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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#147017) Verfasst am: 08.07.2004, 00:07 Titel: Rentenpolitik |
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Rentenpolitik gehört zu denjenigen Themen, die innenpolitisch sehr aktuell in der Debatte ist. Fakt ist wohl leider, dass der Sozialstaat Deutschland, so wie wir ihn derzeit haben, nicht bleiben kann - weil er so auf Dauer nicht finanzierbar sein wird.
Angesichts der Massnahmen aber, die politischerseits eingeleitet wurden - Stichwort: Agenda 2010! - wird man den Eindruck nicht los, dass es hauptsächlich eine Gruppe von Menschen ist, die diese Kürzungspolitik auszutragen hat: nämlich die Gruppe der Sozial schwachen, und dazu gehören auch die Rentner und RentnerInnen.
Und das finde ich schon sehr perfide, sich an dem wohl verdienten Lebensabend der Rentner, die dafür ein ganzes Leben lang hart geschuftet und geacktert haben, sich an deren Verdienst, an deren verdiente Rente zu vergehen. Noch dazu von einem SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder (manchmal muss man das ja mal erwähnen, sonst glaubt man ja gar nicht, dass dieser Bundeskanzler bzw. diese Bundesregierung von der SPD gestellt wird!!!), der sich noch 1998 im Bundestagswahlkampf, damals in der Opposition, über die unsoziale Rentenkürzungspolitik der CDU/FDP-Regierung mit den Worten eschauffrieren konnte (meines Erachtens nach zurecht): "Das ist unanständig!"
Wie unanständig muss es dann erst sein, wenn man in Erkenntnis dieser Tatsache, den Rentnern trotzdem tief in die Tasche ihrer eh schon kleinen Rente greift?
Rentenpolitik
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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rabenkrähe Gast
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(#147045) Verfasst am: 08.07.2004, 01:53 Titel: Re: Rentenpolitik |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Rentenpolitik gehört zu denjenigen Themen, die innenpolitisch sehr aktuell in der Debatte ist. Fakt ist wohl leider, dass der Sozialstaat Deutschland, so wie wir ihn derzeit haben, nicht bleiben kann - weil er so auf Dauer nicht finanzierbar sein wird.
Angesichts der Massnahmen aber, die politischerseits eingeleitet wurden - Stichwort: Agenda 2010! - wird man den Eindruck nicht los, dass es hauptsächlich eine Gruppe von Menschen ist, die diese Kürzungspolitik auszutragen hat: nämlich die Gruppe der Sozial schwachen, und dazu gehören auch die Rentner und RentnerInnen.
Und das finde ich schon sehr perfide, sich an dem wohl verdienten Lebensabend der Rentner, die dafür ein ganzes Leben lang hart geschuftet und geacktert haben, sich an deren Verdienst, an deren verdiente Rente zu vergehen. Noch dazu von einem SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder (manchmal muss man das ja mal erwähnen, sonst glaubt man ja gar nicht, dass dieser Bundeskanzler bzw. diese Bundesregierung von der SPD gestellt wird!!!), der sich noch 1998 im Bundestagswahlkampf, damals in der Opposition, über die unsoziale Rentenkürzungspolitik der CDU/FDP-Regierung mit den Worten eschauffrieren konnte (meines Erachtens nach zurecht): "Das ist unanständig!"
Wie unanständig muss es dann erst sein, wenn man in Erkenntnis dieser Tatsache, den Rentnern trotzdem tief in die Tasche ihrer eh schon kleinen Rente greift?
Rentenpolitik |
Oooch, im Prinzip ließe sich das ganz leicht lösen, indem die Lebensversicherungen ins Rentensystem eingegliedert werden, dann wäre auch wieder genug an Mitteln da, um die Renten und Pensionen auszuzahlen.
Wenn über die Regelleistungen hinausgehende Lebens- und Kapitalversicherungen in Anspruch genommen werden sollten, müßten eben Zusatzverträge abgeschlossen werden.
Da wäre ganz sicher sinnvoller und gerechter als das heutige System, da die privaten Lebensversicherer Gebäude um Gebäude hochgezogen haben, um irgendwo mit ihrem Geld zu bleiben, während die gesetzlichen Rentenversicherungsträger nicht wissen, woher sie die nächste Monatszahlung nehmen sollen.
bin rabenkrähe
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fornit Kaktus
Anmeldungsdatum: 06.10.2003 Beiträge: 552
Wohnort: Wohn ich in der Wüste oder andersum?
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(#147048) Verfasst am: 08.07.2004, 02:50 Titel: |
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wenn das system nicht tragbar ist, wieso bricht es denn nicht JETZT zusammen?
weil noch irgendwo geld rumliegt bzw. deutschland noch kreditwürdig ist?
lol.
man muss dabei bedenken, daß deutschland sich hauptsächlich selbst beleiht. d.h. der staat hat seine schulden auch hauptsächlich bei reichen deutschen.
mit anderen worten: wenn die schuldenlast nicht mehr tragbar ist, bedeutet das eigentlich, daß die reichen nicht tragbar sind.
natürlich kann man noch mit der bösen bösen überalterung kommen, aber wir haben doch jetzt schon millionen junge leute, die nix zu tun haben.
insofern halte ich die ganze diskussion für eine farce. sie basiert auf der behauptung, daß wir die renten nicht bezahlen können, weil uns die ressource geld ausgeht. geld ist aber nunmal keine ressource. es ist nicht weg, es ist bloss bei den falschen leuten.
