeit erweckt. Auch die Bücher in der Tasche wirkten verdächtig.
Die Situation birgt also eine gehörige Portion an Irrationalität, und wenn es den Drahtziehern von Attentaten darum geht, das öffentliche Klima zu vergiften und Mißtrauen zu säen, wurde ganze Arbeit geleistet. Bis heute wurde auch nicht der Verdacht ausgeräumt, dass die Anschläge auf Moskauer Neubauten zu Jelzins Zeiten nicht von Kaukasiern, sondern vom FSB ausgingen, um einer Diktatur Putins den Weg zu ebnen.
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