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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#169848) Verfasst am: 24.08.2004, 23:40 Titel: Re: Mittelalter |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Was eine Epoche dunkel macht, ist ihr Umgang eben mit diesen Krankheiten. Im MA wurden aufgrund der Pest Juden massakriert. Heutzutage werden Geschäfte damit gemacht. Beides ist schlimm, aber unterscheidbar. Darum ist es legitim, wenn man unter diesem Aspekt von einem dunklen MA redet., es solte bloss nicht die heutige Zeit verherrlicht werden. Wir leben sozusagen im dunklen Kapitalismuszeitalter. |
Was also soll die Aussage "finsteres Mittelalter"? 'Wir' verunglimpfen damit die Menschen einer fueheren Zeitepoche, waehrend wir selbst noch in einer Epoche der Barbarei leben.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#169849) Verfasst am: 24.08.2004, 23:42 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Ergänzend: Was das christliche MA dunkel macht, ist die Fortschrittsfeindlichkeit. Wenn Steinzeitmenschen nicht wussten, welche Kräuter Krankheiten heilen ist das zwar im Endergebnis für den Kranken dasselbe wie wenn man die Frau verbrennt, die darüber Bescheid weiss. Aber "Finster" ist letzteres trotzdem, ersteres nicht. |
Es waren die Vorkaempfer Krabbes' Religion, die die finsteren Aspekte des europaeischen Mittelalters quasi verschuldet haben... |
Zweifellos. Dadurch wird aber seine - oder meine- Argumentation nicht besser oder schlechter.
In der Antike gab es in medizinischer Hinsicht schon ganz andere Leistungen als im christlichen, finsteren MA. |
Svantevit hat folgendes geschrieben: | Btw., ich kann den Spruch "das finstere Mittelalter" nicht ausstehen, auch wenn 'das Mittelalter', gemessen an 'der Antike', ein gesellschaftlicher Rueckschritt war. Grausig am Mittelalter war vor allem die Rechtslage und die Ausbreitung des Christentums. |
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#169852) Verfasst am: 24.08.2004, 23:45 Titel: Re: Mittelalter |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Was eine Epoche dunkel macht, ist ihr Umgang eben mit diesen Krankheiten. Im MA wurden aufgrund der Pest Juden massakriert. Heutzutage werden Geschäfte damit gemacht. Beides ist schlimm, aber unterscheidbar. Darum ist es legitim, wenn man unter diesem Aspekt von einem dunklen MA redet., es solte bloss nicht die heutige Zeit verherrlicht werden. Wir leben sozusagen im dunklen Kapitalismuszeitalter. |
Was also soll die Aussage "finsteres Mittelalter"? 'Wir' verunglimpfen damit die Menschen einer fueheren Zeitepoche, waehrend wir selbst noch in einer Epoche der Barbarei leben. |
Zu recht, wenn es noch frühere Zeitepochen gab, die in dieser Hinsicht weniger barbarisch waren, oder nicht?
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air
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(#169853) Verfasst am: 24.08.2004, 23:47 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Sinnigerweise war die Lebenssituation im hohen Mittelalter zumindest etwas besser als in der frühen Neuzeit: das Klima war angenehmer, es gab keine größeren Seuchen und Hungersnöte, und auch Kriegszüge waren nicht derart katastrophal wie etwa im Dreißigjährigen Krieg. |
Welcher Zeitraum ist für dich in etwa Hochmittelalter? |
Ja gut, das Regiment der Kirche, es entsteht die Inquisition. Der "Kreuzzug" gegen die Stedinger Bauern. Nebenher noch Judenpogrome. Aber auch die Entstehung der Schweiz.
Und das Wetter ist besser. Im 13.Jahrhundert gibt es Weinberge in Norwegen. Im 14.Jahrhundert wird das Klima kälter und feuchter. Zusammen mit der großen Pestepidemie, die seit 1347 in Europa wütet, sehen viele das Ende aller Zeiten gekommen. Jetzt würde ich also spontan die Zeit etwa von 1100 bis 1300, 1350 ansetzen. Irgendwann um 1400 hört die nordische Besiedlung Grönlands auf (entweder man setzt sich ab oder verhungert). Und sogar noch im 17. Jahrhundert gibt es "Jahre ohne Sommer", die sog. "Kleine Eiszeit".
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Weitere Quellen:
www.regia.org
www.archeon.nl
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#169856) Verfasst am: 24.08.2004, 23:58 Titel: Re: Mittelalter |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Zustimmung. Ergänzend zu der Frage, was ich mit dem Begriff "finsteres" Mittelalter in Verbindung bringe, fällt mir noch ein:
Beulenpest | Krankheiten gab es immer und überall. Die Pest schon vor dem Mittelalter, nach dem 1. Weltkrieg die spanische Grippe, heute AIDS...eine krankheit macht ne Epoche nicht unbedingt dunkler. |
Richtig. Blos damals hatte man überhaupt kein Medikament, nicht einmal ansatzweise, dagegen. |
Die unheilbaren Krankheiten unserer Zeit ignorierst Du... | Und die Menschen die an Medikamenten verdienen wollen und den ärmsten der armen keine geben auch. |
Nein. In einem Thread über das Leben im Mittelalter kann es aber nicht um unsere heutigen Krankheiten gehen. Oder gab es im Mittelalter auch schon AIDS? |
Du meinst, wenn Du mit Krankheiten anfaengst ist das in Ordnung, aber wenn Narziss und ich dies aufgreifen ist es das nicht?  |
Nein. Aber es wäre gut, wenn Ihr - in einem Thread, in dem es um das Thema Mittelalter geht - auch Krankheiten benennen würdet, die im Mittelalter vorgekommen sind (wie eben z. B. Beulenpest, Cholera...).
