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Autor Nachricht
UmbertoBus
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.08.2011
Beiträge: 4

Beitrag(#1678715) Verfasst am: 23.08.2011, 20:18    Titel: Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
UmbertoBus hat folgendes geschrieben:


OK OK, wie gesagt, vergessen wir das mit den 0%-Krediten, Schnapsidee. Dann würde jeder sich Geld leihen und einen Ferrari kaufen, und das "irgendwann mal" zurückzahlen. Kann nicht gehen.


Ähm - 0% bedeutet doch nicht das jeder ohne Rücksicht auf seine Bonität Kredit bekommt.
Ob jemand heute einen Kredit nimmt oder nicht hängt doch viel weniger mit der Zinshöhe als
vielmehr davon ab ob er ihn bekommt oder nicht - bzw. ob seine Einkünfte die Rückzahlung zulassen.
0% Kredite gibts doch auch jetzt schon bei Konsumkrditen - Autokauf z.B. oder Aktionen einer
Elektronikmarktkette - trotzdem können das nur Leute wahrnehmen deren Bonität die Rückzahlung
im festgesetzten Zeitrahmen auch zulässt.
Zinslos bedeutet lediglich das sie nicht mehr als den Produktpreis dafür zahlen und je geringer der Zins umso höher
die Zahl deren Bonität für eine Kreditaufnahme ausreicht = mehr Umsatz - mehr Wirtschaft - mehr Bonität usw.


Stimmt, letztlich entscheidet der Kreditgeber, ob und wieviel Geld er verteilt.
Hier die Notenbank, die darüber die Geldmenge steuert.

AXO hat folgendes geschrieben:

Zitat:

AXO hat folgendes geschrieben:
UmbertoBus hat folgendes geschrieben:


Naja, ich will halt verstehen, wie das damals in Wörgl funktioniert hat und ob das heute auch funktionieren könnte.

In Wörgl haben die Geschäfte nicht auf Schilling bestanden und das Schwundgeld 1:1 angenommen.


logisch - Das war ne Zeit in der Wirtschaft regional sehr begrenzt funktionierte und wenn "keiner" mehr
Geld hat und die Wirtschaft allein deswegen zu erliegen droht obwohl es Bedarf und Angebot gibt - nimmt man halt das Geld das funktioniert.
(umso lieber wenn durch Wiederbeleben des Austausches ein schneller Aufschwung abzeichnet)
Das ist der gleiche Grund warum man in nem "Tante Emma Laden" oder der Kneipe anschreiben lassen
konnte - wichtig ist das der Austausch funktioniert - über welches Mittel ist nebensächlich.


Naja, aber nachdem das Experiment verboten wurde, sank Wörgl in die allgemeine Depression zurück. Warum funktionierte es nur mit dem Schwundgeld und nicht ohne, obwohl man sich kannte und anschreiben lassen konnte?


Weil anschreiben auf persönlichen Vertrauen basiert, während Geld von dem man weiß das es akzeptiert wird
sozusagen anonymes - universelles Vertrauen ist - welches sich dementsprechend weiter verzweigen lässt.
Anschreiben bietet lediglich die Möglichkeiten einer Tauschhandelswirtschaft - zu begrenzt für modernes
hocharbeitsteiliges Wirtschaften weil die Schuld nur persönlich entsteht und nicht verwertbar ist
wenn man die spezifischen Leistungen der betreffenden Person grad selbst nicht benötigt.


Es gab auch immer wieder Notgeld, herausgegeben von Städten oder großen Firmen. Es muß doch an dem Schwundsystem liegen, daß es so gut funktioniert hat.

Es könnte aber auch sein, daß es speziell daran lag, daß die Notenbanken damals so eine besemmelte Deflation fuhren, und man war dankbar für jegliches Geld, das immerhin zirkulierte. (Vielleicht wundern sich in 50 Jahren die Leute genauso über uns und unsere exorbitante Staatsverschuldung.)

AXO hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Soll heißen: Aldi und Co würden keine Schwundeuros annehmen, weil sie es nicht nötig haben?


Das sollte es im Prinzip heißen - zunächstmal steht der Euro im Fokus des wirtschaftlichen Interesses
und wenn sich auf dieser Basis Geschäfte nicht mehr lohnen, wird der Laden halt dicht gemacht
und die vorherigen Gewinne anderweitig investiert.


Interessant auch, wie es in Schwanenkirchen funktioniert hat: Die Kantine des Bergwerks wurde zunächst von auswärtigen Firmen beliefert, die schon im Wära-Club waren, und schwuppdich reagierten die lokalen Lieferanten und nahmen auch Wäras.