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Frank registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.07.2003 Beiträge: 6643
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(#147049) Verfasst am: 08.07.2004, 03:00 Titel: Re: Rentenpolitik |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Angesichts der Massnahmen aber, die politischerseits eingeleitet wurden - Stichwort: Agenda 2010! - wird man den Eindruck nicht los, dass es hauptsächlich eine Gruppe von Menschen ist, die diese Kürzungspolitik auszutragen hat: nämlich die Gruppe der Sozial schwachen, und dazu gehören auch die Rentner und RentnerInnen.
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Rentner= sozial schwach ?
Der heutigen Rentner-Generation geht es der Statistik nach so gut wie nie. Das gilt selbst für die „Neuen Bundesländer“. Für zukünftige Rentner wird es dagegen bergab gehen. Mehr wie eine Mindestrente wird es in 30 Jahren wohl nicht mehr geben. Generell werden die Löhne in Deutschland über kurz oder lang real sinken. Die heutige Rentner-Generation wird dadurch in absehbarer Zukunft die Gruppe mit der größten Kaufkraft sein.
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Und das finde ich schon sehr perfide, sich an dem wohl verdienten Lebensabend der Rentner, die dafür ein ganzes Leben lang hart geschuftet und geacktert haben, sich an deren Verdienst, an deren verdiente Rente zu vergehen.
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Schuld ist nicht Schröder mit seiner Agenda 2010 – sondern die Finanzierung der Rente auf Umlagebasis. Seit Jahren war klar, dass das mal zu Problemen führen wird. Nur kein Politiker hatte den Mut, das Problem offensiv anzugehen.
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rabenkrähe Gast
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(#147055) Verfasst am: 08.07.2004, 03:39 Titel: |
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fornit hat folgendes geschrieben: | wenn das system nicht tragbar ist, wieso bricht es denn nicht JETZT zusammen?
weil noch irgendwo geld rumliegt bzw. deutschland noch kreditwürdig ist?
lol.
man muss dabei bedenken, daß deutschland sich hauptsächlich selbst beleiht. d.h. der staat hat seine schulden auch hauptsächlich bei reichen deutschen.
mit anderen worten: wenn die schuldenlast nicht mehr tragbar ist, bedeutet das eigentlich, daß die reichen nicht tragbar sind.
natürlich kann man noch mit der bösen bösen überalterung kommen, aber wir haben doch jetzt schon millionen junge leute, die nix zu tun haben.
insofern halte ich die ganze diskussion für eine farce. sie basiert auf der behauptung, daß wir die renten nicht bezahlen können, weil uns die ressource geld ausgeht. geld ist aber nunmal keine ressource. es ist nicht weg, es ist bloss bei den falschen leuten. |
das Rentensystem ist schon ziemlich zusammengebrochen, da sind keine Rücklagen mehr und der Staat muß immer wieder zuschießen.
Es ist ja nicht zu leugnen, daß früher auf sieben Arbeitnehmer ein Rentner kam, heute tendiert das Verhältnis auf 2:1. Wie soll aber aus zwei normalen Einkommen eine Rente abgezweigt werden? Noch drastischer ist das Verhältnis im öffentlichen Dienst, deswegen haben sie ja so viele Beamte freigesetzt. Weils einfach nicht mehr bezahlbar war.
Postler bekamen seinerzeit 100000 Mark auf die hand, wenn sie denn bloß bereit waren, auf den Beamtenstatus zu verzichten.
Die Reichen können ja nun nicht für alles aufkommen, zumal die ihre Mittel auch nicht frei, sondern investiert haben.
Was anderes ist es halt mit den Lebensversicherungen, die sammeln und sammeln und sammeln, im dem Geld schwimmen, was den Rentenversicherungen fehlt.
Mit Versicherungen ist es halt so, daß sie die Last von Risiken auf möglichst viele Schultern verteilen soll. Und diese Last ist heute äußerst ungleich verteilt, schon durch das Versicherungssystem.
bin rabenkrähe
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fornit Kaktus
Anmeldungsdatum: 06.10.2003 Beiträge: 552
Wohnort: Wohn ich in der Wüste oder andersum?
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(#147210) Verfasst am: 08.07.2004, 17:16 Titel: |
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ich glaube du hast nicht ganz verstanden, was ich sagen wollte.
versuch mal das rentnerproblem ohne worte wie "geld", einkommen", "rücklagen" usw. zu formulieren.
betrachten wir die zukunft also mal "geldbereinigt": es wird weniger arbeitsfähige leute geben, weil ein größerer teil der bevölkerung einfach zu alt zum arbeiten ist.
so what?
stell dir vor, wir hätten in zukunft mehr junge menschen. was sollten die denn bitte arbeiten?
das problem hat imo also gar nichts mit alten leuten zu tun.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#147532) Verfasst am: 08.07.2004, 22:17 Titel: Re: Rentenpolitik |
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Frank hat folgendes geschrieben: |
Rentner= sozial schwach ?
Der heutigen Rentner-Generation geht es der Statistik nach so gut wie nie. |
Deshalb reicht die Rente für viele RentnerInnen man gerade ganz knapp um finanziell einigermassen über die Runden zu kommen. Manch einer landet in der Sozialhilfe.
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"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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rabenkrähe Gast
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(#147810) Verfasst am: 09.07.2004, 02:47 Titel: |
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fornit hat folgendes geschrieben: | ich glaube du hast nicht ganz verstanden, was ich sagen wollte.
versuch mal das rentnerproblem ohne worte wie "geld", einkommen", "rücklagen" usw. zu formulieren.
betrachten wir die zukunft also mal "geldbereinigt": es wird weniger arbeitsfähige leute geben, weil ein größerer teil der bevölkerung einfach zu alt zum arbeiten ist.
so what?
stell dir vor, wir hätten in zukunft mehr junge menschen. was sollten die denn bitte arbeiten?
das problem hat imo also gar nichts mit alten leuten zu tun. |
Moin Moin.
