Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Nav Gast
|
|
Nach oben |
|
 |
Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
|
(#158441) Verfasst am: 29.07.2004, 23:41 Titel: |
|
|
Nav hat folgendes geschrieben: | Die sollen in die EU??? |
Warum nicht?
Sie haben aber noch einen langen Weg von Reformen vor sich, würde ich sagen...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158449) Verfasst am: 30.07.2004, 00:22 Titel: |
|
|
immerhin ist der fall noch nicht rechtskräftig und derzeit stehen die justizorgane selbst, die diese sauereien veranstaltet haben, vor gericht.
während ein bereits in die EU integriertes land - allerdings nur unter dem deckmantel "deutschland" - wie bayern minderjährige in die türkei abschieben konnte, ohne daß die deutsche justiz irgendwelche hebel davorgeschoben hat.
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158450) Verfasst am: 30.07.2004, 00:26 Titel: |
|
|
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Nav hat folgendes geschrieben: | Die sollen in die EU??? |
Warum nicht?
Sie haben aber noch einen langen Weg von Reformen vor sich, würde ich sagen...  |
ja.
doch gibt es einen kleinen unterschied zu D (über AT kann ich mangels wissens nichts sagen):
in TR werden seit machtantritt der neuen regierung reformen in angriff genommen, die diesen namen auch verdient haben.
ein gleiches läßt sich von D nicht behaupten. hier sind seit geraumer zeit nur noch deformen zu beobachten, nach dem motto "enteignet die proleten".
|
|
Nach oben |
|
 |
Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
|
(#158475) Verfasst am: 30.07.2004, 01:20 Titel: |
|
|
frajo hat folgendes geschrieben: |
ein gleiches läßt sich von D nicht behaupten. hier sind seit geraumer zeit nur noch deformen zu beobachten, nach dem motto "enteignet die proleten". |
Während große Teile der weniger entwickelten Länder langsam aber doch stetig vorwärts schreiten, scheinen hier eher die Reaktionären am Zug zu sein.
Ständig werden Geschreie laut, nach härteren "Strafen", nach einem Gottesbezug, nach mehr "Religionsfreiheit"(aus konservativer Sicht, dh.: Schächten, Kreuze überall aufhängen usw...) nach einer finanziellen Benachteiligung der Kinderlosen, indirekt sogar nach der Verdrängung der Frauen von ihren Jobs...
Andererseits gibt es auch Ausserhalb Europas und der USA starke konservative Tendenzen.
Schließlich wurde in Saudi Arabien die Todesstrafe, entgegen der allgemeinen, weltweiten Tendenz, auf Drogenkriminalität ausgeweitet und ihre Anwendung häufiger praktiziert. Aber man denkt dort bis heute kaum daran, die Todesstrafe auf Gotteslästerung, oder Hexerei abzuschaffen. In Europa wird dieser Mist wiederum als "Kultur" verharmlosst. Siehe www.todesstrafe.de
Oder was mich immer wieder überrascht, ist, dass Singapur immer wieder als ein Rechtsstaat dargestellt wird.
auswärtiges Amt hat folgendes geschrieben: | Der Strafenkatalog (der z.T. seit der Kolonialzeit Bestand hat) unterscheidet sich stark von dem europäischer Länder, z. B. durch:
- Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe;
- Anwendung der Prügelstrafe;
- harte Strafen auch für nach deutschen Maßstäben minder schwerwiegende Drogenvergehen;
- Freiheitsentzug ohne richterliche Kontrolle bis zu (sukzessive) mehreren Jahren, wenn der Betroffene eine Gefahr für die Staatssicherheit darstellt (Internal Security Act);
- Strafverfolgung gleichgeschlechtlicher Beziehungen;
- Strafbarkeit von Wehrdienstverweigerung.
|
Also wenn das ein Rechtsstaat sein soll, dann habe ich das politische ABC nicht verstanden...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158478) Verfasst am: 30.07.2004, 01:34 Titel: |
|
|
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Oder was mich immer wieder überrascht, ist, dass Singapur immer wieder als ein Rechtsstaat dargestellt wird. |
es gehört halt zum "westlichen lager".
Zitat: | auswärtiges Amt hat folgendes geschrieben: | Der Strafenkatalog (der z.T. seit der Kolonialzeit Bestand hat) unterscheidet sich stark von dem europäischer Länder, z. B. durch:
- Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe;
- Anwendung der Prügelstrafe;
- harte Strafen auch für nach deutschen Maßstäben minder schwerwiegende Drogenvergehen;
- Freiheitsentzug ohne richterliche Kontrolle bis zu (sukzessive) mehreren Jahren, wenn der Betroffene eine Gefahr für die Staatssicherheit darstellt (Internal Security Act);
- Strafverfolgung gleichgeschlechtlicher Beziehungen;
- Strafbarkeit von Wehrdienstverweigerung.
|
|
wobei der punkt 4 dieser liste in D bereits zielstrebig in angriff genommen wird:
die sog. sicherheitsverwahrung - also die euphemisierende bezeichung für "lebenslänglich" - soll nach willen einer "großen koalition" von hardlinern aller parteien auch dann angeordnet werden können, wenn dies nicht im urteil stand.
|
|
Nach oben |
|
 |
Encantado registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2004 Beiträge: 61
Wohnort: Österreich
|
(#158499) Verfasst am: 30.07.2004, 07:45 Titel: Demokratie im Werden |
|
|
Gegen einen prinzipiellen Beitritt der Türkei aus rassistischen oder religiösen Gründen zu sein liegt mir fern. Doch sehe ich einige Probleme mit denen die Türkei zu kämpfen hat, weshalb mir ein EU-Beitritt in der jetzigen Verfassung des Landes unmöglich erscheint.
So ist das Land zwar formell eine Demokratie, jedoch scheint diese Erkenntnis noch nicht weit genug ins Volksgedächtnis eingedrungen zu sein. Hier herrscht – wie nicht anders zu erwarten – eine starke Divergenz zwischen Stadt & Land, West & Ost. Kann man z.B. Istanbul nach Aussage meines türkischstämmigen Arbeitskollegen aus nicht nur struktureller sondern auch freiheitlicher Sicht mit Wien vergleichen, so erwartet einen fern von Infrastruktur und Staatsgewalt eine archaische, in unseren Augen barbarische Gesellschaftsordnung in der Scharia und Sippengesetz vorherrschen (Kurdengebiete).