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#169866) Verfasst am: 25.08.2004, 01:28 Titel: Re: Mittelalter |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Was eine Epoche dunkel macht, ist ihr Umgang eben mit diesen Krankheiten. Im MA wurden aufgrund der Pest Juden massakriert. Heutzutage werden Geschäfte damit gemacht. Beides ist schlimm, aber unterscheidbar. Darum ist es legitim, wenn man unter diesem Aspekt von einem dunklen MA redet., es solte bloss nicht die heutige Zeit verherrlicht werden. Wir leben sozusagen im dunklen Kapitalismuszeitalter. |
Was also soll die Aussage "finsteres Mittelalter"? 'Wir' verunglimpfen damit die Menschen einer fueheren Zeitepoche, waehrend wir selbst noch in einer Epoche der Barbarei leben. |
Zu recht, wenn es noch frühere Zeitepochen gab, die in dieser Hinsicht weniger barbarisch waren, oder nicht? |
"oder nicht" - jedenfalls nach meiner Auffassung, aber auf mich hoert ja keiner...
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#169869) Verfasst am: 25.08.2004, 01:35 Titel: Re: Mittelalter |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Nein. Aber es wäre gut, wenn Ihr - in einem Thread, in dem es um das Thema Mittelalter geht - auch Krankheiten benennen würdet, die im Mittelalter vorgekommen sind (wie eben z. B. Beulenpest, Cholera...). |
Gewiss doch, aber Narziss wollte sicherlich ausdruecken, dass eine 'unheilbare' Krankheit eine Zeitepoche nicht finster macht, denn zu allen Zeiten gab und gibt es 'unheilbare' Krankheiten. Sieh es als Parallele an.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#169896) Verfasst am: 25.08.2004, 07:57 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Oder sagst du finstere Antike, finstere Neuzeit, finstere Kolonialzeit, finsterer Imperialismus?
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Nein. Ich hab mich hier eines Ausdrucks auserwählt, der in der Gesellschaft recht häufig mit dem Mittelalter in Verbindung gebracht wird. Warum? |
Weil du schlichtweg unreflektiert einen Ausdruck verwandt hast, der vor ca. 200 Jahren erfunden wurde von Menschen, die sich für aufgeklärter hielten als Menschen vergangener Epochen. Mag alles sein, ist aber dennoch kein Grund, auf andere Gesellschaftsstrukturen herabzusehen. Anderorts urteilst du auch nicht so über andere. Besonders wenn ich mir mal den Thread über Drewermann ansehe, der – und du bist davon doch so angetan – jeden Pillepup eines Menschen aus einer vergangenen Zeit tiefenpsychologisch zu betrachten.
Auf Argumente (hinsichtlich Zeitraum, entsprechender Beispiele und Klarstellungen) bist du bisher nicht wirklich eingegangen.
Zitat: | Es stimmt zwar, dass es dass alles auch heute gibt (in veränderter Form), nur wir haben heute einen Sicherheitsstandard, den die Menschen im Mittelalter sicher gerne gehabt hätten (um Gefahren abzuwehren), und ihn eben nicht gehabt haben. |
Stimmt. Airbags hatten die alten Ritter an ihren Pferden noch nicht, solche Sicherheitsstandards wie wir an unseren Flughäfen auch noch nicht. Dafür hatten sie aber unschlagbare Sicherheitsstandards, wenn es um die Waffe eines Gegners ging: recht funktionsfähige Schilde.
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Zustimmung. Ergänzend zu der Frage, was ich mit dem Begriff "finsteres" Mittelalter in Verbindung bringe, fällt mir noch ein:
Beulenpest | Krankheiten gab es immer und überall. Die Pest schon vor dem Mittelalter, nach dem 1. Weltkrieg die spanische Grippe, heute AIDS...eine krankheit macht ne Epoche nicht unbedingt dunkler. |
Richtig. Blos damals hatte man überhaupt kein Medikament, nicht einmal ansatzweise, dagegen. |
Du willst Menschen auf einem bestimmten wissenschaftlichen Stand (oder Nicht-Stand) einen Vorwurf daraus machen, dass sie nicht über das Wissen verfügten, dass es Kleinstlebewesen gibt, die bestimmte Krankheiten verursachen können? Pest wurde schon in der Antike beschrieben, Lepra spielt in der Bibel eine große Rolle. Der außereheliche Wanderprediger hat vermeintliche Dämonen ausgetrieben. wusste er denn nicht, wie Krankheiten entstehen?
NSK hat folgendes geschrieben: | In einem Thread über das Leben im Mittelalter kann es aber nicht um unsere heutigen Krankheiten gehen. Oder gab es im Mittelalter auch schon AIDS? |
Ich weiß es nicht, möglicherweise. Ein Krankheitserreger ist nicht *zoing* erst dann schlagartig da, wenn man die Symptome, die er verursacht, benennen oder unter dem Mikroskop beobachten kann.
Unter den Oberbegriff Pest wurden eine Menge Erkrankungen Symptome gefasst, manche erinnern sogar an Ebola.
