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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1489475) Verfasst am: 22.06.2010, 11:36 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | .....
Das einzige an Hitlers Ideologie, was sich nicht von Darwin ableiten lässt, ist der Rassismus.... |
Nochmal: Der Sozialdarwinismus wird zwar nach Darwin benannt, aber kommt nicht von ihm. Spencers "A Theory of Population" ist von 1852, "The Origin of Species" erschien 1859.
Viel wesentlicher ist aber für mich die Feststellung, dass "darwinistisch" nicht bedeutet "was Darwin damals gedacht hat" (da kann man z.B. auch die eugenischen Gedanken finden, auf die Du dich wahrscheinlich beziehst), sondern grundsätzlich in der Bedeutung "evolutiontheoretisch" bzw. "evolutionsbiologisch" benutzt wird. Und das hat mit "sozialdarwinistisch" nichts zu tun.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1489477) Verfasst am: 22.06.2010, 11:38 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Besonders bedeutsam ist hier sein Wutausbruch im Bunker ob der Erkenntnis, dass die Deutschen doch nicht die Herrenrasse waren (denn sie hatten den Krieg hoffnungslos verloren) - konsequenterweise folgerte er daraus, dass das deutsche Volk es nicht wert sei, den Krieg zu überleben. |
Na ja, ob das wirklich die konsequente Folgerung eines verwirrten Rassentheoretikers war oder nicht doch eher der Ausspruch eines unverbesserlichen Egoisten, der hier zu leugnen versuchte, dass die Gründe für die Niederlage vor allem in seinem eigenen Führungsversagen zu suchen waren und der sich wünschte, dass nun, da sein Untergang besiegelt war, doch wenigstens noch ein ganzes Volk mit ihm in den Abgrund gezogen werde, sei mal dahingestellt.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1489485) Verfasst am: 22.06.2010, 11:59 Titel: |
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der titel allein schon.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1489536) Verfasst am: 22.06.2010, 15:12 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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Hi Shadaik!
Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Femina hat folgendes geschrieben: |
Ich bin gerade dabei, dieses Unterrichts-Begleitmaterial für den Ethikunterricht auf seine Tauglichkeit zu analysieren: http://www.1000fragen.de/lebensfragen/lehrer.php
Darin heißt es auf Seite 5 zum "darwinistischen Menschenbild":
"Nach Darwin gelten für den Menschen die gleichen Selektionsmechanismen wie für alle anderen Lebewesen, also die natürliche Zuchtwahl durch Auslese. Nur die Bestangepassten überleben im "Kampf ums Dasein". Dieses Menschenbild wird so heute kaum mehr vertreten, vor allem, weil im Nationalsozialismus die Rassenlehre und die Tötung "unwerten Lebens" daraus abgeleitetet wurden."
Was für eine dreiste Formulierung! - Ich leite die Tötung "unwereten Lebens" im Nationalsozialismus aus was anderem ab. Nämlich aus der Bibel.
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Das Schulbuchzitat ist, so wenig es uns auch behagen mag, vollkommen korrekt. Ich kann keinen inhaltlichen Fehler entdecken.
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Hier liegt sogar eine besonders perfide Demagogie vor: Was ist also ein "darwinistisches Menschenbild"? - Soll dies hier nun bedeuten, Darwins Erkenntnisse gelten nicht für den Menschen? Ist der Mensch etwa nicht von Evolution betroffen?
Obiges liest sich, als wäre der Verfasser der Ansicht, die Auswirkungen des Nationalsozialismus hätten gezeigt, dass Darwin mindestens im Bezug zum Menschen als widerlegt zu gelten hat. Der Nationalsozialismus hat aber Darwins Erkenntnisse missbraucht (übrigens über einen dumm-dreisten SEIN-SOLLEN-Fehlschluss) - der obige Text instrumentalisiert hingegen den Nationalsozialismus gegen Darwin für seine ethischen [sic!] Zwecke [sic!] ... .
Der "Kampf ums Dasein" wird auch nicht mit blutigen Klauen und Zähnen ausgeführt (solche Interpretationen hat Darwin im Übrigen strikt abgelehnt); es ist dies eher der "Kampf", morgens vom Bett aufzustehen - oder Kooperation - oder Altruismus - oder ... .
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#1489547) Verfasst am: 22.06.2010, 15:37 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | der titel allein schon.
| Es wird Zeit den :facepalm: in den offiziellen FGH-smiley-Kanon aufzunehmen.