Weiters nimmt die Türkei die Rolle eines Bollwerks (s.o.) zwischen christlichem Abendland und islamischem Orient ein, wodurch Konflikte automatisch vorprogrammiert sind.
Von den stark konservativen Richtungen auch und vor allem in der Politik will ich gar nicht erst anfangen, obwohl es uns in Europa auch nicht besser ergeht...
[Kritik an meinen Ausführungen ist herzlich willkommen ]
_________________ "Die wichtigste Lehre aus der Geschichte ist, daß der Mensch nicht sehr viel aus der Geschichte lernt." - Aldous Huxley
|
|
Nach oben |
|
 |
Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
|
(#158502) Verfasst am: 30.07.2004, 08:15 Titel: |
|
|
Ich bin der Meinung, daß eine in Aussicht gestellte Aufnahme (beschlossen ist die ja nicht, von "sollen" kann also keine Rede sein) in die EU eher geeignet ist, einen Reformprozeß in der Türkei zu befördern als ein dauernder Ausschluß.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158506) Verfasst am: 30.07.2004, 08:22 Titel: Re: Demokratie im Werden |
|
|
Encantado hat folgendes geschrieben: | Kann man z.B. Istanbul nach Aussage meines türkischstämmigen Arbeitskollegen aus nicht nur struktureller sondern auch freiheitlicher Sicht mit Wien vergleichen, |
ok, der mann ist offensichtlich gut informiert - über instanbul. kommt er von dort?
Zitat: | so erwartet einen fern von Infrastruktur und Staatsgewalt eine archaische, in unseren Augen barbarische Gesellschaftsordnung in der Scharia und Sippengesetz vorherrschen (Kurdengebiete). |
ok, der mann hat offensichtlich keine ahnung von den östlichen gegenden oder ist ein mit vorurteilen vollgepumpter kurdenfresser.
besuch doch einfach mal das nächste newroz-fest und sprich mit einem gebildeten kurden.
Zitat: | Weiters nimmt die Türkei die Rolle eines Bollwerks (s.o.) zwischen christlichem Abendland und islamischem Orient ein, wodurch Konflikte automatisch vorprogrammiert sind. |
spanien, malta, italien sind nach dieser lesart bollwerke gegen das islamische nordafrika. sollen sie jetzt raus aus der EU?
Zitat: | Von den stark konservativen Richtungen auch und vor allem in der Politik will ich gar nicht erst anfangen, obwohl es uns in Europa auch nicht besser ergeht. |
immerhin war die wahl erdogans ein in stammeuropa nie vorgekommener politischer erdrutsch, bei dem die gesamte politschickeria und -mafia, die vorher abgesahnt hat, in die politische wüste geschickt wurde.
es fällt mir schwer, ein solches spektakel als "konservativ" zu bezeichnen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
|
(#158512) Verfasst am: 30.07.2004, 08:59 Titel: Re: Die sollen in die EU??? |
|
|
Nav hat folgendes geschrieben: | Die sollen in die EU???
|
kurze Frage- kurze Antwort: Nein sollen sie nicht
Es geht ja vorallem ums Können und nicht ums Wollen. Halte es für verwerflich der Türkei was vorzumachen, das wird sich IMO noch rächen.
_________________ Storm by Tim Minchin
|
|
Nach oben |
|
 |
nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
|
(#158520) Verfasst am: 30.07.2004, 09:12 Titel: |
|
|
Kossuth hat folgendes geschrieben: |
auswärtiges Amt hat folgendes geschrieben: | Der Strafenkatalog (der z.T. seit der Kolonialzeit Bestand hat) unterscheidet sich stark von dem europäischer Länder, z. B. durch:
- Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe;
- Anwendung der Prügelstrafe;
- harte Strafen auch für nach deutschen Maßstäben minder schwerwiegende Drogenvergehen;
- Freiheitsentzug ohne richterliche Kontrolle bis zu (sukzessive) mehreren Jahren, wenn der Betroffene eine Gefahr für die Staatssicherheit darstellt (Internal Security Act);
- Strafverfolgung gleichgeschlechtlicher Beziehungen;
- Strafbarkeit von Wehrdienstverweigerung.
|
Also wenn das ein Rechtsstaat sein soll, dann habe ich das politische ABC nicht verstanden...  |
zwangsdienstverweigerung ist auch in deutschland strafbar. das ist also ein ziemlicher hohn, wenn sie ihnen das vorwerfen.
und zum thema:
ich weiss gar nicht was ihr habt. auch in anderen ländern gibt es bestrebungen kinder schon mit 12 bestrafen zu können bzw. es geht schon. auf räuberische erpressung stehen auch bei uns 10 jahre oder? und in anderen ländern sicher auch mehr. sind die kids doch selber schuld, dass sie zu doof sind eine richtige summe zu fordern
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
-
den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
|
|
Nach oben |
|
 |
Encantado registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2004 Beiträge: 61
Wohnort: Österreich
|
(#158576) Verfasst am: 30.07.2004, 10:08 Titel: Nachtrag: Demokratie im Werden |
|
|
frajo hat folgendes geschrieben: | Encantado hat folgendes geschrieben: | Kann man z.B. Istanbul nach Aussage meines türkischstämmigen Arbeitskollegen aus nicht nur struktureller sondern auch freiheitlicher Sicht mit Wien vergleichen, |
ok, der mann ist offensichtlich gut informiert - über instanbul. kommt er von dort?. |
Er ist selbst Kurde und in einem solchen Gebiet aufgewachsen. In Istanbul hat er dann lange zeit gearbeitet, bevor ihn ein Verwandter nach Österreich geholt hat, wo er nun schon 20 Jahre lang lebt.
