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DDR-Toleranz
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Woici
ist vollkommen humorlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7437
Wohnort: Em Schwobaländle

Beitrag(#1504092) Verfasst am: 21.07.2010, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Ich hab allerdings auch oft das dumpfe Gefühl, dass wir seit der Wiedervereinigung eine Synthese aus den schlechtesten Eigenschaften beider Systeme haben und alles jeweils Gute über Bord ging. Deprimiert


das wurde mir auch schon ab und an gesagt... auf nachfrage kam dann: "ja, die leute haben viel besser zusammengehalten, jeder hat dem anderen geholfen... etc...etc...etc..."
im nachhinein betrachtet war es aber doch nur eine zweckgemeinschaft, geboren aus dem zwang heraus, sich mit dem system zu arrangieren... kaum war der zwang weg, sind diese ach so tollen gemeinschaften schneller auseinandergefallen als man schauen konnte...
_________________
eigentlich bin ich ein ganz netter... und wenn ich freunde hätte, könnten die das auch bestätigen.
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1504100) Verfasst am: 21.07.2010, 11:47    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
...

unrechtsstaat?


Mit den Augen rollen

Wenn du diesen Begriff allgemeingültig(!) definieren kannst, könnte man mal damit anfangen differenziert an die Sache heranzugehen. Solange dieser Begriff jedoch subjektiv ideologisch verwendet wird, ohne eine systemabgrenzende Verifizierung zu erfahren, kann man es komplett lassen.

Woici hat folgendes geschrieben:
... im nachhinein betrachtet war es aber doch nur eine zweckgemeinschaft, geboren aus dem zwang heraus, sich mit dem system zu arrangieren...


Wo siehst du die Unterschiede zu heute? Abgrenzung und Individualismus aus dem Zwang heraus, sich mit dem System zu arrangieren .... ?
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1504107) Verfasst am: 21.07.2010, 12:06    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Ich hab allerdings auch oft das dumpfe Gefühl, dass wir seit der Wiedervereinigung eine Synthese aus den schlechtesten Eigenschaften beider Systeme haben und alles jeweils Gute über Bord ging. Deprimiert


das wurde mir auch schon ab und an gesagt... auf nachfrage kam dann: "ja, die leute haben viel besser zusammengehalten, jeder hat dem anderen geholfen... etc...etc...etc..."
im nachhinein betrachtet war es aber doch nur eine zweckgemeinschaft, geboren aus dem zwang heraus, sich mit dem system zu arrangieren... kaum war der zwang weg, sind diese ach so tollen gemeinschaften schneller auseinandergefallen als man schauen konnte...


Auch hier kann man die verschiedenen Gemeinschaften unterscheiden. Es gab unfreiwillige Zusammenschlüsse zu "Kollektiven" (Schulklassen, studentische Seminargruppen, Arbeitskollektive, militärische Einheiten), in denen sich der Einzelne zu bewähren hatte. Ein Ausscheren aus dem Kollektiv, dem entscheidender erzieherischer Einfluss zugesprochen wurde, konnte Sanktionen nach sich ziehen. Das galt sowohl bei Disziplinarverstößen (Faulheit, Sucht, unsolidarisches Verhalten) als auch bei überdurchschnittlichen Leistungen. Auf die Kollektiverziehung in der DDR wirkte die Sowjetpädagogik ein, und hierbei vor allem die Erfahrungen, die A. Makarenko in der Zeit des Bürgerkrieges in Sowjetrussland mit hauslosen Jugendlichen gesammelt hatte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Semjonowitsch_Makarenko

Das fiel jenen Erziehern nicht so schwer, die schon einige Jahre zuvor entsprechende Erfahrungen bei Jungvolk, HJ und BDM gemacht hatten. Auch wurde nach 1990 deutlich, wie viele Erfahrungen bei Drill und Unterdrückung bei der Menschenführung wieder unter anderen Fahnen weiter angewandt wurden.

Diese Kollektive mussten sich schwierige Aufgaben stellen, die zuvor einzeln agierenden Herumstreuner sich einer militärischen Disziplin unterordnen und ihren Anführer nach Befähigung bestimmen. Daher die "beliebten" Fahnenappelle, daher der Jubel am 4. November 1989, als die einstige kommunistische Schauspielerin Steffi Spira die Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass ihre Enkel bald keine Fahnenappelle mehr zu absolvieren hätten.

FDJ-Aktionen, wie "Max braucht Wasser" (Bau einer Wasserleitung zur Maxhütte Unterwellenborn) oder die Entwässerung von Sumpfgebieten (Wische in der Altmark) schweissten zweifellos bestimmte Gruppen zusammen. Noch heute erkenne ich nach wenigen Sekunden an wenigen Anzeichen und Gesten, wer an der "Trasse", der Erdölleitung "Freundschaft" oder der BAM (Baikal-Amur-Magistrale) gearbeitet hat. Es gibt die DAMU, den Verein der Absolventen sowjetischer Universitäten und Hochschulen.

