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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1668403) Verfasst am: 28.07.2011, 12:00 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Allerdings gibt es einen Umstand, der der Biologie ohnehin schon einen Sonderstatus in den Naturwissenschaften verleiht, und der zum Teil Parallelen zu Psychologie und Soziologie aufweist: Das Problem der individuellen Unterschiede. |
Das Problem der individuellen Unterschiede oder das arbeiten damit, hat jede Naturwissenschaft. Es sind ja grundsätzlich mehrere Wiederholungen eines Experimenten nötig, um belastbare Ergebnisse zu erhalten. Und diese werden dann statistisch bearbeitet.
Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht.
Oder ist mit erklären etwas anderes gemeint als erkennen?
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1668404) Verfasst am: 28.07.2011, 12:00 Titel: |
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YB0b hat folgendes geschrieben: | solange es noch soziobiologie ist, gehts doch noch.
biosoziologie wäre ne typische möchtegernwissenschaft. |
Wissenschaftssoziologie und Wissenschaftsgeschichte sehe ich als den empirischen Arm der eher philosophisch ausgerichteten Wissenschaftstheorie. Sinnvoll und wichtig sind sie also allemal. Ausserdem auch sehr interessant.
Falls man den wissenschaftlichen Status der Soziologie nicht generell in Frage stellt, wüßte ich nicht, warum die Untersuchung der Wissenschaft als gesellschaftliche Veranstaltung weniger wissenschaftlich sein sollte, als die Untersuchung anderer Aspekte der Gesellschaft.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668406) Verfasst am: 28.07.2011, 12:14 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe die Probleme zwar, kann aber der Konsequenz, die du daraus ziehst nicht zustimmen.
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Das macht ja nichts. Natürlich können Soziobiologen weiterhin versuchen, menschliches Verhalten biologisch zu erklären. Nur ist das bisher immer grandios gescheitert. Es ist ja nicht die erste Welle solcher Versuche. Es ist als wenn ein Physiker versucht, die Entwicklung der Arten physikalisch zu erklären, ohne eine Ahnung von der biologischen Evolutionstheorie zu haben. Der einzige Unterschied besteht darin, daß die Soziologie wie die historischen Sozialwissenschaften (mit Geisteswissenschaft kann ich nun so gar nichts anfangen) selbst bisher kaum über den Stand von Inventurwissenschaften hinausgekommen sind, wie Harald Lesch das mal so treffend genannt hat. In dieses Vakuum fehlender theoretischer Grundlagen stoßen hier dies Biologen. Das mag zwar einen Teil ihrer Berechtigung ausmachen, richtiger werden die Ergebnisse dadurch nicht. |
Oha, "richtig" ist aber ein Wort, vor dem ich mich allgemein in den Wissenschaften scheue!
Aber es ist ja nicht so, dass die Soziobiologie nur Mist hervor bringen würde. Wenn direkte und leicht messbare Korrelationen gefunden werden, wie etwa die, wie viel Aufmerksamkeit ein gesundes Kind im Vergleich zu einem kränklichen bekommt, ist das durchaus noch wissenschaftlich, insbesondere wenn die Ergebnisse sich eben nicht durch kulturelle Einflüsse erklären lassen, da sie dem Werte-Konsens entgegen gesetzt ausfallen. Oder auch der Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung einer Mutter und der Intelligenz/Gesundheit des Kindes (die sich durch alle sozialen Schichten zeigt).
Solche Ergebnisse finde ich durchaus Erkenntnis-fördernd.
Problematisch wird es, wenn die Soziobiologen ihre eigenen Grenzen nicht anerkennen wollen. Wenn z.B. Mehrdeutigkeit, unklare Begriffe und biologische Übersimplifizierung aufeinander trifft, wird es heikel.
Spekulieren an sich ist ja nichts schlimmes, man muss jedoch umso kritischer vorgehen, je spekulativer man vorgeht. Dann heißt es, falsifizierbare Voraussagen zu machen und im wissenschaftlichen Diskurs die Stärken und Schwächen der These heraus zu arbeiten. Ich weiß nicht, wie das innerhalb der Soziobiologie aussieht, aber nach außen hin, sieht die Soziobiologie diesbezüglich noch schwach aus. Das mag auch an der Art des Wissenschaftsjournalismus liegen. Auch der von narziss verlinkte Artikel sticht darin hervor, dass die These überhaupt nicht kritisch dargestellt wird. Wobei die These aber auch bereits deswegen auf dünnem Eis steht, weil Religiösität nicht exakt definiert ist. Daraus entspinnt sich schon fast eine Tautologie, dass das religiös sein muss, was für Frauen anpassungsrelevant an den Religionen sein könnte. Falsifizierbarkeit? Aussagekraft? Nada.