Das sehe ich völlig anders. Die Zahl alter Menschen wird sich immer weiter erhöhen, zum Beispiel auch durch die erheblich gestiegene Lebenserwartung.
Dadurch entstehen völlig andere Bedürfnisse, auf die der Markt noch gar nicht sooo richtig eingestellt ist.
Nun ja, ein bißchen doch. Beispielsweise werden heute allüberall Wohnsiedlungen mit betreutem Wohnen hochgerissen.
Da entsteht schon eine ganze Menge an Arbeit, diese Wohnungen zu schaffen, sie einzurichten, und dann in der Betreuung/Begleitung. Das ist nicht ohne.
Das ist dabei ja die zweite Schiene, die sozialen Belange.
Und da, tut mir leid, daß es so ganz ohne Geld eben doch nicht geht, ist es dann sehr entscheidend, was die davon betroffenen älteren Menschen in der Lage sind, zu investieren undoder was die Gesellschaft bereit ist, dafür auszugeben.
Die Schiene Soziales wird ein immer bedeutenderer Arbeitssektor werden. Was sich ja auch darin zeigt, daß es immer mehr Unternehmen gibt, die sich auf diese Zielgruppe spezialisieren.
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#148126) Verfasst am: 10.07.2004, 08:29 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Es ist ja nicht zu leugnen, daß früher auf sieben Arbeitnehmer ein Rentner kam, heute tendiert das Verhältnis auf 2:1. |
Das grössere Problem hier ist aber die Massenarbeitslosigkeit, die zu einer Minderung der Beitragszahlungen führt. Die ganzen Sozialdeformen (Minijobs, Harz IV etc.) verschärfen dieses Problem ja noch, da erneut die Beitragszahlungen und die Zahl der Beitragszahler vermindert wird.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die Reichen können ja nun nicht für alles aufkommen, zumal die ihre Mittel auch nicht frei, sondern investiert haben. |
Erstens kommen die Reichen heute für fast überhaupt nichts mehr auf, da deren tatsächliche Steuerlast (worauf ich ja schon oft genug hingewiesen habe) stark reduziert wurde. Im übrigen gibt es heute bei etwa 60 Billionen $ Kapitalvermögen nur 6 Billionen $ Investitionen (Quelle isw). Das Kapital wird also immer weniger investiert, was auch daran liegt, dass die Profitrate niedriger ist, als die Gewinne durch spekulative Anlageformen. Die Aktienblasen sind also eine direkte Folge der wirtschaftlichen Probleme des heutigen Kapitalismus.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die Zahl alter Menschen wird sich immer weiter erhöhen, zum Beispiel auch durch die erheblich gestiegene Lebenserwartung.
Dadurch entstehen völlig andere Bedürfnisse, auf die der Markt noch gar nicht sooo richtig eingestellt ist. |
Der "Markt" hat hier offensichtlich Probleme. Allerdings muss ich schon wieder darauf hinweisen, dass der insgesamt vorhandene Reichtum pro Person weiter steigt, heute also theoretisch MEHR für jeden Menschen vorhanden ist - egal ob Beschäftigter, Rentner, Arbeitsloser oder Sozialhilfeempfänger! Die demographische Entwicklung kann unter diesen Umständen eben keine Rechtfertigung für Kürzungen sein. Es gibt offensichtlich massive Probleme mit der Verteilung des vorhandenen Reichtums. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen:
1.) Es wird eine falsche Politik gemacht.
2.) Der Kapitalismus ist in eine Phase getreten, die angesichts der gesunkenen Profitraten erforderlich macht, dass immer mehr zu den Reichen umverteilt wird, um das System überhaupt am Laufen zu halten.
zu 1.) Hier gibt es ein Problem, warum eine falsche Politik gemacht wird. Dummheit, Gier etc.? Warum dominieren diese heute und nicht schon vor 40 Jahren? Warum meinen eigentlich alle bürgerlichen Parteien (Union, SPD, Grüne, FDP), dass ihre Politik alternativlos sei? Und warum gibt es zwischen den bürgerlichen Parteien keine wesentlichen Unterschiede mehr in der Wirtschaftspolitik? Ich halte es für wesentlich plausibler geänderte Bedingungen in der wirtschaftlichen Realität anzunehmen, als eine krasse Änderung des Charakters der Politiker als Ursache zu sehen. Was allerdings nicht daran ändert, dass der Charakter der Parteien sich angesichts der geänderten wirtschaftlichen Realität stark verändert hat und heute diese alle Angriffe auf den Lebensstandard der Mehrheit durchführen.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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rabenkrähe Gast
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(#148289) Verfasst am: 10.07.2004, 16:16 Titel: |
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samsTach, Max.
Es gibt zur Wirtschaftspolitik zu Zeiten der Globalisierung keine Alternative, weil die Globalisierung wie eine Lawine ist, die jeden überrollte, der sich nicht an ihr beteiligte.
Unter anderem hat sie eine derartige ökonomische Macht, daß Staaten heute nur noch Verwalter und keine Regenten mehr sind. Immer mehr wird den Staaten die Rolle zukommen auf immer niedriger werdendem Niveau soziale und gesellschaftliche Belange so gut es irgend noch geht zu befrieden.
Knapp 53 Prozent unseres BSP kommen bereit Ausgaben im Sozialbereich zugute.
Realistisch wird sich das auf absehbare Zeit nicht ändern lassen, erst wieder, wenn diese *****-Globalisierung sich selber überholt.
Die Arbeitsmarktpolitik ist einfach nur peinlich und wohl von dem Erziehungsgedanken geprägt, daß Menschen nach Arbeit regelrecht lechzen und betteln sollen.
