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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1686694) Verfasst am: 13.09.2011, 12:47 Titel: |
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Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | VanHanegem hat folgendes geschrieben: | das FWM ist eine Erfindung von Dir und Deinesgleichen. Ich habe damit nix am Hut
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Ich verstehe vanHanegems Ansicht so:
Alle Gesellschaftssysteme sind voller Zwänge, z. B. im Verkehrsbereich:
Tempolimit, Ampeln, Parkverbote usw. schränken die Freiheit der Individuen stark ein. Viele Menschen stehen im Berufsleben und im Familienleben permanent unter Zwängen und haben Nachteile, wenn sie von ihrer Freiheit, „nein“ gegenüber Vorgesetzten oder Ehepartnern zu sagen, Gebrauch machen.
Diesen Menschen mangelt es völlig an der Erfahrung ihrer Freiheit und deshalb können sie mit diesem „Hirngespinnst“ nicht einverstanden sein. Sie ignorieren dabei, daß die Handlungen von Künstlern, Erfindern, Dissidenten, Deserteuren und spielenden Kindern mit einem deterministischen Modell nicht in Einklang gebracht werden können.
Musterbeispiel für solche Zwangsexistenzen ist Adolf Eichmann, der sich völlig unschuldig fühlte, weil er immer nur Befehle ausgeführt hatte. „Eichmänner“ und „Eichfrauen“ gibts auch heute noch wie Sand am Meer. Für einen guten Monatslohn und „häuslichen Frieden“ nehmen sie ihr Sklavendasein in Kauf.
Die Ablehnung von Freiheit folgt dem Muster vom "Fuchs und den Trauben". |
"Der Fuchs und die Trauben" ist eher ein Beispiel für kognitive Dissonanz. Ich verstehe vanHanegem so, dass er meint, dass ein Zwang nicht nur von außen kommen kann sondern auch von einem selbst. Außerdem ist es schwierig die Intensität zu definieren, bei der der Grund für eine Handlung als Zwang zu sehen ist. Ein Süchtiger steht unter einem Zwang, wenn er sich seine nächste Dosis holt, obwohl er weiß es ist schlecht für ihn. Aber "zwingt" einen nicht auch die Vorliebe für Schokoeis zum Verzicht auf Vanilleeis (gesetzt den Fall, man hat nur Geld für eine Kugel, also man müsste sich zwischen den beiden entscheiden)? Wo hört Vorliebe (Präferenz) auf und fängt Zwang an?
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1686722) Verfasst am: 13.09.2011, 14:48 Titel: |
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Ebenso schwer ist es aber zum Beispiel, 'Sucht' zu definieren, bzw. die genau abzugrenzen von Nicht-Sucht.
Aber dass das nicht allgemeingültig geht, halte ich für keinen guten Grund, solche Konzepte grundsätzlich abzulehnen. Dann stünden wir ziemlich nackt da.
Wenn der Süchtige ernsthaft aufhören will, das aber nicht schafft, weil seine Sucht stärker ist, dann handelt er zwanghaft, (ist in seiner Willensfreiheit / inneren Handlungsfreiheit eingeschränkt).
Wenn ich mir zwei Kugeln Eis kaufen will, aber nur Geld für eine habe, bin ich in meiner (äußeren) Handlungsfreiheit eingeschränkt.
Die Frage "Wo hört Vorliebe (Präferenz) auf und wo fängt Zwang an?" ist so falsch gestellt, sie müsste lauten: "wann genau ist eine Vorliebe (Präferenz) als Zwang anzusehen und wann nicht?"
"Wann genau" kann ich nicht beantworten, da gibt es einen gleitenden Übergang, außerdem ist das subjektiv verschieden.
Ich sehe eine Präferenz dann als zwanghaft an, wenn die nicht gewollt, aber dennoch handlungsbestimmend ist, wenn man sie loswerden bzw. unterdrücken möchte, das aber nicht schafft.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1686752) Verfasst am: 13.09.2011, 15:47 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Ich sehe eine Präferenz dann als zwanghaft an, wenn die nicht gewollt, aber dennoch handlungsbestimmend ist, wenn man sie loswerden bzw. unterdrücken möchte, das aber nicht schafft. |
Ich sehe die große Gefahr, daß Freiwilligkeit auf diese Weise ...
1. komplett zeitgeistabhängig definiert wird - denn es wird völlig offengelassen, welche Präferenzen konditioniert werden dürfen, und
2. zu stark am subjektiven Empfinden festgemacht wird - jemandes Freierwille würde genau in dem Moment zerstört, in dem ihm bewußt würde, daß er diese Präferenz loswerden möchte
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1686943) Verfasst am: 13.09.2011, 21:04 Titel: |
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Wenn Du damit sagen willst, dass die Konzepte 'Zwang' und 'Freiheit' nicht völlig subjektiv sein können - also: jemand spürt keinen Zwang, also ist da kein Zwang, jemand fühlt sich frei - also ist er frei, dann sehe ich das auch so.
Aber hier ging es ja darum, wann Präferenzen Zwang bedeuten. Und jede Präferenz, die nicht gewollt wird / nicht in dem vorhandenen Maße gewollt wird, würde ich als Zwang = Einschränkung der Freiheit ansehen.
Das bedeutet aber nun nicht im Umkehrschluss, dass eine Präferenz, die nicht als Zwang angesehen wird, kein Zwang sein könne.
Der Punkt ist aber: es geht nicht, alle Präferenzen, alle Persönlichkeitsmerkmale als Zwang anzusehen. Denn dann gäbe es keine Persönlichkeit und dann liefe die Frage, ob eine Person einen freien Willen haben könne, völlig ins Leere.