Deswegen würde ich die Sozobiologie mit Vorsicht genießen. Das bedeutet die Methoden zu betrachten, die Erklärungskraft genauer beleuchten, schauen, wie viele unbelegte Prämissen voraus gesetzt werden, auf Zeichen von Selbstkritik oder dessen Mangel achten.
Ich denke, wenn man streng wissenschaftlich arbeitende Soziobiologen von solchen unterscheiden kann, die auf ihre bevorzugte Hypothese zuarbeiten, kann man durchaus interessante Ergebnisse aus der Disziplin ziehen. Ärgerlich ist, dass man das von Außen leider wenig beurteilen kann.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668411) Verfasst am: 28.07.2011, 12:29 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Meiner Ansicht nach sind soziobiologische Überlegungen sehr gut darin Hypothesen zu generieren, deren Untersuchung lohnt. Sinnvolle Fragestellungen zu überhaupt erst mal zu finden ist ein wichtiger Bestandteil der Wissenschaft.
Nur muss diese Untersuchung dann eben auch tatsächlich stattfinden und das scheint mir zu kurz zu kommen. |
Scheint mir auch so. Ich nehme allerdings an, dass die spekulativsten soziobiologischen Thesen auch am einfachsten ihren Weg in die Medien finden. "Sind Frauen zur Religion verdammt?" Mann, klingt das gut!
Man stelle sich vor, es würden hier kleinere Brötchen gebacken werden: "Haben Frauen eine höhere Affinität zu stabilen sozialen Verhältnissen und passen sich daher religiösen Normen etwas stärker an als Männer?". Hm. Klingt nicht ganz so gut. Außerdem ist diese These wiederum konkret genug, um auch Daten dazu sammeln zu können. Und die fallen vielleicht noch einmal unspektakulärer aus!
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1668412) Verfasst am: 28.07.2011, 12:34 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | YB0b hat folgendes geschrieben: | solange es noch soziobiologie ist, gehts doch noch.
biosoziologie wäre ne typische möchtegernwissenschaft. |
Wissenschaftssoziologie und Wissenschaftsgeschichte sehe ich als den empirischen Arm der eher philosophisch ausgerichteten Wissenschaftstheorie. Sinnvoll und wichtig sind sie also allemal. Ausserdem auch sehr interessant.
Falls man den wissenschaftlichen Status der Soziologie nicht generell in Frage stellt, wüßte ich nicht, warum die Untersuchung der Wissenschaft als gesellschaftliche Veranstaltung weniger wissenschaftlich sein sollte, als die Untersuchung anderer Aspekte der Gesellschaft. |
Wenn Wissenschaftssoziologie und Wissenschaftsgeschichte selbst Wissenschaft sein sollen, können sie nicht Teil der Philosophie sein - und ja, sie sollten wissenschaftlich betrieben werden, als Teil der Soziologie, die zu einer eigenständigen Wissenschaft noch einen gewissen Weg zurückzulegen hat.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668413) Verfasst am: 28.07.2011, 12:58 Titel: |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Allerdings gibt es einen Umstand, der der Biologie ohnehin schon einen Sonderstatus in den Naturwissenschaften verleiht, und der zum Teil Parallelen zu Psychologie und Soziologie aufweist: Das Problem der individuellen Unterschiede. |
Das Problem der individuellen Unterschiede oder das arbeiten damit, hat jede Naturwissenschaft. Es sind ja grundsätzlich mehrere Wiederholungen eines Experimenten nötig, um belastbare Ergebnisse zu erhalten. Und diese werden dann statistisch bearbeitet.
Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht.
Oder ist mit erklären etwas anderes gemeint als erkennen? |
Wir haben in der Biologie aufgrund der Komplexität und der extrem großen Zahl an Variablen meist sehr große individuelle Unterschiede. In den "harten" Naturwissenschaften kann man die Variablen einfacher einschränken. Dann untersucht man z.B. die Fallgeschwindigkeit im Vakuum und sieht: Holla, der Luftwiderstand hat also dafür gesorgt, dass eine Feder langsamer als eine Münze fällt!
Aber Lebewesen funktionieren als Ganzes und lassen sich nicht einfach in ihre Variablen aufteilen und die Varianz unter den Individuen ist nicht nur Nebenprodukt, sondern auch noch eine wesentlicher Aspekt der Evolution. Mit fortschreitender Technik hat man einzelne Disziplinen auf die Ebene der Physik und Chemie herunter brechen können (bezeichnender Weise vorwiegend auf molekularer oder Zell- Ebene). Das ist u.A. mit dem verstärkten Einzug mathematischer Formeln gekennzeichnet gewesen. Auch, dass wir inzwischen nicht nur beschreiben, sondern auch erklären können, ist ein Hinweis auf diesen Fortschritt.