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1489548) Verfasst am: 22.06.2010, 15:38 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | der titel allein schon.
| Es wird Zeit den :facepalm: in den offiziellen FGH-smiley-Kanon aufzunehmen. |
Aber unbedingt!!!!!
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1489561) Verfasst am: 22.06.2010, 16:38 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Die Evolutionsbiologie hat inzwischen den Altruismus als Einflussfaktor entdeckt. Der kommt in Darwins Anwendung seiner Evolutionstheorie auf den Menschen mW noch nicht vor. |
Man sollte Darwin nicht unterschätzen.
Zitat: | Darwin - The Descent of Man
It must not be forgotten that although a high standard of morality gives but a slight or no advantage to each individual man and his children over the other men of the same tribe, yet that an advancement in the standard of morality and in increase in the number of well-endowed men will certainly give an immense advantage to one tribe over another.
There can be no doubt that a tribe including many members who, from possessing in a high degree the spirit of patriotism, fidelity, obedience, courage, and sympathy, were always ready to give aid to each other and to sacrifice themselves for the common good, would be victorious over other tribes; and this would be natural selection. |
Auch sollte man Altruismus nicht überschätzen und ihn als automatisch moralisch hochwertig einstufen. Ein Mafiosi handelt altruistisch in Bezug auf die Mafia.
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#1489769) Verfasst am: 22.06.2010, 22:38 Titel: |
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Ich war gestern mit der Broschüre noch nicht ganz durch. Heute habe ich zu dem oben angeschnittenen Thema noch eine ganze Seite gefunden: http://www.1000fragen.de/lebensfragen/lehrer.php?pn=8
Mit den Titelzeilen:
"Darwin und die Anfänge der Eugenik"
"Eugenik als Wissenschaft"
"Eugenik als politisches Programm"
...
Ihr habt oben schon gute Kommentare abgegeben, wie:
"... werden sie dann als Ideologie verstanden, sonst könnte man nicht sagen, "dass dieses Menschenbild so heute kaum mehr vertreten" wird."
"...die Feststellung, dass "darwinistisch" nicht bedeutet "was Darwin damals gedacht hat" ..., sondern grundsätzlich in der Bedeutung "evolutiontheoretisch" bzw. "evolutionsbiologisch" benutzt wird. Und das hat mit "sozialdarwinistisch" nichts zu tun."
"...als wäre der Verfasser der Ansicht, die Auswirkungen des Nationalsozialismus hätten gezeigt, dass Darwin mindestens im Bezug zum Menschen als widerlegt zu gelten hat."
...
Mich würde es jetzt freuen, wenn ihr diese oben verlinkte Seite mal lest und zu einzelnen Aussagen eure Kommentare abgebt. Ich vermute, die Geschichte wird im Großen und Ganzen so gewesen sein, jedoch wurde absichtlich mit bestimmten Vokabeln Meinungsmanipulation betrieben, durch Weglassen von Umständen, die z.B. das Christentum belasten könnten, ...usw.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1489818) Verfasst am: 22.06.2010, 23:30 Titel: |
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Hab' mir die Seite mal kurz angeschaut.
Das ist echt frech, was die machen. Absichtliches Falschzitat, die lassen das Wesentliche einfach weg.
Zitat: | Die Evolutionstheorie von Charles Darwin legt mit dem Prinzip der "natürlichen Selektion" den Grundstein für das eugenische Denken. "Unter den Wilden werden die an Körper und Geist Schwachen bald eliminiert; die Überlebenden sind gewöhnlich von kräftigster Gesundheit. Wir zivilisierten Menschen hingegen tun alles Mögliche, um diese Ausscheidung zu verhindern. Infolge dessen können auch die schwachen Individuen der zivilisierten Völker ihre Art fortpflanzen. Niemand, der etwas von der Zucht von Haustieren kennt, wird daran zweifeln, dass dies äußerst nachteilig für die Rasse ist." (Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen, 171 f.) |
Zumindest in meiner Ausgabe beginnt der nächste Absatz so:
Zitat: | Die Hilfe, die wir dem Hilflosen schuldig zu sein glauben, entspringt hauptsächlich dem Instinkt der Sympathie, die ursprünglich als Nebenform des sozialen Instinkts auftrat, aber in der schon früher angedeuteten Weise allmählich feiner und weitherziger wurde. Jetzt können wir die Sympathie nicht mehr unterdrücken, selbst wenn unsere Überlegungen es verlangten, ohne dass dadurch unsere edelste Natur an Wert verlöre. |
Da hat wohl jemand Expelled: No Intelligence Allowed gesehen. In dem Film wurde exakt die selbe Stelle manipuliert, siehe: Six things Ben Stein doesn't want you to know
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kereng Privateer
Anmeldungsdatum: 12.12.2006 Beiträge: 3053
Wohnort: Hamburg
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(#1490268) Verfasst am: 23.06.2010, 22:06 Titel: |
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esme hat folgendes geschrieben: | "der eigentliche Skandal ist die völlige Selbstverständlichkeit, mit der vom Sein auf das Sollen geschlossen wird. |
Das trifft den Kern der Sache.
