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Tötungshemmung??

 
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#145781) Verfasst am: 05.07.2004, 12:20    Titel: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Gibt es die vieldiskutierte Tötungshemmung?
Wenn ja kann sie durch konditionierung umgangen werden?
Ist dies auf die eigene Art beschränckt?
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Hatuey
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.02.2004
Beiträge: 2821

Beitrag(#145792) Verfasst am: 05.07.2004, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Angesichts des Eifers mit denen sich Menschen sich gegenseitig über die Jahrhunderte umbrachten und umbringen, kann man daran zweifeln, ob es so etwas wie die Tötungshemmung exestiert.
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Rinderwahn
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 02.07.2004
Beiträge: 3013

Beitrag(#145793) Verfasst am: 05.07.2004, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Es stellt sich die zusätzliche Frage, wie getötet wird. Es ist ein Unterschied ob direkt am Körper des Opfer (Messer, Würgewerkzeug) oder aus einer weiten Distanz (Bombenflieger, Panzer, Gewehr). Ganz entscheidend ist auch die zu erwartende Strafe oder Belohnung.

Menschen die behaupten, sie könnten in keinem Fall töten, haben darüber noch nie nachgedacht oder haben Angst es auszusprechen!
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Zamis
Gast






Beitrag(#146274) Verfasst am: 06.07.2004, 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Freud sprach davon, daß es sogar einen Agressions(Tötungs-)trieb in uns gebe, der nur durch die entgegengesetzt wirkenden Normen und Werte, die an uns erzieherisch von der Gesellschaft und der elterlichen Erziehung herangetragen werden, nicht hemmungslos aus uns herausbricht.
Unter den gegebenen Vorraussetzungen, umdefinierte Werte, wie bei einer Kriegsrechtfertigung, könne man es aber sogar für moralisch "wünschenswert", es gesellschaftlich akzeptiert machen, daß man tötet.

Ich spüre die Tötungshemmung in mir, und sie geht meines Erachtens etwas zu weit, da ich nicht einen Menschen der sich quält, und sterben will, erlösen könnte, und ich auch Tiere die schwer verletzt sind, nicht den Gnadenstoss geben kann. Aber dennoch weiß ich, daß ich zum Töten imstande bin, aus Notwehr sowieso, und wenn ich, oder ein geliebter Menschen eventuell durch jemanden sehr stark leidet, wüsste ich nicht ob ich nicht im Affekt einen Tyrannenmord begehen könnte.
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Nav
Gast






Beitrag(#146275) Verfasst am: 06.07.2004, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

milhous hat folgendes geschrieben:
Angesichts des Eifers mit denen sich Menschen sich gegenseitig über die Jahrhunderte umbrachten und umbringen, kann man daran zweifeln, ob es so etwas wie die Tötungshemmung exestiert.


Die kann man, insbesondere durch religiöse oder nationalistische Indoktrination, auch abzüchten.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#146392) Verfasst am: 06.07.2004, 15:26    Titel: Re: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:

Wenn ja kann sie durch konditionierung umgangen werden?


Nicht nur dadurch. Gib mir einen Knopf, wo ich draufdrücken muss, dass eine bestimmte Person tot umfällt, und gibt mir garantierte Straffreiheit, wahrscheinlich würde ich es früher oder später tun.
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Rinderwahn
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 02.07.2004
Beiträge: 3013

Beitrag(#146396) Verfasst am: 06.07.2004, 15:41    Titel: Re: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Nicht nur dadurch. Gib mir einen Knopf, wo ich draufdrücken muss, dass eine bestimmte Person tot umfällt, und gibt mir garantierte Straffreiheit, wahrscheinlich würde ich es früher oder später tun.


Milgram-Experiment
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Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#146399) Verfasst am: 06.07.2004, 15:45    Titel: Re: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Bonobo66 hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Nicht nur dadurch. Gib mir einen Knopf, wo ich draufdrücken muss, dass eine bestimmte Person tot umfällt, und gibt mir garantierte Straffreiheit, wahrscheinlich würde ich es früher oder später tun.