Es sind ja nicht nur die Ausgaben durch Arbeits- und Sozialamtsleistungen auszugleichen, sondern auch noch Ausfälle im Bereich der Sozialversicherungen zu verschmerzen.
Ich kann meine Schadenfreude nicht bremsen, seit ich heute hörte, daß Hartz 98746 heute für VW kleinlaut eine derbe Gewinnwarnung ankündigen mußte. Dieser Muster-Berater der Bundesregierung steht für ein Unternehmen, das voll beim Abdriften ist.
Die Zahlen, die Du zu Investitionen bringst, sind zwar imposant, aber leider unzutreffend. Sie handeln nur von Direkt-Investitionen, nicht berücksichtigt sind dabei indirekte Investionen, beispielsweise durch Grunderwerb oder durch Geldanlage, die dann ja vielfach Investitionen zur Verfügung steht.
Simpelster Menschenverstand sollte verdeutlichen, daß niemand etwas davon hat, wenn Geld bei ihm herumliegt, außer vielleicht Dagobert Duck, der dann darin badete.
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#148653) Verfasst am: 11.07.2004, 13:52 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Simpelster Menschenverstand sollte verdeutlichen, daß niemand etwas davon hat, wenn Geld bei ihm herumliegt, außer vielleicht Dagobert Duck, der dann darin badete. |
Es gibt noch andere Möglichkeiten Geld zu vermehren, als es produktiv zu investieren, z.B. Wetten. Schau dir mal gewisse Formen der Börse an und erklär mir den Unterschied zu Sportwetten
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Es gibt zur Wirtschaftspolitik zu Zeiten der Globalisierung keine Alternative, weil die Globalisierung wie eine Lawine ist, die jeden überrollte, der sich nicht an ihr beteiligte.
Unter anderem hat sie eine derartige ökonomische Macht, daß Staaten heute nur noch Verwalter und keine Regenten mehr sind. |
Ok, nur würde ich dies nicht als Globalisierung bezeichnen, sondern als typische kapitalistische Erscheinungsform. Das Problem in der BRD ist, dass sehr viele Leute eine historische Ausnahmeerscheinung - die globale Entwicklung in den 50er und 60er Jahren - als Normalfall für den Kapitalismus annehmen. Und dann vor diesen wirtschaftlichen Zwängen, die ja eben nicht neu sind, kapitulieren, statt festzustellen, dass die Idee, dass der Kapitalismus gezähmt und sozial gerecht gestaltet werden könnte, einfach ein Irrweg war. Die SPD hat diesen Weg an die 140 Jahre verfolgt - und ist komplett gescheitert. Die Grünen haben diesen Weg etwa 20 Jahre verfolgt - und sind komplett gescheitert. Die PDS geht diesen Weg etwa 15 Jahre (mit Vorläufern 70 Jahre) - und ist komplett gescheitert, wofür die rot-rote Regierung in Berlin ein gutes Beispiel ist.
Ist es doch ein absoluter Irrsinn, dass in einer Gesellschaft, die immer mehr Reichtum schafft und noch viel mehr Reichtum schaffen könnte, wenn nicht Millionen aus dem Wirtschaftsleben ausgeschlossen würden, es heute für die Mehrheit und insbesondere die ärmeren Schichten es Rückschritte gibt. Eine Gesellschaftsform, die trotz höheren Reichtums pro Person, nicht in der Lage ist, Fortschritt für alle zu bieten und statt dessen Kürzungen bei Gesundheit, Bildung, Renten, Sozialsystem etc. verlangt, hat keine Existenzberichtigung mehr.
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rabenkrähe Gast
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(#148708) Verfasst am: 11.07.2004, 16:34 Titel: |
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Tach Max.
Nicht, daß Du denkst, ich machte mir einen Spaß draus, Dir zu widersprechen.
Deswegen stimme ich Dir jetzt erstmal grundsätzlich zu!
Aber:
Es läßt sich einfach keine allgemeingültige Aussage treffen, weil noch nie und nirgends eine Ökonomie die Möglichkeit hatte, sich ohne Kriege oder Bürgerkriege halbwegs authonom zu entfalten.
Wenn da überhaupt für einen Staat gesagt werden kann, dann vielleicht für Australien und Neuseeland, aber da wurden ja auch erstmal die Ureinwohner im Namen irgendeines Gottes von britischen Strafgefangenen plattgemacht.
Eine Wirtschaft kann sich nur homogen und gesund entfalten, wenn die Bestie Krieg gezähmt werden kann!!!!
(auch deswegen ist für mich allererste Aufgabe Kriege zu verhindern!!!!).
Zur Bewertung dessen, was die Ökonomien geleistet haben, nehme ich mal das, was ich als Massenwohlstand bezeichnen will. Also letztlich alles, was dazu dient, das Leben oberhalb des absolut notwendigen angenehm und lebenswert zu gestalten.
Unter dieser Prämisse ist weltweit zu sagen, daß Industriestaaten der Massenwohlstand am besten und dauerhaftesten möglich wurde. Und zwar um so zuverlässiger, je mehr Kapital da war, je mehr Reiche da waren.
Das legt den gedanklichen Zusammenhang nahe: Also da, wo viel Kapital ist, wo viel Reiche sind, ist auch Massenwohlstand möglich.
Mir ist nicht ein Land bekannt, das anderes erreichte.
Schon aus dieser Lebenserfahrung ergibt sich, daß wir Kapital brauchen und Reiche hinnehmen müssen, wenn wir wollen, daß es möglichst viele Menschen im gesellschaftlichen Verbund gibt, denen es vergleichsweise gut geht.