/Edit: Er fährt auch regelmäßig runter seine Familie besuchen. Das letzte mal vor 4 Wochen. Er blieb dann 3 Wochen und ist letzten Samstag wieder nach Hause gekommen.
frajo hat folgendes geschrieben: | Encantado hat folgendes geschrieben: | so erwartet einen fern von Infrastruktur und Staatsgewalt eine archaische, in unseren Augen barbarische Gesellschaftsordnung in der Scharia und Sippengesetz vorherrschen (Kurdengebiete). |
ok, der mann hat offensichtlich keine ahnung von den östlichen gegenden oder ist ein mit vorurteilen vollgepumpter kurdenfresser.
besuch doch einfach mal das nächste newroz-fest und sprich mit einem gebildeten kurden. |
Ok, ich wusste dass ich mit "Kurdengebiete" ein großes Risiko eingegangen bin, da ich nicht gerade DER Türkeikenner bin. Ich habe aber auf keinen Fall beabsichtigt Kurden pauschalisierend als barbarische Unholde abzutun, Sorry.
Was ich eigentlich damit sagen wollte ist, dass es in der Türkei große Gebiete gibt, welche sich dem Rechtsstaat entziehen und wenig Verständnis für Demokratie und Freiheitlichkeit zeigen
frajo hat folgendes geschrieben: | Encantado hat folgendes geschrieben: | Weiters nimmt die Türkei die Rolle eines Bollwerks (s.o.) zwischen christlichem Abendland und islamischem Orient ein, wodurch Konflikte automatisch vorprogrammiert sind. |
spanien, malta, italien sind nach dieser lesart bollwerke gegen das islamische nordafrika. sollen sie jetzt raus aus der EU? |
Jein, die von dir genannten Länder sind durch das Mittelmeer von Nicht-EU-Staaten abgegrenzt, während die Türkei direkt an Länder wie den Iran und Irak angrenzt, was ihm den Status eines "Bollwerks" einbringt. Auch in kultureller Hinsicht, da Spanien, Italien und Malta christliche Länder sind, während die Türkei zwar islamisch aber von "westlichen Werten" durchtränkt ist.
Außerdem habe ich nicht behauptet, dass dies ein Grund wäre der Türkei den Beitritt zur EU zu verwähren, sondern nur der Demokratisierung der Türkei im Weg steht, welche in meinen Augen Voraussetzung für eine Aufnahme in die EU ist.
frajo hat folgendes geschrieben: | Encantado hat folgendes geschrieben: | Von den stark konservativen Richtungen auch und vor allem in der Politik will ich gar nicht erst anfangen, obwohl es uns in Europa auch nicht besser ergeht. |
immerhin war die wahl erdogans ein in stammeuropa nie vorgekommener politischer erdrutsch, bei dem die gesamte politschickeria und -mafia, die vorher abgesahnt hat, in die politische wüste geschickt wurde.
es fällt mir schwer, ein solches spektakel als "konservativ" zu bezeichnen. |
Touche, ich gebe mich geschlagen.
Wenn ich mir diesen Satz jetzt noch mal durchlese, erkenne ich erst wie vorurteilsbehaftet er ist: Islamisch = Konservativ. Bitte entschuldige meine Blauäugigkeit
_________________ "Die wichtigste Lehre aus der Geschichte ist, daß der Mensch nicht sehr viel aus der Geschichte lernt." - Aldous Huxley
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158598) Verfasst am: 30.07.2004, 10:36 Titel: Re: Nachtrag: Demokratie im Werden |
|
|
Encantado hat folgendes geschrieben: | frajo hat folgendes geschrieben: | Encantado hat folgendes geschrieben: | Kann man z.B. Istanbul nach Aussage meines türkischstämmigen Arbeitskollegen aus nicht nur struktureller sondern auch freiheitlicher Sicht mit Wien vergleichen, |
ok, der mann ist offensichtlich gut informiert - über instanbul. kommt er von dort?. |
Er ist selbst Kurde und in einem solchen Gebiet aufgewachsen. In Istanbul hat er dann lange zeit gearbeitet, bevor ihn ein Verwandter nach Österreich geholt hat, wo er nun schon 20 Jahre lang lebt.
/Edit: Er fährt auch regelmäßig runter seine Familie besuchen. Das letzte mal vor 4 Wochen. Er blieb dann 3 Wochen und ist letzten Samstag wieder nach Hause gekommen. |
ok, das muß ich zur kenntnis nehmen. ich weiß zwar, daß gerade die kurden in mehrere sich z.t. auch bekriegende fraktionen zersplittert sind, aber daß einer von ihnen so pauschal über "die kurden" herzieht, habe ich noch nicht erlebt.
Zitat: | Was ich eigentlich damit sagen wollte ist, dass es in der Türkei große Gebiete gibt, welche sich dem Rechtsstaat entziehen und wenig Verständnis für Demokratie und Freiheitlichkeit zeigen |
vermutlich meinst du damit das, was ich als "politische rückständigkeit" bezeichnen würde. und davon sind die östlichen gebiete der türkei in der tat betroffen. das kann man allerdings kaum den dort lebenden leuten zum vorwurf machen. eher schon den türkischen regierungen vor erdogan, die alles kurdische systematisch unterdrückt haben. nicht einmal das wort "kurde" war erlaubt; es mußte "bergtürke" heißen.
Zitat: | frajo hat folgendes geschrieben: | Encantado hat folgendes geschrieben: | Weiters nimmt die Türkei die Rolle eines Bollwerks (s.o.) zwischen christlichem Abendland und islamischem Orient ein, wodurch Konflikte automatisch vorprogrammiert sind. |
spanien, malta, italien sind nach dieser lesart bollwerke gegen das islamische nordafrika. sollen sie jetzt raus aus der EU? |
Jein, die von dir genannten Länder sind durch das Mittelmeer von Nicht-EU-Staaten abgegrenzt, während die Türkei direkt an Länder wie den Iran und Irak angrenzt, was ihm den Status eines "Bollwerks" einbringt. |
ich denke, die geologischen gegebenheiten im kurdischen raum sind mindestens genauso vertrackt wie die wasser des mittelmeers. eher noch schwieriger zu überwinden. gebirge sind klassische rückzugsgebiete, jedcch niemals durchzugsgebiete.
und warum sollte dann das katholische polen rein, das unmittelbar an unübersehbare landmassen mit orthodoxer bevölkerungsmehrheit grenzt?
