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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1646753) Verfasst am: 07.06.2011, 23:17 Titel: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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frueher hat man versucht, das restrisiko von KKWs zu schaetzen, indem man sich ueberlegt hat, welches teil mit welcher wahrscheinlichkeit kaputtgeht. die wahrscheinlichkeit dafuer, dass alle redundanten systeme gleichzeitig kaputt gehen, war dann bekanntermassen astronomisch niedrig - so dinge wie menschliches versagen oder gleichzeitiges versagen redundanter systeme auf grund einer gemeinsamen ursache waren nicht eingeplant. auch krankten diese rechnungen natuerlich immer daran, dass unfaelle nun einmal grade auf unvorhersehbaren ereignissen beruhen und sich so einer wahrscheinlichkeitsberechnung entziehen.
nun aber gibt es doch einen ganz praktischen ansatz zur neuberechnung des risikos: wir sehen uns einfach an, was bereits passiert ist. es gab zwei grosse (INES7-) unfaelle im abstand von 25 jahren. einer im ostblock, einer in einem westlich gepraegten land, was der verteilung der kraftwerke weltweit auch grob entsprechen duerfte - dass westlich gepraegte laender so unglaublich viel sicherere kraftwerke haben, wie einst behauptet, ist angesichts des unfall-gleichstands (1:1) wohl als unsinn entlarvt.
es liegt nunmehr nahe, INES-7-unfaelle als regelmaessiges ereignis einzuschaetzen, und die frequenz kann man sinnvollerweise nur auf etwa einen unfall pro 25 jahre schaetzen.
weltweit gab es grob 400 KKWs, also muss mit ca. 1 INES-7-unfall auf 400*25=10000 kkw-jahre gerechnet werden.
was bedeutet das nun fuer deutschland?
das erste KKW soll nach dem juengsten ausstiegsbeschluss der bundesregierung ende 2015 vom netz, laeuft also noch 4,5 jahre. das naechste (2017) 6,5 jahre, das naechste (2019) 8,5 jahre, drei weitere (2021) 10,5 jahre und drei (2022) 11,5 jahre, macht insgesamt 85,5 jahre.
damit haben wir also eine chance von etwa 85,5/10000, also 0,85 %, dass sich in deutschland noch ein INES-7-unfall ereignet. (zwischenlager etc. und gefahren durch abgeschaltete KKWs mal voellig vernachlaessigt, ebenso grenznahe KKWs im ausland)
natuerlich ist das nur eine grobe abschaetzung, pi mal daumen gerechnet. wenn also jemand meint, es seien eher 0,4% oder eher 1,3%: geschenkt. es geht mir nur um die groessenordnung des risikos.
nun frage ich mich: ist den kernenergiebefuerwortern (den dauerhaften befuerwortern und den befuerwortern eines so langsamen ausstiegs wie nun vorgesehen) die groesse dieses risikos bewusst? und sprechen sie sich wirklich dafuer aus, ein risiko in dieser groessenordnung einzugehen?
ist das das kleine restrisiko, was man angeblich halt eingehen muss, wenn man auf technisch hochentwickeltem niveau leben will?
oder rechnen sie sich das risiko irgendwie schoen (also deutlich kleiner)?
oder, etwas provokanter und weniger sachlich gefragt: wieso muss ich mich eigentlich im auto anschnallen, und wozu son scheiss wie den tuev, wenn andere leute ungestraft mit 0,8% wahrscheinlichkeit n halbes bundesland vernichten duerfen?
0,8%: das ist wahrscheinlicher, als bei dreimaligem wuerfeln drei sechsen zu bekommen. und das habt ihr alle schon mal erlebt, beim mensch-aergere-dich-nicht zB, oder?
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1646757) Verfasst am: 07.06.2011, 23:27 Titel: |
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nachtrag fuer die ungehemmten fans der kernenergie, die am liebsten noch mehr kernkraft haetten, ohne zeitliche befristung: bei 20 KKWs waer das dann ne wahrscheinlichkeit von 10%, dass wir einmal INES 7 innerhalb der naechsten 50 jahre in deutschland haben.
reinstes russisch roulett, und das auf staatsebene, finde ich.
wie seht ihr das denn? wenn son halbes bundesland ueberdie wupper geht: shit happens, wo gehobelt wird fallen halt spaene, und wir wollen ja schliesslich nicht in der steinzeit leben, oder wie?
