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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1691603) Verfasst am: 26.09.2011, 01:57 Titel: |
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*schieb* Aus aktuellem Diskussionsverlauf *schieb*
Im R.E.M.-Thread ergab sich wieder eine Diskussion über das Thema, da möchte ich es eigentlich nicht haben
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1691597#1691597
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Misterfritz hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Wenn ich Deinen ersten Post nicht mit Humor und als Herausforderung angenommen hätte, hätte ich gewiss härtere Vokabeln fallen lassen. Du stehst mit deinem Standpunkt aber mit einigen wackeren Mitstreitern allein in der Wüste als einsamer Rufer gegen die "Kommerzialisierung" der Kunst. Und du wertest immer noch Menschen ab, diejenigen denen U2 gefällt, sind für Dich Anhänger einer schlechten Band und nur Du glaubst zu wissen, was gute Musik ist. Dir muss die Musik nicht gefallen, aber du solltest Dich eines Urteils enthalten, wenn es Dir nicht nachgesagt werden soll, du seist hochnäsig. Dir steht es nicht zu, über Millionen zu urteilen, weil Du Deine Musik für schöner hälst. Das ist übrigens auch nur dein Standpunkt. Für Dich ist Musik anscheinend Leiden und Qual, nichts, was einer große Menge an Menschen Freude für den Moment bereiten darf, für ein paar Minuten aus der Welt holt, denn das ist ja "kommerziell" und überhaupt nicht künstlerisch. Oder David Guetta - er hat Erfolg, weil er Musik macht, die den Geschmack der Massen erreicht. Aber warum gibt es die Massen? Wollen die Massen "schwere Kost" wirklich konsumieren? Die Zielgruppe dieser Musik ist vorwiegend die Jugend, die ein ganz anderes Lebensgefühl hat als das was z.B. die Jazz-Musik bietet. Warum gibt es keine Jazz-Discos? Warum gibt es keine Klassik-Discos in denen man bei Bier und Gogo-Tänzerinnen auf der Tanzfläche zu Ludwig van B. abgeht?
Viele Deiner "verarmten Künstler" hätten vieles darum gegeben auch kommerziell erfolgreicher zu sein. Warum ist U2 die reichste Band der Welt und warum sind ihre Stadien voll? Sie sprechen die Menschen an, sie holen sie da ab, wo sie sind. Dass sie die Zuhörer auf eine ich nenne es mal "tiefere Ebene" der Musik bringen ist nicht gewünscht. Das magst Du bedauern, ihre Anhänger nicht.
Ich will gar nicht behaupten, dass du unrecht hast und es in einem "höheren Sinne" bessere und intensivere Musik gibt und geben sollte. Nur weil die Menschen soweit noch nicht sind, gehört es sich nicht so gemein über sie und ihre Lieblingsbands zu urteilen.
So und demnächst unterhalten wir uns dann mal über den Erfolg von Mario Barth und Leuten, denen er gefällt. |
Einsam stehe ich mit meinem Standpunkt ganz gewiss nicht. Die Musik vieler verarmt verstorbener Künstler wie Mozart oder Eric Dolphy wird bis heute geschätzt, gehört und gespielt. Wer wird sich in 100 Jahren an den Popkram der letzten 20 Jahre erinnern oder es als künstlerisch relevant finden? Ich nehme mir einfach das Recht, diejenigen zu kritisieren, die Musik als Profitware abwerten. Genauso habe ich das Recht, Millionen von Kreationisten auszulachen. Ich weiß nicht, woraus du schließt, dass Jazz nur Leid und Qual beinhaltet, aber damit liegst du sicher falsch. Der Jazz beschäftigt sich mit dem Menschen und dazu gehört auch Lebensfreude. Popmusik verfälscht diese Lebensfreude als Kitsch. Musik ist auch keine Sache des Alters oder einer Generation. Ich bin 26 und höre Jazz seit vielen Jahren. Discos und andere Orte oberflächlicher Massenorgien haben mich nie interessiert.