Diesem Gedanken folgen eigentlich nur noch vier weitere: 1. Wie ist mit den Ressourcen und der Umwelt umzugehen, daß sie möglichst lange und lebenswert erhalten bleiben?
2. Wie kann erreicht werden, daß die Ökonomie dauerhaft trägt und ausgebaut werden kann?
3. Wie ist zu erreichen, daß jene, die am Massenwohlstand nicht in der zu wünschenden Form teilhaben, so berücksichtigt werden, daß sie nicht der Armut anheimfallen.
4. Die Verteilungsproblematik.
All dies läßt sich nur in einer weitgehend friedfertigen Welt mit halbwegs intakten Ökonomien erreichen.
Deswegen, Max: Mühe Dich mit den Menschen in dieser, unserer Welt zu allererst um Frieden und friedliche Lösung von Konflikten, und Du wirst sehen, wenn das erfolgreich ist, daß der freisoziale marktwirtschaftliche Kapitalismus noch so mache positive Erfahrung mit sich bringt.
Und da kannst Du ruhig von Deutschland ausgehen, denn Dein diesbezüglicher Ansatz ist ja völlig richtig.
Nur hast Du wieder sattsam bekanntes außer acht gelassen: Zum Beispiel die durch Kriege verstellte Bevölkerungsstruktur.
Wenn berücksichtigt wird, daß wir erstmals seit langer, langer Zeit sechs weitgehend friedfertige Jahrzehnte in Mitteleuropa hatten, und die Besonderheiten des irren Wiederaufbaus mal wegstreichen, dafür die Schwierigkeiten hinzurechnen, die mit den Folgen der Okkupation der DDR verbunden waren, dann stehen wir in meinen Augen so schlecht gar nicht da. Über 90 Prozent der Bevökerung lebt in akzeptablen bis guten Umständen.
Die knappen zehn Prozent, die das nicht tun und Zusatzprobleme, sind alle Mühen dieser Welt wert, das zu ändern, aber meinst Du in allem Ernst eine neue Gesellschaftsordnung würde das zum Vorteil verändern können?
Da halte ich für wesentlich sinnvoller, die Möglichkeiten des jetzigen Systems zu nutzen und Freiräume mit Initiative zu füllen.
Meine persönlichen Präferenzen wie die Einführung der 30-Stunden-Woche plus... und das negative Einkommen kennst Du.
Mit solchen Maßnahmen, davon bin ich fest überzeugt, wäre weit mehr zu erreichen, als damit, den Kapitalismus abzuschaffen.
Es gibt keine ökonomische Grundordnung, die auch nur die Hoffnung begründete, es könnte mit ihr besser, ausgeglichener und prospektiver laufen.
Viel wichtiger ist, den Frieden zu bewahren, und den Boden für Konfliktlösungen zu bereiten, das ist das allerallerbeste Mittel gegen Armut und Ungerechtigkeit, für Menschwürde und menschliche Erfüllung.
Amen
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#148827) Verfasst am: 11.07.2004, 18:56 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Es läßt sich einfach keine allgemeingültige Aussage treffen, weil noch nie und nirgends eine Ökonomie die Möglichkeit hatte, sich ohne Kriege oder Bürgerkriege halbwegs authonom zu entfalten.
Wenn da überhaupt für einen Staat gesagt werden kann, dann vielleicht für Australien und Neuseeland, aber da wurden ja auch erstmal die Ureinwohner im Namen irgendeines Gottes von britischen Strafgefangenen plattgemacht. |
Australien und Neuseeland haben sich am Ersten und Zweiten Weltkrieg beteiligt (auch wenn sie noch nicht richtig unabhängig waren), am Korea- und Vietnamkrieg, am Afghanistan-Krieg, an beiden Irak-Kriegen? (Australien?), an militärischen Interventionen auf den Nachbarinseln (Samoa, Neuguinea, Timor) ...
Das Problem ist einfach, dass Kriege von Klassengesellschaften nicht zu trennen sind. Im Kapitalismus ist das Problem, dass es um ein System geht, was aus konkurrierenden Kapitalisten besteht, die ihre jeweiligen Staaten in den Kampf um den Zugang zu Märkten und Rohstoffen einbeziehen. Ein Kapitalismus ist ohne Kriege nur im Zustand eines Weltmonopols vorstellbar, wobei diese Vorstellung weder sonderlich positiv oder gar realistisch ist.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Massenwohlstand am besten und dauerhaftesten möglich wurde. Und zwar um so zuverlässiger, je mehr Kapital da war, je mehr Reiche da waren. |
Wenn wir jetzt in den 60er Jahren leben würden, hätte ich wenig Argumente gegen dich. Heute ist es zwar so, dass der Lebensstandard in den Industriestaaten vergleichsweise hoch ist, aber es gibt keine Korrelation zwischen dem gesamt vorhandenen Reichtum, der Zahl der Reichen und dem Massenwohlstand. Der Lebensstandard in den USA und Grossbritannien ist relativ gering, während in Staaten, die lange an einem Sozialstaat festgehalten haben, wie BRD, Frankreich, Österreich und die skandinavischen Länder, der Lebensstandard der Arbeiterklasse noch relativ hoch ist. Aber der entscheidende Punkt ist doch, wohin entwickelt sich der Lebensstandard der Massen im heutigen Kapitalismus. In den Industrieländern ist er von längeren Arbeitszeiten, Lohnkürzungen und Massenarbeitslosigkeit gekennzeichnet, wobei ständig weitere Angriffe drohen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Meine persönlichen Präferenzen wie die Einführung der 30-Stunden-Woche plus... und das negative Einkommen kennst Du. |
Schön, dies sind ja unterstützenswerte Forderungen, die auch mindestens von einer sehr grossen Minderheit, wenn nicht gar der Mehrheit geteilt werden. Die Frage ist nur, warum die ehemaligen linken Parteien heute zu einem Hindernis geworden sind und insgesamt jede Reformpolitik, der es um die Verbesserung des Lebensstandard der Massen geht, heute kaum mehr existiert. Warum wurden diese Vorstellungen z.B. von der SPD aufgegeben? Die Ursache liegt eben an der Vorstellung, dass ein sozial gerechter Kapitalismus möglich wäre. Nur wenn dies der Fall, muss man natürlich alles machen, um das kapitalistische System weiter funktionieren zu lassen - auch wenn dies in Zeiten von wirtschaftlicher Stagnation die vollständige Aufgabe einer Politik der sozialen Fortschritte und die Übernahme eines Programms der Verzichtspolitik zugunsten der Reichen führt. Übrigens auch keine neue Erscheinung. Die Menschewiki und Sozialdemokraten haben sich in der russischen und deutschen Revolution auf die Seite der Herrschenden gestellt und Militär (und die Vorläufer der Faschisten) gegen die Arbeiter eingesetzt, weil sie der Meinung waren, dass erst mal die bürgerliche Demokratie aufgebaut werden muss, also die kapitalistischen Verhältnisse erhalten werden müssen.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
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rabenkrähe Gast
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(#149007) Verfasst am: 12.07.2004, 03:13 Titel: |
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Irgendwie sind wir auch hier von der Renten- zur Kapitalismusdebatte abgeglitten.