Milgram-Experiment


Die Teilnehmer daran hatten ja nicht einmal ein persönliches begründetes Motiv, und dennoch handelten sie entsprechend. Ich denke daher nicht nur, dass jeder unter entsprechenden Umständen zum Mörder oder Menschenschinder werden kann, sondern dies auch während der Tat vor sich selbst rechtfertigen kann ohne Zweifel oder Gewissensbisse.
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Zamis
Gast






Beitrag(#146557) Verfasst am: 06.07.2004, 22:08    Titel: Re: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Bonobo66 hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Nicht nur dadurch. Gib mir einen Knopf, wo ich draufdrücken muss, dass eine bestimmte Person tot umfällt, und gibt mir garantierte Straffreiheit, wahrscheinlich würde ich es früher oder später tun.


Milgram-Experiment


Die Teilnehmer daran hatten ja nicht einmal ein persönliches begründetes Motiv, und dennoch handelten sie entsprechend. Ich denke daher nicht nur, dass jeder unter entsprechenden Umständen zum Mörder oder Menschenschinder werden kann, sondern dies auch während der Tat vor sich selbst rechtfertigen kann ohne Zweifel oder Gewissensbisse.


Wenn ich mich Recht erinnere, hat der Experimentleiter gesagt, es würde sich um eine Sache der inneren Sicherheit des Staates sein, von äußerster Wichtigkeit für den Bestand des Landes etc. pp. Es gab soetwas wie eine "gesellschaftliche Legitimation" des Handelns. Und nicht alle der Probanden fügten der nichtsichtbaren Person weiterhin Schmerzen zu, als sie merkten, was ihr Knopfdruck (anscheinend) bewirkt...
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#146583) Verfasst am: 06.07.2004, 22:51    Titel: Re: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Zamis hat folgendes geschrieben:

Wenn ich mich Recht erinnere, hat der Experimentleiter gesagt, es würde sich um eine Sache der inneren Sicherheit des Staates sein, von äußerster Wichtigkeit für den Bestand des Landes etc. pp. Es gab soetwas wie eine "gesellschaftliche Legitimation" des Handelns. Und nicht alle der Probanden fügten der nichtsichtbaren Person weiterhin Schmerzen zu, als sie merkten, was ihr Knopfdruck (anscheinend) bewirkt...

mW hat er lediglich davon gesprochen, wie wichtig diese Quälerei für den reibungslosen Ablauf des Experiments sei.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#148098) Verfasst am: 10.07.2004, 02:58    Titel: Antworten mit Zitat

denjenigen, die locker vom hocker jedem individuum die fähigkeit zum töten attestieren, attestiere ich
[1] grob fahrlässige denke,
[2] grobes unrecht unzähligen menschen anzutun, die lieber in den tod gegangen sind als der aufforderung zu töten zu folgen.

ich verstehe wirklich nicht, wie ein denkendes wesen diese wohlbekannten fakten zugunsten seiner hinterwäldlerideologie verdrängen kann. Nein
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#148102) Verfasst am: 10.07.2004, 03:36    Titel: Antworten mit Zitat

Das Milgramexperiment ist sehr abstrakt gehalten, ich denke es wäre den Testpersonen wesentlich schwieriger gefallen wenn man ihnen ein Messer in die Handgedrückt hätte(so etwas geht glücklicherweise in einem Experiment nicht), darauf nun auf das "Mordverhalten" des Menschen zu schließen (jeder kann und will meucheln) ist nicht sehr klug.

Dummerweise ist aber auch das "moderne" töten immer abstrakter geworden, der Täter sieht sein Opfer ja nicht mehr persönlich, er drückt einfach einen Knopf und hundert Kilometer weiter verschwindet ein Stadtviertel.

Etwas wie eine Tötungshemmung wird wohl nur effektiv aktiv werden wenn der Abstand (räumlich und emotional) gering ist.

Ich persönlich denke der Mensch hat Hemungen zu töten, seine Mitmenschen so wie andere Arten auch.
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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#148105) Verfasst am: 10.07.2004, 03:45    Titel: Antworten mit Zitat

@Nergal.