NSK hat folgendes geschrieben: | Aber es wäre gut, wenn Ihr - in einem Thread, in dem es um das Thema Mittelalter geht - auch Krankheiten benennen würdet, die im Mittelalter vorgekommen sind (wie eben z. B. Beulenpest, Cholera...). |
Moment, etwas weiter oben forderst du, dass in einem Thread über’s Mittelalter nicht über heutige Krankheiten gesprochen wird. Gibt es heute keine Pest und keine Cholera mehr?
Aber Spaß beiseite:
Pest: Erreger isoliert 1894
Pocken: Beginn der Impfung (Versuche durch Infizierung durch relativ harmlose Kuherreger) 18. Jahrhundert, Impfpflicht vielerorts im 19. Jahrhundert, weltweite Verordnung bzgl. Impfung: 1951. Von Pocken kann man übrigens als einzige Krankheit sagen, dass sie heute ausgestorben ist.
Syphillis: 1909 Entwicklung eines Arsen (!) haltigen Medikaments
Lepra: Beschreibung des Erregers 1873
Cholera: Beschreibung des Erregers 1854, erstmalige Nachzüchtung durch Koch 1883, 1992 weltweit 8.000 Tote gemeldet.
Im Übrigen lassen sich sehr viele Krankheiten, die die gesamte Menschheit hindurch beschreiben wurden (soweit diese über eine Aufzeichnungsmöglichkeit verfügte) durch Antibiotika behandeln. Erste Anwendung von Penicillin: 1939 (!).
NSK hat folgendes geschrieben: | Wer von Euch hätte denn gerne im Mittelalter gelebt?
Ich beileibe nicht. |
Ich auch nicht.
Ich hätte aber auch nicht gerne in der Steinzeit gelebt (geschätzte Lebenserwartung 19 Jahre), nicht in der Antike, in der Frauen nicht viel zu sagen hatten, nicht in Indien zur Zeit der Witwenverbrennung, nicht in den 50er Jahren, als sich Frauen von ihren Männern noch ausdrücklich einer Erlaubnis holen mussten, wenn sie berufstätig sein wollten, oder auch nicht im 19. Jahrhundert, als Frauen noch an Kindbettfieber verreckt sind. So what?
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Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#169899) Verfasst am: 25.08.2004, 08:08 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Sinnigerweise war die Lebenssituation im hohen Mittelalter zumindest etwas besser als in der frühen Neuzeit: das Klima war angenehmer, es gab keine größeren Seuchen und Hungersnöte, und auch Kriegszüge waren nicht derart katastrophal wie etwa im Dreißigjährigen Krieg. |
Welcher Zeitraum ist für dich in etwa Hochmittelalter? |
Ja gut, das Regiment der Kirche, es entsteht die Inquisition. Der "Kreuzzug" gegen die Stedinger Bauern. Nebenher noch Judenpogrome. Aber auch die Entstehung der Schweiz.
Und das Wetter ist besser. Im 13.Jahrhundert gibt es Weinberge in Norwegen. Im 14.Jahrhundert wird das Klima kälter und feuchter. Zusammen mit der großen Pestepidemie, die seit 1347 in Europa wütet, sehen viele das Ende aller Zeiten gekommen. Jetzt würde ich also spontan die Zeit etwa von 1100 bis 1300, 1350 ansetzen. Irgendwann um 1400 hört die nordische Besiedlung Grönlands auf (entweder man setzt sich ab oder verhungert). Und sogar noch im 17. Jahrhundert gibt es "Jahre ohne Sommer", die sog. "Kleine Eiszeit". |
Dieser Zeitraum deckt sich auch mit meinen Informationen. Halten wir letztendlich also fest: Das Wetter war besser und gemessen am Mindestanspruch niemand soll groß Hunger leiden kann man durchaus von einer durchgängigen Nahrungsmittelversorgung der Menschen sprechen.
Denn, was Kriegszüge angeht: sämtliche Kreuzzüge fanden in diesem Zeitraum statt. Dann bleibt nicht mehr viel von deinem Einwand.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air
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(#170203) Verfasst am: 25.08.2004, 22:43 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Ich hätte aber auch nicht gerne in der Steinzeit gelebt (geschätzte Lebenserwartung 19 Jahre), nicht in der Antike, in der Frauen nicht viel zu sagen hatten, nicht in Indien zur Zeit der Witwenverbrennung, nicht in den 50er Jahren, als sich Frauen von ihren Männern noch ausdrücklich einer Erlaubnis holen mussten, wenn sie berufstätig sein wollten, oder auch nicht im 19. Jahrhundert, als Frauen noch an Kindbettfieber verreckt sind. So what? |
Tscho, die Lebenserwartung ist immer so'n Durchschnittswert. Man hat festgestellt, daß wenn Menschen das 20.Lebensjahr erreichten, sie gute Chancen hatten, zumindest nochmal 15, 20 Jahre länger zu leben. Älter als 50 Jahre wurde aber keiner mehr. Allerdings eine hohe Kindersterblichkeit. (Zumindest für die Bronzezeit weiß ich das, aus "European Societies of the Bronze Age".) Für die Antike gibt es so Zahlen, daß die Lebenserwartung eines Römers etwa 30, eines Germanen etwa 22 Jahre betrug. Auch wieder verrechnet: denn z.B. Augustus, Cato (der mit "Ceterum censeo Carthaginem delendam esse", Nestorius von Eleusis (der letzte Vorsteher der Mysterien; schrieb angesichts des Erstarkens des Christentums: "Jetzt beginnt die Zeit der Dunkelheit") wurden wesentlich älter.