Natürlich funktionieren die natürliche und die künstliche Auslese auch bei Menschen. Letztere ist aber in unserer Gesellschaft moralisch verwerflich.
Nochmal im Einzelnen:
"Nach Darwin gelten für den Menschen die gleichen Selektionsmechanismen wie für alle anderen Lebewesen, also die natürliche Zuchtwahl durch Auslese."
Richtig, wobei "natürlich" im weitesten Sinne verstanden werden muss.
"Nur die Bestangepassten überleben im "Kampf ums Dasein". "
Wenn das Angepasstsein an der Anzahl der Nachkommen gemessen wird, ist das tautologisch. Wie will man aber sonst messen?
"Dieses Menschenbild wird so heute kaum mehr vertreten, ..."
"Dieses Menschenbild" ist offenbar das, was der Autor irrtümlich "darwinistisch" hält, indem er Sein und Sollen vermischt.
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Rakon registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.08.2007 Beiträge: 300
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(#1490292) Verfasst am: 23.06.2010, 22:50 Titel: |
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kereng hat folgendes geschrieben: |
"Nach Darwin gelten für den Menschen die gleichen Selektionsmechanismen wie für alle anderen Lebewesen, also die natürliche Zuchtwahl durch Auslese."
Richtig, wobei "natürlich" im weitesten Sinne verstanden werden muss. |
Ist das Wort "Zuchtwahl" hier überhaupt korrekt?
Es steht zwar noch "natürliche" davor aber irgendwie Verursacht das Wort, zumindest bei mir, Assoziationen die eher mit einem Zuchtbetrieb auf einem Bauernhof übereinstimmen .
Ich weiss nicht ob es nur mir so geht aber der Satz impliziert allein durch die Wortwahl eine absolut negative Bedeutung.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1490364) Verfasst am: 24.06.2010, 07:42 Titel: |
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Komodo hat folgendes geschrieben: | "Überlassen Sie Bioethik nicht den Experten" sondern irgendwelchen ungebildeten Leuten. |
Was ist denn ein "Experte für Ethik"?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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immanuela total südlich
Anmeldungsdatum: 20.05.2009 Beiträge: 1846
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(#1490462) Verfasst am: 24.06.2010, 12:53 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: | Femina hat folgendes geschrieben: | Ich bin gerade dabei, dieses Unterrichts-Begleitmaterial für den Ethikunterricht auf seine Tauglichkeit zu analysieren: http://www.1000fragen.de/lebensfragen/lehrer.php
Darin heißt es auf Seite 5 zum "darwinistischen Menschenbild":
"Nach Darwin gelten für den Menschen die gleichen Selektionsmechanismen wie für alle anderen Lebewesen, also die natürliche Zuchtwahl durch Auslese. Nur die Bestangepassten überleben im "Kampf ums Dasein". Dieses Menschenbild wird so heute kaum mehr vertreten, vor allem, weil im Nationalsozialismus die Rassenlehre und die Tötung "unwerten Lebens" daraus abgeleitetet wurden."
Was für eine dreiste Formulierung! - Ich leite die Tötung "unwereten Lebens" im Nationalsozialismus aus was anderem ab. Nämlich aus der Bibel. |
Du musst nur bis zu "darwinistischem Menschenbild" lesen, um zu wissen, dass da eigentlich nur noch Müll folgen kann.
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So isses. Meines Wissens hat Darwin die Selektionsmechanismen nur beschrieben, nicht aber, wie oft angenommen wird, daraus ein bestimmtes Menschenbild entworfen. |
Da stimme ich zu. Und natürlich hat Darwin immer noch recht. Wenn auf den Menschen Selektionsfaktoren wirken, dann kommen die an die jeweilige Herausforderung gut angepassten Menschen immer noch am besten damit klar und haben deshalb die besseren
Überlebenschancen.