Das Milgram-Experiment zeigt diesbezüglich nur eine Grenze auf, die sicher vorhanden ist. Ich habe Studien zum Dritten Reich gelesen, in dem es um die massenhaften Tötungen ging.
Das waren ja nicht nur überzeugte Nazis, die da tätig wurden, das waren in gar nicht so wenigen Fällen unbescholtene Familienväter, die die Nazis als Regierung akzeptierten, wie sie jede Regierung akzeptiert hätten.
Die Tötungen fielen ihnen denn auch anfangs ungeheuer schwer und schlimmeres. Von schrecklichen Konflikten wird berichtet.
Die dann nur zu schnell nachließen, als die Hemmschwelle, die moralische Grenze, die "Schamschwelle" erstmal überschritten war, wurde es ein Stück selbstverständlich, das "mörderische Handwerk".
Und genau dies ist fast überall zu verzeichnen, wo es um Gewalt gegen andere Menschen geht. Dort wo gefoltert wird, zum Beispiel.

Deswegen widerspreche ich @frajo auch, und fürchte, daß jeder Mensch zum Töten in der Lage ist, wenn er über seine Grenzen gebracht wird, sei es durch Druck, Zwang, Verletzungen, Verluste oder eine Kombination aus allem.
Liesmal "Die Grenzen der Scham" von Wurmser, ein grauenhaftes Buch, aber inhaltlich sehr interessant und wichtig.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#148110) Verfasst am: 10.07.2004, 04:07    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sagte ja bereits es geht auch um emotionale entfremdung.
Da gab es dieses Beispiel mit den Wehrmachtssoldaten (keine Ahnung wo die nun genau dazugehörten) die haben zeitweise ein Konzentrationslager bewacht und waren recht anständig zu den Insassen, nach einer Ideologischen Schulung haben sie aber auch gefoltert und getötet.

Zitat:
Deswegen widerspreche ich @frajo auch, und fürchte, daß jeder Mensch zum Töten in der Lage ist, wenn er über seine Grenzen gebracht wird, sei es durch Druck, Zwang, Verletzungen, Verluste oder eine Kombination aus allem.
Liesmal "Die Grenzen der Scham" von Wurmser, ein grauenhaftes Buch, aber inhaltlich sehr interessant und wichtig.


Ich denke nicht.
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#148167) Verfasst am: 10.07.2004, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
denjenigen, die locker vom hocker jedem individuum die fähigkeit zum töten attestieren, attestiere ich
[1] grob fahrlässige denke,
[2] grobes unrecht unzähligen menschen anzutun, die lieber in den tod gegangen sind als der aufforderung zu töten zu folgen.

ich verstehe wirklich nicht, wie ein denkendes wesen diese wohlbekannten fakten zugunsten seiner hinterwäldlerideologie verdrängen kann. Nein

Diese Individuen waren unwillig, nicht unfähig, zu töten.
_________________
Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#148173) Verfasst am: 10.07.2004, 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
frajo hat folgendes geschrieben:
denjenigen, die locker vom hocker jedem individuum die fähigkeit zum töten attestieren, attestiere ich
[1] grob fahrlässige denke,
[2] grobes unrecht unzähligen menschen anzutun, die lieber in den tod gegangen sind als der aufforderung zu töten zu folgen.

ich verstehe wirklich nicht, wie ein denkendes wesen diese wohlbekannten fakten zugunsten seiner hinterwäldlerideologie verdrängen kann. Nein

Diese Individuen waren unwillig, nicht unfähig, zu töten.


Und selbst das häufig nur innerhalb des jeweiligen Kontextes, nicht prinzipiell. Die Zeugen Jehovas beispielsweise verweigerten grundsätzlich den Wehrdienst, weil sie da ja töten müssten für Hitler. Im Falle eines "apokalyptischen Endkampfes" hätten dieselben Zeugen Jehovas, die sich haben hinrichten lassen, weil sie nicht für das NS-Regime kämpfen wollten, aber sehr wohl "für Gott" getötet, wie sie angaben.
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Zamis
Gast






Beitrag(#149963) Verfasst am: 13.07.2004, 21:11    Titel: Re: Tötungshemmung?? Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Zamis hat folgendes geschrieben:

Wenn ich mich Recht erinnere, hat der Experimentleiter gesagt, es würde sich um eine Sache der inneren Sicherheit des Staates sein, von äußerster Wichtigkeit für den Bestand des Landes etc. pp. Es gab soetwas wie eine "gesellschaftliche Legitimation" des Handelns. Und nicht alle der Probanden fügten der nichtsichtbaren Person weiterhin Schmerzen zu, als sie merkten, was ihr Knopfdruck (anscheinend) bewirkt...

mW hat er lediglich davon gesprochen, wie wichtig diese Quälerei für den reibungslosen Ablauf des Experiments sei.