Schlimm war es für die, die sich nicht "dem Kollektiv anpaßten".

Freiwillige Zusammenschlüsse gab es aufgrund gemeinsamer Interessen, gab es zum Ausgleich von Versorgungsmängeln (sie waren dafür anfällig nach Wegfall derselben). Es gab freiwillige oder von Funktionären organisierte "Hausgemeinschaften" mit oder ohne einem gemeinsamen Freizeitkeller. Es gab auch ganz finstere Wohnhöhlen, wo man keinen Nachbarn kannte und kennenlernen wollte.

Ich wohne jetzt im Westen in so einer "Hausgemeinschaft" mit einem so engen, herzlichen Zusammenhalt, wie ich ihn im Sozialismus noch nie erlebt habe - eine vorzügliche, die die Plakette der Torgauer Initiative "Schöner unsre Städte und Gemeinden - mach mit!" erhalten könnte! zwinkern
http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6ner_unsere_St%C3%A4dte_und_Gemeinden
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Norm
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Anmeldungsdatum: 12.02.2007
Beiträge: 8149

Beitrag(#1504111) Verfasst am: 21.07.2010, 12:12    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Norm hat folgendes geschrieben:
Woici hat folgendes geschrieben:
war der schiessbefehl an der mauer jetzt eine der schlimmen sachen oder gehört er zu den guten seiten?

Komische Frage, natürlich gehört der zu den richtig schlimmen Sachen.


und die ddr war trotzdem kein unrechtsstaat? irgendwie kann ich deinen argumenten nicht so richtig folgen.
Das merke ich, du hast ascheinend ein ganz wichtiges Wort übersehen
Norm hat folgendes geschrieben:

Ich finde es unsinnig, wenn gefordert wird, die DDR nur als Unrechtsstaat zu sehen.


Zitat:
nur weil sie auf kosten keinerlei rücksicht nehmen mussten (bei einer nicht konvertierbaren währung ja auch keine kunst), heben die "guten sachen" (hier werden ja noch nicht ein mal die beweggründe für die "guten sachen" gewertet) dinge wie den schiessbefehl auf und es war auf ein mal gar nicht mehr so schlimm?

Habe ich das behauptet? Nein, habe ich nicht.
Hierzulande ist es üblich, die negativen Seiten des jetztigen Systems mit dem TINA-Blick zu sehen. Einige ehemalige DDR Bürger tun das nicht, sie vergleichen das was sie jetzt haben mit dem, was sie damals hatten. Und die grausamsten Seiten wie Folter und Erschießung waren für die meisten im Alltag eben nicht so präsent, was sie kein Stück weniger schlimm macht. Jedenfalls wiegen diese ehemaligen DDR Bürger die damalige Möglichkeit das Land nicht zu verlassen mit der Arbeitslosigkeit, der damit einhergehenden Bewegungseinschränkung (Amt und fehlendes Geld) und der Tatsache, dass viele Ostdeutsche ihre Heimat verlassen müssen, um Arbeit finde zu können, ab. Hier wird dann ein sentimentales Zurückdenken oft mit der Rechtfertigung des damalien Unrechtstaates gleichgesetzt, dabei wünschen die Menschen sich nur wieder mehr soziale Sicherheit, wollen die schlechten Seiten nicht zurück. Sie haben zwei Alternativen erlebt und vergleichen sie. Der Anspruch in der DDR nur einen Unrechtsstatt zu sehen und alle anderen Unterschiede zu ignorieren, lässt Kritik am derzeitigen System in vergleichender Perspektive nicht zu. Das finde ich sehr schade, ich denke dadurch wird eine Chance vertan und gegenseitiges Unverständnis geschürt. Der Anspruch positive Seiten der DDR nicht zu erwähnen unter der Androhung als jemand zu gekten, der einen Unrechtsstaat rechtfertigt, ist Kritikimmunisierung unseres aktuellen Systems, das kann ich nicht gutheißen. Ja, hier wird an der Grenze niemand erschossen, das weiß ich durchaus zu schätzen, aber Statistikenstatistiken fälschen (z.B. tatsächliche Arbeitslosenzahlen verschleiern), das kann die BRD leider auch ganz gut und zwar nicht nur gegenüber dem Bürger, sondern auch innerhalb der staatlichen Strukturen (Bund zu Kommunen)...
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Gnazz
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 401
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Beitrag(#1504136) Verfasst am: 21.07.2010, 13:11    Titel: Antworten mit Zitat

mmh keine Toten an der Grenze ?

was ist mit den ganzen toten Bootsflüchtlingen ?