Hmmmmmmmm...
Wenn ich vom Schwerpunkt der Kriegsverhinderung schreibe, meine ich damit natürlich auch, an ökonomische Vorgaben zu gehen, die kriegstreibend wirken.
Australien und Neuseeland hatte ich deswegen erwähnt, weil sich auf ihrem Territorium kein Krieg abgespielt hat. Daß die sich in verschiedenen Konflikten beteiligten,liegt ja schon in ihrer Commonwealth-Vergangenheit begründet.
Daß es der Arbeiterklasse in England und den USA nun so schlecht ginge? Also das amerikanische System werde ich eh nie begreifen, vor allem, daß es trotz allem noch irgendwie funktioniert. Da gibt es ja keine Sozialhilfe und das ganze Gesundheitswesen ist Armenfeindlich undundund. Aber die Massen machen es ja mit, sie stützen es geradezu. Gerade dort wäre die Änderung doch denkbar einfach, bei einer Wahlbeteiligung von gerade 50 Prozent, was heißt, daß runde 25 Prozent der Wahlbevölkerung den Präsidenten bestimmen. Da bräuchte sich die Unterschicht nur zusammentun, eine Vertretung sich aufbauen, sich an den Wahlen beteiligen, geschlossen auftreten, und schon wäre auf demokratischem Wege ein Sozial-Präsident gewählt. 26 Prozent der Wahlberechtigten sollten dazu doch zusammenzubekommen sein?
Was die Entwicklung bei uns anging, habe ich ja schon mehrfach angesprochen, daß das Niveau von vielem einfach zu hoch war. So ist es für mich ein Gesundschrumpfen, wenn die Bodenpreise sinken, wenn Mieten niedriger werden, wenn Waren und Anschaffungen günstiger werden.
Wer nur noch 400 statt 500 Euros an Miete zu bezahlen braucht, der kommt auch mit 50 Euros weniger Einkommen aus.
Das halte ich schon für wesentlich. Unsere Gesellschaft würde, wenn das aus der vergangenheit stammende Niveau fortentwickelt würde, nie zurechtkommen. Die Entwicklung war einfach irrsinnig.
Wir haben keinen reinrassigen Kapitalismus, wir haben eine freisoziale Marktwirtschaft. Und ich denke, die besten Erfolge auf Dauer werden erzielt werden, wenn diese Vorgabe bewußt genutzt und gestaltet wird.
Was meinst Du, was geschähe, wenn Kapitalgeber hierzulande so herangezogen würden, wie Du es für nötig hälst? Sie lachten sich einen Ast und wechselten ins Ausland.
Leider ist es so, und aus ihrer Sichts ists ja auch legitim.
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#149981) Verfasst am: 13.07.2004, 21:56 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Was die Entwicklung bei uns anging, habe ich ja schon mehrfach angesprochen, daß das Niveau von vielem einfach zu hoch war. So ist es für mich ein Gesundschrumpfen, wenn die Bodenpreise sinken, wenn Mieten niedriger werden, wenn Waren und Anschaffungen günstiger werden.
Wer nur noch 400 statt 500 Euros an Miete zu bezahlen braucht, der kommt auch mit 50 Euros weniger Einkommen aus. |
Mir fällt nur auf, dass meine Miete steigt und mein Lohn sinkt. Muss wohl daran liegen, dass ich in Bayern wohne
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Wir haben keinen reinrassigen Kapitalismus, wir haben eine freisoziale Marktwirtschaft. Und ich denke, die besten Erfolge auf Dauer werden erzielt werden, wenn diese Vorgabe bewußt genutzt und gestaltet wird. |
Mit dieser Meinung stehst du ziemlich alleine da. Keine der grossen Parteien will die "soziale Markwirtschaft" erhalten, sondern den sozialen Anteil opfern um den Kapitalismus insgesamt am Laufen zu halten. Warum ist dies so? Warum wird Sozialabbau, Kürzungen bei Löhnen, Arbeitslosenhilfe, Renten etc. gefordert? Weil der Kapitalismus perfekt funktioniert und deshalb der Sozialstaat erhalten werden kann!? Es ist vollkommen unsinnig darauf hinzuweisen, dass hier der Lebensstandard doch relativ hoch ist und gleichzeitig zu fordern, dass alles zerstört wird, was dafür sorgt, dass er relativ hoch ist.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Was meinst Du, was geschähe, wenn Kapitalgeber hierzulande so herangezogen würden, wie Du es für nötig hälst? Sie lachten sich einen Ast und wechselten ins Ausland.
