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Louseign (-)
Anmeldungsdatum: 02.06.2006 Beiträge: 5585
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(#1686644) Verfasst am: 13.09.2011, 10:47 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Sabine hat folgendes geschrieben: | "Der Ungläubige" halte ich für ein schauderhaftes Wort! Es zeugt von mangelnder Selbstachtung, die regelmäßig dazu führt, dass man dann auch von der Außenwelt keine Achtung und keinen Respekt erwarten kann. |
Das verstehe ich nicht. Wo siehst du darin eine mangelnde Selbstachtung? Ungläubig (als Adjektiv) bezeichnet für mich erst einmal eine Geisteshaltung, nicht alles, was erzählt wird, als gegeben hinzunehmen, sondern zu bezweifeln und misstrauisch zu überprüfen.
In Bezug auf Religion beschreibt die Selbstbezeichnung »Ungläubiger« einen Dauerzustand, weil ich hier permanent mit Erzählungen konfrontiert bin, die einen rein spekulativen Charakter haben. Mich daran zu beteiligen, bin ich nicht bereit – das, und nichts anderes beschreibt diese Selbstbezeichnung.
Konfessionsfrei meint dagegen, dass ich mich nicht zu einer bestimmten Religion bekenne; über die innere Einstellung ist damit noch lange nichts gesagt, oder? Immerhin könnte ich die Erzählungen ja auch heimlich glauben.
Dagegen meide ich inzwischen eher die Selbstbezeichnung »Atheist«, weil ich die immer wiederkehrende (meiner Meinung nach) müßige Abgrenzungsdiskussion zwischen den Begriffen »Atheist« und »Agnostiker« mittlerweile leid bin. Nein, »Ungläubiger« passt schon: ich setze keine Erwartungen, Hoffnungen Befürchtungen in irgendeine metaphysische Dimension. Das war's auch schon.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22285
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(#1686739) Verfasst am: 13.09.2011, 15:27 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Es gibt echt solche Typen, die das denken, was Ilmor schrieb, und zwar nicht ausnahmsweise, sondern irgendwo zwischen gelegentlich und häufig. Und Atheisten auch, nur dass die die Verdammung halt im diesseits verorten. |
Natürlich gibt es die, kA wie oft, und wie du ganz richtig schreibst in wirklich allen Gruppen. Nur hörte es sich bei Ilmor so an, als seien die, die ein bisschen offener sind und ohne Angst um ihr Seelenheil (ob irdisch oder ewig) auch mal eine "fremde" Veranstaltung besuchen, gleich keine wahren Schotten. Und das ist nun mal Blödsinn, egal um welche Schotten es gerade geht.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1686750) Verfasst am: 13.09.2011, 15:45 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Evilbert hat folgendes geschrieben: | Es gibt echt solche Typen, die das denken, was Ilmor schrieb, und zwar nicht ausnahmsweise, sondern irgendwo zwischen gelegentlich und häufig. Und Atheisten auch, nur dass die die Verdammung halt im diesseits verorten. |
Natürlich gibt es die, kA wie oft, und wie du ganz richtig schreibst in wirklich allen Gruppen. Nur hörte es sich bei Ilmor so an, als seien die, die ein bisschen offener sind und ohne Angst um ihr Seelenheil (ob irdisch oder ewig) auch mal eine "fremde" Veranstaltung besuchen, gleich keine wahren Schotten. Und das ist nun mal Blödsinn, egal um welche Schotten es gerade geht. |
Nicht ganz. Ich finds jetzt nicht, sorry, aber irgendwo hat Kramer (glaub ich jedenfalls) geschrieben, dass er es als entscheidenden Affront sieht, wenn etwa Fundamentalisten auf so ner Veranstaltung zu hetzen beginnen.
Die Lösung kann aber mE nicht sein, sich nur nicht mehr den Extremistenfeiern zu verweigern. Ich war schon auf - kennst mich ja, Raum Hannover, alles völlig kuschelige ev. Christen, Karteileichen, paar Atheisten und biertrinkende Muslime - diversen Feierlichkeiten früher. Exemplarisch:
Dämlicher Pfaffe, was man vorher nicht wissen kann (kennt man ja auch als Hochzeitspaar nicht, weil man nur zu Ostern und Weihnachten in die Kirche geht, und dann lässt der Priester sich noch vertreten, weil er an solchen Tagen natürlich besoffen ist. Verbreitete Berufskrankheit; kiff lieber! ).