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1646861) Verfasst am: 08.06.2011, 11:41 Titel: |
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tridi hat folgendes geschrieben: |
wie seht ihr das denn? |
Genauso.
Diese Kernkraftwerke sind nicht mal versichert, oder?
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gollrich superheftig general
Anmeldungsdatum: 06.12.2007 Beiträge: 1098
Wohnort: Mannheim
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(#1646865) Verfasst am: 08.06.2011, 11:59 Titel: |
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hm süsse Statisiklügerei....
Befassen wir uns doch mal mit EE .... in Deutschland gab es bereits mehrere größere Vorfälle mit Biogasanlagen.... diese treten trotz geringer Verbereitung laut Wiki ca alle 2 Jahre auf,...
wenn man jetzt von einem Ausbau dieser Analagen ausgeht steigt logischer Weise auch die häufigkeit diese Unfälle und der damit verbunden Schäden.
Wenn man jetzt noch betrachet das in Deutschland noch kein einziger Mensch durch Atomenergie gestorben ist aber bei den Explosionen in den Biogasanlagen, sieht man doch deutlich wieviel sicherer Atomstrom gegenüber den EE ist.
Daraus folgt das Befürworter von EE ganz klar dafür sind das Menschen in Deutschland sterben sollen....
Mir ist schon klar das diese Betrachtung nicht korrekt ist, jedoch ist so genauso korrekt wie die Eingangsrechnung und damit in diesem Thread vollkommen richtig
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1646866) Verfasst am: 08.06.2011, 12:07 Titel: |
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gollrich hat folgendes geschrieben: |
Wenn man jetzt noch betrachet das in Deutschland noch kein einziger Mensch durch Atomenergie gestorben ist |
An AIDS ist so gesehen auch noch niemand gestorben...
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden
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(#1646909) Verfasst am: 08.06.2011, 15:01 Titel: doch, doch - Nukem Alkem |
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gollrich hat folgendes geschrieben: |
(...)
Wenn man jetzt noch betrachet das in Deutschland noch kein einziger Mensch durch Atomenergie gestorben ist (...) |
Nukem Alkem Opfern soll ja mindestens einer Tod sein - über den habe ich damals eine Doku gesehen, der hat geklagt und die Firma zwang ihn durch alle Instanzen, ich weiß allerdings nicht mehr wie es ausging, er ziemlich fertig war er.
Hier ein Artikel im Spiegel, aus dem Jahre 1987:
Jeder Hammer
Nach der bisher folgenschwersten Verseuchung in den umstrittenen Hanauer Nuklearbetrieben hat Hessens SPD-Regierung umgeschaltet: Eine der Fabriken soll möglichst rasch geschlossen werden.
und ja, es scheint ja immer eine Frage der Statistik zu sein:
siehe TAZ Artikel von 1998:
Wundersame Verminderung der Strahlenopfer
Nukem: Nur 20 der 300 Angestellten, die 1987 verstrahlt wurden, waren bei Nukem beschäftigt
Hanau (taz) - Der Streit zwischen Nukem und den Gutachtern der Arge Pham um die Vorfälle von 1987 bei Nukem hält an. "Im Januar 1987 hat es keine Kontamination von 300 Dosimetern von Nukem-Mitarbeitern gegeben." Das erklärte Nukem gestern überraschend. "Über 80 Prozent" der Dosimeter, so Nukem-Sprecherin Beate Scheffler zur taz, stammten nicht von Nukem-Mitarbeitern oder von damals bei Nukem tätigen Personen, sondern von Mitarbeitern anderer Atomfirmen in der Nachbarschaft; etwa der Reaktor Brennelemente Union (RBU).
Wieviele wohl von den Verstrahlten noch Leben ?
_________________ Derzeit ohne Untertitel
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gollrich superheftig general
Anmeldungsdatum: 06.12.2007 Beiträge: 1098
Wohnort: Mannheim
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(#1646914) Verfasst am: 08.06.2011, 15:13 Titel: |
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und welche Fakten lieferst du uns jetzt .... ?
du glaubst gesehen zu haben das da evtl. mal einer gestorben ist, dazu hat der "OBWOHL" er gestorben ist noch die Firma verklagt ? war das zufällig 3 Tage nach Ostern?
und wieviel von den Verstrahlten noch Leben ist nicht interessant, da der Artikel so alt wie die Braunkohle ist, vermuttlich nicht mehr alle da einige sicher an Altersschwäche gestorben sind. Interessant wäre zu wissen wieviele nachweislich an einer Strahlenvergiftung gestorben sind, dazu gibt es keinerlei angaben, nicht mal eine These.....