Ok es gibt kein Schießbefehl , aber unterlassene Hilfeleistung .....

Oder besteht der Unterschied darin das hier Leute rein wollen und damals halt raus ?

In der DDR gab es ein Rechtssystem --> Rechtsstaat , das nach heutiger Sicht von Vielen

einige § als Unrecht dargestellt bzw. empfunden werden impliziert für mich nicht das

die DDR ein Unrechtsstaat wäre . Das wäre so wenn Willkür vorrangig geherrscht haben würde , aber dem war nicht so .

GG
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1504138) Verfasst am: 21.07.2010, 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

Gnazz hat folgendes geschrieben:
mmh keine Toten an der Grenze ?

was ist mit den ganzen toten Bootsflüchtlingen ?

Ok es gibt kein Schießbefehl , aber unterlassene Hilfeleistung .....

Oder besteht der Unterschied darin das hier Leute rein wollen und damals halt raus ?

In der DDR gab es ein Rechtssystem --> Rechtsstaat , das nach heutiger Sicht von Vielen

einige § als Unrecht dargestellt bzw. empfunden werden impliziert für mich nicht das

die DDR ein Unrechtsstaat wäre . Das wäre so wenn Willkür vorrangig geherrscht haben würde , aber dem war nicht so .

GG


Ich glaube der Treffendste Unterschied ist der, dass sich der Schießbefehl gegen die eigenen Bürger und Landsleute richtete und nicht gegen irgendwelche Fremden "Eindringlinge". Den Unrechtsstaat macht es ja hier eben auch aus, dass Gewalt gegen Staatsbürger ausgeübt wird. Die Bootsflüchtlinge sind ja keine Staatsangehörigen einer europ. Nation.

Wenn man jetzt Deutsche oder Franzosen abschießen würde, die wieder nach Hause wollen, DANN könnte man das vergleichen.

Aber dein Gedanke war auch der erste, der mir gekommen war. zwinkern
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Defätist
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1504143) Verfasst am: 21.07.2010, 13:22    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Gnazz hat folgendes geschrieben:
mmh keine Toten an der Grenze ?

was ist mit den ganzen toten Bootsflüchtlingen ?

Ok es gibt kein Schießbefehl , aber unterlassene Hilfeleistung .....

Oder besteht der Unterschied darin das hier Leute rein wollen und damals halt raus ?

In der DDR gab es ein Rechtssystem --> Rechtsstaat , das nach heutiger Sicht von Vielen

einige § als Unrecht dargestellt bzw. empfunden werden impliziert für mich nicht das

die DDR ein Unrechtsstaat wäre . Das wäre so wenn Willkür vorrangig geherrscht haben würde , aber dem war nicht so .

GG


Ich glaube der Treffendste Unterschied ist der, dass sich der Schießbefehl gegen die eigenen Bürger und Landsleute richtete und nicht gegen irgendwelche Fremden "Eindringlinge". Den Unrechtsstaat macht es ja hier eben auch aus, dass Gewalt gegen Staatsbürger ausgeübt wird. Die Bootsflüchtlinge sind ja keine Staatsangehörigen einer europ. Nation.

Wenn man jetzt Deutsche oder Franzosen abschießen würde, die wieder nach Hause wollen, DANN könnte man das vergleichen.

Aber dein Gedanke war auch der erste, der mir gekommen war. zwinkern


Sind Staatsbürger mehr wert als Ausländer? Sind das nicht alles Menschen?
Richten sich Gesetze nur nach innen oder auch nach außen?
Wäre ich doch bloß ein Bösmensch, ich könnte es einfach so hinnehmen.

Immerhin wiederspiegelt das sehr schön die neuere deutsche Rechtsauffassung (die selbst der Bundesgeneralanwalt vertritt), dass die Nutzung von Foltergeständnissen durch deutsche Behörden erlaubt sei, wenn die Folter nicht selbst vorgenommen wird sondern in einem anderen "Rechtsstaat" rechtsstaatlich legitimiert ist.

Es gibt also auch rechtsstaatliche Folter ... Argh


Zuletzt bearbeitet von Defätist am 21.07.2010, 13:31, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1504146) Verfasst am: 21.07.2010, 13:25    Titel: Antworten mit Zitat

Defätist hat folgendes geschrieben:
Baldur hat folgendes geschrieben:

Ich glaube der Treffendste Unterschied ist der, dass sich der Schießbefehl gegen die eigenen Bürger und Landsleute richtete und nicht gegen irgendwelche Fremden "Eindringlinge". Den Unrechtsstaat macht es ja hier eben auch aus, dass Gewalt gegen Staatsbürger ausgeübt wird. Die Bootsflüchtlinge sind ja keine Staatsangehörigen einer europ. Nation.