Hochzeitspaar ist entsetzt, Nasenmann lacht sich innerlich tot, weil er seine kirchenhassende Weltanschauung als bestätigt ansieht, und Omi, die Luther noch persönlich kannte geht voll einer ab, weil der Pope ja recht habe.
Die anschließende Feier war natürlich ein voller Erfolg, d.h. es liessen sich alle volllaufen. Nuin gut, mich störte das nicht, aber prinzipiell ist das schon doof.
Ich bin gerne atheistischer Vegetarier. Zu mir können Hindus kommen -es gibt keine Kuh. Juden und Muslime- Schwein auch nicht. Na gut das mit der Milch hab ich noch nicht kapiert; ich kenn auch gar keinen Juden. Ich läster auch privat nie über andere Religionen. Seit neulich hab ich vor Jesus sogar etwas Respekt; mit dem würd ich gern mal ne Trainingseinheit Brust und Latissimus absolvieren.
Aber nicht auf ner Kirchen- sondern ner Hantelbank. Die Kirchenbänke sind mir - im übertragenen Sinne- auch im Hochsommer einfach zu kalt.
Oh jetzt noch ein dummer Gedanke zum schluß: könnte dran liegen, dass es in der Kirche im nur Wein gibt. Bier zum Abendmahl; das wäre doch volksnah . RR kann weghören; der geht eh in keine Kirche mehr.
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32552
Wohnort: Woanders
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(#1686754) Verfasst am: 13.09.2011, 15:50 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: |
Oh jetzt noch ein dummer Gedanke zum schluß: könnte dran liegen, dass es in der Kirche im nur Wein gibt. Bier zum Abendmahl; das wäre doch volksnah . |
So ist es.
_________________ Das Begräbnis der Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
Ceterum censeo Russiam delendam esse!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22285
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(#1686765) Verfasst am: 13.09.2011, 16:11 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Evilbert hat folgendes geschrieben: | Es gibt echt solche Typen, die das denken, was Ilmor schrieb, und zwar nicht ausnahmsweise, sondern irgendwo zwischen gelegentlich und häufig. Und Atheisten auch, nur dass die die Verdammung halt im diesseits verorten. |
Natürlich gibt es die, kA wie oft, und wie du ganz richtig schreibst in wirklich allen Gruppen. Nur hörte es sich bei Ilmor so an, als seien die, die ein bisschen offener sind und ohne Angst um ihr Seelenheil (ob irdisch oder ewig) auch mal eine "fremde" Veranstaltung besuchen, gleich keine wahren Schotten. Und das ist nun mal Blödsinn, egal um welche Schotten es gerade geht. |
Nicht ganz. Ich finds jetzt nicht, sorry, aber irgendwo hat Kramer (glaub ich jedenfalls) geschrieben, dass er es als entscheidenden Affront sieht, wenn etwa Fundamentalisten auf so ner Veranstaltung zu hetzen beginnen.
Die Lösung kann aber mE nicht sein, sich nur nicht mehr den Extremistenfeiern zu verweigern. Ich war schon auf - kennst mich ja, Raum Hannover, alles völlig kuschelige ev. Christen, Karteileichen, paar Atheisten und biertrinkende Muslime - diversen Feierlichkeiten früher. Exemplarisch:
Dämlicher Pfaffe, was man vorher nicht wissen kann (kennt man ja auch als Hochzeitspaar nicht, weil man nur zu Ostern und Weihnachten in die Kirche geht, und dann lässt der Priester sich noch vertreten, weil er an solchen Tagen natürlich besoffen ist. Verbreitete Berufskrankheit; kiff lieber! ).
Hochzeitspaar ist entsetzt, Nasenmann lacht sich innerlich tot, weil er seine kirchenhassende Weltanschauung als bestätigt ansieht, und Omi, die Luther noch persönlich kannte geht voll einer ab, weil der Pope ja recht habe.