Eine Präferenz, ein Persönlichkeitsmerkmal, mit der / mit dem ich mich identifiziere und ich hinreichende Informationen darüber habe, was das bedeutet, kann keinen Zwang bedeuten.
Und dabei ist es egal, wie die Präferenz, das Persönlichkeitsmerkmal letztlich entstanden ist, die / das muss ich nicht selber hervorgebracht haben.
Und ein freier Wille wird in meiner Sicht nicht 'zerstört', wenn man eine Präferenz loswerden / ändern will. Er wird dadurch eingeschränkt, aber nicht aufgehoben.
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Steffen Rehm registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.07.2011 Beiträge: 160
Wohnort: bei Berlin
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(#1688445) Verfasst am: 17.09.2011, 22:18 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ich sehe die große Gefahr, daß Freiwilligkeit auf diese Weise ...
1. komplett zeitgeistabhängig definiert wird - denn es wird völlig offengelassen, welche Präferenzen konditioniert werden dürfen, und
2. zu stark am subjektiven Empfinden festgemacht wird - jemandes Freierwille würde genau in dem Moment zerstört, in dem ihm bewußt würde, daß er diese Präferenz loswerden möchte |
Welche Gefahr?
Komplett zeitgeistabhängig wischt man die Freiheit als „Illusion“ vom Tisch und begründet das mit B. Libets Ergebnissen von 1970, die dabei falsch interpretiert werden.
Wenn es offen bleibt, welche Präferenzen konditioniert werden, genau dann ist von Freiheit die Rede, die braucht immer eine offene Auswahlmöglichkeit, welche bei Zwang mehr oder weniger eingeschränkt ist.
Wo ist große Gefahr, wenn nur das Subjekt die Indizien von Freiheit völlig subjektiv erleben kann? Für wen ist es gefährlich, wenn ein Phänomen nicht objektivierbar und nicht messbar ist?
„Rot“ oder „Angst“ sind ebenso rein subjektive Phänomene, über die wir uns ohne Gefahr einigen können, weil jeder sie kennt.
Zur Erklärung von Rot können wir ein Frequenzbereich von Lichtwellen messen, aber die Qualität von Rot kann damit nicht abgeleitet werden.
Zur Erklärung von Angst können wir vom limbischen System, von Adrenalin und Schweissdrüsen reden, aber das Gefühl selbst wird damit nicht dargestellt.
Deshalb teile ich die Ansicht, die Heinz Heinzmann entwickelt hat:
http://www.heinz-heinzmann.eu/Willensfreiheit.pdf
Zitat: Dabei hat die Naturwissenschaft ihren Absolutheitsanspruch verloren. Es wurde gezeigt, dass psychische Phänomene nicht zu dem Teil der Natur gehören, der einer formalen Beschreibung zugänglich ist.
_________________ Die Erkenntnis der Grenze ist die Grenze der Erkenntnis
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1688470) Verfasst am: 17.09.2011, 22:50 Titel: |
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Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | ... und begründet das mit B. Libets Ergebnissen von 1970, die dabei falsch interpretiert werden. |
Ich nicht.
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | Wenn es offen bleibt, welche Präferenzen konditioniert werden, genau dann ist von Freiheit die Rede, die braucht immer eine offene Auswahlmöglichkeit, welche bei Zwang mehr oder weniger eingeschränkt ist. |
Ich habe nichts gegen eine solche Freiheit. Die Gefahr ist aber, daß die Gemeinschaft einfach festlegt, welche Präferenzen konditioniert werden dürfen, was nach AP's Definition ja möglich wäre, da nur entscheidend wäre, daß das eigene Handeln als präferent empfunden wird.
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | Wo ist große Gefahr, wenn nur das Subjekt die Indizien von Freiheit völlig subjektiv erleben kann? Für wen ist es gefährlich, wenn ein Phänomen nicht objektivierbar und nicht messbar ist? |
Die Gefahr ist u.a. dort, wo solche "völlig subjektiven" Erlebnisse zur Basis von Moral oder Verurteilungen im Strafrecht gemacht werden.
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | „Rot“ oder „Angst“ sind ebenso rein subjektive Phänomene, über die wir uns ohne Gefahr einigen können, weil jeder sie kennt. Zur Erklärung von Rot können wir ein Frequenzbereich von Lichtwellen messen, aber die Qualität von Rot kann damit nicht abgeleitet werden. |
Zum Qualia-Scheinproblem habe ich hier im Forum schon ausreichend Stellung bezogen, es wird grandios überbewertet.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1688527) Verfasst am: 18.09.2011, 00:47 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ich habe nichts gegen eine solche Freiheit. Die Gefahr ist aber, daß die Gemeinschaft einfach festlegt, welche Präferenzen konditioniert werden dürfen, was nach AP's Definition ja möglich wäre, da nur entscheidend wäre, daß das eigene Handeln als präferent empfunden wird. |
Nein, ich habe oben etwas anderes gesagt, (und ich hoffte, das wäre halbwegs verständlich gewesen).
In kurz: Freiheit ist nicht lediglich das, was man subjektiv als Freiheit empfindet / erkennt, Zwang ist nicht lediglich das, was man als Zwang empfindet / erkennt. Wiewohl aber das, was als Zwang angesehen wird, auch Zwang ist. Aber da gibt es nun keinen per se Widerspruch, meine ich.
Nichtsdestotrotz legt aber dennoch die Gemeinschaft fest, was gedurft werden darf und was nicht. Wer auch sonst? Wenn man nicht an Gott glaubt?