Leider ist es so, und aus ihrer Sichts ists ja auch legitim. |
Ja, es zeigt, dass heute ein Fortschritt für die Arbeiterklasse nicht mit den Interessen der Kapitalisten vereinbar ist, die Klassengegensätze zu gross sind. Deshalb ist auch ein klassischer sozialdemokratischer Reformismus unmöglich und ein Fortschritt nur erreichbar, wenn man die Gesellschaft revolutioniert wird und das "Kapital" aus der Herrschaft der Diktatur der Kapitalisten befreit wird.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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rabenkrähe Gast
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(#150047) Verfasst am: 14.07.2004, 02:36 Titel: |
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Moin Max.
Steigende Mieten sind in der Tat selten geworden, sinkende Einkommen dafür für viele nicht.....
Das Problem ist nicht der Kapitalismus, sondern die Überbevölkerung und der Unterschied des gesellschaftlichen Wohlstands.
Denk doch mal bitte den Kapitalismus weg und ersetze ihn durch Industrienationen. Mal so ohne Detailschau ists doch so, daß runde zehn Prozent der Weltbevölkerung, eben in den Industrienationen, recht gut leben können. Weitere 30 Prozent leben in Schwellenländern und halbwegs erträglich, der Rest lebt eigentlich in wirklicher Armut bis an den Rand der Existenzfähigkeit.
Dazu haben wir eine beängstigende Überbevölkerung auf der Welt. Die sich auch noch in den armutsgebieten massiert.
Schon durch diese Vorgabe ist gesagt, daß der Faktor Arbeit heute gering geschätzt werden kann, es sind ja einfach genug Arbeitssuchende da. Nein, es sind viel zu viele da.
Und alle möchten so leben, wie es in den Industrienationen zu sehen ist.
Und je leichter es ist, Arbeit auszulagern, desto größer wird der Druck.
Der Unterschied zum Kapital ist, daß Industrienationen bei der Entwicklung selber in Gefahr geraten. Was heißt Gefahr, sie werden in ihrer Struktur in bekannter Form gar nicht aufrechterhaltbar bleiben. Das ist für das Kapital anders. Das wird immer sehr notwendig sein und immer notwendiger werden. Gerade bei den genannten Vorgaben kommt hinzu, daß gerade die aufstrebenden, heute darbenden Völker nach Kapital gieren und greifen werden, ja müssen.
Um es zu erhalten, müssen sie Anreize schaffen: Billige Arbeit, günstige Standorte undundund.
Was wieder auf uns zurückschlägt, denn je schlechter, vergleichsweise, unsere Bedingungen werden, desto mehr Kapital wird abwandern, desto schlechter wird es hier laufen.
Das ist die Spirale in den Abgrund, die abzuwenden oder aufzuhalten verdammt viel Phantasie erfordert.
An den zurecht kritisierten Entwicklungen ließe sich letztlich nur bei internationaler Solidarität etwas ändern. Die sehe ich aber nicht, ich kann mir nichtmal vorstellen, daß sie entstehen könnte. Denn für die ärmeren Länder hieße sie, arm zu bleiben.
bin rabenkrähe
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#150372) Verfasst am: 14.07.2004, 21:15 Titel: Re: Rentenpolitik |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Frank hat folgendes geschrieben: |
Rentner= sozial schwach ?
Der heutigen Rentner-Generation geht es der Statistik nach so gut wie nie. |
Deshalb reicht die Rente für viele RentnerInnen man gerade ganz knapp um finanziell einigermassen über die Runden zu kommen. Manch einer landet in der Sozialhilfe.  |
Und ausserdem kommt da ja noch hinzu, dass die Lebenshaltungskosten heutzutage gegenüber früher auch in nicht unerheblichem Masse gestiegen sind...
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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rabenkrähe Gast
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(#150501) Verfasst am: 15.07.2004, 03:48 Titel: Re: Rentenpolitik |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Frank hat folgendes geschrieben: |
Rentner= sozial schwach ?
Der heutigen Rentner-Generation geht es der Statistik nach so gut wie nie. |
Deshalb reicht die Rente für viele RentnerInnen man gerade ganz knapp um finanziell einigermassen über die Runden zu kommen. Manch einer landet in der Sozialhilfe.  |
Und ausserdem kommt da ja noch hinzu, dass die Lebenshaltungskosten heutzutage gegenüber früher auch in nicht unerheblichem Masse gestiegen sind... |
Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten fünf Jahren extrem unterdurchschnittlich gestiegen.
Allerdings gibt es einiges, was erheblich teurer wurde, Heizöl zum Beispiel.
Der Lebensstandard der Mehrheit der Rentner ist sicherlich erfreulich hoch. Allerdings gibt es so ein rundes Drittel, die sich in der Tat in der Nähe des Existenzminimums bewegen, nicht wenige sogar darunter.