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DerBernd auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.10.2010 Beiträge: 1043
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(#1646929) Verfasst am: 08.06.2011, 15:56 Titel: |
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Deutschland ist kein Erdbeben-Gebiet wie das bei Japan der Fall ist; daher lasse ich mich nicht auf solche Rechnungen ein.
Persönlich wäre ich auch glücklicher mit modernen Kernkraftwerke mit Core Catcher und allem was dazu gehört, statt der ganzen alten Meiler. Aber das ist ja leider nicht durchsetzbar. Die müssen dann eben woanders gebaut werden - wenn auch nicht mit deutschen Sicherheitsstandards.
BTW: Selbst Reaktoren des Typs Tschernobyl sind noch in Betrieb, z.B. bei St. Petersburg. Da gab es immer mal wieder Störfälle, aber die Russen sehen sich nicht veranlasst, die stillzulegen. Abgeschaltet werden die erst, wenn die neuen KKWs fertiggestellt sind. In Russland ticken sie eben anders; von solchen Milchmädchen-Rechnungen wie deiner lassen sie sich nicht beeindrucken.
Dort haben sie sogar natrium-gekühlte schnelle Brüter in Einsatz, weitere sind in Planung. Sie entwerfen und bauen dort auch Reaktoren für den Export.
Und das beste daran: Diese Unternehmen sind sozusagen im russischen Staatsbesitz (nicht unbedingt formal, aber garantierte Monopolstellung, eng verbandelt mit Gazprom und ähnlichen Unternehmen). Mit dem ganzen Gas, das wir als Backup-Lösung für unsere Windmühlen aus Russland importieren, finanzieren wir also die weitere Entwicklung und den Ausbau der russischen Kernenergie. So haben auch die Kernenergie-Befürworter etwas vom "Atomausstieg"
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1646957) Verfasst am: 08.06.2011, 16:50 Titel: |
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Solange es AKWs gibt, sind Super-GAUs möglich.
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DerBernd auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.10.2010 Beiträge: 1043
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(#1646964) Verfasst am: 08.06.2011, 17:08 Titel: |
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Spartacus Leto hat folgendes geschrieben: | Solange es AKWs gibt, sind Super-GAUs möglich. |
Solange es Chemie-Unternehmen gibt, kann es zu einem neuen Bhopal kommen. Solange wir Wasserkraft nutzen, kann es zu einer weiteren Banqiao-ähnlichen Katastrophe kommen.
Aber trotz des Risikos haben wir keine Probleme damit
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1646971) Verfasst am: 08.06.2011, 17:24 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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tridi hat folgendes geschrieben: | ...es liegt nunmehr nahe, INES-7-unfaelle als regelmaessiges ereignis einzuschaetzen, und die frequenz kann man sinnvollerweise nur auf etwa einen unfall pro 25 jahre schaetzen.
weltweit gab es grob 400 KKWs, also muss mit ca. 1 INES-7-unfall auf 400*25=10000 kkw-jahre gerechnet werden.
was bedeutet das nun fuer deutschland?
das erste KKW soll nach dem juengsten ausstiegsbeschluss der bundesregierung ende 2015 vom netz, laeuft also noch 4,5 jahre. das naechste (2017) 6,5 jahre, das naechste (2019) 8,5 jahre, drei weitere (2021) 10,5 jahre und drei (2022) 11,5 jahre, macht insgesamt 85,5 jahre.
damit haben wir also eine chance von etwa 85,5/10000, also 0,85 %, dass sich in deutschland noch ein INES-7-unfall ereignet. (zwischenlager etc. und gefahren durch abgeschaltete KKWs mal voellig vernachlaessigt, ebenso grenznahe KKWs im ausland) |
Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
Angenommen alle 400 KKW stünden in Deutschland und alle dürften noch 25 Jahre laufen.
Dann kommt nach deiner Berechnung 10000/10000=1 also eine Wahrscheinlichkeit von 1 heraus.
