Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1560093) Verfasst am: 23.10.2010, 13:48 Titel: Der DGB, der BDA, das Streikrecht und die Tarifeinheit |
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Nachdem der DGB-Chef Michael Sommer unverhohlen gemeinsame Sache mit den Arbeitgeberverbänden macht und somit die Rechte kleiner Gewerkschaften vorsätzlich erschweren will, setzt sich die anarcho-syndikalistische Basis-Gewerkschaft Freie Arbeiter/Innen Union mit einem Positonspapier zur Wehr.
Zitat: | Falsche Maßstäbe für Gewerkschaften
Wir stellen uns grundsätzlich dabei die Frage: Warum soll bei mehreren Tarifverträgen in einem Betrieb eigentlich derjenige der mitgliederstärksten Gewerkschaft maßgeblich sein und nicht der mit den für die Beschäftigten besten Regelungen? Warum also orientiert sich nicht der DGB in Sachen Tarifeinheit zumindest an dem sowohl im Betriebsverfassungsgesetz als auch im Tarifrecht verankerten Günstigkeitsprinzip?
Dumpingtarifverträge und Belegschaftsspaltungen, gegen die sich der DGB zu wehren vorgibt, wären
damit ausgeschlossen. Auch das Streikrecht würde dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen, weil
es das Recht jeder nicht vertraglich gebundenen Gewerkschaft wäre, jederzeit einen besseren Tarifvertrag zu erkämpfen. Dass der DGB aber die Tarifeinheit herstellen will, indem alle anderen Gewerkschaften an die Friedenspflicht der stärksten Gewerkschaft angebunden werden sollen, verweist darauf, dass es ihm um eigene Interessen und nicht die der Belegschaften geht.
Einheit als Selbstzweck
Gerne hantiert der DGB mit den Vorwürfen der Spaltung und Schwächung von Belegschaften. Es ist
jedoch eine Tatsache, dass die DGB-Gewerkschaften selbst massiv zu einer solchen Spaltung und
Schwächung beigetragen haben: Die Lohnquote – der Anteil der Löhne am gesamten volkswirtschaftlichen Einkommen – ist in den letzten Jahrzehnten drastisch gesunken ist, und die Stagnation des Reallohnes, bei gleichzeitiger Zunahme der Produktivität sowie der Gewinne, wird von einer Ausweitung des Niedriglohnsektors, der Leiharbeit, der befristeten Beschäftigung und der Verschlechterung der Situation von Erwerbslosen begleitet.
All dies hat der DGB, der trotz seiner Einheit und Mitgliederstärke zu den streikfaulsten Gewerkschaften der Welt gehört, kampflos hingenommen und zum Teil sogar – wie in der Leiharbeit
– vertraglich unterfüttert. Die beschworene Einheit kann kein Selbstzweck sein, denn was
haben die Beschäftigten von einer „Einheitsgewerkschaft“, die ihre Interessen nicht vertritt? Freilich
erstreben auch wir eine Einheit der Beschäftigten. Diese herzustellen ist aber die Aufgabe der
Gewerkschaften und nicht die des Gesetzgebers. Eine Gewerkschaft, die ernsthaft für die Interessen der Beschäftigten eintritt, wird am ehesten die Belegschaften einigen. |
Wenn angebliche Arbeitnehmervertreter mit den Arbeitgebervertretern küngeln, sollten sich die Arbeitnehmer fragen, ob ihre Interessen noch vertreten werden. Gerade der Skandal mit Norbert Hansen und der Transnet zeigt, wessen Interessen die Gewerkschaftsbonzen tatsächlich vertreten.
Drum muss den DGB-Heuchlern und Ausbeuter-Kasten entschieden entgegengetreten werden! Das vom BAG gefällte Urteil über die Tarifpluralität darf nicht durch ein Gesetzgebungsverfahren der liberal-konservativen "Regierung" zu Gunsten der Arbeitgeber ausgehebelt werden. Ob anarchistisch oder nicht: Es betrifft schliesslich alle Arbeitnehmer!
Es heisst doch aus der neoliberalen Ecke immer: "Konkurrenz belebt das Geschäft!" Wenn Klein- und Basisgerwerkschaften durch bessere Abschlüsse mehr für ihre Mitglieder erreichen können, bringt das selbstverständlich die selbstgerechten DGBler in Zugzwang. Dann gibts halt kein gegenseitiges Augenzwinkern mit den Arbeitgebern, dann wird endlich mal richtiger Arbeitskampf betrieben!
Gemeinsam das Arbeitnehmervertreter-Monopol des DGB brechen!
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
„Wenn Du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung beiträgst, wirst Du selbst ein Teil des Problems!“ (Alte Indianerweisheit)
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1560888) Verfasst am: 24.10.2010, 20:12 Titel: |
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Nimm das Klassenkampfblabla raus und es wird vernünftiger!
Das ist keine Frage der Inhalte, sondern der Verpackung. Sozialistisches Klassenkampfgelaber ist nicht mehr markt- und mehrheitsfähig. Die Arbeitnehmer sind aber ebenso ein Markt, der sich entwickelt und Moden hat. Entwickelt man sich sprachlich nicht mit - was die grossen Gewerkschaften über Jahrzehnte verschlafen haben - spricht man eben nicht mehr die Sprache seiner Klientel.
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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