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Sind "Ossis" eine eigene Ethnie?
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1461215) Verfasst am: 16.04.2010, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Blaumaler hat folgendes geschrieben:
Bis vor ein paar Jahren sind wir auch ganz gut ohne dieses "Gleichbehandlungsgesetz" ausgekommen.
Leider nicht, die Frage ist aber, ob die Einführung eines Gesetzes zur Durchsetzung eines bereits bestehenden Gesetzes (Artikel 3 Absatz 3 GG) mehr ist als ein bürokratischer Zirkusakt.


Das Grundgesetz gilt erstmal grundsätzlich nur in der Beziehung Bürger - Staat (vgl.: Art. 1 III GG: "Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht."). Unter Privaten gilt grundsätzlich die Privatautonomie. Zwar muss auch im Privatrecht dieses über Einfallstore wie 242 BGB (Treu und Glauben) im Lichte der Wertungen des GG ausgelegt werden - aber das ist die Ausnahme - und die Privatautonomie ein hohes Gut! Wenn Du dein Auto nicht an einen Ossi verkaufen willst, dann darfst Du das, weil es eben Privatautonomie gibt - und genauso darf auch der Ossi verweigern, wenn er nicht an einen Wessi verkaufen will.

Es ist also durchaus sinnvoll, und nicht nur ein bürokratischer Zirkusakt, dass dieses Gesetz explizit nochmal erlassen wurde.

(Im Übrigen ist das AGG eine Umsetzung einer EG-Richtlinie und musste daher verabschiedet werden)
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INGLIP HAS BEEN SUMMONED - IT HAS BEGUN!


Zuletzt bearbeitet von jagy am 16.04.2010, 19:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1461271) Verfasst am: 16.04.2010, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Ich denke, der Fehler ist bereits im Gesetzestext:
.
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) hat folgendes geschrieben:
Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der
ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer
Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.


Da fehlen Diskriminierungen wegen der Herkunft. Ich denke da z.B. auch an Menschen aus benachteiligten Großstadt-Stadtteilen, die wegen ihrer Herkunft weniger Chancen auf einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben.


Eben. Oder warum meinst Du, soll man immer noch den Beruf der Eltern in Lebensläufen angeben? Inzwischen machen Arbeitgeber ja auch Recherchen über Deine Bonität, bevor sie entscheiden, ob sie Dich einstellen. Hast Du ein Risiko in Deinem Rating, weil Du im falschen Ort wohnst, bist Du raus. Hast Du irgendwelche Schulden, egal woher, bist Du raus. Und da ist es egal, für was Du Dich beworben hast. Gilt selbst für die Putzfrau.

Hat mich echt gefaltet, als ich davon erfuhr.
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V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Karlchen
kritisch christlicher Exot ohne Artenschutz



Anmeldungsdatum: 30.04.2008
Beiträge: 1119

Beitrag(#1461634) Verfasst am: 17.04.2010, 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

Worum gehts denn bei "Schutz vor Diskriminierung"? Man soll nicht aufgrund irgendwelcher Faktoren benachteiligt werden, für die man nichts kann. Wenn man das konsequent durchhalten will, muss das auch für "Ossi sein" gelten, oder?
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#1461644) Verfasst am: 17.04.2010, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Karlchen hat folgendes geschrieben:
Man soll nicht aufgrund irgendwelcher Faktoren benachteiligt werden, für die man nichts kann.

so wünscht man sich das, und stellt man sich das als politischer und juristischer Laie vor.
In der Realtität sieht es anders aus, da gibt es nur wenige ausgewählte Gründe, welche eine Diskriminierung verbieten, ansonsten ist Diskriminerung erlaubt und gewollt.
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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pewe
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#1461647) Verfasst am: 17.04.2010, 13:50    Titel: Antworten mit Zitat

Karlchen hat folgendes geschrieben:
Worum gehts denn bei "Schutz vor Diskriminierung"? Man soll nicht aufgrund irgendwelcher Faktoren benachteiligt werden, für die man nichts kann. Wenn man das konsequent durchhalten will, muss das auch für "Ossi sein" gelten, oder?