Aber in großen Teilen der Biologie ist die Individualität und der Wust an Variablen noch immer ein Problem. Dann gibt es riesige Standardabweichungen und ein Meer aus Variablen, die diese womöglich hervor bringen.
Lange Zeit stand im Raum, dass Biologie keine exakte Wissenschaft wäre oder es wurde gar diskutiert, ob sie überhaupt als richtige Naturwissenschaft gelten kann.
Wenn ein Physiker einen Zusammenhang untersucht, steht am Ende eine Formel. Bei einem Biologen steht oftmals eine Beschreibung und eine Deutung am Ende, die nicht so "zwingend" erscheint, wie die Formel des Physikers. Und dieses beschreibend-deutende rückt die Biologie näher an die Geisteswissenschaften.
Der Unterschied ist also ein gradueller und du hast vollkommen Recht, dass gewisse Prinzipien, wie z.B. die Produktion einer hinreichend große Menge an Daten, allen empirischen Wissenschaften gemein ist.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1668414) Verfasst am: 28.07.2011, 12:59 Titel: |
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Ilmor hat folgendes geschrieben: | Ja und? Sozialbiologen leugnen doch gar nicht die Rolle der Kultur. Ihnen geht es einzig und alleine darum, den Einfluss der biologischen Fakten auf gesellschaftliche Systeme zu untersuchen. Es ist doch nicht verwunderlich, dass diese Fakten in verschiedenen Systemen verschiedene Auswirkungen haben können. |
Leider wird in der Soziobiologie oft über das Ziel hinausgeschossen, indem jedwedes Verhalten auf eine genetische Prädisposition zurückgeführt wird, auch wenn das Verhalten rein auf kultureller Tradition beruht. Z.B. versuchen
Junker, T./Paul, S. (2009) Der Darwin-Code: Die Evolution erklärt unser Leben. C.H. Beck.
die Tatsache, dass es Selbstmordattentäter gibt, mit dem Prinzip der Gruppenselektion zu erklären. Es sei für die Gesellschaft vorteilhaft, wenn sich einige Individuen dem Gemeinwohl opfern, folglich habe die Selektion, unter spieltheoretischen Gesichtspunkten, die Entstehung von Selbstmordattentaten begünstigt.
Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam.
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1668418) Verfasst am: 28.07.2011, 13:21 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Lange Zeit stand im Raum, dass Biologie keine exakte Wissenschaft wäre oder es wurde gar diskutiert, ob sie überhaupt als richtige Naturwissenschaft gelten kann.
Wenn ein Physiker einen Zusammenhang untersucht, steht am Ende eine Formel. Bei einem Biologen steht oftmals eine Beschreibung und eine Deutung am Ende, die nicht so "zwingend" erscheint, wie die Formel des Physikers. Und dieses beschreibend-deutende rückt die Biologie näher an die Geisteswissenschaften.
Der Unterschied ist also ein gradueller und du hast vollkommen Recht, dass gewisse Prinzipien, wie z.B. die Produktion einer hinreichend große Menge an Daten, allen empirischen Wissenschaften gemein ist. |
Die Biologie ist mit der Molekularbiologie, der Genom-, Proteom- und was weiß ich für -ome noch- Forschung gerade erst dabei, ihre Grundlagen zu schaffen. Sie ist einfach noch sehr jung. Aber empirisch war sie doch schon immer.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1668420) Verfasst am: 28.07.2011, 13:26 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668424) Verfasst am: 28.07.2011, 13:34 Titel: |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Lange Zeit stand im Raum, dass Biologie keine exakte Wissenschaft wäre oder es wurde gar diskutiert, ob sie überhaupt als richtige Naturwissenschaft gelten kann.
Wenn ein Physiker einen Zusammenhang untersucht, steht am Ende eine Formel. Bei einem Biologen steht oftmals eine Beschreibung und eine Deutung am Ende, die nicht so "zwingend" erscheint, wie die Formel des Physikers. Und dieses beschreibend-deutende rückt die Biologie näher an die Geisteswissenschaften.