Die Mehrheit der Jazzmusiker kann durchaus massentaugliche Musik verkaufen und Einige haben dies auch getan. Das ist nicht gerade schwer, aber sie haben sich für einen anderen Weg entschieden. Wenn jemand seine musikalischen Wünsche in David Guetta, U2 oder was weiß ich erfüllt sieht, bitte schön. Darüber möchte ich nicht urteilen, aber ganz bestimmt über den Wert dieser Musik. Am Schluss möchte ich aber dennoch anmerken, dass R.E.M. für Pop-Verhältnisse gar nicht so schlecht sind, aber darüber hinaus sind sie nun mal kaum von Bedeutung. |
öhm, ja, neeee, ist schon klar....
du bist der entscheider, was gute musik ist ..... |
Und er urteilt doch... "Oberflächliche Massenorgien" -> wer in die Disco geht, beteiligt sich an oberflächlichen Massenorgien. "Kitsch" -> wer Popmusik hört, hört Kitsch. Die Bezeichnungen "Popkram" und "Profitware" sind auch auffällig. Das geht nicht, das macht man nicht, das nützt nichts. Wenn du den Wert der Popmusik herabsetzt, setzt du auch die Hörer mit herab. "Das sind ja alles Leute, die keine Ahnung haben, was gute Musik ist, ich weiß es." So kommst du rüber.
Lieber Cyborg, du versuchst mit deiner Vorliebe für Jazz, dich selbst zu erhöhen. Steh einfach dazu. Und lass es bitte bleiben. Nennt man soziale Distinktion, kommt meist in gehobenen Kreisen vor, und kommt meist nicht gut an. Wie wäre es denn, statt deine eigene Musik so zu überhöhen, die für die Mehrheit langweilig, qualvoll und öde ist, für deine Musik positiv zu werben? |
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1691605) Verfasst am: 26.09.2011, 02:28 Titel: |
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Die Diskussion über das Thema ist müßig. Wenn ein Musikstück, sei es Pop, Klassik, Volksmusik oder Jazz einen Menschen für wenige Augenblicke glücklich macht, dann hat es seine Existenzberechtigung. Würden wir bessere Menschen sein, wenn wir nur (nach dem wir uns die Köpfe darüber eingeschlagen haben was wir darunter zu verstehen haben) anspruchsvolle Musik hören würden? Kann eine "bessere" Musik komplexere Gefühlsregungen und produktivere Nervenbahnen erzeugen als das für "gewöhnliche" Musik der Fall ist? Und würde uns das voranbringen? Es geht nicht darum, ob R.E.M. in 100 Jahren noch gehört wird, oder nicht, sondern darum wie Hörer dieser Musik heute empfinden. Was ich kritisiere, ist die Kürze der popmodernen Musikstücke. Statt einen auf eine Reise mitzunehmen, schauen sie mal kurz vorbei und sind dann schon wieder weg. Dagegen hilft die Repeat-Taste. Ich höre gerne manche Stücke mehrmals hintereinander... Z.B. habe ich Kate Bushs "Wuthering Heights" vorgestern zehn Mal hintereinander gehört. Um die Stimmung zu verlängern, die das Lied in mir auslöst. Ein kleines Glücksgefühl. Dieser Häppchencharakter ist mir manchmal ärgerlicher als eine vorgeblich fehlende "Qualität", er hat aber auch musikhistorische Gründe (dank der kurzen Spielzeiten von Schallplatten, wenn ich mich recht erinnere). Oder würde das die Aufmerksamkeit überfordern? Glaube ich nicht.