Ich hoffe nur, dass die das nicht "einfach so" macht, sondern dabei immer zumindest folgenden simplen, umgangssprachlich so ausgedrückten Grundsatz zugrunde legt: "was Du nicht willst, was man Dir tu', das füg' auch keinem anderen zu". Den halte ich für unverzichtbar, würde er nicht zugrunde gelegt, hielte ich das für (unzulässige) Doppelmoral.
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1688552) Verfasst am: 18.09.2011, 06:59 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Aber hier ging es ja darum, wann Präferenzen Zwang bedeuten. Und jede Präferenz, die nicht gewollt wird / nicht in dem vorhandenen Maße gewollt wird, würde ich als Zwang = Einschränkung der Freiheit ansehen. |
Im mechanischen Modell ist eine Präferenz/Persönlichkeitsmerkmal eine Kraft, keine Zwangsbedingung. Die Entscheidung ergibt sich aus der Summe der Kräfte.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Der Punkt ist aber: es geht nicht, alle Präferenzen, alle Persönlichkeitsmerkmale als Zwang anzusehen. Denn dann gäbe es keine Persönlichkeit und dann liefe die Frage, ob eine Person einen freien Willen haben könne, völlig ins Leere. |
In der Tat ist genau das der Punkt und da würde ich eigentlich nur noch den Konjunktiv durch einen Indikativ ersetzen wollen: Die Frage, ob Personen einen freien Willen haben können läuft völlig ins Leere!
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | In kurz: Freiheit ist nicht lediglich das, was man subjektiv als Freiheit empfindet / erkennt, Zwang ist nicht lediglich das, was man als Zwang empfindet / erkennt. Wiewohl aber das, was als Zwang angesehen wird, auch Zwang ist. Aber da gibt es nun keinen per se Widerspruch, meine ich.
Nichtsdestotrotz legt aber dennoch die Gemeinschaft fest, was gedurft werden darf und was nicht. Wer auch sonst? Wenn man nicht an Gott glaubt? |
Daß die alten Gesellschaften bzw. Religionsgemeinschaften die Hypothese "Freiheit" erfunden haben war zwar eine kollektive Leistung, geschah aber trotzdem auf Basis der subjektiven Selbsterfahrung des Einzelnen. Aufgrund dessen wurden die Götter als Idealbilder des freien Willens ohne materielle constraints erschaffen. Dieses Idealbild wurde über das Konzept der "Gottesebenbildlichkeit" auf den Menschen rückprojiziert
Der Punkt ist doch, daß in diesem Thread objektive Sicht eines Außenstehenden und subjektive Selbstwahrnehmung in unzulässiger Weise vermengt wird.
Was die subjektive Selbstwahrnehmung angeht gebe ich Dir natürlich völlig recht, zumal ich mir selbst einbilde über ein Bewußtsein und Entscheidungsfreiheit zu verfügen. Dieses subjektive Sicht ist in diesem Thread jedoch nicht relevant.
Da der Threadinitiator, das Ganze an der Quantenmechanik aufgehängt hat, kann hier nur von einer objektiven Sicht eines Außenstehenden die Rede sein, die das Ziel hat die Entscheidung/Verhalten eines Individuums vorherzusagen. Zu diesem Zweck ist ein wie auch immer geartetes Modell eines "freien Willens" (was auch immer das heißen soll) völlig unbrauchbar. Hier plädiere ich für das oben erwähnte mechanische Modell ergänzt durch mit einer stochastischen Komponente, die jedoch nichts weiter sein kann als Lückenbüßer für Wissensdefizite des Beobachters. Und die mit zunehmendem Wissen über die Komponenten des mechanischen Modells immer weiter eingeengt (wenn auch nie vollständig verschwinden) wird. Genau aus letzterem Grund wäre es ein schwerwiegender Fehler diese stochastische Komponente mit dem Phenomen des freien Willens zu verwechseln.
Den Fehler macht auch wieder der Threadinitiator. Da die arme Quantenmechanik mit verschiedenen Interpretatioen leben muß, darunter auch stochastische, muß sie überall dort herhalten, wo klassisch deterministische Modelle versagen. Und sei es für irgendeinen beliebigen esoterischen Quatsch.
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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Letum registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.02.2010 Beiträge: 487
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(#1691231) Verfasst am: 24.09.2011, 21:07 Titel: |
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Da sich die Diskussion ein wenig von der Quantenmechanik entfernt hat, möchte ich noch ein paar Zeilen
zu diesem Thema schreiben.
Ich fang mal mit Kant an und da ich im Bereich der Philosophie eher laienhaftes Wissen besitze hoffe ich
das man mir hier genau auf die schreibenen Finger schaut und berichtigt.
Also für Kant kam der Beweis des freien Willen aus der moralischen Entwicklungsgeschichte des Menschen soweit ich weiß.
Erst die Kombination von Vernunft und freien Willen ließen den Menschen sowas wie Moral denken wobei
für Kant der freie Wille zunächst nur "denkbar" war und erst mit der (autonomen) Vernunft möglich.
Vernunft kette Kant sogar an die Vorstellung von Gott.
Letzlich aber galt für Kant die Fähigkeit des moralischen Handelns als positiver Beweis des freien Willens.
Auch Schopenhauer hatte so seine Beweisführung für den freien Willen.
Aber wie ich schon in einen Posting schrieb ist die Definition des freien Willens ziemlich wichtig.
Man könnte hier auch tatsächlich eine Brücke schlagen zur Quantenmechanik.
Indem man zum Bleisift fragt was bedeutet Determinismus bzw. wie beantwortet man diese Frage.
Nehmen wir mal an, die Antwort lautet : Alles unterliegt den Naturgesetzen, Ursache und Wirkung
Dann kommt man zu drei Problemen.