Die anschließende Feier war natürlich ein voller Erfolg, d.h. es liessen sich alle volllaufen. Nuin gut, mich störte das nicht, aber prinzipiell ist das schon doof.
Ich bin gerne atheistischer Vegetarier. Zu mir können Hindus kommen -es gibt keine Kuh. Juden und Muslime- Schwein auch nicht. Na gut das mit der Milch hab ich noch nicht kapiert; ich kenn auch gar keinen Juden. Ich läster auch privat nie über andere Religionen. Seit neulich hab ich vor Jesus sogar etwas Respekt; mit dem würd ich gern mal ne Trainingseinheit Brust und Latissimus absolvieren.
Aber nicht auf ner Kirchen- sondern ner Hantelbank. Die Kirchenbänke sind mir - im übertragenen Sinne- auch im Hochsommer einfach zu kalt.
Oh jetzt noch ein dummer Gedanke zum schluß: könnte dran liegen, dass es in der Kirche im nur Wein gibt. Bier zum Abendmahl; das wäre doch volksnah . RR kann weghören; der geht eh in keine Kirche mehr. |
Dass es gute Gründe geben kann, zu solchen Veranstaltungen anderer Gruppen nicht hinzugehen, bestreite ich ja gar nicht. Ich bestreite nur, dass die, die das (mal) doch tun, im Sinne ihrer eigenen Anschauungen deswegen "nicht ganze echt" wären.
PS Das mit der Milch ist bei Juden nur dann ein Problem, wenn es gleichzeitig Fleisch gibt. Auch da bist du also auf der sicheren Seite.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1686770) Verfasst am: 13.09.2011, 16:23 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Dass es gute Gründe geben kann, zu solchen Veranstaltungen anderer Gruppen nicht hinzugehen, bestreite ich ja gar nicht. Ich bestreite nur, dass die, die das (mal) doch tun, im Sinne ihrer eigenen Anschauungen deswegen "nicht ganze echt" wären. |
Ok. Ich würd nicht ungern die Predigt halten, wenn Du Dich mal kirchlich trauen würdest und die Rede von zelig kritisch redigiert würde.
Dann gibts Kontrollinstanzen (hier wenigstens eine), die ein Fiasko unwahrscheinlicher machen. aber bei weltanschaulich veranstaltendeten Sachen kann man sich nie wirklich sicher sein, was passiert.
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Capreolus registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.08.2011 Beiträge: 100
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(#1686780) Verfasst am: 13.09.2011, 16:31 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Sabine hat folgendes geschrieben: | Ilmor hat folgendes geschrieben: | Sabine hat folgendes geschrieben: |
Die Frage ist, ob die einladenden Familienmitglieder auch einen bekennenden Juden oder einen bekennenden Muslim in die Kirche eingeladen hätten, wenn es einen solchen in dieser Familie gegeben hätte. Vermutlich nicht. Dennoch nimmt man die totale Missachtung der eigenen Weltanschauung in Kauf, die sich in der Einladung äußert, gerade so als hätte man die Weltanschauung eines Juden oder Muslim zu respektieren, die eines Konfessionsfreien jedoch nicht. |
Ein Jude oder Muslim würde durch einen Kirchenbesuch seinen Gott verraten und dafür ewig in der Hölle schmoren. Ein Atheist würde sich zwei Stunden lang in der Kirche langweilen. |
Mag schon sein, dass das mit der Hölle stimmt. Worauf ich allerdings hinweisen wollte, ist die Tatsache, dass man die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen, die an Fabelwesen glauben, ohne weiteres respektiert. Diejenigen von Menschen hingegen, die nicht an Fabelwesen glauben, werden ignoriert. Und ich wollte darauf hinweisen, weil mich diese respektlose Ignoranz und Arroganz von Gläubigen ärgert. Noch schlimmer finde ich allerdings, dass es niemand zu merken scheint, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. |
Deine Wünsche werden wahrscheinlich auch deshalb ignoriert, weil du sie scheinbar nicht richtig artikulierst. Du bezeichnest dich als konfessionsfrei, aber aus dem Merkmal Konfessionsfreiheit lassen sich keine Wünsche oder Bedürfnisse ableiten, ebenso wenig wie aus dem Merkmal Atheismus. Nicht an einen Gott zu glauben, heißt nicht automatisch, dass man vom Religiösen genervt ist oder möglichst großen Abstand halten will.