Es gibt auch "schlechte" Popmusik, die keiner hören mag, weil sie niemanden berührt. Darum geht es. Man kann im musiktheoretischen Diskurs natürlich die Unterscheidung "höhere" und "niedrige" Musik machen, diese Unterscheidung ist aber für den Hörgenuss der Mehrheit komplett irrelevant. (Das mag man jetzt natürlich kritisieren...) Schadet es jungen Mädchen, wenn sie ihre jungfräulichen Ohren ihren Lieblingsboybands schenken? Sie wachsen da meist raus, und wenn sie selbst Mütter sind, halten sie sich bei diesen Ergüssen die Ohren zu. Aber in der Jugend ist diese Popboybandmucke für die Backfische wichtig. Das Gefühlsleben ist in der Zeit eh durcheinander, da kann man sich kaum mit Klassik befassen, außer man wird von den Eltern dazu gezwungen... oder entdeckt zufällig selbst die Liebe zu dieser Musik. Als Kind habe ich mir auch saugerne Filme von "Bud Spencer und Terence Hill" angeschaut, heute schalte ich schnell weg. Doch weil ich weiß, wie sie mir als Kind gefallen haben, gönne ich den heutigen Kindern diese Filme. (Ich wollte jetzt keine erwachsenen Fans beleidigen)...
Geschmack ist nun einmal nicht vorzuschreiben. Geschmack ist nicht politisch. Geschmack ist aber durchaus vom Habitus geprägt. Wer in einem Hause aufwächst, in dem klassische Musik zum guten Ton gehört, der wird auch später tendenziell eher dieser Musikrichtung frönen. Weil das zu seiner gesellschaftlichen Position gehört. Einen Bankmanager wird man seltener bei einem Heavy-Metal begegnen als in einem Klassikkonzert.
Soweit für heute, ich hör jetzt Knorkator.
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Namronia 1500+ mal Qualität!
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 1687
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(#1692111) Verfasst am: 27.09.2011, 19:36 Titel: |
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Argáiþ hat folgendes geschrieben: | Die anspruchsvollste Musik ist die, die am schwierigsten zu machen ist und allein das ist für mich bereits schon relevant. Kein Pop- oder Rockzeugs kann diesbezüglich schonmal irgendeinem klassischen Stück das Wasser reichen und wieviele das unterhält, ist mir dabei herzlich egal. |
Auf sowas poste ich immer gern das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=0BSHAXpNey0
Und ich frage dich, wieso das in irgendeiner Form relevant ist.
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Lisa vermatscht und benebelt
Anmeldungsdatum: 23.04.2011 Beiträge: 744
Wohnort: katholisches Kaff
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(#1692120) Verfasst am: 27.09.2011, 19:57 Titel: |
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wow
_________________ Warnung: der Beitrag kann aus Gründen der Leserlichkeit generisches Maskulinum enthalten.
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"Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen." Apostelgeschichte 2.1
"Brennende Personen müssen Sie sofort löschen." Handbuch zur ersten Hilfe
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1692168) Verfasst am: 27.09.2011, 21:24 Titel: Re: Ist E-Musik wertvoller als U-Musik? |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Die Fragen lauten: ist es sinnvoll, Musik in "Ernste Musik" (E-Musik) und "Unterhaltungs-Musik" (U-Musik) aufzuteilen? Gibt es für eine solche Aufteilung Kriterien und wenn ja, welche wären das? Was gehört also zur E-Musik und was nicht und warum genau? Sind zum Beispiel Jazz und Rock automatisch keine E-Musik oder kommt es darauf an? Und auf was eigentlich?
Und: ist E-Musik "wertvoller", "kunstvoller" und somit "besser" als U-Musik? Wer bestimmt das eigentlich? Kann man das allgemeinverbindlich festlegen? Kann man also eine objektive Rangliste von Musik anfertigen?
Meine Meinung dazu habe ich im anderen Thread schon gesagt. |
Ich mag die Unterscheidung zwischen "ernster" und "Unterhaltungsmusik" insofern nicht, als dass meiner Meinung nach letztlich alle Musik die Funktion erfüllt, zu unterhalten.
Richtig ist aber, dass es Musik mit verschiedenen Graden an künstlerischem Anspruch gibt.
Die Bandbreite reicht von musikalischem Müll ohne Kunstanspruch (Sido) bis hin zum Gipfelpunkt höchst kunstvoller Musik (Beethoven).