Ja, stimmt, hab ich noch mal nachgeblättert.
Und danach hat der "Experimentleiter" nur stereotype Anweisungen gegeben, wie etwa "Sie müssen jetzt den Knopf drücken..." etc.pp.
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annox
Grim Reaper



Anmeldungsdatum: 30.05.2004
Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin

Beitrag(#150036) Verfasst am: 14.07.2004, 00:17    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
denjenigen, die locker vom hocker jedem individuum die fähigkeit zum töten attestieren, attestiere ich
[1] grob fahrlässige denke,
[2] grobes unrecht unzähligen menschen anzutun, die lieber in den tod gegangen sind als der aufforderung zu töten zu folgen.

ich verstehe wirklich nicht, wie ein denkendes wesen diese wohlbekannten fakten zugunsten seiner hinterwäldlerideologie verdrängen kann. Nein


Die physische Faehigkeit ist jedem gegeben, aber es geht ja wohl eher um die psychische Seite.
Dein Widerspruch, Frajo, in allen Ehren, aber Du setzt dabei die Moeglichkeit des vorherigen Abwaegens voraus. Beispiele fuer Menschen, die sich gegen das Auftragstoeten im Bewusstsein ihres eigenen Todesurteils entschieden haben, gibt es haeufig. Mir fallen da spontan rumaenische Soldaten und Offiziere ein, die sich weigerten auf ihr eigenes Volk zu schiessen und dafuer standrechtlich erschossen wurden.

Was ist mit dem Toeten im Affekt bzw. dem Gnadenschuss?
_________________
Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#150044) Verfasst am: 14.07.2004, 02:12    Titel: Antworten mit Zitat

Svantevit hat folgendes geschrieben:
frajo hat folgendes geschrieben:
denjenigen, die locker vom hocker jedem individuum die fähigkeit zum töten attestieren, attestiere ich
[1] grob fahrlässige denke,
[2] grobes unrecht unzähligen menschen anzutun, die lieber in den tod gegangen sind als der aufforderung zu töten zu folgen.

ich verstehe wirklich nicht, wie ein denkendes wesen diese wohlbekannten fakten zugunsten seiner hinterwäldlerideologie verdrängen kann. Nein


Die physische Faehigkeit ist jedem gegeben, aber es geht ja wohl eher um die psychische Seite.
Dein Widerspruch, Frajo, in allen Ehren, aber Du setzt dabei die Moeglichkeit des vorherigen Abwaegens voraus. Beispiele fuer Menschen, die sich gegen das Auftragstoeten im Bewusstsein ihres eigenen Todesurteils entschieden haben, gibt es haeufig. Mir fallen da spontan rumaenische Soldaten und Offiziere ein, die sich weigerten auf ihr eigenes Volk zu schiessen und dafuer standrechtlich erschossen wurden.

Was ist mit dem Toeten im Affekt bzw. dem Gnadenschuss?


Einmal das, und dann denke ich, daß die Problematik hier eher liegt, was passiert, wenn alle menschlichen Werte, Hemmungen und Schwellen überwunden sind, und nur noch das Tod oder Leben vor einem völlig reduzierten Auge ist.
Und dieser Standpunkt kann auch von außen ermanipuliert werden (siehe Diktaturen!).
Und wenn das LebenÜberleben darauf reduziert wird, es in Konkurrenz zu einem anderen Lebewesen zu sehen oder darzustellen, werden sich, auf diese Grundentscheidung reduziert, die allermeisten Menschen für das eigene Leben entscheiden.
(Und sich das bewußt zu machen, halte ich für außerordentlich wichtig, um den Umgang mit sich selber zu finden und damit tunlichst vorzubeugen, daß es jemals zu einer derartigen Grundentscheidung kommen kann....)