Der Unterschied ist also ein gradueller und du hast vollkommen Recht, dass gewisse Prinzipien, wie z.B. die Produktion einer hinreichend große Menge an Daten, allen empirischen Wissenschaften gemein ist. |
Die Biologie ist mit der Molekularbiologie, der Genom-, Proteom- und was weiß ich für -ome noch- Forschung gerade erst dabei, ihre Grundlagen zu schaffen. Sie ist einfach noch sehr jung. Aber empirisch war sie doch schon immer. |
Natürlich war sie schon immer empirisch. Aber das sind Psychologie und Soziologie ja auch. Und dass die Biologie recht jung ist, ist zum einen ziemlich relativ (die rein beschreibende Biologie ist ja recht alt - Ornithologie etwa geht nachweislich bis in die Antike zurück), zum anderen werden wir viele biologische Phänomene nie ganz auf Chemie und Physik herunter brechen können. Es macht auch einfach keinen Sinn, Verhalten oder Selektionsdruck auf der Ebene von Naturgesetzen zu beschreiben. Ebenso wird man auch weiterhin nicht jede biologische Disziplin auf die "biologischen Grundlagen" reduzieren können. Von Ionen-Gradienten in den Neuronen kommst du methodisch innerhalb deiner Lebensspanne nicht auf die Mechanismen der menschlichen Partnerwahl. Bottom-up-Forschung ist bei komplexen Systemen nicht immer zielführend.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22288
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(#1668427) Verfasst am: 28.07.2011, 13:39 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist. |
Ja, aber die Tamilen, die das Selbstmordattentat erfunden haben, denen sieht man das Muslimtum doch an der Nasenspitze an!
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1668429) Verfasst am: 28.07.2011, 13:44 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist. |
Ja, aber die Tamilen, die das Selbstmordattentat erfunden haben, denen sieht man das Muslimtum doch an der Nasenspitze an! |
Gibts dafür eine Quelle?
Die japanische Tradition geht schon zurück bis 12hundert noch was.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1668431) Verfasst am: 28.07.2011, 13:47 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist. |
Ja, aber die Tamilen, die das Selbstmordattentat erfunden haben, denen sieht man das Muslimtum doch an der Nasenspitze an! |
Gibts dafür eine Quelle?
Die japanische Tradition geht schon zurück bis 12hundert noch was. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Liberation_Tigers_of_Tamil_Eelam
Japanischer ritueller Selbstmord ist uralt (aber Selbstmordattentate waren das nicht), der Begriff kamikaze auch, aber damals, als der aufkam, war tatsächlich Wind gemeint.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1668433) Verfasst am: 28.07.2011, 13:52 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Lange Zeit stand im Raum, dass Biologie keine exakte Wissenschaft wäre oder es wurde gar diskutiert, ob sie überhaupt als richtige Naturwissenschaft gelten kann.
Wenn ein Physiker einen Zusammenhang untersucht, steht am Ende eine Formel. Bei einem Biologen steht oftmals eine Beschreibung und eine Deutung am Ende, die nicht so "zwingend" erscheint, wie die Formel des Physikers. Und dieses beschreibend-deutende rückt die Biologie näher an die Geisteswissenschaften.
Der Unterschied ist also ein gradueller und du hast vollkommen Recht, dass gewisse Prinzipien, wie z.B. die Produktion einer hinreichend große Menge an Daten, allen empirischen Wissenschaften gemein ist. |
Die Biologie ist mit der Molekularbiologie, der Genom-, Proteom- und was weiß ich für -ome noch- Forschung gerade erst dabei, ihre Grundlagen zu schaffen. Sie ist einfach noch sehr jung. Aber empirisch war sie doch schon immer. |
Natürlich war sie schon immer empirisch. Aber das sind Psychologie und Soziologie ja auch. Und dass die Biologie recht jung ist, ist zum einen ziemlich relativ (die rein beschreibende Biologie ist ja recht alt - Ornithologie etwa geht nachweislich bis in die Antike zurück), zum anderen werden wir viele biologische Phänomene nie ganz auf Chemie und Physik herunter brechen können. Es macht auch einfach keinen Sinn, Verhalten oder Selektionsdruck auf der Ebene von Naturgesetzen zu beschreiben. |
Das musst du mir begründen. Dass es nicht sinnvoll ist, erschließt sich mir nicht so ohne weiteres. Es ist vielleicht noch nicht gelungen und mit Sicherheit ist dieses Unterfangen sehr komplex und damit auch sehr kompliziert. Aber einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem härteren Schnabel eines Finken und der so möglichen größeren Kraftübertragung auf eine Nuss und damit der besseren Nahrungsversorgung bedingt durch dieses Merkmal erklärt durchaus den Selektionsdruck mit der Physik. Zum anderen sollten die Phänomene nicht physikalischen Naturgesetzen widersprechen, da sie sonst gar nicht möglich wären.
Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Ebenso wird man auch weiterhin nicht jede biologische Disziplin auf die "biologischen Grundlagen" reduzieren können. Von Ionen-Gradienten in den Neuronen kommst du methodisch innerhalb deiner Lebensspanne nicht auf die Mechanismen der menschlichen Partnerwahl. |
Ist auch gar nicht nötig, wichtig ist nur dass es überhaupt möglich ist. Und sicherlich sind Ionen-Gradienten nicht die einzige Vorraussetzungen.
Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Bottom-up-Forschung ist bei komplexen Systemen nicht immer zielführend. |
Top-Down Ansätze sind ja auch legitim. Zur Kontrolle kann man dann aber auch Experimente mit Bottom-Up Ansatz durchführen. Oft sind Top-Down Ansätze leichter und effektiver aber das schließt die Bottom-Up Geschichte nicht aus.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1668434) Verfasst am: 28.07.2011, 13:54 Titel: |
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Surata hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist. |
Ja, aber die Tamilen, die das Selbstmordattentat erfunden haben, denen sieht man das Muslimtum doch an der Nasenspitze an! |
Gibts dafür eine Quelle?
Die japanische Tradition geht schon zurück bis 12hundert noch was. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Liberation_Tigers_of_Tamil_Eelam
Japanischer ritueller Selbstmord ist uralt (aber Selbstmordattentate waren das nicht), der Begriff kamikaze auch, aber damals, als der aufkam, war tatsächlich Wind gemeint. |
Ich meinte, einen Link woraus hervorgeht, daß die Tamilen den Selbstmordattentat "erfunden" haben sollen.
Was soll es dann sein, wenn einer mit ein Flugzeug voller Sprengstoff herunterstürzt?
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1668437) Verfasst am: 28.07.2011, 13:59 Titel: |
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Fällt Himmelfahrtskommando auch unter die Kategorie Selbstmordattentat?
Dann wären die Spartaner damals in der Schlacht bei den Thermopylen auch Selbstmordattentäter, na bzw. welche die zum Schutz ihrer Gesellschaft ihr Leben opferten.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1668438) Verfasst am: 28.07.2011, 14:03 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Ich meinte, einen Link woraus hervorgeht, daß die Tamilen den Selbstmordattentat "erfunden" haben sollen. |
Ach so. Da kenn ich keinen, ich hab das so gelernt.
Zitat: |
Was soll es dann sein, wenn einer mit ein Flugzeug voller Sprengstoff herunterstürzt? |
kamikaze bedeutet "göttlicher Wind". Das war eine Bezeichnung für die Stürme, die den größten Teil der mongolischen Truppen beim Einfall in Japan vernichtet hat (2mal sogar, http://de.wikipedia.org/wiki/Kamikaze_%28Mongoleneinfall%29)
Dieser Begriff ist alt (allerdings 13. Jahrhundert, nicht 12.)
Dann gab es noch die Selbsmordbomber im WWII, die nach den Stürmen damals auch kamikaze genannt wurden.
Du meintest, die japanische Tradition geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Ja, aber nur der rituelle Selbstmord (harakiri/seppuku http://de.wikipedia.org/wiki/Seppuku), bzw. der Begriff kamikaze, nicht die Selbstmordattentate.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1668441) Verfasst am: 28.07.2011, 14:08 Titel: |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Fällt Himmelfahrtskommando auch unter die Kategorie Selbstmordattentat?