Darüberhinaus fallen sie nach der Bundesartenschutzverordnung unter die besonders geschützten Säugetiere. Mr. Green
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beachbernie
male Person of Age and without Color



Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1461852) Verfasst am: 17.04.2010, 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Karlchen hat folgendes geschrieben:
Worum gehts denn bei "Schutz vor Diskriminierung"? Man soll nicht aufgrund irgendwelcher Faktoren benachteiligt werden, für die man nichts kann. Wenn man das konsequent durchhalten will, muss das auch für "Ossi sein" gelten, oder?


Natuerlich! Man sollte vielleicht mal darueber nachdenken, das Anti-Diskriminierungsgesetz derart zu modernisieren, dass unmissverstaendlich jede formale Gruppe gleichermassen vor willkuerlicher Diskriminierung geschuetzt ist.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1461868) Verfasst am: 17.04.2010, 21:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass man zu einer so unsinnigen Fragestellung so viel schreiben kann.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44694

Beitrag(#1461941) Verfasst am: 17.04.2010, 23:57    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Wenn sich der Arbeitgeber es sich selbst zu eigen macht, dass Ossis eine Ethnie seien und deshalb jemanden benachteiligt, dann ist es mE völlig wumpe, ob das tatsächlich wissenschaftlich exakt gesehen eine eigenständige Ethnie ist oder nicht.

Besonders da es überhaupt keine "wissenschaftlich exakte" Definition von Ethnie gibt. Jedenfalls keine, über die man sich einig wäre...
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Dissonanz
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Anmeldungsdatum: 24.03.2008
Beiträge: 3541

Beitrag(#1461981) Verfasst am: 18.04.2010, 01:26    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Karlchen hat folgendes geschrieben:
Worum gehts denn bei "Schutz vor Diskriminierung"? Man soll nicht aufgrund irgendwelcher Faktoren benachteiligt werden, für die man nichts kann. Wenn man das konsequent durchhalten will, muss das auch für "Ossi sein" gelten, oder?


Natuerlich! Man sollte vielleicht mal darueber nachdenken, das Anti-Diskriminierungsgesetz derart zu modernisieren, dass unmissverstaendlich jede formale Gruppe gleichermassen vor willkuerlicher Diskriminierung geschuetzt ist.


Mitunter ist Diskriminierung aber auch gewünscht. Bei Personalauswahl zum Beispiel geht es ja gerade darum, nach gültigen Kriterien zwischen den Bewerbern zu diskriminieren.

Ansonsten natürlich: http://de.wikipedia.org/wiki/DIN_33430
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"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843

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-frypoddie
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Shadaik
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Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1462021) Verfasst am: 18.04.2010, 08:36    Titel: Antworten mit Zitat

Karlchen hat folgendes geschrieben:
Man soll nicht aufgrund irgendwelcher Faktoren benachteiligt werden, für die man nichts kann.
Hmm, mir felen da einige faktoren ein, für die man nichts kann, nach denen ich eine Diskriminierung aber für sinnvoll hielte.

Das geht bei Dummheit los und endet bei Invalidität.
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3184

Beitrag(#1462022) Verfasst am: 18.04.2010, 08:46    Titel: Antworten mit Zitat

Die Formulierung der klassischen Diskriminierungstatbestände Religion, Ethnie, Geschlecht geht auf den Apostel Paulus zurück. Er sah offenbar als einer der ersten die Notwendigkeit die Gleichheit der verschiedenen Ethnien im römischen Reich (durch das römische Recht bereits strukturell vorgegeben) auch in der Religion zu verankern.

So wie der Paulussche Ethnienbegriff (Jude<->Grieche) damals unter den speziellen Voraussetzungen des römischen Reiches zu sehen war, so macht dieser Begriff heute nur mit ganz speziellem Bezug auf das globalisierte Europa Sinn.

Vorzugeben, diesen Begriff wissenschaftlich definieren zu wollen ist wohl eher unseriös.
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1462029) Verfasst am: 18.04.2010, 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Die Formulierung der klassischen Diskriminierungstatbestände Religion, Ethnie, Geschlecht geht auf den Apostel Paulus zurück.