Zitat: | Auch in kultureller Hinsicht, da Spanien, Italien und Malta christliche Länder sind, während die Türkei zwar islamisch aber von "westlichen Werten" durchtränkt ist. |
und D sich anschickt, sich mit atatürkschen werten wie dem kopftuchverbot zu durchtränken.
Zitat: | Außerdem habe ich nicht behauptet, dass dies ein Grund wäre der Türkei den Beitritt zur EU zu verwähren, sondern nur der Demokratisierung der Türkei im Weg steht, welche in meinen Augen Voraussetzung für eine Aufnahme in die EU ist. |
das sehe ich genauso. und ebendeshalb sind in TR derzeit allergrößte anstrengungen zu vermelden, den EU-kriterien gerecht zu werden.
mithin ist die aussicht auf eine aufnahme der beste motivator für demokratische reformen.
übrigens ist die angepeilte aufnahme der TR in die EU keineswegs ein einbahnstraßengeschäft. sollte nämlich - aus welchen gründen auch immer - dieses ziel verfehlt werden, so steht nicht nur der türkei eine wirtschaftliche katastrophe ins haus, sondern die EU darf sich dann mit all den damit verknüpften problemen herumschlagen, inklusiver einer dann in der tat sich rechtsradikalisierenden, fundamentalisierenden gesellschaft.
|
|
Nach oben |
|
 |
kamelpeitsche Weapon of Mass Discussion
Anmeldungsdatum: 15.11.2003 Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor
|
(#158766) Verfasst am: 30.07.2004, 15:00 Titel: |
|
|
frajo hat folgendes geschrieben: | ok, das muß ich zur kenntnis nehmen. ich weiß zwar, daß gerade die kurden in mehrere sich z.t. auch bekriegende fraktionen zersplittert sind, aber daß einer von ihnen so pauschal über "die kurden" herzieht, habe ich noch nicht erlebt. |
Die Aussage mit den zersplitterten Kurden stimmt zwar, so wie du sie geschrieben hast, wird mE aber nicht klar, dass die konservativen Hardliner im Kurdengebiet ganz klar mehr Macht haben. Jeder einigermaßen gebildete Kurde in Deutschland wird dir das bestaetigen koennen. (Jedenfalls bilde ich mir ein, das auf Grund meiner eigenen mannigfaltigen Erfahrungen behaupten zu koennen) Die Frage nach den Gruenden fuer diese Entwicklung ist eine andere. Hier ist es auf keinen Fall richtig, den Kurden die (alleinige) Schuld zuzuschieben.
_________________ "Was immer jeder Einzelne mitbringen will an Prägung oder Anderssein - einem kollektiven Imperativ enzieht es sich mit Sicherheit"
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#158770) Verfasst am: 30.07.2004, 15:13 Titel: |
|
|
Ich bin dafür aus folgenden Arten von gründen:
kulturell: Die Kultur der Türkei ist jahrtausende alt und umfasst Werke und Denkweisen, die einen angenehm frischen Wind ins überalterte, kulturell im kern erstarrte Europa bringen können.
religiös: Die Türkei ist der Staat mit der striktesten (in-juro)-trennung von Kirche und Staat der Welt
politisch: Die Türkei ist die dmeokratischste unter den islamischen Nationen. Eine wirtschaftliche Sträkung der Türkei kann sihc positiv auf die angrenzenden arabischen Länder auswirken
strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann
wirtschaftlich: Die Türkei ist (wenn auch in geringen mengen) Erdölexporteur
touristisch: Freier Fremdenverkehr in die Türkei. Stichwort Riviera
Reformvorschläge: Kurdistan müsste autonom werden. Dürfte aber nicht so schnell durchzusetzen sein.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
|
|
Nach oben |
|
 |
Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
|
(#158783) Verfasst am: 30.07.2004, 15:30 Titel: |
|
|
Zitat: | kulturell: Die Kultur der Türkei ist jahrtausende alt und umfasst Werke und Denkweisen, die einen angenehm frischen Wind ins überalterte, kulturell im kern erstarrte Europa bringen können.
|
Die Kultur Europas ist jahrtausende alt und umfasst Werke und Denkweisen, die einen angenehm frischen Wind in die überalterte, kulturell im kern erstarrte Türkei bringen können.
Zitat: | religiös: Die Türkei ist der Staat mit der striktesten (in-juro)-trennung von Kirche und Staat der Welt |
Papier ist geduldig - aber wie siehts in der Praxis aus?
Zitat: | strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann
|
es ist ein Vorteil nah an Krisengebieten zu sein? schon von der Beistandpflicht gehört?
Und die Zeiten dass sich beide Kriegsparteien vorher ein abgelegnes Schlachtfeld ausmachen sind auch vorbei
Zitat: | wirtschaftlich: Die Türkei ist (wenn auch in geringen mengen) Erdölexporteur |
Österreich auch aber bei der Türkei ist der Rest der Wirtschaft sehr äää aufholbedürftig hab meine Zweifel das sich das ausgleicht
Zitat: | touristisch: Freier Fremdenverkehr in die Türkei. Stichwort Riviera |
Griechenland ist eh schöner (soweit kommts noch dass ich dir beim letzten Punkt zustimme )
_________________ Storm by Tim Minchin
|
|
Nach oben |
|
 |
nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
|
(#158784) Verfasst am: 30.07.2004, 15:30 Titel: |
|
|
Shadaik hat folgendes geschrieben: |
strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann
|
also als schlachtfeld wie deutschland es für die amis und russen dargestellt hätte???
das meinst du jetzt zynisch hoffe ich
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
-
den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#158791) Verfasst am: 30.07.2004, 15:36 Titel: |
|
|
nickchanger hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: |
strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann
|
also als schlachtfeld wie deutschland es für die amis und russen dargestellt hätte???
das meinst du jetzt zynisch hoffe ich  |
Keineswegs.