Der Sozialdarwinismus der Nationalsozialisten ist eine unterbelichtete Falschinterpretation der Darwinschen Theorie und besonders fatal durch die Forderung und Durchführung von daraus abgeleiteten Handlungskonsequenzen.
Leider hat sich gerade ein Freidenker und ansonsten ernstzunehmender, verdienstreicher Naturwissenschaftler wie Ernst Haeckel als Wegbereiter solcher Gedankengänge verstiegen. (Als Biologe dachte er sich, dass man, wie man die Tiere züchtet, doch auch die Menschen auf von ihm positiv bewertete körperliche Merkmale aktiv selektieren, also züchten könnte - Stichwort: Eugenik - um so der natürlichen Auslese zuvorzukommen und seinem Volk einen Vorteil gegenüber anderen zu verschaffen. Als Vorbild hierfür nannte er die Spartaner. ) Da er sich als Kritiker der katholischen Kirche 1904 beim Freidenker-Kongreß in Rom als "Gegenpapst" ausrufen liess und das Denkmal von Giordano Bruno mit Lorbeer bekränzte, nimmt die Kirche seine Person bis heute als Anlass, die "Atheisten" mit den Nationalsozialisten in einem Atemzug zu nennen, um von der eigenen Schuld abzulenken.
Das, was unsere "Art" so überlebensfähig gemacht hat, ist ihre in der Natur einzigartige Anpassung: unser im Lauf der Evolution sehr komplex entwickeltes Gehirn, das uns Lernfähigkeit, kreativen Instrumentengebrauch, eine gute Kommunikation und Mitgefühl und Einfühlsamkeit als Voraussetzung für kooperatives, soziales Handeln ermöglicht.
Wodurch es uns erlaubt ist, viele Probleme einfach zu lösen, allein oder gemeinsam, mit- und füreinander. Den meisten Umwelteinflüssen sind wir dadurch nicht mehr ausgeliefert, weshalb Selektionsmechanismen nur noch selten zum tragen kommen. D. h. nicht, dass es keine mehr gibt und dass sie nicht wirken würden.
Bei einem Tsunami (als temporärer lokal selektiver Faktor) werden im Schnitt die Leute eher überleben, die kräftig sind und vorher schwimmen gelernt haben als die, die schwach sind, und nicht schwimmen und sich nirgendwo gut festhalten können. (Auch wenn wahrscheinlich auch viele durch die reine Strömungsgewalt des Wassers ertrinken und von Gegenständen erschlagen werden).
Aber wenn der HIV-Erreger als Selektionsmechanismus daherkommt, brauchen wir nicht nur hoffen, dass wir einer von zigtausenden Menschen sind, der zufällig präadaptiv immun ist gegen das Virus (das gibt es), so dass am Ende immer noch einige Menschen auf der Welt übrig bleiben würden, die die "Art erhalten" könnten und denen das Virus sonstwo vorbeigehen kann, weil sie von Natur aus am besten angepaßt waren.
Wir können weltweit konzertiert unseren Verstand gebrauchen, das Virus erforschen, um eine medikamentöse Lösung zu finden und benutzen präventiv Kondome, bis die Forscher und Pharma-Unternehmen so weit sind.
Edit: Habe mich noch einmal aktuell informiert. Bezüglich HIV soll sogar jeder 100., wenn nicht sogar jeder 10. Europäisch-Stämmige immun sein.
(Hilft den Afrikanern und Asiaten natürlich nix. )
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=2553
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/250180.html
Wie die Wissenschaftler vermuten, ein Ergebnis von... Selektion.
Zitat: | Bei Menschen mit der so genannten CCR5delta32-Mutation ist die Oberfläche der T-Helferzellen, dem Hauptziel der HI-Viren, so verändert, dass die Erreger nicht mehr eindringen können. Während heute etwa jeder zehnte Nordeuropäer diese Mutation in seinem Erbgut trägt, kam sie im Mittelalter nur bei einem von 20.000 Menschen vor. Nach der Evolutionstheorie kann sich eine Erbgutveränderung jedoch nur dann derart durchsetzen, wenn sie dem Träger einen deutlichen Vorteil bietet.
