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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1598971) Verfasst am: 13.01.2011, 18:46 Titel: 2400 t konz. Schwefelsaeure in gekentertem Rheintanker |
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http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article12126864/Tankschiff-mit-Schwefelsaeure-auf-Rhein-gekentert.html
mal eben ueberlegen, nur ueberschlagsmaessig: H2SO4 hat ein molekulargewicht von 98, also sind das ca. 24 000 000 mol, reichend fuer 24 000 cbm 1-molare schwefelsaeure oder 48 000 cbm 1-normale schwefelsaeure mit einem pH-wert von 0. ich weiss nicht ganz, was ein fisch so ueberlebt, aber ich denke mal, ein pH-wert von 4 schmeckt ihm nicht wirklich. das waeren dann also 480 000 000 cbm rhein, die man mit ph 4 versehen koennte.
an der muendung fliessen duerch den rhein im mittel 2300 cbm/s. die loreley ist aber nicht die muendung - andererseits ist grad hochwasser. nehmen wir mal 2400 cbm/s an (um anschliessend ne glatte zahl rauszukriegen), dann koennen wir den rhein mit der schwefelsaeure fuer 200 000 s (gut 2 tage) so verseuchen, dass es jeden fisch umbringt.
wie schnell ist der rhein? 10 km/h? dann waeren das ca. 500 km rhein, die sich damit verseuchen lassen. (gluecklicherweise nicht dauerhaft; hinreichend verduennt ist die schwefelsaeure voellig uninteressant.)
was lernen wir daraus? wenn die schwefelsaeure langsam genug austritt (in viel mehr als 2 tagen), dann passiert recht wenig.
das allerdings erscheint kaum realistisch. denn wenn es zu einem leck kommt, dann kommt es dort zu einer ziemlich heftigen reaktion mit dem rheinwasser, was das leck moeglicherweise vergroessert. ok, vielleicht kuehlt das schnell vorbeifliessende rheinwasser schnell genug? doch, ja, koennte sein. austretende schwefelsaeure waere wohl weniger ein problem.
in die schwefelsaeure eindringendes rheinwasser dagegen koennte ziemlich uebel sein. und wenn der kahn bricht, dann will ich lieber nicht am ufer stehen, wenn die 2400 t sich mit rheinwasser vermengen.
in obigen link heisst es, der rhein koennte dort dann kochen. ich fuerchte etwas, dass das ne ziemliche untertreibung ist, denn so friedlich koecheln wie die suppe auf dem herd wuerde das wohl nicht. gaebe wohl ein nettes schauspiel, nur waer ich nicht gern der kameramann, der dann am ufer von ner salve kochender fuenfzigprozentiger schwefelsaeure getroffen wird, die grade in alle richtungen durch die gegend spritzt.
da frag ich mich, wieso das rheinufer dort noch nicht gesperrt ist. oder seh ich das zu dramatisch?
nehmen wir mal an, die 2400 t vermengen sich mit dem rheinwasser von gut 3 minuten (also 200 s statt oben angegebener 200 000 s). dann gibt das also einen pH-wert von 1 statt 4 und 500 m rhein, die so sauer (und ggf. auch heiss) sind. ein fisch ueberlebt das nicht, aber wie ist das mit schiffen?
und bei hochwasser haette ich die suppe auch noch deutlich weniger gern in meinem keller als normales rheinwasser.
nun ja, wir werden ja sehen, was passiert. noch kann man ja hoffen, dass der aus unbekannter ursache gekenterte tanker dicht bleibt.
aber irgendwie hab ich dass gefuehl, dass noch nicht jeder kapiert hat, dass schwefelsaeure zwar (zurecht) als nur schwach wassergefaehrdend eingestuft ist, diese irre menge (ca. 100 tanklastzuege!) aber doch ziemlich brisant ist.
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#1598974) Verfasst am: 13.01.2011, 18:58 Titel: |
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Es gibt derzeit kein Leck.
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1598975) Verfasst am: 13.01.2011, 19:11 Titel: Re: 2400 t konz. Schwefelsaeure in gekentertem Rheintanker |
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stimmt.
wie ich schon schrieb:
tridi hat folgendes geschrieben: | noch kann man ja hoffen, dass der aus unbekannter ursache gekenterte tanker dicht bleibt. |
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Arno Gebauer registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.01.2005 Beiträge: 698
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(#1598980) Verfasst am: 13.01.2011, 19:22 Titel: |
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Hallo, tridi,
Schwefelsäure ist sehr reaktiv.