Es ist militärisch wie human eben besser, wenn ein Krieg in einem unbewohnten oder wenig bewohnten Steppengebiet als mitten im dicht besiedelten Ruhrgebiet Zentraleuropa stattfindet.
es geht hier nur um Minimierung des Kollateralschadenpotenzials.
Die Türkei soll ja dabei möglichst nicht draufgehen.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#158794) Verfasst am: 30.07.2004, 15:41 Titel: |
|
|
Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Zitat: | kulturell: Die Kultur der Türkei ist jahrtausende alt und umfasst Werke und Denkweisen, die einen angenehm frischen Wind ins überalterte, kulturell im kern erstarrte Europa bringen können.
|
Die Kultur Europas ist jahrtausende alt und umfasst Werke und Denkweisen, die einen angenehm frischen Wind in die überalterte, kulturell im kern erstarrte Türkei bringen können.
|
Ist doch schön, es nützt also sogar gegenseitig was.
Zitat: | Zitat: | religiös: Die Türkei ist der Staat mit der striktesten (in-juro)-trennung von Kirche und Staat der Welt |
Papier ist geduldig - aber wie siehts in der Praxis aus? |
das ist das problem. Allerdings auch in vielen EU-Staaten.
Zitat: | Zitat: | strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann
|
es ist ein Vorteil nah an Krisengebieten zu sein? schon von der Beistandpflicht gehört? |
Ja. Ich spreche nicht vom Krieg selber sondenr von der möglichen Minimierung von potenziellen zivilen Opferzahlen.
Zitat: | Und die Zeiten dass sich beide Kriegsparteien vorher ein abgelegnes Schlachtfeld ausmachen sind auch vorbei |
Die Türkei ist für die Nahoststaaten keineswegs abgelegen. Grade die Wüstenregionen liegen ja näher am nahen Osten als die stärker besiedelten teile der Türkei.
Zitat: | Zitat: | wirtschaftlich: Die Türkei ist (wenn auch in geringen mengen) Erdölexporteur |
Österreich auch aber bei der Türkei ist der Rest der Wirtschaft sehr äää aufholbedürftig hab meine Zweifel das sich das ausgleicht |
Wenn wir die Agrarsubventionen streichen haben wir genug Geld.
damit kämen wir auch den Afrikanern entgegen, die genau das fordern.
Zitat: | Zitat: | touristisch: Freier Fremdenverkehr in die Türkei. Stichwort Riviera |
Griechenland ist eh schöner (soweit kommts noch dass ich dir beim letzten Punkt zustimme ) |
Griechenland war ich noch nicht. Ich reise nicht in Ländern, deren nationalsprache ich nicht verstehe.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158833) Verfasst am: 30.07.2004, 16:47 Titel: |
|
|
kamelpeitsche hat folgendes geschrieben: | frajo hat folgendes geschrieben: | ok, das muß ich zur kenntnis nehmen. ich weiß zwar, daß gerade die kurden in mehrere sich z.t. auch bekriegende fraktionen zersplittert sind, aber daß einer von ihnen so pauschal über "die kurden" herzieht, habe ich noch nicht erlebt. |
Die Aussage mit den zersplitterten Kurden stimmt zwar, so wie du sie geschrieben hast, wird mE aber nicht klar, dass die konservativen Hardliner im Kurdengebiet ganz klar mehr Macht haben. |
stimmt. und zwar deshalb, weil ich darüber keinerlei aussage gemacht habe.
Zitat: | Hier ist es auf keinen Fall richtig, den Kurden die (alleinige) Schuld zuzuschieben. |
von welcher "schuld" wofür sprichst du?
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158836) Verfasst am: 30.07.2004, 16:56 Titel: |
|
|
das sind stattliche argumente.
nur zwei anmerkungen:
Shadaik hat folgendes geschrieben: | strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann |
du unterschätzt die türkei, glaube ich. immerhin haben sie zuletzt selbst massivem druck der USA widerstanden, sich an der invasion des irak zu beteiligen.
Zitat: | Reformvorschläge: Kurdistan müsste autonom werden. Dürfte aber nicht so schnell durchzusetzen sein. |
vor allem deshalb, weil davon noch mindestens vier andere länder betroffen sind.
und die tatsache, daß die irakischen kurden den US-invasoren bei der invasion halfen, fördert mit sicherheit nicht die bestrebungen für ein freies kurdistan.
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158840) Verfasst am: 30.07.2004, 17:16 Titel: |
|
|
Shadaik hat folgendes geschrieben: | Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Zitat: | touristisch: Freier Fremdenverkehr in die Türkei. Stichwort Riviera |
Griechenland ist eh schöner (soweit kommts noch dass ich dir beim letzten Punkt zustimme ) |
|
so groß sind die unterschiede wohl nicht. immerhin waren die einen jahrhundertelang (freiwillig) hellenistisch und die anderen vier jahrhunderte lang osmanisch (besetzt).
Zitat: |
Griechenland war ich noch nicht. Ich reise nicht in Ländern, deren nationalsprache ich nicht verstehe.  |
ein löblicher standpunkt.
aber es dürfte dir schwer fallen, ein dorf in GR zu finden, wo keiner deutsch versteht. damit kommst du in GR allemale besser durch als mit englisch.
nur für athen und thessaloniki gilt dieser tip eher nicht.
bei meinem ersten GR-besuch (als gewöhnlicher tourist ohne ein wort sprachkenntnisse) wurde ich noch am flughafen von einem taxifahrer in akzentfreiem deutsch "abgefangen", der uns dann auch sein neu errichtetes obergeschoß (mit dachzugang und rundum-balkon) zum verbleib anbot. für die zwei wochen hat er hinterher nur 200 DM pro nase kassiert.
|
|
Nach oben |
|
 |
Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
|
(#158842) Verfasst am: 30.07.2004, 17:24 Titel: |
|
|
Nein, sollen sie nicht.
1. Die Türkei ist kein europäisches Land. Der kleine Brückenkopf zwischen Maritza und Bosporos macht sie nicht dazu.
2. Die Türken gehören nicht zur europäischen Völkerfamilie. Sie sind weder Slawen noch Romanen noch Germanen noch Finnoungrier (heißt das so?). Sie wurzeln nicht in der griechisch-römischen Antike, nicht im Christentum (ob's uns passt oder nicht, aber das ist ein sehr wesentliches Merkmal der europäischen Völker) und nicht in der Aufklärung.
