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Defätist auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.06.2010 Beiträge: 8557
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(#1699374) Verfasst am: 26.10.2011, 14:29 Titel: |
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moritura hat folgendes geschrieben: | tridi hat folgendes geschrieben: |
dem urteil stimme ich zu. |
Ich nicht..... |
Ich ebenso wenig.
Vor allem stört mich der Schluss-Absatz: Zitat: |
Aus dem Grundgesetz ergebe sich zudem eine Sonderstellung des Religionsunterrichts. In Artikel 7 heißt es: "Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach." Der Verfassungsgeber habe sich damit bewusst dafür entschieden, Religion als Schulfach in der Verfassung zu bevorzugen. |
Das kann ich so nicht aus den Worten des Verfassungsgebers extrahieren. Ich bezweifle auch, dass das so in der Urteilsbegründung steht. Täglich setzen sich Kinder mit philosophischen Regeln und Kenntnissen ob bewusst oder unbewusst auseinander. Moral und Anstand wird ihnen in aller Regel zwar durchaus im täglichen Umfang vermittelt, jedoch nicht die Hintergründe, das "Warum?" Genau dabei könnte der Ethik Unterricht Abhilfe schaffen.
Noch schwerer wird es zu vermitteln, folgt man der Argumentation warum ethische Diskussionen und Normen des zwischenmenschlichen Verhaltens die kleinen Schüler überfordern sollten, jedoch fiktive Geschichten über religiös motivierte Hintergründe zu moralischen Fragen ausgerechnet nicht?
Zitat: | Abstrakte Diskussionen über ethische Problemfelder seien für Grundschüler nur schwer verständlich ..... |
Bei der Erstellung der Lehrpläne für die Grundstufen sind sicherlich auch Leute ohne jegliche psychologische und didaktische Vorbildung unterwegs, die dann genau diese Art an Problemfeldern als Lernstoff abfordern würden. Als gäbe es nicht altersspezifische Anpassungen des Lernstoffs. Dieses "Argument" erscheint mir noch vor allen anderen nur vorgeschoben.
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Malwieder meinStichwort
Anmeldungsdatum: 21.06.2011 Beiträge: 331
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(#1699392) Verfasst am: 26.10.2011, 15:46 Titel: |
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Um noch einmal auf die Geschichte der bekenntnisfreien Schulen zurückzukommen:
http://www.dadaweb.de/wiki/Schulen,_Weltliche
Zitat: | Bei der verfassungsrechtlichen sowie bildungspolitischen Diskussion 1918/19 kam es jedoch lediglich zu jenem legendären „Weimarer Schulkompromiß“, bei dem die SPD dem Zentrum gegenüber ihre alte sozialdemokratische Forderung nach einer weltlichen Schule aufgab und Zugeständnisse an das konfessionelle Schulsystem als Regel- und Pflichtschule machte.[...] konnten Weltliche Schulen nur dort entstehen, wo sich Eltern und Lehrer gemeinsam für sie engagierten. Für Hannover (vgl. hierzu Arbeitskreis Weltliche Schule Alemannstraße 1988; Weltliche Schule Fröbelstraße 1987) sah dies so aus, dass in den 1920er Jahren an insgesamt fünf Weltliche Schulen mit 48 Klassen ca. 4.000 Volksschüler (1931) – das sind ca. 10 Prozent der Gesamtzahl – unterrichtet wurden. Die Auflösung dieser Schulen erfolgte unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis 1933. |
oder http://www.ibka.org/artikel/miz92/weltliche_schulen.html
Sind sie denn Geschichte oder gibt es aktuell z.B. im Osten noch bekenntnisfreie Schulen?
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden
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(#1699535) Verfasst am: 26.10.2011, 23:34 Titel: Ferrer und HVD-Schulen |
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Malwieder hat folgendes geschrieben: | (...)
Sind sie denn Geschichte oder gibt es aktuell z.B. im Osten noch bekenntnisfreie Schulen? |
mmh,
meines Wissens nicht - es sei denn man würde die HVD-Schule in Berlin dazu zählen. Diese kann man getrost auch als eine 'weltliche' Schule bezeichnen.
Link mit Infos zu Programm und Ausrichtung findest Du hier:
http://www.humanistische-schule-berlin.de/konzeptionelle-leitgedanken-der-ersten-humanistischen-schule
Für Berlin habe ich kurioser Weise keine Gebühren gefunden - aber ansonsten, das heißt beispielsweise in Nürnberg, sind HVD-Schulen Privatschulen.
Das ich von diesen Schulen nicht viel halte, habe ich schon anderer Stelle kundgetan
Historisch sei noch auf das Beispiel der "Modernen Schule" von Ferrer verwiesen, eigentlich Escuela Moderna.