1.Quantentheorie/Doppelspalt/Unschärfe : man kann die Wirkung nur noch durch wahrscheinlichkeiten angeben bzw.
der Messungen bzw. Erkenntnissen sind Grenzen gesetzt.
2.Gödels Theorem (bitte googeln)
3.Chaostheorie, man kann obwohl die Ausgangslage identisch ist nicht mehr das Ende er(be)rechnen
Hiermit ist meiner Meinug nach die Aussage "Alles unterliegt den Nauturgesetzen" bzw. "Allles wird gesteuert durch Gott"
unbeweisbar.
Und Aussagen, die zwar konkret aber nicht beweisbar sind, die gibt es sogar in der Mathematik, die Sprache der Wissenschaften.
Vielleicht wird es der Frage nach dem freien Willen genauso ergehen.
Es gibt ihn oder es gibt ihn nicht aber beweisen nun ja....
Grüße
Letum
_________________ Keine Schwulenpropaganda wegen den Kindern...Putin, es gibt keinen Gott neben ihn, nach Gnaden der Oligarchen
https://www.youtube.com/watch?v=OWyyL7zTTkc
Und für alle die die Hoffnung noch nicht verloren haben
https://www.youtube.com/watch?v=0KekKTvAVD0
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1691234) Verfasst am: 24.09.2011, 21:24 Titel: |
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Letum hat folgendes geschrieben: | 1.Quantentheorie/Doppelspalt/Unschärfe : man kann die Wirkung nur noch durch wahrscheinlichkeiten angeben bzw. der Messungen bzw. Erkenntnissen sind Grenzen gesetzt. |
Und findest Du, es würde für den FreienWillen sprechen, wenn die "freiwilligen" Handlungen wahrscheinlichkeitsverteilt wären und wenn userer Erkenntnis Grenzen gesetzt wären?
Letum hat folgendes geschrieben: | 2.Gödels Theorem (bitte googeln) |
Googel doch selber. Formuliere Deine Aussage oder Dein Problem exakt, wenn Du schon mit solch schwerem Geschütz daherkommst.
Letum hat folgendes geschrieben: | 3.Chaostheorie, man kann obwohl die Ausgangslage identisch ist nicht mehr das Ende er(be)rechnen |
Was willst Du damit sagen? Wenn das Ergebnis chaotisch ist, ist der Wille frei? oder was?
Letum hat folgendes geschrieben: | Hiermit ist meiner Meinug nach die Aussage "Alles unterliegt den Nauturgesetzen" bzw. "Allles wird gesteuert durch Gott" unbeweisbar. |
Es geht jedoch überhaupt nicht darum, diese Aussagen zu beweisen, ebensowenig wie man irgendeine andere wissenschaftliche Theorie beweisen will. Es geht nur darum, welches Modell die besten Voraussagen ermöglicht.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1691238) Verfasst am: 24.09.2011, 21:40 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Es geht nur darum, welches Modell die besten Voraussagen ermöglicht. |
Moment. Wer wie ich der Meinung ist, daß der FW existiert, findet sich durch Unvorhersagbarkeit bestätigt. ; )
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1691241) Verfasst am: 24.09.2011, 21:53 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Es geht nur darum, welches Modell die besten Voraussagen ermöglicht. | Moment. Wer wie ich der Meinung ist, daß der FW existiert, findet sich durch Unvorhersagbarkeit bestätigt. ; ) |
Der Zwinkersmiley ist eine harte Prüfung für mich ...
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Landei Gesinnungspolizist
Anmeldungsdatum: 27.02.2011 Beiträge: 1180
Wohnort: Sandersdorf-Brehna
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(#1691270) Verfasst am: 24.09.2011, 22:50 Titel: |
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Es gibt keinen freien Willen als physikalische Realität, sondern nur als psychologisches Empfinden.
Wir können etwas wollen, aber wir können nicht etwas wollen wollen. Denkt man genauer darüber nach, muss jeder "freie Wille" ohne diese Fähigkeit eine Illusion sein, aber wir besitzen sie nicht.
Wer soll einen "freien Willen" haben? Ich. Aber "ich" bin nur mein Gehirn, und dieses unterliegt den physikalischen Einflüssen wie jedes andere Objekt auch. Es gibt auf physikalischer Ebene keine Entscheidungsfreiheit, selbst wenn Zufall im Spiel ist: Ein Atomkern "will" kein Alphateilchen aussenden, sondern es passiert einfach. Wenn mein Gehirn einen quantenphysikalischen Mechanismus zur Entscheidungsfindung benutzen sollte, entscheidet es ebensowenig "frei", sondern übernimmt nur eine fremde "Entscheidung". Und solange wir Quantenobjekten kein Bewußtsein zubilligen, kann die übernommene Entscheidung nur unfrei sein.
Unser Gehirn ist so gebaut, dass es nützliche Entscheidungen treffen kann (wie ein Sieb, das "entscheidet", ob ein Teilchen groß genug ist), kann dabei komplizierte Bedingungen berücksichtigen und sogar umprogrammiert werden ("lernen"). Dann ist es nicht verwunderlich, dass der starke Eindruck entsteht, dass "ich" auch die Kontrolle über meine "Entscheidungen" besitze, dass ich mich "frei" entscheide. Offenbar ist das Vorhandensein dieses Eindrucks sogar notwendiger Bestandteil unseres Entscheidungsmechanismus. Trotzdem kommt ihm keine physikalische Realität zu.
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Steffen Rehm registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.07.2011 Beiträge: 160
Wohnort: bei Berlin
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(#1691300) Verfasst am: 25.09.2011, 00:10 Titel: |
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Landei hat folgendes geschrieben: | Es gibt keinen freien Willen als physikalische Realität, sondern nur als psychologisches Empfinden.