Gröhl...

Paulus? Das Genie des Hasses? Der Frauen verbietet in der Kirche zu schweigen? Der Sklaven befiehlt, sich in allen Dingen ihren Herren unterzuordnern? Dass sich die Frauen den Männern unterordnen sollen?
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#1462040) Verfasst am: 18.04.2010, 10:08    Titel: Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Die Formulierung der klassischen Diskriminierungstatbestände Religion, Ethnie, Geschlecht geht auf den Apostel Paulus zurück.


Gröhl...

Paulus? Das Genie des Hasses? Der Frauen verbietet in der Kirche zu schweigen? Der Sklaven befiehlt, sich in allen Dingen ihren Herren unterzuordnern? Dass sich die Frauen den Männern unterordnen sollen?


Der Brief des Paulus an die Galater, Kapitel 3 ab Vers 26:

Zitat:
26Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.
27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.
28 Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.
29 Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.
http://www.bibleserver.com/ref/48003015#/text/LUT/Galater3

Diese Antidiskriminierungsrichtlinie bezieht sich nur auf das Erlöst-Sein und später in-den-Himmel-kommen.

Daraus muß man laut Paulus keine gleichen Rechte auf der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder innerkirchlichen Ebene ableiten.
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1462056) Verfasst am: 18.04.2010, 10:51    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:

Diese Antidiskriminierungsrichtlinie bezieht sich nur auf das Erlöst-Sein und später in-den-Himmel-kommen.

Daraus muß man laut Paulus keine gleichen Rechte auf der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder innerkirchlichen Ebene ableiten.


Eben! Das ist ja der alte Trick der Kirche, das Vertrösten auf das Jenseits.

Aber die religiöse Gleichheit gab es auch schon im Heidentum, etwa bei den Mysterienreligionen, ist also nichts spezifisch christliches, insbesondere keine Neuerung.
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3184

Beitrag(#1462093) Verfasst am: 18.04.2010, 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

sanne hat folgendes geschrieben:
Daraus muß man laut Paulus keine gleichen Rechte auf der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder innerkirchlichen Ebene ableiten.

stimmt, man muß das nicht.
Einige haben das aber, wie Ball (1381), Münzer (1520) und Jefferson (1776).
erst der dritte hat (politisch gesehen bis heute) überlebt.


jagy hat folgendes geschrieben:
Eben! Das ist ja der alte Trick der Kirche, das Vertrösten auf das Jenseits.

Auch Weltanschauungen und Religionen unterliegen den Gesetzen der Evolution. eine Religion überlebt dann wenn sie die Gratwanderung zwischen Identifikation und Konfrontation meistert.


jagy hat folgendes geschrieben:
Aber die religiöse Gleichheit gab es auch schon im Heidentum
,
Ich denke auch, Paulus wäre ohne die Situation im multiethnischen römischen Reich wohl eher nicht darauf gekommen.



jagy hat folgendes geschrieben:
etwa bei den Mysterienreligionen, ist also nichts spezifisch christliches, insbesondere keine Neuerung.

Es geht doch darum auf welchen Hintergrund die Identifikation der Ethnie als zentrales Diskriminierungskriterium beruht. Auf welche Religion insbesondere welche Schriften beruftst Du Dich?
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1462115) Verfasst am: 18.04.2010, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
sanne hat folgendes geschrieben:
Daraus muß man laut Paulus keine gleichen Rechte auf der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder innerkirchlichen Ebene ableiten.

stimmt, man muß das nicht.
Einige haben das aber, wie Ball (1381), Münzer (1520) und Jefferson (1776).
erst der dritte hat (politisch gesehen bis heute) überlebt.

Jefferson, der gesagt hat, das Christentum sei das perverseste System, dass jemals über die Menschheit geschienen hat, beruft sich auf Paulus?

VanHanegem hat folgendes geschrieben:

jagy hat folgendes geschrieben:
etwa bei den Mysterienreligionen, ist also nichts spezifisch christliches, insbesondere keine Neuerung.

Es geht doch darum auf welchen Hintergrund die Identifikation der Ethnie als zentrales Diskriminierungskriterium beruht. Auf welche Religion insbesondere welche Schriften beruftst Du Dich?