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Dann bin ich halt bekloppt.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#170226) Verfasst am: 26.08.2004, 00:07 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Mag alles sein, ist aber dennoch kein Grund, auf andere Gesellschaftsstrukturen herabzusehen.  |
Ich erinnere mich nicht, dass ich auf andere Gesellschaftsstrukturen "herabgesehen" hätte...
Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Anderorts urteilst du auch nicht so über andere. Besonders wenn ich mir mal den Thread über Drewermann ansehe, der – und du bist davon doch so angetan – jeden Pillepup eines Menschen aus einer vergangenen Zeit tiefenpsychologisch zu betrachten.
Auf Argumente (hinsichtlich Zeitraum, entsprechender Beispiele und Klarstellungen) bist du bisher nicht wirklich eingegangen. |
Ich poste das, über was ich Bescheid weiss bzw. was mich interessiert. So, und wenn ich über etwas, was mich interessiert poste, ich selber aber zuwenig weiss, werde ich Hinweise von anderen zwar zur Kenntnis nehmen, aber in diesem Moment eben noch nicht antworten, da dort dann erst der Erkenntnis- und Verarbeitungsprozess in Gang gekommen ist.
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Richtig. Blos damals hatte man überhaupt kein Medikament, nicht einmal ansatzweise, dagegen. |
Du willst Menschen auf einem bestimmten wissenschaftlichen Stand (oder Nicht-Stand) einen Vorwurf daraus machen, dass sie nicht über das Wissen verfügten, dass es Kleinstlebewesen gibt, die bestimmte Krankheiten verursachen können?
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Nein. Das war nur eine nüchterne, faktische Feststellung.
Heike N. hat folgendes geschrieben: |
NSK hat folgendes geschrieben: | Aber es wäre gut, wenn Ihr - in einem Thread, in dem es um das Thema Mittelalter geht - auch Krankheiten benennen würdet, die im Mittelalter vorgekommen sind (wie eben z. B. Beulenpest, Cholera...). |
Moment, etwas weiter oben forderst du, dass in einem Thread über’s Mittelalter nicht über heutige Krankheiten gesprochen wird. Gibt es heute keine Pest und keine Cholera mehr? |
Ich meinte, nicht ausschliesslich über Krankheiten, die nur heute in unserer modernen Zivilisation aufgetaucht sind. Ich meinte Krankheiten, die im Mittelalter und heute, oder nur im Mittelalter aktuell waren.
Und meines Wissens nach ist z. B. AIDS eine Krankheit, die in unserer Zivilisation bzw. Zeitepoche entstanden ist, und von deren Existenz im Mittelalter wohl eher nichts bekannt war.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#170273) Verfasst am: 26.08.2004, 08:11 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Mag alles sein, ist aber dennoch kein Grund, auf andere Gesellschaftsstrukturen herabzusehen.  |
Ich erinnere mich nicht, dass ich auf andere Gesellschaftsstrukturen "herabgesehen" hätte... |
Dein Eingangsposting beinhaltet eindeutig eine negative Wertung, Krabbe, die du auf Rückfragen ja noch erläutert und vertieft hast.
Und dass du nicht gewillt bist zu differenzieren, um einzelne Aspekte zu betrachten, entnimmt man aus deiner erstaunten Frage "Wollt ihr denn im Mittelalter leben?", obwohl niemand etwas derartiges geäußert hat, sondern einige lediglich die Bezeichnung finster als Synonym für ein pauschales Urteil bekrittelt haben. Svantevit hat dir ja sogar mehrfach und deutlich einen Wink gegeben:
Zitat: | Btw., ich kann den Spruch "das finstere Mittelalter" nicht ausstehen, auch wenn 'das Mittelalter', gemessen an 'der Antike', ein gesellschaftlicher Rueckschritt war. Grausig am Mittelalter war vor allem die Rechtslage und die Ausbreitung des Christentums. |
Zitat: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Auf Argumente (hinsichtlich Zeitraum, entsprechender Beispiele und Klarstellungen) bist du bisher nicht wirklich eingegangen. |
Ich poste das, über was ich Bescheid weiss bzw. was mich interessiert. So, und wenn ich über etwas, was mich interessiert poste, ich selber aber zuwenig weiss, werde ich Hinweise von anderen zwar zur Kenntnis nehmen, aber in diesem Moment eben noch nicht antworten, da dort dann erst der Erkenntnis- und Verarbeitungsprozess in Gang gekommen ist. |
Das nehme ich dir nicht ab. Wenn du wirklich einfach nur etwas über eine dir nicht so bekannte Epoche wissen möchtest, hättest du das Eingangsposting anders formuliert. Du hättest dann sicherlich recht brauchbare Informationen bekommen.
Wie du gesehen hast, kamen entsprechende Rückfragen zu deiner negativen Wertung. Wenn ich einer Sache von vorn herein ein negatives Attribut gebe, signalisiere ich sicherlich kein Bedürfnis, mich weitergehend zu informieren. Deine Meinung stand von vorn herein fest und deine Folgepostings geben mir den Eindruck, diese Meinung einfach nur noch mal untermauern zu wollen.
Zitat: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Richtig. Blos damals hatte man überhaupt kein Medikament, nicht einmal ansatzweise, dagegen. |
Du willst Menschen auf einem bestimmten wissenschaftlichen Stand (oder Nicht-Stand) einen Vorwurf daraus machen, dass sie nicht über das Wissen verfügten, dass es Kleinstlebewesen gibt, die bestimmte Krankheiten verursachen können?