Im Judentum z.B. ist es durchaus üblich, dass auch Personen, die sich selbst als atheistisch sehen, die Synagoge besuchen, weil die Religion hier einen stärkeren ethnischen Aspekt hat.
Konfessionsfreiheit und Atheismus stellen eine sehr viel schwächere Positionierung dar, als es der Islam tut. Das gilt aber für viele Situationen: Vegetarier bekommen häufiger eine Wurst unter die Nase gehalten als Moslems, gleiches beim Alkohol.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1686795) Verfasst am: 13.09.2011, 16:41 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Capreolus hat folgendes geschrieben: |
Konfessionsfreiheit und Atheismus stellen eine sehr viel schwächere Positionierung dar, als es der Islam tut. Das gilt aber für viele Situationen: Vegetarier bekommen häufiger eine Wurst unter die Nase gehalten als Moslems, gleiches beim Alkohol. |
Der Grund dafür dürfte die (vermeintlich leicht und zutreffende) Identifizierbarkeit sein. Musels ham ja alle lange Bärte, Kopftücher oder andere seltsame Gewänder und sehen gesichtsmäßig aus wie Markus Söder nach dem Sommerurlaub.
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Sabine registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2011 Beiträge: 46
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(#1686823) Verfasst am: 13.09.2011, 17:30 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Louseign hat folgendes geschrieben: | Sabine hat folgendes geschrieben: | "Der Ungläubige" halte ich für ein schauderhaftes Wort! Es zeugt von mangelnder Selbstachtung, die regelmäßig dazu führt, dass man dann auch von der Außenwelt keine Achtung und keinen Respekt erwarten kann. |
Das verstehe ich nicht. Wo siehst du darin eine mangelnde Selbstachtung? Ungläubig (als Adjektiv) bezeichnet für mich erst einmal eine Geisteshaltung, nicht alles, was erzählt wird, als gegeben hinzunehmen, sondern zu bezweifeln und misstrauisch zu überprüfen.
In Bezug auf Religion beschreibt die Selbstbezeichnung »Ungläubiger« einen Dauerzustand, weil ich hier permanent mit Erzählungen konfrontiert bin, die einen rein spekulativen Charakter haben. Mich daran zu beteiligen, bin ich nicht bereit – das, und nichts anderes beschreibt diese Selbstbezeichnung.
Konfessionsfrei meint dagegen, dass ich mich nicht zu einer bestimmten Religion bekenne; über die innere Einstellung ist damit noch lange nichts gesagt, oder? Immerhin könnte ich die Erzählungen ja auch heimlich glauben. :wink:
Dagegen meide ich inzwischen eher die Selbstbezeichnung »Atheist«, weil ich die immer wiederkehrende (meiner Meinung nach) müßige Abgrenzungsdiskussion zwischen den Begriffen »Atheist« und »Agnostiker« mittlerweile leid bin. Nein, »Ungläubiger« passt schon: ich setze keine Erwartungen, Hoffnungen Befürchtungen in irgendeine metaphysische Dimension. Das war's auch schon. |
Diese Abgrenzungsdiskussionen sind mir auch geläufig und nerven mich auch. Weshalb ich auf Erklärungsversuche verzichte. Kann sich ja jeder selbst schlau machen, was ein Atheist ist und was ein Agnostiker – wenn's ihn interessiert. Und wenn nicht, ist das nicht mein Problem.