Als nichtreligiöser Mensch berufe ich mich natürlich auf keine Religion und auf keine heilige Schrift. Ich berufe mich u.a. darauf, dass alle Ethnien die gleichen Interessen haben und dass es i.d.R. keine rationalen Gründe für eine Diskriminierung aGrd der Ethnie gibt.
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3184

Beitrag(#1462149) Verfasst am: 18.04.2010, 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
efferson, der gesagt hat, das Christentum sei das perverseste System, dass jemals über die Menschheit geschienen hat ...

Dieses Zitat war mir bisher nicht bekannt. Bitte Quellenangabe und genauer Wortlaut.

jagy hat folgendes geschrieben:
... beruft sich auf Paulus?

Nein Jefferson beruft sich auf Gott. (s. Deklaration 1776). In seinem Werk:
"The Life and Morals of Jesus of Nazareth Extracted Textually from the Gospels"
Beruft er sich allerdings wieder auf "die Gospels". Hier scheint mir Nietzsche plausibel, der die tatsächliche Urheberschaft von Paulus unterstellt.

jagy hat folgendes geschrieben:
Als nichtreligiöser Mensch berufe ich mich natürlich auf keine Religion und auf keine heilige Schrift. Ich berufe mich u.a. darauf, dass alle Ethnien die gleichen Interessen haben und dass es i.d.R. keine rationalen Gründe für eine Diskriminierung aGrd der Ethnie gibt.

Ist der eigene Vorteil also kein rationaler Grund? Ich meine eher, das gehört zu den rationalsten Gründen überhaupt.

Das ist doch gerade die Leistung der Diskutanten in diesem Thread den Ethnienbegriff so weit zu zerpflücken, daß klar wurde wie wenig Substanz eigentlich dahinter ist. Da stellt sich doch dann die Frage wer diesen Begriff überhaupt im Zusammenhang mit der Diskriminierungsfrage aufgeworfen hat. Diese Suche bringt uns zu Paulus im Speziellen und zu den Verhältnissen im römischen Reich im allgemeinen, wo Ethnie, Kultur und Religion noch viel eher eine einheit bildeten als heute. Klar wird auch daß diese Bruchstellen für ein Vielvölkerreich potentiell existenzbedohend sind, was den Nutzen einer Weltreligion aufzeigt. In diese Marktlücke stieß Paulus.

Aber die Frage ist doch inwieweit uns dieser Ethnienbegriff heute überhaupt noch weiterbringt.
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1462239) Verfasst am: 18.04.2010, 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
jagy hat folgendes geschrieben:
efferson, der gesagt hat, das Christentum sei das perverseste System, dass jemals über die Menschheit geschienen hat ...

Dieses Zitat war mir bisher nicht bekannt. Bitte Quellenangabe und genauer Wortlaut.


Zitat:
Those who live by mystery & charlatanerie, fearing you would render them useless by simplifying the Christian philosophy,—the most sublime & benevolent, but most perverted system that ever shone on man,—endeavored to crush your well-earnt & well-deserved fame.

http://wiki.monticello.org/mediawiki/index.php/Christianity_is_the_most_perverted_system_that_ever_shone_on_man
http://oll.libertyfund.org/?option=com_staticxt&staticfile=show.php%3Ftitle=757&chapter=87283&layout=html&Itemid=27
http://memory.loc.gov/master/mss/mtj/mtj1/023/0400/0429.jpg
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1462246) Verfasst am: 18.04.2010, 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:

jagy hat folgendes geschrieben:
... beruft sich auf Paulus?

Nein Jefferson beruft sich auf Gott. (s. Deklaration 1776). In seinem Werk:
"The Life and Morals of Jesus of Nazareth Extracted Textually from the Gospels"
Beruft er sich allerdings wieder auf "die Gospels". Hier scheint mir Nietzsche plausibel, der die tatsächliche Urheberschaft von Paulus unterstellt.