Wenn man jetzt Deutsche oder Franzosen abschießen würde, die wieder nach Hause wollen, DANN könnte man das vergleichen.

Aber dein Gedanke war auch der erste, der mir gekommen war. zwinkern


Sind Staatsbürger mehr wert als Ausländer? Sind das nicht alles Menschen?
Richten sich Gesetze nur nach innen oder auch nach außen?
Wäre ich doch bloß ein Bösmensch, ich könnte es einfach so hinnehmen.


Mein Beitrag war jetzt völlig wertungsfrei gedacht.


Zitat:
Sind Staatsbürger mehr wert als Ausländer? Sind das nicht alles Menschen?

Wenn wir mal in der Praxis schon soweit wären, gäbe es vermutlich keine Kriege mehr.
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Defätist
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1504148) Verfasst am: 21.07.2010, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:


Mein Beitrag war jetzt völlig wertungsfrei gedacht.


Das waren auch nur einfach die erstbesten Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gingen. Also nicht übel nehmen.

Zusätzlich hab ich noch etwas ergänzt, was es ungefähr trifft.

Baldur hat folgendes geschrieben:
Wenn wir mal in der Praxis schon soweit wären, gäbe es vermutlich keine Kriege mehr.


Man beachte bitte meinen Rang. zwinkern


Zuletzt bearbeitet von Defätist am 21.07.2010, 13:34, insgesamt einmal bearbeitet
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Woici
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7437
Wohnort: Em Schwobaländle

Beitrag(#1504151) Verfasst am: 21.07.2010, 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

Norm hat folgendes geschrieben:
Hierzulande ist es üblich, die negativen Seiten des jetztigen Systems mit dem TINA-Blick zu sehen. Einige ehemalige DDR Bürger tun das nicht, sie vergleichen das was sie jetzt haben mit dem, was sie damals hatten. Und die grausamsten Seiten wie Folter und Erschießung waren für die meisten im Alltag eben nicht so präsent, was sie kein Stück weniger schlimm macht. Jedenfalls wiegen diese ehemaligen DDR Bürger die damalige Möglichkeit das Land nicht zu verlassen mit der Arbeitslosigkeit, der damit einhergehenden Bewegungseinschränkung (Amt und fehlendes Geld) und der Tatsache, dass viele Ostdeutsche ihre Heimat verlassen müssen, um Arbeit finde zu können, ab. Hier wird dann ein sentimentales Zurückdenken oft mit der Rechtfertigung des damalien Unrechtstaates gleichgesetzt, dabei wünschen die Menschen sich nur wieder mehr soziale Sicherheit, wollen die schlechten Seiten nicht zurück. Sie haben zwei Alternativen erlebt und vergleichen sie. Der Anspruch in der DDR nur einen Unrechtsstatt zu sehen und alle anderen Unterschiede zu ignorieren, lässt Kritik am derzeitigen System in vergleichender Perspektive nicht zu. Das finde ich sehr schade, ich denke dadurch wird eine Chance vertan und gegenseitiges Unverständnis geschürt. Der Anspruch positive Seiten der DDR nicht zu erwähnen unter der Androhung als jemand zu gekten, der einen Unrechtsstaat rechtfertigt, ist Kritikimmunisierung unseres aktuellen Systems, das kann ich nicht gutheißen. Ja, hier wird an der Grenze niemand erschossen, das weiß ich durchaus zu schätzen, aber Statistikenstatistiken fälschen (z.B. tatsächliche Arbeitslosenzahlen verschleiern), das kann die BRD leider auch ganz gut und zwar nicht nur gegenüber dem Bürger, sondern auch innerhalb der staatlichen Strukturen (Bund zu Kommunen)...


alle positiven seiten die du aufgezählt hast, waren nur dem nicht vorhandenen zwang zu verdanken, mit geld haushalten zu müssen. alle die von dir und anderen aufgezählten "guten seiten" sind in einer marktwirtschaft faktisch nicht bezahlbar.
der zusammenbruch der ddr resultierte ja nicht nur aus den montagsdemos, sondern das land war schlicht und ergreifend pleite... und zwar so pleite, dass griechenland heute dagegen als der reiche westliche onkel da steht. die industrieanlagen marode, die städte dem einsturz nahe, ein handelsbilanzdefizit das in zahlen nicht mal darstellbar ist, da die ostmark ja nicht wirklich eine richtige währung war... nicht mal die bruderstaaten am schwarzen meer wollten das bedruckte papier haben...
was nutzt es zu sagen "es wäre ganz toll, wenn jeder eine arbeit hätte, jeder umsonst essen könnte, jeder für 20 euro 2 x im jahr in den urlaub fliegen könnte", wenn das schlicht und ergreifend nicht bezahlbar ist?
die umstände in der rückschau zu glorifizieren, ohne die finanzierung und vor allem die intention die dahinter stand zu betrachten, halte ich für äusserst kurzsichtig.
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eigentlich bin ich ein ganz netter... und wenn ich freunde hätte, könnten die das auch bestätigen.
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Beitrag(#1504153) Verfasst am: 21.07.2010, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab immer gesagt das ich lieber Arbeitslos bin, als auf Arbeit und da ist nichts los .( da nichts zu tun war wegen Mangel etc. )
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Baldur
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Beiträge: 8326