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Nein. Das war nur eine nüchterne, faktische Feststellung. |
Was als Argument dafür, dass es damals so furchtbar/finster/brutal/grausam war, nicht besonders glaubhaft erscheint.
Zitat: | Heike N. hat folgendes geschrieben: |
NSK hat folgendes geschrieben: | Aber es wäre gut, wenn Ihr - in einem Thread, in dem es um das Thema Mittelalter geht - auch Krankheiten benennen würdet, die im Mittelalter vorgekommen sind (wie eben z. B. Beulenpest, Cholera...). |
Moment, etwas weiter oben forderst du, dass in einem Thread über’s Mittelalter nicht über heutige Krankheiten gesprochen wird. Gibt es heute keine Pest und keine Cholera mehr? |
Ich meinte, nicht ausschliesslich über Krankheiten, die nur heute in unserer modernen Zivilisation aufgetaucht sind. Ich meinte Krankheiten, die im Mittelalter und heute, oder nur im Mittelalter aktuell waren.
Und meines Wissens nach ist z. B. AIDS eine Krankheit, die in unserer Zivilisation bzw. Zeitepoche entstanden ist, und von deren Existenz im Mittelalter wohl eher nichts bekannt war. |
Und noch mal:
a) Weißt du das nicht, weil eine Krankheit nicht erst dann entsteht, wenn sie benannt wird
b) Besteht ein Unterschied zwischen gab es nicht und war nichts drüber bekannt. Eine Pollenallergie war auch im Mittelalter eine Pollenallergie, auch wenn man sie Rosenfieber nannte.
Google mal nach Hildegard von Bingen und ihre Vorschläge zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Das, was sie als Symptome beschreibt, lässt sich größtenteils heute bekannten Krankheiten zuordnen, auch wenn sie anders benannt wurden.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#170275) Verfasst am: 26.08.2004, 08:24 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Grausig am Mittelalter war vor allem die Rechtslage und die Ausbreitung des Christentums. |
Oder auch das Verständnis von Rechtssprechung. NSK verurteilt ja auch durchaus den offensichtlich vorhandenen rechtsfreien Raum für Menschen ohne gesellschaftlichen oder politischen Einfluss. Ein Gottesurteil war sicherlich eine grauselige Angelegenheit. http://de.wikipedia.org/wiki/Gottesurteil
Beliebte Events waren z.B. das Gehen über glühende Kohlen oder das Herausholen von Gegenständen aus kochendem Wasser mit der bloßen Hand: verheilten die Wunden innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, galt der Angeklagte als unschuldig, taten sie das nicht, hatte halt Gott einen Schuldigen entlarvt. ...Und dies nicht nur im Mittelalter, sondern schon lange vorher und noch lange danach.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#170330) Verfasst am: 26.08.2004, 11:37 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Ich hätte aber auch nicht gerne in der Steinzeit gelebt (geschätzte Lebenserwartung 19 Jahre), nicht in der Antike, in der Frauen nicht viel zu sagen hatten, nicht in Indien zur Zeit der Witwenverbrennung, nicht in den 50er Jahren, als sich Frauen von ihren Männern noch ausdrücklich einer Erlaubnis holen mussten, wenn sie berufstätig sein wollten, oder auch nicht im 19. Jahrhundert, als Frauen noch an Kindbettfieber verreckt sind. So what? |
Tscho, die Lebenserwartung ist immer so'n Durchschnittswert. Man hat festgestellt, daß wenn Menschen das 20.Lebensjahr erreichten, sie gute Chancen hatten, zumindest nochmal 15, 20 Jahre länger zu leben. Älter als 50 Jahre wurde aber keiner mehr. Allerdings eine hohe Kindersterblichkeit. (Zumindest für die Bronzezeit weiß ich das, aus "European Societies of the Bronze Age".) Für die Antike gibt es so Zahlen, daß die Lebenserwartung eines Römers etwa 30, eines Germanen etwa 22 Jahre betrug. Auch wieder verrechnet: denn z.B. Augustus, Cato (der mit "Ceterum censeo Carthaginem delendam esse", Nestorius von Eleusis (der letzte Vorsteher der Mysterien; schrieb angesichts des Erstarkens des Christentums: "Jetzt beginnt die Zeit der Dunkelheit") wurden wesentlich älter. |
Genau die hohe Kindersterblichkeit ist dafür verantwortlich: Nahmen wir mal an, ein mensch kann 100 Jahre alt werden, aber nur 1/3 der Kinde rüberlebt das 1. Lebensjahr.
Dann ist das Durchschnittsalter aus einem Greis und zwei toten Babys 33!
So extrem ist es zwar nicht, aber die höchste Sterblichkeit gibt es halt unter Kindern und alten menschen. Rechnet man daraus einen Durchschnitt, ist der oft unerwartet niedrig.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#170335) Verfasst am: 26.08.2004, 11:47 Titel: |
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Ich hatte eigentlich schon als Grundwissen vorausgesetzt, dass es sich um eine durchschnittliche Lebenserwartung handelt.
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#170347) Verfasst am: 26.08.2004, 12:19 Titel: |
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Finsteres Mittelalter!?
Die Bezeichnung ist nicht sehr gut gewählt, für uns mag das MA durchaus finster sein und ein Leben dort würde uns sicher mißfallen (am aller wenigsten würden uns wohl die Wohnbedingungen stören).
Vermutlich wird in Jahrtausenden oder vieleicht in wenigen Jahrzehnten, irgendwer diese unsere Epoche, mit recht, als finster bezeichnen.