Ich hab auch kein Problem damit, wenn sie einen Strohmann nach dem anderen aufrichten, weil sie halt keine inhaltlichen Argumente haben. Einer dieser Strohmänner ist beispielsweise das Manöver, mir vorzuwerfen, ich käme ja auch nicht ohne Gott aus, denn wenn ich mich als Atheistin bezeichne, beziehe ich mich ja direkt auf diesen Theo und setze nur ein "A" davor. Geschenkt! Es ist einfach eine historische Tatsache, dass in voraufklärerischen Epochen die meisten Menschen sich irgendeinen Tausendsassa am Himmel dachten, der ihre Geschicke lenkt. Und weil's immer noch ein paar gibt, die das tun, will ich mich von ihnen abgrenzen. Deshalb das "A" vor dem Theist.
Weshalb ich den Begriff "ungläubig" für mich selbst ablehne, liegt daran, dass die Vorsilbe "un-" vom Gefühl her und meist auch inhaltlich etwas Negatives meint. Zum Beispiel Wetter - Unwetter oder Ehrlichkeit - Unehrlichkeit usw. Für mein Gefühl und so wie die andere Seite die Worte benutzt, ist dann Glaube etwas Positives und der Unglaube etwas Negatives. Ich sehe das allerdings genau umgekehrt und deshalb bezeichne ich mich nicht als "Ungläubige". Für mich hat das tatsächlich etwas Negatives.
Konfessionsfrei bedeutet für mich: frei von sämtlichen Konfessionen, frei von allem "ich bekenne mich zu ...". Natürlich sind hier meist religiöse Verhältnisse gemeint, man kann sich jedoch auch zu irgend etwas anderem "bekennen". Ich lasse auch das. Ich bekenne mich ganz einfach zu gar nichts. Deshalb konfessionsfrei. Aus demselben Grund bezeichne ich mich auch nicht als "konfessionslos", denn das klingt so, als würde mir etwas fehlen: geldlos, wohnungslos, arbeitslos usw. Igitt!
Ja, und natürlich ist das eine innere Einstellung, eine seelische, diese Konfessionsfreiheit. Wo sollte ich mich denn sonst frei fühlen, wenn nicht in meiner Seele oder in meinem Geist? Beides sitzt bekanntlich im Gehirn. Es ist kein Gefühl des -los oder des Un-, sondern ein Gefühl der Freiheit. Weshalb ich mich als konfessionsfrei bezeichne.
Soweit mal meine Gedanken dazu.
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Sabine registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2011 Beiträge: 46
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(#1686829) Verfasst am: 13.09.2011, 17:46 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Capreolus hat folgendes geschrieben: | Sabine hat folgendes geschrieben: | Ilmor hat folgendes geschrieben: | Sabine hat folgendes geschrieben: |
Die Frage ist, ob die einladenden Familienmitglieder auch einen bekennenden Juden oder einen bekennenden Muslim in die Kirche eingeladen hätten, wenn es einen solchen in dieser Familie gegeben hätte. Vermutlich nicht. Dennoch nimmt man die totale Missachtung der eigenen Weltanschauung in Kauf, die sich in der Einladung äußert, gerade so als hätte man die Weltanschauung eines Juden oder Muslim zu respektieren, die eines Konfessionsfreien jedoch nicht. |
Ein Jude oder Muslim würde durch einen Kirchenbesuch seinen Gott verraten und dafür ewig in der Hölle schmoren. Ein Atheist würde sich zwei Stunden lang in der Kirche langweilen. |
Mag schon sein, dass das mit der Hölle stimmt. Worauf ich allerdings hinweisen wollte, ist die Tatsache, dass man die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen, die an Fabelwesen glauben, ohne weiteres respektiert. Diejenigen von Menschen hingegen, die nicht an Fabelwesen glauben, werden ignoriert. Und ich wollte darauf hinweisen, weil mich diese respektlose Ignoranz und Arroganz von Gläubigen ärgert. Noch schlimmer finde ich allerdings, dass es niemand zu merken scheint, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. |
Deine Wünsche werden wahrscheinlich auch deshalb ignoriert, weil du sie scheinbar nicht richtig artikulierst. Du bezeichnest dich als konfessionsfrei, aber aus dem Merkmal Konfessionsfreiheit lassen sich keine Wünsche oder Bedürfnisse ableiten, ebenso wenig wie aus dem Merkmal Atheismus. |
Ich sprach in meinem Beitrag nicht von mir selbst, sondern erlaubte mir ein abstraktes Philosophieren. Meine Wünsche werden normalerweise nicht ignoriert, weil ich sie durchaus angemessen und klar artikuliere. Es hat allerdings auch schon ein paar Leute gegeben, die auch nach der dritten Bitte meinerseits, meine Bedürfnisse zu respektieren, diese weiterhin ignorierten. In solchen Fällen nahm ich mir dann die Freiheit, den Kontakt zu diesen Menschen abzubrechen.