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Was heißt hier „nur“ psychologisches Empfinden?
Alle Versuche, den freien Willen auf „rein physikalische“ d.h. deterministische Vorgänge zu reduzieren, kranken an der Unmöglichkeit, die Kreation von Neuem zu begreifen. Kugelschreiber und Reisverschluß, Goethes „Faust“ und die Improvisationen eines Jazzmusikers sind aus keiner Ursache abzuleiten, sondern aus dem Sinn, den ihr Schöpfer ihnen gab, noch bevor sie existierten.
Sinn läßt sich nicht mit Physik beschreiben, er ist das zentrale Objekt der Hermeneutik, eine total subjektive Gegebenheit der Geisteswissenschaften und Philosophie. Solange die Physiker sich nicht mit „Sinn“ beschäftigen wollen, können sie bei Fragen nach Freiheit nicht sinnvoll mitreden. Erst wenn sie verstehen, welche physikalische Tätigkeit mit dem Wort „Sinn“ bezeichnet werden kann, werden sie auch „Schöpferische Freiheit“ langsam begreifen.
_________________ Die Erkenntnis der Grenze ist die Grenze der Erkenntnis
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1691329) Verfasst am: 25.09.2011, 08:24 Titel: |
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Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | Solange die Physiker sich nicht mit „Sinn“ beschäftigen wollen, können sie bei Fragen nach Freiheit nicht sinnvoll mitreden. |
Physiker beschäftigen sich mit Sinnfragen. Nur die Physik soll sich da bitte enthalten.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1691330) Verfasst am: 25.09.2011, 08:27 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Es geht nur darum, welches Modell die besten Voraussagen ermöglicht. | Moment. Wer wie ich der Meinung ist, daß der FW existiert, findet sich durch Unvorhersagbarkeit bestätigt. ; ) |
Der Zwinkersmiley ist eine harte Prüfung für mich ... |
OK. Mal ohne. Was geschieht eigentlich mit 2 identisch ausgestatteten Rechnern, von denen der eine die Aufgabe hat, den nächsten Rechenschritt des anderen Rechners vorauszusagen, und der andere, das zu verhindern?
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1691335) Verfasst am: 25.09.2011, 09:11 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Es geht nur darum, welches Modell die besten Voraussagen ermöglicht. | Moment. Wer wie ich der Meinung ist, daß der FW existiert, findet sich durch Unvorhersagbarkeit bestätigt. ; ) |
Der Zwinkersmiley ist eine harte Prüfung für mich ... |
OK. Mal ohne. Was geschieht eigentlich mit 2 identisch ausgestatteten Rechnern, von denen der eine die Aufgabe hat, den nächsten Rechenschritt des anderen Rechners vorauszusagen, und der andere, das zu verhindern? |
Wenn der eine vom anderen weiss, dass der verhindern soll indem er etwas anderes oder das gleiche ausgibt, dann hat der verhindernde schon verloren. Beide erkennen welcher der nächste schritt ist. Der verhindernde muss dann zusätzlich verschleiern. Der voraussagende muss also nur die erkennung des nächsten schrittes ausgeben.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1691340) Verfasst am: 25.09.2011, 10:02 Titel: |
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Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | Landei hat folgendes geschrieben: | Es gibt keinen freien Willen als physikalische Realität, sondern nur als psychologisches Empfinden. | Was heißt hier „nur“ psychologisches Empfinden? ... Solange die Physiker sich nicht mit „Sinn“ beschäftigen wollen, können sie bei Fragen nach Freiheit nicht sinnvoll mitreden. |
Hier sollte man erstmal genauer definieren, was man unter "Sinn" versteht. Nach meinem Verständnis ist "Sinn" so etwas wie "Bedeutung", also im weitesten Sinne ein von einem bewußten Wesen mit einer Vorstellung assoziierter Kontext. Solch ein assoziierter Kontext wiederum besteht selbst aus Vorstellungen, die im Gehirn repräsentiert sind. Letzteres können zum Beispiel Vorstellungen von "Use cases" sein, also Vorstellungen, wie ich etwas verwende.
Du hast einen engeren Begriff von "Sinn" verwendet, eher in der Bedeutung von "Zweck" oder "Intention". Am Beispiel des Kugelschreibers:
- realer Kugelschreiber
- Vorstellung vom Kugelschreiber (interne Repräsentation)
- assozierter Kontext, z.B. "damit kann ich schreiben und ..."
Die assoziierten Kontexte (die Bedeutung) sind also ebenso Vorstellungen und entspringen (emergieren, was auch immer) daher ebenso aus der Physik wie infache Repräsentationen oder Wahrnehmungen. Daß sie besonders subjektiv sind, spielt dabei keine wesentliche Rolle, ebensowenig wie die Frage, welche der drei Repräsentationen oben zuerst da ist.
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | Alle Versuche, den freien Willen auf „rein physikalische“ d.h. deterministische Vorgänge zu reduzieren, kranken an der Unmöglichkeit, die Kreation von Neuem zu begreifen. |
Non sequitur: Die Kreation von Neuem schließt eine komplett deterministische / physikalische Erklärung überhaupt nicht aus. "Neu" heißt ja nur, daß es die anderen Wesen bisher nicht kannten.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Zuletzt bearbeitet von step am 25.09.2011, 10:21, insgesamt einmal bearbeitet |
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1691343) Verfasst am: 25.09.2011, 10:17 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Was geschieht eigentlich mit 2 identisch ausgestatteten Rechnern, von denen der eine die Aufgabe hat, den nächsten Rechenschritt des anderen Rechners vorauszusagen, und der andere, das zu verhindern? |
Im folgenden nehme ich eine "hinreichend große" Intelligenz der Rechner an und eine endliche, für beide gleiche Zeit, um den nächsten Schritt auszugeben.