Dann wären die Spartaner damals in der Schlacht bei den Thermopylen auch Selbstmordattentäter, na bzw. welche die zum Schutz ihrer Gesellschaft ihr Leben opferten. |
Ich würde da einen erheblichen Unterschied sehen. Jeder Polizist, Soldat, Feuerwehrmann geht ein Risiko ein, zu Tode zu kommen, aber ein Selbstmordattentäter kalkuliert das nicht nur als mögliche bedauerliche und fremdbestimmte Option ein, die es aber zu vermeiden gilt wenn möglich (auch wenns im Einzelfall wie den Spartiaten recht aussichtslos war), sondern führt den eigenen Tod absichtlich und eigenhändig herbei.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668442) Verfasst am: 28.07.2011, 14:11 Titel: |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Natürlich war sie schon immer empirisch. Aber das sind Psychologie und Soziologie ja auch. Und dass die Biologie recht jung ist, ist zum einen ziemlich relativ (die rein beschreibende Biologie ist ja recht alt - Ornithologie etwa geht nachweislich bis in die Antike zurück), zum anderen werden wir viele biologische Phänomene nie ganz auf Chemie und Physik herunter brechen können. Es macht auch einfach keinen Sinn, Verhalten oder Selektionsdruck auf der Ebene von Naturgesetzen zu beschreiben. |
Das musst du mir begründen. Dass es nicht sinnvoll ist, erschließt sich mir nicht so ohne weiteres. Es ist vielleicht noch nicht gelungen und mit Sicherheit ist dieses Unterfangen sehr komplex und damit auch sehr kompliziert. Aber einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem härteren Schnabel eines Finken und der so möglichen größeren Kraftübertragung auf eine Nuss und damit der besseren Nahrungsversorgung bedingt durch dieses Merkmal erklärt durchaus den Selektionsdruck mit der Physik. Zum anderen sollten die Phänomene nicht physikalischen Naturgesetzen widersprechen, da sie sonst gar nicht möglich wären. |
"Auf Ebene von Naturgesetzen beschreiben" =/= "Naturgesetze in der Beschreibung berücksichtigen"
Ersteres würde bedeuten, dass du von den Naturgesetzen ausgehend alles erklären müsstest. Es ist aber bei deinem Beispiel praktischer, direkt auf der Ebene des Selektionsdrucks zu beschreiben, da dort die Mechanismen der Evolution für uns erst sichtbar werden. Auf der Ebene der Naturgesetze haben wir wiederum so viele Variablen, dass einige "historisch", also nicht weiter abstrahierbar, da einmalig sind. Deswegen nehmen wir Mutationen auch als statistisch an und fragen uns nicht, was diese eine Mutation speziell ausgelöst hat (war es ein "Schreibfehler" in der Meiose? Und welche exakten molekularen Gegebenheiten haben diesen hervor gebracht?).
Tom der Dino hat folgendes geschrieben: |
Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Ebenso wird man auch weiterhin nicht jede biologische Disziplin auf die "biologischen Grundlagen" reduzieren können. Von Ionen-Gradienten in den Neuronen kommst du methodisch innerhalb deiner Lebensspanne nicht auf die Mechanismen der menschlichen Partnerwahl. |
Ist auch gar nicht nötig, wichtig ist nur dass es überhaupt möglich ist. |
Das ist zumindest das extrapolierte Ziel daraus, dass wir versuchen, die Verständnislücken zu schließen.
Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Top-Down Ansätze sind ja auch legitim. Zur Kontrolle kann man dann aber auch Experimente mit Bottom-Up Ansatz durchführen. Oft sind Top-Down Ansätze leichter und effektiver aber das schließt die Bottom-Up Geschichte nicht aus. |
Es ist eine Kombination. Natürlich. Die Biologie befindet sich nur in der Relation von Bottom-up und Top-Down näher bei den empirischen Geisteswissenschaften als die anderen Naturwissenschaften.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1668443) Verfasst am: 28.07.2011, 14:12 Titel: |
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Eine, soll man es Besonderheit nennen, von islam-motivierten* Selbstmordattentaten sind die Tschetschenischen Schwarzen Witwen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Shahidka
Besonders, wie diese... motiviert werden.
*irgendwie, aber auch nicht nur
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1668446) Verfasst am: 28.07.2011, 14:17 Titel: |
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Surata hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Ich meinte, einen Link woraus hervorgeht, daß die Tamilen den Selbstmordattentat "erfunden" haben sollen. |
Ach so. Da kenn ich keinen, ich hab das so gelernt.
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Also bei Wiki ("Selbstmordattentat") steht bezüglich der Tamilen nur was, dass sie sich seit den 1980ern damit hervortaten.
Das älteste, wenn auch fiktive Selbstmordattentat dürfte wohl Samson im Dagontempel sein.
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Ilmor auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 13.12.2008 Beiträge: 7151
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(#1668454) Verfasst am: 28.07.2011, 14:37 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Wir haben in der Biologie aufgrund der Komplexität und der extrem großen Zahl an Variablen meist sehr große individuelle Unterschiede. In den "harten" Naturwissenschaften kann man die Variablen einfacher einschränken. Dann untersucht man z.B. die Fallgeschwindigkeit im Vakuum und sieht: Holla, der Luftwiderstand hat also dafür gesorgt, dass eine Feder langsamer als eine Münze fällt!