Nunja, ich kenne mich in bei Jefferson nicht genug aus, aber wenn ich mal Christopher Hitchens, einem Jefferson-Biograph, glauben darf, dann kann man Jefferson nicht wirklich für den Theismus einvernehmen. Dann muss der Gottesbezug in der Declaration of Independance eher als Zoll an die Zeit gesehen werden.

VanHanegem hat folgendes geschrieben:

jagy hat folgendes geschrieben:
Als nichtreligiöser Mensch berufe ich mich natürlich auf keine Religion und auf keine heilige Schrift. Ich berufe mich u.a. darauf, dass alle Ethnien die gleichen Interessen haben und dass es i.d.R. keine rationalen Gründe für eine Diskriminierung aGrd der Ethnie gibt.

Ist der eigene Vorteil also kein rationaler Grund? Ich meine eher, das gehört zu den rationalsten Gründen überhaupt.

Der, der die Bewerber einstellt, hat aber eben keinen rationalen Grund, nur Bewerber der eigenen Ethnie enzustellen. Insbesondere gibt es ihm keinen persönlichen Vorteil, nur Bewerber der eigenen Ethnie einzustellen.
VanHanegem hat folgendes geschrieben:

Das ist doch gerade die Leistung der Diskutanten in diesem Thread den Ethnienbegriff so weit zu zerpflücken, daß klar wurde wie wenig Substanz eigentlich dahinter ist.

?
VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Da stellt sich doch dann die Frage wer diesen Begriff überhaupt im Zusammenhang mit der Diskriminierungsfrage aufgeworfen hat.

Das Gesetz, dass Diskriminierung aus Gründen der Ethnie verbietet?
VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Diese Suche bringt uns zu Paulus im Speziellen und zu den Verhältnissen im römischen Reich im allgemeinen, wo Ethnie, Kultur und Religion noch viel eher eine einheit bildeten als heute.

Was hat dass den bitteschon mit Paulus zu tun? Alles das, was du zum römischen Reich aufzählst, galt genauso schon zu vorchristlicher Zeit bzw. auch noch zu nachchristlicher-aber-noch-heidnischer Zeit.
VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Klar wird auch daß diese Bruchstellen für ein Vielvölkerreich potentiell existenzbedohend sind, was den Nutzen einer Weltreligion aufzeigt. In diese Marktlücke stieß Paulus.

Das hört sich dann aber nicht besonders edel an. Und außerdem stoß in diese "Marktlücke" nicht Paulus, sondern eher Konstanin, der "pontifex maximus", der "divus"=Gott, der das Christentum wohl eher zur Einung des Reichs benutze. Oder die schon lange bevor bestehenden für alle - bis auf die Juden - verpflichtenden Opfer an die römischen Götter (Davon abgesehen herrschte im römischen Reich in vorchristlicher Zeit übrigens Religionsfreiheit, etwas, von dem man im christlichen Mittelalter und danach nur träumen konnte).
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3184

Beitrag(#1462344) Verfasst am: 18.04.2010, 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
Nunja, ich kenne mich in bei Jefferson nicht genug aus ...

Darum gehts nicht. Du hast ein Zitat gebracht und ich würde nur einfach gerne Wortlaut und Quelle wissen.

jagy hat folgendes geschrieben:
Der, der die Bewerber einstellt, hat aber eben keinen rationalen Grund, nur Bewerber der eigenen Ethnie enzustellen. Insbesondere gibt es ihm keinen persönlichen Vorteil, nur Bewerber der eigenen Ethnie einzustellen.

Das Problem, das in diesem Thread (m.E. durchaus zu Recht) thematisiert wird ist ja nun gerade, daß der Begriff "eigene Ethnie" möglicherweise eher nichtssagend ist.


jagy hat folgendes geschrieben:

VanHanegem hat folgendes geschrieben:

Da stellt sich doch dann die Frage wer diesen Begriff überhaupt im Zusammenhang mit der Diskriminierungsfrage aufgeworfen hat.


Das Gesetz, dass Diskriminierung aus Gründen der Ethnie verbietet?