AXO hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Schwer zu sagen. Wenn der Staat den Leuten Schwundeuros gibt, z.B. als bedingungsloses Grundeinkommen (ich phantasier halt mal), und sie zur Bezahlung von Steuern annimmt, dann hätte die Supermarktkette, die die Dinger auch nimmt (kann ja auch Steuern damit bezahlen), einen Wettbewerbsvorteil.


jepp
Wir sprachen allerdings zunächstmal vom Vergleich Wörgl zu heute und ich bezog mich drauf das
man mit solch regionalen Initiativen heute nichts mehr bezwecken könnte.


Regional gibt es das ja schon, am erfolgreichsten ist der Chiemgauer, wobei ich meine, ein Statement eines Bäckers gelesen zu haben, daß es immer dieselben Pappnasen seien, die damit einkaufen. Demurrage ist 2% im Quartal (also nur vier Märkchen im Jahr zu kleben), 5% Abschlag beim Rücktausch in Euro. Davon konnte der Verein sich ein schickes Vereinsheim bauen und einige wohltätige Initiativen unterstützen.

AXO hat folgendes geschrieben:

Im staatlichen Maßstab sähe das natürlich anders aus - wer aber sollte dazu willens und befähigt sein
solches Geld staatlich zu etablieren?


Fähig wäre wohl nur der Staat. Das Geldmonopol gibt es ja immer noch, und der Chiemgauer etc. werden wohl nur wegen ihrer Bedeutungslosigkeit geduldet.

Willens ist wohl keiner, vor allem weil kaum einer sich an dieses Konzept erinnert. Ich wüßte gerne, wie die modernen Wirtschaftswissenschaften dazu stehen. Ob sie überhaupt eine Meinung dazu haben?

Aber selbst wenn es bekannter wäre, wer brächte den Mut auf, so ein ungewöhnliches System durchzusetzen?

AXO hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Aber die Schwundscheine mit Märkchen drauf haben schon was arg Anachronistisches. Eigentlich müßte der Schwund auch die Girokonten betreffen. Die Leute würden ihr Geld zum Monatsende aufs Tagesgeldkonto umpacken und danach wieder zurück. Oder man zieht den Schwund dort eben täglich ab. Aber die Banken stehen im Wettbewerb zueinander, und wer geht schon zu einer Bank, wo einem das Girokonto wegschmilzt?


Zunächstmal ginge ja der "Schmelzprozess" nicht zu Gunsten der Bank - da die bezüglich ihrer Guthaben ebenso davon betroffen wäre.


Richtig, die Banken, die Schwundgeld auf Halde haben, verlieren daran Geld und geben den Verlust evtl. an die Kunden weiter.

AXO hat folgendes geschrieben:

Um des Wettbewerbsvorteils willen könnte es durchaus Modelle geben in denen Banken privatwirtschaftlich
die Schwundrate mehr oder weniger abfedern - so wie sie jetzt mit mehr oder weniger Zinsen locken
aber sie komplett zu kompensieren oder gar Zinsen anzubieten dürfte wirtschaftlich unmöglich sein.
Von daher würde sich der "Kundenfang" im Wettbewerb um die geringsten Schwundraten abspielen.
(was ja inflationsbereinigt auch derzeit mit Euro schon teils der Fall ist)
Der grundlegende Aspekt am Schwundgeld bliebe aber bestehen - es gibt nicht leistungslos, zu Lasten von Kreditnehmern mehr raus als man einzahlt.
Das Guthaben wächst nicht ohne eigenes Zutun sondern bleibt bestenfalls stabil.


Nun, man kann ja immer noch Aktien kaufen und später teurer verkaufen. Da muß man auch nichts tun, aber man trägt eben ein Risiko.

AXO hat folgendes geschrieben:

Aus aktueller Sicht mag das "verrückt" erscheinen - aber eine Wirtschaft die insgesamt auf Zinsen
verzichtet hat von staatlicher wie auch privatwirtschaftlicher Seite erheblich mehr Investitionsmittel
zur Verfügung, kann Preise senken oder Löhne erhöhen - im Prinzip muß sie das sogar,
weil überschüssiges Geld nutzlos ist und "verbrennt".
In der Gesamtheit würde sich die wirtschaftliche Atmosphäre von "ums verrecken die Ware an den Mann bringen"
zu "ums verrecken das Geld loswerden wandeln"
Wo dergestalt der Leistungsaustausch angekurbelt wird - statt ihn durch ständigen Liquiditätsmangel auf allen Ebenen zu bremsen,
wächst auch eine wirtschaftliche Stabilität welche "Notgroschen" zunehmend verzichtbar machen.


Klingt doch alles sehr verlockend. Ich sehe immer noch nicht den Haken. Vielleicht sollte mal jemand eine Petition an den Petitionsausschuß verfassen Smilie -- aber vermutlich würde dem Anliegen nicht entsprochen werden können, weil der EU-Vertrag es aus irgendeinem Grund nicht ermöglicht.
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