Wenn sie noch ein wenig länger laufen, dann wird diese sogar größer als eins, merkst du was?
tridi hat folgendes geschrieben: |
0,8%: das ist wahrscheinlicher, als bei dreimaligem wuerfeln drei sechsen zu bekommen. und das habt ihr alle schon mal erlebt, beim mensch-aergere-dich-nicht zB, oder? |
Hinweis: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit keine 6 zu werfen?
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Ilmor auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 13.12.2008 Beiträge: 7151
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(#1646981) Verfasst am: 08.06.2011, 17:52 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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pera hat folgendes geschrieben: | Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
Angenommen alle 400 KKW stünden in Deutschland und alle dürften noch 25 Jahre laufen.
Dann kommt nach deiner Berechnung 10000/10000=1 also eine Wahrscheinlichkeit von 1 heraus.
Wenn sie noch ein wenig länger laufen, dann wird diese sogar größer als eins, merkst du was? |
Tridi geht bei seiner Berechung davon aus, dass alle 25 Jahre genau ein Unfall passiert. Die Wahrscheinlichkeit gibt er nur dafür an, dass dieser Unfall in Deutschland passiert. Seine Rechnung stimmt schon, wenn man denn von der Richtigkeit seiner Hypothese ausgeht.
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Defätist auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.06.2010 Beiträge: 8557
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(#1647021) Verfasst am: 08.06.2011, 20:42 Titel: |
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DerBernd hat folgendes geschrieben: | Deutschland ist kein Erdbeben-Gebiet wie das bei Japan der Fall ist; daher lasse ich mich nicht auf solche Rechnungen ein. ... |
Naja, zumindest gerade mal nicht. Die Eifel liegt zum Glück in Froungreisch... und auch Odenwald sowie Mittelrheintal gehören zu Tschechien.
Zitat: | Die Erdbebenaktivität in Hessen konzentriert sich vor allem auf Südhessen, wo zahlreiche schwache Erdbeben unterhalb der Fühlbarkeitsschwelle registriert werden.
Daneben erinnern aber auch immer wieder schwach fühlbare Beben daran, dass Oberrheingraben und Taunus tektonisch noch nicht völlig zur Ruhe gekommen sind. | http://www.hlug.de/?id=425
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Arno Gebauer registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.01.2005 Beiträge: 698
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(#1647024) Verfasst am: 08.06.2011, 20:56 Titel: |
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Hallo,
ich halte nichts davon, wenn nur Teile eines Problems bewertet werden.
Die Erzeugung von elektrischer Energie aus Kernkraftwerken ist noch ca.
40 Jahre möglich, die ständige Umlagerungen der riesigen Atommüllbestände
über viele 10.000 Jahre ist ein riesiges und sehr teueres Problem für tausende Nachfolgegenerationen.
Was demnächst durch der Freisetzung hochradioaktiven Mülls aus undicht gewordenen
und in allen Meeren verklappten Fässern verursacht wird, ist noch nicht Medienthema.
Wasser ist unser Nahrungsmittel Nr. 1 !!!!
Viele Grüße
Arno
_________________ Trennung von Staat und Kirche !
Die geistigen Brandstifter des Holocausts waren die Kirchen! Sie haben viele Jahrhunderte lang gegen die Juden gehetzt!
Nie mehr Zeit und Geld für reiche Kirchen!!!!
Keine Kinder mehr in Kirchenhände!
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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(#1647029) Verfasst am: 08.06.2011, 21:16 Titel: |
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Eine „Ethikkommission“ hätte, wenn schon denn schon, Mitte der 50er Jahre feststellen MÜSSEN, dass eine Nutzung von Atom-/Kernenergie solange nicht in Frage kommt, solange die Frage der Endlagerung von strahlendem Müll nicht gelöst ist!
_________________ Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1647030) Verfasst am: 08.06.2011, 21:26 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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Ilmor hat folgendes geschrieben: |
Tridi geht bei seiner Berechung davon aus, dass alle 25 Jahre genau ein Unfall passiert. Die Wahrscheinlichkeit gibt er nur dafür an, dass dieser Unfall in Deutschland passiert. Seine Rechnung stimmt schon, wenn man denn von der Richtigkeit seiner Hypothese ausgeht. |
Das machts aber auch nicht besser. Diese Hypothese ist Quark. Was soll eine solche Berechnung denn zeigen, wenn das, was ich hineinstecke hinten und vorn nicht stimmt?