Ich würde sagen, der Verhinderer gewinnt, und zwar mit folgender Strategie: Der Verhinderer startet einen Pseudozufallsgenerator (oder einen anderen rechenintensiven Algorhithmus), dessen Berechnung die gesamte Schrittweite erfordert. Der Voraussager startet eine Simulationsinstanz des Verhinderers und kann so mglw. noch voraussagen, was der Verhinderer vorhat, aber seine Zeit reicht nicht für das Voraussagen und Berechnen.
Da die Physik - nach heutiger Kenntnis - die einfachste Simulation ihrer selbst ist, gilt dieses Ergebnis mE auch ganz allgemein, also z.B. auch für Quantencomputer oder für Omegapunkte in Zwillingsuniversen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1691350) Verfasst am: 25.09.2011, 11:18 Titel: |
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Steffen Rehm hat folgendes geschrieben: | ...
Alle Versuche, den freien Willen auf „rein physikalische“ d.h. deterministische Vorgänge zu reduzieren, kranken an der Unmöglichkeit, die Kreation von Neuem zu begreifen. Kugelschreiber und Reisverschluß, Goethes „Faust“ und die Improvisationen eines Jazzmusikers sind aus keiner Ursache abzuleiten, sondern aus dem Sinn, den ihr Schöpfer ihnen gab, noch bevor sie existierten.
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Nö.
Das personifizierende Modell der Intention erleichtert die Beschreibung nur, aber ein mechanistisches Modell ist genauso möglich. Wird halt nur erheblich komplexer.
einfacheres Beispiel: Du kannst einen computer auf informationstheoretischer Ebene beschreiben, da wird die Beschreibung einfach, aber du führst das personifizierende Modell von Sendern ein, der von einer Intention getrieben wird. Oder Du beschreibst das Ganze auf einer rein mechanistischen ebene der einzelnen MOSFET's, dann wird das Ganze halt beliebig kompliziert.
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1691518) Verfasst am: 25.09.2011, 21:04 Titel: |
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VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Das personifizierende Modell der Intention erleichtert die Beschreibung nur, aber ein mechanistisches Modell ist genauso möglich. Wird halt nur erheblich komplexer.
einfacheres Beispiel: Du kannst einen computer auf informationstheoretischer Ebene beschreiben, da wird die Beschreibung einfach, aber du führst das personifizierende Modell von Sendern ein, der von einer Intention getrieben wird. Oder Du beschreibst das Ganze auf einer rein mechanistischen ebene der einzelnen MOSFET's, dann wird das Ganze halt beliebig kompliziert. |
Bist Du eliminativer Materialist?
Ich glaube, das funktioniert grundsätzlich so nicht. Du kannst nicht Computer auf der Schaltungsebene hinreichend beschreiben, d.h. die informationstheoretische Ebene (abstrakt) kann nicht auf eine einzige Schaltungsebene (konkret) zurückgeführt werden. Die abstrakte Ebene ist schlicht was anderes als eine konkrete Instantiierung von ihr, denn die abstrakte Ebene (die Algorithmen) kann auf unendlich viele Weisen instantiiert werden.
Du kannst vielleicht einen Computer (und genau baugleiche) so beschreiben, aber nicht einen Computer, (hier als Generalisierung gemeint).
Gleiches gilt für Intentionen.
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Letum registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.02.2010 Beiträge: 487
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(#1691524) Verfasst am: 25.09.2011, 21:10 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Es geht nur darum, welches Modell die besten Voraussagen ermöglicht. |
Moment. Wer wie ich der Meinung ist, daß der FW existiert, findet sich durch Unvorhersagbarkeit bestätigt. ; ) |
Einfach weiter lächlen ))
_________________ Keine Schwulenpropaganda wegen den Kindern...Putin, es gibt keinen Gott neben ihn, nach Gnaden der Oligarchen
https://www.youtube.com/watch?v=OWyyL7zTTkc
Und für alle die die Hoffnung noch nicht verloren haben
https://www.youtube.com/watch?v=0KekKTvAVD0
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1691529) Verfasst am: 25.09.2011, 21:17 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Die abstrakte Ebene ist schlicht was anderes als eine konkrete Instantiierung von ihr, denn die abstrakte Ebene (die Algorithmen) kann auf unendlich viele Weisen instantiiert werden. |
Vorsicht! Interessanter für Deine Position wäre es zu zeigen, daß dieselbe Implementation verschiedene Bedeutungen haben kann, daß man also von der Impl. nicht auf die Bedeutung schließen könne.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
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(#1691548) Verfasst am: 25.09.2011, 21:47 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Die abstrakte Ebene ist schlicht was anderes als eine konkrete Instantiierung von ihr, denn die abstrakte Ebene (die Algorithmen) kann auf unendlich viele Weisen instantiiert werden. |
Vorsicht! Interessanter für Deine Position wäre es zu zeigen, daß dieselbe Implementation verschiedene Bedeutungen haben kann, daß man also von der Impl. nicht auf die Bedeutung schließen könne. |
Mein Verständnis des freien Willens beinhaltet mitnichten, dass eine Implementierung unterschiedliche Bedeutungen haben könne.
Aber egal, darum ging es mir auch hier nicht. Es ging mir umgekehrt um die Behauptung, dass man abstrakte Ebenen, (z.B. die Ebene eines Algorithmus), auf eine konkrete Ebene, (eine konkrete Schaltung), reduzieren könne. Und das kann man nicht, behaupte ich.
