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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1574681) Verfasst am: 21.11.2010, 19:00 Titel: Geheime Verständigungen von Anwälten - eine Legende? |
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Vielfach wird auf außergerichtliche Vergleiche gesetzt, da ein Gerichtsprozeß zu einer sehr kostspieligen Angelegenheit werden kann. Die Rechtschutzversicherungen greifen oft gerade in den bestimmten Bereichen nicht, in denen sie der Klient brauchen würde (z. B. bei Immobilienbetrug). Also will es der nicht gerade schwer betuchte Bürger nicht zu einem kostspieligen Gerichtsverfahren mit ungewissem Ausgang kommen lassen, selbst wenn er sich selbst als betrogen und im Recht glaubt.
Wie sagte schon die verblichene Bärbel Bohley angesichts der Herstellung der Einheit 1990 mit einem System, das in Rechtsfragen völlig anders funktionierte: "Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat."
Der Eindruck muß erst einmal widerlegt werden, dass diejenigen, die über Macht und Geld verfügen, auch eher zu ihrem Recht kommen, als die ärmeren Opfer.
Im Vorfeld einer solchen außergerichtlichen Einigung kommt es nun zu Kontakten und Begegnungen der Anwälte der gegnerischen Seiten. Der Rechtsuchende bekommt kaum noch mit, was sich da so abspielt. Eigentlich vertraut ja der Rechtsuchende seinem Anwalt. Der trifft sich dann unter Umständen bei einem gemütlichen Geschäftsessen mit dem Anwalt der gegnerischen Seite.
Honore de Balzac, der wissen musste, wie es um 1830 zuging, berichtete über bestimmte Zeichen, mit denen sich die Anwälte der verschiedenen Seiten insgeheim verständigten. Bei der Unterschrift zum Beispiel ein Punkt auf dem "i", und es wurde ganz anders verfahren, als dem Klienten erzählt wurde. Dem Rechtsuchenden wurde sonstwas erzählt. Insgeheim aber verabredeten die Anwälte, ihn im Ungewissen, eine Weile zappeln zu lassen, und dann wäre er am Schluß noch dankbar für die Lösung. Die Anwälte der gegnerischen Seite zählten derweilen vergnügt ihre Honorare. Alle Beteiligten hätten eigentlich zufrieden sein können - indes ging der Betrogene mit großen Verlusten aus der Sache heraus.
Ob es so was heute noch gibt? Dass ein bestimmtes Zeichen der einen Seite der Gegenseite signalisiert, dass sie ruhig vom Gegenteil dessen ausgehen kann, was in einem Schreiben im Klartext steht? Kann man durchaus unter Umständen seinem Anwalt deswegen mißtrauen?
Dieser ganze Komplex ist nicht eine ganz theoretische oder nergaleske Frage, sondern steht im Zusammenhang mit Vorkommnissen im RL.
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1574742) Verfasst am: 21.11.2010, 20:40 Titel: Re: Geheime Verständigungen von Anwälten - eine Legende? |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Der Eindruck muß erst einmal widerlegt werden, dass diejenigen, die über Macht und Geld verfügen, auch eher zu ihrem Recht kommen, als die ärmeren Opfer. |
Der Eindruck ist nicht zu widerlegen. Es ist ein Fakt.
Recht ist zu einer Ware verkommen.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#1574746) Verfasst am: 21.11.2010, 20:50 Titel: Re: Geheime Verständigungen von Anwälten - eine Legende? |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | Recht ist zu einer Ware verkommen. |
Recht war mal was anderes als 'ne Ware?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1574748) Verfasst am: 21.11.2010, 20:52 Titel: Re: Geheime Verständigungen von Anwälten - eine Legende? |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Baldur hat folgendes geschrieben: | Recht ist zu einer Ware verkommen. |
Recht war mal was anderes als 'ne Ware? |
Im Kapitalismus ist alles Ware...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Ilmor auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 13.12.2008 Beiträge: 7151
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(#1574754) Verfasst am: 21.11.2010, 20:59 Titel: |
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Ist das die Kommunistenecke?
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1574761) Verfasst am: 21.11.2010, 21:09 Titel: |
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Ilmor hat folgendes geschrieben: | Ist das die Kommunistenecke? |
Ne, Faschos und andere Idioten sind hier auch eingeladen, teilzunehmen...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1574780) Verfasst am: 21.11.2010, 21:52 Titel: |
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Zur Ausgangsfrage: Ich glaube eigentlich nicht, dass solche Geheimzeichen in Dokumeten heute noch nötig oder üblich sind. Da es heute Telefon und Internet und Saunaclubs gibt, braucht man solche Geheimzeichen nicht mehr und kann sich direkt darüber absprechen und verständigen.