Im gegensatz zu den Menschen des Mittelalters aber müßen wir die heutigen Mißstände nicht als gottgegeben und unverrückbar ansehen und können mehr dagegen tun als je ein "Gemeines Volk" zuvor.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#170393) Verfasst am: 26.08.2004, 15:09 Titel: |
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Nur noch so eine Assoziation: Nachts war es in mittelalterlichen Städten verdammt dunkel. Heute ist es manchmal heller als Tagsüber.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#170401) Verfasst am: 26.08.2004, 15:41 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Ich hatte eigentlich schon als Grundwissen vorausgesetzt, dass es sich um eine durchschnittliche Lebenserwartung handelt.  |
Dachte ich mir schon.
Aber die Leute vergessen trotzdem gerne, wo diese herstammt und gehen dann davon aus, dass man in einer Gesellschaft, in der die Alterserwartung 30 beträgt keine 40-jährigen finden wird.
Fats genauso falsch ist der Satz "Wir werden heute immer älter", gefolgetr nur aus der Tatsache, dass das durchschnittliche Sterbealter steigt.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#170621) Verfasst am: 26.08.2004, 23:12 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Und dass du nicht gewillt bist zu differenzieren, um einzelne Aspekte zu betrachten, entnimmt man aus deiner erstaunten Frage "Wollt ihr denn im Mittelalter leben?", obwohl niemand etwas derartiges geäußert hat, sondern einige lediglich die Bezeichnung finster als Synonym für ein pauschales Urteil bekrittelt haben.
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Was Du da als angeblich "erstaunte" Fragestellung bekrittelst, habe ich so gemeint, wie ich es gemeint habe: Als ganz sachliche, interessierte Fragestellung (auch wenn Du es nicht glaubst).
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Ich poste das, über was ich Bescheid weiss bzw. was mich interessiert. So, und wenn ich über etwas, was mich interessiert poste, ich selber aber zuwenig weiss, werde ich Hinweise von anderen zwar zur Kenntnis nehmen, aber in diesem Moment eben noch nicht antworten, da dort dann erst der Erkenntnis- und Verarbeitungsprozess in Gang gekommen ist. |
Das nehme ich dir nicht ab. Wenn du wirklich einfach nur etwas über eine dir nicht so bekannte Epoche wissen möchtest, hättest du das Eingangsposting anders formuliert. Du hättest dann sicherlich recht brauchbare Informationen bekommen.
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Wie hätte ich denn dann fragen sollen, Deiner Meinung nach?
Mir ist dazu nämlich in der Tat keine andere Fragestellung als die meines Eingangspostings eingefallen. Und nochmal mit dem Begriff finster habe ich einen Begriff aufgenommen, der gesellschaftlich damit in Verbindung gebracht wird - dass ist kein automatischer Automatismus dafür, dass dies auch mit meiner diesbezüglichen Meinung gleichzusetzen ist.
Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Wie du gesehen hast, kamen entsprechende Rückfragen zu deiner negativen Wertung. Wenn ich einer Sache von vorn herein ein negatives Attribut gebe, signalisiere ich sicherlich kein Bedürfnis, mich weitergehend zu informieren. Deine Meinung stand von vorn herein fest und deine Folgepostings geben mir den Eindruck, diese Meinung einfach nur noch mal untermauern zu wollen.
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Ich kann Dir deinen Eindruck natürlich nicht nehmen; ich kann nur sagen, dass dem nicht so ist. Eher sogar im Gegenteil: Ich habe früher mit Begeisterung Burgen und mittelalterliche Städte besichtigt, ich habe sogar schon im historischen Sängersaal (dem Ort, an dem der historische Sängerkrieg stattgefunden hat) in der Wartburg bei Eisenach gesungen, und an die Ortschaft positive Erinnerungen; habe sogar mit Begeisterung an Ritter-Festspielen auf Mallorca als Zuschauer teilgenommen.
Solch eine Freude hätte ich wohl kaum gehabt, wenn ich eine angeblich negative Einstellung zum Mittelalter hätte. Nur, das was gewesen ist, muss man auch benennen können, ohne sich gleich dem Vorwurf des Negativismus auszusetzen - denn z. B. christl. Kreuzzüge, Raubritterüberfälle, Epidemien etc.... hat es nun einmal gegeben. Sollte ich diese Tatsache einfach vom Tisch wischen?
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air
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(#170638) Verfasst am: 26.08.2004, 23:58 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Svantevit hat folgendes geschrieben: | Grausig am Mittelalter war vor allem die Rechtslage und die Ausbreitung des Christentums. |
Oder auch das Verständnis von Rechtssprechung. NSK verurteilt ja auch durchaus den offensichtlich vorhandenen rechtsfreien Raum für Menschen ohne gesellschaftlichen oder politischen Einfluss. Ein Gottesurteil war sicherlich eine grauselige Angelegenheit. http://de.wikipedia.org/wiki/Gottesurteil
Beliebte Events waren z.B. das Gehen über glühende Kohlen oder das Herausholen von Gegenständen aus kochendem Wasser mit der bloßen Hand: verheilten die Wunden innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, galt der Angeklagte als unschuldig, taten sie das nicht, hatte halt Gott einen Schuldigen entlarvt. ...Und dies nicht nur im Mittelalter, sondern schon lange vorher und noch lange danach.  |
Steht auch in dem Artikel drin: Das mit den "Gottesurteilen" ist auch wieder so ein Zwiespalt. Einerseits sogar von kirchlicher Seite geächtet (1215), andererseits im Zuge der "Ketzer-" bzw. "Hexenverfolgung" immer wieder angewandt, man bedenke etwa den berüchtigten "Hexenstecher", einer der Proben, der man nicht entgehen konnte: blutete man nicht, so hatte der Teufel einen geschützt; blutete man aber, so hatte der Teufel einen geschützt . Aber einerseits hieß es auch "Ecclesia non sitit sanguinem" (eben eine kirchliche Ächtung der Todesstrafe) und andererseits, daß nicht zuletzt im berüchtigten "Hexenhammer" die Todesstrafe für alle "Ketzer" gefordert wird.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#171071) Verfasst am: 27.08.2004, 19:26 Titel: Re: Mittelalter |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Was eine Epoche dunkel macht, ist ihr Umgang eben mit diesen Krankheiten. |
Sicherlich nicht nur der Umgang mit den Krankheiten...