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Steffen Rehm registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.07.2011 Beiträge: 160
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(#1691562) Verfasst am: 25.09.2011, 22:16 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Hier sollte man erstmal genauer definieren, was man unter "Sinn" versteht. Nach meinem Verständnis ist "Sinn" so etwas wie "Bedeutung", also im weitesten Sinne ein von einem bewußten Wesen mit einer Vorstellung assoziierter Kontext. Solch ein assoziierter Kontext wiederum besteht selbst aus Vorstellungen, die im Gehirn repräsentiert sind. Letzteres können zum Beispiel Vorstellungen von "Use cases" sein, also Vorstellungen, wie ich etwas verwende.
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Was ich unter „Sinn“ verstehe, zeigt sich im Gebrauch von Sprache, insoweit diese immer zur Kommunikation von „Sinn“ dient. Jeder, der hier schreibt, möchte „Unsinn“ vermeiden, „Sinn“ ist die Quintessenz seiner Kommunikation, weil „Sinn“ auch die Grundlage der Orientierung ist, Quintessenz des Bewußtseins, Grundlage des Symbolgebrauchs, jedem Subjekt in der Phase des „Wachseins“ gegeben, wenn es bei Sinnen ist.
Meine Auslegung geht viel weiter als Freges spitzfindige Trennung von Sinn und Bedeutung, sie entspricht mehr dem „sensus communis“ von Aristoteles, der alle Sinnesorgane und das Gedächtnis vereint in einem „Ordnungssinn“ analysierte.
Die wichtigste Eigenschaft von „Sinn“ scheint mir in seiner alles umfassenden, durchdringenden Ganzheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu liegen, mit der jeder durchs tägliche Leben geht. Alles hängt mit allem zusammen und wie in einem Mosaik hat jedes Teilstück seinen Platz, wo es Sinn macht. Sinn reagiert sehr empfindlich auf Sinnwidrigkeiten (Alarm). Sinn ist kein materielles Objekt, aber seine dynamische Produktion in der Hirnrinde basiert natürlich auf materiellen, physiologischen Grundlagen. Fragt sich nur, auf welchen?
Eine Physiologie, die dieses Rätsel knackt, würde ich „Physiologie der Freiheit“ nennen. Dem zeitgenössischen Diskurs hat Niklas Luhmann in „Soziale Systeme“ eine detailierte Beschreibung von „Sinn“ hinterlassen, die sehr gut mit Aristoteles und der Hirnforschung in Einklang zu bringen ist.
_________________ Die Erkenntnis der Grenze ist die Grenze der Erkenntnis
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1691627) Verfasst am: 26.09.2011, 08:56 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Das personifizierende Modell der Intention erleichtert die Beschreibung nur, aber ein mechanistisches Modell ist genauso möglich. Wird halt nur erheblich komplexer.
einfacheres Beispiel: Du kannst einen computer auf informationstheoretischer Ebene beschreiben, da wird die Beschreibung einfach, aber du führst das personifizierende Modell von Sendern ein, der von einer Intention getrieben wird. Oder Du beschreibst das Ganze auf einer rein mechanistischen ebene der einzelnen MOSFET's, dann wird das Ganze halt beliebig kompliziert. |
Bist Du eliminativer Materialist?
Ich glaube, das funktioniert grundsätzlich so nicht. Du kannst nicht Computer auf der Schaltungsebene hinreichend beschreiben, d.h. die informationstheoretische Ebene (abstrakt) kann nicht auf eine einzige Schaltungsebene (konkret) zurückgeführt werden. Die abstrakte Ebene ist schlicht was anderes als eine konkrete Instantiierung von ihr, denn die abstrakte Ebene (die Algorithmen) kann auf unendlich viele Weisen instantiiert werden.
Du kannst vielleicht einen Computer (und genau baugleiche) so beschreiben, aber nicht einen Computer, (hier als Generalisierung gemeint).
Gleiches gilt für Intentionen. |
Wenn Die die Intention des Kontrukteurs wegläßt landest du aber genau bei einem Computer.
Ein Computer ist nun mal eine ganz konkrete Instantiierung einer Datenstruktur/Algorithmus/... etc. in einer ganz bestimmten Hardware. Und die besteht schießlich nur aus Transistoren, also muß sie sich auch auf dieser Ebene beschreiben lassen.
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1691641) Verfasst am: 26.09.2011, 10:26 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Es ging mir umgekehrt um die Behauptung, dass man abstrakte Ebenen, (z.B. die Ebene eines Algorithmus), auf eine konkrete Ebene, (eine konkrete Schaltung), reduzieren könne. Und das kann man nicht, behaupte ich. |
Könntest Du versuchen, das noch exakter zu formulieren? Was genau meinst Du mit "reduzieren"? Ich hätte darunter in diesem Fall verstanden, daß man aus der konkreten Schaltung den Algorhithmus rekonstruieren / ableiten kann.
Abgesehen davon gefällt mir die Analogie nicht so besonders gut, da in ihr immer irgendwie die Intention eines Programmierers / Ingeniuers mitschwingt. Und die ist natürlich wirklich nicht auf die implementierte Schaltung reduzierbar (sondern auf Anderes). Lieber wäre mir eine Analogie aus einem philosophisch unbelasteten Bereich, z.B.
- Reduzierung chemischer Eigenschaften auf physikalische?
- Reduzierung biologischer Eigenschaften auf physikalische?