(Wobei ich immer wieder an Berichte denken muß, in denen davon die Schreibe war, daß Rentner in hoher Zahl sich von Dosen-Hundefutter ernähren (unter anderem "Spiegel"-Bericht), weil sie günstiger nicht an besseres Essen kommen..... Ich weiß allerdings nicht mehr ob die "Tafel" zum Zeitpunkt des Berichtes schon eine Rolle spielte).
bin rabenkrähe
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Werner registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.12.2003 Beiträge: 18
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(#151660) Verfasst am: 16.07.2004, 23:03 Titel: |
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Hallo,
wo liegt denn eigentlich das Problem? Zu viele immer ältere Alte und zu wenig junge Beitragszahler? Warum importiert man dann nicht welche z.B. aus der Ukraine (Die Leute kommen sicherlich gern..)? Oder gibt's zu wenig Deutsche (zu viele Menschen auf dem Planeten insgesamt, aber ausgerechnet zu wenig Deutsche?
Was mit der "Raubrentner" Propaganda tatsächlich auf sich hat: http://doku.argudiss.info/data/demographie_nbg_0204_gl.pdf
(Auch als Vortrag mit dem Titel: "Die schönste Lüge zu den Sozialreformen: "die alternde Gesellschaft" - ein unwidersprechlich natürlicher Grund für die wachsende Armut von jung und alt" unter http://doku.argudiss.de im mp3-Format zu hören)
Gruß,
Werner
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rabenkrähe Gast
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(#151714) Verfasst am: 17.07.2004, 03:03 Titel: |
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Werner hat folgendes geschrieben: | Hallo,
wo liegt denn eigentlich das Problem? Zu viele immer ältere Alte und zu wenig junge Beitragszahler? Warum importiert man dann nicht welche z.B. aus der Ukraine (Die Leute kommen sicherlich gern..)? Oder gibt's zu wenig Deutsche (zu viele Menschen auf dem Planeten insgesamt, aber ausgerechnet zu wenig Deutsche?
Was mit der "Raubrentner" Propaganda tatsächlich auf sich hat: http://doku.argudiss.info/data/demographie_nbg_0204_gl.pdf
(Auch als Vortrag mit dem Titel: "Die schönste Lüge zu den Sozialreformen: "die alternde Gesellschaft" - ein unwidersprechlich natürlicher Grund für die wachsende Armut von jung und alt" unter http://doku.argudiss.de im mp3-Format zu hören)
Gruß,
Werner |
Das hatten wir ja in den 60ern, da lebten dann auch die Sozialversicherungen in Saus und Braus.
Leider wird jetzt die Arbeit exportiert und die Arbeiter, die importiert werden, arbeiten möglichst an der Sozialversicherung vorbei.
Und genau das bekommt den Rentenkassen auch gar nicht gut.
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#151727) Verfasst am: 17.07.2004, 08:15 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Das hatten wir ja in den 60ern, da lebten dann auch die Sozialversicherungen in Saus und Braus. |
Damals gab es ja auch eine historisch einmalige Entwicklung im Kapitalismus, die die typischen Krisentendenzen - wie Massenarbeitslosigkeit - überdeckte.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Leider wird jetzt die Arbeit exportiert und die Arbeiter, die importiert werden, arbeiten möglichst an der Sozialversicherung vorbei. |
Primär wird nicht Arbeit exportiert, sondern durch Produktivitätszuwächse wird ein Teil der Arbeiter überflüssig. Gleichzeitig gibt es eine Expansion der deutschen Konzerne, was zu einem Aufbau von Arbeitsplätzen in anderen Staaten führt. Dominierendes Motiv für Auslandsinvestitionen sind auch die "Sicherung bestehender Märkte bzw. Expansion" (86%) und der Eintritt in neue Märkte (81%). "Nutzung von Lohnkostenvorteilen" (61%), "Geringere Steuerbelastung" (34%) und "Geringere Reglementiereung (34% spielen eine nachrangige Rolle. Die Zahl der Unternehmen, die Produktion ins Ausland verlagert haben, geht auch zurück - was eben daran liegt, dass es hier mehr als genug "Standortvorteile" wie die hohe Produktivität gibt. (siehe auch Mythos Standortschwäche, pdf-Datei, 703 kb)
Dafür, dass viele an den Sozialversicherungen vorbei arbeiten - oder genauer weniger einzahlen - ist u.a. die Bundesregierung verantwortlich, da diese Lohndumping durch Absenkung der Sozialbeiträge für Billiglohnjobs fördert.
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Werner registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.12.2003 Beiträge: 18
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(#151787) Verfasst am: 17.07.2004, 11:21 Titel: |
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Hallo,
das Problem der "Alterspyramide" ist ein konstruiertes - es existiert real schlichtweg gar nicht. Es dient der Legitimation allen möglichen Dummfugs an Sparmaßnahmen zu gunsten des "Nationalstandorts" (real: Der nationalen Kapitale). Einzuordnen ist dieses zweckmäßiger weise in die gleiche Schublade wie die Mär des aussterbenden Deutschen.
max hat recht: Die Produktivität ist real hoch wie nie - ebenso die Gewinne. Nur profitiert hiervon der gemeine Lohnarbeiter zunächst einmal überhaupt nicht. Bedenkenswert auch, dass selbst in Zyklen erhöhten wirtschaftlichen Wachstums (z.B. Anfang der 80er Jahre) die Erwerbslosigkeit weiter stieg.
Deshalb ist mir der blinde Glaube bei weiten Teilen der Bevölkerung an die Metapher des "Wirtschaftsmotors" den es nur anzukurbeln gelte, ein Rätsel.
Die kap. Profitlogik hat doch zunächst eines bewiesen: Wenn es der "Wirtschaft gut geht" geht es primär der "Wirtschaft" gut. Dass der gemeine Lohnarbeiter auch nur im entferntesten hieran partizipieren könnte (oder gar sollte) ist illusorisch.
Hier des weiteren noch ein interessanter Text zum Thema "Globalisierung": http://www.fhuisken.de/globalis.htm
Gruß,
Werner
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