Das ist wie: Wenn ich 6x würfle hab ich mit Sicherheit eine Eins dabei.
So gehts einfach nicht.
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brf registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.05.2010 Beiträge: 366
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(#1647031) Verfasst am: 08.06.2011, 21:27 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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pera hat folgendes geschrieben: | ...
Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
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Ja die Methode ist 100%ig in Ordnung. Es ist die Ermittlung der empirischen Wahrscheinlichkeit, die dummerweise der vorher theoretisch ermittelten widerspricht. Physiker versuchen normalerweise beide Zahlen zur Deckung zu bringen. Kernfans tun das eher nicht.
Also: Entweder ignoriert man jetzt wie DerBernd die Wirklichkeit, oder man sucht den Fehler in der Theorie (was Holger Strohm schon in den 70er Jahren erfolgreich in "Friedlich in die Katastrophe" getan hat). Überraschend ist die Diskrepanz nicht wirklich.
siehe auch
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1621803&highlight=mitspielt+gewinnen#1621803
Nur zur Verdeutlichung: Wenn man einen Unbekannten Würfel hat, kann man annehmen, dass es ein Laplace-Würfel ist. Diese Hypothese kann man mit Experimenten testen, bestätigen oder verwerfen.
Man kann auch annehmen, dass er gezinkt ist und experimentell die Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Zahlen ermitteln. Wenn man 100mal gewürfelt hat und 40*6 20*5 20*4 10*3 5*2 5*2 bekommt, dann wird man keinen Laplacewürfel annehmen, sondern mit gutem Grund vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit für 6 0.4 ist, für 5 und 4 0.2, für 3 0.1 und für 2 und 1 je 0.05.
Wenn jemand vorher genau ausgerechnet hat, dass die Wahrscheinlichkeit bei diesem Würfel für eine 6 höchstens 1:10000000 ist, hat er sich verrechnet.
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brf registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.05.2010 Beiträge: 366
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(#1647034) Verfasst am: 08.06.2011, 21:41 Titel: |
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DerBernd hat folgendes geschrieben: | Deutschland ist kein Erdbeben-Gebiet wie das bei Japan der Fall ist; daher lasse ich mich nicht auf solche Rechnungen ein.... | ... und mehr Blödsinn.
Natürlich hast Du recht und Krümmel wird nicht von Erdbeben bedroht. Isar1 auch nicht von Tsunamis. Ändert leider nichts daran, dass dieselben Wirkungen wie in Fukushima auch bei jedem hiesigen AKW durch _andere_ Ursachen entstehen können. Und die konkreten Ursache haben die meisten und vor allem die Betreiber nicht vorausgesehen. Obwohl japanische Geologieprofessoren 2008 auf die Möglichkeit und Folgen eines Tsunami hingewiesen haben.
Schon vergessen: an der Elbe stehen 3 AKWs und 1962 gab es eine Sturmflut, die jeden der Dämme niedermachte.
Schon vergessen: In Basel gab es 13xx und in Lissabon 17xx ein starkes Erdbeben. Und in Fukushima war die Erbebenstärke nicht 8.9 sondern wegen der Entfernung zum Epizentrum deutlich geringen, es hat nicht einmal das ausgehalten. Sondern ist schon 5 Stunden nach dem Erdbeben (englisch, es ist hier exakter) melted through, not melted down.
Schon vergessen: Vattenfall hat eine ähnliche Störfall und Vertuschungsgeschichte wie Tepco. Natürlich nicht dieselbe. Dieselbe würde bei uns nie passieren und Du musst Dich auf solche Vergleiche nicht einlassen. Die Diskussion könnte ja vielleicht seriöser ... lassen wir das!
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1647046) Verfasst am: 08.06.2011, 22:41 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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brf hat folgendes geschrieben: | pera hat folgendes geschrieben: | ...
Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
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Ja die Methode ist 100%ig in Ordnung. Es ist die Ermittlung der empirischen Wahrscheinlichkeit, die dummerweise der vorher theoretisch ermittelten widerspricht. Physiker versuchen normalerweise beide Zahlen zur Deckung zu bringen. Kernfans tun das eher nicht.