- ... und dann immer weiter ausdehnen auf das Gehirn, das Bewußtsein usw. und schauen, ob es da irgendwo eine prinzipielle Bruchstelle gibt
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
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(#1691720) Verfasst am: 26.09.2011, 17:52 Titel: |
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In dem Zusammenhang, und weil es gerade einen SdW-Artikel über neuronale Komplexität gibt:
Wenn man mal ein extrem einfaches Nervensystem betrachtet, also etwa das eines einfachen Fadenwurms. Das hat ca. 300 Neuronen und reicht aus, um das zu steuern, was dieser Wurm so braucht. Es ist nicht programmiert und unterliegt keiner Intention. Und vor allem: es ist so dimensioniert, daß es einerseits schon die komplexe Organisation eines neuronalen netzwerks zeigt, andererseits aber noch komplett simulierbar ist (meine ich jedenfalls). Die Frage an die Anti-Reduktionisten wäre, ob sie die Leistungen eines solchen einfachen neuronalen Netzes noch als reduzierbar ansehen oder auch schon das nicht.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
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(#1691731) Verfasst am: 26.09.2011, 18:39 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Die Frage an die Anti-Reduktionisten wäre, ob sie die Leistungen eines solchen einfachen neuronalen Netzes noch als reduzierbar ansehen oder auch schon das nicht. |
Fragt sich halt, was Du eigentlich genau unter "Reduktionismus" verstehst. Mal anhand Deines Beispieles mit dem Fadenwurm erläutert?
Mein Punkt hier war, dass man Artefakte nicht auf ihre kausal-mechanische Grundlage reduzieren, d.h. durch komplette Beschreibung dieser sie nicht vollständig erklären kann. Man muss auch einen teleologischen Gesichtspunkt betrachten: wozu ist das gut, welche Funktion hat das, wozu wird das verwendet?
Wenn ich nicht weiß, für was ein Computer gemacht ist oder wofür ein Tisch verwendet wird, dann habe ich das Konzept "Tisch" bzw. "Computer" nicht hinreichend verstanden.
Dass ich mir das eventuell selber dazureimen kann, ist dabei egal, denn dazu muss ich auf Zusatzwissen zugreifen, das in der umfassenden Beschreibung aller Bestandteile des Artefaltes nicht enthalten ist. Also ist diese unvollständig.
Findet ein Archäologe ein unbekanntes Artefakt, dann wird er sich sicher auch nicht damit zufriedengeben, dessen Moleküle und deren Anordnung zu beschreiben. Und nehmen wir an, er fände ein zweites Artefakt, welches genauso aussieht, aber aus ganz anderem Material besteht. Dann wird er sicher nach der Funktion fragen, wie es verwendet wurde. Und das kann er nicht aus den Molekülen und deren Anordnung rauslesen.
Und die (abstraktere) Ebene der Funktion ist nicht die Ebene der Moleküle. Und, ja, ich bezweifele, dass die erste Ebene auf die zweite Ebene reduziert werden kann, insofern, als man sagen könnte, die Beschreibung auf der Molekülebene kann hypothetisch die Beschreibung auf der Funktionsebene vollständig ersetzen. Und in dem Sinne bin ich Anti-Reduktionist.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
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(#1691736) Verfasst am: 26.09.2011, 18:48 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Die Frage an die Anti-Reduktionisten wäre, ob sie die Leistungen eines solchen einfachen neuronalen Netzes noch als reduzierbar ansehen oder auch schon das nicht. |
Fragt sich halt, was Du eigentlich genau unter "Reduktionismus" verstehst. Mal anhand Deines Beispieles mit dem Fadenwurm erläutert?
Mein Punkt hier war, dass man Artefakte nicht auf ihre kausal-mechanische Grundlage reduzieren, d.h. durch komplette Beschreibung dieser sie nicht vollständig erklären kann. Man muss auch einen teleologischen Gesichtspunkt betrachten: wozu ist das gut, welche Funktion hat das, wozu wird das verwendet?
Wenn ich nicht weiß, für was ein Computer gemacht ist oder wofür ein Tisch verwendet wird, dann habe ich das Konzept "Tisch" bzw. "Computer" nicht hinreichend verstanden.
Dass ich mir das eventuell selber dazureimen kann, ist dabei egal, denn dazu muss ich auf Zusatzwissen zugreifen, das in der umfassenden Beschreibung aller Bestandteile des Artefaltes nicht enthalten ist. Also ist diese unvollständig.
Findet ein Archäologe ein unbekanntes Artefakt, dann wird er sich sicher auch nicht damit zufriedengeben, dessen Moleküle und deren Anordnung zu beschreiben. Und nehmen wir an, er fände ein zweites Artefakt, welches genauso aussieht, aber aus ganz anderem Material besteht. Dann wird er sicher nach der Funktion fragen, wie es verwendet wurde. Und das kann er nicht aus den Molekülen und deren Anordnung rauslesen.
Und die (abstraktere) Ebene der Funktion ist nicht die Ebene der Moleküle. Und, ja, ich bezweifele, dass die erste Ebene auf die zweite Ebene reduziert werden kann, insofern, als man sagen könnte, die Beschreibung auf der Molekülebene kann hypothetisch die Beschreibung auf der Funktionsebene vollständig ersetzen. Und in dem Sinne bin ich Anti-Reduktionist. |
Bestimmte Eigenschaften sind ja auch auf den niedrigeren Ebenen noch gar nicht enthalten, höchstens als von da aus nicht erahnbares Potential.
Stichworte: qualitative Sprünge, Emergenz.
Trotzdem kann man in gewisser Weise das Komplexe auf das Einfache reduzieren, jedoch nicht umgekehrt das Komplexe aus dem Einfachen ableiten (ähnlich wie in der Integral- vs. Differentialrechnung).
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K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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