Über die Bedeutung dieser Schulen und ihres Gründers Francisco Ferrer habe ich mal vor 2 Jahren bei uns in der Gemeinde referiert. Link mit Flyer zur Veranstaltung hier:
http://www.ibka.org/node/907
Nur kurz dazu,
Ferrer, Atheist, sprach sich entschieden gegen einen religionsfeindlichen Unterricht aus. Ihm ging es darum, im Fach Religion, über Religionen und Anschauungen zu informieren, nicht für den Atheismus zu missionieren. Allerdings nahm die Religionskunde nur einen kleinen Teil des Unterrichts ein, weit größer war der Anteil von Naturwissenschaften und Sprachen. Ebenso wurden auch Dinge wie Hygiene vermittelt. Vieles von dem, was er in seinem Werk 'Moderne Schule' formuliert hat, findet sich so ähnlich auch im Lebenskunde oder Ethik Unterricht.
Aber ohne einen reichen Mäzen hätte diese Form der 'Arbeiterschule' niemals an den Start gehen können - und sie waren auch wichtige Schulen für Anarchisten.
Edit 0:40 Rechtschreibung
_________________ Derzeit ohne Untertitel
Zuletzt bearbeitet von Religionskritik-Wiesbaden am 27.10.2011, 00:40, insgesamt einmal bearbeitet |
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Malwieder meinStichwort
Anmeldungsdatum: 21.06.2011 Beiträge: 331
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(#1699562) Verfasst am: 27.10.2011, 00:30 Titel: |
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Ja, HVD ist weltlich aber nicht wirklich bekenntnisfrei.
Zur weltlichen Schule musste ich ausweichen, da für bekenntnisfreie Schule nur und ständig der Absatz des Artikel 7 GG genannt wird
Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.
Da diese Möglichkeit vom GG gegeben ist, wundert es mich, dass sie offenbar nicht genutzt wird.
Dieser Religionsunterricht ist so eine Selbstverständlichkeit und gleichzeitig völlig unwichtige Nebensächlichkeit, dass sich keiner einen Kopf drum macht (außer die Kirchen)
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Malwieder meinStichwort
Anmeldungsdatum: 21.06.2011 Beiträge: 331
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Naastika RL rulez<->auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.11.2003 Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen
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(#1710609) Verfasst am: 08.12.2011, 11:48 Titel: |
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Malwieder hat folgendes geschrieben: | ..........
Dieser Religionsunterricht ist so eine Selbstverständlichkeit und gleichzeitig völlig unwichtige Nebensächlichkeit, dass sich keiner einen Kopf drum macht (außer die Kirchen) |
...und den Atheisten...
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Naastika RL rulez<->auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.11.2003 Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen
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(#1710610) Verfasst am: 08.12.2011, 11:54 Titel: |
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Niedersachsen, weiter so! Was die Berliner können, das könnt ihr auch!!
"Offenbar planten die Grünen auch, die Gestellungsverträge des Landes mit den evangelischen Landeskirchen und den katholischen Diözesen für die katechetischen Lehrkräfte aufzukündigen. „Laut ihrem Änderungsantrag zum Haushaltsplan der Landesregierung für 2012/2013 sollen jedenfalls die Mittel für die Gestellung der katechetischen Lehrkräfte von über 12 Mio. Euro auf null Euro reduziert werden“, stellte Busemann fest."
Nachtigall, ick hör dir trapsen!
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Vronib111 registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.09.2006 Beiträge: 1048
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(#1711278) Verfasst am: 11.12.2011, 16:44 Titel: |
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Malwieder hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | caballito hat folgendes geschrieben: | BiDi hat folgendes geschrieben: | Nö - man weiss nie, wann der Religionsunterricht stattfindet. Der gehört nämlich zum facherübergreifenden Unterricht und wird dann gegeben, wenn der Klassenlehrerin (die unterrichtet alles bis auf Sport) es passt. |
Sehr interessante Theorie ... nur leider daneben. |
Das sind in der Tat sehr interessante Vorstellungen. Meines Wissens gibt es auch in der Grundschule einen festen Stundenplan. Von dem kann man mal mit speziellen Gründen abweichen, aber doch nicht einfach nach Belieben Unterricht geben? |
Rhythmisierung nennt man das wohl. Habe ich schon von freien Schulen oder Ganztagschulen gelesen.
"Bildung von individuellen und bedarfsgerechten Lerneinheiten, die durchsetzt sind von Bewegungs- und Erholungseinheiten nach Bedarf der Schüler." |
Also rechtlich muss zumindest der Religionsunterricht innerhalb einer festen Struktur (Stundenzahl etc. stattfinden. Das haben sich die sog. "Grosskirchen" (Man beachte diesen terminus technicus der Juristerei) so ausbedungen, damit hier nichts verfälscht werden kann.