Aber Lebewesen funktionieren als Ganzes und lassen sich nicht einfach in ihre Variablen aufteilen und die Varianz unter den Individuen ist nicht nur Nebenprodukt, sondern auch noch eine wesentlicher Aspekt der Evolution. Mit fortschreitender Technik hat man einzelne Disziplinen auf die Ebene der Physik und Chemie herunter brechen können (bezeichnender Weise vorwiegend auf molekularer oder Zell- Ebene). Das ist u.A. mit dem verstärkten Einzug mathematischer Formeln gekennzeichnet gewesen. Auch, dass wir inzwischen nicht nur beschreiben, sondern auch erklären können, ist ein Hinweis auf diesen Fortschritt.
Aber in großen Teilen der Biologie ist die Individualität und der Wust an Variablen noch immer ein Problem. Dann gibt es riesige Standardabweichungen und ein Meer aus Variablen, die diese womöglich hervor bringen. |
Mann kann aber die Varialben einschränken, siehe Mendel. Dann bekommt man am Schluss auch schöne mathematische Formeln.
Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht. |
Genau das ist das Problem. Und sie würden auch nix anderes machen, als Evolution zu beschreiben, nur sehr viel komplizierter.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1668459) Verfasst am: 28.07.2011, 14:53 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist. |
Tut mir leid, dass ich das Wort "heutzutage" vergessen und das "fast auschließlich" nicht durch "überwiegend" ersetzt habe. Wird nun unter Berücksichtigung dessen, worauf Du abhebst, mein Argument falsch und die soziobiologische Begründung richtig?
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1668463) Verfasst am: 28.07.2011, 15:00 Titel: |
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Ilmor hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht. |
Genau das ist das Problem. Und sie würden auch nix anderes machen, als Evolution zu beschreiben, nur sehr viel komplizierter. |
Zugegeben, aber falsch wird die Beschreibung dadurch ja nicht.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1668465) Verfasst am: 28.07.2011, 15:07 Titel: |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Ilmor hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht. |
Genau das ist das Problem. Und sie würden auch nix anderes machen, als Evolution zu beschreiben, nur sehr viel komplizierter. |
Zugegeben, aber falsch wird die Beschreibung dadurch ja nicht. |
Wenn es denn gelingen würde, aber eine komplexe Beschreibung ist natürlich auch dank des unzuverlässigen Menschen fehleranfälliger als eine simplifizierte. Man könnte fast sagen, dass wenn die Komplexität gegen unendlich strebt, zwangsläufig was dran falsch sein wird.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668467) Verfasst am: 28.07.2011, 15:08 Titel: |
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Ilmor hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Wir haben in der Biologie aufgrund der Komplexität und der extrem großen Zahl an Variablen meist sehr große individuelle Unterschiede. In den "harten" Naturwissenschaften kann man die Variablen einfacher einschränken. Dann untersucht man z.B. die Fallgeschwindigkeit im Vakuum und sieht: Holla, der Luftwiderstand hat also dafür gesorgt, dass eine Feder langsamer als eine Münze fällt!
Aber Lebewesen funktionieren als Ganzes und lassen sich nicht einfach in ihre Variablen aufteilen und die Varianz unter den Individuen ist nicht nur Nebenprodukt, sondern auch noch eine wesentlicher Aspekt der Evolution. Mit fortschreitender Technik hat man einzelne Disziplinen auf die Ebene der Physik und Chemie herunter brechen können (bezeichnender Weise vorwiegend auf molekularer oder Zell- Ebene). Das ist u.A. mit dem verstärkten Einzug mathematischer Formeln gekennzeichnet gewesen. Auch, dass wir inzwischen nicht nur beschreiben, sondern auch erklären können, ist ein Hinweis auf diesen Fortschritt.
Aber in großen Teilen der Biologie ist die Individualität und der Wust an Variablen noch immer ein Problem. Dann gibt es riesige Standardabweichungen und ein Meer aus Variablen, die diese womöglich hervor bringen. |
Mann kann aber die Varialben einschränken, siehe Mendel. Dann bekommt man am Schluss auch schöne mathematische Formeln. |
Mendel hat aber mit ganzen Pflanzen gearbeitet. Was er eingeschränkt hat, war die Vermehrung. Und das war ein verdammt geschickter Schachzug in Anbetracht dessen, dass er eben aufgrund der vielen Variablen erst einmal auf die Idee kommen musste, was für eine er kontrollieren musste.