Noseman hat folgendes geschrieben: | Im MA wurden aufgrund der Pest Juden massakriert. Heutzutage werden Geschäfte damit gemacht. |
Damals wurden auch Geschäfte gemacht. Die Zünfte bereicherten sich masslos, als viele Bauern in die Städte flohen.
Auch die Pfaffen hofften, dadurch mehr Einfluss zu gewinnen, aber der Schuss ging nach hinten los, als sie sich dadurch massenweise selbst infizierten.
Trotzdem sahen sie viele Wissenschaftler und sogenannte "Hexen" als Konkurrenten an und bekämpften sie.
An Hygiene dachten damals nur die Wenigsten (auch der Papst soll sich zwei Große Fackeln neben seinem Stuhl angezündet haben, in dem Glauben, eine mögliche Infektion abzufangen).
Die Pest betraf grundsätzlich alle Schichten, aber die ärmeren hatten auch hier das Nachsehen. Wegen der katastrophalen Hygienischen Bedingungen fielen unter ihnen besonders viele zum Opfer.
Noseman hat folgendes geschrieben: |
Beides ist schlimm, aber unterscheidbar. Darum ist es legitim, wenn man unter diesem Aspekt von einem dunklen MA redet., es solte bloss nicht die heutige Zeit verherrlicht werden. Wir leben sozusagen im dunklen Kapitalismuszeitalter. |
Nein. Heute geht es den Menschen besser, als je zuvor.
Ausgenommen von diesem Wohlstand sind die primitiven Entwicklungsländer, die die Fortschritte noch nicht hinter sich haben.
Es gibt aber auch Entwicklungsländer die eh einigermassen fortgeschritten sind, bei denen aber der Lebensaufwandindex auf ein unerträgliches Mass gestiegen ist...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#171189) Verfasst am: 28.08.2004, 09:49 Titel: Re: Mittelalter |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Noseman hat folgendes geschrieben: |
Beides ist schlimm, aber unterscheidbar. Darum ist es legitim, wenn man unter diesem Aspekt von einem dunklen MA redet., es solte bloss nicht die heutige Zeit verherrlicht werden. Wir leben sozusagen im dunklen Kapitalismuszeitalter. |
Nein. Heute geht es den Menschen besser, als je zuvor.
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Erstens zweifel ich das an. Zweitens, wenn es denn so wäre, ist es angesichts des technischen Fortschrittes schon äußerst merkwürdig, wieso es nicht allen Menschen enorm viel besser geht..
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#171199) Verfasst am: 28.08.2004, 10:26 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Nein. Heute geht es den Menschen besser, als je zuvor. |
Für Lateinamerika, grosse Teile Afrikas und die meisten Industriestaaten ist diese Aussage sicher falsch, weil dort die Armut in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Aussagekräftig sind hier halt nicht Durchschnitteinkommen, da diese in den USA z.B. gestiegen sind, während die Einkommen der ärmeren Teile deutlich geschrumpft sind, was also nichts anderes bedeutet, als dass Kohle zu den Reichen umverteilt wurde (s. auch Kapitalismus-Thread).
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#171251) Verfasst am: 28.08.2004, 14:56 Titel: Re: Mittelalter |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Noseman hat folgendes geschrieben: |
Beides ist schlimm, aber unterscheidbar. Darum ist es legitim, wenn man unter diesem Aspekt von einem dunklen MA redet., es solte bloss nicht die heutige Zeit verherrlicht werden. Wir leben sozusagen im dunklen Kapitalismuszeitalter. |
Nein. Heute geht es den Menschen besser, als je zuvor.
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Erstens zweifel ich das an. Zweitens, wenn es denn so wäre, ist es angesichts des technischen Fortschrittes schon äußerst merkwürdig, wieso es nicht allen Menschen enorm viel besser geht.. |
Ein breitgefaecherter Blick auf die Entwicklung der 'Verteilungsmechanismen' duerfte diese Merkwuerdigkeit hinlaenglich erklaeren.
Polemik: Was wuerde passieren, zwaenge man alle Mineraloelgesellschaften ihr gesamtes Diebesgut inklusive des Zinseszins an die rechtmaessigen Eigentuemer zurueckzugeben..?
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#171410) Verfasst am: 28.08.2004, 21:00 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | Nein. Heute geht es den Menschen besser, als je zuvor. |
Für Lateinamerika, grosse Teile Afrikas und die meisten Industriestaaten ist diese Aussage sicher falsch, weil dort die Armut in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. |
Und ich persönlich fürchte, dass es sich in der Zukunft nicht grad entspannen wird, sondern eher das Gegenteil. Aber das ist ein anderes Thema...