3. Die EU darf sich auf keinen Fall einen so explosiven Konflikt wie den kurdisch-türkischen ins Haus holen.
4. Die EU darf sich auf keinen Fall gemeinsame Grenzen mit dem Iran, dem Irak und Syrien leisten und damit unmittelbar in den Nahostkonflikt, genauer gesagt: in die ständige Gefahr des Krieges mit den arabischen und islamischen Ländern, verwickelt werden.
5. Die EU darf sich nicht von den USA unter Druck setzen lassen, ihren Flugzeugträger an der Südostflanke der NATO und den wichtigsten militärischen Verbündeten Israels ins Haus Europa zu holen. Das hängt eng mit Punkt 4 zusammen.
6. Die Türkei liegt seit dem Völkermord an den Armeniern, den sie bis heute leugnet, in Dauerfehde mit Armenien. Sie strebt eine innerasiatische Führungsrolle unter den von Turkvölkern besiedelten Staaten von Aserbeidschan bis zur chinesischen Grenze an. Damit tun sich Gefahrenherde vom Kaukasus bis nach Sinkiang auf, aus denen sich die EU unbedingt heraushalten muss, will sie nicht von Tschetschenien bis Tadschikistan Ärger mit Russland provozieren.
7. Ein wesentlicher Punkt zur Anheizung des Nahostkonflikts wird schon bald die Wassernot in Vorderasien sein. Die Türkei gräbt ihren Nachbarn das Wasser ab wie kein anderer Staat der Erde. Auch da müssen wir uns heraushalten.
8. Laizismus à la Atatürk hin oder her. Tatsache ist, dass weite Teile der nach Mittel- und Westeuropa eingewanderten Türken hier eine islamische Parallelgesellschaft z.T. unter dem Dach radikalislamischer Organisationen wie Millü Görüs (sicher falsch geschrieben) aufgebaut und sich als integrationsunwillig erwiesen haben. Es hat keinen Sinn, die mit einer weiteren Masseneinwanderung verbundenen Probleme aus Gründen der political correctness zu leugnen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Nav Gast
|
(#158852) Verfasst am: 30.07.2004, 18:03 Titel: |
|
|
Raphael hat folgendes geschrieben: | Nein, sollen sie nicht.
1. Die Türkei ist kein europäisches Land. Der kleine Brückenkopf zwischen Maritza und Bosporos macht sie nicht dazu.
2. Die Türken gehören nicht zur europäischen Völkerfamilie. Sie sind weder Slawen noch Romanen noch Germanen noch Finnoungrier (heißt das so?). Sie wurzeln nicht in der griechisch-römischen Antike, nicht im Christentum (ob's uns passt oder nicht, aber das ist ein sehr wesentliches Merkmal der europäischen Völker) und nicht in der Aufklärung.
3. Die EU darf sich auf keinen Fall einen so explosiven Konflikt wie den kurdisch-türkischen ins Haus holen.
4. Die EU darf sich auf keinen Fall gemeinsame Grenzen mit dem Iran, dem Irak und Syrien leisten und damit unmittelbar in den Nahostkonflikt, genauer gesagt: in die ständige Gefahr des Krieges mit den arabischen und islamischen Ländern, verwickelt werden.
5. Die EU darf sich nicht von den USA unter Druck setzen lassen, ihren Flugzeugträger an der Südostflanke der NATO und den wichtigsten militärischen Verbündeten Israels ins Haus Europa zu holen. Das hängt eng mit Punkt 4 zusammen.
6. Die Türkei liegt seit dem Völkermord an den Armeniern, den sie bis heute leugnet, in Dauerfehde mit Armenien. Sie strebt eine innerasiatische Führungsrolle unter den von Turkvölkern besiedelten Staaten von Aserbeidschan bis zur chinesischen Grenze an. Damit tun sich Gefahrenherde vom Kaukasus bis nach Sinkiang auf, aus denen sich die EU unbedingt heraushalten muss, will sie nicht von Tschetschenien bis Tadschikistan Ärger mit Russland provozieren.
7. Ein wesentlicher Punkt zur Anheizung des Nahostkonflikts wird schon bald die Wassernot in Vorderasien sein. Die Türkei gräbt ihren Nachbarn das Wasser ab wie kein anderer Staat der Erde. Auch da müssen wir uns heraushalten.
8. Laizismus à la Atatürk hin oder her. Tatsache ist, dass weite Teile der nach Mittel- und Westeuropa eingewanderten Türken hier eine islamische Parallelgesellschaft z.T. unter dem Dach radikalislamischer Organisationen wie Millü Görüs (sicher falsch geschrieben) aufgebaut und sich als integrationsunwillig erwiesen haben. Es hat keinen Sinn, die mit einer weiteren Masseneinwanderung verbundenen Probleme aus Gründen der political correctness zu leugnen. |
Selten eine so treffende Analyse gelesen. Hut ab, mein Lieber!
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#158853) Verfasst am: 30.07.2004, 18:05 Titel: |
|
|
frajo hat folgendes geschrieben: | das sind stattliche argumente.
nur zwei anmerkungen:
Shadaik hat folgendes geschrieben: | strategisch: Die Türkei ist für eine künftige EU-Armee nah an zahlreichen Krisengebieten und hat weitläufige Wüstengebiete, in denen ein Konflikt gefahrfrei von rest-Europa abgehalten werden kann |
du unterschätzt die türkei, glaube ich. immerhin haben sie zuletzt selbst massivem druck der USA widerstanden, sich an der invasion des irak zu beteiligen. |
Ich möchte dies weiter ausführen: Die Türkei wird im Falle eines sich nach Europa ausbreitenden Nahostkrieges ohnehin Teil des kriegsgebietes.
Ich bin in keinem Fall dafür, das kriegsgebiet aktiv in die Türkei zu verlegen.