Ich habe auch nicht gesagt, dass man Variablen in der Biologie nicht kontrollieren könnte, nur, dass es nicht einfach ist. Zwei Gründe dafür:
1.) Es sind wie gesagt einfach so viele und die relevanten müssen erst einmal erkannt werden
2.) Die Wechselwirkungen der Variablen sind komplex und bilden somit emergente Phänomene. Desto höher die Ebene dieser Wechselwirkungen, umso schwieriger kann es werden, Variablen getrennt zu betrachten, wobei aber wachsendes Verständnis natürlich zu den "richtigen" Fragen führen kann. Aber eben deswegen entwickelt sich die Biologie ja auch immer mehr zu einer erklärenden Wissenschaft, während sie sich früher vorwiegend mit Beschreibungen begnügt hat.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1668468) Verfasst am: 28.07.2011, 15:09 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Ilmor hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht. |
Genau das ist das Problem. Und sie würden auch nix anderes machen, als Evolution zu beschreiben, nur sehr viel komplizierter. |
Zugegeben, aber falsch wird die Beschreibung dadurch ja nicht. |
Wenn es denn gelingen würde, aber eine komplexe Beschreibung ist natürlich auch dank des unzuverlässigen Menschen fehleranfälliger als eine simplifizierte. Man könnte fast sagen, dass wenn die Komplexität gegen unendlich strebt, zwangsläufig was dran falsch sein wird. |
Jap. Ein allwissendes Wesen könnte auf Ebene der Physik erklären, warum ich lieber im FGH poste anstatt ein Paper zu lesen, aber ein Mensch wird das wohl kaum je schaffen.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1668472) Verfasst am: 28.07.2011, 15:29 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Ilmor hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | Insofern sehe ich auch prinzipiell kein Problem darin, dass Physiker die Entwicklung der Arten erklären könnte, ohne die Evolutionstheorie zu kennen. So lange die Rahmenbedingungen bzw. die Art wie diese sich ändern, bekannt sind. Ist zwar ungeheuer komplex aber für unmöglich halte ich es nicht. |
Genau das ist das Problem. Und sie würden auch nix anderes machen, als Evolution zu beschreiben, nur sehr viel komplizierter. |
Zugegeben, aber falsch wird die Beschreibung dadurch ja nicht. |
Wenn es denn gelingen würde, aber eine komplexe Beschreibung ist natürlich auch dank des unzuverlässigen Menschen fehleranfälliger als eine simplifizierte. Man könnte fast sagen, dass wenn die Komplexität gegen unendlich strebt, zwangsläufig was dran falsch sein wird. |
Ist zwar ein wenig OT, aber kann Komplexität gegen unendlich streben? Oder ist sie zwangsläufig endlich?
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22288
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(#1668473) Verfasst am: 28.07.2011, 15:33 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Ich meinte, einen Link woraus hervorgeht, daß die Tamilen den Selbstmordattentat "erfunden" haben sollen.
Was soll es dann sein, wenn einer mit ein Flugzeug voller Sprengstoff herunterstürzt? |
Naja, die Kamikazeflieger des 2. Wk haben mE Kriegshandlungen verübt und keine Terroranschläge. Darin liegt dann mE die Differenz und nicht darin, dass in beiden Fällen der eigene Tod eingeplant ist.
Und das, was man heute als Selbstmordattentat versteht - man nehme sich eine Bombe um und versuche, in einer nicht als Kampf erkennbaren Situation möglichst viele Leute mit sich zusammen umzubringen - ist eben ein relativ neues Phänomen. Ich hatte gedacht, es sei von der LTTE aufgebracht worden; da habe ich mich aber, wie ich beim nachlesen bei Wikipedia erfuhr, wohl geirrt. Die haben es nur auch gerne benutzt, ebenso wie gelegentlich Linksterroristen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22288
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(#1668474) Verfasst am: 28.07.2011, 15:36 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Obwohl es in Insektenstaaten durchaus die Strategie des "Selbstmordattentats" gibt, halte ich es für ziemlich gewagt, den Ursprung dieses Verhaltens auch auf den Menschen zu übertragen. Im Gegensatz zu Insekten ist das analoge Verhalten beim Menschen nicht instinktgesteuert, sondern wird durch soziokulturelle Missstände begünstigt. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass man das Phänomen nicht interkulturell beobachtet, sondern fast ausschließlich im Islam. |
Zumal in Japan der Islam so verbreitet ist. |
Tut mir leid, dass ich das Wort "heutzutage" vergessen und das "fast auschließlich" nicht durch "überwiegend" ersetzt habe. Wird nun unter Berücksichtigung dessen, worauf Du abhebst, mein Argument falsch und die soziobiologische Begründung richtig? |
Das soziobiologische Argument wird dadurch nicht richtig, aber du bringst in dein - im Kern richtiges - Argument eine einseitige, inkorrekte Zuweisung an eine bestimmte religiöse Gruppierung mit hinein. Darauf, dass das problematisch ist, kann man ja dann mal hinwesen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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