Beitrag(#1504156) Verfasst am: 21.07.2010, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
alle die von dir und anderen aufgezählten "guten seiten" sind in einer marktwirtschaft faktisch nicht bezahlbar.
der zusammenbruch der ddr resultierte ja nicht nur aus den montagsdemos, sondern das land war schlicht und ergreifend pleite... und zwar so pleite, dass griechenland heute dagegen als der reiche westliche onkel da steht. die industrieanlagen marode, die städte dem einsturz nahe, ein handelsbilanzdefizit das in zahlen nicht mal darstellbar ist, da die ostmark ja nicht wirklich eine richtige währung war...


Der Untergang der SU war natürlich (auch) ein finanzieller. Die SU hatte sich schlicht und ergreifend auch tot und pleite gerüstet. Ebenso verheerend war die Rüstung allerdings auch in den USA um deren finanzielle Lage wir wohl auch alle wissen. Die Bilateralen Abrüstungsverträge waren ein Versuch der SU und der USA, ihr Defizit und ihren finanziellen Ruin noch zu verhindern, was bei der SU eben nicht geklappt hat.

Ich frage mich ohnehin, wie die US-Amerikanische Wirtschaft angesichts ihrer desolatien volkswirtschaftlichen LAge überhaupt noch weiterexistieren kann...

Den finanziellen Ruin allerdings ausschließlich dem Sozialstaat zuzuschieben, halte ich für etwas zu kurz gedacht. Hinzu kommt wie gesagt, die "Ausschlachtung" der DDR durch Sowjetrussland. Was sich im Falle der BRD ganz umgekehrt verhielt. Hier wurde der Staat mit aufgebaut, anstatt ihn finanziell und wirtschaftlich auszubeuten.
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Woici
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Beiträge: 7437
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Beitrag(#1504158) Verfasst am: 21.07.2010, 14:05    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Den finanziellen Ruin allerdings ausschließlich dem Sozialstaat zuzuschieben, halte ich für etwas zu kurz gedacht. Hinzu kommt wie gesagt, die "Ausschlachtung" der DDR durch Sowjetrussland. Was sich im Falle der BRD ganz umgekehrt verhielt. Hier wurde der Staat mit aufgebaut, anstatt ihn finanziell und wirtschaftlich auszubeuten.


die probleme waren aber vor allem hausgemacht.
nur ein einzelnes kleines beispiel, das gerne durch viele weitere ergänzt werden kann:

mit dem mauerfall hat mein damaliger arbeitgeber in bernburg und nienburg 2 zementwerke gekauft.
wir waren dann dort, um die integration in die firmengruppe zu übernehmen.
auf dem gelände waren mehrere lagerschuppen. einige davon waren schon zusammengebrochen, weil der zementstaub auf den dächern einfach zu schwer wurde.
auf die frage warum denn niemand den staub regelmässig vom dach entfernt hätte (wie das im rest der welt eigentlich üblich ist) kam die antwort, dass dafür niemand eingeteilt wurde...
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Baldur
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Beiträge: 8326

Beitrag(#1504161) Verfasst am: 21.07.2010, 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Lachen

Du hast natürlich Recht. Worauf ich nur hinweisen wollte war, dass zum Zusammenbruch der SU/DDR mehrere Faktoren ein Rolle gespielt haben.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
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Beitrag(#1504166) Verfasst am: 21.07.2010, 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Baldur hat folgendes geschrieben:
Den finanziellen Ruin allerdings ausschließlich dem Sozialstaat zuzuschieben, halte ich für etwas zu kurz gedacht. Hinzu kommt wie gesagt, die "Ausschlachtung" der DDR durch Sowjetrussland. Was sich im Falle der BRD ganz umgekehrt verhielt. Hier wurde der Staat mit aufgebaut, anstatt ihn finanziell und wirtschaftlich auszubeuten.


die probleme waren aber vor allem hausgemacht.
nur ein einzelnes kleines beispiel, das gerne durch viele weitere ergänzt werden kann:

mit dem mauerfall hat mein damaliger arbeitgeber in bernburg und nienburg 2 zementwerke gekauft.
wir waren dann dort, um die integration in die firmengruppe zu übernehmen.
auf dem gelände waren mehrere lagerschuppen. einige davon waren schon zusammengebrochen, weil der zementstaub auf den dächern einfach zu schwer wurde.
auf die frage warum denn niemand den staub regelmässig vom dach entfernt hätte (wie das im rest der welt eigentlich üblich ist) kam die antwort, dass dafür niemand eingeteilt wurde...