Sie reagiert sofort mit den Wasserinhaltsstoffen, wie z. b.
den Karbonaten, Bikarbonaten, usw. und den alkalischen Stoffen im Flußbett und den
alkalischen Baustoffen von Brückenfundamenten, usw..
Die Auswirkungen Deiner Betrachtungen dürften erheblich geringer ausfallen!
Viele Grüße
Arno
_________________ Trennung von Staat und Kirche !
Die geistigen Brandstifter des Holocausts waren die Kirchen! Sie haben viele Jahrhunderte lang gegen die Juden gehetzt!
Nie mehr Zeit und Geld für reiche Kirchen!!!!
Keine Kinder mehr in Kirchenhände!
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1598991) Verfasst am: 13.01.2011, 19:58 Titel: |
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Arno Gebauer hat folgendes geschrieben: | Hallo, tridi,
Schwefelsäure ist sehr reaktiv.
Sie reagiert sofort mit den Wasserinhaltsstoffen, wie z. b.
den Karbonaten, Bikarbonaten, usw. und den alkalischen Stoffen im Flußbett und den
alkalischen Baustoffen von Brückenfundamenten, usw..
Die Auswirkungen Deiner Betrachtungen dürften erheblich geringer ausfallen!
Viele Grüße
Arno |
der rhein ist ziemlich breit und tief, dass der kontakt mit dem boden oder ein paar wenigen bruecken da viel ausrichtet, glaube ich nicht bzw. nur nach ziemlich weiter strecke. an wasserinhaltsstoffen seh ich nur einen wesentlichen, der die saeure abfangen kann: die von dir erwaehnten hydrogencarbonationen.
wieviel davon sind im rhein?
zwecks abschaetzung hab ich mal auf ne volvic-flasche hier geguckt ("natuerliches mineralwasser ohne kohlensaeure"), da sind 71 mg/l drin, also etwa 0,001 mol/l (molekulargewicht des hydrogencarbonat-ions ist 61). wenn der rhein also so hydrogencarbonatreich ist wie volvic, dann koennte damit soviel schwefelsaeure neutralisiert werden, wie ohne das hydrogencarbonat fuer ph 3 reichte. damit koennten dann also nur noch 50 km statt 500 km rhein verseucht werden.
interessanter punkt, ja.
hmmm... vielleicht unterschaetze ich doch den kontakt mit den sedimenten. was fuer stoffe vermutest du darin, die H3O+ abfangen koennten?
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Arno Gebauer registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.01.2005 Beiträge: 698
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(#1598995) Verfasst am: 13.01.2011, 20:19 Titel: |
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Hallo, tridi,
Schwefelsäure reagiert auch mit Metallen, wie Eisen, Zink usw..,
die in gelöster und ungelöster Form im Rheinwasser überall vorhanden sind.
Der Abbau der Schwefelsäure erfolgt deshalb sehr rasch auf nur wenigen Flußkilometern.
Viele Grüße
Arno
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1599269) Verfasst am: 14.01.2011, 21:29 Titel: |
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Arno Gebauer hat folgendes geschrieben: |
Schwefelsäure reagiert auch mit Metallen, wie Eisen, Zink usw..,
die in gelöster und ungelöster Form im Rheinwasser überall vorhanden sind.
Der Abbau der Schwefelsäure erfolgt deshalb sehr rasch auf nur wenigen Flußkilometern.
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also metallisches eisen ist so viel nicht im rhein, es sei denn... ja, schiffe gibts da natuerlich. wenn die schwefelsaeure ein paar davon aufloest, ist sie tatsaechlich hinueber aber das meinst du wohl nicht. und eisenionen oder zinkionen reagieren nicht mit der schwefelsaeure.
allerdings koennte es doch ne menge metall-oxide, -hydroxide, -carbonate in den sedimenten geben bzw. in dem diversen dreck, der im rhein rumschwimmt, und das zeug wuerde die schwefelsaeure tatsaechlich vernichten, dann bleiben nur die (uninteressanten) metallsulfate ueber. ok, ich glaub, du hast recht, das problem beschraenkt sich auf einige kilometer.
das aendert aber alles nichts an dem kurzfristigen lokalen problem, wenn der tanker zerbrechen sollte. dann moecht ich nicht in der naehe sein...
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