Wenn 2000 Jahre alte Texte die Problematik der Diskriminierung/Gleichheit von Ethnien behandeln dann kann ein heutiges Gesetz aus einfachen Kausalitätsüberlegungen heraus nicht die Quelle sein, die dieses Thema aufwirft.
Du kennst noch ältere Quellen zur Thematik? Nur her damit!


jagy hat folgendes geschrieben:
Was hat dass den bitteschon mit Paulus zu tun?

Zur Römerzeit war der Ethnienbegriff noch mit konkreten Inhalten besetzt. Wenn man 2000 Jahre alte Konzepte in ein Gesetz packt, dann wirft das genau die Probleme auf, die jetzt hier diskutiert werden.

jagy hat folgendes geschrieben:
Das hört sich dann aber nicht besonders edel an.

hast du damit ein Problem?

jagy hat folgendes geschrieben:
Und außerdem stoß in diese "Marktlücke" nicht Paulus, sondern eher Konstanin, ...

Paulus hat ein Produkt für die Marklücke entwickelt und konstantin war der erste Großkunde.
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das blühende Leben
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Beitrag(#1462360) Verfasst am: 18.04.2010, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Hmm, mir felen da einige faktoren ein, für die man nichts kann, nach denen ich eine Diskriminierung aber für sinnvoll hielte.

Das geht bei Dummheit los und endet bei Invalidität.

Du meinst, wenn man von einem Auto zusammengefahren wird und dabei ein Bein verliert, könnte es sinnvoll sein, danach auch noch deswegen diskriminiert zu werden? Konkret: z.B. den Job zu verlieren, obwohl man sowieso nur auf einem Bürostuhl sitzt, keine Wohnung zu bekommen, nicht heiraten oder wählen zu dürfen, beschimpft oder angepöbelt zu werden? Welchen Sinn ergäbe das?
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1462423) Verfasst am: 19.04.2010, 00:28    Titel: Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Die Formulierung der klassischen Diskriminierungstatbestände Religion, Ethnie, Geschlecht geht auf den Apostel Paulus zurück.


Gröhl...

Paulus? Das Genie des Hasses? Der Frauen verbietet in der Kirche zu schweigen? Der Sklaven befiehlt, sich in allen Dingen ihren Herren unterzuordnern? Dass sich die Frauen den Männern unterordnen sollen?


Diskriminierung hat es in irgendeiner Weise vermutlich immer gegeben. Es hängt wohl aber stark von der Kultur ab, auf welche Weise diskriminiert wird. Die polytheistischen Religionen haben zum Beispiel nicht so besonders aufgrund der Religion diskriminiert, sondern die Götter anderer Völker ggf. schnell zu ihrer Götterwelt hinzugefügt -- sie hatten aber zumindest auch einen gewissen Respekt gegenüber den anderen Göttern (außer da wo es ggf. politisch wurde). Vermutlich würde aber kaum eine Frau von heute die Rolle akzeptieren, die ihr von den Griechen und Römern zugeordnet wurde (in Sparta oder bei den Etruskern war sie vielleicht etwas freier, in Athen traten Frauen im öffentlichen Leben kaum in Erscheinung; man mußte schon außerordentlich sein, um der damaligen patriarchalischen Welt eine gewisse Eigenständigkeit abzutrotzen). Und was die Ethnie angeht, gab es dort auch Unterschiede: Die Germanen der Völkerwanderungszeit machten die Volkszugehörigkeit weniger von der Geburt abhängig, sondern wer mitzog, war dann halt auch Vandale, Gote et cetera. Während für den Griechen oder Römer der Nicht-Grieche oder Nicht-Römer ja häufig erstmal der "Barbar" war, den man im besten Falle "zivilisieren" konnte, ihn ggf. aber versklaven oder bekämpfen "mußte".
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"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1462437) Verfasst am: 19.04.2010, 07:07    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
jagy hat folgendes geschrieben:
Nunja, ich kenne mich in bei Jefferson nicht genug aus ...

Darum gehts nicht. Du hast ein Zitat gebracht und ich würde nur einfach gerne Wortlaut und Quelle wissen.

Dann schau mal einen Post vor dem, den Du zitiert hast... Mit den Augen rollen

Zitat:
jagy hat folgendes geschrieben:
Der, der die Bewerber einstellt, hat aber eben keinen rationalen Grund, nur Bewerber der eigenen Ethnie enzustellen. Insbesondere gibt es ihm keinen persönlichen Vorteil, nur Bewerber der eigenen Ethnie einzustellen.