Allerdings ist es gut möglich, dass in namhaften Kanzleien usw. die wichtigen Mitarbeiter in diese Feinheiten noch eingewiesen werden.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#1574794) Verfasst am: 21.11.2010, 22:08 Titel: Re: Geheime Verständigungen von Anwälten - eine Legende? |
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Im Ostblock war Recht auch nichts anderes als 'ne Ware.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Fuxing grösstenteils harmlos
Anmeldungsdatum: 07.05.2008 Beiträge: 1691
Wohnort: Ankh Morpork
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(#1574811) Verfasst am: 21.11.2010, 23:01 Titel: |
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Gibt es überhaupt irgendeine Branche, in der es keine illegalen oder wenigstens fragwürdigen Absprachen gibt?
Warum sollten Juristen da anders oder besser gestrickt sein als z.B. Dachdecker?
Das diese Absprachen allerdings ein großflächiges Sytem hätten, bezweifle ich stark ohne entsprechende Belege.
Es sollte allerdings im Bereich des menschlich üblichen liegen, wenn sich 2 Juristen, die sich z.B. aus dem Studium oder sonstwoher kennen, auf dem Gang des Gerichts oder auch privat über einen aktuellen Fall besprechen und ohne das Wissen ihrer Mandanten ggf. eine Strategie vereinbaren.
Solange das nicht zum grossen Schaden der Mandanten führt, sehe ich da auch kein Problem.
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Naastika RL rulez<->auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.11.2003 Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen
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(#1575088) Verfasst am: 22.11.2010, 14:51 Titel: |
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Fuxing hat folgendes geschrieben: | Gibt es überhaupt irgendeine Branche, in der es keine illegalen oder wenigstens fragwürdigen Absprachen gibt?
Warum sollten Juristen da anders oder besser gestrickt sein als z.B. Dachdecker?
Das diese Absprachen allerdings ein großflächiges Sytem hätten, bezweifle ich stark ohne entsprechende Belege.
Es sollte allerdings im Bereich des menschlich üblichen liegen, wenn sich 2 Juristen, die sich z.B. aus dem Studium oder sonstwoher kennen, auf dem Gang des Gerichts oder auch privat über einen aktuellen Fall besprechen und ohne das Wissen ihrer Mandanten ggf. eine Strategie vereinbaren.
Solange das nicht zum grossen Schaden der Mandanten führt, sehe ich da auch kein Problem. |
Na, endlich ein Post mit zumindest Anzeichen von gesundem Menschenverstand...
Also, falls, aber nur falls!!, hier jemand Interesse an tatsächlichen Erfahrungen einer Rechtsanwältin mit ca. 10 Jahren Berufserfahrung hätte, dann würde die Unterzeichnende dieser Person wie folgt mitteilen:
Rechtsanwälte sind gesetzlich verpflichtet, Mandaten zeitnah Abschriften aller Schriftstücke zukommen zu lassen, die sie in der Sache erhalten oder verfasst haben.
Sie haben ferner den Inhalt der zu verfassenden Schritsätze im Vorfeld mit den Mandanten zu besprechen.
Sollte der Anwalt sich an die gesetzlichen Vorgaben nicht halten, dann ist die Telefonnummer der zuständigen Rechtsanwaltskammer problemlos im Netz zu finden. Sollte einem Mandanten in Folge des Handelns (oder Nichthandelns, z.B. Verjährung....) tatsächlich ein finanzieller Schaden entstanden sein, so ist jeder Anwalt haftpflichtversichert.
Und sonst: Ein Gespräch mit dem Anwalt, am besten ein zuvor per Mail verabedeter Telefontermin, dürften schnell Klarkheit schaffen.
Und, sry, Telliamed aber: "Bei der Unterschrift zum Beispiel ein Punkt auf dem "i", und es wurde ganz anders verfahren, als dem Klienten erzählt wurde. Dem Rechtsuchenden wurde sonstwas erzählt. Insgeheim aber verabredeten die Anwälte, ihn im Ungewissen, eine Weile zappeln zu lassen, und dann wäre er am Schluß noch dankbar für die Lösung. Die Anwälte der gegnerischen Seite zählten derweilen vergnügt ihre Honorare. Alle Beteiligten hätten eigentlich zufrieden sein können - indes ging der Betrogene mit großen Verlusten aus der Sache heraus."
Ist mir irgendwie unverständlich und riecht nach Verschwörungsgeschichten....
Kläre den Vorgang über die vorgeschlagenen Institutionen.....
A., *zurückandiearbeite!!"
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Dr. Benchmark Radikal-Liberalist
Anmeldungsdatum: 09.08.2006 Beiträge: 1288
Wohnort: Bayern
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(#1575670) Verfasst am: 23.11.2010, 14:04 Titel: Re: Geheime Verständigungen von Anwälten - eine Legende? |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Im Ostblock war Recht auch nichts anderes als 'ne Ware. |
...und zwar eine knappe.
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