Sido und Beethoven hätten dann nur eines gemeinsam: Beide unterhalten ihre Hörer.
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Mahone registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2008 Beiträge: 842
Wohnort: Munich
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(#1692240) Verfasst am: 27.09.2011, 23:45 Titel: |
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Danke für den Push,
ganz interessanter Thread.
Wie so oft,
wurde meine Meinung schon von anderen ganz gut auf den Punkt gebracht.
Nur soviel noch:
Ich finde gerade als künstlerisch aktiver oder Begeisterter,
ist es auch wichtig, mal etwas wirklich scheisse zu finden, und das auch rauszulassen.
Ich mit meinem Faible für verspieltere Elektronik, und 60er Afrofunk,
biete da eigentlich auch ne ganz gute Angriffsfläche.
(Obwohl sich hier mittlerweile auch die Ennio Morricone Noten stapeln)
Aber:
Wenn jemand zu mir kommt und meine Musik als banalen Kitsch abstempelt,
ist mir das ehrlich lieber als diese Typen
die einfach alles hören, aber nichts mit wirklicher Leidenschaft.
Ich bin sogar der Meinung dass es wohl wirklich Leute gibt,
die mittlerweile durch längere Beschäftigung mit der Materie einfach einen verfeinerten Musikgeschmack haben,
und für die, die Harmonien und Spielweisen, die ich zur Zeit noch wirklich toll und interessant finde,
einfach ausgelutscht und kitschig klingen.
Bei mir fängt dass ja auch langsam an,
dass ich die Standard-Moll-Pentatoniken, die ich lange sehr gefeiert habe,
einfach ihren Reiz verlieren.
Auf der anderen Seite lässt sich das halt nie wirklich komplett auf die Harmonielehre reduzieren,
auf einmal kommt jemand mit ner wirklich interessanten Spielweise,
und dann klingts auf einmal doch wieder super fresh.
Und:
Interessanterweise sind es dann viele der besten Jazz-Musiker die ich kenne,
die dann auch was mit gutem Hiphop anfangen können.
Diesen Elitarismus findet man sozusagen meistens bei denen die gar nicht soviel drauf haben.
Nur so ne Beobachtung meinerseits.
Und last but not least:
Diesen Bono von U2 kann man einfach mit allerbestem Gewissen haten.
Einfach weil er sich so verdammt geil vorkommt mit seiner banalen Scheisse.
Und dann noch diese alberne Weltenretter-Pose.
Das steht DEM Kerl nicht zu.
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Mahone registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2008 Beiträge: 842
Wohnort: Munich
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(#1692242) Verfasst am: 27.09.2011, 23:54 Titel: |
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Larsen hat folgendes geschrieben: | Britney Spears ist keine Künstlerin, sie ist wie eine Fertigsuppe, das Produkt einer Industrie. Ohne der geringsten musikalischen Ausbildung, ist sie die Marionette ihrer Produzenten. Tiefer kann Musik nicht sinken. Natürlich hat die Musik viele Gesichter, aber wenn der Musiker eine klassische Ausbildung besitzt, dann stehen ihm viele Türen offen. Aber das trifft natürlich auch auf den Zuhörer zu. Wenn ich mir heute die experimentelle Musik eines Nono oder Cage anhöre, mache ich das weil mich der Klang fasziniert. Morricone hat einmal gesagt: Es ist wie beim Haus bauen, die Grundlagen sind immer die Gleichen. Die Frage ist nur, was kann der Komponist aus diesen Grundlagen machen. |
Zu Britney Spears kann (wil) ich nichts sagen,
aber ich lese ja auch öfter im Vocals-Teil vom Musiker-Board mit,
und Christina Aguilera z.bsp. wird von den studierten Gesangslehrern dort,
einstimmig als eine der technisch besten Sängerinnen unserer Zeit gepriesen.