Also: Entweder ignoriert man jetzt wie DerBernd die Wirklichkeit, oder man sucht den Fehler in der Theorie (was Holger Strohm schon in den 70er Jahren erfolgreich in "Friedlich in die Katastrophe" getan hat). Überraschend ist die Diskrepanz nicht wirklich.
siehe auch
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1621803&highlight=mitspielt+gewinnen#1621803
Nur zur Verdeutlichung: Wenn man einen Unbekannten Würfel hat, kann man annehmen, dass es ein Laplace-Würfel ist. Diese Hypothese kann man mit Experimenten testen, bestätigen oder verwerfen.
Man kann auch annehmen, dass er gezinkt ist und experimentell die Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Zahlen ermitteln. Wenn man 100mal gewürfelt hat und 40*6 20*5 20*4 10*3 5*2 5*2 bekommt, dann wird man keinen Laplacewürfel annehmen, sondern mit gutem Grund vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit für 6 0.4 ist, für 5 und 4 0.2, für 3 0.1 und für 2 und 1 je 0.05.
Wenn jemand vorher genau ausgerechnet hat, dass die Wahrscheinlichkeit bei diesem Würfel für eine 6 höchstens 1:10000000 ist, hat er sich verrechnet. |
Ich verstehe nicht worauf du hinauswillst.
Du hast 2 Ereignisse im Abstand von 25 Jahren. Daraus kannst du unmöglich folgern, dass mit Sicherheit wieder ein solches Ereignis innerhalb der nächsten 25 Jahre eintritt. Es kann, auch 2 oder 3 usw., oder auch keines. Das ist doch elementar.
Du hast eine empirisch geschätzte Wahrscheinlichkeit (400 kkw, 25 Jahre) 1/10000, das kannst du meinetwegen so stehenlassen, mangels größerer Stichprobe (sprich beobachteter Zeitraum). Daraus kannst du sehr wohl die Wahrscheinlichkeit eines GAUs in Deutschland bestimmen, aber eben nicht so, wie es oben dargestellt wurde.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1647047) Verfasst am: 08.06.2011, 22:49 Titel: |
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Die Rechnung funktioniert natürlich nicht, weil jedes Kernkraftwerk unterschiedlich stark gefährdet ist. Das ist nicht nur abhängig von der Bauart, sondern auch von der Wartung, der Qualifikation und Motivation des Personals wie eben auch des Standorts. Ansonsten kann man auf Basis von zwei Ereignissen nicht wirklich statistische Schätzungen machen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26441
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1647057) Verfasst am: 09.06.2011, 00:15 Titel: |
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DerBernd hat folgendes geschrieben: | Spartacus Leto hat folgendes geschrieben: | Solange es AKWs gibt, sind Super-GAUs möglich. |
Solange es Chemie-Unternehmen gibt, kann es zu einem neuen Bhopal kommen. Solange wir Wasserkraft nutzen, kann es zu einer weiteren Banqiao-ähnlichen Katastrophe kommen.
Aber trotz des Risikos haben wir keine Probleme damit |
Du hast Recht. Wir haben wirklich keine Probleme damit. Allerdings die Länder, die sich im Wettbewerb um den Standort erblöden, die Auflagen zu verringern (Chemie) oder die Länder, die wie China Staudämme in einer Größenordnung planen, dass die Geologen anfangen, die Statik der Erdkruste nachzurechnen. Oder was meinst Du, warum Bhopal in Indien stattgefunden hat - die Anlage hätte auch nach den damaligen westlichen Standards nie in diesem Zustand sein dürfen. Was meinst Du, warum Du für dieses Beispiel der Verwendung von Wasserkraft in ein diktatorisch regiertes Land gehen musst, das für nationale Großtaten auch über Leichenberge geht?
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22261
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(#1647079) Verfasst am: 09.06.2011, 01:30 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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pera hat folgendes geschrieben: | Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
Angenommen alle 400 KKW stünden in Deutschland und alle dürften noch 25 Jahre laufen.
Dann kommt nach deiner Berechnung 10000/10000=1 also eine Wahrscheinlichkeit von 1 heraus.
Wenn sie noch ein wenig länger laufen, dann wird diese sogar größer als eins, merkst du was? |
Was so berechnet herauskommt, ist nicht die Wahrscheinlichkeit, sondern der Erwartungswert, und der kann ohne weiteres über 1 liegen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1647181) Verfasst am: 09.06.2011, 15:12 Titel: |
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DerBernd hat folgendes geschrieben: | Deutschland ist kein Erdbeben-Gebiet | Das allein ist schon Unfug, der Rheingraben ist ein sehr aktives Erdbebengebiet, der nur dank der Beschaffenheit des Deckbodens (sehr locker) Beben einigermaßen gut abfedert.