Ich bin total für Religionsunterricht in der Grundschule, aber nur wenn die Eltern das für deren Kinder wollen, und dies dann auch selbst (ohne Staatsgelder für das Lehrpersonal, die Versicherung, die Bücher, die Raummiete, die sonstigen Mietnebenkosten etc.) bezahlen, bzw. Ihnen hier die Kirchen mit dem Weltbild-Verlag Umsatz von ca. 1,6 Milliarden Euro, den Umsätzen aus der Caritas Freiburg/ Caritas International, dem Benno-Verlag etc. zur Seite springen.
_________________ Ich bin nicht mehr aus Überzeugung römisch-katholisch, sondern ausgetreten!!!
Umso mehr bin ich für strikte (finanzielle) Trennung von Kirche und Staat! Opus Dei oder die Piusbrüder mag ich schon gleich überhaupt nicht!
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3632
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(#1711617) Verfasst am: 12.12.2011, 18:59 Titel: |
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Die Religionslehre ist im Wesentlichen Geisterlehre (Theologie als Pneumatologie). Den Kindern wird als angeblich feststehende Wahrheit gelehrt, dass es ein übernatürlich-übersinnliches Geister-/Seelenreich gibt und göttliche, engelische (gute), teuflische (böse) und menschliche Geister/Seelen. Die Vermittlung und Verbreitung des Geister-/Seelenglaubens ist die primäre Funktion des Religionsunterrichtes.
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Netjoker Joker
Anmeldungsdatum: 22.12.2011 Beiträge: 23
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(#1713856) Verfasst am: 22.12.2011, 15:25 Titel: Re: Religionsunterricht (bzw. keiner) in der Grundschule |
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BiDi hat folgendes geschrieben: |
[...]Achja: Begründung der Schulleitung: Nicht genug Lehrer, nicht genug Räume. [...]
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Na ja..., mit der Begründung ließe sich auch der Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen von der allgemeinen Schulpflicht rechtfertigen.
Nach meiner bescheidenen Ansicht hat Religion/Konfession in einer öffentlichen Schule ohnehin nix zu suchen.
Wer seine Kinder indoktrinieren will (was eigentlich an sich auch schon grenzwertig ist) der soll das gefälligst privat veranstalten.
Gruß
Netjoker
_________________ Wissenschaftler werden nur deshalb überproportional oft überfahren, weil es meist einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt, das herannahende Auto zu verifizieren.
(Netjoker 2011)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26509
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1732898) Verfasst am: 28.02.2012, 09:47 Titel: |
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Ichhatte hier schon mal Bezuig zu normalen Unterrichtsmaterialien in der Grundschule genommen:
fwo hat folgendes geschrieben: | ....
ich habe inzwischen nachgesehen, was das für Materialien sind, mit denen die da arbeiten:
Code: | http://www.buchverlagkempen.de/index.php?page=shop.product_details&flypage=flypage_new.tpl&product_id=629&category_id=238&option=com_virtuemart&Itemid=82
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Das ist das Buch (bzw. die Kopierseiten) "Weltreligionen" von Anke Rölleke (BVK PA143). Das sind "kindgerechte" Darstellungen der einzelnen Religionen auf wenigen Seiten (Christentum 3, Islam 2 Seiten). Die Zusammenfassung des Verlages (siehe Link) lautet:
Zitat: | Erste Begegnungen mit Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus
Um anderen Menschen und Kulturen gegenüber aufgeschlossen zu sein, sollten Kinder von klein auf damit in Berührung kommen. Mit dem neuen Heft „Weltreligionen“ entdecken die Kinder selbstständig Gemeinsamkeiten und Unterschiede der fünf Weltreligionen Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus.
Zu allen Religionen finden sich Informationstexte sowie vielfältige handlungsorientierte Angebote, die die Neugier auf die fremde Religion wecken. Kreuzworträtsel, Suchsel und ein Spiel runden das Angebot ab. Zum Abschluss der Unterrichtsreihe ermöglichen Lernzielkontrollen einen Überblick über den Lernfortschritt.
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Ich habe mich inzwischen mal mit dem Lehrer über die Vorstellung des Atheismus während der Religionskunde unterhalten und der war durchaus angetan, allerdings gäbe es kein Material hierzu.
Kennt jemand ein 2 bis 3 seitiges humanistisches Unterrichtsmaterial, das sich für die Vorstellung eines gottlosen Lebens in der Grundschule eignet?
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Malwieder meinStichwort
Anmeldungsdatum: 21.06.2011 Beiträge: 331
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(#1732908) Verfasst am: 28.02.2012, 10:47 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Kennt jemand ein 2 bis 3 seitiges humanistisches Unterrichtsmaterial, das sich für die Vorstellung eines gottlosen Lebens in der Grundschule eignet?
fwo |
Nö, kenne ich leider nicht.
Aber vielleicht haben die von der humanistischen Lebenskunde eine kindertaugliche Selbstdarstellung in Kurzfassung?
Mal anfragen: http://www.lebenskunde.de/
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