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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Wernermuende
registrierter User



Anmeldungsdatum: 13.07.2004
Beiträge: 28
Wohnort: Münster/Westphalen

Beitrag(#150658) Verfasst am: 15.07.2004, 12:51    Titel: Antworten mit Zitat

Schönes Thema!
Es gibt die Tötungshemmung, na klar. Sonst hätte ich schon unzählige Leute mit blosser Hand erschlagen , ihnen den Schädel zertreten und das Gehirn rausgerissen und triumphierend geschwenkt. Dann hätte ich jetzt auch ne Ohrenkette oder so. Hab ich aber nich.
Die natürliche Tötungshemmung ist auch relativ quantifizierbar. Sie ist nämlich aus meiner Erfahrung Proportional zur phylogenetischen Verwandschaft und demnach nicht auf arten beschränkt.
ich hab noch nie n Menschen getötet, geschweige denn ein Familienmitglied. Hingegen hab ich schon Unzählige Fliegen und Mücken totgehauen. mit absicht zynisches Grinsen .

Je fremdartiger das Wesen, desto leichter wird es, es zu töten.

Wenn einem erzählt wird, ein anderer Mensch sei gar keine echter Mensch sondern das Monster schlechthin, dann fällt das töten relativ leicht. Eine übliche Methode seit Urzeiten.

Es fällt auch auf, daß bei bedrohten Tierarten am meisten geschrei gemacht wird bei anderen Säugern(Primaten, Wale etc). Bedrohte eklige Spinnen interessieren keine Sau.
Bei tierversuchen sterben ratten und mäuse und affen etc. Wenn ich in im Mikrobiologischen Labor MILLIARDEN von einzelligen Bakterien mit einem Handstreich töte, denk ich nich mal drüber nach und keiner sagt was ("aber bakterien spüren doch keine schmerzen!!!"...heulsusengefasel...natürlich merken die, ob sie verbrannt oder vergiftet werden)

Soll innerhalb des eigenen umfeldes (familie, freunde) jemand ermordet werden, muss schon viel passieren oder ein krasser vorteil winken oder der betreffende täter is knalleverrückt

ich bin mir nich sicher, ob man empirische untersuchungen zu dem thema durchführen kann/darf/sollte, aber es wäre doch schon interessant
_________________
Frage nicht nach Sinn-
Sinne nach Fragen!
RL Name: Niels Münck
Skype: wernermuende
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Rollimom
stur



Anmeldungsdatum: 17.03.2004
Beiträge: 6507
Wohnort: BO

Beitrag(#150890) Verfasst am: 15.07.2004, 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

Nosemann schreibt:
Und selbst das häufig nur innerhalb des jeweiligen Kontextes, nicht prinzipiell. Die Zeugen Jehovas beispielsweise verweigerten grundsätzlich den Wehrdienst, weil sie da ja töten müssten für Hitler. Im Falle eines "apokalyptischen Endkampfes" hätten dieselben Zeugen Jehovas, die sich haben hinrichten lassen, weil sie nicht für das NS-Regime kämpfen wollten, aber sehr wohl "für Gott" getötet, wie sie angaben.[/quote]

Würde mich interessieren, wo du das gelesen hast.
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GermanHeretic
Individualoptimist & Kulturpessimist



Anmeldungsdatum: 16.06.2004
Beiträge: 4932

Beitrag(#151348) Verfasst am: 16.07.2004, 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

Rollimom hat folgendes geschrieben:
Nosemann hat folgendes geschrieben:

Und selbst das häufig nur innerhalb des jeweiligen Kontextes, nicht prinzipiell. Die Zeugen Jehovas beispielsweise verweigerten grundsätzlich den Wehrdienst, weil sie da ja töten müssten für Hitler. Im Falle eines "apokalyptischen Endkampfes" hätten dieselben Zeugen Jehovas, die sich haben hinrichten lassen, weil sie nicht für das NS-Regime kämpfen wollten, aber sehr wohl "für Gott" getötet, wie sie angaben.