Das Problem, das in diesem Thread (m.E. durchaus zu Recht) thematisiert wird ist ja nun gerade, daß der Begriff "eigene Ethnie" möglicherweise eher nichtssagend ist.

Nur, weil "Ossis" keine eigene Ethnie sind, ist der Begriff nichtssagend?

Zitat:
Zitat:
Das hört sich dann aber nicht besonders edel an.


hast du damit ein Problem?

Wenn etwas richtiges aus den falschen Gründen getan wird? Ja.

Zitat:
Zitat:
Und außerdem stoß in diese "Marktlücke" nicht Paulus, sondern eher Konstanin, ...


Paulus hat ein Produkt für die Marklücke entwickelt und konstantin war der erste Großkunde.

Das ist doch BS. Wir haben doch schon festgestellt, dass Paulus allein die religiöse Gleichheit gemeint hat. Die gab es aber vor Paulus schon. Und vor allem ist sie auch lächerlich bedeutungslos für das tatsächlichie Leben und Nöte in dieser Welt. Es half den Menschen damals nicht und es hilft heute nicht. Oder bringt es denn armen Menschen heute etwas, wenns sie in der Kirche auf der gleichen Bank neben Reichen sitzen können?
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3184

Beitrag(#1462700) Verfasst am: 19.04.2010, 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

Jefferson hat folgendes geschrieben:
Those who live by mystery & charlatanerie, fearing you would render them useless by simplifying the Christian philosophy,—the most sublime & benevolent, but most perverted system that ever shone on man,—endeavored to crush your well-earnt & well-deserved fame.

Jefferson kritisiert die Priester/Pharisäer, welche die wahre Lehre pervertieren. Dergl. Kritik übten vor ihm auch Jesus Christus, Martin Luther u.v.a. So what?


jagy hat folgendes geschrieben:
Nur, weil "Ossis" keine eigene Ethnie sind, ist der Begriff nichtssagend?

So hat das Gericht entschieden, aber das ist ja gerade strittig. Das tatsächliche Problem ist doch, daß es nicht entscheidbar ist ob sie als eine eigene "Ethnie" anzusehen sind. Fehlende Entscheidbarkeit ist für mich das Kriterium um einen Begriff als nichtssagend zu klassifizieren.


jagy hat folgendes geschrieben:
Wenn etwas richtiges aus den falschen Gründen getan wird? Ja

Kennen wir: nur der Glaube, jedoch nicht die Werke sind ausschlaggebend. Die Position des Paulus im Streit mit Jacob.


jagy hat folgendes geschrieben:
Wir haben doch schon festgestellt, dass Paulus allein die religiöse Gleichheit gemeint hat.Die gab es aber vor Paulus schon.

Sicherlich! Kaum einer erfindet philosophisch/religiöse Konzepte from scratch. Auf welche Religionen/Bewegungen beziehst Du Dich hier konkret?


jagy hat folgendes geschrieben:
Und vor allem ist sie auch lächerlich bedeutungslos ...

Weite Akzeptanz des Gleichheitsgedankens auf ideologisch-religiöser Ebene ist keine hinreichende, jedoch notwendige Vorbedingung für politische Realisierung.
Die Bewegungen von Ball, Münzer und Jefferson zeigen doch, daß durchaus versucht wurde die Gleichheit auch gesellschaftlich umzusetzen. Die beiden ersteren zeigen wiederum, daß dieser Schritt mit gewissen Risiken verknüpft ist. Wenn Du nun noch überlegst was mit einer Religion passiert die genau diesen zweiten Schritt an den Anfang stellt und damit zur grundsätzlichen Existenzfrage macht, dann hast Du die Selektion ein Stück weit verstanden.
Aber zurück zum Thema: Paulus' Idee der Gleichheit der Ethnien hat es ja nun bis in ein deutsches Gesetz geschafft. Das Problem ist eben nur, daß die Zustände im römischen Reich in der EU nur begrenzt gelten.
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1462721) Verfasst am: 19.04.2010, 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Diskriminierung bedeutet, jemanden zurückzusetzen nicht wegen seiner persönlichen Eigenheiten, sondern wegen seiner Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Diskriminierung ist ökonomische gesehen eine Dummheit, weil man auf evtl. auf fähige Mitarbeiter verzichtet zugunsten eines Vorurteils.