Anders sieht es aus, wenn man einen Krieg, der ohnehin die Türkei erfasst mit gebündelten europäischen Kräften dort halten kann und eine weitere Ausbreitung des Konflikts verhindert.
Wobei mir grade auffällt, dass die Türkei ja sowieso NATO-MItglied ist.
Was Kurdistan betrifft, stimme ich dir zu.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158855) Verfasst am: 30.07.2004, 18:08 Titel: |
|
|
Raphael hat folgendes geschrieben: | Nein, sollen sie nicht.
1. Die Türkei ist kein europäisches Land. Der kleine Brückenkopf zwischen Maritza und Bosporos macht sie nicht dazu. |
stimmt.
du übersiehst jedoch, daß die EU sich keineswegs als geographisches gebilde definiert. d.h. die namensgebung ist mehr oder weniger sinnvoll, aber mitnichten eine verpflichtung.
Zitat: | 2. Die Türken gehören nicht zur europäischen Völkerfamilie. Sie sind weder Slawen noch Romanen noch Germanen noch Finnoungrier (heißt das so?). Sie wurzeln nicht in der griechisch-römischen Antike, nicht im Christentum (ob's uns passt oder nicht, aber das ist ein sehr wesentliches Merkmal der europäischen Völker) und nicht in der Aufklärung. |
stimmt.
du übersiehst jedoch, daß die EU sich keineswegs als linguistisches, ethnisches, religiöses oder gar aufklärerisches projekt definiert. ansonsten hätten länder wie GB, polen oder malta wenig in der EU zu suchen.
Zitat: | 3. Die EU darf sich auf keinen Fall einen so explosiven Konflikt wie den kurdisch-türkischen ins Haus holen. |
die "explosiven" zeiten sind vorbei, zumindest, was das gebiet der türkei betrifft.
die aktuellen krisenherde liegen dank gewisser maßnahmen vor allem der USA und GBs vor allem im irak.
Zitat: | 4. Die EU darf sich auf keinen Fall gemeinsame Grenzen mit dem Iran, dem Irak und Syrien leisten und damit unmittelbar in den Nahostkonflikt, genauer gesagt: in die ständige Gefahr des Krieges mit den arabischen und islamischen Ländern, verwickelt werden. |
das ist eine hypothese.
dazu gäbe es die alternative hypothese, daß gemeinsame grenzen auch gemeinsame interessen sowie eine art kooperation zu fördern imstande sind.
gibt es irgendwelche daten & fakten, die nahelegen, daß hypothese 1 die realistischere sei?
Zitat: | 5. Die EU darf sich nicht von den USA unter Druck setzen lassen, ihren Flugzeugträger an der Südostflanke der NATO und den wichtigsten militärischen Verbündeten Israels ins Haus Europa zu holen. Das hängt eng mit Punkt 4 zusammen. |
die TR will - spätestens seit erdogan - nichts lieber, als die amerikanischen "freunde" loswerden. dazu brauchen sie aber eine rückendeckung, die stabil genug ist, diesen "freunden" paroli zu bieten.
Zitat: | 6. Die Türkei liegt seit dem Völkermord an den Armeniern, den sie bis heute leugnet, in Dauerfehde mit Armenien. |
es ist richtig, daß die TR noch einiges an ihrer offiziellen geschichtsschreibung - ganz besonders zum punkt dieses genozids - aufzuarbeiten hat.
es ist aber nicht richtig, das verhältnis zwischen der TR und armenien in den letzten 80 jahren als "dauerfehde" zu bezeichnen. das suggeriert falsche assoziationen.
Zitat: | Sie strebt eine innerasiatische Führungsrolle unter den von Turkvölkern besiedelten Staaten von Aserbeidschan bis zur chinesischen Grenze an. |
eine wirtschaftliche "führungsrolle", wohlgemerkt.
was ist daran frevelhaft? daß sie damit etwas anstrebt, was allein den teutonen zusteht?
Zitat: | Damit tun sich Gefahrenherde vom Kaukasus bis nach Sinkiang auf, aus denen sich die EU unbedingt heraushalten muss, will sie nicht von Tschetschenien bis Tadschikistan Ärger mit Russland provozieren. |
welcher art sollte dieser "ärger" sein?
daß die kreml-führung sich demnächst wieder einen chef ohne deutsch-kenntnisse ausguckt?
Zitat: | 7. Ein wesentlicher Punkt zur Anheizung des Nahostkonflikts wird schon bald die Wassernot in Vorderasien sein. Die Türkei gräbt ihren Nachbarn das Wasser ab wie kein anderer Staat der Erde. Auch da müssen wir uns heraushalten. |
diese politik sehe ich ebenfalls als höchst problematisch an.
jedoch wird ein "heraushalten" niemandem nützen außer den unmittelbaren profiteuren.
denn "wir" sind nicht "die europäer", sondern "wir" sind "die menschen".
Zitat: | 8. Laizismus à la Atatürk hin oder her. Tatsache ist, dass weite Teile der nach Mittel- und Westeuropa eingewanderten Türken hier eine islamische Parallelgesellschaft z.T. unter dem Dach radikalislamischer Organisationen wie Millü Görüs (sicher falsch geschrieben) aufgebaut und sich als integrationsunwillig erwiesen haben. |
und wieder mal ein bourgeoises dogma aus atheistenmund.
da halte ich aber die parallelgesellschaft der deutschen bürgerschützenvereine für weitaus "weiter verbreitet" und "radikaler".
Zitat: | Es hat keinen Sinn, die mit einer weiteren Masseneinwanderung verbundenen Probleme aus Gründen der political correctness zu leugnen. |
das ist die eine hypothese.
die alternativhypothese wäre, daß mit einer integration in die EU dank der anfallenden strukturhilfemaßnahmen eine menge leute jubeln werden, endlich wieder aus diesem überaus gastfreundlichen D wegzukommen.
Zuletzt bearbeitet von frajo am 30.07.2004, 19:57, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
|
(#158856) Verfasst am: 30.07.2004, 18:09 Titel: |
|
|
Die kanarischen Inseln sind nicht europäisch, Martinique und Réunion auch nicht, über Grönland kann man streiten - sollen wir die jetzt alle aus Europa ausschließen?