Aus dem Merkmal Konfessionsfreiheit lassen sich keine Wünsche ableiten, da stimme ich Dir zu. Allerdings weiß jeder Mensch, der mich kennt, was genau das in meinem Fall heißt. Und fast alle Menschen respektieren das auch. Den anderen ergeht's dann irgendwann wie oben beschrieben.
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Louseign (-)
Anmeldungsdatum: 02.06.2006 Beiträge: 5585
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(#1686879) Verfasst am: 13.09.2011, 19:43 Titel: Re: Mangelnde Selbstachtung |
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Sabine hat folgendes geschrieben: | Weshalb ich den Begriff "ungläubig" für mich selbst ablehne, liegt daran, dass die Vorsilbe "un-" vom Gefühl her und meist auch inhaltlich etwas Negatives meint. Zum Beispiel Wetter - Unwetter oder Ehrlichkeit - Unehrlichkeit usw. Für mein Gefühl und so wie die andere Seite die Worte benutzt, ist dann Glaube etwas Positives und der Unglaube etwas Negatives. Ich sehe das allerdings genau umgekehrt und deshalb bezeichne ich mich nicht als "Ungläubige". Für mich hat das tatsächlich etwas Negatives. |
Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Dir ist viel an der sprachlichen Konnotation gelegen, die sich aus dem Begriff selbst ergibt bzw. ergeben kann. Allerdings halte ich das eher für eine persönliche Geschmacksfrage. Denn das, was du einen Absatz weiter oben über Strohmänner geschrieben hast, kann man analog auch auf die in religiösen Kreisen gebräuchliche negative Konnotation des Begriffs anwenden.
Dann gibt es da aber auch einige Ausnahmen, ein Wortfeld, in dessen Mitte ich auch den Begriff »ungläubig« angesiedelt sehe: unabhängig, unbefangen, unparteiisch, unbelastet. Mit der gleichen Haltung gehe ich auch an Religionen heran: ich lasse mir nicht einfach von anderen etwas erzählen (auch nicht in alten Büchern), sondern ich muss es selbst für nachvollziehbar und plausibel halten. Und das ist eben nicht der Fall.
Sabine hat folgendes geschrieben: | Konfessionsfrei bedeutet für mich: frei von sämtlichen Konfessionen, frei von allem "ich bekenne mich zu ...". Natürlich sind hier meist religiöse Verhältnisse gemeint, man kann sich jedoch auch zu irgend etwas anderem "bekennen". Ich lasse auch das. Ich bekenne mich ganz einfach zu gar nichts. Deshalb konfessionsfrei. Aus demselben Grund bezeichne ich mich auch nicht als "konfessionslos", denn das klingt so, als würde mir etwas fehlen: geldlos, wohnungslos, arbeitslos usw. Igitt! |
Nun, für mich ist das unbedingte vermeiden wollen negativer Konnotation ein wenig zu krampfig. Vermeiden lässt sich das ohnehin nicht: es gibt in diesem Forum immer wieder Links zu Zeitungsartikeln, in welchen klerikale Funktionäre über Ungläubige, Atheisten, Konfessionslose oder was es dergleichen an Bezeichnungen mehr gibt, herziehen, dass ich es als Angehöriger dieser Gruppe auch ein stückweit gelernt habe, die Rolle des »bösen Buben« auszuhalten.
Aber, wie gesagt, das ist wohl eher Geschmackssache. Mangelnde Selbstachtung sehe ich darin nicht, eher schon ein Selbstbewusstsein, sich von Bewertungen anderer (insbesondere der Gegenspieler) nicht abhängig zu machen.
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