Solche Geschichten habbe ich auch mehrere gehört.
Wir haben mal in einem Restaurant ein Ehepaar kennengelernt, die Farben herstellten.
Die erzählten uns, daß wenn die Uhr zum Mittag blies, die Mitarbeiter alles stehen und liegen liessen. Egal, ob nach der Pause, die Farbe kaput war.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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Zumsel
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Beitrag(#1504169) Verfasst am: 21.07.2010, 14:32    Titel: Re: DDR-Toleranz Antworten mit Zitat

able_archer hat folgendes geschrieben:
es gab doch diese ostalgiewelle und überhaupt sieht man auch wieder mehr filme im fernsehen z.b., die in der ddr gemacht wurden. öfter habe ich schon von ex-ddr-bürgern sprüche gehört wie "so schlimm wars gar nicht" und das fast schon klassische "das hat alles vor- und nachteile". irgendwie habe ich den eindruck, es findet gerade eine verharmlosung der ddr-zeit statt. was meint ihr?


Es gibt Leute, den ging es zu DDR-Zeiten besser als heute. Keine Parteifunktionäre o.ä, ganz normale Leute. Ich selbst kenne welche. Sollen sie das aus Gründen der politischen Korrektheit verschweigen und von den Segnungen der BRD faseln, die ihnen faktisch kaum etwas geboten hat?

Dazu gehören teilweise sogar ehemalige Bürgerrechtler, die sich in erster Linie für mehr politische Freiheiten engagierten, nicht aber für einen bedingungslosen Anschluss an die Bundesrepublik.
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Beiträge: 401
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Beitrag(#1504174) Verfasst am: 21.07.2010, 14:41    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Die erzählten uns, daß wenn die Uhr zum Mittag blies, die Mitarbeiter alles stehen und liegen liessen. Egal, ob nach der Pause, die Farbe kaput war.


Das kann nicht gang und gäbe gewesen zu sein , in der DDR war Mangel an Rohstoffen.

Ich als Werkzeugmacher ,erster Job im Westen, und mein Bohrer war stumpf , also nichts wie hin zur Schleifscheibe und wieder scharf machen. Da kam mein Kollege an und sagte hier werden keine Bohrer angeschliffen wenn sie stumpf sind ,sondern es wird sich ein neuer aus dem Lager geholt , geht schneller und schleifen kann auch kaum noch jemand . Sehr glücklich

So unterschiedlich sind die Erfahrungen.

GG
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Beiträge: 9142

Beitrag(#1504177) Verfasst am: 21.07.2010, 14:50    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
sondern das land war schlicht und ergreifend pleite... und zwar so pleite, dass griechenland heute dagegen als der reiche westliche onkel da steht.

Mach Dich nicht lächerlich.
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Wohnort: Em Schwobaländle

Beitrag(#1504188) Verfasst am: 21.07.2010, 15:09    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Woici hat folgendes geschrieben:
sondern das land war schlicht und ergreifend pleite... und zwar so pleite, dass griechenland heute dagegen als der reiche westliche onkel da steht.

Mach Dich nicht lächerlich.


aha....
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Anmeldungsdatum: 09.01.2010
Beiträge: 592

Beitrag(#1504189) Verfasst am: 21.07.2010, 15:12    Titel: Re: DDR-Toleranz Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
able_archer hat folgendes geschrieben:
es gab doch diese ostalgiewelle und überhaupt sieht man auch wieder mehr filme im fernsehen z.b., die in der ddr gemacht wurden. öfter habe ich schon von ex-ddr-bürgern sprüche gehört wie "so schlimm wars gar nicht" und das fast schon klassische "das hat alles vor- und nachteile". irgendwie habe ich den eindruck, es findet gerade eine verharmlosung der ddr-zeit statt. was meint ihr?


Es gibt Leute, den ging es zu DDR-Zeiten besser als heute. Keine Parteifunktionäre o.ä, ganz normale Leute. Ich selbst kenne welche. ...

tja, solche leute kenne ich auch, sind aber wessis. war das jetzt politisch korrekt?
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Beiträge: 8326

Beitrag(#1504191) Verfasst am: 21.07.2010, 15:13    Titel: Re: DDR-Toleranz Antworten mit Zitat

able_archer hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
able_archer hat folgendes geschrieben:
es gab doch diese ostalgiewelle und überhaupt sieht man auch wieder mehr filme im fernsehen z.b., die in der ddr gemacht wurden. öfter habe ich schon von ex-ddr-bürgern sprüche gehört wie "so schlimm wars gar nicht" und das fast schon klassische "das hat alles vor- und nachteile". irgendwie habe ich den eindruck, es findet gerade eine verharmlosung der ddr-zeit statt. was meint ihr?