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Mahone registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2008 Beiträge: 842
Wohnort: Munich
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(#1692248) Verfasst am: 28.09.2011, 00:10 Titel: |
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rotwang hat folgendes geschrieben: |
Larsen hat folgendes geschrieben: | Auf die Musik übertragen soll das heißen: Britney Spears hat keine musikalische Ausbildung und kein Talent, sie kann weder singen noch komponieren, oder ein Instrument spielen, aber das alles sagt nichts gegen ihre Musik, weil sie einer anderen Programmatik folgt. |
Nun, das sie nicht singen kann, das sagst Du. Und auch eigentlich nur, weil sich dein Verständnis von Gesang im Operngesang erschöpft. Und richtig, das sagt alles nichts gegen ihre Musik, denn entscheidend ist eben das künstlerische Programm - ich kann auch keinem Russ Meyer vorwerfen, dass er exploitatives Trashkino gedreht hat und ihn in Differenz zu Godard als scheiße bewerten - ich muss mir - bevor ich etwas bewerte - auch erst einmal anschauen welches Konzept hinter dem jeweiligen Künstler steht und erst dann kann ich bewerten - und auch nur, ob er dieses Konzept gut oder schlecht realisiert. |
Klasse formuliert, danke.
Man könnte vielleicht noch anfügen,
dass man dann eben das Konzept statt des Künstlers kritisieren kann.
Aber das wird dann eben imho fast mehr eine ethisch-philosophische Frage, als eine künstlerische.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1692250) Verfasst am: 28.09.2011, 00:23 Titel: |
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Mahone hat folgendes geschrieben: |
Man könnte vielleicht noch anfügen,
dass man dann eben das Konzept statt des Künstlers kritisieren kann.
Aber das wird dann eben imho fast mehr eine ethisch-philosophische Frage, als eine künstlerische. |
Finde ich nicht. Wenn jemand z.B. ein unglückliches Liebeslied im Sinn hat, in dem es darum geht, die eigene Unzulänglichkeit und Unbeholfenheit darzustellen, dann passt dazu keine Präsentation des - wenn vorhanden - überlegenen musikalischen Könnens, also keine vordergründige Virtuosität. Darum ist Popmusik auch oft so schlicht, aber nicht unbedingt schlecht.
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Mahone registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2008 Beiträge: 842
Wohnort: Munich
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(#1692256) Verfasst am: 28.09.2011, 00:42 Titel: |
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Hmmm,
ich bin mir nicht sicher ob wir nicht aneinander vorbei reden.
Also wenn wir Rotwangs Theorie auf die Popmusik anwenden,
dann kann man eben nicht sagen dass Frank Zappa "besser" ist als David Guetta,
weil sie eben unterschiedliche Konzepte verfolgen.
David Guettas Konzept ist eben nich Musik zu machen die man sich 10mal hintereinander zuhause anhören kann, und dabei immer neue Feinheiten zu entdecken,
sondern Musik auf der man in der Grossraumdisse den Booty shaken kann.
Nach Rotwang sollte man jetzt Guetta erstmal nur daran messen wie gut er dieses Konzept umsetzt.
Man könnte dann vielleicht noch sagen dass es Daft Punk vielleicht noch besser machen.
Was ich jetzt sagen wollte ist dass man eben stattdessen das Konzept "Grossraumdisko-Mukke"
kritisieren könnte. (Z.bsp weil es ohne Hektolitern Alkohol nicht zu funktionieren scheint.
Oder weil die Leute die eher in kleine Clubs gehen, oder gar nicht weggehen statistisch die gesünderen sind, oder so...)