Der Schutz vor Aids kann dabei nicht der entscheidende Faktor gewesen sein, da es diese Krankheit erst seit wenigen Jahrzehnten in Europa gibt. Auch die Vermutung, CCR5delta32 schütze vor der Ansteckung mit dem Pest-Bakterium Yersinia pestis, wurde im vergangenen Jahr widerlegt: Mäuse mit der Mutation infizierten sich genauso häufig und starben genauso schnell an der Pest wie ihre Artgenossen ohne die Genveränderung. Sollte es sich beim "Schwarzen Tod" des Mittelalters jedoch nicht um die Pest, sondern tatsächlich um eine oder mehrere hämorrhagische Viruserkrankungen gehandelt haben, wäre ein Schutz durch die Mutation sehr viel wahrscheinlicher. |
_________________ Felix, qui potuit rerum cognoscere causas...
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1490634) Verfasst am: 24.06.2010, 20:48 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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smallie hat folgendes geschrieben: |
Auch sollte man Altruismus nicht überschätzen und ihn als automatisch moralisch hochwertig einstufen. Ein Mafiosi handelt altruistisch in Bezug auf die Mafia. |
Das wort "Altruismus" halte ich für ein Produkt christlich moralisierender Schwätzer.
Aber in einem Punkt hast Du recht: Wo findest Du denn flächendeckend die Menschen, die es mit Treue, Ehrlichkeit und Pflichtbewußtsein wirklich ernst nehmen? Besonders positive Beispiele sind etwa das von räuberischen Clans und Blutrache geprägte Kreta und das vom Feudalismus der Samurai geprägte Japan.
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1490636) Verfasst am: 24.06.2010, 20:50 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Komodo hat folgendes geschrieben: | "Überlassen Sie Bioethik nicht den Experten" sondern irgendwelchen ungebildeten Leuten. |
Was ist denn ein "Experte für Ethik"? |
Der Mixxer
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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Paradox nicht mehr da
Anmeldungsdatum: 21.03.2007 Beiträge: 418
Wohnort: Köln
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(#1490816) Verfasst am: 25.06.2010, 11:58 Titel: Re: Das "darwinistische Menschenbild" |
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Kurze Replik ohne den verlinkten Text gelesen zu haben.
Femina hat folgendes geschrieben: |
"Nach Darwin gelten für den Menschen die gleichen Selektionsmechanismen wie für alle anderen Lebewesen, also die natürliche Zuchtwahl durch Auslese.
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Unbestreitbar richtig.
Femina hat folgendes geschrieben: |
Nur die Bestangepassten überleben im "Kampf ums Dasein".
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Das stimmt, wenn man den Menschen als Art betrachtet. Bezüglich des Individuums stimmt es nicht.
Femina hat folgendes geschrieben: |
Dieses Menschenbild wird so heute kaum mehr vertreten, vor allem, weil im Nationalsozialismus die Rassenlehre und die Tötung "unwerten Lebens" daraus abgeleitetet wurden."
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Darwin ist damals allgemein fehlinterpretiert worden, nicht nur von den Nazis.
Femina hat folgendes geschrieben: |
Was für eine dreiste Formulierung! - Ich leite die Tötung "unwereten Lebens" im Nationalsozialismus aus was anderem ab. Nämlich aus der Bibel. |
Nationalsozialismus war nicht religiös im christlichen Sinne.
Der Gedanke aber, die menschlichen Erbanlagen durch Euthanasie bzw. Sterilisation von Behinderten zu verbessern bzw. die Verschlechterung zu verhindern war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa weit verbreitet und nicht nur Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie.
Z.B. vertrat auch der sozialistisch/anarchistische Mediziner Fritz Brupbacher solche Überlegungen.
Rassenlehre und Euthanasie gehen relativ sicher auf fehlinterpretierten Darwin zurück, wobei man wohl bei fast allem irgendwie auch den christlich - abendländischen Kulturhintergrund mit einbeziehen muss.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1490826) Verfasst am: 25.06.2010, 12:21 Titel: Re: Das darwinistische Menschenbild |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | .....
Das einzige an Hitlers Ideologie, was sich nicht von Darwin ableiten lässt, ist der Rassismus.... |
Nochmal: Der Sozialdarwinismus wird zwar nach Darwin benannt, aber kommt nicht von ihm. Spencers "A Theory of Population" ist von 1852, "The Origin of Species" erschien 1859.
Viel wesentlicher ist aber für mich die Feststellung, dass "darwinistisch" nicht bedeutet "was Darwin damals gedacht hat" (da kann man z.B. auch die eugenischen Gedanken finden, auf die Du dich wahrscheinlich beziehst), sondern grundsätzlich in der Bedeutung "evolutiontheoretisch" bzw. "evolutionsbiologisch" benutzt wird. Und das hat mit "sozialdarwinistisch" nichts zu tun.
fwo | "aus [...] asbleiten lässt"
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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