Es gibt Leute, den ging es zu DDR-Zeiten besser als heute. Keine Parteifunktionäre o.ä, ganz normale Leute. Ich selbst kenne welche. ...

tja, solche leute kenne ich auch, sind aber wessis. war das jetzt politisch korrekt?


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Beitrag(#1504197) Verfasst am: 21.07.2010, 15:18    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Woici hat folgendes geschrieben:
sondern das land war schlicht und ergreifend pleite... und zwar so pleite, dass griechenland heute dagegen als der reiche westliche onkel da steht.

Mach Dich nicht lächerlich.


Zu spät ... (diese Thematik betreffend)

Ich habe inzwischen 3 bis 4 mal zu einer Antwort auf Woici angesetzt, jedoch jedesmal meine Beherrschung vor Absenden wiedererlangt.
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I.R
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Beitrag(#1504200) Verfasst am: 21.07.2010, 15:25    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
I.R hat folgendes geschrieben:
Woici hat folgendes geschrieben:
sondern das land war schlicht und ergreifend pleite... und zwar so pleite, dass griechenland heute dagegen als der reiche westliche onkel da steht.

Mach Dich nicht lächerlich.


aha....

Die Erkenntnis ist nur ein, zwei klicks entfernt. Mit 'ner Milliarde DM hätte Deutschland Griechenland im Mai wohl nicht weiterhelfen können ....
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vrolijke
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Beitrag(#1504202) Verfasst am: 21.07.2010, 15:30    Titel: Antworten mit Zitat

Gnazz hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Die erzählten uns, daß wenn die Uhr zum Mittag blies, die Mitarbeiter alles stehen und liegen liessen. Egal, ob nach der Pause, die Farbe kaput war.


Das kann nicht gang und gäbe gewesen zu sein , in der DDR war Mangel an Rohstoffen.

Ich als Werkzeugmacher ,erster Job im Westen, und mein Bohrer war stumpf , also nichts wie hin zur Schleifscheibe und wieder scharf machen. Da kam mein Kollege an und sagte hier werden keine Bohrer angeschliffen wenn sie stumpf sind ,sondern es wird sich ein neuer aus dem Lager geholt , geht schneller und schleifen kann auch kaum noch jemand . Sehr glücklich

So unterschiedlich sind die Erfahrungen.

GG


Das sind zwei total verschiedene sachen.
Das erste war die Mentalität der Arbeitnehmer, die 0 (null) Verantwortungsbewußtsein für ihre Arbeit empfanden. (Und so kenne ich noch ein paar Beispiele)
Das zweite kam dadurch, daß ein neue Bohrer wesentlich preiswerter ist, als die Zeit die man zum schleifen braucht.
_________________
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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able_archer
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Beitrag(#1504203) Verfasst am: 21.07.2010, 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

ich war mal in hohenschönhausen, da hat mich ein mann, der ging an die neunzig, durch einen sed-knast geführt (knast ist eigentlich zu milde ausgedrückt), wo er zwanzig jahre lang eingesperrt war und gefoltert wurde, ich denke, dem geht's (ich weiß nicht ob er noch lebt) in der brd besser. wenn einer nun sagt "ich lehne die brd ab, weil menschen für dieses system sterben (afghanistan/bootsflüchtlinge) oder gefoltert werden", dann müsste er mit der gleichen logik mmn die ddr ablehnen.
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I.R
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Beitrag(#1504208) Verfasst am: 21.07.2010, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

able_archer hat folgendes geschrieben:
ich war mal in hohenschönhausen, da hat mich ein mann, der ging an die neunzig, durch einen sed-knast geführt (knast ist eigentlich zu milde ausgedrückt), wo er zwanzig jahre lang eingesperrt war und gefoltert wurde, ich denke, dem geht's (ich weiß nicht ob er noch lebt) in der brd besser. wenn einer nun sagt "ich lehne die brd ab, weil menschen für dieses system sterben (afghanistan/bootsflüchtlinge) oder gefoltert werden", dann müsste er mit der gleichen logik mmn die ddr ablehnen.

Meines Wissens war in Hohenschönhausen eine Untersuchungshaftanstalt. 20 Jahre dort?
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I.R
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Beitrag(#1504213) Verfasst am: 21.07.2010, 16:12    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Gnazz hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Die erzählten uns, daß wenn die Uhr zum Mittag blies, die Mitarbeiter alles stehen und liegen liessen. Egal, ob nach der Pause, die Farbe kaput war.