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Monologist 'Pataphysiker
Anmeldungsdatum: 26.08.2004 Beiträge: 195
Wohnort: Berlin
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(#171492) Verfasst am: 28.08.2004, 23:59 Titel: |
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Vom Blickwinkel der Philosophie her jedenfalls, hat sich im Mittelalter, soweit ich weiss, Recht wenig getan. Der einzige Massgebende, den ich kenne ist Thomas von Aquin(Theologe und Philosoph). Was also in der Antike begann und in der Neuzeit weitergeführt wurde, stagnierte im Mittelalter nahezu.
_________________ "Wer über Falsch und Richtig spricht, ist ein Mensch des Falschen und Richtigen."
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rabenkrähe Gast
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(#171507) Verfasst am: 29.08.2004, 03:34 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Finsteres Mittelalter!?
Die Bezeichnung ist nicht sehr gut gewählt, für uns mag das MA durchaus finster sein und ein Leben dort würde uns sicher mißfallen (am aller wenigsten würden uns wohl die Wohnbedingungen stören).
Vermutlich wird in Jahrtausenden oder vieleicht in wenigen Jahrzehnten, irgendwer diese unsere Epoche, mit recht, als finster bezeichnen.
Im gegensatz zu den Menschen des Mittelalters aber müßen wir die heutigen Mißstände nicht als gottgegeben und unverrückbar ansehen und können mehr dagegen tun als je ein "Gemeines Volk" zuvor. |
Ja? Können wir das wirklich? Erzähl mal!
Ich bin zum Beispiel sehr dafür, daß nicht mehr gefoltert und keine Kriege mehr geführt werde.
Was kann ich tun?
bin rabekrähe
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rabenkrähe Gast
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(#171508) Verfasst am: 29.08.2004, 03:40 Titel: |
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Monologist hat folgendes geschrieben: | Vom Blickwinkel der Philosophie her jedenfalls, hat sich im Mittelalter, soweit ich weiss, Recht wenig getan. Der einzige Massgebende, den ich kenne ist Thomas von Aquin(Theologe und Philosoph). Was also in der Antike begann und in der Neuzeit weitergeführt wurde, stagnierte im Mittelalter nahezu. |
Bitte?
Das Mittelalter ist die Epoche des Umbruchs und der Neuorientierung. Zum Teil auch die Zeit der Kultivierung, des Ausbaus der Mächte einerseits, aber auch der beginnenden Freiheitsbestrebungen der Massen.
Dazu die irre Zahl an warer Kunst, die da geschaffen wurde unter unverhältnismäßigem Aufwand.
Davon wird heute, gemessen an den zur Verfügung stehenden Mitteln, ein Bruchteil angeboten.
Selbst im Bereich der Philosophie tat sich immens viel, die Vielfältigkeit wurde eine ganz andere, die Wissenschaft wurde fundierter, die Ordnung des Zusammenlebens eine völlig andere. Die Städte erlangten eine völlig andere, weitergehende Bedeutung.
Also die angebliche Stagnation hätte ich gerne schon ein bißchen fundierter erläutert.
Es gab stagnierende Zwischenphasen, was vor allem von Fehlernten und materiellem Niedergang rührte und regional höchst unterschiedlich verlief.
bin rabenkrähe
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Monologist 'Pataphysiker
Anmeldungsdatum: 26.08.2004 Beiträge: 195
Wohnort: Berlin
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(#171523) Verfasst am: 29.08.2004, 10:53 Titel: |
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Die Stagnation war allein auf die Philosophie bezogen. Soweit ich weiss verhinderte das Christentum eine Blüte dieser Geisteswissenschaft, da alle, die man heute als Philosophen bezeichen würde, versuchten, Glauben und die Lehren von Aristoteles oder Platon irgendwie anzupassen und konform zu machen. Man beschäftigte sich mit der Frage, ob Venunft und Glauben im Wiederspruch stehen und christianisierte dabei z.B. Platons Ideenlehre.
_________________ "Wer über Falsch und Richtig spricht, ist ein Mensch des Falschen und Richtigen."
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rabenkrähe Gast
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(#171837) Verfasst am: 30.08.2004, 03:17 Titel: |
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Monologist hat folgendes geschrieben: | Die Stagnation war allein auf die Philosophie bezogen. Soweit ich weiss verhinderte das Christentum eine Blüte dieser Geisteswissenschaft, da alle, die man heute als Philosophen bezeichen würde, versuchten, Glauben und die Lehren von Aristoteles oder Platon irgendwie anzupassen und konform zu machen. Man beschäftigte sich mit der Frage, ob Venunft und Glauben im Wiederspruch stehen und christianisierte dabei z.B. Platons Ideenlehre. |
Dem widerspreche ich vehement. Im Mittelalter bildeten sich erstaunlich viele weltanschauliche Richtungen. Das gilt nicht nur für die Abtrennung der Lutheraner vom Katholizismus, sondern für diverse andere kleine und größere Gruppen in Anlehnung an das Christentum.
Nie zuvor hat es einen derart intensiven Widerstand gegen die allmächtige Kirche gegeben.
Das war begleitet von verschiedenen weltanschaulichen Entwicklung, von der Stärkung persönlicher Rechte.
Es hätte zum Beispiel auch gar nicht die unterschiedlichen Kunstrichtungen gegeben, wenn dahinter nicht weltanschauliche Entwicklungen gestanden hätten.
bin rabenkrähe
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