Sind wir wirklich so langweilig?

[Xamanoth]

Wir heißt meine Generation, die Generation, die zwischen der Wahl Kohls und dem Mauerfall (also den achzigern) geboren ist.

Wir haben vor Kohl keinen Kanzler bewusst erlebt, und die schwarzgelbe Konstante ließ uns in einen politischen Dämmerschlaf wachsen, der nichts mehr mit dem Rebellionswillen, aber auch nichts mehr mit dem konsequenten Konservatismus eines großen Teils unserer Elterngeneration zu tun hat.

Wir erinnern uns noch an eine Zeit ohne Internet, Handys und Privatfernsehen. Wir haben noch teilweise miteinander Brettspiele oder Geländespiele gespielt, da sich mit einem Gameboy nicht so versumpfen lässt wie mit "world of warcraft". Wir erinnern uns an Herrn von Bölefeld, Hallo Spencer, Fanta in Braunen Flaschen, Raider, Zauberwürfel, den Tag, an dem nichts gescheites im Fernsehen kam weil "da in Berlin sonne Mauer umgefalln ist".

Die Nazis sind uns zu weit weg als dass Antifaschismus ein so wichtiges und elementares Prinzip unseres weltbild sein könnte, wie den Studenten in den achzigern. Wir sind schon so alt, von jedem mit "sie" angesprochen zu werden, entwickeln bereits einen kleinen Bauchansatz und wohnen schon längst nicht mehr in WGs, aber werden von "richtig erwachsenen" immer noch als Jünglinge angesehen.

Die Emanzipation der Frau ist uns ein selbstverständliches, bei weitem nicht mehr mitreißendes Phänomeen, weibliche Richter, Polizisten, selbst Bundeskanzler sind für uns nichts wirklich bemerkenswertes.

Als wir das erste mal wählen durften, waren die grünen schon in der Regierung. Wir haben kein Konzept, kein Ideal, kein Prinzip, außer dem glauben an die Notwendigkeit der eigenen Leistung, alternativ der totalen Resignation.

Wir gelen uns die Haare und beginnen Nadelstreifen zu tragen, Leute mit zerrissenen Jeans und gefärbten Haaren sind uns fremd.

Der kalte Krieg, und die damit verbundene Kommunistenhatz sind uns eine verblassende Chimäre, "Sozialismus" erscheint uns je nach Gusto, wie eine Sache, für die man selbstverständlich kämpfen soll, oder ein verblasstes Phantom, dass so unbedeutend ist, dass es nicht mal bekämpft zu werden lohnt.

Wir sprechen fließend Englisch, aber beherrschen nicht mal mehr die elementarsten Lateinischen und altgriechisschen Begriffe, diejenigen von uns, die Platon im Original le

sen können (geschweige denn Wollen) sind minimal.

Die Mehrheit von uns wird auf die Frage nach den eigenen Überzeugungen kaum eine verwertbare Antwort nennen können.

Von uns sind weder ein Krieg noch eine Revolution zu erwarten, wir sind alles, aber nicht radikal.

Hat der Spiegelautor recht? Sind wir wirklich die langweilgste Generation seid der Biedermeierzeit?

[Evilbert]

Öhm, link zum Artikel büdde?

Aber nein. Auch eure Generation hat viel interessantes; welche denn nicht.

[Xamanoth]

[River Queen]

[Zoff]

Bionade-Biedermeier nennt man das, wenn man R. Grebe glauben darf.

Die Antwort ist möglicherweise: Ja.

[narziss]

Als ob man Latein braucht...

[narziss]

@topic: ja ich bin wirklich so langweilig.

[Ilmor]

Naja, ich finde dieser Text trifft nur bedingt zu.
Unsere Generation (die Achtziger) sind im Moment größtenteils im Studentenalter, oder etwas älter.
Das mit der fehlenden Radikalität trifft zumindest auf mich zu, was ich aber keineswegs als ein Nachteil sehe.
Kriege und Revolutionen sind von uns nicht zu erwarten, dafür aber sinnvolle Verbesserungen des Status quo und Realpolitik

[sehr gut]

[L.E.N.]

ich halte die 80er jahre-generation für konsumorientiert und unpolitisch.

mE nötige maßnahmen gegen diese entwicklung:
- demokratische strukturen in kita und schulen verstärkt einbringen
- werbung (speziell an kinder gerichtete) staatlich (also demokratisch) reglementieren.
_________________
Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!

[Nikolaus]

[sehr gut]

[pewe]

[Jan]

Ich fand meine Generation auch immer langweilig. Wir haben den Zusammenbruch des Kommunismus (oder dessen, was sich so genannt hat) und die Desillusionierung unserer Eltern erlebt, die selbst noch 68er-bewegt waren (also, nicht alle, aber das ist ja klar). Mit der bestehenden Ordnung können wir aber auch nicht viel anfangen, da sie nur im Reagieren auf Sachzwänge besteht. Wir konnten also nie irgendwelchen Idealen anhängen, da sich alle schon überlebt hatten, was blieb uns also anderes übrig als größtenteils unpolitisch zu werden?

[moecks]

[L.E.N.]

[Evilbert]

[L.E.N.]

[Evilbert]

[Komodo]

"Wir" und langweilig?

Wer erfüllt die "neuen" Medien, das Internet, denn mit Inhalten? Größenteils Leute zwischen 20 und 30. Wir konsumieren dieses Medium nicht nur, wir kreieren auch in diesem Medium.

Ich finde das Ausloten dieser Möglichkeiten ziemlich interessant.

[Jan]

[L.E.N.]

[Evilbert]

[DeHerg]

[DeHerg]

[Critic]

[moecks]

[Jan]

[DeHerg]

[moecks]