Aber das ist eben eher eine ethische Frage, und solche sind, wie wir wissen, ja oft nicht so leicht zu beantworten.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1692261) Verfasst am: 28.09.2011, 00:55 Titel: |
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Mahone hat folgendes geschrieben: | Also wenn wir Rotwangs Theorie auf die Popmusik anwenden,
dann kann man eben nicht sagen dass Frank Zappa "besser" ist als David Guetta,
weil sie eben unterschiedliche Konzepte verfolgen. |
Da bin ich mir gar nicht so sicher. Frank Zappa hat so viele Konzepte verfolgt, dass man ihm gegenüber vielen anderen "Popmusikern" zumindest attestieren kann, dass er nicht bei einem Konzept geblieben ist und vieles ausprobiert hat. Frank Zappa ist insofern "besser" als David Guetta, weil er nicht ein oder zwei oder zehn Konzepte hatte, sondern unüberschaubar viele. Das kann man auch als Nachteil werten, weil man Zappa nicht einordnen bzw. ihm Konzeptionslosigkeit vorwerfen kann. Das ist aber eine reine Geschmacksfrage: Möchte ich von einem Musiker meine Erwartungen an ihn erfüllt haben, oder erwarte ich, dass er meine Erwartungen immer wieder übertrifft/enttäuscht.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1692298) Verfasst am: 28.09.2011, 10:30 Titel: |
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Mahone hat folgendes geschrieben: | rotwang hat folgendes geschrieben: |
Larsen hat folgendes geschrieben: | Auf die Musik übertragen soll das heißen: Britney Spears hat keine musikalische Ausbildung und kein Talent, sie kann weder singen noch komponieren, oder ein Instrument spielen, aber das alles sagt nichts gegen ihre Musik, weil sie einer anderen Programmatik folgt. |
Nun, das sie nicht singen kann, das sagst Du. Und auch eigentlich nur, weil sich dein Verständnis von Gesang im Operngesang erschöpft. Und richtig, das sagt alles nichts gegen ihre Musik, denn entscheidend ist eben das künstlerische Programm - ich kann auch keinem Russ Meyer vorwerfen, dass er exploitatives Trashkino gedreht hat und ihn in Differenz zu Godard als scheiße bewerten - ich muss mir - bevor ich etwas bewerte - auch erst einmal anschauen welches Konzept hinter dem jeweiligen Künstler steht und erst dann kann ich bewerten - und auch nur, ob er dieses Konzept gut oder schlecht realisiert. |
Klasse formuliert, danke.
Man könnte vielleicht noch anfügen,
dass man dann eben das Konzept statt des Künstlers kritisieren kann.
Aber das wird dann eben imho fast mehr eine ethisch-philosophische Frage, als eine künstlerische. |
Ob etwas als Kunst gelten kann, dafür spielt das Konzept eine wesentliche Rolle. Nehmen wir zum Beispiel die "Kastelruther Spatzen". Das ist Musik als industrielles Massenprodukt, einzig allein nach Maßgabe der kommerziellen Verwertbarkeit hergestellt. Wie es bei Britney Spears ist, weiß ich nicht, ich vermute aber Ähnliches.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#1692305) Verfasst am: 28.09.2011, 11:03 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Mahone hat folgendes geschrieben: | rotwang hat folgendes geschrieben: |
Larsen hat folgendes geschrieben: | Auf die Musik übertragen soll das heißen: Britney Spears hat keine musikalische Ausbildung und kein Talent, sie kann weder singen noch komponieren, oder ein Instrument spielen, aber das alles sagt nichts gegen ihre Musik, weil sie einer anderen Programmatik folgt. |
Nun, das sie nicht singen kann, das sagst Du. Und auch eigentlich nur, weil sich dein Verständnis von Gesang im Operngesang erschöpft. Und richtig, das sagt alles nichts gegen ihre Musik, denn entscheidend ist eben das künstlerische Programm - ich kann auch keinem Russ Meyer vorwerfen, dass er exploitatives Trashkino gedreht hat und ihn in Differenz zu Godard als scheiße bewerten - ich muss mir - bevor ich etwas bewerte - auch erst einmal anschauen welches Konzept hinter dem jeweiligen Künstler steht und erst dann kann ich bewerten - und auch nur, ob er dieses Konzept gut oder schlecht realisiert. |
Klasse formuliert, danke.