Würde mich interessieren, wo du das gelesen hast.

Ich schätze mal Offenbarung 19. Smilie
_________________
"Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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Lars
unregistrierter User



Anmeldungsdatum: 23.05.2004
Beiträge: 240
Wohnort: Berlin

Beitrag(#153437) Verfasst am: 20.07.2004, 17:58    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Gibt es die vieldiskutierte Tötungshemmung?
Wenn ja kann sie durch konditionierung umgangen werden?
Ist dies auf die eigene Art beschränckt?


Dazu sollte man vielleicht zunächst feststellen, dass es eine absolut wirksame Tötungshemmung auch bei Tieren nicht gibt.
Was es gibt sind im wesentlichen zwei Mechanismen:

1) Einige fleischessende Tierarten sehen Individuen der eigenen Art nicht als potentielle Nahrungsquelle an. Dies ist vor allem bei sozial lebenden Arten der Fall, wo dies ja Grundvoraussetzung für das Funktionieren des sozialen Systems ist.

Da der Mensch ein soziales Lebewesen ist, ist es wahrscheinlich, dass auch unsere Vorhahren diesen Instinkt hatten und er auch bei uns zumindest noch rudimentär vorhanden ist. Tatsächlich werden Menschen ja auch in keiner Kultur als reguläre Nahrungsquelle angesehen. Es gibt allenfalls rituellen Kannibalismus.
Nur leider gibt es noch viele andere Motivationen einen Menschen zu töten.

Ein Sonderfall dieses Mechanismus wäre auch noch die weit verbreitete Hemmung den eigenen Nachwuchs zu töten. Sowohl Menschen als auch viele Raubtiere töten im allgemeinen keine Lebewesen, die ihren Brutpflegeinstinkt stark ansprechen, die also als 'niedlich' empfunden werden. Leider funktioniert dies einigermaßen sicher nur, wenn es auch tatsächlich zu Brutpflegehandlungen kommt. Die evolutionären Gründe dafür sind offensichtlich. Ansonsten könnten wir auch die Jungtiere anderer spezies nicht essen und hätten eine häufig leicht erreichbare Nahrungsquelle verloren.

2) Viele Tierearten, die aggressiv ein Revier verteidigen oder eine Rangordnung durchsetzen, haben einen Mechanismus durch den der (instinktgesteuerte) Kampf abgebrochen wird wenn einer der Kontrahenten sich unterwirft oder flüchtet.
Auch hier ist es wahrscheinlich, dass auch unsere Vorhahren diesen Instinkt hatten und er auch bei uns zumindest noch rudimentär vorhanden ist. Aufgrund seiner Instinktnatur dürfte er aber leider sehr einfach zu umgehen sein:

a) Er kann sich nur auf Handlungen beziehen, die von unserem entsprechenden Instinktapparat überhaupt als potentielle Tötungshandlung gegenüber einem Artgenossen im Rahmen einer sozialen Streitigkeit erkannt werden können.
Damit könnte er möglicherweise recht gut verhindern, einem Bekannten im Rahmen einer hitzigen Diskussion oder auch einer Prügelei plötzlich die Kehle durchzubeissen, aber wohl kaum, zu planen, ihm Gift in den Tee zu schütten.
Um so indirekter die Tötungsmethode wird, desto schlechter wird er funktionieren. Schon die Bewegung, mit der man jemanden ein Messer in den Leib stößt, wäre ja ohne das Messer in der Hand ja nicht tödlich.
Völlig harmlos muß es für diesen Instinktmechanismus aber wirken, einfach nur an einer Maschine auf ein Knöpfchen zu drücken.

b) Da er dazu dient, einen Kampf abzubrechen, wenn einer der Kontrahenten die Überlegenheit des anderen anerkennt, setzt dieser Mechanismus eine Kommunikation zwischen Täter und Opfer voraus.
Ist das Opfer zu weit weg oder funktioniert die Tötungsmethode zu schnell, ist der Mechanismus ebenfalls ausser Kraft gesetzt.
_________________
1. Mose 6, 5-6:

Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
(leicht aktualisiert)
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