Das einzige Gebiet in Deutschland, wo nach internationalen Maßstäben anmerkenswrete Erdbeben stattfinden können ist aber zum Glück Baden-Württemberg. Glücklicherweise ist das nicht das Bundesland mit der höchsten AKW-Dichte. Es ist nur Nummer 2.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1647244) Verfasst am: 09.06.2011, 17:52 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | pera hat folgendes geschrieben: | Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
Angenommen alle 400 KKW stünden in Deutschland und alle dürften noch 25 Jahre laufen.
Dann kommt nach deiner Berechnung 10000/10000=1 also eine Wahrscheinlichkeit von 1 heraus.
Wenn sie noch ein wenig länger laufen, dann wird diese sogar größer als eins, merkst du was? |
Was so berechnet herauskommt, ist nicht die Wahrscheinlichkeit, sondern der Erwartungswert, und der kann ohne weiteres über 1 liegen. |
Ich gebs auf.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1647253) Verfasst am: 09.06.2011, 17:59 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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pera hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | pera hat folgendes geschrieben: | Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
Angenommen alle 400 KKW stünden in Deutschland und alle dürften noch 25 Jahre laufen.
Dann kommt nach deiner Berechnung 10000/10000=1 also eine Wahrscheinlichkeit von 1 heraus.
Wenn sie noch ein wenig länger laufen, dann wird diese sogar größer als eins, merkst du was? |
Was so berechnet herauskommt, ist nicht die Wahrscheinlichkeit, sondern der Erwartungswert, und der kann ohne weiteres über 1 liegen. |
Ich gebs auf. |
Was bedeutet denn eine Wahrscheinlichkeit größer 1?
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1647269) Verfasst am: 09.06.2011, 18:12 Titel: Re: Das Restrisiko nach dem Ausstiegsbeschluss |
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Surata hat folgendes geschrieben: | pera hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | pera hat folgendes geschrieben: | Bist du sicher, dass deine Methode stimmt?
Angenommen alle 400 KKW stünden in Deutschland und alle dürften noch 25 Jahre laufen.
Dann kommt nach deiner Berechnung 10000/10000=1 also eine Wahrscheinlichkeit von 1 heraus.
Wenn sie noch ein wenig länger laufen, dann wird diese sogar größer als eins, merkst du was? |
Was so berechnet herauskommt, ist nicht die Wahrscheinlichkeit, sondern der Erwartungswert, und der kann ohne weiteres über 1 liegen. |
Ich gebs auf. |
Was bedeutet denn eine Wahrscheinlichkeit größer 1? |
Bedeutet, dass man Blödsinn gerechnet hat. Wahrscheinlichkeiten nehmen Werte zwischen 0 und 1 an.
Muss jetzt leider weg für ein paar Tage. Wenn ich mich wieder eingekriegt habe schreib ich evtl. nochmal was dazu.
Ansonsten kann jeder rechnen wie er mag, ob die methode eine sinnvolle Folgerung zuläßt ist wieder was anderes
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1647310) Verfasst am: 09.06.2011, 19:28 Titel: |
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Erwartungswerte nehmen Werte zwischen null und unendlich an.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1647317) Verfasst am: 09.06.2011, 19:44 Titel: |
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Dissonanz hat folgendes geschrieben: | Erwartungswerte nehmen Werte zwischen null und unendlich an. |
Falsch.
_________________ Trish:(
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1647322) Verfasst am: 09.06.2011, 19:51 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Dissonanz hat folgendes geschrieben: | Erwartungswerte nehmen Werte zwischen null und unendlich an. |
Falsch. |
Ich halte negative Reaktorunglücke für.. Naja, ich wüsste nicht, was das sein sollte.
Edit: Andererseits würde ich mich auch wundern, wenn der Erwartungswert über der Anzahl an Atomkraftwerken liegen würde.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1647443) Verfasst am: 09.06.2011, 22:05 Titel: |
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Dissonanz hat folgendes geschrieben: | Erwartungswerte nehmen Werte zwischen null und unendlich an. |
Nein, unendlich ist nicht erlaubt. Ansonsten dürften auch ganz andere Mengen als Wertemenge möglich sein. Wolf meinte aber vermutlich ersteres.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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