Man könnte vielleicht noch anfügen,
dass man dann eben das Konzept statt des Künstlers kritisieren kann.
Aber das wird dann eben imho fast mehr eine ethisch-philosophische Frage, als eine künstlerische. |
Ob etwas als Kunst gelten kann, dafür spielt das Konzept eine wesentliche Rolle. Nehmen wir zum Beispiel die "Kastelruther Spatzen". Das ist Musik als industrielles Massenprodukt, einzig allein nach Maßgabe der kommerziellen Verwertbarkeit hergestellt. Wie es bei Britney Spears ist, weiß ich nicht, ich vermute aber Ähnliches. |
Im Grunde sehe ich das auch so.
Aber haben Bach und Mozart nicht auch ziemlich viel nach dem Maßstab der "kommerziellen Verwertbarkeit" komponiert?
Bei Mozart trifft dies doch definitiv in Bezug auf die Opern und Messen zu.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1692309) Verfasst am: 28.09.2011, 11:17 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Mahone hat folgendes geschrieben: | rotwang hat folgendes geschrieben: |
Larsen hat folgendes geschrieben: | Auf die Musik übertragen soll das heißen: Britney Spears hat keine musikalische Ausbildung und kein Talent, sie kann weder singen noch komponieren, oder ein Instrument spielen, aber das alles sagt nichts gegen ihre Musik, weil sie einer anderen Programmatik folgt. |
Nun, das sie nicht singen kann, das sagst Du. Und auch eigentlich nur, weil sich dein Verständnis von Gesang im Operngesang erschöpft. Und richtig, das sagt alles nichts gegen ihre Musik, denn entscheidend ist eben das künstlerische Programm - ich kann auch keinem Russ Meyer vorwerfen, dass er exploitatives Trashkino gedreht hat und ihn in Differenz zu Godard als scheiße bewerten - ich muss mir - bevor ich etwas bewerte - auch erst einmal anschauen welches Konzept hinter dem jeweiligen Künstler steht und erst dann kann ich bewerten - und auch nur, ob er dieses Konzept gut oder schlecht realisiert. |
Klasse formuliert, danke.
Man könnte vielleicht noch anfügen,
dass man dann eben das Konzept statt des Künstlers kritisieren kann.
Aber das wird dann eben imho fast mehr eine ethisch-philosophische Frage, als eine künstlerische. |
Ob etwas als Kunst gelten kann, dafür spielt das Konzept eine wesentliche Rolle. Nehmen wir zum Beispiel die "Kastelruther Spatzen". Das ist Musik als industrielles Massenprodukt, einzig allein nach Maßgabe der kommerziellen Verwertbarkeit hergestellt. Wie es bei Britney Spears ist, weiß ich nicht, ich vermute aber Ähnliches. |
Im Grunde sehe ich das auch so.
Aber haben Bach und Mozart nicht auch ziemlich viel nach dem Maßstab der "kommerziellen Verwertbarkeit" komponiert?
Bei Mozart trifft dies doch definitiv in Bezug auf die Opern und Messen zu. |
Weiß ich nicht. Ich meine aber, Mozart war trotz gelegentliche Auftragsarbeiten auch so Künstler genug, um annehmen zu können, daß ihm auch diese Auftragarbeiten eigenen Ansprüchen genügen mußten.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1692323) Verfasst am: 28.09.2011, 12:28 Titel: Re: Ist E-Musik wertvoller als U-Musik? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: |
Richtig ist aber, dass es Musik mit verschiedenen Graden an künstlerischem Anspruch gibt.
Die Bandbreite reicht von musikalischem Müll ohne Kunstanspruch (Sido) bis hin zum Gipfelpunkt höchst kunstvoller Musik (Beethoven).
Sido und Beethoven hätten dann nur eines gemeinsam: Beide unterhalten ihre Hörer.
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Wer nur Wert legt auf "künstlerischen Anspruch", kann sich "Arnold Schönberg" reinziehen.
Viel Vergnügen!
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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