Aber nicht jede Zurückweisung wegen einer Gruppeneigenschaft ist auch eine Diskriminierung, wenn nämlich die abgelehnte Gruppeneigenschaft auch eine persönliche ist. Der Grad ist zugegeben schmal.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

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VanHanegem
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Beiträge: 3184

Beitrag(#1462979) Verfasst am: 20.04.2010, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Aber nicht jede Zurückweisung wegen einer Gruppeneigenschaft ist auch eine Diskriminierung, wenn nämlich die abgelehnte Gruppeneigenschaft auch eine persönliche ist. Der Grad ist zugegeben schmal.

insbesondere dann wenn die abgelehnte Gruppeneigenschaft einen Bezug zum streitgegenständlichen Arbeitsplatz hat.

Genau in diesem Punkt hat sich das Gericht aber gewaltig selbst ins Knie geschossen:
yahoo hat folgendes geschrieben:
dass mit dem Begriff "Ethnie" Populationen von Menschen beschrieben werden, die durch ihre Herkunft, ihre Geschichte, ihre Kultur,...

yahoo hat folgendes geschrieben:
Außer der Zuordnung zum ehemaligen DDR-Territorium fehle es bei den "Ossis" aber an diesen Merkmalen, zumal die DDR nur wenig mehr als eine Generation, nämlich 40 Jahre lang, eine von der Bundesrepublik unterschiedliche Entwicklung genommen habe.

Nun wird die Ablehnung der Arbeitskraft seitens des Betriebes aber gerade anhand eines DDR-Spezifischen Arbeitsumfeldes welches Kultur und Geschichte (Unternehmenskultur, Ausbildung, Volkswirtschaft u.v.m.) umfaßt, motiviert. Die Gründe des Gerichtes für die Nicht-Anwendbarkeit des Ethnienbegriffes werden damit ausgehebelt.

eine Berufung dürfte dennoch wenig Erfolgschancen zeitigen. Zu groß ist die Gefahr, daß durch intensive Hinterfragung des Ethnienbegriffes an sich der Unsinn des Gesetzeswerkes aufgedeckt wird.
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3184

Beitrag(#1467345) Verfasst am: 02.05.2010, 07:53    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht erinnern sich noch einige hier im Forum an das Gastspiel der "Kritikerin der Relativitätstheorie" Jocelyne Lopez. Die fühlt sich in ihrer Eigenschaft als "Kritikerin" auch diskriminiert uns ist mehrfach gegen Forenbetreiber juristisch vorgegangen.

Hier kann man sehen, was sich die Gesellschaft einhandeln könnte, wenn sie den Tatbestand der Diskriminierung nicht an bestimmte Kriterien binden würde.
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York
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Beitrag(#1557142) Verfasst am: 17.10.2010, 21:38    Titel: Re: Sind "Ossis" eine eigene Ethnie? Antworten mit Zitat

das blühende Leben hat folgendes geschrieben:
Eine aus Ost-Berlin stammende und bereits vor der "Wende" in den Westen ausgereiste Buchhalterin hatte von einer schwäbischen Firma eine Absage und ihre Bewerbungsunterlagen mit dem Vermerk "Ossi" zurückerhalten. Sie klagte auf Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das eine Benachteiligung u.a. wegen der ethnischen Zugehörigkeit verbietet.


Es gibt Neues in der Sache:

Zitat:

Statt eines Jobs bekommt sie nun Geld: Eine Frau aus Ostdeutschland hat sich mit einer Firma außergerichtlich geeinigt, bei der sie sich erfolglos beworben hatte. Weil auf ihren Bewerbungsunterlagen der Hinweis "Ossi" vermerkt wurde, hatte sie geklagt - und in erster Instanz verloren.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,723605,00.html
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