Das kann nicht gang und gäbe gewesen zu sein , in der DDR war Mangel an Rohstoffen.

Ich als Werkzeugmacher ,erster Job im Westen, und mein Bohrer war stumpf , also nichts wie hin zur Schleifscheibe und wieder scharf machen. Da kam mein Kollege an und sagte hier werden keine Bohrer angeschliffen wenn sie stumpf sind ,sondern es wird sich ein neuer aus dem Lager geholt , geht schneller und schleifen kann auch kaum noch jemand . Sehr glücklich

So unterschiedlich sind die Erfahrungen.

GG


Das sind zwei total verschiedene sachen.
Das erste war die Mentalität der Arbeitnehmer, die 0 (null) Verantwortungsbewußtsein für ihre Arbeit empfanden. (Und so kenne ich noch ein paar Beispiele)

Die findet man hier wie da oder dort. In den letzten 20 Jahren konnte ich etliche Erfahrungen auch diesbezüglich sammeln. Wenn ich mir den Schaden durch null Verantwortungsbewusstsein bei den Managern in Banken so ansehe ....
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Das zweite kam dadurch, daß ein neue Bohrer wesentlich preiswerter ist, als die Zeit die man zum schleifen braucht.

Nur, wenn Du ausreichend Bohrer hast...

Es gibt auch heute noch Firmen, die Ihre Meissel für Boschhämmer aufschmieden lassen, andere kaufen die lieber neu containerweise in China.
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able_archer
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Beitrag(#1504225) Verfasst am: 21.07.2010, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
able_archer hat folgendes geschrieben:
ich war mal in hohenschönhausen, da hat mich ein mann, der ging an die neunzig, durch einen sed-knast geführt (knast ist eigentlich zu milde ausgedrückt), wo er zwanzig jahre lang eingesperrt war und gefoltert wurde, ich denke, dem geht's (ich weiß nicht ob er noch lebt) in der brd besser. wenn einer nun sagt "ich lehne die brd ab, weil menschen für dieses system sterben (afghanistan/bootsflüchtlinge) oder gefoltert werden", dann müsste er mit der gleichen logik mmn die ddr ablehnen.

Meines Wissens war in Hohenschönhausen eine Untersuchungshaftanstalt. 20 Jahre dort?

ist schon wieder zehn jahre her, dass ich dort war. möglich dass ich das durcheinandergebracht habe: ich meine mich zu erinnern, dass er insgesamt wohl über zwanzig jahre eingesperrt war und davon einige jahre, verteilt auf mehrere aufenthalte, in dem stasi-kz in hohenschönhausen.
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I.R
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Beiträge: 9142

Beitrag(#1504228) Verfasst am: 21.07.2010, 17:17    Titel: Antworten mit Zitat

able_archer hat folgendes geschrieben:
I.R hat folgendes geschrieben:
able_archer hat folgendes geschrieben:
ich war mal in hohenschönhausen, da hat mich ein mann, der ging an die neunzig, durch einen sed-knast geführt (knast ist eigentlich zu milde ausgedrückt), wo er zwanzig jahre lang eingesperrt war und gefoltert wurde, ich denke, dem geht's (ich weiß nicht ob er noch lebt) in der brd besser. wenn einer nun sagt "ich lehne die brd ab, weil menschen für dieses system sterben (afghanistan/bootsflüchtlinge) oder gefoltert werden", dann müsste er mit der gleichen logik mmn die ddr ablehnen.

Meines Wissens war in Hohenschönhausen eine Untersuchungshaftanstalt. 20 Jahre dort?

ist schon wieder zehn jahre her, dass ich dort war. möglich dass ich das durcheinandergebracht habe: ich meine mich zu erinnern, dass er insgesamt wohl über zwanzig jahre eingesperrt war und davon einige jahre, verteilt auf mehrere aufenthalte, in dem stasi-kz in hohenschönhausen.

Möglich!

Und wenn grad keiner in der Nähe ist, der sich sachlich ein wenig auskennt, bleibt das auf ewig so in den Hirnen von Erzähler und Zuhörern haften.

Zwanzig Jahre ist eine selbst für DDR-Verhältnisse heftige Zeit, auch eher unwahrscheinlich, es sei denn, der Ex-Häftling war auch Ex-Gewaltverbrecher.
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able_archer
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Beitrag(#1504231) Verfasst am: 21.07.2010, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

ich bin mir ziemlich sicher, dass er nur ein "politischer" war. er hat, glaube ich, auch erwähnt, dass andere noch länger eingesperrt waren. wenn 20 jahre für einen "politischen" in der ddr unwahrscheinlich klingen, so war es doch nicht unmöglich.
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