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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#1679244) Verfasst am: 25.08.2011, 10:02 Titel: Schlechtes Wetter verursacht Bürgerkriege? |
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Klimaphänomen El Niño
Schlechtes Wetter verursacht Bürgerkriege
Zitat: | Während El-Niño-Jahren verdoppelte sich die Zahl der Kriege in den Ländern, die von dem Wetterphänomen betroffen sind. In den übrigen Staaten jedoch schwankte die Zahl der Bürgerkriege kaum, dort gab es ohnehin weniger bewaffnete Konflikte - selbst in Jahren ohne El Niño nur halb so viele wie in den von El-Niño betroffenen Staaten. |
Zitat: | Andere Forscher sind kritischer: Der Gleichschritt von El Niño und Bürgerkriegen sei kein Beweis, dass das Klima für die Konflikte verantwortlich sei, gibt Halvard Buhaug vom Institut für Friedensforschung in Oslo zu bedenken. Der Zusammenhang bleibe "reine Spekulation". Der renommierte Geschichtsforscher Jared Diamond von der University of California in Los Angeles hingegen hält einen Zusammenhang von Trockenphasen und Kriegen für "offensichtlich": "Menschen, die verzweifelt und unterernährt sind, machen die Regierung verantwortlich", sagt Diamond. Die Leute hätten das Gefühl, nichts zu verlieren zu haben - und fingen Bürgerkriege an. |
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1679248) Verfasst am: 25.08.2011, 10:17 Titel: |
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Daß das Wetter Bürgerkriege verursacht, halte ich für Quatsch. Denn da müssen noch eine Reihe weiterer Umstände hinzukommen.
Daß das Wetter hingegen Begleitumstände schaffen kann, die den Ausbruch von Konflikten begünstigen, hätte ich auch ohne entsprechende Studie für plausibel gehalten.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1679301) Verfasst am: 25.08.2011, 12:14 Titel: |
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Das ist alles schon ganz schön konstruiert, um da einen Zusammenhang hineinzuinterpretieren. 1613 war in dieser "Kleinen Eiszeit" die "Thüringer Sintflut".
Was hatte das aber damit zu tun, dass am 23. Mai 1618 der Statthalter Wilhelm von Slawata und der Burggraf Jaroslav Borsita von Martinitz per Fenster entsorgt werden sollten "samt Rapier und Dolch, doch ohne Hut ... mit dem Kopf voraus aus dem Fenster in die Tiefe des Schlossgrabens". Bei der Fallhöhe gehen die meisten Forscher von 17 Metern aus. Doch sie überlebten. Slawata war überzeugt, dass es die von ihm angerufene Gottesmutter war, die ihm half. Albrecht von Wallenstein kommentierte: "Böhmische Toren, nicht einmal ihre Statthalter können sie richtig zum Fenster hinauswerfen". Die Autoren des Theatrum Europäum behaupteten, ein Kehrichthaufen habe den Hinabgestürzten das Leben gerettet. Die Mäntel der Gestoßenen hätten sich als wie Fallschirme geöffnet, und sie seien sanft zu Boden gesegelt, sagen andere (alle Zitate aus: "100 Denkwürdige Tage der deutschen Geschichte. Köln 2006, S. 44).
Warum nur "Bürgerkriege" - hier wird es schon international, als der Spanier Spinola, ein als menschlich gerühmter Heereführer, ganz anders als der finstere Herzog von Alba fünfzig Jahre zuvor, in die Niederlande marschierte, oder die Lilienbanner der Franzosen Richelieus über den Rhein rauschten.
Nehmen wir den Winter 1708/09. Eine Kälte, dass die Weinernte zugrunde ging (Eiswein war noch nicht so beliebt), und die Vögel tot vom Himmel fielen. Da kloppten sich im darauf folgenden Sommer 1709 bei Malplaquet Franzosen unter Villars mit den Engländern (Marlborough) und Kaiserlichen (Prinz Eugen, der "edle Ritter", was ist daran falsch: den Beinamen erhielt er erst 1717), während in der fernen Ukraine bei Poltava der tolle Karl XII. seine hitzegeschädigten schwedischen Blauröcke durch die von den russischen Kanonen Peters I. bestrichene Todesstraße jagte ... Und was sage ich: da geriet sogar der in schwedischen Diensten stehende Militärmusikant Johann Jakob Bach, der Bruder des Johann Sebastian, beinahe in russische Kriegsgefangenschaft! Ja, wieder mal das Klima.
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