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#158858) Verfasst am: 30.07.2004, 18:16 Titel: |
|
|
Raphael hat folgendes geschrieben: | Nein, sollen sie nicht.
1. Die Türkei ist kein europäisches Land. Der kleine Brückenkopf zwischen Maritza und Bosporos macht sie nicht dazu. |
Europa ist ohnehin ein Konstrukt, das sich relativ beliebig definieren lässt.
geografisch gesehen ist es nur ein Komplex von Halbinseln an der asiatischen Westküste.
Zitat: | 2. Die Türken gehören nicht zur europäischen Völkerfamilie. Sie sind weder Slawen noch Romanen noch Germanen noch Finnoungrier (heißt das so?). |
Ah, das miente ich mit "Die Definitionen sind frei". Du hast übrigens Kelten (Irland, Bretonen), Basken, Semiten (Malta), Türken (Zypern) etc. vergessen.
Zitat: | Sie wurzeln nicht in der griechisch-römischen Antike... |
Wo liegt Troja doch gleich?
Die arabischen Völker haben die griechische Kultur nach dem finsteren Mittelalter überhaupt erst wieder nach Europa gebracht! Und dabei ironischerweise die Griechen unterjocht.
Zitat: | ...nicht im Christentum (ob's uns passt oder nicht, aber das ist ein sehr wesentliches Merkmal der europäischen Völker) und nicht in der Aufklärung. |
Hier kann ich dir zustimmen.
Interessiert mich aber nicht.
Zitat: | 3. Die EU darf sich auf keinen Fall einen so explosiven Konflikt wie den kurdisch-türkischen ins Haus holen. |
Oder den spanisch-baskischen. nein warte, war es der irisch-britische? italienisch-venitische?
Ihc bin grade nicht so sicher...
Zitat: | 4. Die EU darf sich auf keinen Fall gemeinsame Grenzen mit dem Iran, dem Irak und Syrien leisten und damit unmittelbar in den Nahostkonflikt, genauer gesagt: in die ständige Gefahr des Krieges mit den arabischen und islamischen Ländern, verwickelt werden. |
Angsthase!
Im Ernst: Die EU als große, stabilisierende Kraft würde ich mir dort sehr wünschen.
Zitat: | 5. Die EU darf sich nicht von den USA unter Druck setzen lassen, ihren Flugzeugträger an der Südostflanke der NATO und den wichtigsten militärischen Verbündeten Israels ins Haus Europa zu holen. Das hängt eng mit Punkt 4 zusammen. |
Das halte ich für wichtig.
Israel könnte ja sehr leicht beitreten, sind die meisten Israelis doch europäische Auswanderer und deren Nachfahren. Ein bisschen in der Erbschuld-Kiste gegraben und schon stimmt Deutschland zu.
Zitat: | 6. Die Türkei liegt seit dem Völkermord an den Armeniern, den sie bis heute leugnet, in Dauerfehde mit Armenien. Sie strebt eine innerasiatische Führungsrolle unter den von Turkvölkern besiedelten Staaten von Aserbeidschan bis zur chinesischen Grenze an. Damit tun sich Gefahrenherde vom Kaukasus bis nach Sinkiang auf, aus denen sich die EU unbedingt heraushalten muss, will sie nicht von Tschetschenien bis Tadschikistan Ärger mit Russland provozieren. |
Das scheint mir ebenfalls ein wichtiger Punkt.
Zitat: | 7. Ein wesentlicher Punkt zur Anheizung des Nahostkonflikts wird schon bald die Wassernot in Vorderasien sein. Die Türkei gräbt ihren Nachbarn das Wasser ab wie kein anderer Staat der Erde. Auch da müssen wir uns heraushalten. |
Raushalten?
Da müssen wir eingreifen. das ist doch mal eine echte humanitäre Katastrophe.
Zitat: | 8. Laizismus à la Atatürk hin oder her. Tatsache ist, dass weite Teile der nach Mittel- und Westeuropa eingewanderten Türken hier eine islamische Parallelgesellschaft z.T. unter dem Dach radikalislamischer Organisationen wie Millü Görüs (sicher falsch geschrieben) aufgebaut und sich als integrationsunwillig erwiesen haben. Es hat keinen Sinn, die mit einer weiteren Masseneinwanderung verbundenen Probleme aus Gründen der political correctness zu leugnen. |
Stimmt. Aber was haben die türkischen Einwanderer mit einem EU-beitritt der Türkei zu tun?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
|
|
Nach oben |
|
 |
frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
|
(#158862) Verfasst am: 30.07.2004, 18:22 Titel: |
|
|
Tassilo hat folgendes geschrieben: | Die kanarischen Inseln sind nicht europäisch, Martinique und Réunion auch nicht, über Grönland kann man streiten - sollen wir die jetzt alle aus Europa ausschließen? |
und diese felsbrocken im südatlantik - ich komm gerade nicht auf den namen - weswegen GB vor einigen jahren noch seine ganzen imperialistischen register gezogen hatte und nicht zuletzt etliche der eigenen steuerzahler in den "heldentod" schickte - gehören die jetzt eigentlich auch zur EU oder wie?
Zuletzt bearbeitet von frajo am 30.07.2004, 18:36, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
|
(#158863) Verfasst am: 30.07.2004, 18:25 Titel: |
|
|
Tassilo hat folgendes geschrieben: | Die kanarischen Inseln sind nicht europäisch, Martinique und Réunion auch nicht, über Grönland kann man streiten - sollen wir die jetzt alle aus Europa ausschließen? |
Ein paar kleine Inseln (die einzige große, Grönland, gehört übrigens per Volksentscheid nicht zur EU, trotz Verbindung mit Dänemark) lassen sich nicht mit der kleinasiatischen Landmasse und ihrer 60-Millionen-Bevölkerung vergleichen. Übrigens bin ich dafür, diese Relikte der Kolonialzeit zu beenden und die letzten Kolonien unabhängig werden zu lassen, es sei denn ihre Bewohner entscheiden sich dagegen.
|
|
Nach oben |
|
 |
|